Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Viel Arbeit. Ich spüre erste Urlaubsreife. Drei Monate noch bis zum Weihnachtsurlaub. Das ist, wenn ich es so aufschreibe, eine ziemlich lange Zeit. Andererseits ein Zeitraum mit vielen kleinen Meilensteinen, der verfliegen wird.

Außerdem sind die Bürowolken immer sehr schön.

Der Himmel über dem Industriegebiet

Viel Freude. Die Arbeit, sie macht Freude. Ein ausgefüllter Tag, gut zu tun, kein Leerlauf, aber auch nur wenig Stress, der zehrt. Dafür tolle Kunden, interessante Projekte und ein klasse Team – ein wirklich grandioses Team. Sagte ich schon, dass meine Kollegen super sind?

Wild und gefährlich. Beim Yoga verunglückt, auf der Fußmatte der Yogalehrerin ausgeglitten. Supinationstrauma! Außenbandeskalation! Aber alles im Rahmen, nichts im Vergleich zu einem Männerschnupfen. Dennoch: ein weiterer Grund, diese brutale Risikosportart nicht zu unterschätzen.

Bewegungstherapie. Erneut mit den Kalendergirls trainiert. Den Juni und den Juli kennengelernt. Tempogegenstöße gelaufen. Oder sagen wir: Zeitlupenstöße. Aber hey: So kann der Zuschauer meine … uhmm, Ästhetik länger genießen.

Pflaumen döppen. Am Wochenende habe ich den ersten Pflaumenkuchen des Jahres 2015 gebacken. Nur lecker mit Quark-Öl-Teig.

Ich sollte allerdings besser im eigenen Blog recherchieren, denn ich habe das falsche Rezept genommen. Außerdem ist mir der ganze Haufen Quark in die Schüssel gefallen. Fluffigkeitsfiasko! Ich werde die Backung wiederholen müssen, so ein Ärger.

Geschmack: 2-, Boden: 5+, Optik immerhin: sensationell.

Pflaumenkuchen mit Quark-Öl-Teig

 

Aufgeschnappt:

Gehirne von Kreativen haben eine erhöhte Anfälligkeit für Verzweiflung, da sie pausenlos Probleme höchster Komplexität lösen.*

Ich empfinde es eher als das Gegenteil: Weil ich ständig Fragen von hoher Komplexität vor mir habe, ist meine Verzweiflungstoleranz enorm gestiegen. Et hätt noch emmer joot jejange.

Beginnen wir einmal ganz von vorn, quasi bei der Erfindung des Blogs:

Es gibt in diesem Internet ein Blog – ich möchte behaupten: Dieses Blog ist die Mutti aller Muttiblogs. Es besteht seit 2004, einer Art paläodigitalem Zeitalter, in dem wir mit Klapphandys telefonierten und unsere Rezepte im Dr.-Oetker-Schulkochbuch googelten, in dem wir mit gewaltsam gegen den Knick gefalteten Falk-Plänen durch Städte gingen und es noch zwei Jahre dauern sollte, bis Twitter erfunden wird.

Vor elf Jahren also, als Gerhard Schröder Bundeskanzler war und die Gartenbohne das Gemüse des Jahres wurde, setzte sich die Mutter der Mutti aller Muttiblogs an einen Schreibtisch und begann zu bloggen.

Diese Frau, die Pionierin des Erzähltippens, heißt Patricia Cammarata, formally known as Das Nuf. Und Patricia hat nun ein Buch veröffentlicht.

Patricia-Cammarata-Mama-Arschbombe

Endlich!, möchte man sagen, nach so vielen Jahren. Denn ich mag Patricias Schreibstil: entspannt und selbstironisch, satirisch und humorvoll – das passt alles wunderbar. Insbesondere zum übergeordneten Thema des Blogs passt es gut: Leben mit Kindern.

Patricias nicht vorhandene Leidenschaft für Brotdosen, ihr ebenso engagierter wie erfolgloser Versuch als Bastelmutti, ihr nimmermüdes Engagement in Sachen Aufwachteller – das alles macht sie unglaublich sympathisch (ein Eindruck, der sich übrigens besätigt, wenn man sie trifft). Darüber hinaus bloggt Patricia auch über Nicht-Eltern-Themen – ein großes Qualitätsmerkmal eines Elternblogs, wie ich finde.

Ein Buch also. Es heißt „Sehr gerne, Mama, Du Arschbombe“ – ein Titel, der den Inhalt treffend zusammenfasst.

Eigentlich bräuchte ich nun nicht weiter fortfahren, denn hey! Ein Nufbuch! Außerdem hat  Christian vom Familienbetrieb bereits alles über das Buch gesagt. Trotzdem ein paar Worte meinerseits:

Das Buch bündelt Beiträge aus dem Blog; es ist eine Art Kurzgeschichtensammlung. Manch einer mag das kritisieren, ich halte das für ein Format, das seine Berechtigung hat. Schön kompakt zum Durchblättern die Höhepunkte aus elf Jahren Blog (und ungefähr so vielen Jahren Familienleben), in mundgerechten Häppchen und handlich verpackt zum Immer-wieder-in-die-Hand-nehmen, zum Aufs-Klo-legen und Beim-Bahnfahren-Lesen. Und natürlich zum Verschenken – für all die vielen Menschen, die Blogs noch nicht für sich entdeckt haben.

Ich selbst kannte übrigens nur rund ein Drittel der Beiträge und habe mich gefreut, die anderen zu lesen.

Am Ende noch zwei Kritikpunkte, die aber eher in Richtung Lektorat gehen. Zuerst zur Sortierung der Geschichten, denn die Chronologie ist irreführend:  Mal ist Kind 1.0 klein, in der nächsten Geschichte ist es Teenager, dann wieder klein; das hätte man besser machen können – hängt aber möglicherweise mit der Untergliederung in Kapitel zusammen, die sich mir nicht erschlossen hat. Einfach chronologisch hintereinander weg, ohne künstlische Themeneinteilung, das wäre besser gewesen. Zweiter Wehrmutstropfen ist der Untertitel „Tiefenentspannt durch die Kinderjahre“. Die Erzählerin (von der Autorin weiß ich es nicht) ist mitnichten immer tiefenentspannt – das macht es doch gerade so gut! Warum also dieser Mainstream-Untertitel?

Insgesamt: schöne Lesefreude mit ein paar wirklich herzlichen Lachern und vielen Schmunzlern. Ich habe das Buch schon dreimal verschenkt.

*

Das Buch wurde mir zur Rezension zur Verfügung gestellt. Ich hätte es mir aber auch so gekauft, als alter Nufgroupie. 

Wenn es stürmisch ist, mag ich den See am liebsten.

Phoenixsee_Panorama_September_01x

An warmen Tagen, wenn die Sonne scheint und der Himmel wolkenlos ist, flanieren Mann und Maus um den Phoenixsee, die Strukturwandelpfütze Dortmunds. Der See liegt da wie im Wasserglas, die Wiesen und Wege sind voll, ein träges Spaziergehwieweitnochichwilleineisgefühl wabert ums Ufer.

Ist es aber regnerisch, sind die Spazierwege leer. Nur ein paar unerschrockene Hundebesitzer zerren ihren Fiffi ums Gewässer, zügig, zügig, nicht zu lange schnuppern, damit sie bis zum nächsten Schauer wieder am Auto sind. Der Wind weht in Böen über die Fläche. Bäume biegen sich, Haare wehen ins Gesicht, werden wieder herausgestrichen, wehen wieder vors Auge.

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Der See mag den Wind und der Wind mag den See. Das Wasser kräuselt sich, es klatscht an die Stege, das Schilf wiegt sich, Enten schunkeln auf den Wellen, Möwen werden durch die Luft gepustet, Wolken türmen sich über dem Ufer.

Ein Luftballon weht über das Wasser, rot, mit einer Botschaft am Geschenkbändchen. Er sinkt hernieder, mitten auf dem See, das Papier berührt das Wasser, einmal, zweimal, dreimal, dann kommt eine Böe und trägt ihn wieder empor, über den See, über das Ufer und fort.

Phoenixsee_Panorama_September_03x

Das ganze Panorama wirkt zerzaust, und vielleicht ist genau das der Grund, warum ich den See bei Sturm mehr mag als bei schönem Wetter: Die Natur sorgt für Unaufgeräumtheit in der reißbrettgeplanten Naherholungsidylle.

Gelesen:

Ersther Verhoef: Gegenlicht

Darum geht’s:

Vera ist Ende 30 und verheiratet mit Lucien. Doch die Ehe steht auf der Kippe: Lucien und sie leben nebeneinander her. Vera hat bereits seit einiger Zeit einen Liebhaber. Sie ist rastlos und kann nicht mit ihrer Vergangenheit abschließen: Ihre Mutter erkrankte an Depressionen, als Eva etwa 10 Jahre alt war. Sie verbrachte die meiste Zeit in psychiatrischen Kliniken. Veras Vater und Großmutter schwiegen die Mutter daraufhin tot. Zudem wurde Vera in der Schule gehänselt.

So war’s:

Das Buch wechselt kapitelweise von der Gegenwart in die Vergangenheit, so dass es zwei Handlungsebenen gibt: die der Vera im Alter von Ende 30 und die im Alter von ungefähr 10 Jahren. Die Vergangenheit erkärt Veras Verhalten in der Gegenwart, wo Vera dabei ist, sich, ihre Ehe und ihre Vorstellungen vom Leben zu finden.

Dem Handlungsstrang in der Gegenwart mochte ich gerne. Esther Verhoef zeichnet die Paarbeziehung mit ruhiger Hand. Das lässt sich gut verfolgen und flüssig runterlesen – auch wenn ich mir ein etwas differenzierteres Bild gewünscht hätte, vor allem von den Nebenfiguren: dem Ehemann Lucien als auch von Liebhaber Nico. Die Beziehung zu letzterem kam mir bei der Lektüre deutlich zu kurz; in ihr finde ich auch die Figur der Vera nicht schlüssig.

Nicht glücklich bin ich mit dem Handlungsstrang in der Vergangenheit. Ich hatte den Eindruck, Esther Verhoef versucht sich sowohl sprachlich als auch im Denken auf die Ebene des Kindes zu begeben. Das wirkt sehr bemüht. Die Gefühlswelt des Kindes ist mir dabei zu eingeschränkt und deshalb nicht authentisch; ein innerer Widerstreit findet kaum statt; die Figuren sind mir zu holzschnittartig.

Nichtsdestotrotz kein schlechter Roman – ein solides Werk.

*

Das Buch wurde mir zur Rezension zur Verfügung gestellt. Ich rezensiere nur Bücher, die ich mir auch gekauft hätte.

Hamburg-St. Georg. Ich fotografiere das Schild.

Schild in Hamburg-St. Georg: Homophobie ist kacke

Ein älterer Herr kommt herangeschlappt.

„Was heißt’n das – Homophobie?“
„Das ist Angst vor Homosexuellen.“
„Kann ich mir nicht leisten. Hab schon Sodbrennen.“
„Ach“, sage ich und schaue ihn an.
„Nehm‘ zehnmal am Tag ne Pille dagegen. Nützt nix!“
„Oh je.“
„Hier“, er deutet auf seinen Hals. „Brennt wie Feuer. Aber letztens hat mich ne Wespe da reingestochen. Ein Rie-sen-flatschen! So dick!“
„Huch.“
„Aber wissen’se was? Seitdem hab ich kein Sodbrennen mehr.“

Dann schlappt er weiter.

Twitterlieblinge 8/2015:

https://twitter.com/Buddenbohm/status/628514072191979521

https://twitter.com/RitaKasino/status/629260379412111360

https://twitter.com/MaGeLaNe72/status/630676901053472768

https://twitter.com/Kralle2000/status/632897395588788224

https://twitter.com/FunnyVines/status/634050425642049536

https://twitter.com/SE7ENBEN/status/635349933982371840

https://twitter.com/MerielMyers/status/635932990401589248

https://twitter.com/giardino/status/636506840327700480

https://twitter.com/alles_b/status/636878953890889728

Seit vier Monaten mache ich jetzt Yoga; der Einstieg war, nun ja, unerwartet.

Unsere Yogagruppe ist eine Gruppe ehemaliger Arbeitskollegen, hinzu kommen ein paar Freunde von Freunden, über Umwege Hinzugekommene. Wir sind allesamt maximal unesoterisch, eigentlich gibt es uns nur, weil die Redakteurin eine Ausbildung zur Yogalehrerin macht und sie Übungsobjekte braucht, weshalb der Vertrieb, die Gestaltung, die Programmierung und ich nun solidarisch Sonnengrüße produzieren.

In unserem Kurs geht es jedesmal sehr lustig zu, wir nehmen uns nicht sehr ernst. Das ist auch besser so, denn wir sind – ohne meinen Mitturnern zu nahe zu treten – fürchterlich schlecht. Denn auch wenn es im Yoga nicht darum geht, sich mit anderen zu messen und zu zeigen, wie gut man ist: Ich möchte die Unternehmung  nicht beschönigen. Das macht uns wiederum zu idealen Übungsobjekten.

In dieser Stunde geht es um die Hüftöffnung. Wir öffnen in jeder Stunde unsere Hüfte und unser Herz, für mein Empfinden sogar sehr ausführlich, aber es geht wohl noch mehr. Wir beginnen heute, indem wir uns auf einen Klotz setzen, die Beine anwinkeln, spreizen und unsere Ellbogen dazwischen klemmen.

„Genießt die Dehnung in euren Oberschenkeln“, sagt die Yogalehrerin.
Ich genieße zunächst meinen Hintern, in den sich der Klotz hart einarbeitet. Der Klotz (nicht der Hintern) ist erstaunlich klein, um darauf zu sitzen; geradezu obszön winzig, wenn man das Gleichgewicht halten möchte.
„Streckt den Rücken.“
Jaa … eeeh …. wenn ich den Rücken strecke, muss ich die Beine auch strecken …
„Zieht die Beine noch etwas zu euch heran.“

Das ist so ein Grundgefühl beim Yoga: In die andere Richtung würd’s mehr Sinn machen.

Wir hängen bald im Hund, das geschieht unweigerlich, der erste ist immer der schlimmste. Die Lehrerin geht herum und korrigiert, und während sie korrigiert, hängen wir und stemmen uns, die Zeit verrinnt, Universen werden geboren und verglühen wieder.
„Entspannt euch.“
Sie sagt das immer genau zu dem Zeitpunkt, an dem meine Arme zu zittern beginnen. Wir haben da ein super Timing.
„Spürt eure Mitte.“
Ich spüre vor allem den Schmerz in den Schultern.
„Wir werden heute oft in den Hund zurückkommen.“
Ach je.
„Genießt dann die Ruhe und die Entspannung.“
Der Gärtnerfreund neben mir brummstöhnt.

Nach vier Stunden vierzig (und das, obwohl der Kurs nur eine Stunde dauert!) dürfen wir ein Liegestützbrett werden, der Bauch ist stark, ganz stark, wir halten noch ein wenig – und dürfen danach in die Kobra gleiten. Bei der Kobra darf man auf dem Bauch liegen. Der Vertrieb und ich, wir sind, je weiter die Stunde fortschreitet, ein immer dynamischeres Brett und eine immer ausführlichere Kobra.

Wir grüßen ein paarmal die Sonne, werden Hund und Brett und Kobra und danach ein Krieger. Beim Krieger hoffe ich immer, wir alle hoffen es, dass die Lehrerin nicht zu uns kommt und unsere Hüfte richtet, unsere Beine auseinanderdrückt und uns tiefer stupst, denn spätestens dann beginnen die Schenkel bestialisch zu brennen, dann kann man auch nicht mehr mogeln (obwohl wir natürlich nie-niemals mogeln, denn wir tun das ja alles nur für uns und nicht für jemand anderen).

//*pädagogischer Gesichtsausdruck

Vom Krieger aus puzzeln wir uns über Umwege in eine Taube. Sitzend, das vordere Bein gebeugt vor dem Körper, das hintere gestreckt, richten wir uns erst auf und beugen uns dann nach vorne. In meinen Garten kommt auch immer eine Taube, sie heißt Gundula und ist ein bisschen dicklich; am liebsten hockt sie unterm Baum, nachdem sie vorher Sonnenblumenkerne verdrückt hat. Ich dehne also meinen Po und strecke und recke mich. Die Lehrerin geht zum Programmierer und drückt und richtet ihn. Er wendet den Kopf und schaut mich flehend an, seine Augen treten leicht aus den Höhlen – „Rette mich!“, rufen sie. Aber hey: Jeder ist mal dran.

Wir beenden diese Kursstunde in einem … Dings. Schauen Sie sich das Foto an, das ist wirklich ein Zufall: Exakt so sieht es bei mir auch aus, sehe ich aus – geschmeidig und doch kraftvoll mit einer starken Mitte.

//*Pokerface

Yoga soll glücklich machen, Lebensgeister wecken, den Blick und die Perspektive verändern. Der Tekkie bringt es nach dem Kurs auf den Punkt: „Seit ich Yoga mache, kann ich die Stunden, in denen ich nicht Yoga machen muss, viel mehr genießen.“

Wir machen alles richtig.

Am Wochenende war ich in Hamburg.

Blick vom Michel: Panorama über Elbe, Elbphilharmonie und Hafen

Ich war schon ein paar Jahre lang nicht in Hamburg. Es war Zeit, wieder hinzufahren. Ziel- und anlasslos – so, wie ich manchmal nach Berlin fahre. Oder nach München. Es gibt halt Städte, die mag ich regelmäßig besuchen. Außerdem wohnen in jeder Stadt Blogger oder Twitterer. „Man kann sich ja auch mal offline treffen“, denke ich mir bisweilen, wenn ich meinen sozialen Tag habe – so von Mensch zu Mensch, mit angucken.

In Hamburg wohnt zum Beispiel Frau Zimt. Nach einer Fahrt im Saunaexpress IC 2218 begrüßte sie mich stilecht mit einem kalten Astra. Das war schonmal ein guter Einstand ins Wochenende; und weil man auf einem Bein nicht stehen kann, gab es später an der Elbe noch ein zweites, während wir aufs Wasser starrten.

Eine Flasche Astra Alsterwasser vor der Kulisse der Elbe mit Hamburger Hafen

Aufs Wasser starren ist eine sehr beruhigende Sache und, wie sich herausstellte, eine der Tätigkeiten, die man in Hamburg besonders gut tun kann, auch als Laie. Der Wind wuschelt durch die Haare, Wellen klatschen gegen das Ufer, Schiffe ziehen vorbei. Es gibt keinen Grund, an etwas zu denken. Außer daran, wie der Wind wuschelt und die Wellen klatschen.

Natürlich muss man in Hamburg Bötchen fahren. Allein schon, um sich schunkeln zu lassen. Das ist dann sozusagen Wasserstarren, Level 2. Der HVV, der öffentliche Nahverkehr, bietet zu diesem Zweck freundlicherweise kostengünstigen Wassertransport an.

Hafenrundfahrt. Frau Nessy spiegelt sich im Außenbordspiegel.

Mit dem HVV sind wir an einen Strand gefahren. Von dort aus starrten wir wieder aufs Wasser.

Elbstrand. Leute baden. Containerschiff fährt vorbei.

Sie könnten jetzt den Eindruck gewinnen, als seien meine Freizeitaktivitäten in Hamburg etwas einseitig gewesen. Das stimmt so nicht, ich bin auch durch die Gegend gelaufen, durch den Elbtunnel, ich habe den Michel erklommen, war shoppen (<3), habe Urzeitdinge angeschaut und so viel Knoblauch gegessen, dass Stechinsekten vor meinem Gesicht ohnmächtig zu Boden fielen. In diesem Zusammenhang ein Tipp (#serviceblog): Wenn Sie in Hamburg Indisch essen gehen möchten, tun Sie das bei Ashoka. Frau Zimt, die Welt des Wissens und ich – wir waren so vollgefuttert, es ging am Ende nicht mal mehr ein Mangolassi rein.

Nichtsdestotrotz: Dasitzen und gucken ist in Hamburg eine der top Urlaubsaktivitäten – Leute, Schiffe, Hunde, Möwen, Spatzen, noch mehr Leute, noch mehr Schiffe.

Immer, wenn ich am Strand sitze oder ich Seeluft atme, werde ich übrigens unglaublich müde. Am Elbstrand bin ich nur deshalb nicht eingeschlafen, weil meine angewinkelten Beine ständig umfielen. Am Abend berührte mein Kopf kaum das Kissen, schon lag ich im Tiefschlaf. Keine wilden Träume, keine Grübeleien, kein Fremdeln, kein Wachliegen, kein Herumwälzen. Sehr erholsam, dieses Hamburg. Hätte ich keinen Grund gehabt aufzustehen, läge ich heute noch dort, den Mund leicht geöffnet, aus dem Rachen ein rhythmisches Röcheln.

Der Anlass, warum ich mich trotzdem erhob, war die liebe Frische Brise.

Was Hamburg im Übrigen auch sympathisch macht: Am Bahnhof werden Waffeln am Stiel verkauft. Auf der internationalen, 10-stufigen Waffelskala bekommen die Waffeln mindestens eine 8, wenn nicht gar eine 9. Das ist ganz klar Waffel-Champions-League.

Tschüss, Hamburg! Herzwaffel vor Bahnhofskulisse.

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Mehr Bilder:

Elbe, im Vordergrund: Totenkopfmalerei auf Stein

Landungsbrücken

Michel-Hochhäuser

Michael: Treppenhaus

Alter Elbtunnel. Blick in die Flucht des Tunnels. Fahrradfahrer in der Ferne.

Alter Elbtunnel: Blick von unten in die Kuppel des Eingangs

Alter Elbtunnel: Eingang. Blick von oben auf Passanten durch ein gespanntes Netz.

Portugiesisches Viertel: Vespa vor buntem Beet

Altbaufenster mit einem auf die Fassade gemalten Rotkehlchen.

Hamburg, Dom: Riesenrad bei Nacht

Bis zum nächsten Mal, Hamburg!

Noch ein Buch gelesen:

Einzlkind: Gretchen (Buchabbildung)

Darum geht’s:

Gretchen Morgenthau ist eine Legende des Theaters, eine grantige und überhebliche noch dazu. Die Karriere als Intendantin hat sie beendet, den Gottesstatus aber behalten. Wegen einer Unachtsamkeit wird Gretchen zu vier Wochen auf einer Vulkaninsel bei Island verurteilt. Sie soll mit den Einheimischen ein Theaterstück aufführen.

Und? Gut?

Leider nein. Das Buch kommt eloquent daher, achtet sehr auf eine außergewöhnliche Sprache. Doch die Konzentration auf die Formulierung wirkt nach einem Drittel zunehmend bemüht, die eigentliche Geschichte kommt zu kurz.

Warum Gretchen nach Island muss – ein Gerichtsurteil geht voraus -, erschließt sich nicht – es sei denn, man tut die Geschichte als Anarcho-Roman ab. Dafür aber ist das Buch nicht geeignet. Die Betonung darauf, die unnahbar und arrogant Gretchen ist, wird immer und immer wieder wiederholt. Das ermüdet. So eine Hauptfigur möchte ich nicht lange begleiten.

Das Buch hat mich sehr an den Hundertjährigen erinnert, der aus dem Fenster stieg. Die Geschichte fand ich damals – auch wenn viele das Buch gerne gelesen haben – ebenfalls schnell nervig und platt. Wenn Sie also den Hundertjährigen gut fanden, wird Ihnen auch Gretchen gefallen. Das ist nicht negativ gemeint. Die Geschmäcker sind ja unterschiedlich.

*

Das Buch wurde mir zur Rezension zur Verfügung gestellt. Ich rezensiere nur Bücher, die ich mir auch gekauft hätte.



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