Noch ein Buch gelesen:
Darum geht’s:
Gretchen Morgenthau ist eine Legende des Theaters, eine grantige und überhebliche noch dazu. Die Karriere als Intendantin hat sie beendet, den Gottesstatus aber behalten. Wegen einer Unachtsamkeit wird Gretchen zu vier Wochen auf einer Vulkaninsel bei Island verurteilt. Sie soll mit den Einheimischen ein Theaterstück aufführen.
Und? Gut?
Leider nein. Das Buch kommt eloquent daher, achtet sehr auf eine außergewöhnliche Sprache. Doch die Konzentration auf die Formulierung wirkt nach einem Drittel zunehmend bemüht, die eigentliche Geschichte kommt zu kurz.
Warum Gretchen nach Island muss – ein Gerichtsurteil geht voraus -, erschließt sich nicht – es sei denn, man tut die Geschichte als Anarcho-Roman ab. Dafür aber ist das Buch nicht geeignet. Die Betonung darauf, die unnahbar und arrogant Gretchen ist, wird immer und immer wieder wiederholt. Das ermüdet. So eine Hauptfigur möchte ich nicht lange begleiten.
Das Buch hat mich sehr an den Hundertjährigen erinnert, der aus dem Fenster stieg. Die Geschichte fand ich damals – auch wenn viele das Buch gerne gelesen haben – ebenfalls schnell nervig und platt. Wenn Sie also den Hundertjährigen gut fanden, wird Ihnen auch Gretchen gefallen. Das ist nicht negativ gemeint. Die Geschmäcker sind ja unterschiedlich.
*
Das Buch wurde mir zur Rezension zur Verfügung gestellt. Ich rezensiere nur Bücher, die ich mir auch gekauft hätte.
Kommentare
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Hab ich im Urlaub gelesen, hat mir unglaublich gut gefallen. Gerade die Betonung auf die unsäglichen Charakterdeformationen fand ich totkomisch bis zum Schluss.
Aber so sindse, die Geschmäcker: unterschiedlich :)
Es klingt jetzt komisch, aber: Auch wenn mir selbst das Buch nicht gefiel, kann ich mir gut vorstellen, dass es anderen gefällt. Von daher: gute Ergänzung. Sie möge die Menschen ruhig zum Kauf animieren.
Schon wieder ein Kommentar von mir – entschuldigung:
Bei der hochfrequenten Lektüre (nach den Blog Postings zu urteilen) wundert es ja nicht, dass das Fenstergewächshaus nicht fertig wird.
… oder pflegen Sie noch die Muskelzerrungen von neulich?
//*zerrt Schlips unter Doktorfuß hervor
//*räuspert sich
//*streicht Haar zurück
Ich habe neuen Muskelkater. Vom Yoga. Sie ahnen ja nicht, was ich durchmachen muss.
Ich fand den Hundertjährigen auch doof und wunderte mich sehr über die guten Kritiken. Schön, dass ich mit dieser Meinung nicht ganz so allein dastehe, wie ich damals glaubte: http://laufnotizen.twoday.net/stories/629755991/
Oh, wie schön, das jemand ebenfalls eine andere Wahrnehmung zu dem „Hundertjährigen Roman“ hat!
Das hier hat mir übrigens viel besser gefallen: http://www.amazon.de/Der-Mann-aus-dem-Safe/dp/3426226219
Und wie fast immer – nur vergleichsweise wenig Bewertungen, die aber überwiegend sehr positiv. Es ist mir immer ein Rätsel, warum ich anscheinend doch am Liesten so weit ab vom Massengeschmack lese. Aber wer kann denn ernsthaft z.B. Dan Brown länger als zwei/drei Seiten bei klarem Verstand lesen, ohne anschließend zu kollabieren…
Den Man aus dem Safe fand ich auch ganz gut.
Mit den hoch gelobten Büchern geht’s mir oft genauso wie Ihnen: Trifft meist nicht ganz meinen Geschmack.
„…am Liebsten…“
Das „b“ war gerade aus…
Neulich bei der Beschreibung von Buttermilchmuffins war ich schon schwer begeistert ob der poetischen Formulierung, aber dass Sie jetzt auch noch den Hundertjährigen abtun, finde ich phantastisch! Nicht dass das für Sie von großer Relevanz sein könnte, aber: ich bleibe als begeisterte Leserin erhalten!
//*lacht
Danke. Das freut mich!