Schweine | Die aktuelle Schweinesituation diesmal ausnahmsweise am Anfang des Eintrags: Das Dramaschwein ist gestorben.
Nachdem ich es vergangenen Montag der Tierärztin vorgestellt hatte, wurde es immer matter und teilnahmsloser. Zum Ende der Woche fraß es nicht mehr. Wir fütterten es mit Möhrenbrei. Aber es nahm weiter ab. Ich fuhr noch einmal zur Tierärztin. Sie meinte, das Schwein vertrage das gegebene Antibiotikum nicht. Sie gab zwei Spritzen – eine gegen Schmerzen, eine für die Verdauung – und packte mir Päppelbrei und Spritzen in eine Tüte. Die Schweine zogen kurzfristig ins Haus; kranke Tiere können schlecht ihre Körpertemperatur halten.
Am Samstagmorgen fraß das Schwein. Doch es war nur ein kurzes Hoch. Danach verweigerte es die Nahrung. Wir päppelten es mit Heubrei aus der Spritze. Aber es wurde eine Qual für alle.
Am Sonntagabend entschied ich, es sein zu lassen. Ich legte mich aufs Sofa und nahm das kleine Schwein auf meinen Bauch. Nach zwanzig Minuten entspannte es sich und legte seinen Kopf ab. Nach weiteren 20 Minuten war es, als hätte jemand die Luft aus dem Tier gelassen: Alle Spannung wich aus dem Körper. Ganz dünn lag es da und atmete nur noch flach, während ich es warm hielt. Ab und zu krampfte und seufzte es, war ansonsten aber vollkommen entspannt. Nach zwei Stunden starb das kleine Schwein auf meinem Bauch.
Danke für alles, Dramaschwein. Es war schön mit Dir!

Nach der Sterbebegleitung traf mich unerwartet, wie heftig ich um dieses Schwein weinen musste.
Die übrige Lage | Vergleichsweise mäßige Termindichte, das ist schön. Ich kann mich auf Beratungs- und Coachingkunden fokussieren, in guter Ruhe einen Seminarworkshop zum Zeitmanagement geben und einen kommenden Aufenthalt in Berlin vorbereiten. Derzeit habe ich auch Termine für die Bürgermeisterkandidatur: Ich besuche Vereine und Institutionen hier im Ort. Unter anderem war ich schon beim ADFC in Haltern am See zu Gast, der örtlichen Gruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs. Der Zeitungsbericht dazu ist hinter einer Paywall. Executive Summary: Ich werde im Falle eines Wahlsiegs den Ausbau der Radinfrastruktur mit mehr Energie vorantreiben, als es der aktuelle Amtsinhaber tut. Ich fahre selbst viel Rad hier, es gibt tolle Freizeitrouten, aber auf Alltagswegen ist Luft nach oben. Natürlich gibt es Hemmnisse: Kreis- und Landesstraßen liegen nicht in der Gestaltungsmacht der Kommune. Dennoch bleibt genug Potential fürs Handeln – wenn man nur will: durch Verkehrsberuhigung, Ausgestaltung kommunaler Straßen, Fahrradbus-Angebote für Kinder auf dem Schulweg und Erleichterungen für Radfahrer wie Fußstützen an Ampeln.
Neue Hardware | Ich habe ein neues Telefonino. Ein iPhone 16 Pro hat mein sechs Jahre altes iPhone XR abgelöst. Die Migration vom alten aufs neue Gerät verlief problemlos. Ich ließ das alte Gerät noch einige Tage im Dienst, bis ich mir sicher war, dass alles soweit passt. Dann löschte ich es, um es – der traditionellen Erbfolge entsprechend – meinem Vater zu vermachen. Kurz nach dem Löschen, es waren keine zwei Stunden vergangen, wollte ich Onlinebanking machen und stellte fest: Keine der TAN-Apps kannte mich. Überall sollte ich mich neu verifzieren. Ich war stinksauer auf die Welt, das Bankenwesen, auf das Konzept der IT-Sicherheit und über meine eigene Doofheit, das Banking mit dem neuen Telefonino nicht getestet zu haben. Also alle Banken kontaktiert, Aktivierungscodes zugeschickt bekommen und schon nach einer Woche (mit zusammengebissenen Zähnen geschrieben) war ich wieder arbeitsfähig. So ein Driss.
Gelesen | Eligible von Curtis Sittenfeld. Eine wunderbar belanglose Geschichte – im besten Sinne. Liz und ihre Schwester Jane sind kurzfristig wieder bei ihren Eltern eingezogen, nachdem ihr Vater einen Herzinfarkt erlitten hat. Sofort geraten sie in die Fänge familiärer Erwartungen: Die Mutter wird nicht müde, Heirat und Kinder einzufordern und ihre Töchter zu verkuppeln. Die Dinge entwickeln sich zunächst auch ganz in ihrem Sinne. Bestes Bunte-Niveau, gerne gelesen.
Gelesen | Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig, aus dem Englischen von Sabine Hübner. Ein Buch wie eine Traumschiff-Folge: Schon nach der ersten Viertelstunde weiß man, wie es endet. Am Ende kommt noch ein netter Twist. Insgesamt aber dünn.
Gehört | Zug um Zug von Daniel Glattauer. Zwei unsagbar unsympathische Protagonist‘innen treffen auf einer Zugfahrt aufeinander und halten ein Buch lang einen Dialog. Ich hielt durch, in der Hoffnung auf eine Pointe. Kam dann auch, war aber recht müde. Im Audible-Abo okay. Es gibt deutlich bessere Glattauer.
Gehört | Das Fest von Lucy Fricke. Filmregisseur Jakob wird 50. Er ist arbeitslos, seine Karriere ist vorbei, seien letzte Beziehung zehn Jahre her und auch sonst ist die Stimmung trüb. Seine Freundin Ellen schickt ihn auf eine Reise durch die Vergangenheit. Die Geschichte ähnelt stark Munk von Jan Weiler; ich meinte mich zwischendurch im anderen Buch zu befinden. Auch hier: im Audible-Abo okay. Auf Autofahrten brauche ich nicht Brecht, Benn oder Bachmann.
Gelesen | Kinder – Minderheit ohne Schutz von Aladin El-Mafaalani, Sebastian Kurtenbach und Klaus Peter Strohmeier. In Deutschland feierten 2024 dopelt so viele Menschen ihren 60. Geburtstag wie Kinder eine Einschulung. Es wird ein nie dagewesener demographischer Wandel auf uns mit Folgen für alle Lebensbereiche auf uns zukommen. Die drei Autoren skizzieren diesen Wandel und wie man mit ihm umgehen müsste. Denn klar ist: Die Kinder und Jugendlichen, die jetzt in den Schulen sind, werden den Laden am Laufen halten, wenn die Baby Boomer hochaltrig und pflegebedürftig sind. Gleichzeitig setzt sich heute de facto niemand für sie ein, weil sie eine viel zu kleine Gruppe und politisch irrelevant sind – im übrigen auch inklusive ihrer Eltern: Eltern und Kinder zusammen machen nicht annähernd die Übermacht der Generation 60plus wett. Das ist kein Vorwurf an die Älteren, sondern schlichte Mathemaik, aus der sich allerdings politische Agenden ergeben. Ein unglaublich wichtiges Buch, das mich einerseits desillusioniert zurückgelassen hat und mir andererseits Ideen gegeben hat.
Und sonst | Ich habe leckere Krümel fürs Brot geschenkt bekommen. Ich war Opfer einer Instagram-Werbung, habe meinen Weihnachtsstern gepimpt und ihm einen Saison-unabhängigen Lampenschirm verpasst. Ich war Sushi essen. Es war Tischabend im Serviceclub (ohne Bild), ein gutes Beisammensein bei gutem Essen. Ich habe einen wunderbaren Tag mit Freundinnen in der Sauna verbracht (auch kein Bild).



Schweine | Wir bemühen uns um ein Nachfolgeschwein, vielleicht auch zwei. Der limitierende Faktor ist aktuell unser Zeitbudget: Schweine abholen, Schweine vergesellschaften, die Züchterin/Notstation ist auch berufstätig und kann nicht, wenn wir können … Es wird sich finden.