Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Urlaub | Es wächst, das Urlaubsgefühl. Mit jedem Moment, in dem ich die Schwalben beobachte, wie sie im eleganten Kurvenflug durch die Luft jagen, verliere ich mich in der Zeit. Ich schaue auf den See, in der Ferne kreuzen Segelboote, SUP-Fahrer gleiten vorbei, Enten wippen auf den Wellen. Schon heute, dem zweiten Tag nach Ankunft, weiß ich nicht mehr, welcher Tag ist.

L

Die Jugendherberge ist direkt am See. Man kann auf einem Balkon sitzen, die Kinder spielen zu Füßen auf der Wiese, die Rufe klingen herauf, Wassertropfen perlen das kühle Getränk hinab, und die Schwalben landen unter dem Dachüberstand.


Zickzack | Mein Weg in den Norden führte über die zweite Impfung in einem erstaunlichen Zickzackkurs zum Ziel. Vollsperrung auf der A1, Ausweichen über A2, Stau vor Hannover, Vollsperrung der A7, Ausweichen über A27, Stau auf der A1, Ausweichen über Land, Stau vor Hamburg. Es gab viel zu sehen bei meiner Tour über die Dörfer – unter anderem eine John-Deere-Landmaschinenausstellung. Wann kriegt man das schonmal geboten? – und überhaupt: In Posthausen bin ich vorher auch noch nie gewesen.


Plön | Es ist beschaulich hier. Die Wagnisse liegen im Kleinen. Man kann Kanu fahren und Otter beobachten, im See baden, mit dem Fahrrad cruisen und Aquarien für Wasserschnecken bauen. Es gibt einen Turm, auf den man steigen kann, um hinunter zu schauen.

Sicherlich kannten auch noch mehr entdecken. Wir sind gerade erst angekommen und kennen uns noch nicht aus.


Nicolaikirche | Die Kirche im Ort ist sehenswert. Nachdem ein Blitz in den Vorgängerbau einschlug, wurde sie im 19. Jahrhundert neu errichtet, neuromanischer Stil, ein Backsteinbau von schlichter Schönheit. Wenn Sie auf dem Marktplatz sind, gehen Sie hinein.

Das Schönste in Plön ist allerdings, einfach dazusitzen und auf den See zu schauen.

Broterwerb im Juni | Der Monat Juni endete mit einer Klausurtagung des Kunden. Zwei Tage Moderation für Geschäftsführung und Führungskräfte. Zwei Übernachtungen im Turmzimmer. Ich war verzückt.


Broterwerb im Herbst | Das Turmzimmer ist gleichzeitig Werbung für mein Seminar „Frauen in Führung“, das im Herbst in der gleichen Tagungsstätte stattfindet: Auf dem Heiligen Berg in Wuppertal. Hoch über der Stadt, ruhig und zugleich inspirierend, mit tollem Essen, luftigen Tagungsräumen und schönen Zimmern.

Das Datum haben meine Kollegin Andrea und ich noch einmal verschoben: Nachdem bis Ende Mai nichts planbar und Tagungsstätten teilweise nicht erreichbar waren, war binnen Tagen alles ausgebucht. Unseren usprünglich anvisierten Septembertermin können wir deshalb nicht halten – es sind einfach keine Tagungsstätten verfügbar (außer zu Preisen, die weder wir noch unsere Teilnehmerinnen bezahlen möchten).

Wir gehen nun auf den 25. und 26. Oktober. Die Tagungsstätte ist jetzt fest gebucht, Einzelzimmer sind auf Option reserviert. Wir freuen uns über weitere Anmeldungen! Die Seminarinhalte kurz und knapp:

  • Führungskompetenz, Haltung und persönliche Werte
  • Die Perfektionismus-Falle
  • Richtig und konsequent delegierenStress und Selbstbehauptung
  • Souveräner Umgang mit Machtspielen und Dominanzverhalten
  • Umgang mit schwierigen Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern, Kolleginnen und Kollegen
  • Die eigene Leistung in den Fokus rücken
  • Meetingformate, die zur Persönlichkeit passen

Darüber hinaus soll Zeit bleiben für Erfahrungsaustausch und persönliche Gespräche. Eingeladen sind alle Frauen mit Interesse an Führungsthemen.


Starkregen | Während ich mit dem Kunden am dem Berg saß, Jogis Jungs verlieren sah und danach ins Bett ging, regnete es in Dortmund wie verrückt. An den Steinmauern in meinem Garten kann ich sehen, wie hoch das Wasser stand, im Emscherbett liegen auch jetzt noch alle Büsche und Gräser platt, und im Dorf hat es den Radweg unterspült.

Ein paar Tage später, am Wochenende, regnete es erneut sehr stark. Wir waren mit dem Rad unterwegs; mit den ersten dicken Tropfen konnten wir uns in den Schultenhof retten. Sturzbäche gingen nieder, flossen den Hof hinunter und sammelten sich in der Rinne des Matschspielplatzes. Es sprudelte und gurgelte, und das Wasser floss ins nahe Waldstück ab.

Als der Regen nachließ und wir uns wieder auf den Heimweg machten, sahen wir wilde Wasserfälle.


Broterwerb kurz vor dem Urlaub | Ab Mitte der Woche mache ich Urlaub – mit einer Unterbrechung bis zum 9. August.

Man soll Übergänge ja fließend gestalten. In den vergangenen zwei Tagen bin ich deshalb ohne Wecker aufgestanden und hatte keine Termine mehr, habe aber noch etwas gearbeitet. Schwerpunkt: Vorbereitungen für ein dreitägiges Seminar, das ich Ende des Monats für die Volontärinnen und Volontäre beim WDR gebe. Es trägt den Titel „Agile Redaktionsarbeit“. Wir sprechen über Projekte und Projektmanagement, über Abläufe und Rollen, über Scrum und Kanban und über nutzerzentrierte Entwicklung journalistischer Produkte.

Das Seminar findet remote statt, über Microsoft Teams. Damit die drei Tage vor dem Bildschirm nicht zu lang werden, gestalte ich sie sehr interaktiv – mit kurzen, spielerischen Einheiten und freien Open-Space-Formaten, in denen Platz ist für die Themen, die die Teilnehmer:innen mitbringen.


Urlaub | Jetzt aber erstmal Urlaub. Vergangenen Sommer war ich noch Single. Dann ging ich bouldern. Jetzt habe ich fünf Fahrräder auf dem Dach und das Sommerferiengefühl von 1988.

Ich freue mich!


Flausch | Spitzmaus- und Eichhörnchencontent. Zuerst die Spitzmaus, eine ergreifende Szene aus dem Garten der Dorffreundin:

Die Maus konnte sich unter die Terrasse retten. In dem Zusammenhang gelernt (#serviceblog), dass Spitzmäuse gar keine Mäuse sind, sondern Insektenfresser.

Die Bezeichnung Spitz„maus“ darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Tiere mit den Mäusen nicht näher verwandt sind. Eine beschlossene Umbenennung durch die Deutsche Gesellschaft für Säugetierkunde auf ihrer Hauptversammlung 1942 in die zoologisch sinnvollere, ältere Bezeichnung Spitzer ließ Adolf Hitler nach seiner Kenntnisnahme durch die Berliner Morgenpost vom 3. März 1942 unter Androhung von längeren Aufenthalten „in Baubataillonen an der russischen Front“ unverzüglich rückgängig machen.

Spitzmäuse bei Wikipedia

Zuhause versucht das Eichhörnchen derweil, an die Sonnenblumenkerne zu kommen.

Es ist dabei zweimal abgestürzt, aber es war unermüdlich. Dreißig Minuten Slapstick.


Gehört | Der Gender-Dating-Gap und die Liebe – ein Hörbuch Anne-Kathrin Gerstlauer:

Es ist kompliziert – aber muss es das wirklich sein? Die mehrfach ausgezeichnete Journalistin Anne-Kathrin Gerstlauer geht im Hörbuch Der Gender-Dating-Gap und die Liebe der Frage nach, warum es moderne Frauen so schwer haben, einen Partner auf Augenhöhe zu finden.

Bringt viele Dinge auf den Punkt: Erwartungen an Partnerschaft, männliche und weibliche Verhaltensweisen im Dating, die Mär von zu hohen Ansprüchen und Ideen von neuer Romantik. Ich kann vieles nachvollziehen oder habe es auch so erlebt. Was einzig stört, ist die subjektive Erzählweise, die man von bento und ze.tt kennt. Sie lässt den Inhalt bisweilen polemisch wirken und schmälert ein stückweit die Wissenschaftlichkeit, die durchaus vorhanden ist. Insgesamt habe ich das Buch aber gerne gehört. Wie immer bei diesem Thema würde mich der gleiche Inhalt aus männlicher Sicht interessieren.


Gelesen | Wir von der anderen Seite von Anika Decker. Anika Decker ist Drehbuchautorin und Regisseurin und lebt in Berlin. Sie schrieb unter anderem das Drehbuch zu Keinohrhasen. Nach einer Nierenbeckenentzündung hatte sie 2010 eine Sepsis, als deren Folge sie mehrere Tage im Koma lag.

In ihrem Roman erzählt sie mit autobiografischen Anteilen die Geschichte von Rahel, der das Gleiche widerfährt:

Als Rahel Wald aus einem heftigen Fiebertraum erwacht, versteht sie erst mal gar nichts. Wo ist sie, warum ist es so laut hier, was sind das für Schläuche überall. Nach und nach beginnt sie zu verstehen: Sie ist im Krankenhaus, sie lag im Koma. Doch richtig krank sein, hatte sie sich irgendwie anders vorgestellt: feierlicher, ja, heiliger. Als Komödienautorin kennt sich Rahel durchaus mit schrägen Figuren und absurden Situationen aus, aber so eine Reise von der anderen Seite zurück ins Leben ist dann doch noch mal eine eigene Nummer.

Klappentext

Kurzweilig, aber dennoch mit Tiefgang. Gerne gelesen.


Gelesen | Christian de Vries sammelt Gründe gegen Armin Laschet, zur Wiedervorlage im September. | Michael Stich, die Älteren unter uns erinnern sich, war mal Tennisprofi. Im Interview gibt er sich erfreulich geerdet und sympathisch. | 34 Grad im Norden Norwegens, 32 Grad in Sibirien: Tauende Permafrostböden werden zur globalen Gefahr.

Watt am Abend

Eins | Findige Menschen haben das Luftsofa erfunden. Es ist handtaschenklein. Wenn man es allerdings auseinanderfaltet und die Öffnung in den Wind hält, wird es groß und lang wie ein mittelprächtig genährtes Flusspferd. Eine Wolke aus Luft. Man kann sich in diese Wolke hineinlegen, sie hat eine Ritze mit einem Steg in der Mitte. Man sinkt ein bisschen ein, aber nicht zu viel – gerade so, dass man sich behütet fühlt, aber keine Rückenschmerzen kriegt. Dann kann man daliegen, die Füße leicht in der Höhe, man kann in den Himmel schauen, dem Geräuschteppich aus Meer, Möwen und umgebenden Familien zuhören, und leicht einnicken.

Mann in pinkem Shirt auf Luftsofa, aufs Meer schauend

Wenn man sich später nordseenass in das Luftsofa niederlässt, noch ein wenig ruht und dann aufsteht, muss man das Sofa vor dem Zusammenfalten trocknen. Dann steht man da, hält sein Luftsofa vor dem Bauch, Tropfen verdunsten in der Sonne, Wind bläst, und man kann sagen: „Guten Tag, mein Name ist Giese, und ich trage ein Luftsofa.“


Zwei | Man sagt, Sonnenuntergänge seien der Inbegriff der Romantik, und nach eigener Feldforschung kann ich sagen, dass Sonnenuntergang plus Luftsofa plus eine Flasche Rotwein plus zwei Hotel-Zahnputzgläser wahnsinnig romantisch ist.

Noch romantischer ist, was Anne-Kathrin Gerstlauer schreibt:

Romantik ist, wenn ich mir sicher bin. Wenn ich nicht morgens aufwache und Angst habe, es könnte vorbei sein. Weil er mich nicht versetzt. Weil er zuverlässig ist. Oder wie L. immer sagt: Wenn einer am Start ist.

Ich finde es romantisch, wenn er mich nach einem wichtigen Meeting anruft. Ich finde es romantisch,
wenn er sagt: Du machst dir immer noch Gedanken darüber, oder? obwohl ich nichts gesagt habe. Ich finde es romantisch, wenn er nochmal schreibt, obwohl ich noch nicht geantwortet habe. Ich finde es romantisch, wenn ich mich nicht entschuldigen muss für das, was ich fühle.

Der Gender-Dating-Gap und die Liebe

Drei | Irgendwann zwischen 1970 und 1990 fanden die Menschen funktionale Klötze so großartig, dass sie sie viele Stockwerke hoch und so breit werden ließen wie Fußballfelder und sie hinter Deiche bauten. Ins Erdgeschoss zogen Eisdielen, Fischbuden und Geschäfte ein, die Holzleuchttürme verkaufen. Davor stellten sie Klappschilder und Kaugummiautomaten auf.

Familien zerren heute Bollerwagen voller Spielzeug und Strandmuscheln daran vorbei nach Hause. Kinder werfen sich trotzig aufs Pflaster, weil sie kein Eis bekommen oder auch, weil sie doch ein Eis bekommen, das Eis aber nicht das richtige Eis ist, obwohl es das eben noch war. Ein Hund säuft träge aus einem Napf. Dazwischen „Dein Name auf einem Reiskorn“; eine Frau in Leinenkleid beugt sich tief über einen unsichtbaren Gegendstand, in ihrem Auge eine Lupe. Hoch über der Szene, auf funktionalen Balkonen und durch einen Sichtschutz voneinander abgeschirmt, damit man sich auch nackt sonnen kann, was man aber niemals tun würde, sitzen Hochbetagte und schauen versonnen auf den Strand.


Vier |  Ich habe ein neues Nahrungsmittel kennengelernt: Es heißt Queller und schmeckt sehr köstlich, würzig und leicht salzig. Man kann im Watt einen Stängel pflücken und probieren. Er wächst dort, wo er gerade noch vom Wasser überspült wird.

Grüne Stängel im Sand

Bei Chefkoch.de kennt man 31 Rezepte mit Queller, darunter „Tatar vom Thunfisch auf Queller“, „Grünes Curry mit Lachs, Lauch uns Queller“ und den „Movie Burger zum Film Forrest Gump“ 120 Gramm Queller.


Fünf |  An der Elbmündung, auf den Holzstegen der Alten Liebe, den Rücken gebeugt und die Ellbogen aufs Geländer gesützt, kann man stundenlang stehen und aufs Wasser schauen. Vor einem eröffnet sich die Weite der See, es kommen kleine und große Schiffe, Containerschiffe, Segelschiffe, Autoschiffe, Möwen, Katamarane und Gummiboote des Weges.

Wasser, Horizont, in der Ferne Schiffe

Das alles in aushaltbarer Geschwindigkeit. Man kann die Fahrt der Boote, Bötchen und Schiffe gut verfolgen, und doch denkt man zwischendurch, nachdem man den Blick hat schweifen lassen auf Umstehende und Umsitzende und er wieder an den Ort der letzten Sichtung zurückkehrt: „Ach guck. Weg isses.“ Manchmal habe ich auf dem Schiffsradar nachgesehen, wo die Reise hingeht. Dann habe ich „Murmansk“ gemurmelt, und darüber nachgedacht, was wohl nach Murmansk verschifft wird, ob es Schrauben oder Spielzeuge sind, Bleche oder Bauxit, Möbel, Dünger oder Berge von Müll. Aber dann kommt auch schon eine Segeljolle mit einem Herrn wie aus dem Skipperkatalog, rosa Hemd und Wollpullover, Leinenhose und Lederslipper, und das Gehirn greift nach anderen Gedanken, sie treiben dahin wie die Boote und sind irgendwann fort.

Seminartag | Heute war ich in Sachen Gelassenheit und Souveränität unterwegs. Ich habe mit Volontärinnen und Volontären aus Zeitschriftenverlagen über Stress, Selbstbehauptung und Umgang mit Konflikten gesprochen.

Zettel in einer Ablage: "Handout: Stressmanagement, Selbstbehauptung und Umgang mit Konflikten", dazu das aufgestellte Namensschild "Dr. Vanessa Giese"

Im ersten Teil ging es um Stressoren, Stressreaktionen und Stressverstärker. Es ging um Haltung, um Abgrenzung, um Situationen, die ich kontrollieren kann, auf die ich Einfluss haben – und was ich mit den Dingen mache, die nicht in meiner Hand liegen. Wir sprachen über Arbeitsanweisungen, Vorgesetzte, Ressourcenknappheit, Priorisierung, eigene Ansprüche und die Schwierigkeiten mit unbekannten Aufgaben.

Im zweiten Teil ging es um Zeit und um Selbstführung. Ich habe zehn Arten vorgestellt, Nein zu sagen. Außerdem gab es Lebensweisheiten zum Entscheiden, Rechtfertigen, zum Sachlich- und zum Emotionalsein.

Der dritte Teil drehte sich um Konflikte, welche es gibt und wie ich ihnen mutig begegne.

Der Veranstalter, die Weiterbildungsakademie Pro Content hatte vorab angeboten, eine Umfrage unter den Teilnehmenden zu machen, welche Fragestellungen besonders drücken. Ich habe Fragen formuliert und hilfreiche Antworten bekommen, mit denen ich das Seminar geplant habe. Außerdem habe ich ein Lean Café eingebaut, ein strukturiertes Meetingformat für unstrukturierte Themen. Damit haben wir individuelle Fragen besprochen, die für alle von Interesse waren.

Das ganze Seminar kam ohne Folien und Beamer aus, alles analog, im Gespräch. Das war sehr schön. Das Feedback war gut. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer plädierten dafür, das Seminar auch für den nächsten Jahrgang im Programm zu behalten. Das freut mich.

Ich überlege, es auch als eigene Veranstaltung in mein eigenes Seminarprogramm aufzunehmen, so dass Sie es bei mir direkt buchen können. Vielleicht remote und modular – an zwei Vormittagen, die man auch einzeln buchen kann.


Hachz! | In der Feedbackrunde sagte die Organisatorin, sie habe mich als Referentin für das Thema ausgewählt, weil ich „eine der strukturiertesten Referentinnen“ sei, die sie kenne. Immer komme alles pünktlich, ich würde klar kommunizieren und das mache die Zusammenarbeit absolut angenehm. Das ging runter wie Öl!

Ich freute mich wie Bolle. Fachlich gute Arbeit machen, ist das Eine. Gleichzeitig erlebe ich, dass das Andere genauso wichtig ist: Sagen, was man tut. Tun, was man sagt. Zügig antworten, flexibel auf Anforderungen reagieren, verbindlich sein. Ich finde auch, dass das selbstverständlich ist. Mit einem Dienstleister, der nicht zuverlässig ist, mag man schließlich nicht zusammenarbeiten.


Gelesen | Midnight Trains: Das Comeback der Luxus-Schlafwagen | Warme Arktis, mehr Hitzewellen, aber auch mehr Kälteeinbrüche: Wenn der Jetstream einrastet

Einsatz in 4 Wänden | Fast zwei Wochen nicht gebloggt, aber enorm viel erledigt. Handwerker koordiniert. Gemalert. Möbel zusammengebaut. Freunde beim Möbelzusammenbauen begrillt. Zeugs von links nach rechts geschleppt. Zeugs aussortiert. Zeugs einsortiert. Geputzt.

Schlafzimmer steht: neues Bett (bin verliebt!), neue Lösung für die Kleidung. Wohnzimmer ist wieder einsatzbereit. Parkett ist top geworden.

Ich beglückwünsche mich für die Entscheidung, alles in einem Hauruck zu erledigen: Wohnzimmer überarbeiten, Neuverlegung in Schlafzimmer und Arbeitszimmer – auch wenn es etwas anstrengend war, zweieinhalb Wochen lang nur in der Küche zu wohnen.

Dabei Vollzeit gearbeitet. Bei 34 Grad. Das war alles zusammen etwas schlauchend.


Schatten und Licht | Die Dortmunder Freibäder schließen in diesem Sommer täglich um 18 Uhr. Super Sache für Berufstätige. Nicht. Schwimmen unmöglich, außer vielleicht an einzelnen Tagen.

Zum Glück bin ich nun Mitglied im Freibadverein in Sythen, rund 60 Kilometer nördlich. Dort sind die Bahnen zwar blöd abgetrennt, dafür hat das Bad bis 21 Uhr geöffnet, und für 85 Euro (Saisonkarte) haben zwei Erwachsene und drei Kinder eine Schwimm-Flatrate. Und: Es gibt eine lange Rutsche mit Kurven!


Broterwerb | In zwei Wochen ist Urlaub, und bis dahin ist nochmal richtig was los: drei Präsenzveranstaltungen – zwei Workshops mit einem Kunden und ein Seminar bei Pro Content. Die letzte Präsenzveranstaltung, die ich hielt, ich habe es nachgesehen, ist ein Jahr her: 15. Juni 2020. Und nun gleich drei Veranstaltungen in zwei Wochen. Verrückt. Und toll.

Der erste Workshop war Anfang dieser Woche. Am Montag reiste ich einen Tag früher an, um mit einem Teilnehmer aus Berlin etwas zu essen. Das erste Geschäftsessen seit … keine Ahnung, wann. Wir sehen uns zwar regelmäßg remote, sind uns aber schon Ewigkeiten nicht mehr live und in Farbe begegnet und freuten uns beide ganz dolle.

Im Restaurant wars ziemlich leer.

Am nächsten Tag auch mit und unter den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern große Wiedersehensfreude.

Der Workshop war an einem Ort, den ich uneingeschränkt empfehlen kann: das Internationale Evangelische Tagungszentrum in Wuppertal. Super Service, unauffällig und doch herzlich und absolut perfekt, tolle Räume, luftiges Ambiente, gut zum Raus- und Runterkommen, tolles Essen, schöne Zimmer zum Übernachten.

Morgen fahre ich für ein Seminar nach Essen. Mit Volontärinnen und Volontären spreche ich einen Tag lang über den Umgang mit Stress, über Selbstbehauptung und Umgang mit Konflikten.

Alle Veranstaltungen natürlich mit Test vorab.


Garten | Im Garten stehen die Rosen in voller Blüte. Die Tomaten kommen langsam. Die neu gepflanzten, aus Bielefeld importierten Pflanzen sind super angegangen und geben alles.

Meine liebste, allerliebste Jahreszeit.

Auch im Kiez ist es toll, im Feld und im Kleingartenverein. Nächstes Jahr klopfe ich an, ob sie ausbilden. Wahnsinn, wie in den Schrebergärten das Gemüse geht: Kohlköpfe wie Kanonenkugeln, Kartoffeln, Kohlrabi und Erdbeeren – es ist mir ein Rätsel, wie sie das machen. Dazu diese Ordnung!

Im Paketshop | Der Paketshop eines gelb-roten Paketdienst. Im Schaufenster steht ein Berg an Nippes: Buddelschiffe, Wackeldackel, Hamster mit LED-Augen und eine beträchtliche Menge Aschenbecher von ausgesucht schlechtem Geschmack. Der ganze Laden ist vollgestopft mit Firlefanz – außerdem voller Zeitschriften, einem Lottostand und Tabakwaren. Alles ist verraucht. Man ist, so scheint es, sich selbst der beste Kunde.

Vor dem Laden hat sich eine kleine Schlange gebildet, draußen. Es dürfen immer nur zwei Menschen rein, es sei denn, sie gehören irgendwie zusammen. Dann gehen auch drei, und die Kriterien, wer zusammengehört, sind volatil. Zwei Menschen, die deutlich nicht zusammengehören, stehen vor mir. Ich habe also Zeit, die Auslagen intensiv zu betrachten.

Neben dem Hamster glotzt mich Eule an. Daneben steht eine Harley aus Holz. Darüber ein Schild, Vintage-Optik: „Frauen arbeiten niemals so hart wie Männer – denn sie schaffen alles beim ersten Mal.“ Durch die Dekoration hindurch ist zu sehen: Vor dem Paketschalter gestikulieren ein Mann und eine Frau neben einem Trumm von Paket. Es ist brusthoch und wird zusammengehalten von großen Mengen Klebeband. Am Lottostand steht derweil eine alte Frau und macht Kreuzchen. Nach einiger Diskussion – ausufernde Gesten, abwenden, zuwenden, neue Gesten – verlässt das Paar den Laden, leise schimpfend, aber das Paket bleibt da. Die Paketfrau schleift es in die Hinterstube. Man kann ihr Grummeln nicht hören, aber es erahnen.

Danach geht erst der eine Kunde den Laden, dann der zweite. Die alte Frau macht derweil weiter Kreuzchen. Als ich den Laden betrete, ist sie fertig und tritt an den Lotto-Abgabestand. Die Verkäuferin macht eine Geste zu mir, die sagt: Geduld, bitte, das dauert jetzt. Ihre Geduld ist nach dem Trumm schon erschöpft, das sieht man ihr an. Es ist erst 9 Uhr.

Die alte Frau hält mit zitternden Händen ihren Lottoschein hin. „Ist der für Samstag?“, fragt sie.
„Für Samstag“, sagt die Verkäuferin. „Aber sie kommen doch sicherlich erst Freitag wieder, oder? Soll der Schein dann auch am Mittwoch gültig sein?“
„Ja, dann auch Mittwoch“, erwidert die Frau.
„Also Samstag und Mittwoch.“
„Samstag.“
„Und Mittwoch.“
„Ich komme erst in einer Woche wieder.“
„Wie immer, Frau Stellmaier*.“
„Ist der Schein dann auch für morgen?“
„Für Samstag und Mittwoch.“
„Ach, stimmt. Morgen ist ja Samstag.“
„Genau, morgen ist Samstag. Und am Mittwoch haben sie dann auch Lotto. Und am Freitag kommen Sie wieder.“
„Ich komme immer freitags.“

Dann nennt die Verkäuferin den Preis, und mir wird kurz schwindelig. Frau Stellmaier spielt für 56 Euro Lotto. Langsam nestelt sie Scheine aus ihrem Portemonnaie.

„Freitags mache ich immer meinen Rundgang“, sagt sie.
„Freitags sind Sie immer hier“, antwortet die Verkäuferin.
„Warten Sie“, sagt Frau Stellmaier und geht zum Zeitschriftenregal. Sie steht sehr lange davor, nimmt Zeitschriften heraus und steckt sie wieder hinein. Dann kommt sie zurück und legt eine auf die Theke.

Die Verkäuferin sagt: „Die Frau im Leben ist daneben. Das ist die Preiswert kochen.“
„Ach so“, sagt Frau Stellmaier. Sie zieht noch einmal los, schiebt die Preiswert kochen zurück ins Regal und zieht die Frau im Leben heraus.

„Können Sie die rollen?“, fragt sie.
„Natürlich, Frau Stellmaier. Wie immer.“ Die Verkäuferin rollt die Zeitschrift und lässt das Gummiband schnacken. Ich mache ich bereit für meinen Einsatz, den gleich bin ich dran, und lupfe meine Retoure. Aber Frau Stellmaier hat noch ein Anliegen.

„Haben Sie so … so …“, sie formt mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis, „… für den Kühlschrank?“ Sie sieht mich an. „Junge Frau, Sie wissen doch, was ich meine!“
„Magneten“, sage ich.
„Magneten!“ sagt Frau Stellmaier zur Verkäuferin.

Die Verkäuferin deutet auf eine Fläche neben der Eingangstür. Frau Stellmaier geht hin, sehr langsam. Als sie ankommt, sagt sie mit tiefer Inbrunst: „Mein Gott, sind die hässlich. Wer kauft sowas?“ Ich fühle plötzlich große Sympathie.


Verspätung | Die Pfingstrose ist jetzt auch am Start.

Üppige Pfingstrose im Garten, Morgensonne

In Hamburg sitzt Herr Buddenbohm im Garten. Ich mag das ja auch sehr, einfach sitzen, die Blumen und die Vögel beobachten. Wenn erst die Hummeln den Lavendel füllen, auf den wippenden Zweigen landen und taumelnd von Blüte zu Blüte fliegen, gibt es endgültig keinen schöneren Ort mehr.


Auswilderung | Der Mann schlug vor, am Wochenende Außengastronomie aufzusuchen – genau so, wie man das damals machte, als keine Pandemie war. Wir waren allerdings noch nie in einem Restaurant. Abgesehen von einem unserer ersten Dates, damals, als wir uns noch nicht kannten. Ich bin etwas ratlos, was ich anziehen soll. Wahrscheinlich muss ich mir einen Zettel schreiben, damit ich nichts vergesse: Jacke, Geldbörse, Handtasche, BH … ich kenne mich nicht mehr aus. Die Sache wird immerhin dadurch erleichtert, dass ich nichts anzuziehen habe, also aktuell. All meine Kleidung ist in Kisten verpackt und der Kleiderschrank ist abgebaut, weil ja der Parkettmann da ist. Ich habe nur ein paar T-Shirts rausgelegt. Also wird es doch ganz einfach.


A propos Parkett | Ich schlafe, lebe und arbeite derzeit in der Küche. Wenn ich recht darüber nachdenke, brauche ich die anderen Räume eigentlich nicht, geht auch so. Nun gut, die Arbeitshaltung auf dem Küchenhocker wird von keiner Arbeitsstättenverordnung gedeckt, und das Küchensofa ist eher schmal. Aber eigentlich ist es ganz gemütlich. Wenn ich von meinem Sofa aufstehe, bin ich in zwei Schritten am Herd zum Kaffeemachen und in drei Schritten am Kühlschrank. Das ist nicht das Schlechteste.

Status #neuesArbeitszimmer: Der Boden ist gespachtelt, von den alten Fliesen ist nichts mehr zu sehen. Soeben legt der Parkettleger das Parkett.

Danach kommt das Schlafzimmer dran. Das Wohnzimmer ist abgeschliffen und bereits das erste Mal geölt. Ich freue mich wie Bolle auf alles.


Leibesübungen | In den vergangenen Tagen war ich zweimal Radfahren, jeweils längere Abendrunden. Und anschwimmen! Das Elsebad in Schwerte hat im Gegensatz zu den Dortmunder Bädern schon geöffnet. Herrje, die 1.500 Meter haben mir erstmal gereicht. Ich kam in keinen Rhythmus. Nach neun Monaten brauche ich erstmal wieder Wassergewöhnung.


Gelesen | Die Welt hat heute etwas zu bietenAbi während Corona: Warum ich so wütend binRekordhitze im Mittleren Osten: bis zu 51 Grad in Abadan.

Eine Kuhle in der Matratze | Letztens berichtete ich, dass ich eine Kuhle in der Matratze habe und dass der Wunsch nach einer neuen Matratze eine Prozesskette ausgelöst hat: Die neue Matratze bringt ein neues Bett mit sich. Das neue Bett führt zu neuem Parkett unter dem Bett. Die Anwesenheit des Parkettlegers führt auch in anderen Räumen zu Parkettarbeiten, denn wenn er schon einmal da ist … Und wenn die Räume schonmal leer ist, kann man sie auch gleich streichen. Für all das müssen natürlich die Möbel raus. Und als die Möbel am Donnerstag erstmal raus waren, kamen mir ganz neue Ideen.

Allzuvorderst bekommt meine Wohnung nun ein eigenes Arbeitszimmer. Mein Arbeitsbereich war bis jetzt in einer geräumigen Nische im Wohnzimmer, optisch abgetrennt, aber dennoch offen. #Dieaktuelle Situation, also das ausschließliche Arbeiten von daheim, und meine Vermutung, dass ein Teil meiner Präsenz-Arbeit auch in Zukunft remote stattfinden wird, motiviert mich dazu, mir ein besseres Arbeitsumfeld im Homeoffice zu schaffen. Das Arbeiten bekommt in meiner Wohnung also ein eigenes Zimmer, dessen Tür ich schließen kann, wenn ich Feierabend habe. Es bekommt außerdem professionelle Büromöbel aus dem Fachhandel, optimales Licht (EN12464-1 blendfrei und 500 Lux Beleuchtungsstärke auf dem Tisch) und ein Whiteboard an der Wand.

Aber vorher, schon klar, streiche ich die Wände.

Mit Entscheidungen ist es bei mir so: Schwerwiegende Entscheidungen reifen lange, aber wenn ich mich dann entschieden habe, ziehe ich sie durch. Bei banalen Entscheidungen ist mir vieles egal, inbesondere wenn es sich um sich wiederholende Ereignisse handelt: Wenn der Weg nicht gut war, nimmt man beim nächsten Mal einfach einen anderen (nur um festzustellen, dass er auch nicht besser ist, aber das ist ein anderes Thema). Dann gibt es noch die Entscheidungen, die banal daherkommen, aber das emotionale Gewicht des Unumkehrbaren, nicht wieder gut zu Machenden mit sich bringen. Dazu gehört Wandfarbe.

Einige meiner Wände sollen eine andere Farbe haben als Weiß. Ich hatte ein Gefühl dafür, welche Farben das sein könnten – bis zu dem Zeitpunkt, als ich im Baumarkt vor zehn Regalmetern mit Töpfen und Tiegelchen stand. Wie ein hospitalisierter Braunbär tigerte ich zwischen poudre und pearl, bamboo und lagune, cashmere und riviera hin und her, wild schwankend zwischen einem tatkräftigen Entschluss und reiflicher Abwägung. Poudre! Nein, das sieht, einmal aufgetragen, aus wie geplatzte Brühwurst. Hortensie! Eine Farbe wie Omas Büstenhalter. Denim! Ist das nicht zu dunkel? Cream – ein Farbton wie eine angegegilbte Rauchergardine. Es fühlte sich an, als hätte ich zehn Seile zur Auswahl, an denen ich ziehen sollte – und an jedem zweiten Seil hing ein Hundewelpe, den ich mit einem falschen Entschluss erdrosselte.

Nicht nur die Laune meines Gefährten, auch meine eigene wurde zusehends brüchig. Bevor die Szene jedoch in die spaßbefreite Dramatik eines ARD-Problemfilms umschlagen konnte, entdeckten wir ein Regal voller Poesie. Der Baumarktbesuch vollführte eine rasante Wende ins Lorioteske.

Seite an Seite standen Melancholisches Mittelgrau, Würdevolles Hellgrau und Stilles Graublau – mit ihren Künstlernamen Nebel im November, Poesie der Stille und Ruhe des Nordens. Auf der Rückseite der Töpfe eine wortreiche Beschreibung der Farbpersönlichkeiten: So bringt das Melancholische Mittelgrau trotz seiner „klassischen, eher nüchternen Art weiche Behaglichkeit“. Die „ausgewogene Nuance“ gibt sich „still und stark zugleich“. Das Würdevolle Hellgrau hingegen ist eine Farbe der „subtilen Eleganz, die nicht um Aufmerksamkeit buhlt – aber die ganz bestimmt gesehen wird“. Man kann sie sich vorstellen, die Texterin, wie sie, nach dem sechsten Korrekturdurchgang durch den Kunden und frustriert von seinen überhöhten Erwartungen an die Rückseite eines Farbtopfes, einen kräftigen Schluck Rotwein kippt und murmelt: „Könnt ihr haben. Könnt ihr alles haben!“

Ich entschied mich für die Ruhe des Nordens, ein Stilles Graublau: „auf den ersten Blick zurückhaltend mit einem Hauch Melancholie, auf den zweiten sehr vielschichtig und elegant.“

Außerden wählte ich Zartes Sandbeige, das „mit einem fast greifbaren Eindruck von Geschmeidigkeit fasziniert“. Fast greifbare Geschmeidigkeit – quasi wie ich!


Eine Anfrage | Wie zur Bestätigung meiner Renovierungstätigkeiten bekam ich dieser Tage eine Anfrage aus Sachsen, ob ich remote Webinar-Workshops und Begleitung anbieten könnte. Ich freue mich sehr über die Anfrage und hoffe, dass wir zusammenkommen.


Die Wochenenden in Bildern | Ein Rückblick auf die vergangenen beiden Wochenende: Fahrrad fahren, schlafender Bonushund, mit Freunden auf der Terrasse grillen, blühender Mohn, gut gelaunte Schweine, wieder Fahrrad fahren.


Käte | Die Druckfahnen sind da! Das erste Mal halte ich mein Buch in den Händen, wenn auch nur als Zettelsammlung.

Die Arbeit ist übersichtlich: Hier und da muss ich eine Zeile kürzen, damit der Text gut über die Seiten läuft.


Gelesen | Ein gelungenes Abwägen des Für und Wider: Kinderfotos und Kindervideos im Netz | Ein informatives Interview mit Virologe Christian Drosten: Herr Drosten, woher kam dieses Virus?

Gesehen | Eine sehenswerte Dreiviertelstunde über das Ruhrgebiet: Ruhrpott – Revier im Umbruch

So! | Sprachen wir schon über die Schwierigkeiten des Tagebuchbloggens in Zeiten hoher Termindichte, während sich das Leben in zwei Städten abspielt?


Garten | Erdbeeren und Johannisbeeren sind am Start. Im vergangenen Jahr habe ich genau drei Heidelbeeren geerntet und feierlich gegessen – es sieht aus, als seien es in diesem Jahr mindestens fünf. Die Kirschen haben unter dem späten Frost gelitten: Der Baum trägt nicht gut. Aber ein paar Kirschen sind dran. Zumindest gab es in diesem Jahr genug Wasser.

Abteilung Gemüse: Den Thorstens und den Gurken geht es gut, ebenso dem Salat. Nur der Kürbis kränkelt. Das wird wohl nichts. Kartoffeln, Radieschen und Zucchini nehmen die Herausforderung an, ebenso der Pak Choi. Die Situation bei den Möhren ist angespannt: Eigentlich müssten sie schon längst ihr Grün aus der Erde strecken.

In der kommenden Woche wird es endlich warm. Dann dreht der Garten bestimmt durch.


Auswärtsfahrt | Das neue Fahrrad ist da, montiert und testgefahren. Der Onlinehändler hat den Link zu einem Montagevideo mitgesendet. In dem Monatgevideo baute ein junger Mann das Rad zusammen. Ich konnte es ihm eins zu eins nachtun, jeder Handgriff ist dort vorgemacht, wie bei der Maus. Der Knuffelcontact hat die Scheibenbremse finalisiert und den Anschlag der Schaltung nachjustiert. Danach war alles tippditoppe.

Anschließend Testfahrt durch Industriekultur, vorbei am Stadion den Dortmunder Süden entlang und durch die City wieder zurück, rund zwanzig Kilometer. Das Rad hat die richtige Rahmengröße, die Kraftübertragung ist spitzenmäßig, es fährt sich super. Fühle mich sehr dynamisch. Der Lenker kann noch etwas höher, da schauen wir mal, ob wir noch Spacer reinkriegen. Den Sattel werde ich austauschen, er ist zu breit; es drohen Schmerzen am Allerwertesten.

Insgesamt aber die richtige Entscheidung. Das Rad kommt ziemlich nah an meine Bedürfnisse.

Eine Leserin hat mir eine ergonomische Sitzberatung bei Juliane Neuss in Clausthal-Zellerfeld geschenkt, das ist großartig. Man kann die Beratung digital oder vor Ort wahrnehmen. Ich fahre vielleicht sogar hin. Mein Urlaubsmonat Juli hat dahingehend Spielraum. Ich freue mich sehr.


Schwenk zu einer anderen Investition:

Vorrede | Vor einem Jahr manifestierte sich in mir der Wunsch nach einer neuen Matratze. Meine vorhandene ist elf Jahre alt, mein Liege-Erlebnis braucht ein Update, man wird ja nicht jünger. Dann kam erstmal der Sommer, ich war damit beschäftigt, ins Freibad zu gehen. Dann kam die zweite Welle. Dann die dritte. Währenddessen wuchs in mir der Gedanke, dass ich nicht nur eine neue Matratze, sondern auch ein neues Bett gebrauchen könnte – das vorhandene ist ein preiswertes schwedisches Modell und hat sein Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht. Bevor ich nun aber ein neues Bett aufstelle – wäre es da nicht schlau, auch im Schlafzimmer Parkett zu legen? Das habe ich bislang nur im Wohnzimmer. Dazu würde ich einen Parkettleger benötigen. Wenn aber nun schon ein Parkettleger kommt, kann er auch gleich im Gästezimmer Parkett legen, nicht nur im Schlafzimmer. Im gleichen Atemzug kann er das vorhandende Parkett überarbeiten, ist ja ein Abwasch.

Mein Matratzenwunsch setzte also eine Prozesskette in Gang. Inzwischen habe ich einen Parkettleger, ein Angebot und ein Verlegedatum. Fehlen noch Bett und Matratze.

Komplexitätsreduzierung | Gestern war ich in einem Möbelhaus. Ich war sehr willig, dort und nur dort zu kaufen und im Anschluss nirgendwo anders hinzufahren. In Konsumfragen betreibe ich nämlich Komplexitätsreduzierung. Durch die Anfahrt mehrerer Möbelhäuser erhalte ich nämlich viel Auswahl, und viel Auswahl führt zu Verwirrung und Missstimmung: Je mehr Auswahl ich habe, desto eher habe ich das Gefühl, eine schlechte Entscheidung zu treffen, die mich wochenlang martert. Also schränke ich die Auswahl von vorne herein ein, indem ich ein Möbelhaus anfahre, bei dem ich mir sicher bin, ein Bett zu finden, dem ich mindestens 8 von 10 Punkten geben würde. Auf die Möglichkeit, die Punktzahl auf 9 zu erhöhen, verzichte ich; der funktionale und emotionale Gewinn dieses einen Punktes ist geringer als das Ungemach des Aufwandes und des marternden After-Sales-Gefühls.

Entscheidung | Das Möbelhaus war gähnend leer, ich war die einzige Kundin. Die Verkäuferin zeigte sich entsprechend beratungsfreudig – so beratungsfreudig, dass ich ihr irgendwann sagte, dass ich mich in Anwesenheit Dritter nicht entscheiden kann und dass sie mir bitte ein bisschen Zeit lassen möge, die Schlaffrage mit mir selbst zu diskutieren. Ich betrachtete daraufhin lange und stillschweigend Betten und legte mich auf diverse Matratzen. Die Matratzenauswahl befand sich auf einer Empore. Ich konnte von dieser Empore aus in den Verkaufsraum gucken, aber niemand konnte mich sehen. Es ist ja auch nicht nötig, Menschen beim Nachdenken über Matratzen zu überwachen; niemand steckt sich heimlich eine Federkernmatratze in die Handtasche und haut damit ab. Ich legte mich also auf Matratzen, wippte und wendete mich, und immer wenn ich lag, verschwand ich hinter der Leichtbauwand der Empore. Weil eine Matratze fundiert ausgesucht sein will, rollte ich auf jeder vom Rücken auf die Seite und auf den Bauch, blieb eine Weile liegen und schlief dabei fast ein.

Am Ende entschied ich mich für eine von vier Matratzen und eines von vier Betten und freue mich nun. Wunderbar.


Käte | Mein Buch wird auch ein Hörbuch, und inzwischen steht die Sprecherin fest. Ich bin beglückt: Es ist die Stimme einer älteren Frau, aber nicht zu seniorig, kraftvoll und klar. Gleichzeitig trifft sie auch empfindsamere Töne. Sehr schön.


Da war ja noch was | Jüngst war Pfingsten, es ist schon ein bisschen her. Ein langes Wochenende, in das ich mich kopfüber hineinstürzte, mit Anlauf und einem Köpper, mitten aus dem Arbeitstrubel. Am Freitag klappte ich den Rechner zu, und dann war sowas von Wochenende, wochenendiger kann ein Wochenende nicht sein. Ich startete mit Kuchenbacken, und als der Kuchen gerade aus dem Ofen kam, traf auch schon Katja ein. Mit ihr nahm ich eine Podcastfolge auf, Thema: ihre Arbeit als Anti-Gewalt-Trainerin. Am Rande ging es auch um Bestatter, Laubsägearbeiten und allerlei andere Dingen, hören Sie selbst.

Zum Wochenende gehörte außerdem ein Besuch im Auenpark in Selm, ein Ort, der im vergangenen Jahr erst fertig gestellt wurde. Der Selmer Bach schlängelt sich im Schleifen den Park entlang, es gibt Turborutschen und eine Lichtkuppel. Klein, aber fein und ausreichend für einen Nachmittagsausflug. #serviceblog

Nächstes Wochenende nochmal ein langes Wochenende, das wird toll.


Gelesen | Frau Herzbruch, im echten Leben Professorin der Linguistik, nimmt uns mit auf einen unaufgeregten Exkurs zum Gendern.

Der allergrößte Teil der Linguist:innen befasst sich ausschließlich mit diesem beobachtbaren Regelsystem einer Sprache, nicht mit der Normierung dessen. Die Begriffe „richtig“ und „falsch“ kommen in der täglichen Praxis üblicherweise nicht vor, das ist nämlich ein von Menschen obendrübergestülptes Bewertungssystem, welches komplett losgelöst ist von der Frage, wie Sprache funktioniert. Und – und das kann ich kategorischer formulieren – niemand beschäftigt sich wissenschaftlich mit der Frage, ob etwas schön oder nicht schön ist. Es gibt sehr viele konkurrierende Prinzipien, die auf Sprachstruktur einwirken. Die Frage, ob konservative Politiker:innen etwas schön finden, ist keines davon. 

Selbstverständlich meldet sich ein männlicher Kommentator zu Wort, der anderer Meinung ist und – wie es Sitte ist – auch gleich persönlich wird:

(…) Bei allen anderen müsste man fragen, ob sie [sic!] das Proseminar wissenschaftliches Arbeiten im ersten Semester nicht bloß besucht, sondern auch dem Sinn nach und dem tieferen Sinn nach verstanden haben und verinnerlicht haben.

Kommmentar von fritz_

Frau Herzbruch kontert:

Ich erklär es ihnen gerne noch mal so, dass Sie folgen können, und dann möchte ich Sie hier nicht mehr lesen. Danke.

Ich habe Ihnen zu keinem Zeitpunkt ein Gespräch angeboten, sondern ich habe lange Jahre als Professorin für genau das Thema gearbeitet, und das übrigens vor allem deshalb, weil ich unfassbar viel dazu weiß, zum Beispiel viel mehr als Sie, und ich habe die Perspektive, die eine Sprachwissenschaftlerin einnimmt, hier aufgeschrieben. Dann kommen Sie, werfen mir irgendetwas vollkommen sinnfreies mit Esperanto vor, was in wenigen Sätzen zeigt, dass Sie ein bisschen mansplainen wollen, weil es wohl opportun erscheint, einfach mal zu blöken, (…) das Fallenlassen von irgendwelchen Einzelbegriffen mag Ihnen reichen, um eine Diskussion auf Augenhöhe zu führen, wenn von Ihnen aber doch überhaupt gar kein sinnvolles Argument kommt, worauf soll ich denn da einsteigen, bitteschön? Lustigerweise ist es ja sogar so, dass alle Argumente, die ich hier nenne, nicht einmal ein abgeschlossenes Grundstudium erfordern, das ist alles absolutes Basiswissen. Das wussten meine Student:innen alles nach dem ersten Semester. Und deshalb ist es auch übrigens müßig, mit Ihnen darüber zu diskutieren. Es gibt ja gar nichts zu diskutieren, das ist alles ja ganz einfachster Stand der Forschung.

Kommentarentgegnung

Halten wir fest: Für die Sprachwissenschaft gilt das Gleiche wie für die Virologie. Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung sind keine Meinung, sondern Erkenntnisse. Man kann über diese Erkenntnisse diskutieren, indem man über die Methoden diskutiert, mit denen sie zustande kommen. Aber man kann nicht einfach anderer Meinung sein, weil man die Erkenntnisse doof findet.

Podcast | Als ich Katja Waldhauer vor zweieinhalb Jahren kennenlernte, fielen mir sofort zwei Dinge an ihr auf: ihr ansteckendes Lachen und ihre Art, Menschen nahe zu kommen. Katja ist jemand, mit dem man nach nur zwei Kaltgetränken schon sehr persönliche Gespräche führt. Ihr gelingt es, gleichzeitig offen und interessiert, dabei aber niemals übergriffig zu sein.

Katja an meinem Esstisch, davor ein Laptop mit Tonspur

Jetzt ist Katja in meinem Podcast „Vanessa spricht mit …“ zu Gast. Als Anti-Gewalt-Trainerin arbeitet sie in Schulen, für die Deutsche Bahn und in heilpädagogischen Einrichtungen. Gelernt hat sie Ergotherapeutin. Nachdem sie in ihrem Berufsalltag mit schwierigen Situationen konfrontiert war, bildete sie sich als Deeskalationstrainerin weiter und arbeitet nun seit mehr als einem Jahr selbstständig.

Ich spreche mit Katja über Mobbing an Schulen und über das Training von KINs, den Kundenbetreuern im Nahverkehr. Sie zählt gerne in 11er-Schritten rückwärts und empfiehlt, sich absurd zu verhalten, wenn man aggressiv vollgetextet wird. Spezialthemen der Folge: Laubsägearbeiten, kurze Hosen und die professionelle Betroffenheit von Bestattern.


Kapitelmarken | Die Folge hat Kapitel. Die Kapitel seht Ihr, wenn Ihr auf das Kapitelsymbol klickt – das ist das erste der fünf Symbole neben dem Foto, links neben der Download-Wolke.


Zum Weiterlesen | Wenn Ihr Katja im Netz besuchen wollt, geht zu ihren Mutausbrüchen oder zu Instagram. Außerdem in der Folge erwähnt:

Vogelkino | Im Coworking-Space in Haltern sitze ich am Esstisch. Mein Blick geht geradewegs auf den Balkon, ein Ort unter einem Dachgiebel mit Sicht auf die Realschule. Dahinter Einfamilienhäuser und Wege und irgendwo, einen Spaziergang weit weg, sind auch die Hühner. Vom Giebel baumelt das pure Glück, darüber sind sich Meisen und Spatzen einig. Ununterbrochen werden sie auf dem Balkon vorstellig, ein permanentes Kommen und Gehen, pardon, Fliegen. Man ahnt nicht, wie viel solch ein 30 Gramm leichter Spatz fressen kann, bevor man es nicht über Tage beobachtet hat. Denn so viele Spatzen, dass es immer ein anderes Tier ist, das zum Fressen kommt, kann es in Haltern nicht geben. Es müssen dieselben Spatzen sein, die sich viertelstündlich an den Knödeln vergehen. Irgendwann werden sie nicht mehr auf den Balkon heraufkommen. Sie werden auf halber Strecke verenden, und falls nicht, falls sie es doch herauf in den Giebel schaffen, werden sie nach der Mahlzeit wie ein Klops in die Tiefe stürzen. Ein Ort der kulinarischen Wonnen. Ebenso ein Ort des fortwährenden Zanks, besser als Kino.


Käte | Das Verlagsprogramm für den Herbst ist online – und Käte und ich sind dabei:

"Wer die Welt einmal von oben gesehen hat, kehrt nie wieder in dieselbe zurück." Doppelseite üver Vanessas Buch

Heute erhielt ich die Nachricht: Das Manuskript ist fertig, die Lektorin ist zufrieden. Das Buch geht in die Produktion. Anfang Juni erhalte ich die Druckfahnen. Danach Korrektorat. Und dann: Druck. (Juchhu!)


Städtebau | Zuletzt zweimal einen epischen Sieg eingefahren.

Carcassone-Spielfeld, davor jede Menge Rohstoffplättchen und 300 Punkte

(Über die epischen Niederlagen schweige ich.)

Um unsere Pandemie-Abende spannender zu gestalten – noch spannender! -, haben wir eine neue Carcassone-Erweiterung: Schafe und Hügel. Eine wunderbar friedliche Erweiterung, frei von Aggressionen, außerdem sind Schafe großartige Tiere, freundlich und neugierig. Gleichzeitig sind sie sehr vorsichtig. Nie werde ich die zahlreichen Schafbegegnungen auf Island vergessen. Immer freuten sich die Schafe, wenn ich um die Ecke eines Hügels bog: Hey, Leute, guckt mal! Da kommt jemand. ENDLICH kommt mal jemand! Kennen wir die? Wie die riecht! Nee, die kennen wir nicht, oder? Los, die gucken wir uns näher an! Gleichzeitig fürchteten sie sich schrecklich. Es zerriss die Tiere fast zwischen Furcht und Neugier. Unglaublich spaßig mit anzusehen.

Nach der Barragoon-Phase durchleben wir nun also eine schwere Carcassone-Phase. Ich habe schon die nächste Erweiterung im Auge, die vierte nach „Wirtshäuser und Kathedralen“, „Händler und Baumeister“ und „Schafe und Hügel“.


Lieferung | Mein Fahrrad ist da! \o/ Zusammenbau am Wochenende.


Gimmick | Ich habe einen neuen Hintergrund für Videokonferenzen: Marty McFlys DeLorean. Von innen. Mit Fluxkompensator. Und Fahrersitz. Auf dem ich dann sitze, während der Viko. Ich bin glücklich.


Gelesen | Interview mit Andrea Paluch, Autorin und Ehefrau von Grünen-Politiker Robert Habeck, über Veränderungen in ihrer Beziehung, über ihre Sicht auf sich selbst und über das Ausziehen der Kinder.



In diesem Kaffeehaus werden anonym Daten verarbeitet. Indem Sie auf „Ja, ich bin einverstanden“ klicken, bestätigen Sie, dass Sie mit dem Datenschutz dieser Website glücklich sind. Dieser Hinweis kommt dann nicht mehr wieder. Datenschutzerklärung

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen