Durch die Gegend laufen | Ich habe mir Herbstwinter-Schuhe zum Durch-die-Gegend-Laufen gekauft. Hohe Schnürschuhe, mit denen ich durch Laub und Matsch gehen kann und in die nicht sofort Schnee reinfällt, sollte es Schnee geben. Am Wochenende habe ich sie eingelaufen: keine Blasen, alles sofort super, sehr komfortabel.
Gestern war ich dann wieder laufen, also: joggen. Ich habe schon mehrmals in meinem Leben mit dem Laufen angefangen, so ungefähr 25-mal. Ich langweile mich fürchterlich beim Laufen; ich weiß schon nach 500 Metern nicht mehr, an was ich denken soll. Meist tut mir irgendwas weh, und wenn nichts weh tut, denke ich, dass mir bestimmt ganz bald etwas weh tun wird, auf jeden Fall bevor ich wieder zu Hause bin. Selbst wenn das nicht passiert – dann kommt ein Berg, ich bin außer Puste und finde das so unverschämt frustrierend, dass mir danach vor lauter Ärger etwas weh tut. Ich hatte noch nie Glückshormone beim Laufen, in 30 Jahren nicht.
Nachdem ich also vor drei Wochen wieder mit dem Laufen begann, habe ich – wie bei jedem der 25 Mal zuvor – sehr gelitten. Gestern allerdings war es ganz hervorragend. Ich bin ohne Pause eine Stunde durchgelaufen. Das Telefonino zeigte acht Kilometer. Das glaube ich allerdings nicht: Es war sicher weniger. Nichtsdestotrotz: überraschend. Gefühl heute: müde Beine, aber nicht desolat.
Denn wenn Menschen kommunizieren, dann gibt es divese Fallen und eine davon ist, dass man hört was man möchte. Auf beiden Seiten.
Auch Broterwerb | Ich habe mich auf eine Ausschreibung beworben. Bitte drücken Sie mir die Daumen. Ich fühle mich vor sowas schlimmer als vor einer Klassenarbeit – und danach schlimmer als nach der Abiklausur. Weil ich mir sicher bin, bestimmt etwas vergessen oder falsch gemacht zu haben.
Broterwerb zum Dritten | Am 1. Dezember bin ich wieder bei Pro Content und gebe ein Seminar. Der Titel: „Stress, Selbstbehauptung und Umgang mit Konflikten“. Teilnehmende sind Volontärinnen und Volontäre, also Berufsanfänger nach dem Studium. Auf Twitter habe ich nachgefragt, was Menschen zu diesem Thema bewegt und habe sehr gute Antworten für die Vorbereitung bekommen (im Thread zum Tweet). Ich werde berichten, welche Schwerpunkte ich setze. Am Ende landet sicher auch das ein oder andere im nächsten Newsletter (hier abonnieren).
Hirsch kraulen | Hach ja. Herbst, ne. Wäre eine schöne Jahreszeit, wenn danach nicht diese ganzen usseligen Monate kämen. Wenn es nach mir geht, können wir ab Montag sechs Wochen Winter machen, knackig kalt, minus Zehn oder so. Ab dem 1. Januar machen wir ohne Umweg mit Schneeglöckchen und Krokussen weiter und überspringen die matschige, graue und dunkle Zeit.
#WegenderaktuellenSituation treffe ich Menschen weitestgehend draußen. Gestern fuhr ich nach Witten und traf eine Handballveteranin. Wir gingen im Wald umher, zum Wildgehege und drumherum. Ich streichelte einen Hirsch. Er hielt still und wirkte angetan.
Ich kannte den Ort nicht, obwohl ich praktisch nebenan wohne: Hohenstein in Witten. Es gibt ein Wildgehege und einen Streichelzoo, einen Spielplatz, es stehen ein Karussel und ein Büdchen mit Mandeln dort. Ich kenne mich ja mit Kindern bekanntermaßen nicht aus, bin ja nur Partytante, aber ich denke, dass es fetzt, gerade mit den kleineren.
Falls Sie sich fragen, was das für ein Phallus-artiges Denkmal ist: Das hat die Turngemeinde Witten für Louis Berger dort hingenagelt. Louis Berger war Mitbegründer des Vereins, Industrieller und Parlamentarier im Preußischen Landtag. Er setzte sich für die Eisenbahnverbindung von Wengerohr nach Wittlich ein, weshalb eine ehemalige Bahntrasse in Wittlich heute „Louis-Berger-Weg“ heißt.
So. Jetzt wissen Sie das. #bildungsblog
Walk & Talk | Heute habe ich auch zweimal Leute getroffen. Beide Male gingen wir um den See, weshalb ich insgesamt zehn Kilometer spazieren gegangen bin. #OhnedieaktuelleSituation hätten wir wahrscheinlich nur irgendwo gesessen, gegessen, Kaffee getrunken. Es ist also nicht alles schlecht. Das werde ich auf jeden Fall beibehalten.
Chronistenpflicht, Bild vom See:
Konsum | Es zeichnet sich ja nun ab, dass ich mich auch in den nächsten Monaten entweder zuhause aufhalten oder durch die Gegend latschen werde. Deshalb habe ich Anschaffungen getätigt oder plane den Erwerb:
neue Jogginghose (heute bestellt, alte war löchrig)
neue Laufleggins; vielleicht wird es auch eine Sofaleggins, das wird sich erweisen (mit der Joggingbuxe bestellt)
Optimierung des Online-Meeting- und Webinar-Settings durch eine Ringleuchte, einen Stoff-Hintergrund und sechs Klemmzwingen zum Befestigen desselben am Billy (bestellt)
zwei Alltagsjeans (zwei vorhandene sind kaputt gegangen von zu viel Latschen und Fahrrad fahren; bestellt, anprobiert und passt, bezahlt)
Bücher für lange Winterabende (im Einzelhandel erworben)
neue Winterstiefel mit robuster Sohle zum Durch-die-Gegend-Gehen in matschigen Monaten (zeitnahe Sichtung im Einzelhandel geplant)
Erwerb eines Studiolink-Accounts zur Remote-Podcastaufnahme (beizeiten)
Falls Sie sich fragen, warum ich einen Stoffhintergrund kaufe; schließlich kann man in Zoom und MS Teams Hintergründe einstellen: Alles richtig, aber dolle ist das nicht. Je nachdem, wie man den Kopf bewegt, fehlt einem mal eine Gesichtshälfte oder es sieht aus wie in alten Filmen, wenn die Figuren Auto fahren.
Corona-Soforthilfe | Jetzt steht fest: Solo-Selbstständige sollen eine Einmalzahlung von 5.000 Euro als Corona-Soforthilfe bekommen. Menschen wie ich bekommen also – sofern sie keine Einnahmen haben – ab Dezember maximal 714 Euro pro Monat, für sechs Monate. Davon sind dann Krankenkasse, Miete/Immobilie, Strom, Heizung, Telefon, Lebenshaltung, Versicherungen und eventuelle Kredite zu zahlen. Nicht zu reden von einer Familie, für die man sorgt. Wer das nicht hinkriegt, kann Grundsicherung beantragen.
Die meisten Solo-Selbstständigen – insbesondere aus der Kulturbranche, aber auch viele Kolleg:innen, die vom Kontakt mit Menschen leben, Veranstaltungen moderieren oder Workshops geben – sind #wegenderaktuellenSituation ohne eigenes Verschulden in finanzielle Not geraten. Sie waren bis März erfolgreich am Markt tätig. Sie kommen derzeit an die Grenzen ihrer Ersparnisse oder haben sie bereits erreicht. Bei den meisten, Christian schrieb gestern darüber, ist immer noch nicht klar, ob sie die 9.000 Euro, die im Frühjahr flossen, behalten dürfen. Denn der Staat hat nachträglich festgelegt, dass das Geld nur für Betriebskosten ausgegeben werden darf; Solo-Selbstständige wie Christian oder ich haben aber kaum Betriebskosten, weil wir entweder zuhause am Schreibtisch oder bei Kunden arbeiten; wir unterhalten keine Büros und besitzen keine Lagerhallen oder Maschinenparks. Wir verkaufen unser Wissen und Können, keine produzierten Waren. Was also wegbricht, ist das komplette Einkommen. Einzelunternehmer dürfen das Geld aber nicht nutzen, um Essen zu kaufen oder Miete zu zahlen – im Gegensatz zum Arbeitnehmer, der Kurzarbeitergeld erhält.
Zur Klarstellung: Um mich geht’s hier nicht; ich bin safe, hatte und habe Einkünfte und Rücklagen. Trotzdem rege ich mich über die Ignoranz auf, mit der wir Einzelunternehmer behandelt werden – zumal Finanzamt, Krankenkasse und Kammern immer sofort auf der Matte stehen, sobald sie Geld wittern, und dabei in einem Tonfall kommunizieren, dass man sich in Nordkorea wähnt. Es scheint, als halte die Politik uns Solo-Selbstständige allesamt für Hallodris, die ein bisschen an ihrem Hobby werkeln, Gras rauchen und Mandalas ausmalen.
Warum kein Kurzarbeitergeld auf Basis eines Unternehmerlohns?
Frühsport | Die Zeit verfliegt! Schon der 11. November. Das ist nicht das Schlechteste, denn dann ist schnell wieder Frühling. Aber wo bitte sind die vergangenen zehn Tage hin?
Seit ungefähr genau diesen zehn Tagen mache ich Frühsport. Das heißt: Ich stehe früh auf, ziehe mir Laufschuhe an und laufe. Ich berichtete darüber.
Heute musste ich nur zweimal zwischendrin gehen: Einmal, weil meine Beine fanden, dass es übertrieben sei, vor 8 Uhr und noch dazu vor dem Frühstück um den See zu rennen, ohne Vorwarnung und quasi direkt aus dem Schlaf. Wir haben das dann geklärt. Und einmal, weil ich fand, dass die gelaufene Strecke schon lang war und ich es nicht übertreiben sollte.
Wenn ich nach der Seerunde am Hügel ankomme – der Hügel ist das Loch, wo das Wasser drin ist, nur andersherum, also der Aushub -, wenn ich also am Fuß des Hügels stehe, mache ich immer spaßige Sachen an der Treppe. Das ist gut für Herz-Kreislauf. Danach gehe ich den Hügel hoch und gucke runter.
Am Hügel sind morgens immer die gleichen Leute unterwegs. Eine von ihnen: eine Muslima in Abaya, Hidschāb und Pantoletten. Mit strammem Schritt, resolut die Ellbogen schwingend, geht sie den Hügel hinauf – und an der anderen Seite wieder hinab, zweimal, dreimal. Ich möchte sie grüßen, schließlich sind wir Schwestern im Geiste. Aber sie schaut dabei zu Boden. Unser Sportskamerad: ein alter Mann mit Gehstock und Schirmmütze. Auch er geht den Hügel hinauf und wieder hinab, vielleicht jeden Tag, jedenfalls immer, wenn ich da bin, zügig, aber nicht resolut. Er geht mit erhobenem Kopf und grüßt lächelnd.
Seminar | Am Montag war ich bei Pro Content und habe ein Seminar gegeben – vor Ort und mit Menschen.
Es war ein warmer Tag. Wir ließen die Fenster geöffnet und trugen allesamt Masken. Das ging erstaunlich gut, auch als Dozentin und auch, obwohl ich viel reden musste. Nur das Trinken habe ich dabei vergessen; das ist sowieso immer ein Problem bei Seminaren. Mit Maske noch mehr.
Zum Einstieg ließ ich die Leute Lego bauen. Wir erarbeiteten damit das Wesen eines Projekts: klares Ziel, neuartige Anforderung, begrenzte Ressourcen, begrenzter Zeitraum, messbares Ergebnis – und jede:r in der Gruppe bringt Steinchen ein, die zum Ganzen beitragen.
Ich schreibe das, weil ich Ihnen den Pinguin rechts vorstellen möchte: Das ist ein Hilfspinguin, wie es ihn beim Eislaufen gibt. Er begleitet das kleine, blaue Männchen in eine neue Herausforderung. So einen Pinguin hätte ich auch gerne. Ich stelle mir das sehr unterstützend vor. Immer, wenn ich nicht weiter weiß, gucke ich den Pinguin an, er macht eine Geste, und ich weiß es dann. Oder er weiß es auch nicht und tätschelt mich stattdessen tröstend an der Wade.
Sauerkrautauflauf | Zum Schluss möchte ich Ihnen ein Rezept nahe legen, das Sie gut durch die kalte Jahreszeit bringt: Ungarischer Sauerkrautauflauf mit Reis. In der Fleischvariante mit Hack und Mettenden. In der vegetarischen Variante habe ich vegetarisches Hack verarbeitet, das ich leicht mit Rauchpaprika gewürzt habe.
Zutaten: eine Packung Sauerkraut | Loorbeerblätter | ein Kaffeebecher Reis | Zwiebeln | Hack (vom Tier oder vegetarisch) | wenn vegetarisch: Rauchpaprikapulver | eine Packung Sahne | ein Becher Creme fraiche | Paniermehl
Fett in einen Topf geben, das Sauerkraut dazugeben, ebenso etwas Wasser, zwei bis drei Lorbeerblätter, Salz und Pfeffer. Das Sauerkraut dünsten, bis es weich ist – etwa 30 Minuten. Den Reis kochen. Zwei bis drei Zwiebeln kleinschneiden und in der Pfanne andünsten. Hack dazugeben und anbraten. Alles in eine Auflaufform schichten. Sahne mit Crème fraiche verrühren, etwas salzen und pfeffern und über das Sauerkraut, das Hack und den Reis gießen, mit Paniermehl bestreuen. Wer Fleisch isst, kann auch klein geschnittene Mettenden zugeben. Mit Paniermehl bestreuen und 30 Minuten bei 200 Grad (Ober-/Unterhitze) in den Backofen geben.
In dem Zusammenhang fällt mir ein, dass neulich für mehrere Wochen das „?“ auf meiner Tastatur (beruflich) nicht ging. Ich hatte nicht so richtig Lust, mich der Problemlösung zu widmen sondern befasste mich lieber mit einem Workaround: ich formulierte einfach nichts mehr als Frage. Verändert den Stil total, probieren Sie es mal aus!
Ergänzendes | Heute Morgen machte ich wieder Frühsport – weil das Auto zum TÜV musste. Ich gab es ab und verband den Rückweg mit etwas Leibesübung. Das ist momentan eine Mischung aus joggen und gehen; ich bin nicht in shape genug, um sechs Kilometer durchzulaufen; außerdem ist es in der aufgehenden Sonne so hübsch, dass ich bisweilen anhalten und Fotos machen möchte. Diese Umstände ergänzen sich hervorragend.
Nachdem ich zu Hause angekommen war, geduscht und gefrühstückt hatte, klingelte auch schon das Telefon: Mit dem Auto sei alles in bester Ordnung, es sei bereits wieder abholbereit. Also schnürte ich die Schuhe und ging es abholen. Auf dem Weg telefonierte ich mit Daniel, dem Intensivmediziner meines Vertrauens. Wir sprachen über Mediziner für Mediziner gegen Covid, das Projekt, das wir gemeinsam mit anderen im Frühjahr auf die Beine gestellt hatten. Es wird jetzt nachgefragt; das ist keine gute Nachricht.
Der Rest des Tages: etwas Arbeit, ein paar Erledigungen, ein Nickerchen und Bolognese kochen.
Gelesen | Die Älteren unter uns erinnern sich noch an Gerhard Schröder, jenen Bundeskanzler, dessen Tätigkeit die SPD in ein Loch stürzte, in dem sie sich seither gemütlich eingerichtet hat, und der nach seinem Ausscheiden aus dem Amt vor allem durch seine Beziehung zum russischen Präsidenten auffiel. Neuerdings setzt Schröder diesen Erinnerungen Instagram-Knuffeligkeit entgegen: Die Gerd-und-Soyen-Show. | Ich finde ja alle Ansätze gut, die alternative Mobilität versuchen. Das Startup „Ottobahn“ hat sich individuell buchbare Gondeln ausgedacht, die auf festen Wegen, aber trotzdem flexibel das Gefühl von Individualverkehr mit nachhaltigem ÖPNV verbinden. | Christian berichtet Dinge aus meiner Geburtsstadt im Sauerland: von der Antrittsrede des Bürgermeisters und von Schulen. Christian ergänzt sich stets hervorragend mit den Berichten meiner Verwandtschaft, die wiederum andere Informationen abdeckt. Gemeinsam mit der Facebook-Gruppe „Wir sind Menden!“ sind sie besser als die örtliche Zeitung – zumal sie gerade im Ressort „Klatsch & Tratsch“ deutlich breiter aufgestellt sind.
Was war | Wann schrob ich zuletzt? … //*blättert im Blog … Ah, Samstag. Das ist …. mmh … fünf Tage her. Na sowas. Kurz erzählt: Am Sonntag fuhr ich heim. Am Montag machte ich Samstag. Am Dienstag machte ich Montag. Am Mittwoch Frühsport um den See, danach gut zu tun.
Heute wie gestern, nur ohne Frühsport, dafür mit einer Spazierrunde am Nachmittag.
Bevor ich am Sonntag in den Zug stieg, traf ich Alu Kitzerow, Zukunftsforscherin, Initiatorin der Konferenz Blogfamilia und Bloggerin bei Große Köpfe. Wir sprachen über Zukünfte und Möglichkeiten, Familie, Vereinbarkeit und Corona.
Das Ambiente fiel in die Kategorie „Schöner Podcasten“.
Was ist | Das RKI meldet erstmals mehr als 20.000 Neuinfektionen. In Dortmund steigt die Inzidenz über 200. Pflegenotstand und die üblich schlechten Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern. Die USA zählen, und wer weiß, was daraus folgt. Klimakatastrophe, Extremismus, Konservativismus, Schwurbelismus, Moria.
Alle meine Lieben gesund. Marc Darcy. Ausreichend Rücklagen. Im Garten große Geschäftigkeit bei Meisen, Dompfaffen und Eichhörnchen, beim Zaunkönig und dem Eichelhäher. Zufrieden. Optimistisch.
Was kommt | Nächsten Mittwoch gibt’s mich als Webinar: Von 14 bis 15:30 Uhr spreche ich darüber, wie wir auf Veränderung reagieren (das ähnelt sich nämlich). Ich erzähle etwas über die Verneinungsschleife und wie man dort rauskommt. Außerdem verrate ich die Todeskombi, die jede Veränderung in Organisationen verhindert. Wer dabei sind will: Hier anmelden, es sind noch ein paar Plätze frei. Die Teilnahme kostet 59 Euro.
Gewuppt | Strategietag mit einem Kunden – digital. Mitte der Woche hatte der Kunde kurzfristig von Präsenz auf online umgeschwenkt. Was ich seither mit heißer Nadel gestrickt habe, ging auf. Das Konferenzformat in MS Teams, die Ablaufplanung, das Timeboxing, die Zusammenarbeit auf dem virtuellen Stormboard und das Ziel, mit Ergebnissen aus dem Tag zu gehen, die man direkt umsetzen kann – alles erfüllt.
Ein Vorstandsmitglied des Kunden hatte mich freundlicherweise zu sich nach Hause eingeladen, um das Ganze von dort aus remote zu moderieren. Denn fürs Canceln der Berlinreise und aller dranhängenden Termine war’s zu spät; wollte ich auch nicht – und ich brauchte einen funktionierenden, internetsabilen Arbeitsplatz.
Kompliment an den Kunden, der sich auf meine Vorschläge eingelassen und viel Mut gezeigt hat („Wenn Sie sagen, dass das klappt, dann machen wir das jetzt einfach so, Frau Giese!“). Der Kunde hat kurzfristig auch noch viel geschraubt, damit es für alle Teilnehmenden hinhaute, und wir haben das gemeinsam gewuppt. Nach dem Ende stießen wir mit einem Glas Sekt an, das war auch nötig. Ich hatte zwar nicht ernsthaft Sorgen gehabt, aber sowas ist schon ’ne Wundertüte, und ich bin glücklich, dass es ein Erfolg geworden ist.
Heimweg | Nach den zehn Stunden ging ich zu Fuß heim: laufen, Leute gucken, mich vom In-den-Laptop-gucken erholen. Das war prima.
Abends sah ich eine Doku über die New York Times: Mission Wahrheit – die New York Times und Donald Trump. Eigentlich war ich auf der Suche nach etwas Schlichtem zum Runterkommen, „Berggeschichten aus Tirol“ oder „Faszinierende Welt der Quallen“, aber beim Umschalten bin ich dort hängengeblieben. Spannende Einblicke in den US-Journalismus. Auffallend: starke Journalistinnen in der ersten Reihe.
Bemerknis #1 | Berlin verhipstert sogar den neuen Shutdown.
In Dortmund hängt man ja Spannplakate aus Lkw-Plane auf und schreibt in Word Art drauf: „Wir liefern auch!“ anstatt Plattencover zu designen.
Bemerknis #2 | Erstaunlich auch die ausgestellte Mode. Ich meine, echt jetzt, der Pullover in der Mitte – Vatta hat sowas noch für die Gartenarbeit oder wenn er mal unters Auto muss.
Ich konnte nicht eruieren, was das Ding kostet, aber vielleicht sollte ich Vatta den Hinweis geben, dass es etwas zu versilbern gibt.
Es fühlt sich falsch an | Der Tag begann wieder mit einem einsamen Frühstück. Ein älteres Egepaar verließ den Frühstücksaal gerade, als ich kam – so frühstückte ich erneut alleine.
Vor zig Jahren war ich mal alleine im Kino. Das fühlte sich genauso an. Vorführung, Heizung, Popcorn – alles nur für mich! Das ergab keinen Sinn, das war alle so drüber. Ich hatte ein fürchterlich schlechtes Gewissen und konnte den Film überhaupt nicht genießen.
Beim Frühstück genauso: diese für eine Person völlig überzogene Auswahl an Speisen, der Stromverbrauch, die Beleuchtung, die bereitstehende Servicekraft. Ich neigte dazu zu sagen: „Lassen’Se das morgen, ich mach mir nur schnell ’ne Käseschrippe, legen’Se einfach’n Brötchen und’n Teller raus.“
Das Hotel schließt am Montag bis Anfang Dezember.
Broterwerb | Nach dem Frühstück fuhr ich nach Mühlenbeck raus zu Kunde #1. Mühlenbeck liegt nördlich von Berlin in Brandenburg. Die S-Bahn brachte mich von der Schönhauser Allee in 15 Minuten hin. Dort wurde ich durch den neuen Firmensitz geführt. Wir tranken Kaffee und Tee und schwatzten.
Im Anschluss fuhr ich nach Pankow zu Kunde #2. Von dort aus begleite ich morgen remote durch eine Tagung. Ich besah mir meinen Arbeitsplatz, und wir besprachen uns.
Von Pankow aus ging ich zu Fuß zum Hotel zurück, 54 Minuten, kündigte die amerikanische Landkarte an. Das passte, und ich sparte mir eine ÖPNV-Fahrt. Auf ÖPNV bin ich nämlich nicht scharf.
Vom Hotel aus traf ich mich fernelektrisch mit Kunde #3. Eigentlich hatten wir uns im Volkspark Friedrichshain zum „Walk & Talk“ verabredet, aber weil es Bindfäden regnete, sahen wir davon ab.
Am Abend nochmal Arbeit für Kunde #2 und und kurze Absprache.
Abendessen | Ambiente in Pandemie-Zeiten:
Gestern Aluschachtel mit Tofu, Gemüse und Reis. Heute Pappschachtel mit Gemüsepizza. Geschäftsreisen waren schonmal stimmungsvoller.
Rückkehr von der Insel | Huch, schon fünf Tage her, seit ich zuletzt etwas hier getippt habe. Seither bin ich von der Insel zurück nach Dortmund gereist.
Die Situation auf der Fähre war – wie schon auf der Hinreise – übersichtlich: Die Torfrau und ich standen an Deck, wir wurden vom Wind umpustet, genossen die Leere und die Aussicht.
In Dagebüll stiegen wir uns Auto und fuhren uns gegenseitig nach Hause. Ich brachte der Torfrau den Podcast Zeit Verbrechen näher. Wir hörten vier Folgen.
Weiterbildung | Am Montag absolvierte ich eine Prüfung zum Agile Master – vier Stunden remote. Ein Multiple-Choice-Test, drei Freitext-Aufgaben und im Anschluss ein reales Szenario mit diversen Problemstellungen, die wir in der Gruppe lösen und anschließend präsentieren sollten.
Falls Sie sich fragen, was ein Agile Master ist:
Die direkte Übersetzung aus dem indianischen ist „ich sorge dafür, daß ihr euch selbst organisieren könnt und fange dafür den meisten Ärger ab, den sonst der Projektleiter abbekommt.“
Ich bin sehr zufrieden mit der Ausbildung und werde sie vertiefen. Das Institut bietet einen Systemic Agile Master an, der speziell darauf ausgerichtet ist, Transformationsprozesse in Organisationen zu begleiten.
Diese Aufgaben sind umso schwieriger, als sie parallel zu den laufenden Arbeitsprozessen „in einer Operation am offenen Herzen“ bewältigt werden müssen – alte und neue Strukturen treffen aufeinander und scheinen unvereinbar.
Ziel der Fortbildung ist es, das Verhalten von Menschen in sozialen Systemen, in den Strukturen einer Organisationen und in Abhängigkeit zueinander besser zu verstehen – und dieses Verständnis in Veränderungsprozessen einzusetzen.
Reise nach Berlin | Gestern reiste ich geschäftlich nach Berlin. Die Reise ist seit drei Monaten geplant: Ich moderiere den Strategietag einer Organisation.
Am Dienstag entschied sich der Kunde kurzfristig, die Veranstaltung digital stattfinden zu lassen – eine gute Entscheidung angesichts der aktuellen Infektionsentwicklung und den politischen Entscheidungen. Sie brachte mich allerdings gehörig ins Schwitzen. Binnen eines halben Tages digitalisierte ich das Konzept, entwarf ein virtuelles Board, an dem die Teilnehmer:innen zusammenarbeiten werden, ging mit dem Kunden die inhaltlichen und technischen Möglichkeiten (und auch die Grenzen) durch, und wir besprachen das Vorgehen. Für die Moderation und Durchführung bekomme ich am Samstag Obdach bei einem der Vorstandsmitglieder – dort gibt es ein zweites Arbeitszimmer, eine gute Internetverbindung, und wir haben die Möglichkeit, in den Pausen persönlich und über den Flur zu kommunizieren. Improvisation deluxe von allen Seiten.
Weil ich noch weitere Termine in Berlin habe, machte ich mich dennoch dorthin auf den Weg. Ich kaufte mir FFP2-Masken und Desinfektionsmittel; und mein Zeitplan hat ausreichend Luft, um Wege zu Fuß und mit dem E-Roller zurückzulegen – oder mal eine volle U-Bahn vorbeifahren zu lassen.
Die Atmosphäre am Dortmunder Hauptbahnhof war gespenstisch. Statt Menschen, die sich von den Gleisen in die Bahnhofshalle ergießen, statt Gewusel, Gewimmel und Geschubse war es am Mittwochmorgen gähnend leer. Auf dem Gleis auch niemand – weder auf meinem noch auf dem Gleis gegenüber.
Im Zug teilte ich den Waggon mit sechs anderen Menschen. Alle mit Maske. Niemand sprach, gegessen wurde nur kurz. Alle waren sehr vorsichtig.
Hotel | Mein Hotelzimmer hatte ich bereits im Februar gebucht – für Ende März. Doch dieser Termin fiel aus. Genauso wie ein Termin im Juni. Ich reservierre seinerzeit im Spartarif – mit Rabatt, wenn man das Zimmer direkt bezahlt. Das Hotel schrieb mir den bereits entrichteten Betrag nun gut.
Das Hotel habe ich einst im Blog der Kaltmamsell entdeckt. Leider ist das Schwimmbad #aufgrundderaktuellenSituation geschlossen. Ich kann es nur angucken. Dabei liegt mein Zimmer genau gegenüber des Seiteneingangs. Ich bräuchte nur im Bademantel hinüberschlüpfen. Hach, das wäre schön.
Heute Morgen war ich lange alleine beim Frühstück.
Kühlgeräte brummten. Leise spielte Musik. Aus der Ferne ein Tröpfeln. Ein junger Mann lief langsam hinter der Theke auf und ab. Als ich fast fertig waren, kamen erst drei, dann nochmal vier Menschen, die sich weitläufig im Raum verteilten, der links noch weiter geht.
Vanessa spricht mit … | Gestern war ich bei Verena. Ich nahm mit ihr eine Podcastfolge auf. Verena wohnt in Kreuzberg – das waren etwa acht Kilometer, die ich zu Fuß und mit einem E-Roller zurücklegte. Erfahrung: Hand am Lenker lassen und nur im Stillstand die Maske richten!
Vom Balkon aus hat man einen Blick in Richtung Alexanderplatz.
Im Bild ist das Hochhaus am Steglitzer Kreisel, in dem bald Eigentumswohnungen zu „schwindelerregenden Preisen“ entstehen. Die anonyme Graffiti-Crew Berlin Kidz hat es von oben bis unten mit Zeichen im brasilianischen Pichação-Stil besprüht; sie versteht sich als Systemkritikerin. arte hat mal eine Doku über die Truppe gemacht, deren Markenzeichen ist, in waghalsigen Aktionen unerreichbare Stellen zu besprühen: Graffiti Extrem.
Mit Verena sprach ich über die Dramaturgie von Drehbüchern und von Karrieren, über das Kreieren von Ereignissen in Geschichten und im eigenen Leben, über die Entwicklung von Figuren und Beziehungen und über Intimkoordinatoren an Filmsets. Denn Verena ist einerseits Karriereberaterin, andererseits berät sie Autor:innen bei der Entwicklung von Drehbüchern. Unter anderem hat sie unterstützt bei „Das Adlon. Eine Familiensaga“, „Gut gegen Nordwind“ und einer Serie über den Friedrichstadtpalast, die bald gedreht wird.
Besuch bei der Lektorin | Heute besuchte ich meine Lektorin beim Suhrkamp-Verlag. Sie betreut mein Buchprojekt „Käthe Paulus“. Sie hat sich gefreut, dass die Rohfassung des Manuskripts nun fast steht, es fehlen nur noch circa 20 Seiten. Wir überlegten, wo wir kürzen können; ob es alle Figuren braucht, die ich entwickelt habe; wie die Teile Eins und Zwei im Verhältnis zum dritten Teil stehen.
Das neue Verlagsgebäude am Rosa-Luxemburg-Platz ist sensationell schön, ein Betonbau mit großen Fenstern, in schlichtem Design und meterhohen und -langen Bücherregalen.
Am Nachmittag arbeitete ich im Hotelzimmer – und absolvierte von dort aus einen weiteren Termin. Wir zoomten zwischen Charlottenburg und Prenzlauer Berg; von einem persönliches Treffen sahen wir #aufgrundderaktuellenSituation ab.
#dieaktuelleSituation | Ab Montag also Shutdown light. Auf Föhr fragte mich die Torfrau noch: „Ob du wohl nach Berlin fährst?“ Ich antwortete: „Ich glaube, dass ich noch nach Berlin fahre, bis Sonntag, und ab Montag machen sie alles zu.“ Ich sollte ins Glaskugel-Business einsteigen.
Die Kirche an der Schönhauser Allee ist am Puls der Zeit:
Ich habe mir die App „Kontakttagebuch“ heruntergeladen. Dort kann man protokollieren, wann man sich mit wem wie lange getroffen hat, ob drinnen oder draußen, mit oder ohne Maske. Man kann den Kontakt aus den Telefonkontakten ergänzen (Telefonnummer, Mailadresse usw.). Die Liste kann im Falle einer Infektion als csv-Datei exportiert und dem Gesundheitsamt zur Verfügung gestellt werden. Heute habe ich dort eingetragen: „Lektorin, Uhrzeit, eieninhalb Stunden, drinnen, mit Maske“.
In den Einstellungen des Smartphones kann man übrigens sehen, wie viele Kontakte die Corona-Warn-App in den vergangenen Tagen abgeglichen hat. Auf dem iPhone geht das unter „Einstellungen – Begegnungsmitteilungen – Status von Begegnungsaufzeichnungen – Begegnungsüberprüfunngen“. Man sieht nur Codes, aber die Anzahl gibt einen realistischen Anstoß, das eigene Kontaktverhalten zu überprüfen. Am heutigen Tag hat mein Smartphone zum Beispiel 14 Begegnungen registriert. Am vergangenen Montag waren es null – klar, da habe ich die Prüfung zum Agile Master absolviert und das Haus nicht verlassen; es kam mich auch niemand besuchen.
Utersum | Der letzte Urlaubstag auf der Insel – eine schöne Fahrradtour von Wyk über Witsum nach Utersum ans andere Ende der Insel. Von dort aus kann man nach Amrum und Sylt gucken. Es ist nochmal deutlich ruhiger als in Wyk, wo es auch alles andere als überlaufen ist.
Im Café gibt es zwar keine Waffel, dafür Käsekuchen. Draußen sitzen geht auf Föhr gut – hinter Windschutz oder im Strandkorb ist es noch ausreichend warm.
Wie jeden Tag haben wir alles an Wetter: Regen, Sonne, Wind und Wolken. Auf dem Wasser sind Kitesurfer.
Der Rückweg führt uns über Borgsum und Nieblum, über Wirtschaftswege, durch Felder, an Schafen und Kühen vorbei.
150 Kilometer auf dem Pedelec habe ich in diesem Urlaub zurückgelegt. Das war sehr schön. Einfach durch die Landschaft radeln, Kühe und Schafe angucken, über den Wind fluchen, gegen den Regen kämpfen, mich über Sonne freuen und einfach treten.
Niemals kam der Wind von hinten.
Oldsum | Gestern waren wir nochmal in Oldsum. Die Torfrau hatte sich am Vortag schon ’nen Gemütlichen gemacht, als ich dorthin loszog – und so zeigte ich ihr das Dorf.
Ich erwähnte bereits, wie erdend es ist, mit strickenden Menschen in einem Wohnzimmer zu sitzen. Damit Sie einen Eindruck bekommen, wie das hier aussieht:
Für mich als Handarbeitshonk ist es höchst faszinierend, wie eine Socke entsteht. Mit Bündchen! Und Ferse!
(Es motiviert mich nicht, es zu lernen.)
Bemerknisse | Die Insel ist groß genug, um immer andere Wege zu radeln, und klein genug, dass man in zwei Tagen alles gesehen hat.
Kein Aperol zu Lounge-Musik. Keine Austern. Keine Hunde in Handtäschchen. Kein Schickimicki. Dafür Waffeln und Kartoffelsuppe, Gummistiefel, kleine Cafés, zerzauselte Labradors.
Man braucht kein Auto. Trotzdem kommen die meisten Menschen mit dem Auto. Gefühlt die Hälfte mit einem SUV.
Eines dieser hübschen Friesenhäuser kostet ungefähr 1,5 Millionen Euro. Schade.
Ich erwäge, mich über die Wintermonate auf diese Insel zurückzuziehen und hier zu verharren, bis es Frühjahr ist und das Corona-Virus wieder weniger Lust auf Menschen hat. Falls die örtlichen Tourismusmenschen mir das sponsern möchten: Ich bin offen für Angebote und würde auch Geschichten aufschreiben.
Diese Decke ist nicht aus Glas, sie ist aus Beton: extrem hart und undurchsichtig. Wenn die Decke gläsern wäre, könnten wir viel mehr lernen darüber, was dort oben passiert.
Etwa ein Drittel der Bevölkerung hat kein nennenswertes Vermögen und ist daher nur eine Kündigung, eine schwere Krankheit oder einen neuerlichen Lockdown von der Armut entfernt.
Zum Kurzarbeitergeld:
Ich bin ein Befürworter des Kurzarbeitergeldes, weil es Massenentlassungen verhindern kann. Aber ich halte es für einen Skandal, wenn die Bundesagentur für Arbeit durch Zahlung von Kurzarbeitergeld einen Großteil der Lohnkosten von BMW übernimmt, obwohl genug Geld da war, um den Aktionären eine satte Dividende von 1,64 Milliarden Euro zu zahlen.
Sankt Laurentii | Der Tag begann gemächlich: ausschlafen und Frühstück mit Plausch. Bevor wir aufbrachen, bereitete ich ein Kundengespräch für den Nachmittag vor. Ich gehe gerne gedanklich gerüstet in Gespräche und habe mir nochmal den Sachverhalt und seine Rahmenbedingungen ins Gedächtnis gerufen.
Die Torfrau und ich liehen uns Fahrräder, und wir radelten ziellos in Richtung Westen. Nach einigen Meilen gegen den Wind fanden wir einen Friedhof: den Friedhof von Süderende an der Kirche Sankt Laurentii. Dort erzählten die Grabsteine Geschichten.
Zum Beispiel diese (Absätze von mir zur besseren Lesbarkeit):
Denkmal der christlichen Eheleute, des ehemaligen Kaufmannes und Landmannes
Christian Diedrich Roeloffs aus Süderende (geb. d. 30. Jan. 1801, gest. d. 5. April 1885) und der Antje, geb. Ketels, verw. Braren (geb. in Toftum d. 19. Juli 1804, gest. d. 10. Nov. 1890).
Ersterer ist auf seinem Lebenswege reichlich gesegnet worden, hat aber auch mit seinen Gütern und Gaben Andern gern gedient, er hat indes auch des Lebens Last und Hitze tragen müssen:
2 Lebensgefährtinnen, mit denen er nur etliche Jahre gepilgert mit der ersten, Ingke Ocken aus Oldsum, 9 mit der zweiten, Mattje Lorenzen aus Süderende, 8 Jahre, und von seinen 9 Kindern, 4 aus der 1. und 5 aus der 2. Ehe, sind 7 vor ihm ins Grab gesunken, doch war es ihm vergönnt, an der 3. Hausfrau eine langährige Gehülfin zu finden, von 1846 bis zu seinem Lebensende.
Diese hatte ihren ersten Gatten, Brar Braren aus Oldsum, nach 15-jährigem Ehestande verloren und von den 8 Kindern, die sie ihm gebar, hat sie 5 ins Grab sinken sehen.
Auf dem Friedhof finden die Toten der umliegenden sieben Dörfer ihre Ruhe. Der Ort ist voll von Föhrer Namen, von Brarens, Knudsens, Roeloffs und Matzens. Manchmal haben sich ihre Wege gekreuzt, dann gibt es „Geborene“ und „Verwitwete“. Beerdigt sind sie durcheinander, bisweilen in Ansammlungen, seltener in Sichtachsen.
Das Kirchlein, erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1240, ist schlicht und gleichzeitig hübsch.
In die Confitentenlade konnten die Gemeindemitglieder ihr Begehren einwerfen, am Heiligen Abendmahl teilzunehmen – verbunden mit dem Wunsch, vorher zu beichten. Ein Projektmanagement-Instrument des Pfarrers.
Mission „Waffeltestung“ | Mit Gegenwind erreichten wir Nieblum. Das dortige „Eis- und Waffelhaus“ versetzte mich sogleich in zarte Aufregung.
Das Dargebotene erhält allerdings nur 6/10 Punkte auf der Internationalen Waffelskala™: geschmacklich eher fad und zu wenig Fluff. Auch das Eis konnte es nicht rausreißen. Die gestrige Waffel war besser.
Zur Einordnung – die Internationale Waffelskala zieht drei Kriterien zur Beurteilung heran:
Geschmack (natürliche Waffeligkeit ohne künstliche Aromen)
Fluff (Dicke, Weichheit bzw. Knusper, Mundgefühl)
Bräunung (zu dunkel gibt Abzüge)
Je natürlich-waffeliger der Geschmack, je idealer die Bräunung (hell mit einer Andeutung von Braun) und je fluffiger, desto höher die Punktzahl auf einer Skala von 1 bis 10. Alle Kriterien sind absolut subjektiv und gleichzeitig in höchstem Maße professionell und einzig wahr.
Nieblum an sich ist anheimelnd. Es gibt hübsche Friesenhäuser, Nippes-Läden und Cafés, alles sehr pittoresk.
Weniger pittoresk sind die Autos der Touristen, darunter viele SUVs, die sich über das Kopfsteinpflaster schieben, um möglichst nah dran zu parken.
Erdend | Am späten Nachmittag begann es zu regnen. Wir kehrten heim. Ich führte mein Kundengespräch und arbeitete ein wenig. Die Torfrau fuhr in einen Wollladen und sitzt nun, während ich blogge, im Ohrensessel und strickt Socken. Beide haben wir Frischluftvergiftung und müssen heute früh ins Bett.
Im Ohrensessel sitzende und strickende Menschen wirken beruhigend.
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