Beklemmung | Ich habe schlimme Befürchtungen, was die Kombination aus Virusmutationen, Wischiwaschi-Lockdown, Charakter und Intellekt der Länderchefs und Kultusminister:innen, Impfgeschwindigkeit und Wahljahr angeht.
Bevor wir alle ganz weich in der Birne werden, wäre es vielleicht gut, alles – wirklich alles, was geht – einmal fünf Wochen komplett dicht zu machen, und dann ist der Spuk im Griff. Das zeigen Länder mit erfolgreichen CovidZero-Strategien, und das empfiehlt auch das New England Compex Systems Institute. Andernfalls eiern wir bis in den Mai herum, mit konstant hohen Infektions- und Todeszahlen.
Impfung | Bislang hatte ich nicht gut verstanden, wie die Corona-Impfung funktioniert. Auch war mir nicht ganz klar, warum sie so schnell entwickelt werden konnte. Heute habe ich die aktuelle Folge des Corona-Updates vom NDR gehört und es kapiert.
Ab Minute 15 und 50 Sekunden erklärt die Virologin Sandra Ciesek, wie der Impfstoff funktioniert und warum er nichts mit unserer DNA zu tun hat. Ab Minute 25 erklärt sie, warum die Impfung so schnell entwickelt werden konnte – und wieso sie dennoch genauso sicher ist wie jedes andere Medizinprodukt. Gründe sind: Die Forscher bauten auf vorhandenes, frei verfügbares Wissen auf – und auf 30 Jahre mRNA-Forschung. Außerdem: interdisziplinäre Zusammenarbeit über Grenzen hinweg, ein starkes gemeinsames Ziel, ein Miteinander von Forscher:innen und Regulierungsbehörden, dadurch Reduzierung der Bürokratie (unter anderem durch rollierende Reviews), Vertrauensvorschuss und Vorfinanzierung. Alles, was Innovation braucht und was sie schnell macht!
Die Folge macht Mut, dass die Impfgeschwindigkeit bald zunehmen wird; daran habe ich auch keinen Zweifel – das ist sicherlich wie bei jedem Großprojekt: Anfangs holpert und stolpert es, es fehlt an Ressourcen und an Struktur, aber ab einem bestimmten Punkt steigt die Effizienz sehr rasch.
Wie die Impfung funktioniert, erklärt auch der Molekularbiologe Martin Moder – launig und zudem jahreszeitengerecht mit einer Orange und Nelken:
Ich fühle mich jetzt sehr gut informiert.
Atmen, lüften, Masken | Spannend finde ich auch das Interview mit einem Strömungsphysiker Eberhard Bodenschatz, der sich mit praktischen Fragen von Lüften, Atmen und Aerosolen beschäftigt.
Fitnessstudios sollten also geschlossen bleiben?
Mit dem richtigen Luftreinigungsgerät könnten sie öffnen. Ich habe im Institut ein Gerät stehen, das etwa 3500 Kubikmeter Luft pro Stunde filtert. Damit schaffe ich nahezu Reinraumqualität in einem 100-Kubikmeter-Raum. Wenn ich davon vier Stück aufstelle und die Mischung der Luft mit Ventilatoren unterstütze, ist das kein Unterschied mehr zu Sport im Freien. Fitnessstudios haben meist auch eine sehr gute Verdrängungslüftung.
Ersetze das Wort „Fitnesstudios“ durch „Schulen“.
In Innenräumen und im Stadtteilzentrum nutze ich nur noch FFP2-Masken, keine Stoffmasken mehr. Wie man diese Masken im Privathaushalt aufbereiten und wiederverwerten kann, erklärt die FH Münster sehr anschaulich.
Homeoffice und #dieaktuelleSituation | In der Zeit berichten Leserinnen und Leser gefragt, warum ihre Vorgesetzten ihnen Homeoffice verweigern und wie die Stimmung im Unternehmen ist. Unabhängig davon habe ich gestern mit der Journalistin Leonie Schulte zum Thema „Präsenzkultur“ gesprochen. Sie hat mich interviewt. Sobald der Text zu lesen ist, verlinke ich ihn hier.
Ich bin sehr sicher, dass sich die sperrige Haltung in den kommenden Jahren auswachsen wird. Ich sehe Unternehmen, die gerade sehr zukunftsgerichtete Arbeitsformen entwickeln. Andernorts bringt das Betroffenen natürlich erstmal nichts. Ich rate aber dazu, den eigenen Wert nicht zu unterschätzen, die Situation als Impuls zu nehmen und gelassen und offen neue Wege ins Auge zu fassen. Auch jetzt schon, mitten in der Krise. Denn es beginnt mit dem Denken – und was man denken kann, kann man auch bewegen. Überdies: Warum nicht auch außerhalb des gelernten Berufs denken? Es gibt zahlreiche Positionen, die ein anderes Label haben als auf dem Abschlusszeugnis von 2004 steht, die aber genau die Fähigkeiten verlangen, die man in den vergangenen Jahren in Beruf und Privatleben erworben hat. Gute Unternehmen erkennen das. Habt Mut!
Broterwerb | Viele Unternehmen werden nicht mehr zu 100 Prozent ins Büro zurückkehren. Ich werde derzeit gefragt, „wie das dann gehen kann“. Wie kann eine Kombination aus Präsenz- und Remote-Arbeit aussehen? Welche Schritte muss ich als Organisation gehen, um die beste Lösung für mich zu finden?
Mir fallen dazu etliche Aspekte ein:
- Funktion von Präsenz- und Remote-Arbeit in Hinblick auf die Ebenen einer Organisation
- Ansprüche der Arbeitsform an die Organisation, an Teams und Individuen
- Leitplanken und Spielregeln hybrider Arbeit
- Ansprüche von Remote- und hybrider Arbeit an Führungs- und Unternehmenskultur
- digitale Werkzeuge sinnvoll auswählen, einführen und nutzen
- Leistungstransparenz, Karriere und Mitarbeiterentwicklung
- praktische Fragestellungen und Standard-Use-Cases, z.B. Gestaltung hybrider Meetings, Nutzung des Gebäudes (u.a. feste Schreibtische vs. Open Office)
- arbeits- und datenschutzrechtliche Aspekte
- Gefühle und Befindlichkeiten in der Mitarbeiterschaft
In einem Webinar fürs Mediennetzwerk NRW gebe ich Gedankenanstöße. Es heißt: Fahrplan ins hybride Office und richtet sich an Medienschaffende in Nordrhein-Westfalen. Das Ganze mache ich auch als Impulsberatung für Unternehmen.
Erfahrungsberichte nehme ich auch gerne entgegen!
Leibesübung | Schrecklichen Abendlauf gehabt. Dunkel, kalt, Schlaglöcher, Autos mit aufgeblendeten Scheinwerfern, Pfützen, allgemeines körperliches Leiden. Sport wird einem in diesen Tagen wirklich nicht leicht gemacht.
Demnächst bin ich Besitzerin einer Lampe, die ich mir umschnalle. Dann wird zurückgeleuchtet, dann blinke ich hinten und leuchte vorne, eingegurtet wie ein Rollbraten. Das wird bestimmt, ähm, toll.
Kommentare
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Bezüglich der Grundlagenforschung mRNA bin ich von dieser Frau sehr beeindruckt:
https://nypost.com/2020/12/05/this-scientists-decades-of-mrna-research-led-to-covid-vaccines/
Durchgehalten, durchgehalten, die Arbeit geliebt, und am Ende Erfolg.
Spannend, die Köpfe hinter der Forschung zu sehen. Schön finde ich die Bildunterschrift „In ihrem Büro …“, während sie auf dem Sofa sitzt. So ist halt Wissensarbeit.
An Impf-Infos sind außerdem noch zu empfehlen (wenn auch inhaltlich in Teilen deckungsgleich zum vorgestrigen Podcast mit Prof. Cisek): NDR-Podcast „Synapsen“ mit dem Impfstoffforscher Prof. Krammer: https://www.ndr.de/nachrichten/info/Synapsen-Corona-Impfstoffe-ein-Triumph-der-Forschung,podcastsynapsen154.html
Oder ein be-Powerpoint-eter Vortrag von ihm auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=l-XzMIu8Mww
Den im nächsten Absatz angesprochenen Mut werde ich in ca. einem Jahr dann wohl brauchen, wenn meine Kolleg:Innen und Vorgesetzte das umsetzen, wovon sie derzeit schwärmen. Nämlich dauerhaft (fast) vollständig ins Homeoffice zu wandern. „Einmal die Woche kann man ja ins Büro kommen, wenns sein muss“. Die Flächen im neuen Bürogebäude wurden schon entsprechend kleiner bemessen. Und das wohlgemerkt bei Tätigkeiten, bei denen man durchaus öfters miteinander reden muss. Sollte das tatsächlich so kommen, werde ich „gelassen und offen neue Wege ins Auge [..] fassen“ und mir einen neuen Arbeitgeber suchen, der gerne „zukunftsgerichtete Arbeitsformen entwickeln“ darf, mir aber daneben einen Tisch und einen Stuhl und ein Dach über dem Kopf zur Verfügung stellen kann. Achja: Laptop und Handy wären auch nicht schlecht. Oder soll ich auch noch „my own Device“ bringen?
Und dafür gelte ich auch gerne als ewiggestrig und veränderungsresistent.
Möglicherweise besteht aktuell die Chance, einen Rahmen zu entwickeln, der beides vereint: die Option auf mobiles Arbeiten und die Präsenzarbeit. Ich erlebe viele unterschiedliche Gründe für das Eine wie für das Andere. Das fängt bei den Tätigkeiten der Leute an: Es gibt solche, die im Homeoffice sogar besser funktionieren als vor Ort, und solche, die im Homeoffice schwierig bis gar nicht funktionieren – und vieles dazwischen, das ist ja ein Kontinuum und die meisten von uns haben nicht nur eine Aufgabe. Dann die persönlichen Vorlieben. Außerdem die Möglichkeiten zuhause – wenn ich dort vier Kinder rumspringen habe, auch der Partner/die Partnerin daheim zugange ist und wir gemeinsam auf 80 Quadratmetern wohnen, möchte ich nicht jeden Tag zuhause arbeiten. Wahrscheinlich gar nicht. Andere Leute nervt es, immer im Büro sein zu müssen, weil sie dort ständig unterbrochen werden. Ich berate immer dahingehend, sich das genau anzuschauen und einen Rahmen zu schaffen, der sowohl Verbindlichkeit als auch Flexibilität ermöglicht. Dazu gehört ganz klar auch die technische Ausstattung.
Natürlich sind Arbeitswelten auch immer ein Kompromiss. Jeder muss gucken, ob’s (noch) für ihn passt, und ich finde es einen natürlichen Prozess, das immer wieder für sich zu überprüfen.
H.s hören seit Beginn Herrn Drosten und später eingestiegen, auch Frau Ciesek.
Man ist wirklich gut informiert.