Ruhrpott-Ausflug | Seit 17 Jahren wohne ich nun schon im Ruhrgebiet, war aber noch nie auf einer Halde. #DieaktuelleSituation hat dem ein Ende bereitet, denn wenn ich dieser Tage schon nicht auf den Kanaren wandern kann, wie ich es vor einem Jahr getan habe, dann latsche ich wenigstens hier im Ruhrpott durch die Gegend. Am Wochenende zwischen Herten und Recklinghausen, auf der Halde Hoheward.
Das ist eine Bergehalde, die aus Schüttungen von drei Zechen entstand: der Zeche Ewald, der Zeche Recklinghausen II und der Zeche General Blumenthal/Haard. Sie ist rund 150 Meter hoch.
Man kann die Halde auf einer Balkonpromenade umrunden. Die Promenade ist mehr als sechs Kilometer lang. Es ist schon sehr beeindruckend, wie viel Zeug sie seinerzeit aus der Erde geholt haben.
Bei entsprechendem Wetter soll man bis nach Düsseldorf gucken können, also 50 Kilometer weit. Am Sonntag war es allerdings diesig. Beim Abstieg in Richtung Dreieckssiedlung kam immerhin die Sonne raus. Im Abendlicht hatten wir einen wunderschönen Ausblick auf die Müllverbrennungsanlage.
Uns ging das Herz auf, und wir waren kurz romantisch. Warum auf ferne Urlaubsinseln schweifen, wenn das Schöne so nah ist?
Die nahe gelegene Zechensiedlung entstand ab 1901. Viele Häuser sind renoviert; sie unterliegen einer städtischen Gestaltungssatzung, damit das Erscheinungsbild erhalten bleibt.
In jedem Haus sind vier Wohneinheiten je 75 Quadratmeter, allerdings nicht verteilt auf Etagen, wie man das heute macht, sondern im Kreuzgrundriss.
Von 1901 bis 1903 wurden als erster Bauabschnitt 62 Vierfamilienhäuser mit zweieinhalb Geschossen im für Bergbausiedlungen typischen Kreuzgrundriss errichtet. Diese Bauform bot für jede Wohneinheit einen eigenen Eingang mit maximaler Grundflächenausnutzung, die Zimmer in den oberen Geschossen ermöglichten auch den Schichtarbeitern entsprechende Ruhephasen. Die Häuser hatten größere Gärten zur Selbstversorgung und seitlich angebaute Ställe für das Kleinvieh. Im Obergeschoss des Stalls gab es einen Heuboden und eine sogenannte Stallstube für Kostgänger.
Dreieck-Siedlung Hochlarmark
Das war interessant. Guter Auflug.
Trübe Kulisse | Wieder eine Laufeinheit, diesmal neun Kilometer. Das Wetter ließ allerdings zu wünschen übrig.
Wenn ich es mir aussuchen dürfte, hätte ich jetzt gerne vier Wochen Dauerfrost. Danach bitte umgehend Frühjahr.
Gelesen | Homeschool: Herr Buddenbohm macht den Kunstlehrer. | Zeit Online war im Krematorium in Meißen, hat einen bedrückenden Text mitgebracht und noch bedrückendere Bilder: Sachsen in der Corona-Krise – Wenn jede Hilfe zu spät kommt | Wir leben in Zeiten, in denen es eine Diskrepanz gibt zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und unserem Denken und Handeln – nicht nur, was #dieaktuelleSituation angeht. So führt die Gesellschaft einen Kampf gegen Übergewicht, dicke Menschen gelten als charakterschwach, ihr Gewicht als persönliches Versagen. Everything You Know about Obesity is Wrong ist ein langer Artikel, der sich mit Übergewicht und dessen wissenschaftlicher Einordnung beschäftigt – und der sagt: Statt das absolute Gewicht zu betrachten, solle man sich um das Thema „Fehlernährung“ kümmern. Sie verursache mehr Krankheiten als ein hoher BMI, geht aber nicht zwangsläufig mit ihm einher.
Kommentare
6 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓
Im Abendlicht hatten wir einen wunderschönen Ausblick auf die Müllverbrennungsanlage. *grins, ich bin ernstlich beeindruckt*
Da kann Frau nur neidisch werden … haschen Sie nur jeden Sonnenstrahl den Sie kriegen können, mir hat meine Hausärztin gerade einen massiven Vitamin D Mangel diagnostiziert.
Schon erstaunlich was dieser Abraum für gestalterische Möglichkeiten schafft, in der Lausitz gibt es ja inzwischen haufenweise Seen wo vorher Braunkohle abgebaut wurde oder inzwischen ergrünten Müllberge, auch sowas landschaftsveränderndes … schon spannend.
Was sind dagegen die Kanaren?
Eben! Was ist schon eine Sonneninsel mit tiefen Schluchten, tropischen Pflanzen und mehreren Vegetationszonen, Strand und Meer gegen die Aussicht von der Halde?
In den 80ern des vorigen Jahrhunderts hat „der Pott“ sich erfolgreich gewehrt gegen die bis dahin „lieblose“ Aufhäufung des Abraums, der ja schließlich kostengünstig irgendwohin musste.
Seitdem wird das Material sozusagen gestaltet gelagert. Superpassend finde ich ja die Halde mit der Grubenlampe in Moers.
Und ein Faszinosum sind die so genannten „brennenden Halden“, denen gar nichts anzumerken ist davon, die aber auch nicht gelöscht werden können. Mit dieser Wärme müsste doch was anzufangen sein?!
Über die brennenden Halden haben wir auch gesprochen, während wir darauf herumliefen.
Auf dem Friedhof Meißen haben wir gestern den Opa meines Mannes begraben. Daher geht mir der Zeit-Artikel ziemlich nah, kann aber auch aus erster Hand bestätigen, was der Bestatter sagt. Also trotzdem danke fürs Teilen, ein wichtiger Artikel!
Mein Mitgefühl.