Es ist nicht so, dass es nichts zu bloggen gäbe. Vielmehr fehlt mir das Bedürfnis – und es gibt so viel anderes zu tun.
Renterleben
Seit knapp drei Wochen habe ich volles Verständnis für Rentner. Genauer gesagt, seit ich meinen Job gekündigt habe und – bis zum Ende der Kündigungsfrist – Teilzeit arbeite. Meine Güte! Was ich alles zu erledigen habe! Wie die Zeit vergeht! Gerade aufgestanden und in den Baumarkt gefahren, ist es auch schon Abend.
Bereits getan (Auswahl): Vorratskammer aufgeräumt. Küchenschrank aufgeräumt. Anlassbezogen Unmengen an Kuchen gebacken. Frühling auf den Balkon gebracht. Gartenzaun bestellt. Spazieren gegangen (sporadisch). Eine vorübergehende Vormittags-Turngruppe gegründet. Patenkind 2.0 besucht (wird dringend wiederholt). Kaffee mit Leuten getrunken (wird fortgeführt).
Noch geplant: so einiges.
Nächste Woche geht’s zurück an die Uni. Ich gebe ein kleines, feines Seminar für Journalistik-StudentInnen. Große Freude!
90er
Am Wochenende war ich auf einer 90er-Party und, ach – ich schwelgte in Erinnerungen. Offensichtlich komme ich in einen Lebensabschnitt, in dem ich alte Zeiten reminisziere und der nun bis zu meinem Ableben anhalten wird.
In Zusammenhang mit genannter Party musste ich Bilder von mir aus den 90ern heraussuchen. Die Bewältigung dieser Aufgabe bedurfte einer langwierigen Recherche in den Fotoalben meiner Kindheit und Jugend (vgl. Punkt „Rentnerleben“, „Man kommt zu nix“).
Es war entgegen meiner Erwartungen nicht einfach, ein Foto von mir aus den 90ern zu finden, auf dem ich einzeln zu sehen bin. Damals™ wurde, das ist mir bei der Durchsicht erst bewusst geworden, deutlich weniger fotografiert als heute und wenn, dann nur zu besonderen Ereignissen. Auf den Bildern sind fast nur Menschengruppen.
Mir ist außerdem aufgefallen: Ich war ziemlich unpeinlich. Keine Dauerwelle, keine schlimmen Klamotten. Nur Jeans, T-Shirt, Strickpulli. Zwischendurch kurze Haare, eine Wand aus Haarspray über der Stirn – aber nichts episch Schlimmes.
Kulinarik
Ich buk Waffeln von herausragender Fluffigkeit.
Rechts und vorne: auf der international anerkannten Nessy-Skala mit 9 von 10 möglichen Punkten bewertete Waffeln. Links: eine bedauernswerte 6er-Waffel. Sie wurde von einem der wenigen Knusperwaffelverfechter verzehrt.
Lesevergnügen
Nachdem die Kreisläuferin jüngst erfuhr, dass ich bis ins Jahr 2004 große Teile meines Lebens privatfernsehlos verbrachte, stellte sie die Theorie auf, dass ich genau deshalb so viel lese: gelerntes Verhalten! Schwere Kindheit. Das rudimentäre Televisionsangebot ist schuld.
Ich habe darüber nachgedacht und behaupte: nee. Während meiner Kindheit und später während der Studienzeit, als ich nur Eins, Zwei, Drei, einen Holländer und RTL mit Schnee empfing, habe ich trotz widriger Umstände leidenschaftlich ferngesehen. Ich kannte alle öffentlich-rechtlichen Vorabendserien und sah jeden Quatsch, der gesendet wurde. Lange Zeit hegte ich (Achtung, Geständnis!) eine Leidenschaft für Forsthaus Falkenau.
Vielmehr liegt es wohl am Bahnfahren und dem Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel. Was sollte ich dort auch tun außer lesen? Wir hatten ja nix! Keine Smartphones, keine Laptops, keine Tablets – die Menschen konnten in der Bahn jahrelang nur lesen, schlafen oder aus dem Fenster sehen.
Aus dem Fenster sehen ist seither ebenfalls eines meiner Hobbys.
Neu
Begrüßen wir gemeinsam den ersten Wasserschaden meines neuen Heims. Er kam über den Balkon des Nachbarn zu mir und wird ein bisschen bleiben. Hallo, Wasserschaden!
Einsatz in 4 Wänden: Anspruchsvolles Industriedesign in frisch tapezierter Kulisse schafft neue Kontraste in der Küche.
Als erfolgreiche Renovierungsbootcamplerin verfüge ich zum Glück über ausreichend Expertise, den Schaden stirnrunzelnd zu betrachten, Erste Hilfe zu leisten und fürderhin gelassen das Unausweichliche zu erdulden. Farbe, Tapete und Rigipsplatten habe ich noch im Keller. Der Duft frisch abgeschlagenen Putzes: wie eine zweite Heimat.
Und nun entschuldigen Sie mich bitte. Es gibt viel zu tun.