Das erste Buch im April:
Darum geht’s:
Georg und Isabell leben in einer Altbauwohnung in der Großstadt. Ihr Sohn Matti ist noch klein; Isabell kehrt gerade in ihren Beruf als Cellistin zurück. Doch ihre Bogenhand zittert. Bei Georg sieht es beruflich auch nicht rosig aus: Der Tageszeitung, bei der er arbeitet, geht es schlecht. Isabell und Georg werden arbeitslos.
Getrieben von Erwartungen an sich selbst, an einander und an das Leben beginnen die beiden, sich aufzureiben.
Gefällt’s?
Grundsätzlich ja. Eine Handlung, die sich langsam entspinnt, sich nicht aufdrängt. Zwei Figuren, die ich als Leserin nach und nach kennenlernen kann; die mir nicht unbedingt sympathisch, die aber schlüssig sind. Zwei Menschen, die alles haben, die sich zu ihrem Glück nur selbst im Weg stehen.
Kristine Bilkau neigt zu Bandwurmsätzen. Das Gute: Die Sprache fließt dahin; sie spiegelt damit gut das Leben der beiden Protagonisten wider, die getrieben sind, im Strom schwimmen und erst mit der Zeit versuchen, Einfluss zu nehmen. Die Worte gleiten von Seite zu Seite, von Kapitel zu Kapitel; es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Nachteil: Manchmal nervt’s.
Die Stimmung ist alles in allem recht trübsinnig – was nicht negativ ist; schließlich geht es um die Schwierigkeiten des Alltags. Es empfiehlt sich dennoch, das Buch zu lesen, wenn man guter Dinge ist.
Und sonst?
Er ist Redakteur, sie ist Musikerin, gemeinsam wohnen sie in einer Altbauwohnung – das ist alles klischeehaft berlinesk. Es macht die Geschichte nicht zwingend schlechter; es hätte dem Buch nur gut getan, gesamtdeutsch-provinzieller zu sein.
Das gilt übrigens für etliche Bücher, in denen es um Lebenseinstellungen und Befindlichkeiten geht: Sie sind oft sehr aus dem Autoren- und Künstlermilieu heraus gedacht. Ich möchte mal ein Buch lesen, in dem der Mann Handwerker und die Frau Pförtnerin ist; in dem das Paar in einem miefigen Mehrfamilienhaus in Arnsberg oder Rostock oder Schweinfurt wohnt. Hätten sie dann dieselben Gedanken und Probleme wie Isabell und Georg?
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Ich rezensiere nur Bücher, die ich mir auch so gekauft hätte.
Kommentare
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Mir gefällt vor allem der letzte Abschnitt dieses Blogeintrags.