Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Die Nenngröße TT mit einem Maßstab von 1:120 war in der DDR die beliebteste Spurbreite unter den Modellbahnfreunden. Da staunen Sie, was? Das wussten Sie nicht, ne?

Der Männerschnupfen, auf dem Sofa auskuriert, ist auch immer ein Bildungsschnupfen – und der so ziemlich einzige Anlass, wochentags am Nachmittag fernzusehen. Doch gerade das eröffnet neue Welten, Modellbauwelten.

In einer Wiederholung der Sendung „Eisenbahnromantik“ aus dem Jahr 1997 lerne ich zum Beispiel, dass es Modellbahnloks im Wert von 19.000 Mark gibt; zwei Männer in Wollrollkragen müssen so ein Objekt tragen. Eine Modellbahn kann übrigens eine Geschwindigkeit von 42 km/h erreichen, wenn man sie nur richtig betankt – mit Gas; das ist aber eine diffizile Sache, das kann nur ein ausgebuffter Modellbaubetankungsspezialist. Die Lok fährt dann auch nur kurze Strecken, und sie kann dann lediglich das eine, nämlich schnell fahren, niemals langsam und auch nicht mittelschnell und auch keine Kurven. Das ist natürlich ein Nachteil, so vom Spaßfaktor her.

Außerdem, anderes Thema, weiß ich nun etwas über die Riesenlinde von Heede. Und über die Süntelbuche in Hemsheim. Und die Balderschwanger Großvatertanne. Sie ahnen nicht, was an und in und mit diesen Bäumen los ist; was die alles schon erlebt haben – das geht auf keine Kuhhaut. Irgendwann, ich weiß es, werde ich bei Günther Jauch auf dem Stuhl sitzen, ich werde keine Joker mehr haben, er wird mich fragen, was das Besondere in Limmersdorf sei, und ich werde sagen: „Meinen Sie die Tanzlinde? Ach, lesen Sie erst die Antworten vor, dann sehen wir ja.“ Damit gewinne ich eine Million Euro und kann mir ein Profi-Waffeleisen kaufen; so ein schweres aus Edelstahl mit Eisenguss-Backplatte, das fluffige, eckige Waffeln macht.

Zum ersten Mal sehe ich außerdem diese Sendung, in der Frauen auf anderer Frauen Hochzeiten gehen und dort herummaulen. Zum Beispiel über die Braut, die keinen Schleier trägt, dafür ein Kleid mit Glitzer und einem Volumen, das an explodierte Sahne erinnert – es bekommt trotzdem ganz lieb gemeinte sieben Punkte; oder über die Torte, die zu süß ist, dabei ist sie eine Torte, und man fragt sich, was sie sonst sein soll. Mir erschließt sich das alles nicht oder sagen wir: die Regeln schon, aber die Intention nicht, dort mitzumachen. Doch es ist wie ein Unfall: Wegschauen geht nicht.

Am Ende nicke ich ein. Das macht im Detail keinen Unterschied, es ist alles ein seichter Fluss, Spurweite 3000 mm, ein breiter, mäandernder Strom, auf dem ich in Richtung Genesung treibe.

Twitterlieblinge 10/2015:

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Es gab dieser Tage einen Augenblick, in dem die Kalender-Girls – die Thekenmannschaft, in die ich irgendwie hineingeraten bin – Tabellenerster waren.

Zugegeben, in der Handball-Kreisklasse. Und nur für einen Tag. Aber es war trotzdem ein denkwürdiger Moment.

Gestern war ich wieder beim Training, und nachdem ich nun auch zur Weihnachtsfeier eingeladen bin und außerdem eine flauschige Trainingshose mitbestelle – nicht für den Sport, zumindest nicht für den aktiven, aber sei’s drum – bin ich nun wohl endgültig dabei. Obwohl ich, zur Erinnerung, ursprünglich nur spazierengehen wollte. Die Bildungsbandscheibe und ich sinnieren noch über meinen Aktivitätsgrad.

Ich habe die Kalender-Girls lieb gewonnen, und wenn man es bei Licht betrachtet, ist diese Mannschaft für ihre Zwecke auch bestens ausgestattet: Der April ist Physiotherapeutin. Der Trainer ist Internist und Intensivmediziner. Der Juni ist Inklusionsfachkraft. Es ist also alles da, was Handballrentnerinnen benötigen. Es fehlt nur noch eine Mannschaftskasse. Für, äh, Trainingsmaterial. Natürlich.

Niemand hat übrigens die Absicht aufzusteigen. Ich möchte nur eine Sache anmerken:

Ich spielte schon einmal in einer solchen Spaßtruppe, damals zu Studiumsbeginn, als ich zwar jung und dynamisch war, aber heimatlos. Wir haben nie trainiert, wir hatten nicht einmal eine Hallenzeit. Es war nicht vorgesehen, etwas anderes zu tun, als am Wochenende zu den Spielen anzutreten und ein bisschen zu zocken. Mit Sekt vorher.

Diese Mannschaft ist dann versehentlich aufgestiegen.

Sie hat sich vor Schreck aufgelöst.

Als Kind hatte ich einige Bücher, an die ich mich heute noch genau erinnere.

„Lotta aus der Krachmacherstraße“ gehört dazu. „Die Kinder aus Bullerbü“ und „Madita“. Natürlich auch die „Wawuschels“, „Die unendliche Geschichte“,  „Oh wie schön ist Panama“ und „Konrad aus der Konservendose“. Am liebsten mochte ich aber Lotta, die Rad fahren lernt – mit dem Fahrrad von Tante Berg.

Als ich die Biografie von Astrid Lindgren sah, dachte ich deshalb sofort: Die möchte ich lesen.

Andersen_Astrid_Lindgren

Denn Astrid Lindgrens Figuren, wer kennt sie nicht? Michel aus Lönneberga, Karlsson und Lillebror, Ronja Räubertochter und Bork Borkasohn, Tjorven und Bootsmann von Saltkrokan, die Brüder Löwenherz und natürlich Kalle Blomquist und Pipi Langstrumpf. Aber Astrid Lindgren selbst?

Mit 18 Jahren wird sie ungewollt schwanger. Sie bekommt das Kind in einer dänischen Klinik, in der sie nicht den Namen des Vaters angeben muss. Später heiratet sie Sture Lindgren und bekommt noch eine Tochter. Sie beginnt zu schreiben – erst Märchen, mehr schlecht als recht, dann Pippi Langstrumpf. Der erste Verlag lehnt das Werk ab: zu progressiv – ein ungezogenes Mädchen, das tun und lassen kann, was es will, wo gibt’s denn sowas. Doch dann findet Astrid einen Verlag, und das Buch geht sofort durch die Decke.

Jens Andersen erzählt das Leben der Schriftstellerin – ein langes Leben: Astrid Lindgren ist 94 Jahre alt, als sie 2002 in Stockholm stirbt. Pippi Langstrumpf war tatsächlich ihr erstes, wirkliches Werk für Kinder – Ronja Räubertochter (1981) das letzte. Dazwischen liegen viel persönliche Entwicklung, Zeitgeschichte und unterschiedliche gesellschaftliche Strömungen.

Leseprobe [pdf].

Ich habe die Biographie sehr gerne gelesen, auch wenn sie im hinteren Drittel ein paar Längen hat. Aber das bleibt bei 94 Jahren, die zu erzählen sind, nicht aus. Interessant fand ich vor allem die persönliche Ebene: das ungeplante Kind, die Ehe, ihre Haltung zu Kindern und zur Kindererziehung und den Mut, sich gegen den konservativen Mainstream zu stellen. Aber auch die Hintergründe zu Pipi Langstrumpf sind erhellend: Astrid hat die Geschichte während des Zweiten Weltkrieges geschrieben, und sie enthält zahlreiche Anspielungen.

Manchmal allerdings wirkt Andersens Erzählstil etwas zu lobhudelnd: Da hätte ich mir mehr Neutralität vom Autor gewünscht.

Sehr gerne angeschaut habe ich übrigens die Bilder: Das Buch enthält zahlreiche Fotos aus Lindgrens Leben.

*

Das Buch wurde mir zur Rezension zur Verfügung gestellt. Ich rezensiere nur Bücher, die ich mir auch gekauft hätte.

Gelesen:

Armstrong_Nachts_Schwimmen

Darum geht es:

Quinn ist Arzt. Er und seine Frau Marianna probieren seit längerem vergeblich, ein Kind zu bekommen. Das Thema wird immer drängender, verkrampfter. Quinn nimmt eine Stelle im Umland an und kann Marianna und ihrer dringenden Sehnsucht nach Nachwuchs so ein paar Tage pro Woche entfliehen. Dort lernt er Rachel kennen. Die beiden beginnen einen Affäre – und es wird komplizierter, als man es als Leserin ohnehin schon ahnt.

Und – gut?

Ja, ein gutes Buches, das mir sehr gefallen hat. Wenn man die Inhaltsangabe so liest, denkt man zunächst: Vorhersehbare Story, oder? Ja und doch nein. Denn gerade die Story ist prima umgesetzt: Von Beginn an eröffnen sich Konflikte und Spannungen, ich war sofort in der Geschichte drin und habe das Buch innerhalb weniger Tage durchgelesen.

Die Charaktere sind zudem vielschichtig: Quinn, Rachel und Marianna – ich hatte für jeden der Dreien Sympathien und fand sie trotzdem manchmal doof, konnte für alle Drei Partei ergreifen und doch nicht. Ein Pluspunkt ist das Ende, das ich jetzt nicht verrate, aber wenn Sie es lesen, wissen Sie, was ich meine. Fünf von fünf Sternchen.

*

Das Buch wurde mir zur Rezension zur Verfügung gestellt. Ich rezensiere nur Bücher, die ich mir auch gekauft hätte.

Am 12. jeden Monats findet in Blogs das Fotoprojekt “12von12″ statt:

12 Bilder vom 12. Tag

Bis zum Abend sah es diesmal mau aus: Bis 17 Uhr hatte ich lediglich ein Foto gemacht – von meinem Frühstücksbrötchen.

12von12_10_fruehstuecksbroetchen

Montags, meist auch noch dienstags gibt es bei mir die Reste vom Wochenende: aufgeknusperte Brötchen aus dem Backparadies im Ort.

Als ich das Haus verlasse, ist es kalt – nur 1 Grad. Die Scheiben am Auto sind zugefroren, und ich muss feststellen, dass ich keinen Eiskratzer habe. Also sitze ich im Wagen und warte, bis die Lüftung die Scheiben auftaut.

Es folgt ein Tag im Büro mit wenig Sehenswertem. Am Abend gehe ich laufen. Das mache ich zweimal in der Woche direkt nach der Arbeit. Die Strecke führt am Datteln-Hamm-Kanal entlang.

12von12_10_kanal

Zuerst geht sie ein Stück bergab – das ist schön, um sich einzugrooven. Bergauflaufen kann ich besser, wenn ich schon etwas warm und in meinem Rhythmus bin.

Auf der anderen Seite vom Kanal sind Felder, ein paar Häuser und Bauernhöfe – dort laufe ich auch lang:

12von12_10_luenen

Kurz vor dem Ende meiner kleinen Strecke gibt es eine Rampe, die auf eine Brücke über den Kanal führt. Die Rampe eignet sich gut, um ein paar Tempoläufe zu machen: schnell bergauf bis zur Brücke, langsam wieder hinunter und schnell wieder hoch – heute fünfmal.

12von12_10_rampe

Beim Bergabtraben fährt mich fast eine weißgelockte Radlerin mit ihrem E-Bike über den Haufen. Mit einem Affentempo brettert sie die Rampe runter, schimpft mich an und schießt an mir vorbei. Die Senioren von heute! Früher hätt’s das nicht gegeben!

Am Geländer kann man gut die Beine dehnen.

12von12_10_dehnen

Zum Thema Dehnen gibt es ja unterschiedliche Meinungen. Mir tut es gut.

Nach dem Lauf fahre ich nach Hause. Das dauert ungefähr 20 Minuten, und ich kann in der Zeit gut ausschwitzen. Ich halte noch am Supermarkt, um Quark zu kaufen. Danach fahre ich zur Tankstelle, um einen Eiskratzer zu kaufen. Doch Eiskratzer sind aus.

Zu Hause lüfte ich einmal durch. Während die Terrassentür offen steht, gehe ich in den Garten und schaue nach meinen Pflanzen. Im Gewächshaus spiegelt sich der Sonnenuntergang.

12von12_10_gewaechshaus

Danach mache ich eine Ladung Wäsche an. Meine hellen Blusen liegen schon seit zwei Wochen herum, weil ich nie viel helle Wäsche habe.

Auch wenn die Maschine immer noch nicht voll ist, stelle ich sie nun an.

12von12_10_waschmaschine

Dann gehe ich duschen.

12von12_10_apfelbluetenshampoo

Vom Wochenende habe ich Pflaumen übrig. Mit dem gekauften Quark mache ich einen Quark-Öl-Teig und backe Pflaumenkuchen.

Während ich die Pflaumen döppe, den Boden belege und danach aufräume, schaue ich eine Doku in der ZDF-Mediathek: Ulrich protestiert gegen den Fitnesswahn – passend zu meinem Joggen-&-Kuchen-Abend:

12von12_10_pflaumenkuchen

Mittlerweile schaue ich fast nur noch am Sonntagabend lineares Fernsehen (Tatort!). Alle anderen Sendungen schaue ich über Mediatheken, Youtube, auf DVD oder gestreamt.

Vor dem Insbettgehen lege ich mir schonmal die Laufklamotten fürs nächste Mal raus. Dann muss ich sie mir morgens vor der Arbeit nicht zusammensuchen. Alles, was ich morgens vor der Arbeit machen muss (außer in Ruhe frühstücken), nervt mich.

12von12_10_laufklamotten

Außerdem bestelle ich neue Laufschuhe online. Die blauen Schuhe auf dem Bild fallen bald auseinander, und die Modelle dieses Jahres sind nun reduziert. Ich mache das zum ersten Mal – bislang habe ich Sportschuhe immer im Laden gekauft und anprobiert. Da ich aber nur in Asics laufe, passt die Größe hoffentlich.

Dann ist der Pflaumenkuchen fertig.

12von12_10_pflaumenkuchenfertig

Gleich gehe ich ins Bett und lese noch ein wenig. Heute Morgen beim Frühstück habe ich ein neues Buch begonnen, das erobert werden möchte.

12von12_10_buch

Ende.

Fragen aus der Ferne:

1. Münchener Oktoberfest?

Ich war schonmal auf dem Oktoberfest. Es war nicht schön: Die Bank war eng, das Zelt zu laut, der Bierkrug zu groß, mein Nachbar mir zu nah, die Menschheit zu betrunken. Das alles ist mir unangenehm, auch in nicht-bayerischen Kontext.

2. Haben Sie Ihren Volkswagen schon abgestoßen?

Ist es nicht eher an der Zeit, VW-Aktien zu kaufen?

3. Erinnern Sie sich noch an das erste Musikstück, das Sie sich gekauft haben? (Vinyl, CD, Download?) Hören Sie sich das heute noch gerne an?

Vinyl: Queen live at Wembley ’86.
Noch anhören: Nö.

4. Spielen Sie ein Musikinstrument? Trauen Sie sich damit vor Zuhörer?

Ich spiele klassische Gitarre und könnte das auch operativ mal wieder tun. Vor Zuhörern: Ist schon vorgekommen, muss aber nicht sein.

5. Im Preisausschreiben gewinnen Sie eine Penthauswohnung in Berlin, London, Paris, Prag oder Wien. Welche suchen Sie sich aus?

Wien.

6. Halb acht Uhr abends. Sie kommen völlig gerädert (aus der Arbeit) nach Hause. Was passiert, sobald der Mantel an der Garderobe hängt und die Schuhe in der Ecke stehen?

Bluse aus, Hoodie an.

7. Kochen Sie selbst? Was kommt auf den Tisch, wenn die leeren Teller schon nach einer Stunde im Geschirrspüler stehen müssen?

Da ich fast nur selbst koche und dabei inzwischen etwas Geschick entwickelt habe, dauern die meisten Alltagsgerichte nicht länger als 30 Minuten. Ich würde zum Beispiel kochen:

  • Glückscurry mit Gemüse aus dem Garten, Reis oder Nudeln. Alternativ mit Paprika – die habe ich immer zu Hause
  • Nudeln mit Pesto
  • Ofengemüse mit Feta
  • Paprika-Hack-Eintopf mit etwas Schmand und Senf
  • Rührei mit Paprika

8. Golf, Ski, oder Tennis? (Oder doch lieber die TV-Fernbedienung?)

Was’n das für eine Auswahl? Die Chiara-Ohoven-Sportwoche? In dem Fall lieber die Fernbedienung.

9. Sie packen Ihren eigenen Flüchtlingskoffer. Was muss da rein? (Fünf Dinge braucht der Mensch.)

Wer von uns weiß schon, wie es ist zu fliehen und was in dem Moment noch möglich ist. Aber gut: Schweizer Taschenmesser. Feuerzeug. Smartphone. Solar-Ladestation. Eine Festplatte mit allem Wichtigen drauf: Fotos, Zeugnisse, mein Leben. Vielleicht aber auch lieber Wasseraufbereitungstabletten als eine Festplatte.

10. Bevor Sie den Löffel abgeben: Welches Ding müssen Sie vorher unbedingt noch gedreht haben?

Ach, wissen Sie … ich versuche mein Leben so zu leben, dass ich in jedem Moment sterben kann. Das klingt destruktiv, doch es ist das Gegenteil: Ich empfinde es als sehr lebensbejahend.

Denn machen wir uns nichts vor: Es kann jetzt passieren oder morgen früh. Oder nächste Woche oder erst in 60 Jahren. Ich habe keine Berührungsängste, was meinen Tod angeht.

Es hört sich seltsam an, denn ich bin erst Ende 30, doch: Ich habe schon viele tolle Orte auf dieser Erde besucht. Ich habe tolle Menschen kennengelernt. Ich habe geliebt und ich habe erlebt; ich liebe und erlebe in einem fort. Ich habe Pläne, aber es wäre in Ordnung, wenn es nun auch schon vorbei wäre, das Leben; ich könnte es ja doch nicht ändern.

Wenn ich noch die Möglichkeit habe zu sprechen, bevor ich sterbe, möchte ich denjenigen, die mich lieben, sagen, dass sie mich loslassen mögen; dass sie nicht weinen, sondern sich freuen sollen; dass sie nicht zurückblicken, sondern den Platz, der jetzt in ihrem Herzen frei wird, jemand anderem schenken mögen; dass sie weiterleben und weiterlieben mögen, mit voller Kraft. Und dass ich unter einem Baum begraben sein möchte. Adé.

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In den vergangenen Monate habe ich zahlreiche Rezensionexemplare gelesen, aber natürlich auch selbst Bücher gekauft:

Buecher_Sommer_2015

Kai-Eric Fitzner. Willkommen im Meer.
Gekauft, als Johannes Korten die Aktion „Ein Buch für Kai“ ins Leben rief. Darum geht’s im Buch: Tim ist ein Lehrer mit Idealen. Er möchte seinen Schülerinnen und Schülern beibringen, die Dinge zu hinterfragen, selbst zu denken, sich eine eigene Meinung zu bilden. Als er an seiner neuen Schule anfängt, läuft die ganze Sache etwas aus dem Ruder: Plötzlich wohnt ein Schüler in seinem Haus, Schwiegermutter reist an und seine Frau heckt auch etwas aus. Die Geschichte ist eine temporeiche Komödie mit Hintersinn, etwas, das gut in einen Fernsehfilmabend im ZDF passt – und das meine ich nicht negativ: gute Unterhaltung, manchmal etwas holzschnittartig, hier und da ein paar Längen, aber alles in allem eine kurzweilige Sache.

Luca di Fulvio. Das Kind, das nachts die Sonne fand.
(Deutsch von Katharina Schmidt)
Der dritte Di Fulvio nach „Der Junge, der Träume schenkte“ und „Das Mädchen, das den Himmel berührte“. Offensichtlich wechseln sich die Geschlechter ab, denn diesmal geht es wieder um einen Bub: Der junge Marcus ist Sohn des Landesfürsten von Raühnval, einem Herrschaftsgebiet in den Ostalpen. Als die Burg seines Vaters überfallen wird, verliert er seinen Stand und muss sich verstecken. Er wird Mikael, der Leibeigene, und ist fortan der Willkür des neuen Fürsten ausgesetzt. So weit, so klassisch der Plot: Dem edlen Prinzen widerfährt Unrecht, und er muss sich Gerechtigkeit erkämpfen. Liebe kommt auch vor, das Ganze auf 832 Seiten – mindestens 300 Seiten zu viel, wenn Sie mich fragen. Die Story ist auch leider so platt, die Charaktere sind nichts als Stereotype für Gut und Böse. Den vierten Di Fulvio werde ich mir klemmen.

Tom Rachman. The Rise and Fall of Great Powers.
(Aufstieg und Fall großer Mächte)
Von Tom Rachman „Unperfekten“ war ich begeistert – ein leiser, relevanter Roman zur Zeitungskrise mit guten Charakteren und scharfer Beobachtungsgabe. Deshalb war es keine Frage, dass ich „Aufstieg und Fall großer Mächte“ direkt kaufte, als ich es in der Buchhandlung sah. Ich vermutete hinter dem Titel ein Gesellschaftsthema, etwas Franzen-haftes, eine ebensolche Studie wie „Die Unperfekten“. Stattdessen erzählt das Buch die Geschichte von Tooly Zylberberg, die einen Buchladen in Wales hat, früher auf der ganzen Welt wohnte und die keine richtige Beziehung eingehen kann. Der Aufbau, insbesondere der Charaktere, ist verworren; es wird erst nach und nach klar, wie Tooly zu den einzelnen Menschen steht, wer ihr Vater ist und wer ihre Mutter. Dazu die Zeitsprünge und ihr Charakter, der wenig Halt hat – nicht in sich selbst und nicht in Beziehung zu den Menschen. Das ist alles nicht meins, tut mir leid, Tom Rachman.

Fabio Volo. È una vita che ti aspetto.
Das erste Buch von Fabio Volo, das mich nicht begeistert hat – im Gegenteil: Es hat geradezu knausgårdsche Züge. Wie in vielen von Volos Büchern geht es um einen Mitdreißiger, diesmal ist es Francesco, der zufrieden-unzufrieden ist. Er hat einen job, wechselnde Beziehungen, ein schwieriges Verhältnis zu den Eltern. Im Gegensatz zu Volos übrigens Büchern, in denen es einen Spannungsbogen, eine Entwicklung des Protagonisten gibt, mäandert die Geschichte diesmal vor sich hin – viel Selbstreflexion, wenig Substanz. Lesen Sie lieber Volos andere Bücher, damit fahren Sie besser.

John Williams. Butcher’s Crossing.
John Williams ist einigen von Ihnen womöglich bekannt durch „Stoner“. Das Buch at mir außerordentlich gut gefallen: Es ist leise, mit einem guten Gefühl für Zwischentöne. „Butcher’s Crossing“ ist ein früheres Werk; es spielt 1870, und es geht um den jungen Städter Will Andrews, der im Wilden Westen das Abenteuer sucht. Er schließt sich eine Gruppe Cowboys an, um Büffel zu jagen, und erlebt die Härten der Natur und die Unerbittlichkeit des Tötens. Leider fehlt der Geschichte ein Spannungsbogen. Die Beschreibungen der Natur, der Landschaft und der Gemeinschafts der Cowboys reichte nicht aus, um mich fesseln.

Mir fällt gerade auf, dass ich bis auf Kai-Eric Fitzner keinen Autor und keine Autorin das erste Mal gelesen habe. So auch Pia Ziefle, von der ich im Sommer das zweite Werk las:

Pia Ziefle. Länger als sonst ist nicht für immer.
Den Erstling „Suna“ habe ich im Andalusienurlaub gelesen; er war wunderbar stimmungsvoll. Die Erwartungen ans zweite Buch waren also hoch. Die Handlung: Es ist der Sommer 1976. In Ostberlin kommt der 9-jährige Lew in eine neue Familie, nachdem seine Eltern Republikflucht begingen. In einer schwäbischen Kleinstadt wird ein Mädchen namens Ira geboren. In Jugoslawien begibt sich der 4-jährige Fido mit seinem Großvater auf die Reise nach Deutschland. Die Protagonisten finden zusammen oder auch nicht – einiges bleibt vage. Ich bin leider nicht so richtig in die Geschichte reingekommen: Viele Figuren, aber keiner komme ich nahe; die Geschichte ist für mich nicht schlüssig. Es gibt bislang kein Buch, über das ich das behauptet habe, dies ist das erste: Mehr Seiten hätten der Geschichte gut getan.

Hier auch nochmal die Rezensionsexemplare:

Nickolas Butler. Shotgun Lovesongs
Eine Geschichte über Freundschaft in der Provinz.

Patricia Cammarata. Sehr gerne, Mama, du Arschbombe
Das Buch zum Nufblog: Geschichten aus dem Familienleben, fernab von Perfektion.

Einzlkind. Gretchen
Eine schrullige alte Dame reist zwangsweise nach Island.

Esther Verhoef. Gegenlicht
Ein Beziehungsdrama: Frau, Ehemann, Geliebter – Lebenskrise.

Pieter Webeling: Das Lachen und der Tod
Auschwitz, ein Komiker – der Gegensatz macht das Grauen noch unfassbarer.

 

Die Handballmädels haben gespielt, ich saß am Kampfgericht zum Knöpfedrücken. Die Saison läuft noch nicht rund. Auch am Wochenende lagen sie zur Halbzeit 8:17 zurück, eine Riesenklatsche bahnte sich an. Ich summte schon, am Zeitnehmertisch vor und zurück wippend, kathartisch in meinen Ärmel. Am Ende haben die Mädels mit 29:28 gewonnen. Ich weiß nicht, was sie in der Pause bekommen haben, eine Ich-föhn-euch-sowas-von-die-Haare-weg-Ansage oder eine Flasche Sekt: Sie kamen aus der Kabine und waren Kampfmaschinen. In der 59. Minute dann der Siegtreffer. „Mit neun Toren führen und dann verlieren – wie gut, dass das auch mal anderen passiert“, meinte die Rechtsaußen. Ich bin immer noch verzückt.

Blutmond, Mondfinsternis – pfff. Um 4 Uhr nachts befinde ich mich im Kernschatten meines Bettes, da kann kommen, was will. Die einzige Ausnahme: Das Aufstehen dient dem Zweck des In-den-Urlaub-Fliegens und ich kann mich in den darauffolgenden 336 Stunden umfänglich und ganzheitlich von diesem chronobiologischen Irrsinn erholen, dann meinetwegen. Ansonsten vertraue ich auf die Dokumentationspflicht professioneller Medien und auf den Eifer von Twitterern. Ich wurde nicht enttäuscht.

Mehr Druck. Seit etwa fünf Monaten arbeite ich in der Nähe des Datteln-Hamm-Kanals. Das ist sehr idyllisch, wenn man die Kulisse des nahen Kohlekraftwerks großzügig ignoriert. Es gibt Auen und Spazierwege, Felder, Wiesen und seichtes Wasser, herumstehende Pferde, Binnenschiffe und eine Schlossruine – eine geradezu bezaubernde Kulisse, um joggen zu gehen. Nur, dass ich schon länger nicht mehr joggen war und dramatisch außer Form bin; Yoga alleine genügt nicht, trotz aller Herausforderungen. Also nehme ich jetzt Sportklamotten mit zur Arbeit, ziehe mich dort um und laufe direkt nach Arbeitsende los: bloß nicht erst nach Hause fahren. Ich habe das einer Kollegin erzählt: „Oh, gut, dann gehe ich demnächst abends am Kanal walken, das setzt uns gemeinsam unter Druck.“ Verdammt nochmal, das wird es tun.

Fünf Kilo. Kürbis. Habe ich am Wochenende geerntet. Sie ahnen ja nicht, wie viel fünf Kilo Kürbisfruchtfleisch sind. Das reicht für eine Fußballmannschaft. Mit Auswechselspielern. Und Trainerstab. Und Spielerfrauen. Diese Woche steht also nicht nur im Zeichen des Joggens, sondern auch im Zeichen des Kochens: Kürbis mit Kartoffel, Kürbis mit Nudeln, Kürbis mit Feta. Ich werde selbst aussehen wie ein Kürbis, meine Mitte wird ein Kürbis, mein Kopf wird ein Kürbis. Die Rezepte demnächst im Gärtnerinnenblog.



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