Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Danziger Altstadt mit Neptunbrunnen an Heiligabend

  • Diese Stadt ist ein riesengroßes Freilichtmuseum. Ich erwarte jeden Moment, dass in Pluderhosen gekleidete Kaufleute, Schiffsarbeiter, Vertreter der Hanse und fahrende Gaukler um die Ecke kommen, die Kulisse füllen und ich 500 Jahre zurück ins Königliche Preußen reise.
  • Warka macht ein erstaunlich gutes Radler, sehr frisch. Das lässt sich gut trinken.
  • Bernstein ist ein großes Thema hier, und selbst als Nicht-Bernstein-Freund muss ich sagen, dass es tatsächlich ganz hübschen Bernsteinschmuck gibt – kleine, filigrane Dinge abseits der großen Klunker.
  • Am 24. und 25. Dezember haben Cafés und Restaurants geschlossen, alles ist geschlossen, wirklich alles. Essengehen ist erst am 26. wieder angesagt. Bis dahin muss man sich irgendwie versorgen. Die polnische Lebensmittelindustrie stellt dafür 1-Kilo-Packungen Fertigpiroggen zur Verfügung.
  • An Heiligabend beginnen die Menschen hier um 17 Uhr, 12 Gänge zu essen. Das schaffen sie so grad bis Mitternacht, dann ist Christmette. Ich habe überlegt hinzugehen, in die größte Backsteinkirche Europas – das kann man mal machen, dachte ich, aus architektonischen wie auch aus folkloristischen Gesichtspunkten. 25.000 Menschen sollen dort Platz finden – oder in Dortmunder Mengenangaben: eine Süd. Ich bin allerdings vorher eingeschlafen.
  • Frohe Weihnachten!

Tipp #2:
Hauptpost, ulica Długa: Fast zu hübsch zum Briefmarkenkaufen.

Tipp #3:
Stadtgraben Opływ Motławy mit seinen Bastionen: Beschaulich zum Spazierengehen in Stadtnähe – oder zum Joggen, Hundausführen, Kindlüften.

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Westerplatte: Bunker mit Gedenkkerzen. Licht fällt durch eine Schießscharte.

Wenn man auf der Westerplatte steht, jener Halbinsel, wo die Deutschen am 1. September 1939 Polen angriffen und damit den Zweiten Weltkrieg begannen, empfindet man sehr deutlich, wie unmenschlich und idiotisch es ist, einen Krieg zu beginnen.

Ich bin sehr dankbar, in einem friedlichen, offenen Europa zu leben.

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Danzig: Weihnachtsmarkt

  • Wenn Sie gedanklich mal loslassen möchten, setzen Sie sich ins Auto, hauen Sie den Tempomat rein und fahren Sie ein, zwei Tage durch Polen. Einfach geradeaus, links Kiefernwald, rechts Kiefernwald, Felder, wieder Kiefernwald. Auch als Fahrer haben Sie dabei ausreichend Gelegenheit, die Landschaft zu betrachten, es geht hier eher ruhig zu, und wenn Sie nicht nur Autobahn, sondern auch Landstraße fahren, lernen Sie ein paar Dörfer kennen, bevor Sie wieder durch Felder und Wald fahren.
  • Polen ist ein Land für Menschen, die Teigwaren mögen. Ich bin erst am Anfang meiner umfassenden Teigwarenfeldforschung, aber ich bin mir bereits sicher: Teigwaren können Sie hier von jeder Speisekarte bedenkenlos essen, sie schmecken immer großartig. Details arbeite ich derzeit in harten Testreihen aus; sobald ich Ergebnisse habe, erfahren Sie sie. #serviceblog
  • Papst Johannes Paul II. ist keinesfalls tot. Er ist höchst lebendig, zumindest in den Herzen der Polen; Fotos, Bilder, Spannplakate und Kühlschrankmagnete – es mangelt nicht an Präsenz. Der aktuelle Papst hingegen ist nirgendwo zu sehen.
  • Es gibt einen leichten Hang zu blinkendem Kitsch, vielleicht aber nur im Zusammenhang mit Weihnachten, was weiß ich schon.
  • Hefe befindet sich im Tesco Gdansk bei der Butter.
  • Bei Sauerkraut werden hier keine Gefangenen gemacht. Es wird mit großen Schaufeln aus großen Eimern verkauft. Bigos ist dennoch nicht einfach Sauerkraut mit Fleisch; dort scheinen noch andere Dinge drin zu sein, Dinge, die wir in Deutschland nicht hineintun. Ich werde das weiter beobachten.

Tipp #1:
Apfelkuchen und Kaffee im Café Ferber, Długa 77/78, Gdansk

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Sprechen wir über Hefe. Nicht über Hefe in Bier, sondern über Backhefe.

Es gibt diese Produkte in Supermärkten, die man immer sucht. Kokosmilch ist so ein Fall.

Kokosmilch ist Zeug in der Konserve. Doch sie steht nicht bei den Konserven. Sie steht auch nicht im Themenspektrum „Uncle Ben’s“, obwohl sie Teil asiatischer Gerichte ist. Stattdessen schieben Supermärkte gut integrierte Kokosmilch in ein Ghetto für Migrationslebensmittel – eine Art Nahrungsmittelbanlieu am Rande der einheimischen Waren, zusammen mit Avjar, russischen Marmeladenkeksen und einem in Thailand von Johann Lafer handgeschöpften Öl.

Neben Migrationslebensmitteln gibt es Produkte, die zwar sinnvoll verräumt werden, die aber, weil jeder sie benötigt, nicht auffällig beworben werden. Deshalb sind sie quasi unsichtbar. Eines dieser Mimikry-Produkte ist Alufolie, die sich immer irgendwo zwischen Abflusssieben, Staubsaugerbeuteln und Zündhölzern befindet. Sie hat sich – bar jeglicher Aufsteller, Etiketten oder farbiger Verpackungen – so perfekt ihrer Umgebung angepasst, dass sie auch für geübte Augen kaum zu entdecken ist.

Ich bin sicher, dass es in der Ausbildung zur Einzelhandelsfachkraft einen Kurs gibt:

Denken wie ein Regaleinräumer

Implikationen der Relevanzlogik in praktischer Anwendung auf Nahversorgungsstätten unter konsequenter Nichtberücksichtigung gelernten Endverbraucherverhaltens

Ein ebensolches Chamäleon wie Alufolie ist Backhefe. Bei Backhefe kommt erschwerend hinzu, dass Supermärkte heutzutage Kühlabteilungen antarktischen Ausmaßes haben. Man will nur 42 Gramm Hefe kaufen und denkt, man betritt Königin-Maud-Land. Irgendwo zwischen Südgeorgien und Mount Sidley, hinter fünf Adelie-Pinguinen, befindet sich also ein zwei Quadratzentimeter kleiner Würfel, den es Shackleton-gleich zu finden gilt. Wie geht man da vor?

Ausschlussverfahren! Beim Pudding? Nein. Beim Fertigfleischsalat? Unwahrscheinlich. Bei der Butter? Kann gut sein!

„Moment“, sagen Sie jetzt, „bei mir im Supermarkt ist die Hefe beim Käse“, und da haben wir schon das Problem: Hefe ist das unverstandendste Produkt im Supermarkt; Hefe ist die Ware, die am willkürlichsten verräumt und der die wenigste Standortkontinuität zugesprochen wird. Ich schätze, jeder Aushilfseinräumer, der Joghurts mit Knusperpops, die neue Buttermilchsorte mit Guarano und besonders streichfreudige Butter aus handmassierten Eutern Vorderwälder Hochalm-Kühen in den Kühltheken platziert, gelangt irgendwann an die Hefewürfel und denkt sich: „Was’n das? – Ach, egal. Ich guck gleich mal, wo’s noch hinpasst.“

Für die Hefe ist das vielleicht ganz schön. Sie kommt ein bisschen rum, schließt neue Bekanntschaften, kann ihren Horizont erweitern. Bananen zum Beispiel können das nicht von sich behaupten; sie bekommen ja nicht mal wechselnde Abwiegenummern, sondern immer und überall nur die Eins.

Für den geknechteten, hefeinteressierten Endverbraucher ist der Hefekauf hingegen ein Suchspiel, das ihm den Verstand aus dem Kopf treibt.

Deshalb: Mehr Rechte für Hefe! Aktionsbündnis für ein neonbeleuchtetes Hefefach!

Am 12. jeden Monats findet in Blogs das Fotoprojekt “12von12″ statt:

12 Bilder vom 12. Tag

Der 12. Dezember war ein Samstag, das ist prima – am Wochenende habe ich immer mehr Gelegenheit zu fotografieren als an einem Arbeitstag im Büro.

Der Tag begann mit ausgedehntem Ausschlafen, Nocheinbisschenliegenbleiben, Sichnochmaleinrollen, Langsamwachblinzeln und Demwarmenfederbetthuldigen. Damit hatte ich bis 11 Uhr gut zu tun.

Danach: Frühstück. Am Wochenende gehört dann schonmal ein Nusspli-Brötchen dazu.

12von12: Frühstück mit Schokocreme

Nach dem Frühstück öffne ich meine Post – wirklich großartige Post.

Das Nuf hat mir ein Geschenk aus Bügelperlen gemacht.

12von12: Sally Brown aus Bügelperlen

Frau Nuf ist eine Bügelperlenkünstlerin: Bewundern Sie bitte ihre weiteren Werke. Gibt es bereits Museen, die Bügelperlenkunst ausstellen?

Eine Leserin hat mir ein Buch geschickt, das sie auf meinem Wunschzettel entdeckt hat.

„Ich habe es sogar bis zum Ende gelesen. Ich fand es schrecklich. Wenn Sie möchten, schicke ich es Ihnen gerne mit der Post.“

12von12: Buch "Voran, voran und immer weiter voran"

Ein solch charmantes Angebot kann ich nicht ausschlagen. Man soll ich ja immer selbst ein Bild machen – ich bin gespannt, ob mir das Buch genauso wenig oder doch ein bisschen mehr gefallen wird. Sie werden zu gegebener Zeit darüber lesen.

Samstag ist Beautytag. Das Thema heute: Haarkur.

 

12von12: Handtuchturban

Außerdem: Maniküre.

Während ich in der ARD-Mediathek eine Doku über die Frühchen-Station in der Charité anschaue, poliere ich mir die Fingernägel, damit sie ein bisschen glänzen, ohne dass ich sie anmalen muss.

12von12: Feile vor ARD-Mediathek

Danach fahre ich zur Sporthalle.

Die Kalender-Girls haben ein Spiel, und nachdem ich auf der Weihnachtsfeier war und dort aus Versehen einen Pass-Antrag unterschrieben habe, bin ich wohl irgendwie und tatsächlich dabei.

12von12: Buch Wand mit Grafitti, davor Fahrräder

Heute aber nur passiv. Wir wollen ja nichts überstürzen.

In gewohnt dynamischer Art wärmen die Mädels sich auf.

12von12: Kalender-Girls stehen im Kreis rum

Ich sitze auf der Bank und hüte – da ich nicht spiele – Kalender-Mini Little P, damit ihre Mama aufs Spielfeld kann. Little P ist mittelmäßig begeistert, wehrt sich aber auch nicht; mit Bilderbuchgucken, Tiere-Nachmachen, Applausgeben und PET-Flaschen-Knistern kriegen wir die Zeit gut rum.

Die Mädels gewinnen 22:15 und bleiben Tabellenführer.

Nach dem Spiel fahre ich in den Lebensmittelfachhandel und besorge nahrhafte Snacks für das BVB-Spiel am Sonntag.

12von12: Chips und Erdnüsse im Einkaufswagen

Danach fahre ich weiter zum Fitness-Studio – nicht zu meinem Stamm-Fitti, sondern zu einem Fitti in der Nähe meiner Wohnung. Denn ich spiele mit dem Gedanken, das Studio zu wechseln.

In Innenstadtlage meines bisherigen Fitnessstudios war toll, als ich noch in der Innenstadt arbeitete. Mittlerweile ist sie ein K.O.-Kriterium. Die Anreise zur Feierabendzeit ist zeitaufwändig und nervig. Außerdem habe ich dort keine TurnpartnerInnen mehr. Ein bisschen Gesellschaft wäre schön.

Ich besuche also das Studio, in dem schon zwei Freundinnen trainieren, lasse mir alles zeigen und mir die Preise sagen.

12von12: Kursplan und Geschenkgutschein

Das Studio ist preiswerter als mein bisheriges und macht einen sehr guten Eindruck. Ich werde dort beizeiten Probe trainieren und mich dann wohl dort anmelden.

Zu Hause angekommen, ziehe ich mich kurz um. Dann fahre ich zum Tapas-Essen in eine kleine Bar im Stadtteil. Dort treffe ich Freunde.

12von12: BuchDreigeteiltes Bild mit Tapas und brennender Crème Catalan

Wir tafeln wie die Könige.

Anschließend schrottwichteln wir. In der Würfelrunde kristallisieren sich rasch zwei begehrte Objekte heraus: ein Apparat, der Science-Fiction-Geräusche machen kann, und Baumkugeln in weihnachtlichem Schwarz-Gelb.

12von12: BVB-Baumkugeln

Ich erarbeite mir die Baumkugeln, trete sie jedoch selbstlos an Freundin A. ab, die ihren Weihnachtsbaum mit ihrem bayerischen Freund teilt. Wir sind uns einig, dass sie fern der Heimat Dortmunder Akzente setzen muss.

Für die gute Sache verzichte ich also gern – und werde angemessen belohnt: mit einer Kräuter-Handcreme, einem handgestrickten Topflappen, einer Känguru-Plätzenbackform und einem Werbefernseher. Toll!

12von12: Wichtelgeschenk mit gehäkeltem Topflappen, Handcreme und Känguru-Keksform

Das war mein 12von12-Tag im Dezember.

  1. Die vergangenen zehn Weihnachtsfeste mit Opa waren ganz und gar nicht harmonisch.
  2. Die Kinder sind Krankenpfleger und Ärztin und müssen während der Feiertage arbeiten.
  3. Kinder müssen nicht arbeiten, haben aber nur am 1. und 2. Weihnachtstag frei und wollen die wenige freie Zeit ihren eigenen Kindern widmen.
  4. Opa ist stramm rechts.
  5. Die Kinder verbringen das Weihnachtsfest wechselweise bei ihrem und bei seinen Eltern.
  6. Die Eltern lehnen das wechselweise ab und sind in dem Jahr, in dem die Kinder nicht kommen, beleidigt.
  7. Opa ist seit 1986 von Oma geschieden, hat danach nur schwarz gearbeitet, um keinen Unterhalt zu zahlen; erst seit seinem Oberschenkelhalsbruch 2014 und der Scheidung von seiner zweiten Frau ist er an Familienleben interessiert.
  8. Die Kinder mussten vor Weihnachten noch unerwartet eine Zahnarztrechnung bezahlen und sind deshalb zu knapp bei Kasse für eine Anreise.
  9. Opa ist ein gewalttätiger Säufer, der an Weihnachten immer ’nen Sentimentalen kriegt.
  10. Die Kinder nutzen die Weihnachtsferien, um in den Urlaub zu fahren.
  11. Die Kinder haben Opa schon 20-mal eingeladen, Weihnachten bei ihnen zu verbringen, um nicht von Opa zu Oma zum anderen Opa und zur anderen Oma (zwei geschiedene Elternpaare, die Königsdisziplin jedes Weihnachtsfestes!), zum Bruder und zur Schwägerin, zur Urgroßmutter ins Heim und dann noch zur stets unfreundlichen, aber einsamen Großtante zu hetzen – das alles an drei Tagen. Opa findet aber, alle Kinder sollen zu ihm kommen, so sei es früher auch immer gewesen und so gehöre sich das.
  12. Opa ist ein manipulativer Sausack.

Dreizehn: Vielleicht ist es auch einfach nur gutes Marketing.

Twitterlieblinge 11/2015:

https://twitter.com/und_jeden/status/662730943447236608

https://twitter.com/fumpgirl/status/664883368039989249

https://twitter.com/Huebscherei/status/665249370841985025

https://twitter.com/kellyoxford/status/667523712959148032

Ich bin eine Antwort schuldig.

Vor Kurzem fragte mich Kaffeehausgast Alwin:

Was halten Sie von diesen Vorlese-Büchern, ich meine Audio-Büchern oder „audibles“, wie man die wohl neuerdings nennt? Könnten Sie da mal einen Blogeintrag drüber schreiben? Ich schlafe nämlich regelmäßig nach 15 Minuten ein, wenn ich etwas vorgelesen bekomme, und verstehe nicht, warum visuell nicht oder kaum eingeschränkte Menschen für sowas Geld ausgeben sollten, wo es das beste Einschlafmittel (eine Flasche Grafensteiner Bier) bereits für 40 Eurocent (inklusive Pfand) beim Netto gibt. Was meinen Sie?

Das fasst die Sache bereits sehr gut zusammen. Nichtsdestotrotz nutze ich Hörwerke.

Zum Einschlafen

15 Minuten, wie Herr Alwin schreibt – dann wird’s nicht nur bei ihm, sondern auch bei mir sowas von dunkel, da passt kein Buch mehr zwischen mich und meinen Freund, den Schlaf.

Ich bin kein auditiver Mensch. Ich kann sehr schlecht Monologen zuhören – meine Gedanken schweifen binnen Minuten zu anderen Dingen ab. Ich empfehle daher jedem, der mir etwas zu erzählen hat, sich entweder kurz zu fassen, unterhaltsam zu sein oder darstellerische Qualitäten.

Das Leben als auditive Nullnummer bringt mit sich, dass ich bei Ratespielen à la „Erkennen Sie das Lied am ersten Takt, „Das geheimnisvolle Geräusch“ oder „Wir spielen den Song rückwärts ab, nennen Sie den Titel“ eine Vollhupe bin. Rhythmusgefühl habe ich auch keins.

Dafür habe ich in meinen Kopf visuelle Landkarten kontinentartigen Ausmaßes. Wörter und Zahlen haben Farben, und ich orientiere mich anhand von Landmarken und Sonnenstand sehr gut im Raum. Aber zurück zu Hörbüchern.

Ich nutze Hörwerke tatsächlich gezielt zum Einschlafen, gerade wenn meine Gedanken mal rotieren, was zum Glück selten vorkommt. Oder ich höre mir beim Zugfahren oder beim Sonnenbaden etwas an –  was letztendlich auch dazu führt, dass ich einschlafe; außer, ich habe im Urlaub bereits >14 Stunden gepennt. Das passiert wiederum oft.

Ich höre dann Podcasts, zum Beispiel das ARD Radiofeature, WDR ZeitZeichen, die Reportage des Deutschlandradios oder den WDR 2 Montalk. Das entspricht meiner Aufmerksamkeitsspanne.

Beim Autofahren

Keine Sorge: Beim Autofahren bleibe ich wach – auch wenn ich Hörbücher höre. Beim Autofahren kann ich gut folgen: Mein Hirn hat ja etwas Visuelles zu tun.

Ich habe mir früher für längere Reisen Kassetten und CDs mit ins Auto genommen. Seit ich ein Auto fahre, das Audiostreaming via Bluetooth kann, spiele ich nur noch vom Handy ab. Tolle Erfindung! Seither höre ich auch deutlich mehr Hörbücher während der Fahrt, seltsamerweise eher Sachbücher, die ich als richtiges Buch so gut wie nie lese.

Grob kann man sagen: Beim Zu-Fuß-Lesen bevorzuge ich Fiktives, in das ich mich hineinfantasieren und bei dem ich mich geistig entspannen kann; beim Hören Reales, das langweilige Autofahrten intellektuell anfüttert.

Zuletzt habe ich „Die geheime Doping-Geschichte des Fußballs“ von Thomas Kistner gehört (Empfehlung!). Letzte Käufe:  „Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln: Was wir von Tieren über Physik lernen können“ und „Russland verstehen: Der Kampf um die Ukraine und die Arroganz des Westens“ von Gabriele Krone-Schmalz.

Nach zwei Jahren roden, jäten, umgraben, abreißen, wieder roden, aufbauen und einsäen darf ich verkünden: Mein Garten hat seinen vorläufigen Zielstatus erreicht und dient fortan nur noch dem Vergnügen.

Das Motto 2016 ist:

  1. keine groben Arbeiten mehr,
  2. keine Handwerkerhosen,
  3. keine Dinge mehr mit Zement bauen.

Stattdessen werde ich mit Strohhut und leichtem, im Wind flatternden Leinenkleid die Früchte meiner Arbeit ernten. Ich werde sie, Bastkörbchen schwenkend, in die Küche tragen; auf dem Weg dorthin halte ich verzückt inne, um an Blumen zu riechen und das Gras unter den nackten Sohlen zu erspüren.

Die Sonntage verbringe ich in der Hängematte, ein Buch auf den Knien. Der Wind wiegt den Bambus, bauscht ihn zu einem Rauschen, die Rosen duften satt. Zwischen den Bäumen spannt sich eine Wäscheleine; die leichte Brise wölbt werbungweiße Bettlaken. Sanft schaukele ich von links nach rechts, während neben mir mit Pollen beladene Hummeln von Lavendel zu Lavendel taumeln. Ich lasse den Fuß hinabhängen und gebe mir neuen Schwung.

Ja, so wird es sein. Mit einer Schale frisch gepflückter Kirschen auf dem Bauch.

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Kurz zur Erinnerung – so sah der Garten ganz zu Anfang aus, im Sommer 2013:

Gartenhütte des Grauens

Die Hütte des Grauens, eine zwar wildromantische, aber dennoch nur aus Styropor und Wellpappe bestehende Bude, thronte auf einem Hügel mit Gestrüpp  ökologisch wertvollen Stauden.

Der Vorbesitzer hatte Strom und Ventilation in die Hütte eingebaut; das Ding eignete sich dadurch hervorragend, um einen Nebenerwerb nach §19 UStG zu starten.

Ich erwog kurz einen Markteintritt in die hiesige Hanfszene. Doch der Initialaufwand erwies sich bei der Businessplanung als zu hoch; auch laufende Kosten, insbesondere die Personalintensität zur dauerhaft positiven Beeinflussung vorhandener Player, entpuppten sich in der Detailrechnung als Risikofaktor. Ich entschloss mich, die Hütte abzureißen.

Nach Rückbau der Hütte und vielen Tagen zehrender Rodungsarbeiten (Entsorgungsunternehmen stoßen auch heute noch bei ihrer Weihnachtsfeier auf mich an), entstand ein Gewächshaus aus alten Fenstern: Das Projekt des Jahres 2015 vom Fundament bis zum Dach in elf Folgen – für alle, die es nachbauen wollen.

Das ganze Jahr hindurch sah der Garten dann so aus:

Vor der Gartenneuanlage

Aufgeräumter als 2013, aber mit noch deutlich Luft nach oben.

Natürlich besteht die Chance, dass Glasbausteine und gekachelte Terrassen schon in naher Zukunft wieder der letzte Schrei sind. Schließlich betonen Sie mit ihren schlichten, auf Zweck und Rollenzuweisung zielenden Charakteristika die charismatische Befreiung des neuzeitlichen Menschen von den Zwängen architektonischer Designansprüche. Doch sowohl die Glasbausteine als auch der Einsatz von Betonpflanzkübeln als funktionalistisches Stilelement postmoderner Sachlichkeit – insbesondere in Antithese zur Naturbelassenheit des Gestrüpps Pflanzkonzepts – trugen letztlich nicht zu einer ganzheitlich-stimmigen Ästhetik bei. Mit anderen Worten:

Es musste etwas passieren.

Um zu schauen, wie es jetzt aussieht, halten Sie sich bitte die Augen zu, summen Sie die Erkennungsmelodie von „Zuhause im Glück“ und folgen Sie mir auf die Außenterrasse in den neuen Garten.



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