Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Viele Ereignisse dieser Tage. Keine großen, dramatischen Begebenheiten. Eher kleine, wirkungsvolle Gesten.  Alles erfreulich. Ich bin guter Dinge.

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Am Freitagabend: Porsche, Pölen, Pott! Hansbahnhof, Teil der Maschine, und ich lasen kurzweilige Texte, moderiert von meiner Freundin Steffi vom ZDF sport.

Porsche Pölen Pott

Das war eine runde Veranstaltung mit vielen tollen Gästen. Alles, was über Kostendeckung hinausgeht, spenden wir Kinderlachen e.V..

Wer dabei war (und auch: wer nicht dabei war) und Hansbahnhofs Reisen im 65er-Porsche nach Schottland nachempfinden möchte: Es gibt Videos, unter anderem dieses.

Gegebenenfalls sollten wir über eine Zukunft als Moderatorenduo nachdenken.

Moderatorenduo

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Hochzeit zum Zugucken im Zisterzienserkloster in Bochum-Stiepel.

Das Hochzeitspaar ist sehr gläubig, und es war eine persönliche Hochzeitsmesse. Das Ganze war nicht meine Welt ist; dennoch habe ich mich für das Hochzeitspaar gefreut, das es seinen eigenen Weg gefunden hat. Das war toll.

Ich wohnte dem Ganzen nur als Zaungast bei, aus alter Verbundenheit und zum Gratulieren – gemeinsam mit der Torfrau. Im Anschluss verlegten wir, die Torfrau und ich, zur Besprechung des Ereignisses, der vergangenen Woche und des allgemeinen Lebens in ein Café, in dem es erfreulicherweise Waffeln mit Milchreis-Zimt-Eis gab. Die Kreation bekam neun von zehn Punkte auf der internationalen Waffelskala: optimale Festig- und Fluffigkeit, solider Geschmack ohne Aromen, herausragendes Eis.

Während wir tranken und aßen, wurden wir ein zweites Mal be-hochzeitet: In der gegenüberliegenden Kirche heiratete ein uns unbekanntes Paar mit großer Festgesellschaft, während wir im Altstadtambiente in der ersten Reihe saßen und Milchschaum schlürften. Perfektes Samstagsprogramm. Zehn von zehn Punkte.

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Ich habe eine neue Schwimmbrille und mir außerdem Paddles gekauft.

Die Schwimmbrille ist super; sie sitzt sehr flach auf dem Auge, hinterlässt nur miniale Abdrücke und beschlägt nicht. Die Paddles sind auch gut – tolle Trainingswirkung, sehr gut für die Technik.

Ich kraule immer mehr: halbe Bahnen, dreiviertel Bahnen. Erstmals bin ich auch eine 50-Meter-Bahn durchgekrault, ohne dass ich das Gefühl hatte, ertrinken zu müssen. Wenn ich mit den Paddles kraule, mache ich nur eine minimale Beinbewegung – nur so viel, dass ich stabil im Wasser liege. Das empfinde ich als deutlich kraftsparender – trotz höherer Belastung der Arme. Gleichzeitig bin ich schneller als beim Brustschwimmen. Faszinierende Sache.

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Die Hummeln im Garten drehen durch: Lavendel, Allium, Dahlie – die ganzen Blumen sind voll von kleinen, pummeligen Hintern. Wunderbar.

Hummeln im Allium

Heute ist mein Haushalt ausnehmend sauber, viel sauberer als sonst. Ich habe Bettwäsche gewaschen, gesaugt, gewischt und aufgeräumt – und das alles nur, weil ich meine Abschlussarbeit für die Fernuni Hagen fertigstellen musste. Eigentlich hätte ich auch noch den Terrassentisch streichen, die Fenster putzen und Rasen mähen können, aber dann habe ich mich doch rangesetzt und das Dingen fertig gemacht. Morgen geht es in die Post.

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Am Abend war ich schwimmen, konnte aber nur 500 Meter zurücklegen, weil meine Schwimmbrille kaputt ist. Das Gummi ist porös geworden und haftet nicht mehr richtig an der Schale. Alle zwei Bahnen lief mir die Brille voll, und trotz Reparaturversuche war nichts mehr zu retten. Ich habe mich dann auf die Wiese gelegt, habe den Problemen der benachbarten Teenie-Mädels zugehört und bin kurz eingenickt.

Ich habe mir jetzt die Zogg-Fusion-Brille bestellt, wie es hier jemand in auf Instagram empfohlen hat. Vielleicht sehe ich dann nach dem Schwimmen auch nicht mehr wie ein Pandabär aus.

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Die Nachbarn sind im Urlaub, und ich gieße ihre Balkonblumen. Immer, wenn ich die Aufgabe habe, ihre Balkonblumen zu gießen, sind es während des gesamten Zeit 30 Grad – egal, ob es April oder Oktober ist oder, wie jetzt, Juli. So war es bislang jedesmal. Vielleicht sollten die Nachbarn Anfang des Jahres ihren Urlaubskalender ins Web stellen, damit wir alle unsere Freibadbesuche, Kanutouren oder Zeltlager danach planen können. Dann kann Kachelmann einpacken.

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Gelesen: Franzi schreibt über digitale Gräben. Ich bin, genauso wie Franzi, immer wieder überrascht, wie groß die Gräben sind, wenn ich in sie hineinstolpere. Es gibt Menschen in meinem Alter (und jünger), die nicht täglich ihre Mails abrufen. Oder die grundsätzlich nicht auf Mails antworten, „weil das zu kompliziert ist“. Das Wissen darüber, wie Webseiten funktionieren, wie man Dokumente miteinander teilt oder wie man die Google-Suche effizient benutzt, ist erstaunlich wenig verbreitet – dafür gibt es Vorbehalte, Ängste, Kann-ich-nicht und Brauch-ich-auch-nicht. Bei Letzterem habe ich meine Zweifel, und ich frage mich, was es für unsere Gesellschaft bedeutet, wenn ein Teil der Menschen digital abgehängt wird – oder sich abhängen lässt.

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Heute habe ich nur etwa zehn Sätze gesprochen. Das war toll.

Aus verschiedensten Gründen bin ich in den vergangenen Tagen nicht zum Bloggen gekommen. Beziehungsweise: Es gab ein paar andere Prioritäten. Kunden zum Beispiel.

Ein kurzer Abriss über nicht-geschäftliche Ereignisse in nicht-chronologischer Reihenfolge:

Win-Gin-Situation

Vor drei Wochen schrieb ich einen kleinen Blogeintrag, in dem ich meine Parship-Erfahrungen zum Besten gab und mit mathematischer Beweisführung aufzeigte, dass ich mich mit Gin erfolgreicher verliebt hätte als mit Hilfe von Parship – bei gleichen Kosten.

Parship hat reagiert und mir eine Auswahl besten Gins geschickt. Chapeau, Social-Media-Team.

Kleine Flaschen Gin auf einem alten Radio, darüber Schriftzug "Glück auf!"

Im Twitter-Thread aufgekommene Wortspiele – neben Win-Gin-Situation: Ginfluencer. Wahngin. Wie ginial ist das denn? Gindern. Da macht das Leben doch wieder Gin.

Das Radio erhielt auf Twitter Lob und Aufmerksamkeit. Es ist ein Familienstück und stand bereits in meinem Elternhaus in der Küche. Ich schätze, dass es mindestens so alt ist wie ich, also 40. Vielleicht ist es auch schon 50. Es ist mehrmals mit mir umgezogen und das einzige Radio, das immer Empfang hat, an jedem Standort. Nur, wenn man es frisch einschaltet, rauscht es manchmal etwas. Dann muss man ihm sanft die Seite tätscheln, und es geht sofort wieder.

Heidelberg

Am vergangenen Wochenende bin ich wieder mal in Heidelberg gewesen, diesmal als Junggesellinnenabschiedsorganisiererin. Weil wir alle keine 25 mehr sind, war derAusflug gediegen und ging unverkleidet vonstatten, ohne Bauchladen oder fragwürdige Spiele. Quasi ein Wellness-Junggesellinnenabschied. Programm: altersgerechtes Spazierengehen, Schlossbesichtigung und kulinarische Genüsse.

Heidelberg: Blick ins Neckartal

Die Braut musste nichts weiter tun außer durchgängig ein Diadem tragen – was allein der Tatsache geschuldet war, dass sie am gleichen Tag wie Lady Di geboren ist. Die beiläufige Selbstverständlichkeit, mit der sie das Diadem trug, sorgte während der Schlossbesichtigung für zarte Verwirrung bei japanischen Touristen. Wir lösten das Rätsel nicht auf.

Kalsarikännit

Von Menschen mit skandinavischem Familienhintergrund habe ich das finnische Wort „Kalsarikännit“ gelernt, das nichts Geringeres heißt als

Das Gefühl, wenn man sich allein zu Hause, nur mit Unterwäsche bekleidet, betrinkt – ohne jegliche Absicht, noch auszugehen. (Quelle)

Jaaaa! Ein Geschenk!

Von einem lieben Menschen aus dem Internet habe ich unverhofft ein kleines, aber tolles Geschenk bekommen: einen Auto-Ordnungsgurt. Das ist ein Dingsi, das man um den Beifahrersitz schnallt. Dann kann man die Handtasche, eine Wasserflasche oder anderen Kram dahinter klemmen, ohne dass das Zeug beim Bremsen in den Fußraum rutscht.

Autoordnungsgurt im Einsatz

Ich bin entzückt. Meine Art zu reisen wird nicht mehr dieselbe sein.

Betzavta

In geselliger Atmosphäre habe ich von Betzavta erfahren, einer israelischen Methode zur Demokratie- und Toleranzerziehung. Sie findet Anwendung in Teams und im Konfliktmanagement, vor allem wenn interdisziplinär gearbeitet wird und die Teams heterogen sind. Die Methode wurde im Adam Institute in Jerusalem entwickelt und vom Centrum für angewandte Politikforschung an der LMU München adaptiert. Sehr interessant! Das werde ich mir näher ansehen. Das könnte für meine Arbeit in Organisationen gut sein – in Hinblick auf Entscheidungsfindung und Selbstorganisation von Teams.

Abschlussarbeit

Erstmal sitze ich aber an meiner Abschlussarbeit in „Mediation“, einer kleinen akademischen Arbeit, die ich spätestens Ende dieser Woche zur Fernuni Hagen schicken muss. Nach meiner Diss hatte ich mir eigentlich geschworen, nie wieder irgendeine Arbeit für eine irgendeine Uni verfassen zu wollen. Jetzt sitze ich wieder fluchend über Fußnoten. Macht seltsamerweise sogar ein bisschen Spaß. Verrückt.

Talk Big: Ich spreche übers Bloggen und allerlei Zeugs

Als ich im Februar in München war, hat mich Sabine von Blog Big interviewt. Die Podcastfolge ich nun online, und Ihr könnt unser Gespräch hören.

Talk Big - Blog Big: Kekse und Tee

Sabine hat freundlicherweise aufgeschrieben, worüber wir uns unterhalten haben. Denn es ist so lange her, dass ich das schon gar nicht mehr weiß. Findet Ihr alles unter dem Link.

Zwei Tage mit mir – für nur 80 Euro

Nächste Woche Montag und Dienstag bin ich im Journalisten Zentrum Haus Busch in Hagen und gebe ein Seminar. Thema: Crossmediales Storytelling.

Im Seminar lernen Sie, Inhalte für mehrere Medienkanäle zu planen und zu konzipieren. Sie erarbeiten die Charakteristika und Einsatzmöglichkeiten von Online, Print, Audio und Video, lernen medienspezifische Formate kennen und entwickeln ein Gespür dafür, welches Medium für welchen Inhalt wann am besten geeignet ist.

Mehr auf der Website vom Haus Busch. In den vergangenen Sitzungen ging es auch viel um Unternehmenskommunikation: wie man für verschiedene Kanäle mit begrenztem Personal arbeitet und wie man gute Geschichten aus dem Unternehmen erzählt. Ich mache das immer sehr interaktiv und arbeite mit Projekten und Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.  Dann kann jeder direkt etwas mit nach Hause nehmen.

Die Landesanstalt für Medien fördert das Seminar. Die Teilnahme kostet deshalb nur 80 Euro für zwei Tage. Es sind noch Plätze frei.

Kein DSL in the house. Internet kaputt. Die Bauarbeiter oben an der Straße haben es kaputt gemacht. 

Es ist nicht das erste Mal und überhaupt machen sie, seit sie dort arbeiten, oft Sachen kaputt. Die Bushaltestelle zum Beispiel. Die ist nämlich irgendwann einfach abgestürzt. Hang weggebrochen, Bushaltestelle weg. Ups. Oder sie wemmsen den Zaun des Nachbarhauses um. Nun hat die ganze Straße mal wieder kein Telefon und kein Internet. 

Seit Neuestem ist meine Straße auch eine Einbahnstraße, weil die Bauarbeiter ihr ganzes Zeug auf der Fahrbahn lagern und der Bauzaun so weit auf sie hinaus ragt, das eine Straßenseite nicht mehr benutzbar ist. Also hat man sie kurzerhand gesperrt, braucht ja kein Mensch, so eine Fahrbahn.  Auf der verbleibenden Straßenseite rangieren die Arbeiter mit ihren Baufahrzeugen, Lkws laden Material ab, Handwerker parken ihre Bullis und Kleinlaster. Die ganze Straße, die kein Telefon und kein Internet hat, fährt Umwege durchs Wohngebiet oder steht fluchend vor diesem riesigen Komplex mit 40 Wohneinheiten und fragt sich, was für ein Chaos in unserer kleinen Straße erst ausbricht, wenn die Mieter dort eingezogen sind, wenn sie Gäste bekommen und alle durch und in die Straße wollen. 

Es ist auch ein Irrsinn, für wie viel Geld diese Wohnungen verkauft werden, in denen man auf der einen Seite gegen den Hang und auf der anderen Seite auf eine Hauptverkersstraße guckt, mit einer Bushaltestelle vor der Haustür, an der alle zehn Minuten ein Dieselbus vorfährt. Falls die Bushaltestelle dort wieder aufgestellt wird, natürlich. Momentan ist sie ja genauso tot wie Telefon und Internet und Zaun und unser aller Geduld mit dieser Situation.

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Vor drei Tagen habe ich die wirklich große Vogelfutterstation aufgefüllt. Sie ist schon wieder leer. Wie können so kleine Vögel so viel fressen? Und so klein dabei bleiben? Ich warte auf den Tag, an dem ein Pkw-großer Dompfaff in meinem Garten landet und sich rülpsend für die gute Pflege bedankt.

Die Eichhörnchen sind übrigens unschuldig: Sie bedienen sich an zwei anderen Orten, auch wenn sie immer wieder versuchen, die Station zu plündern. Ich habe mehrere akrobatische, aber auch verzweifelte Versuche, sich dort zu bedienen, beobachtet. Nix zu holen für Ronny – nur viel zu lachen für mich. Gierige Eichhörnchen sind schon spaßig.

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Mein Lehrauftrag an der TU Dortmund geht auf die Zielgerade: In einem Monat endet das Semester. Was mir immer Kopfschmerzen bereitet: Am Ende muss ich die Studierenden benoten, und das macht keinen Spaß. Wir machen ein Projekt, jeder bringt sich mit seinen Kompetenzen ein, es gibt erfahrenere und unerfahrene Studis, es geht ums Können, nicht um Abfragewissen – wie soll ich das in einer einzelnen Zahl bewerten? 

Außerdem: Es ist mein Job, den Leuten zu helfen, gut zu werden. Wie soll ich sie dafür bewerten? 

Schon in der Lehrredaktion, also als Leiterin der Ausbildungsredaktion Magazin, fiel mir das schwer. Ich mache praktische Seminare, die die Leute für die Arbeitswelt qualifizieren. Ich frage kein statisches Wissen ab. Es gibt Studierende, die schon auf ziemlich hohem Niveau anfangen – weil sie gut sind und Talent haben, weil sie vielleicht die besseren Voraussetzungen haben, weil sie schon zig Praktika machen konnten oder, oder, oder. Dann gibt es Studis, die schwach beginnen, die sich aber einbringen, Korrekturrunden klaglos über sich ergehen lassen, lernen und sich verbessern – und am Ende im Mittelfeld landen. Ist die Leistung geringer zu bewerten? Oder ist das vielleicht sogar der größere Skill fürs Berufsleben? Was macht das mit den Menschen, wenn ich das statische Können höher werte als das dynamische Lernen? Dann gibt es Studierende, die mittelprächtige Leistungen bringen, wenn es um eigene Inhalte geht (also den eigentlichen Lehrinhalt), die aber hervorragend organisieren können, gute Impulse geben, die den Laden zusammenhalten und sich noch Programmierkenntnisse draufschaffen, weil sie grad gebraucht werden. Was ist mit denen?

Ich habe mir seinerzeit die Freiheit genommen, die Note dreizuteilen und alles Drei zu bewerten: ein Drittel Lehrredaktionsinhalte, ein Drittel Lernerfolg, ein Drittel die Bewertung von Soft Skills und besonderer Leistungen – ein Behelf, der der Sache zumindest einigermaßen gerecht wurde. Es brauchte dazu Transparenz und Erklärungen, denn natürlich reden die Leute untereinander über ihre Noten und vergleichen – und fragen sich, wie ihre Benotungen zustande kommen. 

Nun muss ich bald wieder benoten und – ach je. 

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Dieser Tage habe ich Post von Boxcryptor erhalten, der Verschlüsselungslösung, die ich für meine Clouddaten benutze (keine Werbung, nur Info). Sie haben meinen Blogpost gesehen – offenbar haben sie eine gute Social-Media-Abteilung – und mir ein Geschenk geschickt. 

Darüber habe ich mich gefreut. Dabei geht’s mir nicht einmal um das Geschenk, sondern dass  jemand in der Boxcryptor-Bude sitzt und sich dafür interessiert, was Kundinnen über ihn denken.  Das finde ich sympathisch und macht mir Hoffnung, sollte es zu einem Supportfall kommen oder sollte ich andere Begehren haben. So einfach kann’s sein, gute Stimmung fürs Unternehmen zu machen.

Verwundert bin ich hingegen über Parship. Nicht, dass ich ein Geschenk wollte (wobei ich bei einem Jahresabo Landwirtschaftssimulator schon schwach werden könnte) – aber wie kann man das als Social-Media-Manager verpassen und nicht aufspringen? Ich hätte mir jedenfalls etwas Nettes ausgedacht. Parship, wenn Ihr das doch noch lest: Ich kenne Social-Media-Experten, die etwas für Euch tun können. 

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Christian und ich habe uns übers Anfangen unterhalten. Für alle, die noch nicht mit unserem Podcast begonnen haben, ist die siebte Folge ein guter Start. #serviceblog

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Gelesen: Julia Reda über das geplante EU-Leistungsschutzrecht, das vorsieht, dass Internetnutzer zahlen müssen, wenn sie auf Nachrichteninhalte im Web verlinken, Informationen teilen und Quellen für ihre Behauptungen nennen. Fun Fact: Die Lobbyisten argumentieren, dass das Gesetz gegen Fake News helfe. Ich stehe fassungslos davor und mir fehlen die Worte angesichts der Offensichtlichkeit dieses Unsinns.

Gelesen: Der Fußball und seine Fans haben ein Problem. Ein Beitrag zur Fußballkommentatorin Claudia Neumann und dem sexistischen und diskriminierenden Hass, mit dem sie sich auseinandersetzen muss.

Gelesen: Führungskräfte-Befragung offenbart Lücke zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit [pdf] – eine Befragung der „Initiative Chefsache“ zu Frauen und Diversität auf Führungspositionen. Die interessanteste Antwort ist Antwort sechs. Die Frage lautet: „Wie wichtig ist Ihnen bei Beförderungen oder Teamzusammenstellungen, dass die Person(en) ähnlich arbeiten und denken wie Sie?“ Zwei Drittel der Befragten antworteten mit „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Die, die jetzt Entscheider sind, fördern also in erster Linie die, die ihnen ähnlich sind. Das erklärt die Uniformität von Vorständen, Geschäftsführungen und Führungskräften – und ist leider ein Problem für die Innovationskraft von Unternehmen und auch Deutschlands (vgl. Bertelsmann-Studie, pdf).

Neue Folge, 35 neue und frische Minuten mit Christian und mir.

Wir reden darüber …

  • warum es schwierig ist anzufangen,
  • wie es leichter fällt,
  • dass es eigentlich nicht ums Anfangen, sondern ums Aufhören geht
  • und welche Rolle Perfektionismus dabei spielt.

https://soundcloud.com/einmann-einefrau-eingespraech/folge-7-anfangen

Uns interessieren Eure Geschichten: Wann fällt Euch anfangen schwer – und wann leicht? Wie haltet Ihr durch? Womit habt Ihr erfolgreich angefangen? Was wollt Ihr anfangen?

Zum Weiterlesen:

  • Zehn Tipps zum Anfangen – damit’s voran geht.
  • Ein sehr gutes Interview übers Sicherverändern, über Persönlichkeit und darüber, wie wir uns selbst sehen und was das mit unserer Fähigkeit zu tun hat, etwas Neues zu beginnen

Die Folge gibt’s wie immer bei Podigee und bei Soundcloud – und als mp3 zum Download. Außerdem könnt Ihr den Podcast bei iTunes abonnieren.

Weiterhin große Schwimmfreude.

Heute bin ich 2.000 Meter geschwommen, davon 1.000 Meter zügig – in 27 Minuten. Vielleicht waren es auch 26 Minuten. Ich habe nur die große Uhr am Schwimmmeisterhäuschen, auf die ich schauen kann; jedenfalls habe ich um 20 nach angefangen und war etwas über Viertel vor fertig – ich muss der Uhr allerdings immer noch eine halbe Bahn entgegenschwimmen, damit ich es genau erkennen kann.

Ich erkläre mir die gute Perfomance mit dem vorangegangen Grillabend, der fulminant in einem Erdbeertörtchen mündete und eine gute Grundlage bildete.

Freibad mit zwei Schwimmerbahnen, Bänken und Wiese

In einem Kommentar zum Dienstag habe ich eine Frage zu meinem Schwimmstil beantwortet: Ich schwimme Brust, weil ich nichts anderes kann – mit Armzug, untertauchen, Beinschlag, gleiten, wie man das so macht. Ich habe nur Seepferdchen und niemals Unterricht in Schwimmtechnik genossen, deshalb ist das wahrscheinlich alles sehr verbesserungswürdig. Auf den zweiten 1000 Metern schiebe ich immer ein bisschen Kraul ein. Nach einer dreiviertel Bahn muss ich allerdings jedesmal aufgeben, weil Kraulen mich so anstrengt. Ich mache also irgendwas falsch. Oder muss einfach mehr üben.

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Auf dem Grillabend gab es Bierchen – also ein Bierchen, das „Bierchen“ heißt. Wundervoll.

Stauder Bierchen

Schmeckt auch gut. Traditionelle Ruhrgebietsbraukunst aus Essen, Etiketttext: „Aromastarkes, frisches Charakter-Bierchen, handwerklich gebraut.“

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Ich bin müde von zwei Dingen.

Ich bin müde von Talkshowthemen und Magazincovern, die sich mit nichts anderem als mit Flüchtlingsthemen befassen, während wir hier in Frieden leben, unsere Wirtschaft boomt, jeder vierte Geflüchtete mittlerweile einen Job hat und während viele tolle Dinge im Land passieren – während uns allerdings das Pflegepersonal fehlt, die Mieten in Großstädten durch die Decke gehen, während es in Schulen und Turnhallen hineinregnet, während der Verkehr in meinem Bundesland sich ins Absurde staut und während ich, sobald drei Meter Rapsfeld um mich sind, nicht mal mehr Egde-Empfang habe.

Ich frage mich, warum wir, statt in roter Farbe und großen Buchstaben Angst zu schüren, nicht unaufgeregt über eine zukunftsgerichtete Einwanderungspolitik reden, damit neben Asylsuchenden und Konzernmitarbeitern auch Krankenpfleger aus Jordanien, Maschineinrichter aus Namibia oder Busfahrerinnen aus Moldawien geordnet und mit unserer Unterstützung hier einreisen und leben können. Was spricht dagegen, dass sie friedlich hier wohnen, arbeiten und mit uns das Land gestalten? Nur: Wir bieten normalen, durchschnittlich qualifizierten, redlichen Menschen aktuell keine Möglichkeit, sich darum zu bewerben. Das ist weltfremd.

Statt also einen pragmatischen, lösungsorientierten Diskurs anzustoßen, erlebe ich eine bedingungslose Fokussierung auf eine Bedrohung, die es weder in der Kriminalitätsstatistik noch in anderen Zahlenwerken gibt – und das in einer Tonalität und Vehemenz, die mich an sehr, sehr dunkle Zeiten erinnert.  Die Ignoranz und Unfähigkeit von Redaktionen, andere Perspektiven zu beleuchten als die des wohlsituierten Redakteurs, der sich in seinem Reihenmittelhaus von marodierenden Arabergruppen bedroht sieht, macht mich müde – und ich frage mich, woher das journalistische Selbstbewusstsein kommt, diese Themensetzung als Reflexion der Volksseele zu sehen. Die Volksseele hat bald Sommerferien, sitzt dann cremegeschmiert und sandpaniert an Badeseen, brät Bratmaxe oder reist mit Charterflugzeugen auf Mittelmeerinseln, um dort in teutonischer Geselligkeit Schnitzel zu essen und sich weltgewandt zu fühlen. Die größte Bedrohung ist dabei der Klimawandel, der übrigens auch ein Thema wäre. Aber wenn wir erstmal Ankerzentren haben, gibt es auch keinen Starkregen oder keine Polkappenschmelze mehr – das habe ich doch richtig verstanden, oder?

Ich bin außerdem müde von Einladungen zu Veranstaltungen, zu Sommerfesten, Technologie-Summits und Diskussionsrunden, in denen Podiumsgäste stehen, die allesamt mittelalt und männlich sind, ohne Migrationshintergrund, und die, legt man all diese Einladungen ausgedruckt nebeneinander, in ihrer Homogenität gut in eine Werbekampagne für Herrenhemden passen. Diese Woche erhielt ich drei dieser Einladungen mit zusammengenommen acht Podiumsgästen. Es war weder eine Frau darunter, noch gab es Gäste, die anderweitig aus dem Hemdenwerbungsraster fielen. Hätte ich in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Veranstaltungen trotz der uniformen Gäste erhellend und horizonterweiternd sind, würde ich mich nicht so daran festbeißen; aber das sind sie nicht: Es sind Veranstaltungen, in denen ich immer das Gleiche höre, nur aus unterschiedlichen Mündern (manchmal, andernorts, wird es schon lachhaft absurd, zum Beispiel wenn das Thema des Herrenabends „Gemeinschaft säen. Zukunft ernten“ lautet). Die guten Veranstaltungen hingegen – und ich gehe durchaus regelmäßig auf Veranstaltungen – sind immer diejenigen, die möglichst viele unterschiedliche Menschen zu Wort kommen lassen – in Formaten, die das zulassen, und mit Gästen, die vielfältig sind.

Das Festhalten an homogenen Podien ermüdet mich, denn es bringt uns genausowenig voran wie die Fantasie des Reihenhausredakteurs, und es ist beides so sehr an meiner Lebenswelt vorbei, dass ich sogar beginne, wütend zu werden. Ich werde sehr selten wütend und es dauert sehr lange, bis das passiert; ich bin ein freundlicher, vorwärtsgewandter Mensch. Aber diese beiden Dinge, das journalistische Framing und die sich selbst bestätigenden Speakerrunden, machen mich nicht nur müde, sondern langsam wirklich sauer, und ich weiß nicht, wo das hinführen wird.

Es ist ein bisschen eskaliert. Nach mehr als zwölf Jahren bloggen habe ich zwar ein Gefühl dafür, welcher Blogbeitrag rumkommen wird und welcher nicht. Aber manchmal überrascht die Resonanz dann doch.

Parship hat mir neben 140 Kommentaren im Blog auch rund 80 neue Twitter-Follower geschenkt. Das sind 3,3 Follower pro Stunde. Das bedeutet: Alle 18 Minuten folgt mir ein Twitterer dank Parship. Ein völlig unterschätztes Potential – unter Marketingsgesichtspunkten.

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Gestern bin ich für einen Kundenworkshop unterwegs gewesen, 14 Stunden in der Bütt und auf der Autobahn. Der Tag danach ist dann immer irgendwie ein Durchatmetag. An der Uni haben die Kollegin und ich uns mit Studierenden aus dem Montagsseminar getroffen: Produktionsplanung, Vorgehensplanung, Deadlines, wer macht was bis wann.

Auf dem Heimweg habe ich am Freibad angehalten. Nachdem ich am Sonntag schwimmen war, bin ich angefixt. Ich habe mir eine 11er-Karte gekauft.

11er-Karte Freibad

11er-Karten im Freibad sind wie 11er-Karten 1985 und völlig analog: Eine Papierkarte, in die der Bademeister ein Loch stanzt. Ich fühlte mich um 30 Jahre in die Vergangenheit versetzt, nicht nur wegen der Karte, sondern auch, weil das ganze Bad ist, wie Freibäder 1985 waren. Die Zeit in der Freibadwelt, sie ist relativ. Das ist auf meditative Weise wunderbar.

Das Bad war wenig besucht – wegen zu kalt, zu wolkig, zu Nachmittag, zu Dienstag. Ich bin 1,5 Kilometer geschwommen: 1000 Meter mit gebotenem Ernst, danach bin ich noch 500 Meter rumgeflippert. Großes Wohlgefühl für 2 Euro 90.

Für die 1000 Meter habe ich 28 Minuten gebraucht. Damit bin ich zufrieden – gemessen daran, dass ich seit Jahren nicht geschwommen bin und in meiner Schwimmkarriere nie mehr als Seepferdchenunterricht genossen habe. Wie ich hinterher las, genügt die Zeit sogar für das Schwimmabzeichen in Gold und für das Sportabzeichen. Vielleicht sogar für ein Goldabo für Freibadpommes, wenn es so etwas gäbe und wenn es mein Freibad Freibadpommes hätte.

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Gelesen: Discover EU – Europa schenkt jungen Menschen 15.000 kostenlose Interrail-Tickets. Super Sache. Wenn es das irgendwann mal für Senioren gibt, bin ich dabei.

Sie sagen: Alle elf Minuten verliebe sich ein Single über Parship.

Ich war 262.000 Minuten lang auf Parship. Ich hätte mich 23.826-mal verlieben können. Ich habe mich kein einziges Mal verliebt.

Die 262.000 Minuten, in denen ich mich nicht verliebte und in denen sich, zumindest meiner Kenntnis nach, auch niemand in mich verliebte, haben mich 346 Euro Mitgliedsgebühr gekostet. Von diesen 346 Euro hätte ich mir, wenn wir von einem Preis von sechs Euro pro Glas ausgehen, 58 Gin Fizz kaufen können. Je nach Zustand des Zielobjekts benötige ich drei bis fünf Gin Fizz, um mir einen Mann schön zu trinken. Ich hätte mir also für die 346 Euro, die ich für Parship ausgegeben habe, 19 mittelschöne und zwölf unterdurchnittlich schöne Männer sehr schön trinken können. Selbst im ungünstigsten Fall wäre ich also mindestens ein dutzend Mal verliebt gewesen. Das ist zwölfmal mehr, als ich in 262.000 Parship-Minuten geschafft habe.

Warum es mit dem Verlieben nicht geklappt hat, kann ich nicht genau sagen. Ich kann nur sagen, dass es diesen Mann gab, mit dem ich ganz vielversprechend hin und her schrieb. Er schrieb ganze Sätze mit Subjekt, Prädikat, Objekt, und nach einer Zeit fragte ich ihn, was er in seiner Freizeit mache. Er antwortete, dass er Landwirtschaftssimulator spiele. Ich sagte: „Landwirtschaftssimulator, aha, was macht man denn da so?“, weil es wichtig ist, dass man sich für die Hobbies des Anderen interessiert, auch wenn man schon ahnt, dass die Erklärung einen an den Rand der emotionalen Möglichkeiten bringen wird. Er antwortete, dass er Felder bestelle und Mähdrescher führe, dass er jeden Abend seine Schweine füttere und seine Kühe melke. Nicht wirklich natürlich, es sei ja nur eine Simulation, aber virtuell, dafür aber mit Dolby Surround. Er sagte, er habe sein Schlafzimmer umgebaut und habe daraus ein Landwirtschaftszimmer gemacht, mit Tapeten aus Kornfeldern und mit Sound von allen Seiten, so dass das Blöken und Grunzen und vor allem die Motoren des Mähhdreschers richtig mit Wumms kämen, das sei fantastisch. „Aha“, sagte ich, „und was machst du, wenn du nicht Landwirtschaftssimulator spielst?“ – aber er verstand die Frage nicht. Denn so ein Bauernhof ist schließlich eine Verpflichtung fürs Leben, deshalb, so sagte er, schlafe er auch auf seinem Hof. Ich entschied mich gegen ein Leben auf dem Land.

Dann war da dieser Mann, der genauso wie der virtuelle Bauer zunächst sehr nett war, bis er meinte: Eine Sache müsse er mir sagen, das habe vor mir leider viele Frauen abgeschreckt. „Aha“, sagte ich, „was ist es denn?“ Er sagte, dass er eine Tochter habe, dass er seine Frau und seine Tocher aber verlassen habe, nachdem er festgestellt habe, dass Vatersein nichts für ihn sei. Weil Vatersein nichts für ihn sei, wolle er auch keinen Unterhalt für seine Tochter zahlen, denn das könne er mit seinem Gewissen nicht  vereinbaren. „Mit welchem Gewissen?“, fragte ich, und er antwortete: mit seinem Gewissen sich selbst gegenüber, denn er wolle mit sich im Reinen sein, man könne nicht einerseits Hü und andererseits Hott sagen, Vaterschaft ablehnen und durch Unterhaltszahlungen das Vatersein doch für sich anerkennen, das habe auch etwas mit Konsequenz sich selbst gegenüber zu tun. Ich war daraufhin auch konsequent.

Irgendwann telefonierte ich mit einem Mann. Keiner von den zwei Genannten – mit einem Dritten. Er brach nach nur zwei Minuten in Tränen aus. Er sagte, seine Frau habe ihn verlassen und seine Mutter sei gestorben und weil er nun überhaupt keine Frau mehr in seinem Leben habe, keine Ehefrau und keine Mutter, fühle er sich sehr allein. Ich fragte, wie frisch das denn alles sei, und er sagte, dass der Tod seiner Mutter nun drei Jahre und das Ende seiner Ehe vier Jahre her sei, und er weinte so bitterlich, dass ich mich nicht traute aufzulegen. Ich hörte mir also 45 Minuten lang seine Lebensgeschichte an, von der Kindheit bis zur Ehe bis zur Trennung, auch das Verhältnis zu seiner Schwester war schwierig, und ich riet ihm, sich in eine Therapie zu begeben. Er sagte, das hätten ihm schon zahlreiche Menschen gesagt, er fände es aber folgerichtiger, seine Wunden mit einer neuen Beziehung zu heilen, denn ihm fehle ja nur eine Frau, eine Partnerin, die ihm Geliebte und Mutter sein könne. Ich wünschte ihm viel Glück.

Wir sind nun bei Minute 131.000 von 262.000, also bei 173 Euro, und ich beschloss, dass es trotz aller Rückschläge an der Zeit ist, auch mal jemanden persönlich zu treffen. So traf ich den Gymnasiallehrer. Wir tranken einen Kaffee an einem Fluss, und er fragte, wie es mir gehe. Ich antwortete, dass es mir gut gehe, und er sagte: Ihm gehe es sehr! schlecht! – und er erzählte mir von seinem Leben als Gymnasiallehrer, von seinem Kollegium, von verzogenen Schülern, von dummen Abiturienten, von sinnfreier Inklusion und von haarsträubenden Vorurteilen seinem Berufsstand gegenüber. Nach einem halbstündigen Monolog, während dem ich den Nachbartisch beobachtete, an dem ein Paar mit einer großen Dogge saß, die jedesmal die Braue hob, wenn der Gymnasiallehrer in seinem Verdruss laut wurde, fragte er mich, was ich beruflich mache. Ich sagte, dass ich selbstständig sei, und er antwortete, dass er Selbstständigkeit bei einer Frau unweiblich finde – ich weiß nicht, ob er das nur geschäftlich oder auch gesellschaftlich meinte. Nachdem er das gesagt hatte, folgte ein weiterer Monolog, diesmal über den Kapitalismus und seine Auswirkungen auf Gymnasiallehrer. Ich zahlte meinen Kaffee und ging.

Ungefähr bei Minute 200.000 traf ich mich mit einem alleinerziehenden Witwer, der nicht halb so traurig war wie der Weinende, der aber trotzdem keine Worte fand. Wir saßen uns gegenüber, und er schwieg. Ich fragte ihn eine Frage, er beantwortete die Frage und schwieg. Ich fragte die nächste Frage, er beantwortete die Frage und schwieg. Ich fragte die nächste Frage, er beantwortete die Frage und schwieg. Nach vielen Fragen, die er freundlich und in ganzen Sätzen, aber ohne eine einzige Gegenfrage beantwortete, fragte ich ihn, wie ihm unser Treffen gefalle. Es sagte, es sei wunderbar; er habe zum ersten Mal bei einer Frau das Gefühl, dass sie gut zu ihm passe. Denn mit allen anderen Frauen vor mir habe er nur Gesprächspausen gehabt.

Zwischendurch schrieb mir ein Mann, dass er mein Profil sehr ansprechend fände, dass er mich normalerweise auch gerne kennenlernen wolle, dass ich für seinen Geschmack allerdings viel zu groß sei – und fragte, ob sich das ändern ließe. Noch bevor ich ihm zurückschreiben und die Möglichkeiten für ihn aufzählen konnte – Stelzen, orthopädische Schuhe, neben mir auf einem Mäuerchen balancieren -, blockierte er mich.

Bei Minute 220.000 – ich war schon zynisch und hatte niemanden mehr angeschrieben -, schrieb mir ein weiterer Mann. Er war, dessen bin ich mir sicher, der Midlife-kriselnde Dicki Hoppenstedt. Ich klickte mich durch seine Fotos, auf denen er mit Strickpullunder und Playmobil-Frisur posierte. Weil ich unterstelle, dass ein Mensch, der sich auf einer Online-Dating-Plattform anmeldet, nur Fotos von sich hochlädt, die er für vorteilhaft hält, war ich rechtschaffen irritiert. Noch mehr irritierte mich allerdings, dass Bild fünf kein weiteres Bild eines Strickpullunderträgers war, sondern das Foto eines Großpudels, der jedoch frappierende Ähnlichkeit mit einem Strickpullunder hatte. Ich schrieb, mit Zwinkersmiley: „Bild fünf ist aber schon ein Bild von deinem Hund – und nicht von Dir, oder?“  Dicki antwortete sehr ernst: Ja, das sei sein Hund, sein Hund sei der Mittelpunkt seines Lebens, deshalb sei er Teil seines Parship-Profils. Ich fragte Dicki, ob er den Hund zum ersten Date mitbringen wolle. Dicki antwortete: Ja, das würde er sehr gerne, und es freue ihn, dass ich ihn daten wolle. Ich schrieb zurück, dass ich ihn und seinen Hund nur treffen wolle, wenn der Hund ein Kunststück könne. Dicki antwortete: Leider könne der Hund kein Kunststück, aber er wolle noch versuchen, ihm kurzfristig eins beizubringen – was ich mir denn vorstelle. Ich schrieb: „Ein brennender Reifen darf es schon sein.“ Dicki schrieb zurück, dass er bei der Freiwilligen Feuerwehr sei und dass er deshalb wisse, wie gefährlich brennende Reifen seien und dass das nicht in Frage käme. Ich antwortete: „In dem Fall kann nichts aus uns werden.“

Danach gab ich auf und ließ die Minuten 221.000 bis 262.000 ohne weitere Aktivitäten verstreichen. Vielleicht war genau das der entscheidende Fehler, und in diesen Minuten wären meine elf Minuten gekommen, in denen ich mich verliebt hätte.

Das alles ist nun mehr als sechs Monate her, und all diese Begegnungen hat es wirklich gegeben. Ich habe all in den Monaten allerdings nur einen Gin Fizz getrunken. Das ist vielleicht das eigentliche Problem.

In den vergangenen Tagen ging hier des Öfteren die Welt unter:

Garten mit Steinmauern und dichtem Bewuchs bei Platzregen, im Hintergrund Gewächshaus

Das Wetter ist alles in allem super. Hier in Dortmund regnet es ausreichend, tagsüber oder nachts – aber nicht so viel, dass irgendwas überschwemmt wird. Wenn es nicht regnet, ist es sonnig und warm. Es könnte einen Ticken kühler sein, aber ich möchte nicht mäkelig sein.

*

Von Freitag und Samstag war ich in Wetzlar, auf dem Annual General Meeting des Round Table Deutschland. Das Hotelzimmer war mal etwas Anderes.

Hotelzimmer: Pink gestrichene Wand mit Blumenranken, hellgrüner Teppich mit Blumen und Vögeln in Pink

Als ich an der Rezeption stand und einchecken wollte, drehte sich der Typ vor mir um und sagte unvermittelt: „Du bist die liebe Nessy, oder?“ Ich so: „Äh … uhm … ja?!“ Er: „Hi. Ich bin S, ich lese dein Blog schon seit mehr als zehn Jahren. Ich hab dich sofort erkannt.“ Verrückt. Wir haben uns an dem Abend dann noch lange unterhalten.

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Heute: Anschwimmen.

Freibadbecken, Menschen ziehen ihre Bahnen, bedeckter Himmel

Das war großartig. Ich werde jetzt öfter schwimmen gehen. Weiß gar nicht, warum ich das so lange nicht gemacht habe. Toll.

Danach habe ich noch lange am Rand gesessen, mich sonnengetrocknet und Leuten beim Schwimmen zugesehen. Das war wie Meditation.

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Ein tolles Geschenk bekommen: Seife aus Frankreich.

Quadratisches Geschenk in schönem Papier, Aufschrift: "Fragonard - parfume la vie"

Außerdem geschenkt bekommen: Relax-Liege „Mexiko“. Wenn ich demnächst in den Garten zum Chillen gehe, kann ich sagen: Ich bin mal kurz in Mexiko.

Heute den ganzen Tag einen Kundenworkshop vorbereitet, der am kommenden Montag stattfindet.

Dabei am Mittag den Start von Astro-Alex zur ISS geguckt, wenn auch nicht ganz so cool wie dieser Zuschauer. Ich war ergriffen und leicht aufgeregt. Als die Challenger 1986 am Himmel explodierte, war ich acht Jahre alt. Ich erinnere mich sehr deutlich an das Ereignis. Und mal eben mit 26 Millionen PS und 28.000 km/h auf einem Feuerball ins All reiten – das ist schon ne Nummer.

Mit dem ISS-Tracker sieht man übrigens immer, wo die ISS gerade ist. Und im Livestream kann man 24/7 auf die Erde runtergucken oder den Astronauten zusehen.

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Gelesen: Es gibt auch praktische religiöse Fragen auf der ISS. Nämlich, wie man als Muslim dort betet. Es gab nämlich schonmal einen muslimischen Astronauten, für den das relevant war, und die muslimischen Gebetsregeln sind fürs All nicht ganz praktikabel: Fünf Gebete am Tag, aber 36-mal Sonnenauf- und Sonnuntergang – da kommt man zu nix anderem mehr, das geht auch am wissenschaftlichen Auftrag vorbei. Außerdem: Wo ist Mekka? Abgesehen davon, dass es irgendwo da unten ist. Und: Wie legt man die Stirn beim Beten auf die Erde, wenn man frei im Raum schwebt? Darauf gibt’s handfeste Antworten, festgehalten in „A Guideline of Performing Ibadah (worship) at the International Space Station (ISS)“ (doc).

Gelesen: Keine Ahnung – Text des Organisationswissenschaftlers Marcel Schütz über Entscheidungsfindung und Risikoabwägungen im Management der Deutschen Bahn vor dem Zugunglück in Eschede.

Gelesen über Frauensport, warum unter den 100 Top-Verdienern im Sport nur eine Frau ist und wie man das ändern könnte. Die Titel des Artikels lautet „Frauen als schmückendes Beiwerk“ – eine schlimme Überschrift, die aus zwei Gründen unpassend ist: Sie geht am Inhalt des Artikels vorbei und ist ein Fall fürs Phrasenschwein. Über die ersten drei Absätze am besten auch hinweglesen, danach wird’s besser.

Am Ende des Textes gibt es die Idee, Spielfelder für Frauen zu verkleinern. Für den Handball sehe ich das nicht; das Spielfeld ist ja schon recht klein und der Sport schnell. Wenn man das Handballfeld verkleinert, musst man auch die Anzahl der Spielerinnen reduzieren, sonst ist es auf dem Feld so voll wie morgens um acht in der U-Bahn. Der Frauenfußball könnte meiner Meinung nach allerdings an Attraktivität gewinnen, denn Frauenfußball – Tschuldigung, wenn ich das so offen sage – ist wirklich einschläfernd, weil er sich so auf dem Feld verliert.

Blogtipp: Meine ehemalige Sportskameradin Maria, ein Torwartwunder, und ihre Frau reisen derzeit durch Alaska – und Maria bloggt. Für alle mit Fernweh.



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