Kein DSL in the house. Internet kaputt. Die Bauarbeiter oben an der Straße haben es kaputt gemacht.
Es ist nicht das erste Mal und überhaupt machen sie, seit sie dort arbeiten, oft Sachen kaputt. Die Bushaltestelle zum Beispiel. Die ist nämlich irgendwann einfach abgestürzt. Hang weggebrochen, Bushaltestelle weg. Ups. Oder sie wemmsen den Zaun des Nachbarhauses um. Nun hat die ganze Straße mal wieder kein Telefon und kein Internet.
Seit Neuestem ist meine Straße auch eine Einbahnstraße, weil die Bauarbeiter ihr ganzes Zeug auf der Fahrbahn lagern und der Bauzaun so weit auf sie hinaus ragt, das eine Straßenseite nicht mehr benutzbar ist. Also hat man sie kurzerhand gesperrt, braucht ja kein Mensch, so eine Fahrbahn. Auf der verbleibenden Straßenseite rangieren die Arbeiter mit ihren Baufahrzeugen, Lkws laden Material ab, Handwerker parken ihre Bullis und Kleinlaster. Die ganze Straße, die kein Telefon und kein Internet hat, fährt Umwege durchs Wohngebiet oder steht fluchend vor diesem riesigen Komplex mit 40 Wohneinheiten und fragt sich, was für ein Chaos in unserer kleinen Straße erst ausbricht, wenn die Mieter dort eingezogen sind, wenn sie Gäste bekommen und alle durch und in die Straße wollen.
Es ist auch ein Irrsinn, für wie viel Geld diese Wohnungen verkauft werden, in denen man auf der einen Seite gegen den Hang und auf der anderen Seite auf eine Hauptverkersstraße guckt, mit einer Bushaltestelle vor der Haustür, an der alle zehn Minuten ein Dieselbus vorfährt. Falls die Bushaltestelle dort wieder aufgestellt wird, natürlich. Momentan ist sie ja genauso tot wie Telefon und Internet und Zaun und unser aller Geduld mit dieser Situation.
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Vor drei Tagen habe ich die wirklich große Vogelfutterstation aufgefüllt. Sie ist schon wieder leer. Wie können so kleine Vögel so viel fressen? Und so klein dabei bleiben? Ich warte auf den Tag, an dem ein Pkw-großer Dompfaff in meinem Garten landet und sich rülpsend für die gute Pflege bedankt.
Die Eichhörnchen sind übrigens unschuldig: Sie bedienen sich an zwei anderen Orten, auch wenn sie immer wieder versuchen, die Station zu plündern. Ich habe mehrere akrobatische, aber auch verzweifelte Versuche, sich dort zu bedienen, beobachtet. Nix zu holen für Ronny – nur viel zu lachen für mich. Gierige Eichhörnchen sind schon spaßig.
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Mein Lehrauftrag an der TU Dortmund geht auf die Zielgerade: In einem Monat endet das Semester. Was mir immer Kopfschmerzen bereitet: Am Ende muss ich die Studierenden benoten, und das macht keinen Spaß. Wir machen ein Projekt, jeder bringt sich mit seinen Kompetenzen ein, es gibt erfahrenere und unerfahrene Studis, es geht ums Können, nicht um Abfragewissen – wie soll ich das in einer einzelnen Zahl bewerten?
Außerdem: Es ist mein Job, den Leuten zu helfen, gut zu werden. Wie soll ich sie dafür bewerten?
Schon in der Lehrredaktion, also als Leiterin der Ausbildungsredaktion Magazin, fiel mir das schwer. Ich mache praktische Seminare, die die Leute für die Arbeitswelt qualifizieren. Ich frage kein statisches Wissen ab. Es gibt Studierende, die schon auf ziemlich hohem Niveau anfangen – weil sie gut sind und Talent haben, weil sie vielleicht die besseren Voraussetzungen haben, weil sie schon zig Praktika machen konnten oder, oder, oder. Dann gibt es Studis, die schwach beginnen, die sich aber einbringen, Korrekturrunden klaglos über sich ergehen lassen, lernen und sich verbessern – und am Ende im Mittelfeld landen. Ist die Leistung geringer zu bewerten? Oder ist das vielleicht sogar der größere Skill fürs Berufsleben? Was macht das mit den Menschen, wenn ich das statische Können höher werte als das dynamische Lernen? Dann gibt es Studierende, die mittelprächtige Leistungen bringen, wenn es um eigene Inhalte geht (also den eigentlichen Lehrinhalt), die aber hervorragend organisieren können, gute Impulse geben, die den Laden zusammenhalten und sich noch Programmierkenntnisse draufschaffen, weil sie grad gebraucht werden. Was ist mit denen?
Ich habe mir seinerzeit die Freiheit genommen, die Note dreizuteilen und alles Drei zu bewerten: ein Drittel Lehrredaktionsinhalte, ein Drittel Lernerfolg, ein Drittel die Bewertung von Soft Skills und besonderer Leistungen – ein Behelf, der der Sache zumindest einigermaßen gerecht wurde. Es brauchte dazu Transparenz und Erklärungen, denn natürlich reden die Leute untereinander über ihre Noten und vergleichen – und fragen sich, wie ihre Benotungen zustande kommen.
Nun muss ich bald wieder benoten und – ach je.
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Dieser Tage habe ich Post von Boxcryptor erhalten, der Verschlüsselungslösung, die ich für meine Clouddaten benutze (keine Werbung, nur Info). Sie haben meinen Blogpost gesehen – offenbar haben sie eine gute Social-Media-Abteilung – und mir ein Geschenk geschickt.
Darüber habe ich mich gefreut. Dabei geht’s mir nicht einmal um das Geschenk, sondern dass jemand in der Boxcryptor-Bude sitzt und sich dafür interessiert, was Kundinnen über ihn denken. Das finde ich sympathisch und macht mir Hoffnung, sollte es zu einem Supportfall kommen oder sollte ich andere Begehren haben. So einfach kann’s sein, gute Stimmung fürs Unternehmen zu machen.
Verwundert bin ich hingegen über Parship. Nicht, dass ich ein Geschenk wollte (wobei ich bei einem Jahresabo Landwirtschaftssimulator schon schwach werden könnte) – aber wie kann man das als Social-Media-Manager verpassen und nicht aufspringen? Ich hätte mir jedenfalls etwas Nettes ausgedacht. Parship, wenn Ihr das doch noch lest: Ich kenne Social-Media-Experten, die etwas für Euch tun können.
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Christian und ich habe uns übers Anfangen unterhalten. Für alle, die noch nicht mit unserem Podcast begonnen haben, ist die siebte Folge ein guter Start. #serviceblog
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Gelesen: Julia Reda über das geplante EU-Leistungsschutzrecht, das vorsieht, dass Internetnutzer zahlen müssen, wenn sie auf Nachrichteninhalte im Web verlinken, Informationen teilen und Quellen für ihre Behauptungen nennen. Fun Fact: Die Lobbyisten argumentieren, dass das Gesetz gegen Fake News helfe. Ich stehe fassungslos davor und mir fehlen die Worte angesichts der Offensichtlichkeit dieses Unsinns.
Gelesen: Der Fußball und seine Fans haben ein Problem. Ein Beitrag zur Fußballkommentatorin Claudia Neumann und dem sexistischen und diskriminierenden Hass, mit dem sie sich auseinandersetzen muss.
Gelesen: Führungskräfte-Befragung offenbart Lücke zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit [pdf] – eine Befragung der „Initiative Chefsache“ zu Frauen und Diversität auf Führungspositionen. Die interessanteste Antwort ist Antwort sechs. Die Frage lautet: „Wie wichtig ist Ihnen bei Beförderungen oder Teamzusammenstellungen, dass die Person(en) ähnlich arbeiten und denken wie Sie?“ Zwei Drittel der Befragten antworteten mit „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Die, die jetzt Entscheider sind, fördern also in erster Linie die, die ihnen ähnlich sind. Das erklärt die Uniformität von Vorständen, Geschäftsführungen und Führungskräften – und ist leider ein Problem für die Innovationskraft von Unternehmen und auch Deutschlands (vgl. Bertelsmann-Studie, pdf).
Kommentare
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Das mit dem Vogelfutter ist bei mir genauso, ich muss täglich nachfüllen. Aber es gibt immer noch Schlaumeier in der Nachbarschaft die mir erklären dass man im Sommer keine Vögel füttert. Is klar. Ich wünsche einen schönen Tag und sage mal Danke für die schönen Artikel immer, ich lese hier schon sehr lange still mit :-)
Ich kann mir zwar vorstellen, bzw. denken, was es bedeutet einen Zaun „umzuwemmsen“, aber gehört habe ich das Wort noch nie. Können Sie etwas zum Wortursprung sagen?
Hey hey,
aber mitnichten! Wir sind sowas von am Start, liebe Vanessa – nur hat sich unsere Überraschung wegen Lieferschwierigkeiten etwas hingezogen. Nein, es wird kein Bastel-dir-den-Traummann-Paket ;-) Stay tuned, in wenigen Tagen kommt Post.
Lieben Gruß
Vitesse vom Parship Social Media-Team
Herzlichen Dank! Das war ein großartiger Move.
Ich habe bereits gekostet – noch hat sich kein Erfolg eingestellt. Aber ich bleibe zuversichtlich!