Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Jetzt  ham’wa den Salat.

Ich weiß noch – im Grundstudium. Da musste ich diesen Statistikkram machen. Erhebungsverfahren I und II bei einem wirren Professor, dem immer das obere Gebiss auf die Unterlippe fiel. Man verstand kein Wort, weder akustisch noch inhaltlich. Die Prüfung nach zwei Semestern war ein Multiple-Choice-Test. Ich also dahin, angekreuzt, was mir plausibel erschien – mit 3,3 bestanden. Super, dachte ich mir, genügt.

Dann noch Methoden I und II. Das war genau so eine Farce. Wir schrieben eine Probeklausur, die wir mit in die eigentliche Prüfung nehmen durften. Und was sag‘ ich? Probe- und richtige Klausur waren 1:1 dasselbe. Na gut, man musste ein bisschen nachdenken und ein paar Zahlen austauschen, aber das war auch schon alles. Es gab nicht einmal eine Note. Prädikat: bestanden. Be-standen, nicht ver-standen. Ich hatte noch nicht einmal die Sache mit den Skalenniveaus gerafft.

So. Jetzt schreiben Sie mit diesen Voraussetzungen mal so ein Dissertationsdings. Jetzt stehe ich nämlich hier mit meinen Stichproben, die ich vergleichen möchte, die aber, weil es Zufallsstichproben sind, in wesentlichen Merkmalen wie dem Alter nicht übereinstimmen. Über die Grundgesamtheit ist nichts bekannt, und das Gedöns ist noch nicht einmal normalverteilt.

Gut, denke ich mir, kaufste dir mal ein schlaues Buch dazu. Am besten eins für total Doofe. Sowas wie: „SPSS für Dummies“. Und, denke ich mir, schauste mal ins Internet. Das weiß schließlich alles. Ich tippe also Suchwörter wie „spss stichproben vergleichen“ ein, lese mir Foren-Posts durch und denke mir manchmal: „Mmmh, joooo, hab zwar die Frage nicht so genau verstanden, aber irgendwie ist das so ähnlich wie bei mir.“ Ich fühle mich ermutigt – bis ich die Antworten lese:

Wenn Du explizit diese 2 a priori Hypothesen testest, dann 2 abhängige  t-Tests. Will man dabei streng sein (bzw. bei den Wilcoxon-Tests, falls die  vorgezogen werden), mit Signifikanzniveau alpha/2.“

Signifikanzniveau alpha/2 … na sowas.

Nessy: Captain, meinen Sie nicht, wir sollten auf Warp-Antrieb umstellen? Wir durchfliegen gleich einen Kometenhagel mit Signifikanzniveau alpha/2.
Picard: Sie haben Recht, Frau Nessy. Riker, Sie haben es gehört!

Ich habe mich jetzt zu den nichtparametrischen Tests durchgelesen und bin tatsächlich bei dem genannten Wilcoxon-Mann-Whitney-Test angelangt. Werde dort mal tiefer einsteigen und mich vor den Kometen in acht nehmen.

Am Telefon so:

Nessy: Hey, ich würde euch gerne mal wiedersehen.
Supermom: Ach, im Moment ist es so stressig. Ich schau mal in den Kalender.
Nessy: Wie wär’s mit dem Neunzehnten?
Supermom: Nee, da hat der Damian ein Turnier.
Nessy: Siebenundzwanzigste?
Supermom: Da müssen wir zu den Schwiegereltern.
Nessy: Fünfundzwanzigste abends?
Supermom: Abends ist ganz schlecht. Die Kinder machen momentan so ein Theater beim Zubettgehen.
Nessy: Das erste Aprilwochenende?
Supermom: Da hat die Kleine ihre Tanzaufführung.
Nessy: Wir können uns ja dort treffen und ich schaue auch zu.
Supermom: Nee du, lass mal. Das ist immer so ein Stress.
Nessy: Sechzehnte?
Supermom: Du hast aber viel Zeit.
Nessy: Also Mitte April?
Supermom: Ja, das ginge.
Nessy: Wollt ihr mal zu mir kommen?
Supermom: Nee, zu dir ist es immer so weit. Komm du lieber wieder vorbei.

Im Bus. Schule ist zu Ende.

Chick One: Voll krass heute in Hauswirtschaft. Da mussten wir so ein Ei aufmachen und dann das Innendrin da raus.
Chick Two: Hast du noch nie ein Ei aufgeschlagen, oder was?
Chick One: Nä, meine Mudda kocht nicht so kompliziert.

Manchmal wünsche ich mir, ich müsste mir diese Dialoge ausdenken und sie nicht erleben.

Samstagabend in der U-Bahn.

Im Vierer nebenan sitzen zwei Mädels von calmundscher Leibesfülle, die Körper in fusselige Wollpullover gehüllt. Sie sind 16, vielleicht 18, tragen Irokesenschnitt, Piercings und lila Lippenstift.

Chick One: Was ziehstu ’ne Fresse, ey?
Chick Two: Hab kein Bock.
Chick One: Wenn du immer nich‘ Bock hast, lernen wir nie einen kennen.
Chick Two: Fick dich.
Chick One: Wir müssen rausgehen, ey. Glaubstu, wenn du zu Hause bleibst, der Prinz kommt zur dir nach Hause, oder was? Glaubstu, der schellt an deine Tür, so wie der scheiß Typ von der scheiß Post und sacht: Ey, gucksdu hier, ich bin dein Prinz, küss mich und so?!
Chick Two: Halt die Fresse.
Chick One: Heute gehen wir raus und reißen einen auf. Wofür hast du dich geschminkt, ey? Heute reißen wir einen auf.
Chick Two: Typen stehen voll nicht auf Fette.
Chick One: Scheiß egal, ey, in dem Schuppen ist es voll dunkel, da merkt der gar nicht, dass du fett bist. Der sieht nur deine Augen, und wenn du dann schon mit ihm gehst, merkt er erst, wie fett du bist. Dann ist es aber voll zu spät, weil du hast ihn ja schon aufgerissen.
Chick Two: Du bist voll der scheiß Spinner, ey.
Chick One: Was glaubst Du, scheiß Spinner. Ich hab noch Hoffnung, ey. Im Gegensatz zu dir.

Dann steigen sie aus.

Es ist schon erstaunlich, wie viele Leute Alkoholiker sind.

Ungefähr bei jedem zweiten Einkauf steht ein Mensch vor mir in der Schlange, der drei Flaschen namenlose Cola und zwei Flaschen Weinbrand kauft, manchmal auch Korn, manchmal auch Wodka,  es tut nichts zur Sache. Dazu eine Packung Mortadella und eine Packung geschnittenes Brot – vielleicht, weil er es essen möchte, vielleicht, weil er damit den Alkohol nach einem normalen Einkauf aussehen lassen will. Er hebt kein einziges Mal den Blick, legt dem Kassierer das Geld aufs Band,  stopft das Brot, die Wurst und die Flaschen in einen Rucksack und verlässt den Laden, ohne jemanden angeschaut zu haben.

So ist es im Ghettonetto. Dort erkennt man sie sofort. Im Ghettonetto erwartet man sie schließlich auch. Rotnasig, aufgequollen, in abgetragenen Strickwesten und mit steifen, zittrigen Händen.

Männer kaufen Bier und Schnaps. Frauen kaufen Bier, Sekt und manchmal Wein aus dem Tetrapack. Männer sagen nichts, Frauen schieben mit dem Geld auch eine Entschuldigung zum Kassierer. „Meine Freundin aus Breckerfeld kommt heute zu Besuch, wa.“ Dabei hat der Kassierer gar nicht gefragt. Er weiß sowieso, was los ist, und die Frau weiß auch, dass er weiß, dass die Freundin schon seit drei Jahren nicht mehr da war und in den nächsten drei Jahren auch nicht kommen wird. Dass sie erst wiederkommt, wenn die Alte sich zu Tode gesoffen hat, mit einem Kranz und einem schlechten Gewissen.

Am Bahnhofsyormas steht eine andere Klientel. Da sind es nicht die, denen man ansieht, dass sie verloren haben. Da sind es die Berufstätigen, die Dienstbeflissenen. Aber nicht die Anzugträger. Meistens sind es Männer vom Typ Buchhalter in Bundfaltenhose und einem Pullover, der niemals modern war. Es ist später Nachmittag, und sie sind auf dem Heimweg zu ihrer Frau; die Kinder sind längst aus dem Haus. Oder sie kehren in ihr Zwei-Zimmer-Appartment mit Kochnische zurück, das sie seit der Scheidung bewohnen. Sie stellen ihre Aktentasche auf die Ablage vor der Glastheke, hinter der sich die Salamibaguettes stapeln. Sie sagen „Zwei Bier, bitte“, wühlen in ihrer ausgebeulten Ledertasche und holen drei leere Dosen Pfand heraus. In dem Moment weißt du: Die hat er sich heute morgen gekauft, bevor es ins Büro ging. Dann bezahlt er, steckt eine Dose ein, die zweite öffnet er schnalzend und setzt sie sofort an. Ein kühles Blondes nach der Arbeit, wer will ihm das verdenken.

Es ist schon erstaunlich, wie viele Leute Alkoholiker sind. Achten Sie mal darauf.

Montagmorgen,

eine bezaubernde, neue Woche lächelt uns an. Wir wollen ihr gerne herausfordernd zuzwinkern, aber Müdigkeit drückt bleiern auf unseren sonst wachen, energischen Blick. Dabei stecken wir doch voller Tatkraft, Tüchtigkeit und Liebreiz!

Sie kennen das? Fühlen es sogar gerade (vielleicht abgesehen von der Tatkraft)? Aus Japan kommt nun eine Antwort auf das Problem: Eye Talk. Was das Auge vermittelt, braucht der Mund nicht erzählen.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=-eeuAEo_jUc&w=480&h=390]

Ab 0:45 deutet sich eine Lösung für das leidige Montagsschlupflid an. Erste Ergebnisse ab 01:25. Es folgen Variationen, auch für Meetings, in denen Ihnen die Augen zufallen.

In diesem Sinne: Frisch auf! Genießen Sie die Woche!

Zwei Chicks in der U-Bahn.

Chick One: ‚Schab voll Hunger auf Nudeln.
Chick Two: Komm, wir gehen Italiener.
Chick One: Nä, Pizza hab’isch kein Bock.
Chick Two: Boah, du Versager! Nudeln sind auch italienisch.
Chick One: Nudeln sind voll muslim!  Mein Freund is‘ Türke und isst nur Nudeln, weil is‘ ohne Schweinefleisch!
Chick Two: Und Spaghetti Bolognese, hä?
Chick One: Is‘ mit Gehacktes, nich‘ mit Fleisch!

Dieses Blog ist ja ein Serviceblog.

Nach meinen gestrigen Erfahrungen mit Honig-Senf-Dressing, zu mir genommen um 15 Uhr, und dem – nicht wirklich anschließenden – Training um 19 Uhr möchte ich Ihnen ein paar Tipps zum Essen vor dem Sport nicht vorenthalten.

Honig-Senf-Dressing: Wie gesagt. Man denkt, Salat ginge immer. Aber probieren Sie mal Honig-Senf-Dressing vor dem Training. Ein Geschmack, der niemals vergeht.

Cornflakes mit Milch: Die Massenträgheit von Flüssigkeiten ist auch im Körper nicht zu unterschätzen. Besonders bei Übungen wie: SitUps an der Grundlinie – Spurt zur Mittellinie – Liegestütz – Spurt zurück zur Grundlinie – Strecksprünge – und so fort. Spätestens nach den Strecksprüngen verbleiben die Cornflakes im oberen Drittel Ihres Halses und stecken dort für Stunden fest.

Zwiebeln und Knoblauch: Nicht wegen des Geruchs. Sondern, weil Sie beim Training einen Brand bekommen, dass Sie für fünf trächtige Kühe saufen möchten. Schon nach der ersten Laufeinheit halluzinieren Sie, ein Tankwagen mit Isostar führe neben Ihnen her.

Banane: Von wegen, Banane vor dem Sport sei super. Mussten Sie schon einmal eine Trainingseinheit lang Banane aufstoßen? So einen Mundgeruch hat nicht mal ein ausgewachsener Ameisenbär.

Weintrauben und WasserDer Garant für Magenkrämpfe und böse Unglücke. Sollten Sie sich beim Joggen im Wald befinden, ist es nicht so tragisch. Es gibt ja Bäume und Sträucher in der Nähe. Heißer Tipp: Nehmen Sie stets einen Zweig zur Hand – für den Fall, dass Sie ein freilaufender Hund in ungebührlicher Haltung hinter einem Busch antrifft. Werfen Sie das Stöckchen dann fort zum Apportieren und beeilen Sie sich.

Fester Kuchen: Geht hingegen immer. Unzählbar die Tore, die ich dem Nusskuchen von Opa Konni zu verdanken habe.

Falls Sie die Liste mit Ihren persönlichen Erlebnissen ergänzen möchten: Fühlen Sie sich frei.

Klaviermusik in der Einkaufsstraße.

Zwischen Parfümerie und Papeterie sitzt ein junger Bursche an seinem Instrument. Er trägt Sweatshirt und Jeans. Seine Chucks drücken wippend die Pedalen nieder. Er ist vielleicht 18 oder 19 Jahre alt und spielt Chartmusiken.

Ich bleibe stehen. Er spielt gut. Schnell bildet sich eine Traube kichernder Mädchen in seinem Rücken. Geschminkte Frauen mit Lederhandtaschen bleiben stehen, ebenso Familien mit Kindern. Ein Bettler auf Krücken kommt herangehumpelt. Er hat nur ein Bein. Sein Stumpf steckt in einer ausgeleierten Jogginghose, die ihm fleckig um den Körper hängt.

Der Bursche spielt jetzt „Numb“ von Linkin Park. Die jungen Mädchen necken sich, schubsen sich zu der roten Mütze mit den Geldstücken, werfen Münzen hinein, lächeln schüchtern dem Musikanten zu und hüpfen übermütig wieder zurück zu ihrer Gruppe. Die Damen mit den Lederhandtaschen unterhalten sich leise miteinander, blicken zum Klavier und nicken anerkennend, als seien sie in der Oper.

So stehen wir eine Weile da. Coldplay, Nirvana und nochmal Linkin Park, diesmal Crawling.

Nach 20 Minuten verbeugt sich der junge Musiker und klappt den Deckel auf die Tastatur. Die Mädchen stehen ein bisschen unschlüssig herum, dann gehen sie untergehakt davon. Die Handtaschendamen zerstreuen sich.

Als der Klavierspieler gerade seine Mütze einstecken möchte, humpelt von hinten der Bettler heran, stoppt, klemmt seine Krücke unter, fischt zehn Cent aus seiner schlabbrigen Hose und legt sie in die Mütze. „Mach deinen Weg. Ich hab’s nicht geschafft“, sagt er und berührt den Burschen flüchtig mit der freien Hand an der Schulter.

Dann nimmt er seine Krücken, dreht sich um und hinkt fort.

Liebes Tagebuch,

falls du dich fragst, warum ich nur Dinge esse, die nicht höher als ein halber Zentimeter sind: Ich habe mir gestern den Kiefer ausgerenkt.

Nein, mich hat kein Handball getroffen. Ich habe auch keine Oma vor einem bösen Räuber gerettet und dabei einen Kinnhaken eingesteckt. Ich habe nur ein Storck Riesen gegessen, das mir ein Kollege ohne Warnung vor seiner Gefährlichkeit angeboten hat.

Ich nehme mein Schicksal als Hinweis, zwischen den Mahlzeiten nicht mehr zu naschen. Obwohl das Lutschen von Schokostücken gerade am besten geht.

P.S.: Ich schaue mal, ob ich noch ein paar Bananen da habe.



In diesem Kaffeehaus werden anonym Daten verarbeitet. Indem Sie auf „Ja, ich bin einverstanden“ klicken, bestätigen Sie, dass Sie mit dem Datenschutz dieser Website glücklich sind. Dieser Hinweis kommt dann nicht mehr wieder. Datenschutzerklärung

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen