Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Sehnsüchtig erwartet und heiß ersehnt:

Am Freitag kam meine neue Waschmaschine. Sie riecht intensiv, der Duft erinnert an ein neues Auto. Am Samstag nahm ich sie in Betrieb: einmal dunkelbunt, bitte! Es war sehr schön, ihr beim Waschen zuzusehen. Und zuzuhören – ein angenehmes, wohliges Schnurren.

Miele WDA 110 WCS

Schnurrt wie ein Kätzchen, riecht wie ein neues Auto.

 

Abends: Stammtisch gemeinsam mit dem Stammtischpersonal. Es gab – eine Leidenschaft des Hausherrn – großartige Cocktails.

Außerdem Maronensüppchen an Chilifäden, mediterranes Fleisch mit Brechbohnen und Pellkartoffeln, zum Abschluss Apfeltarte mit selbstgemachten Zimteis. Zu Beginn und am Ende Käse, Salami und Kürbis-Ingwer-Chutney mit selbstgebackenem Brot. Unglaublich gut alles. Und Cocktails.

Erwähnte ich die Cocktails schon?

Gimlet-Cocktail

Zum Einstieg einen Gimlet

 

Draussen nur Kännchen: Kürbis-Ingwer-Chutney

Kürbis-Ingwer-Chutney ftw!

 

Maronensuppe

Beispielhaft: Maronensüppchen

 

Zwischendurch: Bücher rausräumen, Möbel rücken und Parkett neu ölen. Nach dem Verlegen wurde es nur mit reinem Öl behandelt und war ziemlich empfindlich. Deshalb bekommt es nun eine Behandlung mit Hartwachsöl.

Nächstes Wochenende bekommt es die zweite Schicht mit der Poliermaschine.

Parkett ölen

Parkett nachher – und vorher.

 

Gartenglück: Die Schneeglöckchen sind am Start. Die ersten Krokanten habe ich auch schon gesichtet. Die Farbe Lila macht den Anfang.

Schneeglöckchen

Schneeglöckchenalarm!

 

Frühstücksglück: Valentinswaffel aus dem Backparadies.

Draussen nur Kaennchen: Herzwaffel

Valentinswaffel

Es mag nun anmuten, als könne ich nicht genießen.

Diesen Gedanken möchte ich sogleich zurückweisen. Vielmehr beschäftigt mich ein ganz bestimmter Umstand. Es geht um das Gefühl der Ruhelosigkeit, das mich ab der Hälfte eines Buches ergreift.

Beginne ich ein Buch, so dauert es meist einige Seiten, bis ich hineinfinde. Manch eine Geschichte, meist sind es die guten, schafft es schneller, andere benötigen länger, was nicht per se gegen sie spricht. Zwei Drittel meiner Bücher lese ich noch analog, nicht elektronisch; das ist keiner Nostalgie, sondern dem Umstand geschuldet, das ich in meiner Mittagspause gerne auf Rabatttischen von Buchhandlungen stöbere und auf diese Weise, wenn ich den Laden erst einmal betreten habe, eins zum anderen kommt.

Halte ich also tatsächlich ein Buch in der Hand, eins aus Papier, schaue ich viel aufs Lesezeichen. Zu meinem Lesezeichen habe ich eine besondere Beziehung; sie währt bereits sieben oder acht Jahre, so lange begleitet es mich schon.

Lesezeichen: Happy End!

Lesezeichenliebe

 

Das Lesezeichen ist nicht nur Mittel zum Zweck, es wacht nicht nur über eine Seite im Buch; es ist mir Anker und Orientierung, gibt mir Auskunft über das, was hinter mir liegt, und das, was mich erwartet. Anders als das Lesebändchen, das Teil der Hardware ist, in gutbürgerlicher Pflichterfüllung lasch unten raushängt, steckt das Lesezeichen fest und stolz oben drin. Es sollte immer ein Stück aus den Seiten schauen, aber nicht zu viel, sonst knickt es in der Tasche um.

Ich lese also die ersten fünfzig oder hundert Seiten. Spätestens dann gucke ich meist: Wo ist die Hälfte? Ich gehe zum Ende, blicke auf die Seitenzahl, geteilt durch zwei, und gehe zu der Stelle, suche dort einen Absatz oder ein Kapitelende – hier ist das Zwischenziel, hier möchte ich hin. Bis dahin geht es bergauf, wie beim Tatort: um 21 Uhr der Break Even, dann kommen die ersten Verdächtigen, dann geht es auf die Lösung zu.

Ab da geht es plötzlich schnell. In raschen Schritten marschiert das Lesezeichen jetzt dem Ende entgegen, forsch und fordernd, und sind es irgendwann nur noch ein Fingerbreit Seiten, wird mein Lesen unsteter, oberflächlicher. Ich überfliege die Wörter, die Sätze, die Dialoge, picke mir nur noch das Wichtigste raus. Ein Schlussspurt, den Zieleinlauf in Sicht – und der Blick schon auf die Zeit danach, aufs nächste Buch.

Die letzten Seiten eines Buches – selten sind sie relevant. Bei Krimis wird kurz noch die Zweithandlung nach Hause gebracht, die Belletristik sucht, nach Klärung aller Konflikte, nach einem bedeutenden Schluss. Und doch bleibt ein fader Beigeschmack, ein Gefühl des Wettlaufs, des Nicht-Genusses.

Mein Vorsatz deshalb: mehr im Hier und Jetzt lesen. Auf allen Seiten.

Es tat einen Knack. Dann war es still.
So starb sie, meine Waschmaschine.
Gedenken wir ihrer.

.

Vor zwei Wochen hatte ich zweimal einen F13-Fehler. „Blink! Blink!“, machte das Display. Wasserweiche im Eimer!

Was tut man als erprobtes Computerhaserl? Genau: Ausschalten. Vom Netz nehmen. Wieder ans Netz tun. Wieder einschalten. Zack: Repariert! Kein F13-Fehler mehr. Spontanheilung! So kennt man das. So erarbeitet man sich bei den Eltern den Status „Elektronikgenie“.

Die Maschine lief wie’n Döppken. Acht weitere Wäschen lang. Dann: Knack. Ende. Nix half.  Mausetot und voller Wasser. Die Pumpe – R.I.P.

Kaputte Bauknecht-Waschmaschine mit Wassereimer davor

Da ham’wa den Salat.

 

Ich kriegte auch Pumpe! Die Maschine, eine Bau*knecht, ist erst drei Jahre alt. Die Maschine, die ich vorher besaß, , ebenfalls eine Bau*knecht, starb seinerzeit nach nur fünf Jahren. Blutdruck bei 180 zu 140! Hass auf Bau*knecht!

Ich recherchierte. Reparaturkosten: Pumpe, Wasserweiche, Techniker – alles zusammen genauso teuer wie die Maschine selbst. Dem Hersteller also nochmal Geld in den Rachen werfen? Nicht mit mir!

Am Freitag wird der Klassiker von Miele geliefert: WDA 110 WCS. A++, sieben Kilo Zuladung, 1.400 Umdrehungen, auf 20 Jahre Lebenserwartung getestet. Der Volkswagen unter den Waschmaschinen.

Das Gute an all dem Driss:

  • Ich habe endlich mal den Wirtschaftsraum gewischt.
  • Ins Dachgeschoss wandernd, um beim Coach und der Kreisläuferin um Wäscheasyl zu bitten, bekam ich erst Zuspruch, dann ein Bier, dann einen Pott Käse zum Mitnehmen. Und am Ende gewaschene Wäsche. Großartig, das.

#Serviceblog:

  • Zum Auslassen des Wassers die Klappe unten entfernen. Wasser mit Aufnehmer aufnehmen. Circa sechs Liter. Dauer: etwa 30 Minuten.
  • Vorher Hose ausziehen. Man kniet ja im Siff, gell.
  • Fun-Faktor: 0 von 10 Sternen.
  • Bei Bedarf aggressive Punkmusik einlegen.

Am Freitag war ich auf einer zauberhaften, kleinen Bloglesung.

Gelesen haben Patricia Cammarata aka das nuf, Isabel Bogdan und Maximilian Buddenbohm. Veranstalter war die GLS-Bank um Johannes Korten, der auch zwei Stücke vorgelesen hat.

Frau Bogdan las einen Text aus „Sachen machen“, nämlich wie sie in Wacken war.

Frau Nuf las einen Bauchwobbeltext und über das Experiment Aufwachteller.

Herr Buddenbohm las einen Text übers Tanzen beziehungsweise sein Selbstbild als ausgelassener Hanseat. Außerdem einen Text über ein Liebespaar. Und über Playmobil und die Sehnsucht nach dem Klack.

Es war ein bisschen wie Klassentreffen. Denn es waren natürlich nicht nur die Lesenden dort, sondern auch andere Menschen aus dem Internet. Das war sehr schön.

In solch einem Fall möchte ich Sie bitten, sich einfach mit einem freundlichen „Hallo!“ an mich zu wenden. Am besten natürlich mit einer Waffel, es geht aber auch ohne.

Es ist nämlich so: Wenn Sie kein Bild von sich im Internet haben, erkenne ich Sie so schlecht. (Das ist überhaupt sehr spooky: erkannt zu werden, ohne selbst Leute zu kennen).

Noch mehr Nachlese:

Den Livestream des Abends soll es beizeiten auch als Video geben.

Letztens war ich im Baumarkt um die Ecke und habe mir eine Handwerkerlatzhose gekauft – fürs Tapetenabreißen.

Die Hausfarbe meines Hellweg-Baumarktes ist ein fröhliches Rot. Die Farbe meines Shirts war an diesem Tag: ein fröhliches Rot.

Ich stehe also in Latzhose in der Latzhosenabteilung, es dauert keine Minute, und ein Oppa kommt auf mich zugeschlappt.
„Wo hammse denn Mülltüten, die großen blauen?“
„Rechts den Gang runter, an der Sanitärabteilung vorbei. Dahinter kommen die Putzmittel und Haushaltswaren.“

Es ist nämlich so, dass ich seit dem großen Renovierungsbootcamp 2013 nicht nur eine goldene Clubkarte im Hellweg besitze, sondern mich auch bestens im Sortiment auskenne. Ich möchte fast behaupten: Jede Art von Ware und ihr Aufenthaltsort sind mir inzwischen bekannt – egal ob Schrauben, Nägel oder Dübel, Rigips, Aluprofile und Strukturputz, egal ob Klobrillen und Schlauchschellen, Kabel, Leuchten, Schalter oder Grills, Rasensamen und Kübelpflanzen.

Ich prüfe noch kurz den Sitz der Hose, da kommt schon der Nächste.
„SILIKON?!“, brüllt er mich an.
„Links den Gang hoch, vor dem Laminat – dort befindet sich ein Regal. Da sind auch die passenden Spritzen.“
„Kann ich dat auch für Türzargen nehmen? Wenn da so’ne Lücke is zur Wand? Ich will da auch noch drüberstreichen!“
„Dann besser Maleracryl. Das finden Sie bei den Farben. Rechts runter, an den Tapeten vorbei, erster Gang rechts, neben den Lasuren.“

Für meinen nächsten Besuch handle ich Provision aus.

Frau Cammarata kennt das übrigens auch:

Da war ich also wieder und riss Tapeten ab.

Wir erinnern uns alle noch an mein Renovierungsbootcamp. Erst legten die Handballmädels Hand an, dann nur noch ich selbst, mal alleine, mal gemeinsam mit Freunden. Meine Wohnung, in den 1960er Jahren erbaut, hatte pro Jahrzehnt eine Tapetenschicht konserviert; außerdem zwei Schichten an Bodenbelag. Eine archäologische Fundstätte, das Troja Dortmunds. Nach dem Abtragen aller Schichten war sie zwei Quadratmeter größer als gekauft.

Tapeten abreißen also.

Ich sage es direkt vorweg und in aller Deutlichkeit: Ich möchte keine Ratschläge. Sparen Sie sich Tipps. Tapetenlöser, Tapetentiger, Dampfreiniger, Nagelroller, Elektroschaber – wenn ich eines dieser Worte in den Kommentaren lese, kommen Sie auf die Blacklist. Ich will nichts hören, gar nichts.

Denn der ganze Scheiß nützt nix.
Nullkommanix.

Ich habe es ausprobiert. Alles. Und ich weiß eins: Derjenige, der als erster ein wirksames Mittel zum Tapetenabreißen erfindet, quasi die sich auf Knopfdruck selbst lösende Tapete, ist ein gemachter Mann. Oder Frau. Wenn ich Sie wäre, würde ich meine gesamte Energie auf diese Fragestellung fokussieren. Danach können Sie auf Ihren Geldbergen Schlitten fahren, dann sind Sie Dagobert Duck und der Welt rettende Heiland in einer Person.

So stand ich aber am Wochenende da, mit Spachtel, Spüli und Spritzpistole und weichte Tapeten ein. Nicht in den eigenen vier Wänden, diesmal war ich ausgeliehen. Die erste Lage ging prima ab, dann aber kam eine zweite zum Vorschein, eine Art Seidentapete, vielleicht war’s auch chinesisches Reispapier, keine Ahnung. Den hauchfeinen, widerstandsfähigen Belag, eins mit der Wand, konnte man entweder trocken abknibbeln oder eingeweicht zentimeterweise runterschaben.

Ihnen gruselt es? Ich setze noch einen drauf: unter der Decke.

Sie stellen sich nun sicher die Frage: Konnte man die nicht dranlassen? Einfach wieder Raufaser drüber – feddich. Nein, so einfach ist das nicht. Nicht, wenn man Wände und Decke danach tapetenlos weiterverarbeiten möchte, mit Farbe oder Strukturputz. Alles musste runter.

Das Positive: der Trainingseffekt. Nichts ist wirkungsvoller gegen Winkfleisch, als einfach mal sechs Stunden über Kopf zu arbeiten. Um anschließend die Haare zu waschen, kriegt man die Arme zwar nicht mehr hoch, dann reibt man den Kopf leise wimmernd an der Duschwand. Aber sonst: eine super Sache.

Deshalb bin ich beim nächsten Termin auch wieder dabei. Weil’s so schön macht.

(Beitrag beim Masseur diktiert)

Gelesen im Januar 2015:

Bücher im Januar 2015: Beckett, Link, Pessl, de Waal

Simon Beckett. Voyeur
(Aus dem Englischen von Andree Hesse)
Ein früher Beckett, der viele schlechte Kritiken hat. Ich fand ihn allerdings gut – das scheint eine grundsätzliche Sache bei mir zu sein: Hochgelobte Bücher finde ich meist nur mittel, warum sollte ich als schlecht bewertete Bücher dann nicht gut finden? Darum geht’s: Donald Ramsey ist Gallerist in London und beinahe asexuell. Er hatte noch nie eine Beziehung; seine Erotik beschränkt sich auf die Sammlung frivoler Gemälde. Nachdem er seine Mitarbeiterin Anna zufällig beim Umziehen beobachten konnte, empfindet er plötzlich doch eine ihm bislang unbekannte Leidenschaft. Anna ist jedoch glücklich verliebt. Als sie beschließt, mit ihrem Freund in die USA zu ziehen, ergreift Donald die Initiative. Keine hohe Literatur, aber ein unterhaltender Krimi, der sich langsam entwickelt.

Charlotte Link. Wilde Lupinen
Der Titel führt in die Irre: Er klingt nach pilcheresk-schnulligem Frauenroman, hat jedoch deutlich mehr Tiefgang. Das Buch ist die Fortsetzung von Sturmzeit, in dem es um die Geschichte der Familie Lavergne während des Ersten Weltkriegs geht. „Wilde Lupinen“ ist nun in der Zeit des Zweiten Weltkriegs angesiedelt: Felicia  ist erfolgreiche Unternehmerin in München, ihre Tochter Belle Schauspielerin in Berlin. Als die Nazis an die Macht kommen, finden beide ihren eigenen Weg, um zu überleben. Es gibt zudem zahlreiche Nebenhandlungen. Eine gute Geschichte, durchaus vielschichtige Charaktere, lässt sich prima lesen. Ein bisschen stört der Schreibstil Links, der – recht adjektivlastig – nicht sehr viel Raum für eigene Gedanken lässt. Alles in allem ist das aber zu verschmerzen. Charlotte Link hat letztendlich eine ähnliche Trilogie geschrieben wie Ken Follett mit „Sturz der Titanen“, „Winter der Welt“ und „Kinder der Freiheit“ – aus meiner Sicht sogar die bessere.

Marisha Pessl. Die amerikanische Nacht
(Aus dem Amerikanischen von Tobias Schnettler)
Ein Buch, das sein Potential verschenkt. Zuerst zur Geschichte: Ashley Cordova ist tot. Sie 24-Jährige liegt in einem Aufzuchtschacht, ein Suizid. Ihr Vater Stanislas ist ein ebenso berühmter wie eigenwilliger Regisseur, der Horrorfilme dreht und sich vor der Öffentlichkeit versteckt.  Legenden umranken seine Person. Der Journalist Scott McGrath und zwei Helfer machen sich auf die Suche nach der Wahrheit. Das Besondere an dem Buch ist die grafische Aufmachung: Autorin Marisha Pessl (ihr erstes Buch „Die alltägliche Physik des Unglücks“ fand ich großartig) arbeitet mit Zeitungsschnipseln, Bildern und Webseiten. Aus meiner Sicht die Zukunft des gedruckten Buches, die Idee ist wirklich super – wenn nicht die Geschichte so nichtssagend wäre. Ich habe sie nämlich nicht kapiert. Das heißt: Kapiert schon, aber die Basis, auf der die ganze Geschichte aufbaut, die Geheimniskrämerei um den Regisseur, ist mir ein Rätsel geblieben. Von daher: gut gemeint, aber leider nicht gut.

Edmund de Waal. Der Hase mit den Bernsteinaugen: Das verborgene Erbe der Familie Ephrussi
(aus dem Englischen von Brigitte Hilzensauser)
Das Buch wurde mir vor rund einem Jahr in den Kommentaren hier empfohlen. Edmund de Waal, Nachkomme der jüdischen Bankiers- und Handelsfamilie Ephrussi, verfolgt die Spur von 264 Netsuke. Netsuke sind japanische Miniaturschnitzereien. Charles Ephrussi hat sie Ende des 19. Jahrhunderts gekauft und nach Paris gebracht, dann zur Hochzeit an Verwandte nach Wien verschenkt, wo die Haushälterin sie schließlich vor den Nazis rettete. Am Ende fanden sie den Weg zurück nach Japan. Die Figuren sind ein erzählerisches Mittel – eigentlich wird die Geschichte der Familie Ephrussi erzählt. Im ersten Kapitel (Paris) habe ich zwischenzeitlich einige Seiten überblättert; doch ab Wien wird das Buch besser. Ein lesenswertes Panorama.

#

Elektronisch gelesen:

Fabio Geda. Der Sommer am Ende des Jahrhunderts
(aus dem Italienischen von Christiane Burkhardt)
Ein ganz tolles, geradezu wunderbares Buch. Ich bin absolut hingerissen. Für mich schon jetzt eines der besten Bücher 2015. Zeno ist zwölf und muss für einen Sommer zu seinem Opa ziehen: Bei seinem Vater wurde Leukämie diagnostiziert, er kommt in eine Spezialklinik, die Mutter begleitet ihn. Zeno wird also bei seinem Opa untergebracht  – den er nicht kennt, von dem er nicht einmal wusste, dass er noch lebt. Der Alte wohnt in einem Dorf in den Bergen, ist schroff und wortkarg. Die kleine Alm-Öhi Geschichte spielt abwechselt in der Gegenwart des zwölfjährigen Zeno und in der Vergangenheit, in der Zeit, als der Opa heranwuchs. Im Laufe der Lektüre fügen sich die beiden Geschichten wunderbar ineinander. Ein feines, leises, warmherziges und kluges Buch.

 

Steven Spielberg hat einen Film produziert. Sprecherin ist Meryl Streep.

Das Thema: Auschwitz-Birkenau. Vor 70 Jahren haben sowjetische Truppen das Konzentrationslager befreit.

Der Film ist 15 Minuten lang und lohnt sich. Auch wegen der Mittel, die Spielberg nutzt, um das Thema zu transportieren.

http://youtu.be/GDxuAVDkDtY

Es ist schon circa 15 Jahre her, dass ich die KZ-Gedenkstätte Dachau besucht habe (in Auschwitz war ich noch nicht). Wenn ich mich recht entsinne, stehen dort nicht mehr viele Gebäude; von den Baracken standen nur zwei nachgebaute. Sonst waren nur Grundrisse zu sehen.

Es gab eine Führung; die Führerin hat nur beschrieben, wie viele Menschen dort gelebt haben, wie ihr Alltag aussah. Zahlen, Daten, Fakten.

Trotzdem – oder gerade deswegen – hat mich der Besuch sehr bewegt. Die Beschränkung auf Sachliche, dazu die eigene Vorstellungskraft: Es muss monströs gewesen sein, was dort geschehen ist.

Am nachdenklichsten hat mich der Hinweis gemacht, dass die Lagerinsassen täglich in einem Marsch durchs Dorf geführt wurden, um in der Umgebung zu arbeiten.

Und die Menschen in Dachau? Haben sie gedacht, es habe schon alles seine Richtigkeit? Es müsse ja einen Grund geben, warum sie im Lager sind? Ahnten Sie, was vor sich ging? Wussten sie es und hatten einfach Angst?

Was hätte ich getan, wenn ich seinerzeit dort gelebt hätte?

Ich weiß es nicht. Und das macht es am schlimmsten.

[Film via Max]



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