Steven Spielberg hat einen Film produziert. Sprecherin ist Meryl Streep.
Das Thema: Auschwitz-Birkenau. Vor 70 Jahren haben sowjetische Truppen das Konzentrationslager befreit.
Der Film ist 15 Minuten lang und lohnt sich. Auch wegen der Mittel, die Spielberg nutzt, um das Thema zu transportieren.
http://youtu.be/GDxuAVDkDtY
Es ist schon circa 15 Jahre her, dass ich die KZ-Gedenkstätte Dachau besucht habe (in Auschwitz war ich noch nicht). Wenn ich mich recht entsinne, stehen dort nicht mehr viele Gebäude; von den Baracken standen nur zwei nachgebaute. Sonst waren nur Grundrisse zu sehen.
Es gab eine Führung; die Führerin hat nur beschrieben, wie viele Menschen dort gelebt haben, wie ihr Alltag aussah. Zahlen, Daten, Fakten.
Trotzdem – oder gerade deswegen – hat mich der Besuch sehr bewegt. Die Beschränkung auf Sachliche, dazu die eigene Vorstellungskraft: Es muss monströs gewesen sein, was dort geschehen ist.
Am nachdenklichsten hat mich der Hinweis gemacht, dass die Lagerinsassen täglich in einem Marsch durchs Dorf geführt wurden, um in der Umgebung zu arbeiten.
Und die Menschen in Dachau? Haben sie gedacht, es habe schon alles seine Richtigkeit? Es müsse ja einen Grund geben, warum sie im Lager sind? Ahnten Sie, was vor sich ging? Wussten sie es und hatten einfach Angst?
When I visited Auschwitz, our guide said: 'Extremism does not explain what happened here. Only conformity does.'
— Ian Dunt (@IanDunt) January 27, 2015
Was hätte ich getan, wenn ich seinerzeit dort gelebt hätte?
Ich weiß es nicht. Und das macht es am schlimmsten.
[Film via Max]
Kommentare
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Sehr guter Text.
Ich war in Sachsenhausen. Dort steht auch so gut wie nichts mehr. Und das Schlimmste: Das liegt daran, dass die DDR-Oberen dort nen fetten Appellplatz hingebaut haben.
Ich habe mir gestern die ARD Reportage „Night will fall“ angesehen. Erschütternd wie die Zahlen und Fakten sich in schreckliche Realität wandeln. Die Bilder bekommt man nicht so schnell aus dem Kopf.
Kannte ich gar nicht. Danke für den Hinweis.
Der Denkfehler den man meistens beim Spekulieren über „was hätte ich getan, wenn ich seinerzeit dort gelebt hätte“ macht ist, dass man mit dem heutigen Wissen um Ursachen und Konsequenzen herangeht. Da sind wir natürlich alle Helden und im Widerstand.
Was hätte man als Zeitgenosse getan, mit den difusen Gewissheiten was da geschieht und den beschränkten Möglichkeiten angesichts der staatlichen Gewalt? Vermutlich meistens nix.
Dagegen protestieren und Widerstand leisten? Dann konnte man sich gleich mit einreihen. Man muss sich verdeutlichen, das fast jede Form von Engagement dagegen mit dem eigenen Leben zu bezahlen war. Evtl. sogar mit dem Leben von Angehörigen. Ein hoher Preis für Mut.
Eine Frage die ich mir als Mann eher stelle, was hätte ich als Soldat gemacht, der zu den sog. Sondereinsätzen abkommandiert wird. Verweigern? Freiwillig an die vorderste Front versetzen lassen? Oder doch Klappe halten und mitmachen, um die eigene Haut zu retten?
Sehe ich genauso. Es ist leicht, aus heutiger Sicht zu urteilen – was nicht heißt, dass ich die damalige Bevölkerung in Schutz nehmen möchte. Das meine ich letztendlich auch mit „Und das macht es am schlimmsten“. Ich kann von mir nicht einfach behaupten, dass ich damals eine Heldin gewesen wäre. Ich weiß es wirklich nicht.
Ich empfehle mal in diesem Bezug das Buch „Die Welle“. Man kann sich auch die Filme ansehen, das Buch ist aber intensiver, auch wenn es ein Jugendbuch ist.
Ich habe mir vor ein paar Tagen Hitchcock’s Lehrfilm angesehen. Danach war mir hundeelend zumute… Die Schlußszene mit den furchtbar entstellten Leichen verfolgt mich immer noch, die grausigen Bilder schieben sich immer noch während des harmlos-heiteren Alltags vor mein Inneres Auge…
Danke für den Link.
Hallo Frau Nessy,
mich hat der Film tief bewegt und ich wollte ihn auf meinem Blog verlinken – leider ist das Video down. Und ich kann es nach weiterer Recherche nicht finden.
Hast du eine Idee? Ich finde das muss weiterhin verbreitet werden.
Liebe Grüße Sarah
Ich habe eine andere Quelle gefunden, das Video ist oben im Beitrag. Der Film hat nun niederländische Untertitel.