Tagwerk | Heute ein vergleichsweise ruhiger Tag. Kein Kundenarbeitstag, nur der morgendliche Update-Call, damit ich – gerade in diesen Zeiten – weiß, wie die Lage dort ist.
M4MvsCOVID. Status bei den Medizinern:
Projektleiter-Telko gemacht, gemeinsam Entscheidungen getroffen bezüglich Aufbau des Backends der Website. Ein paar Stunden später stand es auch schon. Abends nochmal Absprache mit Christian zu einigen Details.
Ich telefonierte mit der technischen Redakteurin, die sich bereit erklärt hat, uns bei der Inhaltebereitstellung zu unterstützen, und holte sie ins Projekt.
Ich las in den Discord-Channeln mit, um zu erahnen, welche und wie viele Inhalte kommen werden. So konnte ich mich für die Arbeit der kommenden Woche wappnen und gucken, ob ich irgendwo die Projektleiterhand heben muss (nein).
Entsprechend las ich auch, auf was die Mediziner sich vorbereiten und wie. Holy fuck, Leute. Bleibt zu Hause.
Passend dazu der Bericht: Warten auf die Welle.
Randbemerkung: Alle Ärzte rasieren sich gerade ihre Bärte ab, damit die FFP-Gesichtsmasken besser passen, zum Eigenschutz. Sie setzen, um wenigstens ein paar Haare im Gesicht zu behalten, auf Corona-kompatible Schnurrbärte. Wenn Sie also einem schnurrbärtigen Arzt begegnen, wissen Sie nun Bescheid. Hashtag: #CoronaBart
Truman Show | Emotional befinde ich mich in einem Zustand des fassungslosen Zuschauens. Normale Verhaltensmuster sind plötzlich ein Risiko, die Kanzlerin hält eine Ansprache, Grundrechte werden ausgesetzt. Ich horche in mich hinein: Ist da ein Halskratzen? Habe ich mir gerade ins Gesicht gefasst?
Vielleicht ist das alles eine Truman Show. Ich bin Truman Burbank, und irgendwann Mitte April, nach vier Wochen Heimisolierung, fällt mir ein Scheinwerfer in den Garten.
Eine abstrakte Situation. Ich komme da noch nicht drauf klar.
Familienarbeit | Die Telefonate, Telefonkonferenzen und Video-Calls sind eine Freude. Überall turnen Kinder herum. Das Geschäftliche und das Private lösen sich auf. Freudiger Höhepunkt war heute, als ein Kind während einer Telko ein Stempelkissen geknutscht hat. Großartig.
Hinweis an alle Eltern: Wenn Ihr während eines Telefonats mit mir Eure Kinder anherrscht – sprecht sie doch bitte vorher mit Namen an. Sonst denke ich nämlich, ich sei gemeint. Es ergeben sich dann so Dialoge wie:
Vanessa: Blabla, geschäftliches Zeugs, blabla …
Nein.
Vanessa: Aber wir haben doch grad …
NEIN!! Habe ich gesagt!
Vanessa: … ?
Nicht da hoch klettern!
Ich bin sicher, dass Corona die Geschäftswelt verändern wird. Plötzlich sind alle nun Väter und Mütter. Alle müssen den Job und die Kinder unter einen Hut bringen; die Familienarbeit tritt aus der Unsichtbarkeit des Privaten hervor, bei beiden Geschlechtern. Dennoch geht Vieles einfacher und besser: Plötzlich werden pragmatisch Entscheidungen getroffen; was lange nicht ging, geht auf einmal – und fühlt sich sogar gut an.
Quarantäne im Sauerland | Ein Mensch aus der Verwandtschaft befindet sich gerade in Quarantäne. Er wohnt umständehalber bei den Eltern im ersten Stock, ohne Küche. Im Erdgeschoss sitzt der Vater, fast 80 und Hochrisikopatient, stark herzkrank. Es gilt: kein Kontakt, kein Austausch von irgendwas.
Eine Serviette auf der Treppe markiert den Essens-Abwurfplatz: Dort legt die Mutter ihrem erwachsenen Sohn jeden Tag Brote hin – ohne Geschirr, das er, vielleicht kontaminiert, wieder zurückgeben müsste.
An guten Tagen gibt’s zusätzlich eine Zeitung. Heute war ein guter Tag.
Corona-Service | ReichtmeinKlopapier.de | Wie künstliche Intelligenz und Data Science bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie hilft. | Blick aus dem Ausland: Deutschlands Corona-Virus-Anomalie | Aus einem anderen Land – eine Serie von ZEIT-Autor Henning Sußebach. Er dokumentiert, wie die Corona-Krise Deutschland verändert. Bauer Glantz in Delingsdorf fragt sich, ob er jetzt Erdbeeren pflanzen soll. Bestatter Akif Tokicin sorgt sich um Begräbniskultur. | Virologe Christian Drosten in einem lange Interview zum Virus |76 Prozent des Krankenhauspersonals ist weiblich, ebenso 73 Prozent der Angestellten im Lebensmitteleinzelhandel. Mehrheitlich die Frauen kümmern sich im Homeschooling und Kinderbetreuung. Die Virus-Krise trifft Männer und Frauen unterschiedlich. | Aldi und McDonald’s haben eine Personalpartnerschaft geschlossen, um Lebensmittelverkauf und Logistik im Einzelhandel zu verstärken. | Ein Dortmunder Gastronom hat vier Tonnen Ware übrig. Er kocht jetzt 10.000 Portionen Essen und verkauft die Gerichte in vakuumierten Paketen – zahl, so viel zu willst. | Der Reifenhersteller Michelin bietet Rettungsdiensten kostenlos Ersatzreifen an.