So’n Tag war gestern | Der Tag begann mit einem Bohrhammer. Er schlug Fliesen ab, in einer Wohnung im dritten Stock, und ich war schon sehr früh nicht! gut! gelaunt! Dann war das Internet weg. Das Telefon war auch tot. Die Magenta-Hotline hatte eine Warteschleife von hier bis Ravels Bolero.
Ich brauchte zwei Versuche, um ein Paket einzupacken und drei, um eine Karte zu schreiben. Brötchen alle.
Ich brachte das Paket zur Poststelle im Dorf, niemand erkannte mich, dafür wurde ich angenölt für nix. Ich wurde offenbar nicht als einzige von einem Bohrhammer geweckt.
Dann rief die Autowerkstatt an: Ich könne das Auto meiner Freundin abholen. Sie ist im Urlaub und hatte mich gebeten, es zu ihr heim zu fahren, damit es nicht auf dem Werkstatthof rumsteht. An einem Tag wie diesem! Ich würde es zu Schrott fahren.
Habe ich aber nicht.
Die Magenta-Hotline war dann doch für mich abkömmlich. Ich telefonierte 20 Minuten mit einem sehr netten Herrn, der meine Leitung durchmaß, der ebenso wie viele anderen Menschen seit März im Home-Office sitzt, zwischendurch seinem Paketboten die Tür öffnete und mir eine bessere Internetanbindung verkaufte (Die unendliche Baustelle oben an der Straße! Endlich hat sie einen Sinn!). Dank Corona, erzählte er, während die Messinstrumente maßen, darf er nun bis zur Rente im Homeoffice bleiben und spart dadurch an die 200 Kilometer Arbeitsweg pro Tag. Ich krabbelte zwischendurch an die Telefondose, stöpselte ein, stöpselte aus, wir plauderten und er war so nett und freundlich, dass ich rundheraus glücklich wurde. Telefon ging danach aber immer noch nicht: Der graue Kasten an der Straße war nicht im Takt. Heute früh kam der Techniker und machte ihn wieder rhythmisch.
Ich schrieb dann ein Angebot, korrespondierte, machte Pizzateig, der Bohrhammer machte Feierabend, und alles wurde gut.
Denn dann kamen Freunde. Sie campen zwei Tage vor meiner Haustür, denn es ist ja Corona, und Urlaub woanders fällt aus – wegen Virus und Kurzarbeit. Also haben sie ihren VW Bulli genommen, mit dem sie sonst durch Schottland und Slowenien und sonstwohin fahren, haben Kind, Kegel und Fahrrädern eingepackt, und bereisen nun ihre Freunde. Die Zweite Station auf ihrer Reise ist Dortmund, danach geht es weiter ins Münsterland.
Wir veranstalteten eine Pizzaschlacht und grillten uns diverse, nach Wunsch belegte, sorgfältig gerollte und mit Liebe gebackene Pizzen und spielten anschließend Karten, bis es dunkel wurde.
Das war super.
Offline-Tinder | Weil ich mich auf Twitter am Rande über Worst of Online-Dating ausließ, bekam ich eine Leserinnen-Mail mit diesen Perlen aus dem Stadtanzeiger:
Wer hätte gedacht, dass im Offline-Tinder alles noch schlimmer ist.
Angeguckt | Copenhagenize your city: the case for urban cycling in 12 graphs
Corona-Service | Eine Studie aus Südkorea legt nahe: Ältere Kinder verbreiten das Corona-Virus ebenso wie Erwachsene. Das könnte Auswirkungen auf Schule und Unterricht haben, oder? | Covid-19 kann Psychosen auslösen. | Politische Corona-Handshakes, mit Musikuntermalung | Florian muss wieder laufen lernen | Niemand fühlt sich zuständig, die Maskenpflicht bei der Bahn durchzusetzen. Kommentar dazu: Kein Wunder, dass viele Menschen lieber Auto fahren. | Zwei Friseurinnen sind mit Corona-infiziert, arbeiten mit der Infektion tagelang und stecken niemanden an – weil sie eine Maske tragen. | Christian Drosten hat gute Laune.
Kommentare
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Ja, manchmal enden besch … Tage prima. Gut so!
„Nichts ist so schlecht, dass nicht auch etwas Gutes daraus entstehen kann“, das ist zwar ein etwas gewagter Satz, aber für den netten Herrn aus MeckPomm sicher zutreffend. Und obwohl ich ihn nicht kenne, freut es mich sehr für ihn, dass ihm künftig der tägliche lange Arbeitsweg erspart bleibt. Geht doch!
Ich erinnere mich an die schwierige Zeit nach der Wende, als es um Arbeitsplätze ging und viele Menschen dieser Region unglaublich lange Arbeitswege in Kauf nehmen mussten. Unternehmen aus Hamburg haben dann irgendwann eigene Busse auf die Straßen gebracht, um buchstäblich bei Nacht und Nebel z.B. die angestellten Frauen „einzusammeln“ und zu ihrem Arbeitsplatz zu bringen. Tag für Tag.
Auweia, der Offline-Tinder: Hat „Er“ den Begriff Dauerbeziehung verwechselt mit einem Abonnement auf Leistung zum Vorzugspreis?
Und, liebe Frau Nessy, danke für die vielen interessanten Links. Besondere Freude über den wunderbar lachenden Drosten.
Der lachende Herr Drosten hat mich auch sehr erfreut. Der Urlaub scheint ihm gut zu bekommen.
Ich entsinne mich noch an die Perlen des Ze*t-Verbandelungsmarktes, die Sie hier früher mal hatten. Da hat natürlich der breite Vergleich gefehlt, aber irgendwie scheint mir als wäre damals schon nicht vieles besser, sondern nur höflicher formuliert gewesen.
Es ist alles ziemlich schlimm. Die Zeit-Anzeigen waren auch schlimm.
Ich empfehle für Offline-Tinder auch Rainers Reise ins Glück:
https://thepigeondiaries.wordpress.com
Ja, die sind alle echt. Und vermutlich von der selben Person
Ach herrje. Ein wenig beruhigend ist, dass es nur ein Rainer ist, der die ganzen Anzeigen aufgibt. Dennoch befürchte ich, dass es dort draußen viele Rainers gibt, die offen oder im Geheimen das wünschen, was Rainer wünscht.