Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Dass sie dick ist, wurde mir vorab angekündigt.

„Die Steffi, die ist vielleicht dick.“
„Sie wird jedesmal dicker.“
„Nach der Schwangerschaft hat sie es ja nie wieder runtergekriegt.“
„Jetzt lässt sie sich den Magen wegnehmen.“
„Dabei hat sie doch schon ein Magenband.“
„Das hat sie sich weiten lassen.“
„Hat sie?“
„Sonst wäre sie doch nicht wieder so fett geworden.“

Steffi, das weiß ihre Schwägerin, wiegt 140 Kilo auf einsfünundsiebzig. Beim österlichen Mittagessen hat die Verwandtschaft ein waches Auge auf ihren Teller – und den ihres Sohnes.

„Hast Du gesehen? Ihr Teller schwamm vor Soße.
„Und der Junge. Schon vor dem Mittag Schokoladeneier.“
„Da sieht man, woher es kommt.“
„Aber es ist doch Ostern.“
„Omma! Auch an Ostern kann man Maß halten.“
„Aber doch kein Zweijähriger.“
„Gerade bei ihm müsste sie aufpassen. Ihm liegt das Dicksein doch schon in den Genen.“

Mit Steffi sprechen sie natürlich nicht darüber.

„Ich kann mit ihr einfach nicht darüber reden.“
„Ich auch nicht.“
„Sie nimmt sich nicht einen Ratschlag an.“
„Wenn ich so dick wäre, würde ich mir von den Dünnen doch mal etwas sagen lassen.

Is‘ klar.

Er schrieb mich nett an.

Ich schrieb nett zurück – und erhielt sodann folgende Antwort:

Betr.: Re: Re: Hallo!

Hallo Nessy,

danke für deine Nachricht. Ich finde es allerdings feige, dass du sie nur mit deinem Pseudonym und nicht mit deinem richtigen Namen unterschreibst. Ich finde Kennenlernen über das Internet sehr schwierig und Pseudonyme deshalb nicht gut. Aber weil Ostern ist, antworte ich dir jetzt trotzdem. Vielleicht können wir danach ja mal telefonieren […]

Mmmh.

Betr.: Hasi Hasi machen

Hallo Flirtfreund,

Ostertage – Eiersuche. In Deinem Text sind faule Eier versteckt. Finde sie, dann klappt’s auch mit dem Hasi-Hasi-Machen.

Frohe Feiertage!

Das habe ich natürlich nicht geantwortet, aber … mannomann.

So ein Rückenleiden, Sie kennen das sicherlich, lässt selbst die kleinsten Dinge zur Herausforderung werden.

Mein Leiden ereilte mich ja nun im Bad, wo ich, frisch der Dusche entstiegen, stand, wie die Götter mich schufen. Um nun zum Arzt zu gehen, musste ich mich zunächst ankleiden – alles andere wäre mir unangenehm gewesen, auch wenn mir im Allgemeinen wenig peinlich ist.

Das profanste Kleidungsstück ist in solch einem Fall zugleich das schwierigste: der Schlüpfer. Krumm wie eine welkende Tulpe stehe ich im Schlafzimmer, eine frisch Aloe-Vera-gecremte Blume mit kaltem Tau auf der Stirn. Mit der linken Hand stütze ich mich am Kleiderschrank ab, die rechte fischt den ersten erreichbaren Slip aus der Schublade, schüttelt ihn aus und hält ihn in die Luft wie der Dompteur den brennenden Feuerreifen. Mein linkes Bein nimmt Anlauf, stößt beherzt zu … doch, ach – verpasst, das Loch.

Der nächste Versuch endet ebenso. Beim dritten verheddern sich drei Zehen im Stoff, und ich stürze fast aufs Bett. Ein würdeloses Schauspiel, während die Morgensonne durch die Gardinen scheint und die Szenerie in blasshelles Frühlingslicht taucht.

„Größere Löcher, weniger Stoff“, denke ich, im Ansatz verzweifelt. Mit klammen Fingern durchsuche ich die Strings und finde schließlich dieses glänzend-weinrote, maximal pornöse Teil mit der dicken, schwarzen Schleife über der Poritze. Uninteressant, wie es in meine Schublade kommt – nur so viel: Es hat etwas mit Junggesellenabschied, nicht aber mit Erotik zu tun.

Beinahe behende steige ich ein – ich muss ja nur ein schmales Band überwinden.

Und nun, liebe Leser, stellen Sie sich bitte vor, wie ich mit der grazilen Verve einer anlandenden Robbe, in einem glänzend-roten, mit einem großen Tüllpropeller besetzten Ritzenputzer bäuchlings auf die Liege des fast 70-jährigen Chirotherapeuten krabbele, während dieser, in seiner Professionalität über alle Leibwäsche erhaben, taktvoll schweigt.

Nein, mir ist nichts peinlich. Es gibt für alles, was ich tue und trage, gute Gründe.

Ich bin nun wahrlich keine wehleidige Susi.

Aber so eine Blockade des Kreuzbein-Darmbein-Gelenks ist ambitioniert. Da muss man den Schmerz schon ordentlich runteratmen. Der Schweiß steht wie Suppe auf der Stirn.

Dabei habe ich nichts Besonderes gemacht, sondern mich nur leicht nach rechts gedreht, um bei der Morgentoilette nach der Haarbürste zu greifen. Plötzlich fährt es mir – gar nicht mal blitzartig, mehr wie eine Welle – in den Rücken. Ich denke noch: „Sofort bewegen! Geh ins Wohnzimmer, geh durch die Gegend!“ Aber die Sache ist schon gelaufen.

Ich fummle mich in eine Hose und fingere mir Socken und Schuhe an die Füße. Wäre ich Schauspielerin, meine Paraderolle wäre jetzt die Hexe aus „Hänsel und Gretel“. Gebeugt schlurfe ich zum Chirotherapeuten.

Der Chirozauberer drückt, prüft, dreht mich, wendet mich, betäubt den Wirbel, verknotet mich – und ein helles, vernehmliches *Knack kommt aus dem Rücken.

„Sie haben eine sehr gute Muskulatur“, sagt er. „Aber auch eine sehr gute Bänderschwäche. Machen Sie unbedingt weiter Sport.“

Die Vorbereitungsvorbereitung läuft, Herr Doktor. Heute allerdings nicht mehr. Heute futtere ich nur Diclofenac und hänsel und gretel noch etwas um den Block.

Es ist Abend. Das Telefon klingelt. Ich nehme ab.

Freundin: Ich glaube, ich habe mir den Fuß gebrochen.
Nessy: Du glaubst, du hast Dir den Fuß gebrochen? Was spricht dafür?
Freundin: Ich habe einen Gips.
Nessy: Hmm. Das spricht tatsächlich dafür.

Sie erzählt, dass sie beim Sport umgeknickt sei. Dass sie im Städtischen war und die Assistenzärztin ihr den Haxn bandagiert hat. Die Diagnose sei nicht ganz klar: Haarriss im Knochen, außerdem Bänderriss, vielleicht auch Kapselriss. Alles ist möglich, nichts ausgeschlossen. Nur eins ist sicher: diese höllischen Schmerzen! Als wenn dir einer einen Schraubenschlüssel in den Knöchel rammt.

Freundin: Ich habe mir das so gedacht: Du nimmst mein Auto und fährst mich in den nächsten Wochen durch die Gegend.
Nessy: Hmmm.
Freundin: Morgen um acht bei mir.

Nächster Tag. Sie hat tatsächlich einen Gips. Mit Ach und Weh hievt sie sich ins Auto. Ich fahre sie zur Arbeit. Um 16 Uhr macht sie Feierabend. Dieses Pochen im Fuß! Unerträglich. Ich fahre sie zurück nach Hause.

Freundin:  Kommst du noch ’n bisschen mit hoch? [Pause] Ich muss noch eine Thrombosespritze haben. [Pause] Ich kann das nicht! Du musst das machen!
Nessy: Dir eine Thrombosespritze geben?
Freundin: Jaaaaaaaa!
Nessy: Ich hab‘ das doch auch noch nie gemacht.
Freundin: Egal!

Sie hüpft die Treppe hoch. Ich hinterdrein. In der Wohnung angekommen, wirft sie sich aufs Sofa und bleibt eine Weile schnaufend auf dem Rücken liegen. Dann lupft sie ihren Pulli und kneift sich in den Bauchspeck. „Hier! Da muss sie rein! Liegt in der Küche. Aber du musst mich dabei ablenken. Erzähl mir was!“

Wir desinfizieren mit ihrem 5-Phasen-Gesichtswasser für anspruchsvolle Mischhaut. Ich hole die Spritze und setze mich neben sie. „Ich zähle bis drei“, sage ich. „Eins … “ – sofort stecke ich die Spritze in den Speck und drücke ab.

Freundin: Du hast mich gelinkt!
Nessy: War ’n Trick.
Freundin: Ich glaube, es hackt!

Die Freundin ist noch eine Weile empört, fühlt sich dann aber sehr tapfer. Die Tapferkeit macht sie hungrig. Ich muss ihr ein Brot schmieren und eine Flasche Wasser ans Sofa stellen, dann darf ich gehen.

Am nächsten Morgen fahren wir zum Orthopäden, nochmal nachgucken lassen. Das hatte die Assistenzärztin empfohlen – wegen der Sicherheit; und weil sie grad erst frisch von der Uni runter ist. Ich sitze im Wartezimmer und lese die Gala. Die Freundin kommt aus dem Behandlungszimmer. Ohne Gips und überraschend unverletzt.

Nessy: Ich habe dich doch gestern nur einmal berührt. Und schon bist du geheilt.
Freundin: Ist nur ’ne Dehnung.

Das ist es also, was ich schon immer gespürt habe: Ich habe magische Kräfte. Frau Nessy, demnächst im neuen Business:

Wunderheilungen und Gesundstreicheln.
Für Sportverletzungen und das Übliche.

1 Minute = 5 Euro.
 Keine Erotik. Echte Wissenschaft.

Seit etwa einem Jahr lebe ich nun ohne Auto.

Die Radelsaison ist eröffnet

Die meisten Menschen reagieren darauf sehr mitfühlend: „Kein Auto? Wie schrecklich! Wie lange musst du das noch machen?“ Die Antwort: Solange, wie ich möchte.

Ich wohne in einem Ballungsraum. Alle zehn Minuten fährt ein Bus. Oder eine U-Bahn. Alle 20 Minuten ein Regionalexpress. Ich besitze zudem ein sehr gutes Fahrrad. Das Nettoghetto – der Supermarkt für den täglichen Bedarf – befindet sich direkt die Straße runter.

Für meinen Arbeitsweg benötige ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln 40 Minuten. Mit dem Rad 25. Mit dem Auto – wenn ich eins hätte – bräuchte ich 15, müsste aber dann zehn Minuten nach einem Parkplatz suchen und von dort fünf Minuten zurück zum Büro laufen.

Wenn ich mir überlege, was mir ohne Auto alles erspart bleibt: Anschaffung, Versicherung, Inspektionen, Winterreifen, Sommerreifen, die hohen Spritpreise, die Diskussion um E10 … – nein, aktuell sind Fahrrad und ÖPNV konkurrenzlos. Beides funktioniert im Übrigen auch gut in Kombination.

Natürlich: In den Abendstunden ist es manchmal lästig. Allerdings: Das Angebot an Nachtexpressen ist recht gut; in jedem Fahrzeug fährt außerdem ein Sicherheitsmann mit. Und noch was: Die Verspätungen der Bahn sind objektiv betrachtet nicht so gravierend, wie sie sich subjektiv manchmal anfühlen. Auch nicht während des Berufsverkehrs und insbesondere, wenn ich die Alternative betrachte: statt am Bahnsteig im Stau zu stehen.

Ein angenehmer Nebeneffekt des autolosen Lebens: Fahrtzeiten sind Mußezeiten, in denen ich lese oder Musik höre. Das Fahrradfahren macht gute Laune. Mein Leben hat sich spürbar entschleunigt. Eine schöne Sache.

Die Saison ist vorbei.

Am Wochenende hatten die Hühner und ich unser letztes Spiel. Ergebnis: Tabellenzweiter. Für den Trainer ist deshalb klar: Das Ziel der nächsten Saison heißt Aufstieg!

Mit Blick auf dieses Vorhaben hat er „eine intensivere Vorbereitung als in den vergangenen Jahren“ angekündigt. Er denke aktuell an „eine konzentriertes sechs- bis achtwöchiges Training für die Grundlagenausdauer“ im Juni und Juli mit „drei bis vier Einheiten pro Woche“. Natürlich „ohne Ball“. Erst danach gehe es in die Halle für ein „intensives Wurf- und Schnellkrafttraining“.

Und das mir. In meinem Alter. Als Ausdauerhonk und Konditionsklaus. //*gruselt sich wild

Das kann nur bedeuten: Ich muss sofort mit der Vorbereitung auf die Vorbereitung beginnen. Denn es ist mitnichten so, dass die angekündigten Ausdauereinheiten mit leichtem Walking starten. Vielmehr stellt sich der Trainer in den Park, breitbeinig, Stoppuhr in der Hand: „Wir beginnen ganz locker … zwei Runden … sieben, acht Kilometer … Sunny gibt das Tempo vor. Danach treffen wir uns noch am Weiher für eine kleine Sprinteinheit.“

Ab morgen also Vorbereitungsvorbereitung für verdiente Handballsenioren. Mit gelenkschonendem Wippen auf dem Crosstrainer.

Mein Viertel steckt voller interessanter Geschäftsmodelle.

Neben Einszehn, dem Trinkhallenchamäleon mit der besonderen Preisstruktur, und Franco Gelatti, dem Vorreiter des Cross-Selling, verfolgt auch mein Frisör ein innovatives Konzept zur Kundenbindung. Schalten Sie Ihren Ton an und besuchen Sie mit mir den „Salon Chic“ von Sedat und Valentina:

Wenn ich zum Frisör gehe, gehe ich zu Sedat. Oder, wie man hier im Viertel sagt: Geh isch Haare, geh isch Sedat.

Sedat ist der Frisör hier um die Ecke, neben Einszehn. Einszehn kennen Sie noch, ne? Jedenfalls – Sedat gehört der Laden nicht, weil Sedat nämlich gar kein Frisör ist. Der Laden gehört seiner Frau – Valentina. Sie hatte gelernt die Frisör in die Heimat. Valentina hat auch die Hosen an. Sie sagt Sedat immer, was er tun muss, mit einem leichten Vorwurf: „Sedat! Kuksdu! Maksdu wekke die Haare von die Boden! Is alles voll von die Haare hier!  Gehte Kundin nache Hause, hatte die Fell an die Fuße!“ Dann nimmt Sedat den Besen und fegt die Haare weg.

Sedat selbst schneidet aber auch, obwohl er es nie gelernt hat. „Pflege isch die Kunst von die intuitive Schneiden, aber mache isch nur bei Männer! Mach isch brrrrrr mitti Maschine, haste du gute Frisur passend für Auto.“

Ich sitze im Damenbereich und lasse mir die Haare von Valentina machen. „Maken wir die Farbe und die Spitzen!  Musse schneiden die Spitzen, is ganz voller Spliss! Musse maken die Ansatz, is nicht uuubsch.“ Und wie ich so unter meiner Folie sitze, gucke ich zu Sedat rüber.

Und da kommt so ein junger Typ rein, keine Haare auf der Brust, aber Glitzerkette, und sagt: „Aaaah, was geht, Sedat? Kannsu Haare schneiden?“ Und Sedat sagt: „Kumm rain, bissu mein Freund, kann isch Haare schneiden.“ Er macht brrrrrr mit der Maschine, und der Typ geht wieder, ohne zu bezahlen, ohne alles. Dann kommt der nächste: „Aaaah, Sedat, Kannsu Haare schneiden?“ Und Sedat schneidet Haare.

Als ich dann an der Kasse stehe, frage ich: „Ist hier für Männer eigentlich umsonst?“ Und Sedat sagt: „Iss auch fur Frauen umsonst. Wenn du haste sehn Haarschnitt, hassu elfte Haarschnitt umsonst.“ – „Also hatten die gerade alle ihren elften Haarschnitt?!“ – „Nä, hatte auch neunte Haarschnitt und funfte, aber bessahlen ihre Umsonst-Haarschnitt in Voraus.“

So ist das hier in der Gegend. Hier kannst du deinen Umsonst-Haarschnitt im Voraus bezahlen.

Gegenüber meiner Wohnung befinden sich Zechenhäuser:

Kleine, bunt angemalte Häuschen mit schmalem Grundriss, zwei Fenster unten, zwei Fenster oben und ein ausgebauter Spitzboden. Zur Straße hin sind sie winzig, dahinter aber liegt eine beachtliche Scholle, auf der meine Nachbarn, verrentete Bergleute und krummrückige Stahlarbeiter, Tomaten züchten oder breitbeinig in quietschenden Hollywoodschaukeln und auf bunt gepolsterten Alustühlen sitzen, während Andrea Berg aus einem Kassettendeck schwülstige Lieder singt.

In jenem Haus, auf das ich von meinem Balkon aus blicke, wohnt die Entenfamilie. Die Entenfamilie besteht eigentlich nur aus Muddi und Vaddi, heißt aber so, weil aus dem Fenster im ersten Stock eine vergilbte Sammlung unterschiedlich großer Porzellanenten auf die Straße schaut. Muddi und Vaddi sind beide deutlich übergewichtig und modisch im Segment Hauskittel und Feinrippunterhemd anzusiedeln.

Muddi besitzt neben ihrem natürlichen Stil & Chic eine besondere Fähigkeit: Sie hat das absolute Gehör. Sobald ein Geräusch die Straße hinunter hallt, steckt sie ihren matronenhaften Körper in die Haustür, beugt sich über die Vordertreppe hinaus auf den Bürgersteig, schaut nach links, schaut nach rechts und prüft mit gerunzelter Stirn und zusammengekniffenen Augen die Lage. Meistens ist nichts los. Dann watschelt sie wieder hinein, die Tür laut hinter sich zuschlagend.

Vaddi interessiert sich hingegen weniger für das Geschehen in der Nachbarschaft. Er ist nur auf den Parkplatz vor seinem Haus bedacht. Deshalb hat er neben seiner Haustür ein Schild mit dem Text „Reserviert für 19“ angebracht. Gemeint ist der öffentliche Parkstreifen vor dem Haus. 19 ist Vaddis Hausnummer.

Weil allerdings nicht jeder Dahergefahrene sein Schild achtet, blockiert Vaddi den Parkplatz zusätzlich mit einem Anhänger, auf dem er im Herbst einmalig Kaminholz transportiert hat. Der Anhänger steht im Gestrüpp neben dem Parkstreifen. Wenn Muddi und Vaddi nun einen Ausflug machen, steigt Vaddi ins Auto und setzt es rückwärts vom Seitenstreifen auf die Straße. Derweil zerrt Muddi den Anhänger aus dem Gebüsch und platziert ihn mittig vor dem Haus. Kommen die beiden zurück, fährt Vaddi an den Parkstreifen heran, Muddi steigt aus, zerrt den Anhänger zurück ins Gebüsch, und Vaddi parkt an seiner Statt auf Parkplatz 19.

Seit einigen Wochen beobachte ich nun eine weitere Regelmäßigkeit, nämlich, wie pünktlich nach den Tagesthemen gegenüber das Licht ausgeht. Erst in den unteren Räumlichkeiten, dann in den oberen. Fünfzehn Minuten später allerdings geht das Licht unten wieder an. Dann steht Muddi mit einem Telefonhörer am Ohr am erleuchteten Fenster, während Vaddi oben schläft.

Erst dachte ich, dass sie einen Nebenerwerb am Laufen hat („Süße Bergarbeiterfrauen – heiß und willig“). Inzwischen bin ich mir allerdings sicher, dass sie sich gemeinsam mit einem nächtlichen Geliebten ein unbeschwertes Leben ohne Anhängerzerren erträumt. Vielleicht erlebe ich noch, wie er eines Tages vorfährt, in einem Auto ohne Anhängerkupplung, hupt und ihr durch die heruntersurrende Seitenscheibe zuruft: „Komm, Entenfrau! Jetzt oder nie!“ Dann watschelt sie in einem frisch gebügeltem Kittel aus dem Haus, steigt zu, und die beiden verschwinden ins Abendrot in Richtung Bochum.



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