Auf meiner Haut sind Muttermale.
Ich hatte sie noch nie untersuchen lassen, aber letztens wurde es mal Zeit. Sie kamen mir so dunkel und so uneben vor, hier und da sind sie vielleicht auch ausgefranst. Als Laie ist das schwierig zu beurteilen, deshalb machte ich einen Termin bei einer Hautärztin und ging hin.
Die Arzthelferin wies mich an, mich schonmal vollständig zu entkleiden („Unterhose könnense anlassen!“) und auf die Liege im Untersuchungsraum zu setzen, Frau Doktor komme dann gleich. Es war nicht sehr warm, aber abgesehen davon kam es mir auch ein wenig befremdlich vor, einem Menschen, dem ich noch nie begegnet war, direkt nackert gegenüberzutreten. Ich ließ also zumindest mal mein Leibchen an, um Frau Doktor nicht direkt meine blanken Brüste entgegenzustrecken.
Nach etwa zehn Minuten kam Frau Doktor in den Raum, sah mich von oben nach unten und wieder zurück an. Dann sagte sie: „Und warum sind Sie heute hier? Weil Sie so groß sind?“
Ich hatte ein „Guten Morgen“ oder andere Begrüßung erwartet; vielleicht auch, dass sie sich mir vorstellt. Ich war ein wenig perplex, dachte noch: „Hä?“ und beantwortete, weil mir keine pasende Erwiderung einfiel, einfach die Frage: „Äh, nee … ich möchte meine Muttermale untersuchen lassen.“
„Nun ja, das ist wohl ihr gutes Recht“, sagte Frau Doktor. „Die Kasse zahlt ja.“ Sie stellte sich vor mich und sagte weiter: „Dazu müssen Sie sich aber schon ausziehen. Hat Ihnen das meine Helferin nicht gesagt?“
Spätestens jetzt hätte ich gehen sollen. Aber ich war immer noch zu überrumpelt. Ich streifte also mein Leibchen ab, und Frau Doktor untersuchte, husch, husch. Nach weniger als einer Minuten war die Sache gelaufen.
„Und das Muttermal an der Wade?“, fragte ich. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie genau hingesehen hatte. „Das ist so dunkel und erhaben.“
Frau Doktor seufzte und sagte: „Auch das ist in Ordnung.“ Dann erklärte sie mir noch, dass sie schon genau wüsste, was sie tue und dass sich Muttermale auch mal verändern, dass das aber nicht direkt bösartig sei und außerdem: Solange sie auf einer Extremität alle gleich aussehen, sei das sowieo kein Problem und ich hätte auch schon ein paar Altersflecken, ob ich die nicht wegmachen lassen wolle, sie habe da eine gute Methode, ob sie mir mal ein Info-Heftchen mitgeben solle.
„Nee“, sagte ich.
Sie machte einen Vermerk in meine Kartekarte und streckte mir die Hand hin. Ich schüttelte sie.
„Anziehen können Sie sich alleine, oder?“ Dann entschwand sie aus dem Raum.