Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Archiv der Kategorie »Tagebuchbloggen«

Mittwoch, 20. Juni

21. 06. 2018  •  4 Kommentare

Kein DSL in the house. Internet kaputt. Die Bauarbeiter oben an der Straße haben es kaputt gemacht. 

Es ist nicht das erste Mal und überhaupt machen sie, seit sie dort arbeiten, oft Sachen kaputt. Die Bushaltestelle zum Beispiel. Die ist nämlich irgendwann einfach abgestürzt. Hang weggebrochen, Bushaltestelle weg. Ups. Oder sie wemmsen den Zaun des Nachbarhauses um. Nun hat die ganze Straße mal wieder kein Telefon und kein Internet. 

Seit Neuestem ist meine Straße auch eine Einbahnstraße, weil die Bauarbeiter ihr ganzes Zeug auf der Fahrbahn lagern und der Bauzaun so weit auf sie hinaus ragt, das eine Straßenseite nicht mehr benutzbar ist. Also hat man sie kurzerhand gesperrt, braucht ja kein Mensch, so eine Fahrbahn.  Auf der verbleibenden Straßenseite rangieren die Arbeiter mit ihren Baufahrzeugen, Lkws laden Material ab, Handwerker parken ihre Bullis und Kleinlaster. Die ganze Straße, die kein Telefon und kein Internet hat, fährt Umwege durchs Wohngebiet oder steht fluchend vor diesem riesigen Komplex mit 40 Wohneinheiten und fragt sich, was für ein Chaos in unserer kleinen Straße erst ausbricht, wenn die Mieter dort eingezogen sind, wenn sie Gäste bekommen und alle durch und in die Straße wollen. 

Es ist auch ein Irrsinn, für wie viel Geld diese Wohnungen verkauft werden, in denen man auf der einen Seite gegen den Hang und auf der anderen Seite auf eine Hauptverkersstraße guckt, mit einer Bushaltestelle vor der Haustür, an der alle zehn Minuten ein Dieselbus vorfährt. Falls die Bushaltestelle dort wieder aufgestellt wird, natürlich. Momentan ist sie ja genauso tot wie Telefon und Internet und Zaun und unser aller Geduld mit dieser Situation.

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Vor drei Tagen habe ich die wirklich große Vogelfutterstation aufgefüllt. Sie ist schon wieder leer. Wie können so kleine Vögel so viel fressen? Und so klein dabei bleiben? Ich warte auf den Tag, an dem ein Pkw-großer Dompfaff in meinem Garten landet und sich rülpsend für die gute Pflege bedankt.

Die Eichhörnchen sind übrigens unschuldig: Sie bedienen sich an zwei anderen Orten, auch wenn sie immer wieder versuchen, die Station zu plündern. Ich habe mehrere akrobatische, aber auch verzweifelte Versuche, sich dort zu bedienen, beobachtet. Nix zu holen für Ronny – nur viel zu lachen für mich. Gierige Eichhörnchen sind schon spaßig.

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Mein Lehrauftrag an der TU Dortmund geht auf die Zielgerade: In einem Monat endet das Semester. Was mir immer Kopfschmerzen bereitet: Am Ende muss ich die Studierenden benoten, und das macht keinen Spaß. Wir machen ein Projekt, jeder bringt sich mit seinen Kompetenzen ein, es gibt erfahrenere und unerfahrene Studis, es geht ums Können, nicht um Abfragewissen – wie soll ich das in einer einzelnen Zahl bewerten? 

Außerdem: Es ist mein Job, den Leuten zu helfen, gut zu werden. Wie soll ich sie dafür bewerten? 

Schon in der Lehrredaktion, also als Leiterin der Ausbildungsredaktion Magazin, fiel mir das schwer. Ich mache praktische Seminare, die die Leute für die Arbeitswelt qualifizieren. Ich frage kein statisches Wissen ab. Es gibt Studierende, die schon auf ziemlich hohem Niveau anfangen – weil sie gut sind und Talent haben, weil sie vielleicht die besseren Voraussetzungen haben, weil sie schon zig Praktika machen konnten oder, oder, oder. Dann gibt es Studis, die schwach beginnen, die sich aber einbringen, Korrekturrunden klaglos über sich ergehen lassen, lernen und sich verbessern – und am Ende im Mittelfeld landen. Ist die Leistung geringer zu bewerten? Oder ist das vielleicht sogar der größere Skill fürs Berufsleben? Was macht das mit den Menschen, wenn ich das statische Können höher werte als das dynamische Lernen? Dann gibt es Studierende, die mittelprächtige Leistungen bringen, wenn es um eigene Inhalte geht (also den eigentlichen Lehrinhalt), die aber hervorragend organisieren können, gute Impulse geben, die den Laden zusammenhalten und sich noch Programmierkenntnisse draufschaffen, weil sie grad gebraucht werden. Was ist mit denen?

Ich habe mir seinerzeit die Freiheit genommen, die Note dreizuteilen und alles Drei zu bewerten: ein Drittel Lehrredaktionsinhalte, ein Drittel Lernerfolg, ein Drittel die Bewertung von Soft Skills und besonderer Leistungen – ein Behelf, der der Sache zumindest einigermaßen gerecht wurde. Es brauchte dazu Transparenz und Erklärungen, denn natürlich reden die Leute untereinander über ihre Noten und vergleichen – und fragen sich, wie ihre Benotungen zustande kommen. 

Nun muss ich bald wieder benoten und – ach je. 

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Dieser Tage habe ich Post von Boxcryptor erhalten, der Verschlüsselungslösung, die ich für meine Clouddaten benutze (keine Werbung, nur Info). Sie haben meinen Blogpost gesehen – offenbar haben sie eine gute Social-Media-Abteilung – und mir ein Geschenk geschickt. 

Darüber habe ich mich gefreut. Dabei geht’s mir nicht einmal um das Geschenk, sondern dass  jemand in der Boxcryptor-Bude sitzt und sich dafür interessiert, was Kundinnen über ihn denken.  Das finde ich sympathisch und macht mir Hoffnung, sollte es zu einem Supportfall kommen oder sollte ich andere Begehren haben. So einfach kann’s sein, gute Stimmung fürs Unternehmen zu machen.

Verwundert bin ich hingegen über Parship. Nicht, dass ich ein Geschenk wollte (wobei ich bei einem Jahresabo Landwirtschaftssimulator schon schwach werden könnte) – aber wie kann man das als Social-Media-Manager verpassen und nicht aufspringen? Ich hätte mir jedenfalls etwas Nettes ausgedacht. Parship, wenn Ihr das doch noch lest: Ich kenne Social-Media-Experten, die etwas für Euch tun können. 

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Christian und ich habe uns übers Anfangen unterhalten. Für alle, die noch nicht mit unserem Podcast begonnen haben, ist die siebte Folge ein guter Start. #serviceblog

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Gelesen: Julia Reda über das geplante EU-Leistungsschutzrecht, das vorsieht, dass Internetnutzer zahlen müssen, wenn sie auf Nachrichteninhalte im Web verlinken, Informationen teilen und Quellen für ihre Behauptungen nennen. Fun Fact: Die Lobbyisten argumentieren, dass das Gesetz gegen Fake News helfe. Ich stehe fassungslos davor und mir fehlen die Worte angesichts der Offensichtlichkeit dieses Unsinns.

Gelesen: Der Fußball und seine Fans haben ein Problem. Ein Beitrag zur Fußballkommentatorin Claudia Neumann und dem sexistischen und diskriminierenden Hass, mit dem sie sich auseinandersetzen muss.

Gelesen: Führungskräfte-Befragung offenbart Lücke zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit [pdf] – eine Befragung der „Initiative Chefsache“ zu Frauen und Diversität auf Führungspositionen. Die interessanteste Antwort ist Antwort sechs. Die Frage lautet: „Wie wichtig ist Ihnen bei Beförderungen oder Teamzusammenstellungen, dass die Person(en) ähnlich arbeiten und denken wie Sie?“ Zwei Drittel der Befragten antworteten mit „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Die, die jetzt Entscheider sind, fördern also in erster Linie die, die ihnen ähnlich sind. Das erklärt die Uniformität von Vorständen, Geschäftsführungen und Führungskräften – und ist leider ein Problem für die Innovationskraft von Unternehmen und auch Deutschlands (vgl. Bertelsmann-Studie, pdf).

Sonntag, 17. Juni

17. 06. 2018  •  37 Kommentare

Weiterhin große Schwimmfreude.

Heute bin ich 2.000 Meter geschwommen, davon 1.000 Meter zügig – in 27 Minuten. Vielleicht waren es auch 26 Minuten. Ich habe nur die große Uhr am Schwimmmeisterhäuschen, auf die ich schauen kann; jedenfalls habe ich um 20 nach angefangen und war etwas über Viertel vor fertig – ich muss der Uhr allerdings immer noch eine halbe Bahn entgegenschwimmen, damit ich es genau erkennen kann.

Ich erkläre mir die gute Perfomance mit dem vorangegangen Grillabend, der fulminant in einem Erdbeertörtchen mündete und eine gute Grundlage bildete.

Freibad mit zwei Schwimmerbahnen, Bänken und Wiese

In einem Kommentar zum Dienstag habe ich eine Frage zu meinem Schwimmstil beantwortet: Ich schwimme Brust, weil ich nichts anderes kann – mit Armzug, untertauchen, Beinschlag, gleiten, wie man das so macht. Ich habe nur Seepferdchen und niemals Unterricht in Schwimmtechnik genossen, deshalb ist das wahrscheinlich alles sehr verbesserungswürdig. Auf den zweiten 1000 Metern schiebe ich immer ein bisschen Kraul ein. Nach einer dreiviertel Bahn muss ich allerdings jedesmal aufgeben, weil Kraulen mich so anstrengt. Ich mache also irgendwas falsch. Oder muss einfach mehr üben.

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Auf dem Grillabend gab es Bierchen – also ein Bierchen, das „Bierchen“ heißt. Wundervoll.

Stauder Bierchen

Schmeckt auch gut. Traditionelle Ruhrgebietsbraukunst aus Essen, Etiketttext: „Aromastarkes, frisches Charakter-Bierchen, handwerklich gebraut.“

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Ich bin müde von zwei Dingen.

Ich bin müde von Talkshowthemen und Magazincovern, die sich mit nichts anderem als mit Flüchtlingsthemen befassen, während wir hier in Frieden leben, unsere Wirtschaft boomt, jeder vierte Geflüchtete mittlerweile einen Job hat und während viele tolle Dinge im Land passieren – während uns allerdings das Pflegepersonal fehlt, die Mieten in Großstädten durch die Decke gehen, während es in Schulen und Turnhallen hineinregnet, während der Verkehr in meinem Bundesland sich ins Absurde staut und während ich, sobald drei Meter Rapsfeld um mich sind, nicht mal mehr Egde-Empfang habe.

Ich frage mich, warum wir, statt in roter Farbe und großen Buchstaben Angst zu schüren, nicht unaufgeregt über eine zukunftsgerichtete Einwanderungspolitik reden, damit neben Asylsuchenden und Konzernmitarbeitern auch Krankenpfleger aus Jordanien, Maschineinrichter aus Namibia oder Busfahrerinnen aus Moldawien geordnet und mit unserer Unterstützung hier einreisen und leben können. Was spricht dagegen, dass sie friedlich hier wohnen, arbeiten und mit uns das Land gestalten? Nur: Wir bieten normalen, durchschnittlich qualifizierten, redlichen Menschen aktuell keine Möglichkeit, sich darum zu bewerben. Das ist weltfremd.

Statt also einen pragmatischen, lösungsorientierten Diskurs anzustoßen, erlebe ich eine bedingungslose Fokussierung auf eine Bedrohung, die es weder in der Kriminalitätsstatistik noch in anderen Zahlenwerken gibt – und das in einer Tonalität und Vehemenz, die mich an sehr, sehr dunkle Zeiten erinnert.  Die Ignoranz und Unfähigkeit von Redaktionen, andere Perspektiven zu beleuchten als die des wohlsituierten Redakteurs, der sich in seinem Reihenmittelhaus von marodierenden Arabergruppen bedroht sieht, macht mich müde – und ich frage mich, woher das journalistische Selbstbewusstsein kommt, diese Themensetzung als Reflexion der Volksseele zu sehen. Die Volksseele hat bald Sommerferien, sitzt dann cremegeschmiert und sandpaniert an Badeseen, brät Bratmaxe oder reist mit Charterflugzeugen auf Mittelmeerinseln, um dort in teutonischer Geselligkeit Schnitzel zu essen und sich weltgewandt zu fühlen. Die größte Bedrohung ist dabei der Klimawandel, der übrigens auch ein Thema wäre. Aber wenn wir erstmal Ankerzentren haben, gibt es auch keinen Starkregen oder keine Polkappenschmelze mehr – das habe ich doch richtig verstanden, oder?

Ich bin außerdem müde von Einladungen zu Veranstaltungen, zu Sommerfesten, Technologie-Summits und Diskussionsrunden, in denen Podiumsgäste stehen, die allesamt mittelalt und männlich sind, ohne Migrationshintergrund, und die, legt man all diese Einladungen ausgedruckt nebeneinander, in ihrer Homogenität gut in eine Werbekampagne für Herrenhemden passen. Diese Woche erhielt ich drei dieser Einladungen mit zusammengenommen acht Podiumsgästen. Es war weder eine Frau darunter, noch gab es Gäste, die anderweitig aus dem Hemdenwerbungsraster fielen. Hätte ich in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Veranstaltungen trotz der uniformen Gäste erhellend und horizonterweiternd sind, würde ich mich nicht so daran festbeißen; aber das sind sie nicht: Es sind Veranstaltungen, in denen ich immer das Gleiche höre, nur aus unterschiedlichen Mündern (manchmal, andernorts, wird es schon lachhaft absurd, zum Beispiel wenn das Thema des Herrenabends „Gemeinschaft säen. Zukunft ernten“ lautet). Die guten Veranstaltungen hingegen – und ich gehe durchaus regelmäßig auf Veranstaltungen – sind immer diejenigen, die möglichst viele unterschiedliche Menschen zu Wort kommen lassen – in Formaten, die das zulassen, und mit Gästen, die vielfältig sind.

Das Festhalten an homogenen Podien ermüdet mich, denn es bringt uns genausowenig voran wie die Fantasie des Reihenhausredakteurs, und es ist beides so sehr an meiner Lebenswelt vorbei, dass ich sogar beginne, wütend zu werden. Ich werde sehr selten wütend und es dauert sehr lange, bis das passiert; ich bin ein freundlicher, vorwärtsgewandter Mensch. Aber diese beiden Dinge, das journalistische Framing und die sich selbst bestätigenden Speakerrunden, machen mich nicht nur müde, sondern langsam wirklich sauer, und ich weiß nicht, wo das hinführen wird.

Dienstag, 12. Juni

12. 06. 2018  •  11 Kommentare

Es ist ein bisschen eskaliert. Nach mehr als zwölf Jahren bloggen habe ich zwar ein Gefühl dafür, welcher Blogbeitrag rumkommen wird und welcher nicht. Aber manchmal überrascht die Resonanz dann doch.

Parship hat mir neben 140 Kommentaren im Blog auch rund 80 neue Twitter-Follower geschenkt. Das sind 3,3 Follower pro Stunde. Das bedeutet: Alle 18 Minuten folgt mir ein Twitterer dank Parship. Ein völlig unterschätztes Potential – unter Marketingsgesichtspunkten.

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Gestern bin ich für einen Kundenworkshop unterwegs gewesen, 14 Stunden in der Bütt und auf der Autobahn. Der Tag danach ist dann immer irgendwie ein Durchatmetag. An der Uni haben die Kollegin und ich uns mit Studierenden aus dem Montagsseminar getroffen: Produktionsplanung, Vorgehensplanung, Deadlines, wer macht was bis wann.

Auf dem Heimweg habe ich am Freibad angehalten. Nachdem ich am Sonntag schwimmen war, bin ich angefixt. Ich habe mir eine 11er-Karte gekauft.

11er-Karte Freibad

11er-Karten im Freibad sind wie 11er-Karten 1985 und völlig analog: Eine Papierkarte, in die der Bademeister ein Loch stanzt. Ich fühlte mich um 30 Jahre in die Vergangenheit versetzt, nicht nur wegen der Karte, sondern auch, weil das ganze Bad ist, wie Freibäder 1985 waren. Die Zeit in der Freibadwelt, sie ist relativ. Das ist auf meditative Weise wunderbar.

Das Bad war wenig besucht – wegen zu kalt, zu wolkig, zu Nachmittag, zu Dienstag. Ich bin 1,5 Kilometer geschwommen: 1000 Meter mit gebotenem Ernst, danach bin ich noch 500 Meter rumgeflippert. Großes Wohlgefühl für 2 Euro 90.

Für die 1000 Meter habe ich 28 Minuten gebraucht. Damit bin ich zufrieden – gemessen daran, dass ich seit Jahren nicht geschwommen bin und in meiner Schwimmkarriere nie mehr als Seepferdchenunterricht genossen habe. Wie ich hinterher las, genügt die Zeit sogar für das Schwimmabzeichen in Gold und für das Sportabzeichen. Vielleicht sogar für ein Goldabo für Freibadpommes, wenn es so etwas gäbe und wenn es mein Freibad Freibadpommes hätte.

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Gelesen: Discover EU – Europa schenkt jungen Menschen 15.000 kostenlose Interrail-Tickets. Super Sache. Wenn es das irgendwann mal für Senioren gibt, bin ich dabei.

Sonntag, 10. Juni

10. 06. 2018  •  11 Kommentare

In den vergangenen Tagen ging hier des Öfteren die Welt unter:

Garten mit Steinmauern und dichtem Bewuchs bei Platzregen, im Hintergrund Gewächshaus

Das Wetter ist alles in allem super. Hier in Dortmund regnet es ausreichend, tagsüber oder nachts – aber nicht so viel, dass irgendwas überschwemmt wird. Wenn es nicht regnet, ist es sonnig und warm. Es könnte einen Ticken kühler sein, aber ich möchte nicht mäkelig sein.

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Von Freitag und Samstag war ich in Wetzlar, auf dem Annual General Meeting des Round Table Deutschland. Das Hotelzimmer war mal etwas Anderes.

Hotelzimmer: Pink gestrichene Wand mit Blumenranken, hellgrüner Teppich mit Blumen und Vögeln in Pink

Als ich an der Rezeption stand und einchecken wollte, drehte sich der Typ vor mir um und sagte unvermittelt: „Du bist die liebe Nessy, oder?“ Ich so: „Äh … uhm … ja?!“ Er: „Hi. Ich bin S, ich lese dein Blog schon seit mehr als zehn Jahren. Ich hab dich sofort erkannt.“ Verrückt. Wir haben uns an dem Abend dann noch lange unterhalten.

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Heute: Anschwimmen.

Freibadbecken, Menschen ziehen ihre Bahnen, bedeckter Himmel

Das war großartig. Ich werde jetzt öfter schwimmen gehen. Weiß gar nicht, warum ich das so lange nicht gemacht habe. Toll.

Danach habe ich noch lange am Rand gesessen, mich sonnengetrocknet und Leuten beim Schwimmen zugesehen. Das war wie Meditation.

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Ein tolles Geschenk bekommen: Seife aus Frankreich.

Quadratisches Geschenk in schönem Papier, Aufschrift: "Fragonard - parfume la vie"

Außerdem geschenkt bekommen: Relax-Liege „Mexiko“. Wenn ich demnächst in den Garten zum Chillen gehe, kann ich sagen: Ich bin mal kurz in Mexiko.

Mittwoch, 6. Juni

6. 06. 2018  •  1 Kommentar

Heute den ganzen Tag einen Kundenworkshop vorbereitet, der am kommenden Montag stattfindet.

Dabei am Mittag den Start von Astro-Alex zur ISS geguckt, wenn auch nicht ganz so cool wie dieser Zuschauer. Ich war ergriffen und leicht aufgeregt. Als die Challenger 1986 am Himmel explodierte, war ich acht Jahre alt. Ich erinnere mich sehr deutlich an das Ereignis. Und mal eben mit 26 Millionen PS und 28.000 km/h auf einem Feuerball ins All reiten – das ist schon ne Nummer.

Mit dem ISS-Tracker sieht man übrigens immer, wo die ISS gerade ist. Und im Livestream kann man 24/7 auf die Erde runtergucken oder den Astronauten zusehen.

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Gelesen: Es gibt auch praktische religiöse Fragen auf der ISS. Nämlich, wie man als Muslim dort betet. Es gab nämlich schonmal einen muslimischen Astronauten, für den das relevant war, und die muslimischen Gebetsregeln sind fürs All nicht ganz praktikabel: Fünf Gebete am Tag, aber 36-mal Sonnenauf- und Sonnuntergang – da kommt man zu nix anderem mehr, das geht auch am wissenschaftlichen Auftrag vorbei. Außerdem: Wo ist Mekka? Abgesehen davon, dass es irgendwo da unten ist. Und: Wie legt man die Stirn beim Beten auf die Erde, wenn man frei im Raum schwebt? Darauf gibt’s handfeste Antworten, festgehalten in „A Guideline of Performing Ibadah (worship) at the International Space Station (ISS)“ (doc).

Gelesen: Keine Ahnung – Text des Organisationswissenschaftlers Marcel Schütz über Entscheidungsfindung und Risikoabwägungen im Management der Deutschen Bahn vor dem Zugunglück in Eschede.

Gelesen über Frauensport, warum unter den 100 Top-Verdienern im Sport nur eine Frau ist und wie man das ändern könnte. Die Titel des Artikels lautet „Frauen als schmückendes Beiwerk“ – eine schlimme Überschrift, die aus zwei Gründen unpassend ist: Sie geht am Inhalt des Artikels vorbei und ist ein Fall fürs Phrasenschwein. Über die ersten drei Absätze am besten auch hinweglesen, danach wird’s besser.

Am Ende des Textes gibt es die Idee, Spielfelder für Frauen zu verkleinern. Für den Handball sehe ich das nicht; das Spielfeld ist ja schon recht klein und der Sport schnell. Wenn man das Handballfeld verkleinert, musst man auch die Anzahl der Spielerinnen reduzieren, sonst ist es auf dem Feld so voll wie morgens um acht in der U-Bahn. Der Frauenfußball könnte meiner Meinung nach allerdings an Attraktivität gewinnen, denn Frauenfußball – Tschuldigung, wenn ich das so offen sage – ist wirklich einschläfernd, weil er sich so auf dem Feld verliert.

Blogtipp: Meine ehemalige Sportskameradin Maria, ein Torwartwunder, und ihre Frau reisen derzeit durch Alaska – und Maria bloggt. Für alle mit Fernweh.

Dienstag, 5. Juni

5. 06. 2018  •  7 Kommentare

Am Vormittag hatte ich einen Kennenlerntermin, der eine berufliche Verkuppelung war. Zwei Stunden geschnackt und direkt auf der gleichen Wellenlänge gesegelt. Das sind die tollen Jobmomente. Danke fürs Zusammenbringen, Christian.

(Und es gab Schokobons. Das Wesen eines Unternehmens erkennt man daran, welche Süßigkeiten auf dem Besprechungstisch stehen, finden Sie nicht auch?)

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Ich habe fünf Dinge aufgeschrieben, die ich in meiner Weiterbildung in Mediation und Konfliktlösung gelernt habe. Darin erkläre ich auch, was meine Beweggründe für die Weiterbildung waren und wie das, was ich gelernt habe, hilft.

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Zum Skoda-Händler gefahren und Radkappen bestellt. Dort habe ich erfahren, dass zwei Radkappen 88 Euro kosten, vier Radkappen aber nur 67 Euro – wegen Bestellung im Set und überhaupt, ist ja auch egal, man muss nicht alles verstehen. Weil Radkappen nicht schlecht werden, habe ich vier Radkappen bestellt. Es ist ja auch immer ein flüchtiges Vergnügen mit ihnen.

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Eine Wassermelone gekauft. Die Wassermelone wiegt fünf Kilo, es stand kein Preisschild dran, und an der Kasse erfuhr ich, dass ein Kilo Wassermelone zwei Euro kostet – die ganze Wassermelone kostete also zehn Euro. Ich habe kurz schlimme Kopfschmerzen empfunden, mich dann aber entschlossen, einfach jeden Bissen Wassermelone besonders zu genießen.

Melonensalat

Wassermelone mit Schafskäse und frischer Minze aus dem Garten, ein bisschen Olivenöl und Salz.

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Rezept: Frau Gröner hat eine Schokoladentarte hergestellt, die genau genommen nur aus Fett und Zucker besteht. Aus guten Fetten. Gut für die Seele.

Gelesen: „Werdet wütend!“ – Interview mit Management-Berater Gary Hamel über die Geschwindigkeit von Veränderung und über Unternehmensstrategien. Er räumt mit dem Begriff „Disruption“ auf, kritisiert die Vielzahl von Managern und findet, dass Denker und Macher viel enger zusammenarbeiten müssen. Ich habe beim Lesen ständig „Ja, genau!“ gemurmelt.

Montag, 4. Juni

4. 06. 2018  •  Keine Kommentare

Seminartag an der Uni: Journalistik-Studierende recherchieren Geschichten über Menschen mit Brüchen im Lebenslauf. Wir ergründen, was für sie Erfolg ist und wie sie Krisen überwunden haben. Ich habe schonmal davon erzählt.

Jetzt haben wir festgelegt: Das Ganze wird online erscheinen. Gegebenenfalls gibt’s auch ein Print-Heft. Da klären wir noch ein paar Details. Aber online können Sie es auf jeden Fall beizeiten ansehen. Wenn alles klappt, wird’s auch schön multimedial.

Geschichten, die in der Mache sind:

  • wie Studierende erfolgreich ihren Weg gehen, nachdem sie im Drittversuch gescheitert sind
  • wie Menschen es schaffen, nach Burnout und Depression wieder ins Berufsleben zu kommen und was sie dann anders machen
  • warum Menschen ihr Studium hinschmeißen und ein Startup gründen
  • wie Geflüchtete in Ausbildung kommen
  • welche Hürden Geflüchtete, die ein Medizinstudium haben, nehmen müssen, bis sie in Deutschland praktizieren können
  • welchen Nutzen und Erfolg ein Ehrenamt bringen kann
  • was Menschen geholfen hat, die obdachlos waren

Das alles macht sehr viel Spaß. Ich freue mich, dass ich mit den Leuten zusammenarbeiten darf.

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Das Thema „Zumba“ hat viele Menschen bewegt. Danke für den Zuspruch. Ich fühle mich verstanden. Für die Menschen, die dieses Phänomen ernsthaft und mit Spaß praktizieren: Ich freue mich für Euch, ganz unironisch.

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Christine hat mir ihr Buch geschickt, und ich habe ihr im Gegenzug meins geschickt. Das ist eine gute Sache und sollte man öfters tun, so eine Art Lesekreisel der Schreiberlinge.

Buch: Garten, Baby! von Christine Zureich

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Follow-Empfehlung: Ich folge auf Twitter Real Scientists DE. Jeder Woche twittert ein anderer Wissenschaftlicher über ein Thema. Dieses Woche ist es die Biologin Doctor Anna. In der vergangenen Woche war’s der Ökologe Gregor Kalinkat, der über Gewässer und ihre Bewohner twittert.

Sonntag, 3. Juni

3. 06. 2018  •  Keine Kommentare

Erste große Erdbeerernte aus dem Garten:

Farn und Schüssel mit Erdbeeren

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40ster Geburtag und eine schöne und ausschweifende Gartenparty im Osnabrücker Land (Symbolbild vorher):

Bunt dekorierte Bierbank im Garten

In einem urigen Forsthaus geschlafen, zwischen Fachwerkhäusern gebummelt, den schlimmen Männerschnupfen ignoriert, bis in die Nacht gefeiert und einen Haufen Lebensmittel und zwei selbstgekochte Marmeladen mit heim gebracht.

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Gehört: Hanns-Christian-Gunga, Professor für Weltraummedizin und extreme Umwelten, zu Gast beim WDR2-Talk mit Jörg Thadeusz. Sehr interessant. Ich habe gelernt, warum Astronauten oft Fieber haben, warum sie nach einer Weltraummission schlechter sehen, dass sie unter Blähungen leiden, wie man im All an Krebszellen forscht und warum das nur dort geht. Danach habe ich noch „Resonator„, den Forschunspodcast der Helmholtz-Gemeinschaft gehört. Dort gibt es Folgen mit Alexander Gerst. Schön fand ich seine Aussage: „Man sucht nach einer Sache und findet eine andere. Oftmals realisiert man dann, dass das, was man gefunden hat, viel wertvoller ist als das, was man eigentlich gesucht hat.“

Das Elastin-Collagen-Verhältnis seiner Haut hat sich im All übrigens verjüngt. Keiner weiß, warum. Denn eigentlich hat die physiologische Forschung mit dem Gegenteil gerechnet. Die Weltraummission ist also eine gute Alternative zu Botox.

Astroalex fliegt am kommenden Mittwoch wieder ins All. Start ist um 13.20 Uhr MESZ in Baikonur. BR alpha überträgt ab 12:30 Uhr und hat auch schon vorher allerlei Sendungen zur Raumfahrt (Infoseite).

Gelesen: Pflegenotstand – Meilenweit entfernt von dänischen Verhältnissen. Ein Beitrag mit vielen Zahlen, der den Pflegenotstand deutlich belegt, der einordnet, wo der Hase im Pfeffer liegt, und der sagt, was Lösungen wären.

Montag, 28. Mai

28. 05. 2018  •  4 Kommentare

Heiß ist es. Was insgesamt besser ist als kalt. Ich möchte mich also nicht beschweren. Ich möchte es nur zu Protokoll geben. Ist ja hier ein Tagebuch.

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Nachdem ich am vergangenen Mittwoch aus Berlin wiederkam, bin ich am nächsten Tag direkt nach Lippstadt weitergefahren: Fortbildung.

Genau genommen war ich nicht in Lippstadt, sondern in Bad Waldliesborn, Walibo genannt, dem Epizentrum des ostwestfälichen Kurwesens. Herz und Hüfte als Kerngeschäft, dazu Busladungen senioriger Reisegruppen auf Kaffee und Kuchen. Ich habe in meine Zukunft geblickt, und sie war beschaulich.

Weil es so beschaulich war, habe ich mich der Kulturtechnik des Postkartenschreibens besonnen und Postkarten geschrieben:

Postkarte aus Bad Waldliesborn

Im Zentrum der Karte sehen Sie den stillgelegten Bahnhof des Ortes.

In Walibo habe ich drei Tage lang Weiterbildung in Mediation genossen – Konfliktlösung und Gesprächsführung bei Barbara Claar, das zweite Präsenzseminar in meinem Kompaktstudium. Drei Tage bei 28 Grad im Seminarraum, manchmal auch draußen auf der Wiese, aber eben bei 28 Grad, von morgens um neun bis abends um sechs – danach war ich gar wie ein Kochfisch. Vanessa sous vide.

Was ich gelernt habe, schreibe ich dieser Tage mal für meine Job-Website auf. Es war richtig, richtig gut und die Gesellschaft war ausgesprochen nett. 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – Projektmanager, eine Staatsanwältin, Supervisorinnen, Wissenschaftler, Personalleiterinnen, Lehrer, ein Professor und Unternehmensentwicklerinnen. Das war fachlich super; wir hatten einen tollen und bereichernden Austausch, und ich habe vieles gelernt, was ich in meiner Arbeit unterbringen werde. Es war auch menschlich sehr nett; wir haben viel gelacht. Der Cocktail-Geheimtipp in Walibo: die Kajüte.

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Eine Ergänzung noch zu Berlin: Dort habe ich Christine Zureich kennengelernt, deren erstes Buch im Februar bei Ullstein erschienen ist – Garten, Baby! Eine Geschichte übers Gärtnern in der Stadt – das betrifft ja einige meiner Leserinnen und Leser -, es geht um Beziehungen, um Rosen und Zucchini, und es gibt ein Gartenmanifest: Wachsen und wachsen lassen!

Außerdem habe ich in Berlin Max getroffen. Max heißt Max Wolf und hat den Glücksreaktor geschrieben, der Mitte August bei Hoffman & Campe erscheint.  Ein Roman, der in Franken in den 90ern spielt – mit elektronischer Musik, Pubertät, Marihuana, Rebellion und Rave. Spannend war, dass Max im richtigen Leben das Verhalten von Fischen erforscht; ich habe mich an dem Abend also längere Zeit mit einem gut aussehenden Mann über Amazonenkärpflinge unterhalten, und es war weder seltsam noch waren wir über die Maßen betrunken.

Christine und Max waren rundum sympathisch und humorvoll. Wenn Sie also ihre Bücher kaufen, kaufen Sie nicht nur Geschichten, sondern auch etwas von netten Menschen. Das macht’s ja immer noch schöner.

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Während ich eine Woche lang unterwegs war, ist der Garten eskaliert. Eine bilddokumentarische Zusammenfassung:

Sechs Bilder aus dem Garten: Gurken, Tomatenkinder, Rosen, Buschbohnen und Salat, Pfingstrosen und Golddingens

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Instagram: Ich folge jetzt Eden ISS. Das ist ein Projekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), bei dem Wissenschaftler in der Antarktis Gemüse anbauen. Damit finden sie heraus, wie das im All gehen könnte. Das Projekt hat auch eine Facebook-Seite, der man folgen kann.

Gelesen: Landflucht – Lange Leben im Dorf über die Gemeinde Walmerod im Westerwald und ihre Bemühungen, den Ort attraktiv für Zuziehende und Dableibende zu machen.

Angeguckt: den SZ-Koalitionstracker. Die Süddeutsche Zeitung hat ein Aufgabenboard für die Große Koalition gemacht und trackt den Fortschritt. Die Washington Post macht das Gleiche zur Trump-Regierung.

Christian und ich reden über Gleichberechtigung

24. 05. 2018  •  6 Kommentare

Ein weites Feld, das wir gerade einmal angerissen haben: In der aktuellen Folge unseres Podcasts Ein Mann. Eine Frau. Ein Gespräch. sprechen Christian und ich über Gleichberechtigung.

Wir reden über gläserne Decken, übers Nägellackieren für Jungs, über die Frauenquote, über Diversität in Unternehmen und über unsere eigenen Erfahrungen – als Mann zwischen lauter Frauen und als Frau in Bewerbungsgesprächen und beim Auto- und beim Küchenkauf.

Nach der Aufnahme hat mich das Thema noch weiter beschäftigt – und ich habe einige Gedanken dazu zu Papier gebracht. Mehr dazu auf meiner Website: Diversität in Unternehmen ist Innovation – warum fördern wir Unterschiede dann nicht viel mehr?

Ich gehe der Frage nach, warum wir Frauen und Diversität in Unternehmen fördern sollten. Außerdem stelle ich Überlegungen an, warum gerade Deutschland bei der Anzahl der Frauen und bei der Diversität in Führungspositionen so sehr hinterherhinkt.

https://soundcloud.com/einmann-einefrau-eingespraech/gleichberechtigung-1

Obwohl wir 40 Minuten lang sprechen, haben wir das Thema nicht mal annähernd bearbeitet. Wir haben am Ende einfach aufgehört, damit’s nicht ausufert. Ich sehe diese Folge deshalb als Ausgangspunkt, immer mal wieder über Gleichberechtigung zu reden. Übrigens nicht nur über Gleichberechtigung zwischen Männer und Frauen und Frauen und Männern, sondern auch über die Gleichberechtigung von Meinungen, Erfahrungen, menschlichen Eigenschaften und Kulturen.

Zum Weiterlesen:

Die Folge gibt’s wie immer bei iTunes, Soundcloud und Podigee, als mp3 zum Download und als RSS-Feed (gesamter Podcast als mp3, aac). Alle Folgen findet Ihr unter anderem hier im Blog.



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