Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Archiv der Kategorie »Tagebuchbloggen«

Dienstag, 11. Juni

11. 06. 2019  •  5 Kommentare

Broterwerb | Den Tag beim Kunden verbracht. In den vergangenen Wochen bin ich immer, wenn ich dort war, von Termin zu Termin zu Workshop zu Termin gesprungen. Das hat geschlaucht und ließ keine Zeit, einen Schritt zurückzutreten und Dinge aus der Ferne zu betrachten. Dazu ist diese Woche etwas Luft. Das ist gut.

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The Uber Game | Die Financial Times hat ein Nachrichtenspiel programmiert. In dem Spiel kann man ausprobieren, wie es ist, als Uber-Fahrer zu arbeiten. Man kann unter andere auswählen, ob man in Sacramento (geringere Lebenshaltungskosten, aber weniger Fahrten) oder in San Francisco (höhere Kosten, mehr Einkommen) seiner Arbeit nachgeht – oder ob man in Sacramento wohnen bleibt, aber nach San Francisco pendelt, um dort Fahrgäste zu transportieren.

Das Spiel basiert auf Berichten sowie auf Interviews mit Uber-Fahrern und -Fahrerinnen.

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Gelesen und gehört | In den vergangenen Tagen hörte ich mit Erstaunen, dass es immer noch Therapien gibt, die Homosexuelle „heilen“ sollen: Bastian Melcher kommt aus einem gläubigen Elternhaus und hat solch eine „Konversionstherapie“ gemacht, in der Hoffnung, dass sein Schwulsein verschwindet. Gerade im evangelikalen Kontext soll das noch verbreitet sein. Erst mit der Zeit konnte er zu seiner Homosexualität stehen. Die Psychiaterin Liselotte Mahler, die ebenfalls in dem Beitrag spricht, plädiert im Interview mit ZEIT Online für gesetzliches Handeln: „Allein das Signal eines Verbots ist enorm wichtig“.

Gelesen | Das Recherche-Netzwerk Correctiv verklagt die katholische Kirche auf Einblick in ihre Finanzen. Hintergrund:

Der Staat treibt Steuern ein. Dafür ist er seinen Bürgern gegenüber zur Auskunft verpflichtet. Anders versteht es die Kirche. Der Staat treibt für sie Steuern ein. Die Kirche sagt aber, sie sei nicht Teil des Staates und damit nicht zur Auskunft verpflichtet. 

Die Klage hat ihren Anfang in Recherchen zum Klimawandel genommen: Correctiv wollte vom Erzbistum Köln wissen, ob die Katholische Kirche ihr Geld in Einklang mit ihren moralischen Werten anlegt – zum Schutz der Schöpfung. Das Bistum habe, so heißt es, zuletzt 2,8 Milliarden Euro am Finanzmarkt investiert.

Am Donnerstag entscheidet das Kölner Verwaltungsgericht.

Gehört | Jens Wawrczek, die Stimme von Peter Shaw von den Drei ???, im Interview bei NDR Info.

Angeguckt | Charlotte hat zwei tolle Tuniken genäht.

Zweites langes Juniwochenende und die Tage zuvor

10. 06. 2019  •  3 Kommentare

Die Ereignisse in chronologischer Reihenfolge:

Broterwerb und Alltagserlebnisse | Am Dienstag war ich beim Kunden, die A1 runter. Von dort aus fuhr ich am späten Nachmittag die A1 und A2 hoch, nach Hannover.

Dort geschäftliches Abendessen; nicht allzu formell:

Tisch mit zwei Weißweingläsern, dazu Wasser

Ich übernachtete bei C, der wochentags in Hannover lebt.

Am nächsten Tag moderierte ich einen Workshop für meinen Kunden – mit Teilnehmern und Teilnehmerinnen von verschiedenen Standorten, deren Mitte Hannover ist. Am Abend fuhr ich die A2 hinunter zurück nach Dortmund. Dabei stand ich in einer Vollsperrung bei Beckum – zum Glück kurz vor einer Ausfahrt: Nach 20 Minuten konnte ich abfahren. Angekommen in Dortmund, packte ich aus, wusch eine Maschine Wäsche, und fiel todmüde ins Bett.

Am Donnerstagmorgen fuhr ich wieder zum Kunden die A1 runter, am Abend die A1 wieder rauf. Ich erwähne das nicht immer gesondert, aber es ist jeden Tag ein geselliges Ereignis.

Abends wusch ich erneut Wäsche, goß das Gewächshaus, schnitt die Tomatenpflanzen, räumte rum und packte Koffer fürs Wochenende.

Am Freitag stieg ich früh wieder ins Auto und fuhr die A1 runter. Erstaunlicherweise gab es diesmal keinen Stau, nicht im Ansatz, auch nicht vor der Baustelle in Volmarstein; ich war nachhaltig verwirrt und fragte mich mehrere Minuten lang äußerst eindringlich, ob es tatsächlich Freitag und nicht vielleicht schon Wochenende sei. Im Geiste sah ich mich auf einen irritierten Pförtner zulaufen und ihn „Nun auch samstags im Einsatz?“ fragen. Doch es war kein Wochenende, es war tatsächlich Freitag; es fand nur kein Stau statt. Verrückt!

Ich verbrachte den Vormittag beim Kunden. Dann fuhr ich wieder hoch ins Ruhrgebiet. Diesmal hatte alles seine Ordnung: Ich stand gebührend im Pfingststau. In Mülheim übergab ich das Geld des Autoverkaufs vom Montag und wurde im Nachfolgeauto, einem Benz des Baujahrs 1991, Probe gefahren.

Fotos vom Beifahrersitz auf die Mittelkonsole mit Echtholzfurnier

Der Wagen gab mir einen wohligen Ausblick aufs Rentnerdasein – während ich zwischen Echtholzfurnier auf meinen gefederten Sitz saß, glitt er brummend durch die Felder. In einem Eiscafé wurde ich für meine Verkaufsdienste mit Spaghettieis bezahlt.

Danach fuhr ich weiter nach Duisburg. In Duisburg sammelte ich C und die Jungs ein, und wir fuhren in die Eifel.

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Brötchenteilung, die Zweite | C und ich haben uns nach dem Blogbeitrag weiter über die Teilung von Brötchen unterhalten, und C hat noch eine entscheidende Variable genannt. Wichtig für die Art der Teilung sei, ob er das Brötchen alleine esse oder mit jemandem teile.

Wenn er das Brötchen alleine esse, sagt C, habe es durchaus seinen Reiz, eine Ein-Drittel-zwei-Drittel-Teilung zugunsten des Fluff vorzunehmen. Teile er das Brötchen allerdings mit jemandem und sei er der Durchschneider (während der Andere sich die Hälfte aussucht), sei zu vermuten, dass der Aussucher sich das größere Drittel greife und er als Durchschneider auf der mickrigen Hälfte sitzenbleibe. Das schmalere Drittel kann C deshalb nur genießen, wenn (Zitat) „ich sicher weiß, dass der Fluff auf mich wartet.“ Also plädiert C bei Brötchenteilung mit Dritten für 50:50.

Feldversuche mit Kindern stehen noch aus und können das Ergebnis in ein völlig anderes Licht rücken. Wir bleiben dran. 

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Eifel | In der Eifel verbrachte ich das Wochenende im digital detox. Deutschland bietet bekanntermaßen Landstriche an, in denen man so richtig down to earth sein kann, ohne Neuland, ohne Erreichbarkeit. An so einem Ort war ich.

Blick zwischen zwei Bäume hindurch auf Felder.

Ich spielte Tischtennis und nahm an Wasserballschlachten teil, rätselte, spielte Fußball und unternahm einen Ausflug ins nahe Kronenburg.

Historische Häuserreihe in der Altstadt von Kronenburg
Fenster, daneben ein ehemaliger Zigarettenautomat, von dem man jetzt Souvenirs kaufen kann

Es gab Großfamilie, Grillhütte und Gruppenraum, ein Mörderspiel und eine perfide Mörderin, Bitterballen und polnischen Wodka, den Einsatz eines Notfallschnurrbarts und 3D-Wettpuzzeln mit gruppendynamischen Exzessen. Das alles mit 37 Erwachsenen und acht Kindern aus NRW, Bayern, Schleswig-Holstein, Berlin und den Niederlanden.

Feuer in der Grillhütte

Vier Tage ohne Außenwelt. Das war sehr schön und erholsam. In zwei Wochen wiederholen wir das mit weniger und anderen Leuten, aber gleichem Prinzip an einem anderen Ort.

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Gelesen | Die Bahn schafft das schöne Wochenende ab. Ach, was waren das Zeiten damals! Für nur 15 Mark quer durch die Republik.

Montag, 3. Juni

3. 06. 2019  •  8 Kommentare

Gewitter | Am Morgen Platzregen und ein beeindruckendes Gewitter. Irgendwo in der Nähe schlug der Blitz ein: Es blitzte und krachte gleichzeitig ohrenbetäubend. Die apathische Gartentaube fiel fast vom Baum.

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Drei nicht allzu große Taten | Am Nachmittag fuhr ich zu einem Abschleppdienst. Dort stand seit einem Unfall das Auto eines Freundes, wirtschaftlicher Totalschaden. Weil er selbst nicht zugegen sein konnte, übergab ich das Auto einem Käufer, kassierte das Geld und bezahlte die Standgebühr.

Das war auch schon die größte Tat des Tages, abgesehen vom Rasenmähen, das danach folgte.

Die Pfingstrose blüht. Dahinter gemähter Rasen.

Dritte Tat: Ich brachte eine Hose und ein Kleid zur Schneiderin. Die Hose wird gekürzt, das Kleid braucht einen neuen Reißverschluss.

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Relationship Goals | Neulich tauschten C und ich unsere Meinung über Brötchenteilung aus. C schätzt sowohl die untere als auch die obere Brötchenhälfte gleichermaßen; er teilte deshalb ein Brötchen immer so, dass beide Hälften gleich groß sind.

Ich hingegen bin der Meinung, dass die untere Brötchenhälfte flacher zu schneiden ist als die obere, schließlich ist oben der Fluff drin, und Fluff, so will es das Gesetz, muss komplett erhalten bleiben. Außerdem braucht es eine Brötchenhälfte zum Genuss des Brötchens, also ein Verhältnis von viel Brötchen zu Belag, und eine Brötchenhälfte zum Genuss des Belages, also wenig Brötchen im Vergleich zu Belag.

Wir tauschten uns intensiv zu diesem Thema aus. C fuhr eine Testreihe. Sein kritisches Ergebnis: Meine Argumentation ist schlüssig. Er teilt nun ebenso wie ich Brötchen im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel.

Nicht mehr lange, und wir tragen Funktionskleidung im Partnerlook.

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Gelesen | Wibke Ladwig philosophiert darüber, was sie täte, wäre sie Bürgermeisterin einer kleinen Stadt. Es geht um Digitalisierung und darum, dass Einzelhandel nicht alles ist, was eine Innenstadt lebendig macht. Vielmehr brauche es sogenannte dritte Orte, Orte der Teilhabe, an denen Menschen gezielt oder zufällig zusammentreffen.

Angeschaut | Patricia hat ein Video geteilt, das in zweieinhalb Minuten erklärt, was Männer unwiderstehlich macht.

Gelesen | Sven möchte ein eBike, hat (Zitat) „lächerlich wenige Anforderungen“ und scheitert daran. Die Kombination „großer Mensch“, „wenig Bumms“ und „Nabenschaltung“ scheint nirgendwo vorgesehen zu sein.

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Im Übrigen | Im Übrigen bin ich der Meinung, dass es erstaunlich ruhig ist angesichts der Tatsache, dass ein Regierungspräsident in seinem Garten per Kopfschuss getötet wurde, nachdem er in der Vergangenheit mehrfach Morddrohungen aus der rechten Szene bekommen hat.

Erstes langes Juniwochenende

3. 06. 2019  •  12 Kommentare

Abriss der Geschehnisse | Nun beginnt die Zeit mit den Feiertagen. Das wird großartig.

Den Vorabend des Himmelfahrtstages verbrachte ich auf der Terrasse mit einer Freundin. Spontanes gemeinsames Abendessen. Sehr schön.

Am Donnerstag kam Christian zum Spätstück, und wir nahmen eine Podcastfolge auf, in der es um Spielen, Computerspiele und Spielelemente im Arbeitskontext geht.

Am Freitag war ich beim Friseur; mit mir viele andere Menschen. Anlass für den Friseurbesuch war eine Bemerkung des Bonusjungen, der mich fragte, ob ich eine neue Haarfarbe habe, ich sehe irgendwie anders aus. Ich inspizierte mich im Spiegel und stellte fest, dass es sich nicht um eine neue, sondern vielmehr um eine alte Haarfarbe handelte. Ich stellte auf meinem Kopf dringenden Handlungsbedarf fest. Da ich ohnehin keinen Faible für Friseurbesuche habe, war der überlaufene Salon unerfreulich – gleichwohl war ich Teil des Problems. Nun bin ich wieder hübsch auf dem Kopf; das ist das Wesentliche.

Den Samstag und Sonntag habe ich wundervoll tatenlos verbracht, Alltagserledigungen ausgenommen.

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Lektüre | Ich lese gerade den neuesten Meyerhoff, Die Zweisamkeit der Einzelgänger. Das ist seit langem mal wieder ein Buch, bei dem ich froh bin, es gedruckt gekauft zu haben. Damit ich Dinge anstreichen kann.

Enttäuschung hat ja viele Temperaturen, vom absoluten Gefrierpunkt, ein kein Leben zulassende Tiefkühlenttäuschung, bei der man zu Eis erstarrt und zur Seite wegkippt, bis hinzu zäh und glühend über einen hinwegwalzenden Lavaenttäuschung. Auch nicht weniger peinigend ist die Enttäuschung, die einem jeden Tag Hunderte Male wie ein federleichtes Vögelchen mit spitzem Schnabel in das Gehirn pickt und einen, egal wie man sich plagt und um Ablenkung müht, nicht in Ruhe lässt. Ich habe auch Menschen getroffen, die mit ihrer Enttäuschung in glücklicher Symbiose leben und selbst mitten in der Nacht aufstehen, um mit ihr eine Runde Gassi zu gehen, sie mit ein paar Häppchen Kummer zu füttern. (S. 86 ff.)

Meyerhoffs rührende Unzulänglichkeit, seine Selbstentblößung, seine Verletzlichkeit, sein Ringen mit dem Leben – das ist alles authentisch und großartig.

Ja, das war es wohl, was man versuchen musste, den unabwendbaren tagtäglichen Sturz mit möglichst vielen Kunststücken zu verzieren, und wenn man Riesenglück hatte, dabei nicht alleine sein. (S.67)

Gleichzeitig bin ich an manchen Stellen grimmig, denn in dem Buch geht es um die ersten Lieben, und Meyerhoff verliebt sich in Frauen, die sich unmöglich benehmen, die unhöflich, reizbar und egozentrisch sind.

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Read on | Am Wochenende beschäftigte sich die Twitteria intensiv mit dem Fall von Mademoiselle Readon (Blog nun offline; Internetarchiv). Ausgangspunkt war diese Spiegel-Recherche (ich las sie bei Blende). Kurz gesagt legen die Recherchen nahe, dass die Bloggerin und Historikerin sich ein Leben zusammengebaut hat, das es so nicht gibt. Es ist allerdings nicht nur belangloses Erzählwerk, sondern beinhaltet eine jüdische Familienhistorie, eine angeeignete Opferrolle, gute Werke, Auftritte auf Podien und einen Versuch, die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem zu täuschen.

Kunsthistorikerin Anke Gröner hat dazu einen Beitrag verfasst, der sich mit der Fallhöhe beschäftigt. Archivar Klaus Graf fasst die Causa zusammen, bespricht die Quellen und die Rezeption des Falles im Netz. Die Schweizer Zeitung stellt ihn in Kontext mit anderen, so genannten Kostümjuden.

Ich las einen Beitrag im Guardian, in dem es um das Münchhausen-Syndrom und seine Ausprägungen im Internet geht, also um das Vortäuschen schwerer Erkrankungen. Die Fälle sind anders gelagert, und doch gibt es Parallelen. Außerdem las ich einen Beitrag der New York Times, Titel: Stolen Suffering. Er beschäftigt sich anhand eines anderen Falls mit der Aneignung von Opferbiographien – und mit Identität.

In an era obsessed with “identity,” it’s useful to remember that identity is precisely that quality in a person, or group, that cannot be appropriated by others; in a world in which theme-park-like simulacra of other places and experiences are increasingly available to anyone with the price of a ticket, the line dividing the authentic from the ersatz needs to be stressed, rather than blurred. As, indeed, Ms. De Wael has so clearly blurred it, for reasons that she has suggested were pitiably psychological. “The story is mine,” she announced. “It is not actually reality, but my reality, my way of surviving.”

Mademoiselle Readon streitet die Vorwürfe nicht ab, erklärt sich aber auch nicht – wenn man von ihrem zuletzt erschienenen Blogbeitrag absieht, in dem sie mitteilt, dass ihr Blog ein Projekt gewesen sei, das fiktionalisiere und literalisiere – was mit viel gutem Willen die digitale Identitätsaneignung erklärt, nicht aber die analoge.

Ich nenne ihren Klarnamen hier übrigens nicht – aus folgendem Grund: In der kurzfristigen Betrachtung überwiegt sicherlich das öffentliche Informationsinteresse gegenüber dem Schutz der Privatssphäre. In der Langfrist-Betrachtung bleibt der Klarname relevant, wenn es um das wissenschaftliche Handlungsfeld geht; hier muss er weiterhin genannt werden dürfen, um erneuten Täuschungsversuchen nicht Vorschub zu leisten – und auch, um weitere Forschung zu ermöglichen.

Außerhalb der wissenschaftlichen Teilöffentlichkeit bewerte ich den Fall an sich als relevanter als die Tatsache, wer die Handelnde ist. Da ich mich mit meinem Blog in der Gesamtöffentlichkeit bewege, halte ich von einer Erwähnung des Klarnamens Abstand.

Was bleibt, ist das Erstaunen ob der Konsequenz, mit der die Identität erdacht und von der Erzählwelt in den Alltag überführt wurde; und es ist die Frage, was nun aus einer Historikerin wird, die sich der Grundlage ihrer Arbeit beraubt hat: Wahrhaftigkeit.

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Urlaub in Brandenburg | Auf der re:publica besuchte ich eine Session über Digitalisierung auf dem Land. In dieser Session war eine der Gründerinnen des coconat zugegen. Das coconat ist ein ehemaliger, nun umgebauter Gutshof; man kann sich dort erholen und gleichzeitg arbeiten – wenn man möchte.

Ich werde dort im Juli eine Woche verbringen, denn ich suchte eine Unterkunft zwischen München und Berlin. In München habe ich Mitte Juli ein Engagement an der Universität der Bundeswehr, in Berlin findet Ende Juli eine Geburtstagsfeier statt, dazwischen möchte ich ein wenig Urlaub machen. Wem fiele da nicht als erstes Bad Beelitz in Brandenburg ein.

Ich werde dasitzen und in die Natur schauen, die Beelitz-Heilstätten besuchen, dasitzen, über den Baumkronenpfad laufen, dasitzen, lesen, da, in die Therme gehen und dann sitze ich noch ein bisschen da und schaue in die Natur.

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Gelesen | Innenministerium will Überwachung von Medien erlauben. Seid Ihr noch ganz frisch in Eurem Heimatministerium? Mir bleibt die Spucke weg.

Gelesen | Die Politik in Neuseeland macht es anders: Neuseeland definiert den Staatshaushalt um.

Alle staatlichen Ausgaben werden danach bewertet, ob und in welcher Form sie dazu beitragen, fünf Ziele zu erreichen: die Verbesserung der psychischen Gesundheit, die Reduzierung von Kinderarmut, die Bekämpfung der sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheit zwischen der europäischstämmigen Bevölkerungsmehrheit und den Maori-Urbewohnern, das Prosperieren des Landes im digitalen Zeitalter sowie die Transformation der Wirtschaft in eine emissionsarme, nachhaltige Zukunft.

Die New York Times berichtet ausführlicher: New Zealand’s Next Liberal Milestone: A Budget Guided by ‘Well-Being’

Gelesen | Die ultimative Speck-Show. „Horrorbauch“, „Schenkelschande“ „Speckshow“, „Bauchblamage“, „Zellulitedrama“, „Reiterhosen“ – die Juramama hat Print-Magazine zur Hand genommen und eine Menge frauenverachtenden Mist gefunden.

Gelesen | Maike besucht den Ort, an dem sie nach ihrem Burnout viele Wochen verbrachte, blickt in die Vergangenheit zurück und erzählt, was sie von dort mitgenommen hat.

Gelesen | Der Allwetterzoo in Münster hat zwei neue Yaks. Eins heißt, wie auch sonst: Yakeline.

Dienstag, 28. Mai, und was bisher geschah

28. 05. 2019  •  10 Kommentare

Alltägliches und nicht Verbloggbares | Ach herrje. Seit dem letzten Mal Tagebuchbloggen ist eine ganze Zeit vergangen. Das verkommt hier zum Wochenbuchbloggen.

Zurzeit beschäftige ich mich für einen Kunden intensiv mit Dingen, die mir Menschen in der Vergangenheit nicht zugetraut haben. Es handelt sich um den Kontext IT, Servicedesign, Demand Management und anhängige Themengebiete.

Ich erinnere mich, dass ich mich zu verschiedenen Zeitpunkten meines Lebens auf Stellen im IT-Projektmanagement oder als Leiterin Digitales beworben hatte. Es wurde mir allerdings mehrmals gesagt, ich könne das nicht; ich könne das gar nicht können, denn ich habe schließlich nicht Wirtschaftsinformatik studiert und überhaupt, wo seien denn irgendwelche Zertifikate.

Ich bin ja der Meinung, dass es für Führungstätigkeiten vor allem Führungskompetenz braucht. Fachkompetenz haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; wenn ich kein Mikromanagement betreiben möchte, genügt es, gesundes technisches Querschnittswissen zu haben, öfter mal nachzudenken und Vertrauen ins Team zu haben. Die Aufgabe ist, das Wichtige zu erkennen, das Unwichtige zu lassen, Verbindungen herzustellen und Strukturen zu schaffen, damit die Leute arbeiten können.

Damit verbringe ich derzeit meine Tage, sammle lose Ende auf, erkenne Zusammenhänge, stelle Fragen, ziehe Augenbrauen hoch und mache Mut, anders zu denken. Das alles mit großartigen Menschen.

Nebenbei grüße ich in Gedanken die Firmen und Menschen, die mich damals nicht haben wollten. War vielleicht auch gut so.

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Buchhaltung | Ich habe die Belege schön. Den Sonntagabend habe ich damit verbracht, die Belege für April und Mai zu verbuchen und die Scans zu hinterlegen. Unschön wie Fensterputzen, aber befriedigend, wenn’s fertig ist.

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Feierabendschnack | Mit Herrn Paul zu Personalfragen, Mitarbeiterentwicklung, Verhandlung, Mitarbeiterführung und Diversem telefoniert (Vorgeschichte). Freue mich, wenn ich Gedankenanstöße geben konnte.

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Europawahl | Herrschaftszeiten, was ist bitte mit CDU und SPD los? Die beiden übertreffen sich ja in ihrer Inkompetenz, mit Niederlagen umzugehen. Ich wünsche mir Haltung. Und Demut; Demut ist auch eine gute Sache. Bitte endlich auch das Eingeständnis, dass Ihr thematisch auf ganz, ganz alten Pferden sitzt und dort besser absteigen solltet, bevor Ihr mit ihnen zum Abdecker reitet. Aber klar, ein Youtuber trägt die Schuld, weil er’s benennt.

Bitte redet über Klima, Digitalisierung, Bildung, Verkehr und eine soziale Zukunft – sage ich als funky 41-Jährige. Kommt mir nicht mehr mit Ausreden wie „Aber die Arbeitsplätze in der Kohle!“ und „Der Mittelstand!“ und „So einfach geht das nicht!“ und „Das willst du nicht wirklich wegen ungemütlich und so!“ Ich bin Diesel-Fahrerin. Ich fahre mit meinem Diesel in Innenstädte. Ich möchte, dass das für mich unangenehm wird. Ich möchte, dass es für mich viel schöner wird, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV zu fahren. Es ist okay, wenn Ihr mir Dinge verbietet. Es ist auch okay, wenn Ihr mein Geld in die Digitalisierung von Schulen steckt, obwohl ich keine Kinder habe. Es ist okay, wenn Ihr mir wegnehmt und anderen gebt. Ich weiß, dass es für Euch seltsam klingt, aber: Ich bin als Wählerin reflektiert und kann zwischen meiner eigenen Bequemlichkeit und gesellschaftlicher Notwendigkeit abstrahieren.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Kanzlerkandidatinnen, die auch nur im Entferntesten die Meinungsfreiheit in Frage stellen, zurücktreten sollten.

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Gelesen | Herr Knüwers Einlassung zu den großen Parteien, wie sie den digitalen Raum unterschätzen und warum „Millenials“ keine Generation sind, sondern eine Geisteshaltung.

Dienstag, 21. Mai

21. 05. 2019  •  11 Kommentare

Save the date | Es wird eine Ruhrgebietsbloglesung geben. Kommt alle zahlreich!

Zu Gast wird der geschätzte Maximilian Buddenbohm sein. Ich bedanke mich an dieser Stelle schonmal herzlich für die Reisebereitschaft und das Engagement.

Die Infos für Euren Kalendereintrag:

Ruhrgebietslesung
Samstag, 6. Juli 2019, ab 18 Uhr
Dortmund, Phoenix Lounge in der Felicitasstraße 7

Herr Budenbohm und ich lesen vor. Es wird unterhaltsam. Im Anschluss gibt es Grillbuffet und geselliges Beisammensein.

Tickets: 22 Euro
für Lesung und Grillbuffet

Kinder ermäßigt

Im Preis enthalten ist eine Spende für das Kinderkrebsprojekt Fruchtalarm. Veranstalter ist der Ladies‘ Circle Dortmund, dessen Mitglied ich bin.

Anmeldungen nehmen wir ab sofort entgegen. Die Anzahl der Plätze ist durch die Location begrenzt. Deshalb am besten sofort eine formlose Mail an lc63@ladiescircle.de schreiben – mit der Anzahl der Leute, das wäre sehr fein. Dann können wir besser planen.

Mehr Informationen alsbald, dann gibt’s hier auch einen schicken Flyer, auf dem das alles nochmal draufsteht.

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Garten für wenig Zeit | Wo wir bei Herrn Buddenbohm sind: Er fragt, wie man einen Garten mit wenig Zeit betreibt. Ich denke, ich habe ein paar Tipps für alle berufstätigen und familiär eingebundenen Gartenfreunde:

  • Bringen Sie einmal Grund in Ihren Garten. Reißen Sie alles raus, was wuchert, zum Beispiel Efeu oder Knöterich. Das hat kein geringeres Ziel als die Welteroberung und entwickelt sonst ein Eigenleben.
  • Bauen Sie im Zuge dieser Aktion Zäune, legen Sie Beete an und all sowas. Die ersten beiden Jahre sind die schlimmstes, danach wird’s ruhiger. Ich schwör.
  • Pflanzen Sie bleibendes Zeug, das auch den Winter übersteht, damit Sie nicht ständig Ihre Beete neu bestücken müssen. Bei mir haben sich Lavendel, Hibiskus, Schwertlilien, Stockrosen, Pfingstrosen, Rittersporn, Herbstanemonen und diese Pflanzen für de Steingarten bewährt, deren Namen ich allesamt nicht kenne. Insekten mögen all diese Pflanzen; die freuen sich auch. Für den Schatten eignen sich Farne, Funkien, Rosen, Hortensien, Gräser.
  • Lassen Sie es wild werden. Nehmen Sie sich selbst nicht zu wichtig.
  • Schaffen Sie sich einen Rentner an, der ab und zu durchhakt und halten Sie ihn mit Kuchen bei Laune.

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Newsletter | In meinem monatlichen Newsletter geht es demnächst ums Delegieren und um sieben Level, die helfen, Verantwortung zu teilen. Hier fürs Abo anmelden.

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Angeguckt | Das Video des Youtubers Rezo, in dem er die CDU auseinander nimmt.

Solide Recherche, solide Aufbereitung. Und zur Sprache: Die finde ich gut.

Die CDU reagiert schon dünnhäutig. Uppsidaisy, Brudi. Lol. Um es mit Rezo zu sagen.

Montag, 20. Mai

20. 05. 2019  •  5 Kommentare

Lifehack | Heute fuhr ich zuerst nach Essen. Dort besuchte ich einen Kunden.

Nach dem Termin ging ich in ein von mir geschätztes Schuhhaus am Anfang der Essener Fußgängerzone. Dort hatte ich im Winter Schuhe gekauft, halbhohe Stiefeletten, schlicht und zeitlos, die in Komfort, Aussehen und Funktionalität die volle Punktzahl erhalten. Ich erhoffte mir, das Schwarze-Schuhe-Dilemma zu lösen.

Sie erinnern sich vielleicht – gesucht wird ein schwarzer Schuh,

  • der barfuß getragen werden kann,
  • der bequem ist (lange Tage, neun Stunden Stehen im Workshop, langes Gehen > 5 Kilometer)
  • der zur Jeans und zur Anzughose und zum Kleid passt.

Ich fuhr hinauf in die erste Etage zu den Größen 39 bis 44, schaute mir das Regal mit den 43ern an, fand sofort einen Schuh – keinen Mokassin, Funktion aber ähnlich – und probierte ihn an. Ich ließ kurz meinen Blick schweifen, und die helfende Hand kam sofort. Wir berieten uns über die Farbe des Objekts (Ist es dunkelblau oder schwarz?), über Alternativen, klagten uns gegenseitig unser Leid darüber, einen bequemen und doch angemessenen Büroschuh für den Sommer zu finden, und ich hatte binnen eines Wimpernschlags zwei Möglichkeiten am Fuß, lief sie Probe und entschied mich für Modell A.

Schwarze Schuhe, wie Ballerinas mit Riemchen

Modell A ist dunkelst blau, man sieht den Unterschied zu Schwarz allerdings nur bei bestimmtem Licht. Die helfende Hand meinte: „Das ist jetzt nicht offiziell, aber laufen sie einfach ein bisschen drin und cremen Sie dann mit Schwarz drüber. Erstmal an der Hacke, da können Sie es probieren. Und wenn’s nicht fleckig wird, cremen Sie den ganzen Schuh. Das funktioniert meistens.“

Solche Lifehacks braucht man doch!

Ich bin mir ziemlich sicher, dass es funktioniert, denn kaum hatte sie es ausgesprochen, erinnerte ich mich an das Paar Schuhe, mit dem ich über einen Grenzsee zu Russland lief (kein christliches Wunder, See war zugefroren); die Schuhe durchlitten neben dem See viel estnischen Schneematsch auf Feld- und Waldwegen – gefütterte Gummistiefel wären passender gewesen. Sie waren vor dem Ausflug ursprünglich hellbraun gewesen, nach See und Matsch allerdings fleckig und stockig. Ich cremte sie daheim mit Dunkelbraun ein; nach drei Creme-Einheiten waren sie dann wieder schön – in dunklerer Variante, aber Schnee- und Salzflecken waren nicht mehr zu sehen. Ich werde den Lifehack also ausprobieren.

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Freibad & Kuchen | Auf dem Rückweg von Essen nach Dortmund fuhr ich ins Freibad und schwamm 2.000 Meter. Für die letzten 250 verließ ich allerdings die Schwimmerbahn, denn ich fühlte mich im Kraul wie eine dahintreibende Luftmatratze – ohne Kraft, vorwärts zu kommen. Ich flipperte im Becken noch ein wenig umher und fuhr dann nach Hause.

Kaum daheim, klingelte die Freundin und Stadtteilnachbarin und brachte mir Konfirmationskuchen vorbei. Es sei so viel übrig, ich solle doch bitte helfen.

Ein Stück Regenbogenkuchen, dahinter irgendwas Rosanes

Als Serviceblog-Inhaberin unterstütze ich natürlich, wo ich kann.

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Abendgestaltung | Am Spätnachmittag setzte ich mich nochmal an die Arbeit, schrieb ein Angebot und notierte Gedanken zusammen, die ich beim Schwimmen gedacht hatte.

Schwimmen ist eine super Sportart, um das Denken zu ordnen. Es erfordert, nachdem man einen Rhythmus gefunden und damit nicht mehr ständig das Gefühl hat zu ertrinken, keine geistige Aufmerksamkeit; die Kapazität kann vollends in andere Sachen hineinfließen.

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Insgesamt ein Tag wie aus dem Freiberuflerbilderbuch. Passend dazu ein Text:

Gelesen | Freiberufler: Die fünf Vor- und Nachteile der Selbstständigkeit. Es gibt in dem Text ein paar Stellen, an denen ich etwas ergänzen könnte, zum Beispiel hier:

20 Urlaubstage und vier Krankentage pro Jahr bedeuten, dass man jeden Monat zwei Tage ohne Arbeit mitfinanziert.

Ich finanziere mit den Tagen, die ich abrechne, nicht nur meine Urlaubs- und Krankentage mit. Ich finanziere Reisetage; Tage, an denen ich Akquise mache; Tage für Vorbereitungen von abzurechnenden Tagen (z.B. bei Workshops, Beratungsaufträgen); Weiterbildungstage; Tage für Buchhaltung, Steuer- und Organisationskram. Außerdem finanziere ich meine Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge für die Krankenkasse sowie andere Versicherungsbeiträge, zum Beispiel eine Betriebs- und Vermögenshaftpflicht und die Pflegeversicherung. Ich finanziere die Raten für meinen Geschäftswagen, KfZ-Steuer und -Versicherung. Ich finanziere meine Arbeitsmittel (Hardware, Software, Moderationskoffer, Materialien etc.). Ich finanziere die Weihnachtspostkarte für meine Kunden; die Briefmarken; Visitenkarten, Geschäftspapier; das Benzin, das in mein Auto kommt; Bahnfahrkarten, Hotelübernachtungen. Ich finanziere meine Rente. Ich finanziere mein Know-how: Seminargebühren, Tickets für Konferenzen, Fachbücher. Ich finanziere meinen Webdesigner und meinen Provider. Ich finanziere das Risiko, Zeiten ohne Aufträge zu überbrücken. Ich finanziere die Freiheit des Kunden, sich nur punktuell zu binden.

Wenn der Kunde mich bezahlt, bezahlt er das alles mit . Vor allem bezahlt er das Wissen und die Erfahrung, die ich den vergangenen 20 Jahren gesammelt habe – und er profitiert von dem Know-how, das ich bei anderen Kunden sammle, wenn ich dort Probleme löse.

Über allem steht aber: Jeder Handgriff, den ich erledige, folgt einem Sinn. Deshalb mache ich alles gern – und deshalb empfinde ich vieles, was ich arbeite, nicht als Arbeit.

Drittes Maiwochenende und was sonst noch war

19. 05. 2019  •  Keine Kommentare

Renovazia | Am Freitag saß ich mit Webworker Christian zusammen. Denn: Wir relaunchen das Kännchenblog. Die letzte Renovierung liegt sechs Jahre zurück. Die Farbigkeit wird sich ändern, und wir spachteln bei.

Außerdem bekommt die berufliche Website neue Features – in der Mehrzahl im Backend. Das Meiste merken Sie also nicht, es erleichtert mir aber das Leben.

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Kür | Den Montag bis Donnerstag habe ich lange, intensive Tage beim Kunden verbracht. Viel zu tun, sehr viel. Aber es fügt sich.

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Pflicht | Steuererklärung.

Esstisch mit Laptop, allerlei Papieren, Taschenrechner, einer Pizza, Rotwein, Cola, einer Flasche Bier

Nach vier Stunden Zahlen, Rotwein und Pizza haben der Cousin und ich meine Einkommensteuererklärung und die Umsatzsteuererklärung 2018 weggeelstert. Gutes Gefühl.

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Fußball | Ich bin mit dem Deutschen Meister nicht einverstanden, aber der BVB hätte es auch nicht verdient.

Wir hatten demnach nichts Feierliches vorbereitet, sahen uns nur das Spiel an. Danach aß ich zu Abend und ging ins Bett. Nach einer anstrengenden Woche, der Steuererklärung und mit einer allgemeinen, eher niedergeschlagenen Gefühlslage verkrümelte ich mich in die Kissen, schlief erholsame neun Stunden, blieb am Sonntagmorgen noch zwei weitere einfach liegen und las ein Buch, endlich mal wieder.

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Garten | Ich machte einige Dinge im Garten – hier etwas einpflanzen, dort etwas umtopfen.

Die Kürbisse sind nun im Beet – und es sind viele. Zuerst wollte nichts keimen, dann setzte ich noch einmal Samen nach, nun keimt alles.

Kleine Kürbispflanzen

Die Thorstens sind schon wieder kindhoch. Auch den Gurken geht’s gut. Nachdem das Jahr 2018 ein gutes Gurkenjahr war, die Thorstens sich hingegen sehr bitten ließen, ist die Bepflanzung dieses Jahr 50/50 zum Nachteil der Tomaten.

Gewächshaus mit Tomaten- und Gurkenpflanzen

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Europa | Gewählt.

Wahlbrief

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Gelesen | Komma, Punkt. – Ein Nachruf. Mein Beileid, Herr Spontiv. Zufall in diesem Zusammenhang: Auch meine Jugendliebe, die damals Einiges in mir verändert hat, hat am 24. Februar Geburtstag.

Gelesen | Der Guardian ändert seine Wortwahl bei Berichterstattung über Klimathemen. Statt „climate change“ sagt er nun „climate crisis, emergency or breakdown“, statt „global warming“ sagt er „global heating“, um Forschungsergebnissen Rechnugn zu tragen.

Gelesen | Wo Überstunden ein No Go sind. Ein Bericht über die Firma Sipgate aus Düsseldorf, die ihre Teams streng eigenverantwortlich arbeiten lässt – inklusive Stellenbesetzung durch Teams. Ich hatte schon mehrmals auf dem Agile-Ruhr-Barcamp mit Sipgate zu tun und habe mich mit den Leuten ausgetauscht. Sie machten einen zufriedenen Eindruck.

Dienstag, 14. Mai

14. 05. 2019  •  10 Kommentare

Was bisher geschah | Ein kurzer Abriss der Geschehnisse, so will es die Chronistenpflicht:

Am Freitag setzte ich mich in den Zug und fuhr heim. In Hannover stieg C zu, wir konnten uns im überfüllten ICE von unseren Sitzplätzen aus zuwinken. In Dortmund stiegen wir aus, er fuhr direkt weiter.

Ich erledigte Dinge, kaufte ein, wusch Wäsche – was man nach längeren Abwesenheiten halt tut.

Am Samstag feierte mein Dortmunder Ladies‘ Circle Amtsübergabe: Die alte Präsidentin übergab an die neue. Die neue bin ich. Ich darf jetzt die Circleabende leiten, fungiere als Amt für offene Fragen und offizielle To Dos, bin Bindeglied zu Circles in andere Städten und dies und das. Ich erhielt Blümchen, eine Amtskette sowie eine Tischglocke, um an den gemeinsamen Abenden für Ordnung zu sorgen.

Blumen, LC-Kerze

Mein Gefühl sagt mir, dass die Tischglocke noch eine Rolle in meinem Leben spielen wird.

Von der Amtsübergabe fuhr ich zum BVB ins Stadion. Letztes Heimspiel! Eine Freundin hatte eine Dauerkarte übrig; nun, was will man machen. Ich versuche ja immer nur, hilfreich zu sein. Das Spiel hielt alles bereit, was ging: fünf Tore, eine rote Karte, einen verschossenen Elfmeter, acht Minuten Nachspielzeit. Nun gibt’s doch noch eine Chance auf die Meisterschaft. Allein, dass am letzten Spieltag noch nicht alles entschieden ist, finde ich großartig.

Am Sonntag: anschwimmen.

Blick aus der Ferne aufs Freibadschwimmbecken. Blauer Himmel mit Schäfchenwolken.

Das war sehr prima. Die Luft war kalt, das Wasser hatte 24 Grad. Das war genau die richtige Temperatur.

Ich schwomm etwa zwei Kilometer, kraulte die Hälfte. Ein zufriedenstellender Saisonstart, auch wenn sich die letzten 15 Meter jeder Kraulbahn wie Ertrinken anfühlten. Aber es wird schon werden.

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Tschiep | Grüße vom Dompfaff und der Amsel.

Dompfaff auf dem terrassentisch. Eine Amsel fliegt vorbei.

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Job | Produktive und arbeitsreiche Tage. Organisationsentwicklung: lose Enden, Gespräche, Ideenskizzen und nachdenken, wie das alles zusammenzuführen ist. Thematisch über alle Ebenen, auf der einen Seite Strategie, auf der anderen Seite immer wieder hinein in den operative Detailflöz; auf der einen Seite die Umsetzung der Sache, auf der anderen Seite die Methodik, die ich vermittle. Ich arbeite gerne konkret; Konzepte für die Schublade helfen niemandem weiter.

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Autobahnidioten | Hohe Idiotendichte auf der A1. Gestern bin ich beim Überholvorgang auf der linken Spur massiv genötigt worden. Beim Einscheren war ich noch zu zwei Dritteln links, als der Fahrer mich noch linker – also quasi auf dem Grünstreifen der Leitplanke – überholte.

Heute fuhr ich auf der rechten von drei Spuren gechillt in den Feierabend, als von ganz links jemand rübergeschossen kam, sich vor mich setzte, rechts überholte, und wieder nach ganz links rüberzog.

Ich habe mich beide Male erschreckt. Beide Male befanden wir uns in einem 100er-Tempolimit. Beide Male überschritten die Fahrer das Tempolimit massiv. Beide Male war Berufsverkehr und es brachte den Fahrern null Vorteil. Einen Kilometer später sahen wir uns jeweils wieder.

Hätte ich Zeugen dabei gehabt, hätte ich beide angezeigt.

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Einzelhandel | Gestern versuchte ich, Schuhe zu kaufen. Zwei Paar schwarze Schuhe verabschieden sich nämlich nach mehreren Jahren treuen Diensten und schon erfolgtem Schuster-Einsatz in die ewigen Jagdgründe – ein Paar Schnürschuhe, ein Paar Ballerinas.

Ich suchte also Ersatz, bevorzugt schwarze Mokkassins. Sie können jetzt im Sommer beide Paare gut ersetzen, eine Klappe für zwei Fliegen. Sie passen zu Jeans und zu Stoffhosen, zum Büro-Outfit, in den Alltag und auch zum Kleid, lassen sich mit Strumpfhose und barfuß tragen. Ein Allround-Schuh also, den man als Schuhhandel da haben sollte; ich würde den jedenfalls vorrätig halten. Ein Casual Basic, wie man so sagt.

Ich durchstreifte fünf (!) Schuhläden in der Innenstadt und hatte danach massiv schlechte Laune. Kein schwarzer Mokassin, nirgendwo, nicht in Rauleder, nicht in Glattleder, auch nichts Ähnliches, zumindest nicht in meiner Größe oder nicht in schwarz. Dafür ein Einzelhandel, der unglaubliche Unlust machte. Wenn ich die nächste Jammerei über Onlinehandel höre, implodiere ich.

  • Laden Eins, eine Kette über zwei Etagen, sortiert nach Schuhgattungen (Sandale, Schnürschuh, Stiefelette, …). Das Obergschoss war mir als solide in Erinnerung, Business-Schuhmode. Ich fuhr hoch. Doch dort gab es jetzt nur noch Ramsch beziehungsweise Sale und Kinderschuhe. Also fuhr ich wieder runter. Unten Sandalen, ein paar Halbschuhe. Keine Mokassins, nicht ein einziges Paar. Außerdem alles nur bis 41. Ich fragte nach: Vereinzelt habe man auch 42, aber nein, eher nicht. Die Dame hatte auch keine Lust, mir etwas in 42 zu zeigen, fragte nicht, was ich haben wollte. Ich hatte keine Lust zu suchen. Also wieder raus.
  • Laden Zwei, direkt gegenüber, Kette über zwei Etagen, sortiert nach Größen. Meine Größe oben, ich ging hoch. Dort nur Halbschuhe mit Gesundheitssohle oder Sandalen mit einem Fußbett, für das eine Kork-Plantage sterben musste. Wieder raus.
  • Laden Drei, ein örtlicher Einzelhandel über drei Etagen, sortiert nach Schuhmarke. In Etage Drei die Größen 39 bis 44, allerdings irgendwie durcheinander und ohne Größenbezeichnung. Es gab alle möglichen Halbschuhe, aber die waren allesamt maximal ungemütlich – ich bekam schon Blasen vom Angucken; das waren Schuhe für Damen, die nicht viel laufen müssen. Vielleicht wäre irgendwo ein Mokassin dabei gewesen, aber die Verkäuferinnen musterten mich von oben nach unten und wieder nach oben und stürzten sich zu Zweit auf eine nachfolgende Kundin, die nicht so abgekämpft vom Tag aussah wie ich, aber sich eigentlich in der Etage geirrt hatte. Man plauschte trotzdem. Wieder raus.
  • Laden Vier, eine Kette, sortiert nach Schuhgattungen. Manche Schuhe waren bis 41 vorhanden, manche bis 43, ich musste mich jeweils tief bücken, um das herauszufinden, mein Laptoprucksack fiel mir immer in den Nacken. Ich fand einen Schuh, der mir gefiel, fummelte das Papier heraus und zog ihn an; in Sichtweite vor dem Spiegel stand eine Verkäuferin. Ich ging zum Spiegel, um mich zu betrachten. Die Verkäuferin stand im Weg. Ich sagte: „Entschuldigung, könnten Sie mal kurz …“, und sie ging zur Seite, blieb aber ansonsten möbelartig. Vielleicht hätte ich mir unter anderen Umständen den zweiten Schuh geben lassen, aber so richtig schön war er nicht; ich hatte jetzt auch keine Lust mehr.
  • Laden Fünf, ein großes Warenhaus, Schuhe in der zweiten Etage, Sortierung nach Marken und innerhalb der Marken nach Schuhgattungen. Tolle Mokassins, allerdings nur in Pink, Gelb und Hellbraun. Wären sie in Schwarz da gewesen, hätte ich sie sofort gekauft. Ab nach Hause.

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Gelesen | Sven fährt mit dem Rad zur Arbeit und ihm fallen Dinge auf.

Gelesen | Gerhard Polt schildkrötet herum und sinnlost vor sich hin.

Donnerstag, 9. Mai

9. 05. 2019  •  3 Kommentare

Arbeit | Heute morgen Telefontermin mit einem potentiellen Kunden. Heute Nachmittag persönlicher Termin mit einem nun nicht mehr potentiellen, sondern tatsächlichen Kunden.

Große Freude! Ich bin im Spätsommer als Keynote Speakerin in Berlin. Mehr beizeiten.

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Mittagessen mit der Lektorin | Zwischen Telefontermin und Kundengespräch aß ich mit meiner Lektorin zu Mittag. Ich lief vom Mehringdamm zur Stadtmitte nördlich des Checkpoint Charlie und fuhr von dort aus zu Suhrkamp. Der Verlag liegt in Prenzlauer Berg.

Meine Lektorin hatte in den vergangenen Wochen den ersten Teil des Romans – das Buch wird sich in drei Teile gliedern – grob lektoriert und mir per Mail Feedback gegeben. Unterm Strich sehr gutes Feedback; natürlich gibt’s Dinge zu verbessern. Das war allerdings genau die Rückmeldung, die ich mir erhofft und gewünscht hatte.

Da ich in Berlin bin, konnten wir uns mal persönlich treffen; das geht ja nur selten.

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Blümchen | Heute legte ich zehn Kilometer zu Fuß zurück – nicht nur den Hinweg in Richtung Suhrkamp: Nach dem Mittagessen ging ich die Schönhauser Allee hinunter bis zum Hackeschen Markt.

Ich steige nicht gerne mit der U-Bahn um; das Gedrängel, das Rumgeschiebe, treppauf, treppauf, und das nur für zwei Stationen – das erscheint mir unnütz. Also laufe ich oft bis zum Umsteigepunkt und steige dann direkt in die Zielbahn.

Auf einem meiner Wege traf ich dieses Blumenbeet und freute mich.

Kleines Blumenbeet an einem Straßenbaum

Das anliegende asiatische Restaurant pflegt das Kleinod.

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Montepulciano | Nach dem Kundentermin war es Abend und ich hatte Hunger. Ich fuhr zurück in Richtung Hotel und kehrte in die Pizzeria in der Nähe ein, aß eine Pizza und trank ein Glas Montepulciano dazu, ein trockener, dunkler und voller Rotwein aus den Abbruzzen, dem in Deutschland – wenn Sie mich fragen – zu wenig Aufmerksamkeit zuteil wird; deutsche Weinhändler haben meist nur eine, vielleicht mal zwei Sorten da.

Pizza Thunfisch, ein Glas Rotwein und ein Glas Wasser auf rot-weiß-karierter Tischdecke

Ich war so müde – nach einem halben Glas war ich schon hacke. Daran änderte auch das Essen nichts.

Auf dem Heimweg Beschwingtheit.

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Sarotti-Höfe | Das ist übrigens mein Hotel:

Dunkel. Blick auf ein Backsteingebäude mit erleuchteten Industriefenstern. Darin ein Treppenhaus.
Hotelzimmer. Auf 3 Uhr das Ende eines Bettes mit weißem Federbett. Auf 12 Uhr geschlossene, rote Vorhänge. Auf 10 Uhr ein dunkler Schreibtisch, darüber  ein Fernseher.
Blick durch das Treppengeländer nach unten. Auf 12 Uhr eine Tür mit der Aufschrift "Hoteltechnik", Industriecharme.

Ich mag es, wenn ein Hotel Charakter hat.

Heute Abend versuche ich nun zum dritten Mal, die aktuelle Folge des Zeit-Verbrechen-Podcasts zu hören. Sowohl gestern als auch vorgestern bin ich nach fünf Minuten eingeschlafen – was nichts über den Podcast aussagt, sondern nur etwas über meine Fähigkeit, an Ort und Stelle einzuschlafen.

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Gelesen | Die Zeit hat zum Rechtsextremismus in der Polizei recherchiert. Herausgekommen ist ein langes Stück [€], das alles andere als gute Laune macht.

Gelesen | Die New York Times über die „Mental Load“ – die Denk- und Organisationsarbeit in der Elternschaft, die Studien zufolge hauptsächlich bei Frauen liegt.



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