Die Geschehnisse in chronologischer Reihenfolge
Abends im Abklingbecken | Mit dem Bloggen ist es derzeit so: Entweder bin ich unterwegs, in Städten oder in Zügen, oder ich bin zu Hause. Wenn ich zu Hause bin, kann ich mich abends entscheiden, ob ich mich nach einem Tag am Schreibtisch nochmal an den Rechner setze oder ob ich das Haus verlasse und etwas passieren lasse.
Meistens möchte ich lieber etwas erleben, fahre ich ins Freibad, dusche mich eiskalt ab, steige ins Becken und ziehe Bahnen, bis ich ordentlich runtergekühlt bin und mich ausreichend bewegt fühle. Danach lege ich mich auf die Wiese und trockne. Das Trocknen ist eine sehr aktive Sache, man darf diesen Teil des Freibadbesuches nicht unterschätzen. Ich lese und wende mich dabei mehrfach, verliere aber auch nicht die Springer aus den Augen, die auf dem Dreier stehen und Salti und Schrauben ins Becken machen. Ab und an rollt mir ein Ball gegen den Körper oder ein Federball fliegt mir ins Buch; es ist viel zu tun.
Die Geschehnisse in chronologischer Reihenfolge | So kam es, dass ich Ende Mai zum letzten Mal etwas hier ins Kännchencafé schrieb. Um Sie nicht zu sehr zu langweilen, aber doch auch mitzunehmen, fasse ich die Erlebnisse der vergangenen drei Wochen kurz zusammen – mit vereinzelten Abstechern in die ein oder andere Begebenheit.
In der Reihenfolge der Ereignisse war ich erst in einem schönen Garten und habe Waffeln gefrühstückt. Es war Amtsübergabe beim Ladies‘ Circle, der Serviceorgnisation, in der ich sechs Jahre Mitglied war und aus der ich nun altersbedingt ausscheide. Mit 45 Lebensjahren muss man dort die Segel streichen; eine Konstruktion, die ich durchaus gut finde: Die Organisation überaltert nicht, und man kann sich vor dem Ausscheiden überlegen, ob man nochmal Gas geben oder die Sache ausklingen lassen will.

Danach steht man nicht auf der Straße: Es gibt einen Club für alte Schachteln wie mich. Er heißt Agora Club Tangent Club. Dort kann man dann mitmachen bis zum Tod. Ich habe mich beworben.
Zwei Tage später fuhr ich nach Duisburg und gab ein Seminar: Moderation für Fortgeschrittene. Qua Amtes war ich für kurze Zeit im Besitz des Keksschrankschlüssels; das gab mir ein sehr gutes Gefühl.

Gemeinsam mit Freunden wanderte ich an Fronleichnam 16 Kilometer durch die Haard. Anschließend grillierten wir. Walk haard, grill haard. Haha.


Am Tag darauf, dem Brückentag, hatte Herr Grönemeyer zu einem Liederabend in die Arena auf Schalke eingeladen. Ein fantastisches Konzert: Mehr als 3,5 Stunden Programm ohne Pause – ich hatte den Eindruck, dass Herbert nicht aufhören und das Publikum ihn auch nicht gehen lassen wollte. Es war das letzte Konzert der Tour.

ZDF und 3sat haben das Konzert aufgenommen; in ein paar Wochen können Sie es im Fernsehen anschauen. Eine wirklich großartige Stimmung.
Herr Grönemeyers Singfreude zog allerdings Schwierigkeiten nach sich: Wir kamen nicht mehr nach Hause. 50.000 Menschen verließen gegen 23:30 Uhr gleichzeitig das Stadion, ein Teil von ihnen in Richtung Stadtbahn, die heillos überfordert war, die Menschen zum Gelsenkirchener Hauptbahnhof zu bringen. Wir kamen nicht einmal auf den Bahnsteig. Während wir mit hunderten anderen auf einer Brücke standen, und es weder vor noch zurück ging, erfuhren wir, dass die Deutsche Bahn mit Beginn des Konzerts auch Bauarbeiten begonnen hatte und wir – außer mit irgendeinem nächtlichen Schienenersatzverkehr – gar nicht zurück nach Haltern kommen würden. Wir schlugen uns daraufhin nach Gelsenkirchen-Buer durch.Von dort hätte es noch einen Nachtbus nach Recklinghausen gegeben, von Recklinghausen aus wären wir wiederum nach Hause nach Haltern gekommen. Doch einer Dame wurde schwummrig, die Rettung kam, der Weg nach Buer war blockiert, und wir verpassten den letzten Bus. Am Ende fuhren wir für 70 Euro mit dem Taxi heim.
Am Tag nach dem Grönemeyer-Konzert feierten wir dann Kindergeburtstag: Jungs, Muffins, Freibad, Filmabend, Pizza, Übernachtungsparty. Ich denke, dass Sie mit diesen Stichpunkten eine ziemlich realistische Vorstellung der Veranstaltung haben.
Am Mittag nach der Übernachtungsparty fuhr ich nach Duisburg, wohnte dem Rhein-Ruhr-Marathon bei und feuerte an. Es war heiß, und es bleibt festzuhalten, dass ein Marathon nicht nur für die Athleten, sondern auch für die Zuschauer eine langwierige Angelegenheit ist, insbesondere wenn der zu beklatschende Athlet ein wenig …. uhm … später ins Ziel kommt. Zum Glück gibt es überall im Ruhrgebiet Büdchen.

Die Sicht des Athleten können Sie hier nachlesen.
Am Morgen nach dem Marathon fuhr ich nach Berlin, traf nette Menschen und lernte, Kanban-Systeme zu entwerfen. Kanban ist eine Methodik, um Arbeit so zu steuern, dass sie fließt – also dass Aufgaben ohne Unterbrechungen erledigt werden und ohne, dass sie sich an Schnittstellen stauen. Das wird insbesondere dann spannend, wenn es unterschiedliche Arten von Aufgaben gibt, sowohl was den Inhalt der Tätigkeit angeht als auch ihre Dringlichkeit. Wir simulierten das Ganze an einer Art Brettspiel und übertrugen bestimmte Werte in Charts, die wir wiederum nutzten, um zu steuern, wie viele Leute welcher Qualifikation wir wo brauchen und welche Arbeit als nächstes erledigt werden kann. Ich kannte die Methodik schon vorher, allerdings noch nicht in dieser Tiefe und nicht mit den Messmethodiken. Insofern hat sich die Weiterbildung gelohnt.
In Berlin aß ich Dinge, die ich hier in der Kleinstadt nicht bekomme: Sommerrollen und Reisnudelsalat, ukranischen Borschtsch und Wareniki mit Kartoffelfüllung. Das ist das Unerfreuliche an dem Umzug in die Kleinstadt: Die kulinarische Vielfalt ist äußerst überschaubar, es gibt im Wesentlichen deutsches und italienisches Essen. Jede halbwegs solide Lokalität, die etwas Kreativeres anbietet, würde hier überrannt. Kommen Sie also gerne nach Haltern am See und füllen Sie diese Lücke im Markt.
Ich besuchte das Kulturkaufhaus Dussmann, erwarb Gitarrennoten und freute mich, dass mein Buch im Regal stand. Außerdem besuchte ich den Birkenstock-Laden an der Friedrichstraße mit der Erwartung: Dort haben sie alles, was das internationale Publikum kaufen will, ein Showroom, ich suche mir etwas aus und kaufe die Schlappen, die ich brauche. Das war leider nicht Fall: Die Auswahl an Farben, Formen und Größen war überschaubar, der Laden vollgestopft mit Kartons, das Verkauspersonal mürrisch. So fuhr ich nach Hause und kaufte online.






Kaum aus Berlin zurück, genauer gesagt am darauffolgenden Tag, reiste ich weiter nach Olpe: Die Weiterbildungsagentur Beyer und Wilmer, für die ich gelegentlich arbeite, hatte zu einem Trainiertreffen eingeladen. 48 Trainerinnen und Trainer aus ganz Deutschland kamen nach Olpe-Sondern in ein Wellnesshotel. Wir wurden verköstigt, durften zusehen, wie die Köche bei Ommi Kese unser Abendessen zauberten, und am nächsten Tag gab es Methodik und Wissen – zum Beispiel Ideen, wie ChatGPT mir das berufliche Leben erleichtern kann. Das war spannend, und ich war ganz ergriffen angesichts dieser Großzügigkeit.




Anlässlich all dieser Geschehnisse fuhr ich viel Zug, weitgehend ereignislos. Bis auf kleine Verspätungen waren die Verbindungen pünktlich, die Klimaanlagen funktionierten, die Toiletten waren geöffnet und sauber, und es gab etwas zu trinken. Nur die Rückfahrt aus Olpe war quasi unmöglich: Den Hinweg legte ich komfortabel mit dem IC Münster – Frankfurt und einer Regionalbahn zurück; der IC fuhr aber nicht, als ich den Rückweg antreten wollte, warum auch immer. Die Alternative war abenteuerlich: von Olpe nach Finnentrop, dann von Finnentrop nach Letmathe, von Letmathe nach Iserlohn, von Hagen nach Dortmund, von Dortmund nach Wanne-Eickel, von Wanne-Eickel nach Haltern. Ich hätte das auch alles so gemacht, hätte es nicht einerseits eine Weichenstörung auf der Strecke gegeben und andererseits einen Personalausfall. Ein freundlicher Kollege, Sprechtrainer, nahm mich bis nach Schwerte mit. Von dort aus kam ich dann gut weg.
Wenn ich das jetzt so zusammenfasse, fällt mir auf, dass ich ganz schön viele Dinge erlebt habe.
Bemerknis | Ich bin ja nun Laie, was die Verkehrsberuhigung der Berliner Friedrichstraße angeht. Aber ich muss sagen: Sie gefällt mir außerordentlich gut. Während sich andernorts die Menschen aufs Trottoir quetschen – die einen wollen nach Osten, die anderen nach Westen, man weicht sich aus und rempelt sich doch an -, läuft es sich auf der gesperrten Friedrichstraße wunderbar. Es ist Platz fürs Flanieren und für Gedanken, fürs Hinsetzen und Ausruhen, fürs Kaffeetrinken und Eisessen.
Unter den Linden beginnt jedoch plötzlich wieder der Lärm, ein matt lackierter Mercedes lässt den Motor aufheulen, die Menschen weichen zurück auf die Bürgersteige und laufen sich dort wieder über die Haufen. Das sollte so nicht sein.
Serviceblog Gestank | Über mehrere Tage entwickelte sich in unserer Küche ein immer penetranterer Gestank. Eine undefinierbare Wolke waberte durch den Raum, war mal hier und mal dort. Erst roch sie käsig, als ich aus Olpe wiederkam immer unerträglicher nach Kotze. Der Reiseleiter und ich schnupperten in Schränke hinein, rückten Möbel ab, legten uns auf die Erde, guckten unter Schränke, rochen an den Dielen und räumten den Kühlschrank aus, ohne etwas zu finden. Dann kamen wir drauf: Vor einiger Zeit war im Kühlschrank eine Milchpackung ausgelaufen. Die Milch hatte sich auf dem Weg durch den Kondenswasserablauf hinein in die Abtropfschale des Kühlschranks gemacht und wurde durch das Wetter und den Kompressor unerbittlich erwärmt.
Wir schraubten die Rückseite des Kühlschranks ab, fanden die Abtropfschale, operierten sie heraus und hatten die Quelle des Gestanks in der Hand. Falls Sie also irgendwann mal eine wabernde Käse-Kotze-Wolke in der Küche haben: Denken Sie an diesen Blogbeitrag.
Serviceblog Fahrradergonomie | Vor knapp zwei Jahren war ich bei Juliane und ließ mein Fahrrad umbauen. Das war eine super Sache: Ich habe seither keine Rückenschmerzen mehr nach langen Touren, und die Kraftübertragung ist super. Ein Beschwernis gibt es allerdings und es bereitet mir zunehmend Schmwerzen: das Sitzen. Allerdings tut mir mitnichten der Hintern weh, sondern die Weichteile vorne: Ich reite auf meiner Klitoris. Das ist nicht annähernd so freudvoll, wie Sie sich das vorstellen.
(Ich habe überlegt, ob ich das hier so deutlich und intim schreibe, aber es gibt zig Fachbeiträge und Foren, die Männerprobleme beim Radfahren besprechen – jedoch nur wenige, die sich mit Frauenfragen beschäftigen. Man muss die Dinge beim Namen nennen, sonst ändern sie sich nicht.)

Achtzig Kilometer Druck und Reibung auf einer Stelle zu ertragen, an der 10.000 Nervenenden zusammenfinden und die 50-mal sensibler ist als die männliche Eichel, ist extrem unerfreulich. Da hilft auch die beste Radfahrhose nichts, zumal die Polsterung in diesen Hosen für dieses Problem zu weit hinten ist.
Ich probiere nun herum, was hilft. Als erste Maßnahme habe ich den Lenker leicht erhöht. Damit ist mein Oberkörper aufgerichteter und mein Becken weniger nach vorne gekippt. Auf den ersten Metern wirkt das ganz gut. Mal sehen, wie es sich auf der Langstrecke anfühlt.
Meerschwein-Insight | Den Schweinen ist es warm, aber sie halten sich wacker. Wir haben den Park erweitert. Sie nutzen ihn ausgiebig und werden immer zutraulicher. Die Gang beim abendlichen Flanieren:

Das Leben der Schweine ist deutlich aufregender geworden: Der Ahornbaum, der über ihrem Stall steht und Schatten spendet, leidet unter der Trockenheit. Er verliert Blätter. Immer, wenn ein Blatt herunterfällt und es im Gehege landet, rennen die Schweine hin und fressen es mit Wonne. Landet es hingegen außerhalb des Geheges, stehen sie leidend am Gitter und schmachten es an. Glück und Unglück liegen hier nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, und jedes Mal, wenn sich ein Blatt hernieder senkt, kommt Spannung auf.




Gelesen | Niemand fliegt hier in den Urlaub
Gelesen | Frau Novemberregen erklärt den Kapitalmarkt: Das dunkle Herz des Kapitalismus – Teil I, Teil II und Teil III.
Gelesen | 22 Bahnen von Caroline Wahl ist die Geschichte von Tilda, die in einer Kleinstadt wohnt und in einer Großstadt studiert. Sie zieht dort nicht hin, weil ihre Mutter Alkoholikerin ist und sie auf ihre kleine Schwester aufpassen muss. Das Buch erzählt die Geschichte der Selbstermächtigung der beiden Schwestern, wie man mit einer suchtkranken, allerinerziehenden Mutter klar kommt und wie verstrickt doch alles ist. Denn als Leserin möchte man hier zurufen: Such dir Hilfe! Warum suchst du dir keine Hilfe?! Gute Lektüre.
Garten | Während ich auf Reisen war, hat sich die Biomasse im Garten vervielfacht.




Und sonst | Ein Video, wie man die Rollwende beim Schwimmen lernt. Ich poste das hier für mich, damit ich den Link wiederfinde und das irgendwann üben kann.