Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Skandinavische Nacht, Reiseplanungen, Kulinarisches und Gartendinge

9. 8. 2023 8 Kommentare Aus der Kategorie »Tagebuchbloggen«

Broterwerb | Es ist viel Bewegung in den Arbeitstagen. Beratung für Kunden, digital und von zuhause aus. Vorbereitung auf einen zweitägigen Teamworkshop, der nächste Woche in NRW stattfindet, und auf den Teamday einer Abteilung, für den ich Ende des Monats nach Schleswig-Holstein fahren werde. Ich moderierte eine Führungskräftetagung, führte einige Presales-Gespräche und schrieb Konzepte für 2024. Dazu die übliche Buchhaltung, die ich immer zum Monatsbeginn mache, gemeinsam mit der Umsatzsteuervoranmeldung.

Die Steuerklärungen 2022, Einkommens- und Umsatzssteuer, sind erledigt und raus, nachdem der Dachdecker mir nochmal die im Umzug verloren gegangene Rechnung fürs Gewächshaus zugesandt hat. Die Umatzsteuererklärung hat das Finanzamt auch schon bearbeitet. Es beeindruckt mich immer wieder aufs Neue, mit welcher Rasanz das Finanzamt bei Umsatzsteuerthemen reagiert, insbesondere wenn es Geld bekommt.

In nächster Zeit stehen wieder einige Reisen an. Ich habe mich also hingesetzt, mein Reisebürogesicht aufgsetzt und Hotels und Bahnfahrtkarten gebucht. Zum Thema, Bahnfahren sei fürchterlich teuer:

  • Haltern am See (Münsterland) nach Chemnitz (Sachsen) in der 1. Klasse: 50,50 Euro
  • Haltern am See (Münsterland) nach Rendsburg (Schleswig-Holstein) in der 1. Klasse: 41,80 Euro
  • Rendsburg (Schleswig-Holstein) nach Haltern am See (Münsterland) in der 1. Klasse: 40,30 Euro
  • Haltern am See (Münsterland) nach Berlin in der 1. Klasse: 29,80 Euro

Alle Preise inklusive Sitzplatzreservierung in den Fernzügen. Hinzu kommen das Deutschlandticket, mit dem ich die Regionalfahrten in den Strecken abdecke und das mich einmalig 49 Euro pro Monat kostet, und die Bahncard 25, die mich im Monat zehn Euro kostet.

Hotelvorfreude: In Sachsen hatte partout ein Vier-Sterne-Wasserschloss das beste Preis-Leistungsverhältnis, so dass ich dort zwangsläufig residieren muss. Hilft ja nichts.


Karibisch kühl | Das Freibad veranstaltete eine Karibische Nacht: Schwimmen bis Mitternacht, Cocktails und Livemusik. Allerdings war es mehr eine Skandinavische Nacht: Bis 20 Uhr regnete es in Strömen, der Wind bog Büsche und Bäume. Dann klarte es auf, und Menschen in Hawaiihemden, Outddorjacken und Trekkingschuhen wanderten durchs Dorf zum Freibad. Der aufgeschüttete Sand war schwer und nass, die „Hey, Makkarena“-Musik wirkte leicht ironisch, aber immerhin blieb ein Wacken-Szenario aus. Man hatte Zelte aufgestellt, der Rasen war weiterhin Rasen.

Die Cocktailbar tat alles für die Stimmung, erfolgreich: Nach nur einem Tequila Sunrise konnte ich den Kopf nicht mehr drehen, ohne dass die Welt sich mitdrehte. Gegen 22:30 Uhr setzte sich vor der Bühne der erste Polonaise-Zug in Gang. Eine Maschine pustete Seifenblasen in die Nacht. Der Rasta-bezopfte Sänger ließ die Hüften kreisen. Blumenketten wirbelten durch die Luft. Die Menge grölte Spanisches.

Wer nicht tanzte, saß auf einer Bierbank, die Fleccejacke bis zum Kinn gezogen, und aß Gegrilltes. Im Schwimmbecken tapfere Kinder; dank der Dunkelheit sahen wir ihre blauen Lippen nicht. Ich bereute kurz, dass ich keinen Badeanzug mitgebracht hatte. Die Stimmung wäre es wert gewesen.

Freibad in der Nacht. Vereinzelt schwimmnen Kinder. Scheinwerfer sind aufgestellt.

Auf dem Weg nach Hause standen wir an der Dorfschranke. „Schon nach Hause?“, fragten Radfahrer den Mann neben uns. „Die Kälte, der Alkohol“, antwortete er. Breitbeinig stand er auf schwankendem Untergrund. „Bin feddich für heute.“


Danke! | Herzlichen Dank an N.D. und B.M. für die Zuwendung in die Kaffeekasse. Ich werde sie in Bücher investieren, darunter vermutlich Die Architektin von Till Raether.


Kulinarik | Ich wurde mit Flammlachs bewirtet. Was ein Luxus! Alles. Und meine Güte: So lecker!

Gedeckter Tisch mit Flammlachs, Dips, Pasten, Käse, Salat und Rotwein

Gelesen | Lea Ypi: Frei, aus dem Englischen übersetzt von Eva Bonné. Lea Ypi erzählt in diesem autobiographischen Roman von ihrer Jugend in Albanien, 1989 der letzte stalinistische Außenposten in Europa. Der Kommunismus hat den Platz der Religion übernommen, es herrscht Mangelwirtschaft, Schule und Alltag sind überfrachtet mit Ideologie. Doch Lea, heute Professorin für Politische Theorie an der London School of Economics, fühlt Geborgenheit. Die Welt ist klein, die Dinge sind geregelt. Alles ändert sich, als in Berlin die Mauer fällt und in Tirana die Statue des Didaktors Enver Hoxha vom Sockel kippt. Ich habe das Buch gern gelesen. Mit Albanien habe ich mich nie zuvor beschäftigt; ein guter Anlass. Hier und da hat die Erzählung einige Längen, und ich hatte Schwierigkeiten, mir die Personen zu merken. Aber der Einblick in die Familie und ihren Umgang mit der Didaktur und später der Freiheit ist prima.

Gehört | Daniel Glattauer: Die spürst du nicht, Hörbuch, gesprochen von Tessa Mittelstaedt und Steffen Groth. Die Familie Binder und die Familie Strobl-Marinek gönnt sich einen exklusiven Urlaub in der Toskana. Man residiert in einer Villa mit Pool, es manbgelt an nichts. Tochter Sophie Luise, 14, nimmt ihre Schulfreundin Aayana mit, ein Flüchtlingskind aus Somalia. Kaum hat man sich mit Prosecco und Antipasti in Ferienlaune gechillt, kommt es zur Katastrophe: Ayana ertrinkt. Was folgt, ist das Sittengemälde einer privilegierten Gesellschaft, sind Selbstbetrug und ein subtiles Entgleiten von Kontrolle. Absolute Leseempfehlung, grandios komponiert.

Gelesen | Agatha Christie: Ruhe unsanft – Miss Marples letzter Fall. Ein Buch aus dem Bücherschrank im Dorf, Oldie but Goldie. Gelesen an einem Augustsonntag mit Wolldecke auf dem Sofa, draußen stürmischer Dauerregen. Wunderbar trutschig, mit hölzernem Figuren, aber doch so spannend, dass ich wissen wollte, wie es ausgeht. Vor meinem inneren Auge fand es als Aufführung im Dorftheater statt.

Geguckt | Hijack, Miniserie mit Idris Elba auf AppleTV+. In Echtzeit von sieben Folgen wird die Reise eines entführten Flugzeugs erzählt. Am Anfang ist völlig unklar, wer die Entführer sind und was sie wollen. Die komplette Auflösung kommt auch erst in der letzten Folge. Viele Wendungen, gute Cliffhanger, gerne geschaut.


Garten | Der Garten ist nass, sehr nass. Die Blumen finden das durchaus okay, und auch dem Gemüse macht es nicht. Die Tomaten reifen auch ohne Sonne, der Mangold wächst wie Unkraut, die ersten Möhren sind gar, und in den Disteln brummen die Insekten.

Die Tomatenernte ist üppig. Ich habe Soßensuppe gekocht. Das Ergebnis ist sowohl als Soße als auch als Suppe verwendbar. Wir aßen drei Tage davon.

Rezept: So viele Tomaten, wie man hat, dazu Zwiebeln, Knoblauch, Olivenöl und Kräuter, Salz. Zwiebeln und Knoblauch klein schneiden und in Olivenöl andünsten. Danach die gewürfelten Tomaten zugeben. Alles etwas schmoren lassen. Dann die Tomaten mit einem Pürierstab zerkleinern, mit Salz, frischen Kräutern oder einer Kräutermischung abschmecken und so lange köcheln lassen, bis die Mischung etwas einreduziert ist. Auf zehn große Tomaten habe ich zwei kleine Zwiebeln und zwei Knoblauchzehen genommen.

Außerdem erntete ich Kohlrabi und machte Kohlrabischnitzel.


Zur geneigten Betrachtung | Napflix, die Plattform für einschläfernde Videos (via Herr Buddenbohm)


Schwein des Tages | Der Dicke wartet darauf, dass es aufhört zu regnen. Und dass es Futter gibt. Auf Futter wartet er immer. Auch wenn Futter da ist. Dann wartet er auf Futter, das noch leckerer sein könnte.

Meerschwein unter eine Treppe, versonnen in die Ferne glotzend

Die Sache ist allerdings: Er hat eine etwas lange Leitung. Eigentlich hat er durchgehend Edge-Empfang. Dafür ist er der Duldsamste aller Schweine. Eine Art Forrest Gump unter den Meerschweinen. Ich würde deshalb auch nicht sagen, dass er dumm ist, denn dumm ist nur, wer Dummes tut. Und der Dicke tut die meiste Zeit nichts.


Und sonst | Die Drosselkinder sind ausgeflogen, schon vor mehr als einer Woche. Ich habe sie nicht wieder gesehen. Ich hoffe, es geht ihnen gut.

Leeres Nest im Schuppen
Kommentare

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  1. Sigrid Göthel sagt:

    Das Wasserschloss klingt nach Klaffenbach und hätte demzufolge auch einen ÖPNV-Anschluss. Wann sind sie denn in Sachsen?

    1. Vanessa sagt:

      In der letzten Septemberwoche. Und ja, genau: Klaffenbach. Super zu erreichen, wenn man vom Chemnitzer Hauptbahnhof kommt und an der TU zu tun hat.

  2. Christian sagt:

    : Es beeindruckt mich immer wieder aufs Neue, mit welcher Rasanz das
    : Finanzamt bei Umsatzsteuerthemen reagiert, insbesondere wenn es Geld bekommt.

    Ich kann aus der Erfahrung nach einer kürzlich getätigten größeren Anschaffung ergänzen, dass dieses Tempo sofort rapide nachlässt und durch verschiedene Rückfragerunden noch weiter abgebremst wird, wenn es Geld bezahlen soll.

  3. Jezebel Decibel sagt:

    Zu den Steuerthemen kann ich beitragen, dass es maschinelle Plausiprüfungen gibt. Da die USt generell unter dem Vorbehalt der Nachprüfung steht (d.h. jederzeit änderbar ist), geht relativ viel einfach maschinell so durch wie erklärt. Erst wenn die Prüfungen etwas ungewöhnliches entdecken (z.B. größere Ausgaben als sonst), muss ein Mensch drüberschauen und dann kann es dauern und mühsam werden – je nach Bearbeiter.
    Bei der ESt kann man als „ganz normaler“ Arbeitnehmer ohne größere Auffälligkeiten ebenfalls ein Autofall werden, bei dem nie ein Bearbeiter reinschaut. Als Selbstständige oder gewerblich Tätige ist das wenig wahrscheinlich.

    1. Vanessa sagt:

      Interessant – und logisch. Solange bestimmte Schwellwerte nicht überschritten sind und die Erklärung in sich plausibel ist, braucht da niemand draufgucken.

  4. heidierdbeer sagt:

    Sind die 10€/Monat für die BahnCard 1. Klasse?

    1. Vanessa sagt:

      Ja, genau. Die Bahncard25 1. Klasse kostet 121 Euro im Jahr.

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