Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Samson, ein tanzendes Orchester, ein Wolkenbruch und Zug reisende Kreuzfahrer

28. 6. 2023 6 Kommentare Aus der Kategorie »Expeditionen«

Expedition nach Hamburg | Das erste Mal Elbphilharmonie, und es war super – um das gleich vorwegzunehmen. Ich meine, schauen Sie sich dieses Gebäude an!

Elbphilharmonie - großer Saal

Sehr beeindruckend.

Wir hörten das Baltic Sea Philharmonic Orchestra, das auf seiner Website mit dem Slogan wirbt: „A New Dimension in Concert Experience“ – und ja, das kann man so sagen. Die Musiker und Musikerinnen spielen ohne Noten. Sie sitzen nicht, sondern stehen (es sei denn, dass Instrument erfordert einen Stuhl). Sie laufen während des Musizierens umher. Der Dirigent hat keinen Taktstock, sondern schlägt ein Tamburin. Dudelsack und Maultrommel sind zentrale Instrumente. Die Klänge sind ethnisch. Neben Sibelius und Strawinski spielte das Orchester Selbstkomponiertes. Die Musik fließt. Es gibt keine Pause, die Stücke gehen ineinander über. Eine Erfahrung von „interessant“ über „oh, wow!“ bis „äh … seltsam.“ Am Ende tanzte der ganze Saal, der Dirigent lief ins Publikum und holte Menschen auf die Bühne. Ich war ein bisschen froh, oben auf dem Rang zu sitzen.

Das Gebäude und die Aussicht:

Auf dem Heimweg goss es aus Kübeln. Wir bekamen richtig die Hucke voll, die Kleidung klebte uns an den Körpern, der Regen lief uns den Rücken hinunter, in die Unterhose hinein, die Schuhe standen komplett unter Wasser. Vielleicht der Wolkenbruch, von dem Herr Buddenbohm berichtet; allerdings sprangen wir nicht, wir rannten auch nicht, wir gingen einfach durch diese herbfallenden Wassermassen; es war ein Regen, bei dem nach fünfzehn Sekunden schon alles egal ist.


Der, die, das | Bevor wir wieder abreisten, besuchten wir die Sesamstraßen-Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe. Dort sahen wir die Sesamstraßen-Puppen – alte und neue -, betraten Kulisse und lernten, wie die Geschichten und die Puppen entstehen, we sie gespielt werden und welche Idee hinter den Figuren steckt.

Ernie war leider nicht zuhause, sondern musste arbeiten.


Kreuzfahrt nach Hause | Auf dem Heimweg, also dem Weg von Hamburg nach Haltern, trafen wir am Bahnhof viele Mitreisende. Sehr viele. Unter ihnen: Kreuzfahrer. Man erkennt Kreuzfahrer, so lernte ich, an taillenhohen Hartschalenkoffern, sportivem Chic mit kräftigen Farbakzenten und dem Geruch der Verunsicherung, der sie umweht, während sie den einfahrenden Zug beobachten.

Die Koffer sind monumental. Es passt problemlos eine erwachsene Leiche hinein, unzerstückelt, nur leidlich gefaltet. Es sind Hartschalensärge mit Outfits fürs Captain’s Dinner und den Landausflug auf dem Quad, die wattierte Weste neben den Sportschuhen fürs Fitnessstudio, die Badeschlappen unter dem leichten Wollpullover zum Über-die-Schulter-legen, die Ärmel vor dem Brust im Sylter Schlupp verschlungen. Die Kreuzfahrer schieben ihre Hartschalensärge durch den Gang des Zuges, treffen auf entgegenkommende Kreuzfahrer mit Hartschalensärgen und stecken fest. Zwei Koffer passen nicht aneinander vorbei, sind aber auch zu schwer, um sie übereinander zu heben. Es geht nicht vor und nicht zurück. „Wir kommen aus Spitzbergen.“ – „Wir aus dem Mittelmeer.“ Man macht sich bekannt. Man ist verschwitzt.

Wir werden alle noch verschwitzter, als südlich von Hamburg die Klimaanlage ausfällt. Die Metalllkiste erwärmt sich auf dreißig Grad, vielleicht auch nur achtundzwanzig, das Hirn wird jedenfalls ganz weich. Der Zugbegleiter murmelt etwas von „Letzte Woche kollabierte mir eine Schulklasse“ und fummelt an einer Art Sicherugskasten herum, vergeblich. Der Waggon steht vor der Evakuierung, aber dann geht es doch irgendwie. Man stellt fest, dass die Passagiere immerhin ausreichend Sauerstoff haben.

Zwischen Bremen und Osnabrück evakuiere ich mich in den Nachbarwaggon vors Klo. Es fühlt sich an wie ein Umzug ans Nordkap, so kühl ist es im Vergleich zum kochenden Heimatwaggon. „Als ich letztes Jahr Zug fuhr, hatten wir eine Stunde Verspätung“, sagt ein Kreuzfahrer, der pinkeln muss, „und jetzt das.“ Und jetzt das.


Fahrrad-Ergonomie | Am Sonntag unternehmen wir eine Fahrradtour. 74 Kilometer von Haltern zum Dorfpark Osterwick und zurück. Bekannte hatten zu einem Sommerfest eingeladen. Wir brachten Brot und Obst mit und reisten deshalb mit ein wenig Gepäck.

Die erhöhte Lenkerposition half: Der Schritt trat nicht so weh wie sonst, der Druck ist nun wieder hinten. Das ist immer noch nicht optimal, aber auf jeden Fall schonmal besser.

Fahrrad vor einem Feld. Die Sonne steht schon tief.

Während Hinfahrt und Ankunft trank ich drei Liter. Es war mehr als dreißig Grad warm. Die Hitze flirrte über den Feldern. Solange ich zügig fuhr, ging es; der Fahrtwind war zwar heiß, aber half. Bei den Anstiegen rund um den Coesfelder Berg brezelte die Sonne allerdings gehörig.


Schweine-Insight | Neues Feature: Mittagessen steht nun immer mit den Pfoten auf dem Rand des Fressnapfes und wippt mit dem Kopf, wenn sie andeuten möchte, dass es (dringend!) Zeit wird nachzufüllen.

Zwei Meerschweine, eins steckt neugierig den Kopf aus dem Häuschen

Kommentare

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    1. Vanessa sagt:

      Danke für den Tipp! Werde ich mir im Urlaub anschauen.

  1. Alexandra sagt:

    Ich habe mir dieses Gebäude angeschaut. Ohne in ein Konzert zu gehen, eine reine reine, sehr ausgiebige Besichtigung also.

    I fell in love. Instantly, wie meine Kinder sagen täten. Hamburg besuchen, das könnt‘ ich mal wieder tun.

    Danke für’s Zeigen!

    1. Vanessa sagt:

      Dass es etwas Besonderes sein muss, das ahnt man ja irgendwie. Aber es ist wirklich ein Meisterwerk.

  2. Frau Irgendwas ist immer sagt:

    Oh ja die Kreuzfahrer. Auch wir stürzten uns letztes Jahr in dieses Abenteuer … stilgerechte An- und Abreise mit dem Flixbus und als Aufbewahrungsort für Kleidung uä den Seesack der Bundesmarine, den großen … außerdem eine Fototasche, hier wird digital fotografiert, so ganz ohne Handy.
    1 Woche Norwegen war toll – Kreuzfahrt nie wieder.

    1. Vanessa sagt:

      Kreuzfahrt ist auf vielen Ebenen nicht meine Art zu reisen.

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