Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Sie betreten den Marktplatz sehr langsam.

Ich sitze im Café und frühstücke, als sie von rechts in mein Blickfeld kommen. Er schiebt, über einen Rollator gebeugt, vorwärts. Sie, an seiner Seite, hat sich bei ihm untergehakt, ihre Hand ruht auf seinem Oberarm.

Es ist Markttag. Sie lächeln sich zu. Er hält inne, bedeutet ihr, stehenzubleiben. Dann geht er fünf wacklige Schritten in Richtung des Bäckerwagens, greift in seine Hosentasche und holt eine Kompaktkamera hervor.

Sie fährt sich durchs graue Haar. Dann legt sie die rechte Hand auf den Rollator, die linke stützt sie in die Hüfte. Sie winkelt ein Bein etwas an, die Fußspitze auf dem Kopfsteinpflaster. Sie trägt ein Kleid, türkis mit bunten Blumen. Sie schiebt ihre Hüfte vor, zieht die Schulterblätter zurück. Er hält die Kamera hoch, es blitzt.

Beide nicken sich zu. Er kehrt zum Rollator zurück und gibt ihr einen Kuss. Dann gehen sie weiter.

Dortmund/Wellington. (nessy) Bislang galten Männergrippe und Männerschnupfen als nicht heilbar. Zwar erholen sich Betroffene bei guter Pflege von den körperlichen Gebrechen, seelisch bleibt jedoch nach jeder Infektion eine Narbe. Jetzt wurde ein bislang unbekanntes Medikament gegen die tückische Krankheit entdeckt – fernab von Europa.

Bonbonpackung "Man Flu"

Das Produkt „Man Flu“ des neuseeländischen Fabrikanten „Quick Fix Rock Candy“. Foto: VG/DNK

 

Die oral einzunehmende Medizin stammt von der pharmazeutischen Firma „Quick Fix Rock Candy“ und trägt den sprechenden Namen „Man Flu“, deutsch: Männergrippe. Ein Informant aus der Schweiz hat der „Draußen nur Kännchen“-Redaktion den Sensationsfund am 9. Juni zugespielt. Er hat die Packung in Neuseeland gesichtet und sichergestellt.

Superinfektiöse Virile Influenza (SVI), wie die Männergrippe im Fachjargon heißt, zeichnet sich dadurch aus, dass Erkältungssymptome in besonders starkem Ausmaß auftreten. Die Erkrankung geht mit Befindlichkeitsstörungen und depressiven Verstimmungen einher. Nicht selten äußern Patienten den Wunsch, sterben zu wollen.

Über den Hersteller von „Man Flu“ ist zurzeit nichts Näheres bekannt. Bei dem Produkt handelt es sich nach erster Inaugenscheinnahme um murmelgroße Dragées. Der Wirkmechanismus ist noch unbekannt.

„Quick Fix“ wirbt auf der Packung mit dem Slogan „Take one a day and you will be on your way“, frei übersetzt: „Eins am Tag, und es geht dir bald besser.“ Bestandteile der neu entdeckten Medizin sind Zitrone und der in Europa weitgehend unbekannte Manuka-Honig.

Besonders auf letzterem liegt nun das Augenmerk der Forschung. Der Manuka-Baum, auch bekannt als „Südseemyrthe“ ist in bergigen Regionen Neuseelands und des südlichen Australiens beheimatet. Er ist mit dem australischen Teebaum verwandt. Maori, die indigene Bevölkerung Neuseelands, verwenden Teile der Südseemyrthe seit jeher bei Magen-Darmbeschwerden, Erkrankungen der Blase, Hautkrankheiten und Erkältungen. Weil es sich bei der SVI um ein weitaus komplexeres Krankheitsbild als eine Erkältung handelt, ging die Wissenschaft bislang davon aus, dass traditionelle Medizin bei der Behandlung unwirksam ist. Bis jetzt konnten die Betroffenen ihre Beschwerden nur durch ausgeprägtes Stöhnen signifikant lindern. Die Forscherinnen und Forscher werden ihre Erkenntnisse nun auf den Prüfstand stellen.

Die „Draußen nur Kännchen“-Redaktion unterstützt die Forschung mit Eigenexperimenten; die Dragées sollen auch prophylaktisch wirken.

Erste Erkenntnisse lesen Sie zu gegebener Zeit hier im Serviceblog.

Sandra möchte wandern, im Berchtesgadener Land. Sie ist noch nicht oft gewandert, weshalb sie Wanderausrüstung benötigt.

Liebe Frau Nessy,

bitte beugen Sie der Armut durch Funktionskleidung vor und klären Sie mich und andere Laienwanderer auf! Das wäre tatsächlich hilfreich, Outdoor-Ausrüster setzen anscheinend ein halbes Leben Wandererfahrung voraus.

Sie möchte also von mir wissen: Was soll ich anziehen? Muss ich all das Funktionszeugs kaufen, das im Laden hängt?

Herr Buddenbohm ignoriert die Thematik, aber das hier ist ja ein Serviceblog. Deshalb habe ich einen kleinen Ratgeber zusammengestellt.

Als freudige und erfahrene Urlaubs-Wanderin antworte ich auf alle Ausrüstungsfragen mit einem entschiedenen „Komm drauf an!“

Meine Tipps von unten nach oben:

Schuhe

Wenn man nur auf geschotterten Spazierwegen läuft, kann man getrost flache Treckingschuhe oder zum Einstieg bequeme Freizeitschuhe tragen.

Aber es geht ja ums Wandern. Ich selbst kraxel auch und mag deshalb Schuhe mit hohem Schaft. Sie müssen aus meiner Sicht drei Eigenschaften haben:

  1. Sie sollten hervorragend passen, auch beim Bergablaufen, wenn man im Schuh nach vorne rutscht. Also lieber etwas länger als kürzer kaufen.
  2. Sie sollten wasserdicht sein. Wer nicht nur auf leichten Wanderwegen läuft, sondern auch mal im Gelände, muss irgendwann durch kleinere Bäche. Außerdem regnet’s auch mal heftiger.
  3. Sie sollten gut durchlüftet sein.

Ich trage lederne Wanderstiefel von Hanvag. Ich fette sie von Zeit zu Zeit ein, stand mit ihnen schon bis zum Knöchel im Wasser und habe nie heiße Füße.

Wanderratgeber: Schuhe

Meine Ausrüstung an den Füßen: lederne Wanderschuhe von Hanvag, gekauft 2004 im Globetrotter in Hamburg, dicke Wandersocken.

 

An guten Schuhen sollte man nicht sparen. Auf die Zeit gerechnet – ich habe meine Schuhe jetzt seit elf Jahren und sie sind immer noch gut -, sind teure Schuhe außerdem gar nicht teuer.

Wenn die Füße weh tun, ist die ganze Wanderei sowieso für die Tonne.

Socken

Beware of Socke des Grauens. Wenn irgendwas unter der Fußsohle hin- und herrutscht, erleben Sie Ihre persönliche Vorhölle. Deshalb trage ich nur dicke, passgenaue Wandersocken.

Die können preiswert sein; Discounter oder Kaffeeröster haben gute Sachen. Sockenklimagedöns finde ich persönlich überschätzt. Ebenso alles, was die Blutzirkulation anregt, irgendwas zusammenpresst oder was weiß ich. Es sei denn, Sie haben tatsächlich medizinische Probleme, aber dann sind Sie ohnehin bei einem Venen-Doktor unter Vertrag und kennen sich aus.

Hose

Das Wichtigste: Sie dürfen sich keinen Wolf laufen. Denn dann – siehe Socken-Vorhölle.

Jeans finde ich persönlich unpraktisch, weil zu dick und zu eng zum Wandern. Wenn man schwitzt, kleben sie am Bein, und die Nähte scheuern. Ich laufe deshalb in weiten Stoff- bzw. Treckinghosen. Die wackere Wandersfrau muss schließlich auch mal einen beherzten Schritt tun oder über ein Bächlein springen.

Ab 10 Grad Außentemperatur laufe ich in kurzer Buxe. Ich mag es nicht, wenn mir etwas um die Waden schlackert. Wer uneins mit sich ist, leicht friert und leicht schwitzt, sich vor Insekten und Dornen fürchtet, kann in lang gehen oder sich Hosen kaufen, deren Beine man ab- und wieder dranmontieren kann. Das ist aber mehr etwas, was man vor der Wanderung tut. Während einer Wanderung habe ich meine Hose noch nie umgebaut.

Große Taschen auf den Oberschenkeln finde ich praktisch, damit ich unterwegs mal ein Taschentuch, die Kamera, das Handy und den Wanderführer unterbringen kann. Die haben also tatsächlich einen Sinn.

Unnerbux

Sie können gerne Funktionsunterwäsche kaufen, wenn Sie Ihr Geld verzweifelt unter die Leute bringen möchten. Ansonsten können Sie es lassen.

T-Shirt

Hier hält der Handel einen bunten Strauß von Produkten bereit, die weitestgehend unnütz sind. Zumindest für Hobbywanderer im Berchtesgadener Land.

Ich selbst trage stinknormale Baumwolle – und damit das, was ich im Schrank habe.  Allerdings ziehe ich immer ein Leibchen drunter. Die unterste Schicht nimmt den Schweiß auf, die oberste bleibt trockener. Man kann beides unabhängig voneinander wechseln, und das Leibchen bleibt immer schön in der Hose, wenn man die Arme nach oben reckt – zum Beispiel, wenn man an einem Ast über dem Abgrund hängt.

Wanderratgeber: In den Wolken auf dem Pico Bejenado, La Palma.

Auf dem Pico Bejenado (1854 m), La Palma. 800 Höhenmeter im Auf- und Abstieg, 4 Stunden Gehzeit. Gestartet in Leibchen und T-Shirt, auf dem Gipfel mit Leibchen, T-Shirt, Langarm und Windbreaker-Weste.

 

Obendrüber: Jacke, Weste etc.

Mir wird relativ schnell warm, wenn ich erstmal loslaufe. Oft wird es mit zunehmender Höhe aber kühler (man sagt: pro 100 Höhenmeter 1 Grad), windiger, oder das Wetter schlägt mal um.

Deshalb habe ich immer eine winddichte Weste dabei. Wind ist fies, vor allem, wenn man verschwitzt ist. Außerdem habe ich immer ein langärmeliges Shirt oder eine Shirt-Jacke im Rucksack – also so ein Langarm-Dingsi mit Reißverschluss vorne. Hilft gegen Kühle und gegen Sonne.

Wenn man dann alles übereinander zieht – Leibchen, T-Shirt, Langarm-Shirt und zum Schluss die Weste – ist einem auch bei der Rast auf dem windigen Gipfel schön warm.

Wanderratgeber: Kleidung in größeren Höhen

Wanderung auf den Montaña Blanca (2748 m), Teneriffa. 1000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg, Länge nur 9 km (18 hin und zurück), Gehzeit aber: 6 Stunden. Steile Hänge, extremer Wind und kühle Temperaturen aufgrund der Höhe, deshalb ausnahmsweise oben und unten in lang.

 

In Jacken staut sich die Hitze, sie kleben an den Armen, und man hat schnell seine kleine, feine Privatsauna. Deshalb nehme ich eine Jacke nur mit, falls es doll regnen soll.

Halstuch

Nö.

Sonnenbrille

Ja. Unbedingt.

Kopfbedeckung

Auf den Kanaren und an heißen Sommertagen im Berchtesgadener Land trage ich Bandana. Hält den Schweiß aus den Augen, leitet die Wärme gut ab und macht, dass ich mir nicht den Scheitel verbrenne.

Rucksack

Wenn Sie Tagestouren machen, brauchen Sie ein Daypack.

Ich finde es praktisch, wenn der Rucksack möglichst viele Fächer hat. Dann muss man nicht bei jedem Griff herumkramen. Außentaschen sind gut für Taschentücher, Sonnenbrille, Sonnencreme, Kamera, Haarspange und all das Schickeldi. Innentaschen sind gut für Wertsachen. Sehr zu empfehlen: elastische Fächer an den Seiten, in denen Sie Getränkeflaschen unterbringen können. Dann müssen Sie nicht immer im Rucksack herumkramen, wenn Sie einen Schluck nehmen möchten.

Ich persönlich mag Belüftungssysteme, bei denen der Rücksack nicht direkt auf dem Rücken klebt.

Achten Sie darauf, dass der Rucksack die richtige Länge hat und gut auf den Hüften aufsitzt. Mit denen tragen Sie den Rucksack nämlich auch. Wenn Sie beleibt sind, sollte der Hüftgurt lang genug sein – vorher testen.

Trinksystem

Wenn Sie nicht gerade 30 Kilometer in unter 4 Stunden laufen und dafür einen Preis gewinnen wollen, brauchen Sie sowas nicht.

Wanderstock

Ja. Aber nur einer.

Auf flacher Strecke unnütz, in den Bergen tatsächlich ein nettes Gimmick. Man kann sich an ihm den Hang hochziehen und beim Bergrunterlaufen abstützen. Außerdem hilft er an manchen Stellen, das Gleichgewicht zu halten und sichert ab.

Mit nur einem Stock hat man die andere Hand frei, um sich am Fels festzuhalten. Der Stock sollte eine Schlaufe haben, falls man die zweite Hand ebenfalls zum Festhalten braucht.

Wanderstöcke haben unten eine Spitze. Walking-Stöcke mit Gummi-Nuppsis sind beim Wandern nutzlos.

Wanderratgeber: Nebel

Die schönste Tour des bayerischen Oberlandes: Über den Herzogstand zum Heimgarten und hinunter. Mit der Seilbahn hinauf, 400 Höhenmeter im Aufstieg, 1140 Höhenmeter im Abstieg, 6 Stunden Gehzeit. Eine tolle Aussicht auf Kochelsee und Walchensee – wenn’s nicht grad neblig ist.

 

Fazit:

Sie brauchen gute Schuhe und Wandersocken, nach oben hin wird es immer egaler.

Das ziehe ich zu einer Sommer-Wanderung im Berchtesgadener Land an:

  • Wanderschuhe und Wandersocken
  • kurze Buxe
  • Leibchen & beliebiges Baumwoll-T-Shirt
  • bei Sonne: Bandana

Das packe ich in meinen Rucksack:

  • Wasser. 4 Stunden – 2 Liter pro Person. Mehr als 5 Stunden oder mehr als 25 Grad – 3 Liter. Übrigens auch, wenn ich zwischendurch auf der Hütte einkehre und mir eine Maß Helles in meinen Körper stelle. Ich verlasse mich nicht auf externe Quellen.
  • dünnes Langarm-Shirt
  • winddichte Weste
  • Regenjacke – nur wenn tatsächlich Gefahr besteht, dass es einen längeren, fetten Schauer gibt
  • Sonnenbrille
  • Gedöns: Sonnencreme, Pflaster, Ersatz-Kontaktlinse und Brille, Notfall-Ibu – was ich halt so fürs Befinden brauche.
  • eine Plastiktüte, in der ich meinen Müll wieder mit runter vom Berg nehme
  • Proviant: Brot, Banane und Kekse.

Ich nehme immer ein aufgeladenes Handy und einen Ersatz-Akku mit. Es ist mir noch nicht passiert, dass ich Hilfe brauchte, aber ich war schon oft in Gelände unterwegs, wo es hätte sein können – auch ohne besondere Risikobereitschaft. Man vertritt sich schneller, als man denkt.

Wanderratgeber: Blick vom Gipfel ins Tal

Halbtageswanderung auf den Altavista (1377 m), Gran Canaria. 450 Höhenmeter im Auf- und Abstieg, 3 Stunden 15 Gehzeit. Kleidung: oben kurz, unten kurz.

 

Die besten Wanderführer:

Sind von Rother.

Pro-Tipps:

Die Zeit-Angaben im Wanderführer sind reine Gehzeiten – ohne Pause. Normale Wandersleut machen aber zwischendurch Brotzeit, Fotos und bewundern die Aussicht; die Zeit müssen Sie draufrechnen. Ich selbst laufe ziemlich exakt in Rother-Wanderführer-Geschwindigkeit – das müssen Sie aber für sich ausprobieren. Es ist keine Schande, langsam zu sein und die Gegend zu genießen.

Viele sagen: Runter ist anstrengender als rauf. Finde ich in leichtem Gelände nicht, dort gehe ich gerne bergab. Sobald man jedoch unregelmäßigen Tritt hat, der Untergrund rutschig ist oder man  kraxeln muss, stimmt das ganz sicher.

Wanderratgeber: Kratzwunden

Risikosport Wandern: durch die Schlucht des Poqueira, Andalusien, 900 Höhenmeter im Auf- und Abstieg, 6 Stunden Gehzeit – und ein veralteter No-Name-Wanderführer, der durch Dornbüsche lotste. Leichte Verzweiflung zwischendurch.

 

Um die Anstrengung zu kalkulieren, ist nicht die Länge einer Strecke entscheidend, sondern die Kombination aus Höhenmetern und Weglänge. Je weniger Strecke pro Höhenmeter, desto uff. Meine Erfahrung, ganz persönlich:

  • 100 Höhenmeter auf 1 Stunde Gehzeit: locker
  • 100 Höhenmeter auf 45 Minuten Gehzeit: anstrengend, aber gut
  • 100 Höhenmeter auf ½ Stunde Gehzeit: erfordert Kondition und Willen

Wenn Sie am Ende der Wanderung das Gefühl haben, dass Sie noch eine Stunde weitergehen könnten, war es die richtige Belastung.

Um ein Gefühl für die richtige Tour zu bekommen, sollten Sie bei der ersten Wanderung nicht mehr als 400 Höhenmeter und nicht länger als 4 Stunden laufen und das Befinden am nächsten Tag abwarten.

Seit dem vergangenen Sommer habe ich einen treuen Begleiter. Er heißt Traugott und fährt mit mir Auto.

Traugott-Simon-Kasten im Kofferraum

Traugott war mit mir im Rheinland und in Niedersachsen. Er war im Sauerland und wird, so das Schicksal es möchte, noch ins Ausland reisen. Vielleicht in die Niederlande oder nach Belgien. Es gibt noch keinen Plan, aber wir halten aneinander fest.

Traugott freut sich besonders, wenn er nicht im Kofferraum fahren muss. Ab und an, wenn es im Heck zu eng wird, zieht er auf die Rückbank. Dann sieht er beim Fahren den Himmel und die Bäume, er kann das Licht spüren und die Wärme der Sonne.

Er wirkt dort glücklicher, nicht wahr?

Traugott-Simon-Kasten auf der Rückbank

Traugott kam vor knapp einem Jahr zu mir, damals randvoll. Jemand brachte ihn mit, ich weiß nicht mehr, wer. Die Handballerinnen tranken ihn aus, ich durfte ihn behalten und versuchte, ihn wegzubringen. Doch niemand wollte ihn haben.

Ich reiste zum Getränkecenter, zum Supermarkt, zum nächsten Getränkecenter. Überall sagten sie: „Den nehmen wir nicht.“ Also kassierte ich für sein Innenleben und lud ihn ansonsten wieder ein.

Einmal, vor einigen Wochen, unternahm ich wieder einen Versuch, Traugott auszusetzen. Als ich erneut eine Absage bekam, versammelten sich Rentner um uns. Es war morgens um 11 an einem Donnerstag.

„Den kannste nur im Edeka abgeben, in Körne.“
„Kennste, Mädken, woll? Körne!“
„Sonst führt den keiner.“
„Wundert mich nich! Der schmeckt auch nich!“
„Nur inne Not.“
„Inne Not schmeckt d’e Wurst auch ohne Brot.“

Ich komme selten in Körne vorbei. Es liegt nicht auf meinen Wegen.

So fährt er – der Kasten, den niemand haben möchte – weiter mit mir. Manchmal beherbergt er Kleidung, manchmal Werkzeuge. Manchmal transportiere ich Blumen in ihm, für den Balkon. Ich kann mich auf ihn stellen und auf ihm sitzen. Er ist mir ans Herz gewachsen.

Wenn unsere Zeit gekommen ist, werde ich nach Körne fahren und ihn gehen lassen. Doch noch fühle ich sie nicht – die Kraft loszulassen.

Die Bücher des vergangenen Monats:

Bücher im Mai

Thommie Bayer. Vier Arten, die Liebe zu vergessen
Emmi, eine Lehrerin, ist tot. Vier ihrer Schüler, alle in den Vierzigern, finden sich an ihrem Grab ein. Thomas ist ein desillusionierter Geschäftsmann mit einem Alkoholproblem, Bernd ein peinlicher Schürzenjäger, Wagner ein verbitterter Linker. Michael, der vierte von ihnen, lädt sie zu sich nach Venedig ein, wo die Männer, die nach ihrem Wiedersehen wenig miteinander anfangen können, einige Tage verbringen. Ein netter Roman – eine kurzweilige Urlaubslektüre mit kleinem Spannungsbogen. Jedoch nicht so tiefgreifend, wie ich es erwartet habe. Aber das liegt vielleicht an mir.

Alexander Gorkow. Mona
Blum ist ein Spezialist für Kühlkettensysteme und fliegt für einen Auftrag nach Bukarest. Er soll sicherstellen, dass der Transport von Schlachttieren, der kreuz und quer durch Rumänien führt, kühlungstechnisch einwandfrei vonstatten geht. Die Verhandlungen mit den Geschäftspartnern verlaufen zunächst zufriedenstellend. Doch Mona, eine rumänische Prostituierte, bricht wie eine Naturgewalt in Blums Leben herein. Wieder zu Hause, häufen sich dann die Probleme: Blum ist nicht nur verliebt, er hat auch die rumänische Gesamtstromlage nicht ausreichend berücksichtigt. Ein Roman, in der ersten Hälfte grandios schräg. Leider lässt er in der zweiten deutlich nach.

Jan Guillou. Die Brückenbauer
(Deutsch von Lotta Rüegger und Holger Wolandt)
Lauritz, Oscar und ihr Bruder Sverre sind norwegische Fischerjungen. Als ihr Vater stirbt, bekommen sie die Gelegenheit, ein Ingenieurstudium aufzunehmen. Fortan arbeiten sie als Brückenbauer: Oscar in der Kolonie Deutsch-Ostafrika, Lauritz baut in Norwegen die Bergenbahn. Ein historischer Roman, ganz okay, im ersten Teil sehr unterhaltsam, im zweiten mit deutlichen Längen – die 800 Seiten zogen sich am Ende. Die Geschichte um Oscar setzt für meinen Geschmack zu viel auf Exotik. Kann man lesen, muss man nicht.

Andrea Maria Schenkel. Finsterau
Bayerischer Wald, 1944: Die junge Afra kehrt zurück in ihr Elternhaus. Sie ist schwanger und nicht verheiratet, eine Schande. Einige Zeit später ist sie tot. Der Vater soll es gewesen sein. Doch war er es tatsächlich? Ein kleiner, feiner Krimi, nur 160 Seiten stark.

Martin Suter. Allmen und die Libellen
Allmen, ein eleganter Lebemann und Feingeist, ist über die Jahre finanziell in die Bredouille geraten. Zwar pflegt er noch seine kostspieligen Routinen und hält sich auch noch einen Assistenten, steht dafür aber bei diversen Leuten in der Kreide. Nach einer Nacht mit einer gealterten Schönen findet er hinter ihrem Schlafzimmer fünf Jugendstil-Schalen, die ihn auf eine Idee bringen. Das Buch ist kein Geniestreich, aber ausgesprochen angenehm zu lesen, mit eigenem Stil und toller Atmosphäre. Mein erster Suter, aber gewiss nicht mein letzter. Zumal die Geschichte der Auftakt für ein Ermittlerduo und der Start einer Krimiserie ist.

Fabio Volo. Il giorno in piú
(Deutsch: Noch ein Tag und eine Nacht)
Giacomo ist Ende 30 und ohne feste Beziehung, ein Romantiker mit wechselnden Frauengeschichten. Auf der täglichen Fahrt in der Straßenbahn verliebt er sich in eine Frau, die er sich lange nicht traut anzusprechen, und als er es dann doch tut – nun, ich möchte nicht zu viel verraten.

Die Handlung ist eine klassische Schnulzenhandlung, aber lassen Sie sich davon nicht abschrecken. Volo versteht es, ihr Tiefsinn zu verleihen. Vielleicht liegt es an den unterschiedlichen Zeitebenen, mit denen er erzählt, vielleicht auch an seiner Fähigkeit, alltägliche Dinge und Gefühle so zu beschreiben, dass ich fortwährend nicken möchte. Vielleicht ist es auch die Tatsache, dass Volos Figuren nicht – wie in so vielen anderen Romanen – Anfang 20, sondern Ende 30 sind. Ihre Erfahrung bereichert die Geschichte.

Die Geschichte wurde in Italien verfilmt – mit dem Autor in der Hauptrolle. Wenn Sie nichts verstehen, ist es nicht so schlimm. Für die Atmosphäre:

Trivia:

Julia Bähr über eines meiner Lieblingsbücher, „Die Frau des Zeitreisenden“:

Romantiker! Lest das Buch, klappt es in der Mitte zu, denkt euch irgendwas von „Happily ever after“ und geht einen Tee trinken. Lest nicht weiter. Ehrlich jetzt, hört auf meinen Rat, ich meine es nur gut.

Und für jene von euch, die eine Axt suchen für das gefrorene Meer in sich: Dieses Buch ist aber so was von eine Axt. Tretet beiseite, wenn die Späne fliegen.

Bleiben Sie sitzen und lehnen Sie sich zurück.

Ich fasse für Sie die besten Blatter-Tweets und blödesten Wortspiele zusammen. Es genügt ja, wenn einer scrollt.

https://twitter.com/zynaesthesie/status/605782046988836865

https://twitter.com/Gnabbelfux/status/605783644200800257

https://twitter.com/Flauschbaer/status/605798459153608706

https://twitter.com/horsthundbrodt/status/605779021004046336

Was für die Handballbäckerinnen und mich das große Finale war, war für Braut und Bräutigam ein wunderbarer Anfang.

Eine tolle Hochzeit, freudig, tanzwütig, schnapsseelig. Und mit Gebäck. Aber beginnen wir vorne.

Cupcake-Dingsis ohne Topping, dafür mit Glasur und Herzen

Wie Sie sehen, sehen Sie kein Topping.

Ich habe mit wirklich bemüht, vom gefühlvollen Rühren bis zum maximalen Einsauen meiner selbst und der Küche, ein Frosting aus Buttercreme herzustellen. Grillen kann ich einfach besser.

Und seien wir ehrlich: Reine, pure Teigware ist ohnehin das Beste. Keine Sahne, kein Obendrauf, kein Innendrin. Nur Teig (Waffeln!). Es tat mir also für die Braut leid, dass ich kein Topping zustande brachte, meine eigene Enttäuschung klang aber schnell ab. Und mit dem Wrapper – das Papiergetüdel, dieses Fachwort musste ich erst lernen – sahen die Muffincupcakes auch sehr hübsch aus.

Die Gesamtkomposition aller Cupcakes war dann tatsächlich beeindruckend speichelstürzend:

Die finale Cupcake-Etagere

Mit dabei: Oreo-Cupcake, NYC Cheesecake, Snickers und Rübli. Ich werde nicht umhin kommen, einige Varianten nachzubacken.

Hier meine Rezepte (#serviceblog):

Schoko-Buttermilch-Muffins

100g Butter
150g Zucker
2 Eier
1 Pk. Vanillezucker
250g Mehl
1 Pk. Backpulver
250g Buttermilch
½ Pk. Raspelschokolade
etwas Salz

Wie überall: Butter schaumig schlagen, Eier dazu, Zucker dazu. Dann Mehl und Backpulver. Am Schluss die Buttermilch und die Raspelschokolade zufügen.

20-30 Minuten bei 160 Grad Umluft.

Im ursprünglichen Rezept standen 175g Zucker, ich habe das reduziert. Machen Sie, wie Sie mögen.

Schokocupcakes (vegan)

1 Tasse Sojamilch
1 TL Apfelessig
1 ½ Tassen Mehl
2 EL Stärkemehl
1 Pk Backpulver
½ TL Natron
⅓ Tasse Öl
¾ Tasse Zucker
1 Pk. Vanillezucker
etwas Salz

Sojamilch und Essig verrühren, stehen lassen. In der Zeit Mehl, Stärke, Backpulver, Natron und Salz in einer Extra-Schüssel verrühren. Dann Öl, Zucker, Vanillezucker zur Sojamilch geben, verrühren. Alles zusammenschmeißen, mixen, und backen. 20 Minuten bei 160 Grad Umluft. Nach Lust und Laune weitere Zutaten zufügen, zum Beispiel Früchte. Weniger Zucker macht die Sache auch hier besser, finde ich.

Frau Schüßler hat sich übrigens noch einmal eingehend mit der Muffin-Cupcake-Frage auseinander gesetzt.

Ein kurzes, trauriges Kapitel an diesem freudvollen Abend: Ein Sieg im Ballspielfinale war uns nicht vergönnt. Ich möchte bitte nicht darüber sprechen. Dadurch, dass ich die Niederlage nur aus dem Augenwinkel verfolgt habe, kann ich sie aber emotional ganz gut verarbeiten. Eins möchte ich allerdings festhalten: Ich habe – als mentale und rituelle Unterstützung – schon beim Frühstück aus meinem Mats-Hummels-Stadionbecher getrunken. Ein T-Shirt hatte ich auch. An mir lag’s nicht!

Auf der Heimfahrt ins Bett war es dann bereits hell, die Vögel zwitscherten mit dem Lautstärke-Regler auf „Raketenstart“. Ein dickes Hach für diesen Abend.

Twitterlieblinge 05/2015:

Diese Tweets sind, aus Gründen, der Sportskameradin Eugen gewidmet – für ihre Tanzeinlagen und ihre gute Stimmung.

https://twitter.com/nullenschubser/status/597423042076221441

https://twitter.com/Buddenbohm/status/599105296129097728

https://twitter.com/agitpopblog/status/601116484258177025

https://twitter.com/_ungenau_/status/603149331609296896

https://twitter.com/desflurator/status/603150852438786049

https://twitter.com/giardino/status/603241065932525569

https://twitter.com/nichtschubsen/status/603958493767405570

https://twitter.com/silentsouvlaki/status/603960583331946496

 

Letztens las ich morgens folgenden Tweet:

https://twitter.com/Frl_NullZwo/status/603442906964336640

Mein erster Gedanke war: Ach!? Es ist immer noch Kita-Streik?!

Ich bin bekanntermaßen Nicht-Elter, habe nur Patenkinder, die weit aus dem Kita-Alter raus oder noch nicht drin sind. Mir war das nicht präsent.

Daraufhin begann ich mich zu wundern. Warum kriege ich das nicht mit? Warum hauen mir meine Nachrichtenquellen das Thema nicht um die Ohren?

Als die GDL streikte, wusste ich stets: Wer spricht grad mit wem (oder eben nicht), wie lange noch, wie sind die Befindlichkeiten in den verfeindeten Lagern, wie fühlt sich das am Bahnsteig stehende und sich auf Autobahnen stauende Volk – man hätte mich nachts wecken können: Ich konnte noch mit geschlossenen Augen sagen, wie die Situation am Gleis ist.

Der Kita-Streik geht hingegen an mir vorbei. Wo sind die Ökonomen, die öffentlich ausrechnen, was die Volkswirtschaft der Streik kostet? Wo ist die Druck machende, kennzahlenorientierte Arbeitgeberlobby, die Effizienzeinbußen hinnehmen muss, weil ihre MitarbeiterInnen ausfallen? Wo sind die Rufe der Berufsempörten nach einem Ende der Erpressung? Haben sich schon PolitikerInnen geäußert, laut?

Wo sind die großen Reportagen? Der Ü-Wagen vor der Kindertagesstätte, die Schalte ins Gewerkschaftslager, die aktuelle Lage auf Arbeitgeberseite? Wo ist die fortlaufende, penetrierende Berichterstattung – die sämtliche Aspekte beleuchtende, alle Emotionen bedienende Dauerbetrachtung, bis es uns aus den Ohren blutet?

Sind Kinder nicht so systemrelevant wie Züge? Als was sehen wir Kinderbetreuung – als ein Nice to Have für Frauen, die dank Streik endlich Gelegenheit haben, ihre mütterlichen Pflichten zu entdecken? Warum ist Kinderbetreuen Privatsache, während das Kinderhaben öffentlich gefordert wird?

Fragen über Fragen.

Als ich meine Verwunderung twitterte – und später meine Be-wunderung für die Eltern ergänzte -, schrieb mich Cathy Tarnow (34) an. Sie hat einen Sohn (2), wohnt in Hamburg und arbeitet als IT-Beraterin für Personalmanagementsoftware.

Sie sagte, sie habe kein Blog oder ähnliches, aber ich könne ihr gerne Fragen stellen. Das tat ich.

Wie stehst du zum Streik?

Cathy: Grundsätzlich stehe ich hinter den Forderungen im Sozialbereich. Die ErzieherInnen leisten äußerst wichtige Arbeit mit und an unseren Kindern. Die Arbeit ist körperlich und geistig anstrengend und fordert ständige Weiterbildung. Die Anforderungen an das soziale Personal steigen stetig und entsprechend sollte auch die Entlohnung steigen.

Aber:

Wenn es wahr ist, was man so hört, benehmen sich beide Streikparteien an Verhandlungstagen wie Kleinkinder. Keiner hört dem anderen zu, keiner will sich nur ein kleines Stück von seinem Standpunkt bewegen.

Außerdem finde ich, dass zuerst einmal alle ErzieherInnen bundesweit dasselbe Gehalt erhalten sollten. Warum gibt es immer noch Unterschiede zwischen den „alten“ und den „neuen“ Bundesländern?

Wie organisierst du die Betreuung während des Streiks?

Cathy:  Ich bin Elternsprecherin der Krippengruppe meines Sohnes. Als der unbefristete Streik angedroht wurde, habe ich die Organisation einer Elternbetreuung in unserer Kita übernommen. Die Idee dazu hat die Kita-Leitung selbst eingebracht, nur umsetzen können bzw. dürfen sie es nicht – die streiken ja selbst.

Ich habe unter dem Motto „Eltern helfen Eltern“  einen Aushang in der Kita gemacht und eine Rundmail an die Elternvertretungen versandt. In diesen rief ich dazu auf, dass wir als Eltern eine Notgruppe gründen sollten. Da auch betreuungsintensivere Krippenkinder betroffen sind, plante ich mit dem Schlüssel „ein Erwachsener – drei Kinder“.

Die Freiwilligen hielten sich anfangs zurück. Dazu muss man aber sagen, dass Hamburg eine Woche Ferien hatte und viele im Urlaub waren. Als aber deutlich wurde, dass der Streik über die Ferien hinaus geht, stiegen das Interesse und das Engagement. Es gab in der Zwischenzeit Tage, an denen wir bis zu sieben Erwachsene vor Ort waren.

Für diese Art der Notbetreuung sprechen diverse Vorteile:

  1. Man muss nicht jeden Tag der Woche frei nehmen (ob nun unbezahlt, Urlaub oder wie auch immer), da man sich abwechseln kann.
  2. Die Freiwilligen sind als ehrenamtliche Helfer in der Kita versichert.
  3. Man hockt nicht allein mit dem Kind daheim oder auf dem Spielplatz – die sozialen Kontakte für Kinder und Erwachsene sind gerade in diesen ungewohnten Zeiten enorm wichtig.
  4. Die Kinder sind trotzdem täglich in den Kita-Räumen, müssen sich also nach dem Streik nicht wieder völlig neu eingewöhnen.
  5. Unsere Kita-Leitung hat organisiert, dass wir verpflegt werden. Man muss also nicht täglich daheim kochen etc.

Unsere Kita bietet zwar glücklicherweise auch eine Notbetreuung durch vier ErzieherInnen an, die nicht der Gewerkschaft angehören. Dort werden aber ca. 45 Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren betreut.

Meinen gerade zwei Jahre alt gewordenen Sohn Boas kann ich da nicht hingeben. Das würde er nicht verarbeiten können.

Wie wirkt sich der Streik auf deinen Job aus?

Cathy: Ich habe das große Glück bisher (nur) in Teilzeit zu arbeiten und einen äußerst verständnisvollen Chef zu haben. Er hat mir angeboten, erst einmal Minusstunden auf meinem Konto zu sammeln; durch Dienstreisen etc. werde ich die recht schnell wieder ausgleichen. Also konnte ich die erste Zeit täglich vor Ort sein.

Wenn im Job etwas Dringendes anlag, habe ich abends ein/zwei Stunden im Home Office gearbeitet.

Was belastet deine Familie am meisten?

Cathy:  Seit dem Streikbeginn schläft Boas sehr schlecht. Er findet abends schwer in den Schlaf und hat Alpträume. Dann wacht er auf, zieht zu uns ins Elternbett um, schläft da aber auch nur unruhig weiter. Eigentlich haben wir ein sehr ausgeglichenes Kind, aber die Schlafsituation wirkt sich natürlich auch auf die Tage aus, an denen er nun sehr launisch ist und wegen jeder Kleinigkeit explodiert. Das zieht sich dann entsprechend auch über die Wochenenden, die damit kaum noch Erholung bieten.

Außerdem habe ich natürlich trotzdem ein schlechtes Gewissen meinem Arbeitgeber gegenüber, was ich mit in meine Nächte nehme. Man sorgt sich, wie lange diese Situation noch anhalten wird und wie man in Zukunft weiter damit verfahren wird.

Wir sind alle sehr müde und gehen nervlich auf dem Zahnfleisch.

Unternimmst du etwas zur Unterstützung der ErzieherInnen?

Cathy: Ja, definitiv!

Gerade am Dienstagmorgen war ich mit einer weiteren Elternsprecherin in der Kita, um den ErzieherInnen der Notgruppe unseren Beistand zu zeigen. Wir hatten das Gefühl, dass sie mehr Kinder zu sich nahmen, als machbar war. Deshalb wollten ihnen verdeutlichen, dass sie auf sich selbst auch aufpassen sollen. Wir können es nicht gebrauchen, dass sie aufgrund von hieraus verschuldeter Krankheit ausfallen – während der Streikzeit nicht und auch nicht danach.

Ansonsten beteiligte ich mich in der Zwischenzeit an ein paar Aktionen, beide Vertragsparteien an den Verhandlungstisch zurück zu bekommen:

Am vergangenen Freitag haben wir beispielsweise ein Eltern-Kind-Picknick im Hamburger Rathaus ausgerichtet und Dienstagnachmittag sind wir gemeinsam mit dem LEA (Landeselternausschuss Hamburg) und einigen ErzieherInnen in der Hamburger Innenstadt demonstrieren gegangen.

Das Problem ist ja, dass die Arbeitgeber keinen wirtschaftlichen Schaden von dem Streik tragen. Vielmehr machen sie ein Plus, weil die meisten die Elternbeiträge für die Streikzeit nicht zurück erstatten, haben aber weniger Ausgaben. Die Gesetzeslage ist nicht ganz eindeutig, aber ich kann allen Eltern nur empfehlen, Anträge zur Rückerstattung bei ihrer jeweiligen Kita-Leitung zu stellen. Einige Träger bieten hierfür Formulare an, bei alle anderen reicht ggf. auch ein einfaches Schreiben.

Was wünschst du dir für die Zukunft der Kinderbetreuung?

Cathy: Einen besseren Betreuungsschlüssel beispielsweise. Vor allem so, dass dieser auch in einem Großteil der Zeit eingehalten werden kann und nicht nur auf dem Papier Bestand hat.

Bei unserem Träger fiel gerade auf, dass Gelder gestrichen wurden, die Personalausfall wegen z. B. Weiterbildungen auffangen sollten. Eine der ErzieherInnen von Boas macht aktuell eine einjährige Weiterbildung und steht deswegen mindestens einen Tag pro Woche nicht für die Betreuung zur Verfügung. An diesem Tag ist meist ein Springer in der Gruppe. Fällt aber an anderer Stelle in der Kita weiteres Personal aus (Urlaub/Krankheit), muss der Springer dorthin und der gesetzlich vorgesehene Betreuungsschlüssel kann nicht eingehalten werden. Das ist für ein/zwei Tage vielleicht akzeptabel, aber für die Dauer eines Jahres finde ich das für die Kinder, gerade im Krippenbereich, schwer zumutbar. Es geht schließlich auch um pädagogische Arbeit und nicht nur Verwahrung der Kinder!

Gibt es sonst etwas, was du sagen möchtest?

Cathy: Ich finde es unverschämt, dass die Streikparteien so lange nichts tun; nur, weil der Schaden nicht auf ihren Schultern liegt.

Es kam mir sogar zu Ohren, dass ver.di Aktionen der Eltern fest für sich eingeplant hat – die Eltern für sich auf die Straße gehen lassen will. Am meisten leiden eben doch die Kinder, die das Durcheinander überhaupt nicht verstehen können. Die Kinder und die Eltern werden die Auswirkungen auch nach Aussetzen des Streiks noch lange spüren. Das wird sehr wahrscheinlich auch in Zukunft die Zusammenarbeit mit den Kitas negativ beeinflussen.

Auch wünsche ich mir etwas mehr Verständnis für den Unmut der Eltern, da gibt es teilweise wirklich kränkende Wortmeldungen im Internet und auf anderen Plattformen. Ich habe meinen Sohn nicht nur in die Kita gegeben, um arbeiten zu können, sondern auch, weil ich die pädagogische Arbeit gar nicht allein in diesem Umfang leisten kann. Es wäre schön, wenn er diese ganz bald wieder genießen kann!

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Lesenswerte Beiträge zum Thema:

Wer sich die Fragen nehmen möchte, nur zu! Ich verlinke gerne an dieser Stelle auf weitere Kitastreik-Beiträge.

Am Wochenende heiratet die Rechtsaußen, und die Mannschaft hat zu tun.

Nicht nur am entsprechenden Abend (Hoch die Tassen!). Wir Handballerinnen haben die Aufgabe, Cupcakes zuzuliefern.

Wer Hochzeits-Cupcakes backen soll, muss das Hochzeits-Cupcake-Backen üben. Cupcakeherstellung sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Grundsätzlich nicht und schon gar nicht bei einem solch wichtigen Ereignis – schließlich muss alles stimmen: Geschmack, Konsistenz, Bräunung und dann auch noch das Gezwirbel, das obendrauf kommt. Dabei kann einiges schief gehen, zumal die Fachliteratur nur mit Grundrezepten arbeitet, denen die Bäckerin Verfeinerungen hinzufügt. Früchte zum Beispiel. Oder Schokostücke. Nur: wie viele? Das weiß man nicht. Das muss man ausprobieren.

Also werden im Ruhrgebiet derzeit Probebackungen durchgeführt.

Die Whats-App-Koordindationsgruppe nimmt das Ergebnis der Probebackung ab und begutachtet es. Natürlich erstmal nur optisch. Aber immerhin.

Ich habe diese Woche bereits zwei Rezepte getestet, die ich jeweils zweimal gebacken habe. Der erste Erfolg kann schließlich ein nicht reproduzierbarer Zufallstreffer sein. Oder der Versuch misslingt. Nach Rezept A war das Backwerk zum Beispiel zu süß. Denn wenn man hinten Schoko hinzufügt, kann vorne Zucker weg. Zumal das Ganze noch ein süßes Topping bekommt. Raketenwissenschaft ist ein Dreck gegen diese Cupcake-Sache.

Was ich eigentlich sagen will: Mir ist ein bisschen schlecht.

Die Backungen, das Ablecken der Rührstäbe, das ständige Leerkratzen der Schüssel, das geht ganz schön an die Substanz. Aber was soll ich machen? Einsatz ist gefragt!

Als ich mein Schicksal auf Twitter teilte, bekam ich neben sehr viel Mitgefühl  (Danke, Crowd!) die Frage gestellt, ob das denn Muffins oder Cupcakes seien, die ich büke. Frau Schüßler merkte an, für Amerikaner (die Menschen, nicht das Backwerk) seien das völlig unterschiedliche Sachen. Es entsponn sich ein kurzer Wissenstransfer, der mit der Conclusio endete, es sei vermutlich kompliziert.

Da es sich hier um ein Kännchencafé und überdies sowohl um ein Serviceblog™ als auch um ein Bildungsblog™ handelt, möchte ich die Sache nicht so stehen lassen. Wer kann Erhellendes beitragen? Unqualifizierte Meinungsäußerungen („Omm-nomm-nomm!“) sind auch gut.



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