Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Gelesen:

Woodrell_Almas_Augen

Darum geht’s:

Missouri, Sommer 1929. Eine Tanzveranstaltung in einer Kleinstadt. Es kommt zu einer Explosion. 42 Menschen sterben.  40 Jahre später: Alma DeGeer Dunahew ist Haushälterin; sie hat seinerzeit ihre Schwester Ruby bei dem Unglück, dessen Ursache nie geklärt wurde, verloren. Während sie ihr aktuelles Leben lebt, kommt nach und nach Licht ins Dunkel der Vergangenheit.

Wie gefällt’s?

Das Stärkste am Buch sind das Sittengemälde, das es zeichnet, und die Atmosphäre, die es erschafft. Die Kleinstadt im Süden, ihre Piefigkeit, die gesellschaftlichen Stände, die Persönlichkeiten, die dort wohnen. Das ist fein und trägt das Buch. Die eigentliche Handlung verblasst vor diesem Hintergrund etwas. So richtig Spannung will bei der Klärung der Unglücksursache nicht aufkommen. Darum geht es in dem Buch vielleicht auch gar nicht – dennoch: Sie fehlt ein wenig. Deshalb: eine solide Geschichte, gute Charaktere, durchschnittlicher Spannungsbogen.

*

Das Buch wurde mir zur Rezension zur Verfügung gestellt. Ich rezensiere nur Bücher, die ich mir auch gekauft hätte.

Wir sitzen am Freitagabend auf dem Sofa, meine Freundin und ich. Wir schnacken, das Länderspiel läuft, dann ist es zu Ende. „Mach mal lauter“, sagt sie plötzlich. Das Publikum rennt aufs Feld, das ist ungewöhnlich. Doch mein erster Griff geht zum Handy; ich rufe Twitter auf.

Ja, da ist tatsächlich etwas, es muss etwas passiert sein. Ich wechsle zur Website von „Le Figaro“ – oder ist es „Le Monde“? „Fusillades.“ „Attaques.“ Der zweite Griff dann zur Fernbedienung; in Richtung n-tv und weiter zu einem französischen Sender. Polizeifahrzeuge, eine Absperrung, Sirenen. Wie stets bei solchen Ereignissen ist es gleichermaßen verstörend wie fesselnd – im  neutralen, wertfreien Sinne -, in Wolldecke im Wohnzimmer zu sitzen und durch eine Scheibe hindurch zu sehen, was in der Entfernung geschieht.

Binnen einer Stunde steigt die Zahl der Toten; ein Grauen, mit dem ich nicht konfrontiert sein möchte, das ich aber, einmal konfrontiert, nicht mit der Fernbedienung ausschalten kann, möchte. Als ob das Erfahren der Nachricht mir die Verantwortung aufbürdet, sie weiter zu begleiten. Vielleicht auch, weil das Dasitzen und Zugucken gleichzeitig ein Sichversichern ist, dass dieses Ereignis zwar nah, aber doch fernab geschieht. Eine Fortsetzung des Abends in seiner usprünglichen Form ist ohnehin nicht möglich; ein Insbettgehen ebensowenig, zu groß die Befürchtung, ich wache am nächsten Morgen auf und die Dimension des Angriffs hat sich vervielfacht, es hat gar weitere Attentate gegeben – als ob ein Wachbleiben dies verhindert. Natürlich verhindert es das nicht, aber Wachbleiben bewahrt mich davor, nach dem Frieden der Nacht davon überrascht zu werden.

Die Fernsehbilder zeigen weiterhin Sirenen und Einsatzfahrzeuge, und Twitter offenbart einmal mehr, was seine Stärke und seine Schwäche ist: Es ist die beste und gleichzeitig die verwirrendste Quelle. Authentisch – doch unreflektiert und spekulativ. Zusammenhangslos – ein Bild zeichnend. Informativ und sachlich – voller Gefühle; aller Gefühle, der passenden wie der unpassenden, der selbst empfundenen und der mit Stirnrunzeln zur Kenntnis genommenen.

Als erste Nachrichten aus dem Bataclan dringen – Nachrichten von Eingeschlossenen; Tweets von Menschen, die bitten, das Gebäude zu stürmen -, verspüre ich ein Erstarren. Das hier ist eine Grenze; hier wird gerade etwas überschritten, der Filter ist fort: Die, über die bis jetzt nur berichtet wurde, sprechen nun selbst, hier bei mir; ich halte mein Smartphone und auf dem Smartphone ihre Nachrichten in meiner Hand.

Doch sind es ihre Nachrichten? Bei allem weiß ich nicht, weiß niemand, was wahrhaftig ist; mir kommt kurz der Gedanke, dass Tweets und Posts  gesteuert, dass Meinungen und Empfindungen gelenkt sein könnten. Ich bleibe auf, um auch das zu erfahren: Was ist wahr?

Ich habe das Gefühl: Es ist nicht richtig, dem, was geschieht, weiter zu folgen. Aber die Menschen aus der Hand legen? Einen Knopf drücken, sie unsichtbar machen und zu Bett gehen? Nun, da ich ungewollt Zeuge geworden bin, ist es, als ließe ich sie allein, ginge ich schlafen. Dabei bin ich zu weit fort, um etwas anderes zu tun als zu gaffen. Wo aber ist die Grenze zwischen Voyeurismus und Anteilnahme? Zwischen der Hoffnung, alles möge gut ausgehen, zwischen dem Wunsch, diese Erleichterung zu erleben, jetzt, bald – und dem schockstarren Schrecken und seiner Anziehung?

Gegen ein Uhr gehen wir schlafen. Mit dem Empfinden, dass die schlimmsten Nachrichten nun gesendet wurden.

Am 12. jeden Monats findet in Blogs das Fotoprojekt “12von12″ statt:

12 Bilder vom 12. Tag

Mein Alltag und Arbeitstag war geprägt vom Kinofest in Lünen. Aber beginnen wir beim Frühstück.

Sie sehen ein zeitgenössisches Frühstück, das an vier von fünf Tagen in der Woche genau so ausschaut. Freitags fehlen meist entweder Brot oder Wurst oder beides.

12von12 im November: Frühstück mit zwei Broten, Buch und einer Maracujasaftschorle

Ich trinke übrigens tatsächlich keinen Kaffee. Auch keinen Tee. Sondern Saftschorle mit Eiswürfeln. Immer. Auch im Winter. Saftschorle ist super. Eiswürfel sind super.

Zum Frühstück nehme ich mir eine halbe bis dreiviertel Stunde Zeit, in der ich Radio höre und ein Buch lese. Während ich frühstücke, wird es hell.

Ich bereite den Lehmbauern, die derzeit in meinem Garten arbeiten, Kaffee zu und stelle ihnen eine Thermoskanne auf die Terrasse. Dazu gibt es heute Pflaumenkuchen.

12von12 im November: Kaffee und Kuchen für die Gartenbauer

Ich werfe auch einen Blick in den Garten.

In dieser Woche war ich an keinem Abend früh zu Hause, sondern kam immer erst im Dunkeln heim. Dann kann ich nur noch mit der Taschenlampe nachsehen, was die Handwerker den Tag über geschafft haben. Morgens ist es dann jedesmal wie Weihnachten:

12von12 im November:

Danach öffne ich noch die Post von gestern und stelle fest: Mein Kühlschrank bekommt mehr Geburtstagskarten als ich.

12von12 im November: Geburtstagspost für den Kühlschrank

Auf geht’s zur Arbeit.

Im Büro arbeite ich zunächst ein paar To Dos ab – alles, was erledigt werden sollte, muss am Vormittag fertig werden, denn am Nachmittag bin ich nicht im Hause. Ich treffe letzte Absprachen für den Ablauf am Nachmittag.

Zum Mittagessen gibt es Reis mit Sojasprossen und Algenblättern.

12von12 im November: Noriblätter

Das Essen klingt maximal unsexy, ich mag es aber gerne. Die Algendingsis haben ich zum ersten Mal bei Freunden gegessen und fand sie direkt super: salzig und würzig, dazu Reis – das ist leckerer, als es sich anhört.

Danach fahre ich in die Innenstadt nach Lünen – zum Kinofest, das heute eröffnet wird. Gegenüber des Kinos befindet sich ein Haus mit einer sehr hübschen Fassade, die leider etwas baufällig ist:

12von12 im November: Buntes Gebäude in Lünen

Das Kinofest Lünen ist ein Festival für deutsche Filme. Die Agentur, in der ich arbeite, betreut das Kinofest bereits seit vielen Jahren.

Als Projektleiterin war ich in den vergangenen Wochen dafür verantwortlich, dass alle Materialien in der korrekten Ausführung, mit den entsprechenden Inhalten hergestellt werden und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind: Programmhefte, Plakate, Transparente, Roll Ups, Gutscheine und Namenskärtchen, Moderationskarten und -hintergründe für die Kinoleinwand, der Trailer – und jede Menge mehr gedruckte und digitale Dinge.

Noch vor der Eröffnungsgala findet zum ersten Mal ein Erklärfilmwettbewerb statt. Gemeinsam mit einer Kollegin habe ich den Wettbewerb organisiert und betreue nun die Jury und die Teilnehmer.

Nach der Vorstellung der zehn nominierten Filme gehe ich mit TeilnehmerInnen ins Café. Meine Kollegin begleitet derweil die Jury, die an einem anderen Ort tagt.

12von12 im November: Café Kleimann im Fachwerkhaus in Lünen

Das Café Kleinschmidt in Lünen ist ein klassisches Café: Polsterstühle und schwere Marmortische mit Eisenfüßen, im Vorraum eine goldene Thekenvitrine mit Kuchen und Torten.

12von12 im November: Aufsteller vor Café Kleimann

Im Anschluss an das gemeinsame Kaffeetrinken gehe ich zurück zum Kino.

Inzwischen ist es dunkel, und die Cineworld ist hell erleuchtet. Der rote Teppich ist fertig verklebt, und der WDR hat seine Übertragungswagen geparkt. Erste Gäste kommen.

12von12 im November: Cineworld Lünen

Die Jury ist auch schon dort: Sie hat ihre Entscheidung getroffen, der Shuttle hat die Mitglieder zurück zum Kino gebracht. Es folgt ein fliegender Wechsel: Ich verabschiede die Wettbewerbsteilnehmer und hole eines der Jurymitglieder ab. Wir überbrücken die Zeit bis zur Eröffnungsgala bei einem Getränk.

Am Abend dann die feierliche Eröffnung des Kinofest Lünen: erst Sekt und Häppchen im Foyer, im Anschluss der offzielle Teil im Kinosaal.

12von12 im November: Eröffnungsgala Kinodest Lünen

Nach den Eröffnungsreden wird der Film „Die dunkle Seite des Mondes“ gezeigt, der im Januar 2016 ins Kino kommt – mit Moritz Bleibtreu und Jürgen Prochnow nach dem Roman von Martin Suter: Ein Frankfurter Banker wird mit der dunklen Seite seines Selbst und seines Geschäfts konfrontiert.

Guter, beeindruckender Film! Starke Bilder, gute Schauspieler, starke erzählerische Momente. Nichts für zarte Gemüter.

Um 22.50 Uhr bin ich am Auto.

12von12 im November: Armaturenbrett mit Zeitanzeige und Tacho

Um halb 12 bin ich zu Hause und gehe ohne Umweg ins Bett.

Ende.

Die Nenngröße TT mit einem Maßstab von 1:120 war in der DDR die beliebteste Spurbreite unter den Modellbahnfreunden. Da staunen Sie, was? Das wussten Sie nicht, ne?

Der Männerschnupfen, auf dem Sofa auskuriert, ist auch immer ein Bildungsschnupfen – und der so ziemlich einzige Anlass, wochentags am Nachmittag fernzusehen. Doch gerade das eröffnet neue Welten, Modellbauwelten.

In einer Wiederholung der Sendung „Eisenbahnromantik“ aus dem Jahr 1997 lerne ich zum Beispiel, dass es Modellbahnloks im Wert von 19.000 Mark gibt; zwei Männer in Wollrollkragen müssen so ein Objekt tragen. Eine Modellbahn kann übrigens eine Geschwindigkeit von 42 km/h erreichen, wenn man sie nur richtig betankt – mit Gas; das ist aber eine diffizile Sache, das kann nur ein ausgebuffter Modellbaubetankungsspezialist. Die Lok fährt dann auch nur kurze Strecken, und sie kann dann lediglich das eine, nämlich schnell fahren, niemals langsam und auch nicht mittelschnell und auch keine Kurven. Das ist natürlich ein Nachteil, so vom Spaßfaktor her.

Außerdem, anderes Thema, weiß ich nun etwas über die Riesenlinde von Heede. Und über die Süntelbuche in Hemsheim. Und die Balderschwanger Großvatertanne. Sie ahnen nicht, was an und in und mit diesen Bäumen los ist; was die alles schon erlebt haben – das geht auf keine Kuhhaut. Irgendwann, ich weiß es, werde ich bei Günther Jauch auf dem Stuhl sitzen, ich werde keine Joker mehr haben, er wird mich fragen, was das Besondere in Limmersdorf sei, und ich werde sagen: „Meinen Sie die Tanzlinde? Ach, lesen Sie erst die Antworten vor, dann sehen wir ja.“ Damit gewinne ich eine Million Euro und kann mir ein Profi-Waffeleisen kaufen; so ein schweres aus Edelstahl mit Eisenguss-Backplatte, das fluffige, eckige Waffeln macht.

Zum ersten Mal sehe ich außerdem diese Sendung, in der Frauen auf anderer Frauen Hochzeiten gehen und dort herummaulen. Zum Beispiel über die Braut, die keinen Schleier trägt, dafür ein Kleid mit Glitzer und einem Volumen, das an explodierte Sahne erinnert – es bekommt trotzdem ganz lieb gemeinte sieben Punkte; oder über die Torte, die zu süß ist, dabei ist sie eine Torte, und man fragt sich, was sie sonst sein soll. Mir erschließt sich das alles nicht oder sagen wir: die Regeln schon, aber die Intention nicht, dort mitzumachen. Doch es ist wie ein Unfall: Wegschauen geht nicht.

Am Ende nicke ich ein. Das macht im Detail keinen Unterschied, es ist alles ein seichter Fluss, Spurweite 3000 mm, ein breiter, mäandernder Strom, auf dem ich in Richtung Genesung treibe.

Twitterlieblinge 10/2015:

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Es gab dieser Tage einen Augenblick, in dem die Kalender-Girls – die Thekenmannschaft, in die ich irgendwie hineingeraten bin – Tabellenerster waren.

Zugegeben, in der Handball-Kreisklasse. Und nur für einen Tag. Aber es war trotzdem ein denkwürdiger Moment.

Gestern war ich wieder beim Training, und nachdem ich nun auch zur Weihnachtsfeier eingeladen bin und außerdem eine flauschige Trainingshose mitbestelle – nicht für den Sport, zumindest nicht für den aktiven, aber sei’s drum – bin ich nun wohl endgültig dabei. Obwohl ich, zur Erinnerung, ursprünglich nur spazierengehen wollte. Die Bildungsbandscheibe und ich sinnieren noch über meinen Aktivitätsgrad.

Ich habe die Kalender-Girls lieb gewonnen, und wenn man es bei Licht betrachtet, ist diese Mannschaft für ihre Zwecke auch bestens ausgestattet: Der April ist Physiotherapeutin. Der Trainer ist Internist und Intensivmediziner. Der Juni ist Inklusionsfachkraft. Es ist also alles da, was Handballrentnerinnen benötigen. Es fehlt nur noch eine Mannschaftskasse. Für, äh, Trainingsmaterial. Natürlich.

Niemand hat übrigens die Absicht aufzusteigen. Ich möchte nur eine Sache anmerken:

Ich spielte schon einmal in einer solchen Spaßtruppe, damals zu Studiumsbeginn, als ich zwar jung und dynamisch war, aber heimatlos. Wir haben nie trainiert, wir hatten nicht einmal eine Hallenzeit. Es war nicht vorgesehen, etwas anderes zu tun, als am Wochenende zu den Spielen anzutreten und ein bisschen zu zocken. Mit Sekt vorher.

Diese Mannschaft ist dann versehentlich aufgestiegen.

Sie hat sich vor Schreck aufgelöst.

Als Kind hatte ich einige Bücher, an die ich mich heute noch genau erinnere.

„Lotta aus der Krachmacherstraße“ gehört dazu. „Die Kinder aus Bullerbü“ und „Madita“. Natürlich auch die „Wawuschels“, „Die unendliche Geschichte“,  „Oh wie schön ist Panama“ und „Konrad aus der Konservendose“. Am liebsten mochte ich aber Lotta, die Rad fahren lernt – mit dem Fahrrad von Tante Berg.

Als ich die Biografie von Astrid Lindgren sah, dachte ich deshalb sofort: Die möchte ich lesen.

Andersen_Astrid_Lindgren

Denn Astrid Lindgrens Figuren, wer kennt sie nicht? Michel aus Lönneberga, Karlsson und Lillebror, Ronja Räubertochter und Bork Borkasohn, Tjorven und Bootsmann von Saltkrokan, die Brüder Löwenherz und natürlich Kalle Blomquist und Pipi Langstrumpf. Aber Astrid Lindgren selbst?

Mit 18 Jahren wird sie ungewollt schwanger. Sie bekommt das Kind in einer dänischen Klinik, in der sie nicht den Namen des Vaters angeben muss. Später heiratet sie Sture Lindgren und bekommt noch eine Tochter. Sie beginnt zu schreiben – erst Märchen, mehr schlecht als recht, dann Pippi Langstrumpf. Der erste Verlag lehnt das Werk ab: zu progressiv – ein ungezogenes Mädchen, das tun und lassen kann, was es will, wo gibt’s denn sowas. Doch dann findet Astrid einen Verlag, und das Buch geht sofort durch die Decke.

Jens Andersen erzählt das Leben der Schriftstellerin – ein langes Leben: Astrid Lindgren ist 94 Jahre alt, als sie 2002 in Stockholm stirbt. Pippi Langstrumpf war tatsächlich ihr erstes, wirkliches Werk für Kinder – Ronja Räubertochter (1981) das letzte. Dazwischen liegen viel persönliche Entwicklung, Zeitgeschichte und unterschiedliche gesellschaftliche Strömungen.

Leseprobe [pdf].

Ich habe die Biographie sehr gerne gelesen, auch wenn sie im hinteren Drittel ein paar Längen hat. Aber das bleibt bei 94 Jahren, die zu erzählen sind, nicht aus. Interessant fand ich vor allem die persönliche Ebene: das ungeplante Kind, die Ehe, ihre Haltung zu Kindern und zur Kindererziehung und den Mut, sich gegen den konservativen Mainstream zu stellen. Aber auch die Hintergründe zu Pipi Langstrumpf sind erhellend: Astrid hat die Geschichte während des Zweiten Weltkrieges geschrieben, und sie enthält zahlreiche Anspielungen.

Manchmal allerdings wirkt Andersens Erzählstil etwas zu lobhudelnd: Da hätte ich mir mehr Neutralität vom Autor gewünscht.

Sehr gerne angeschaut habe ich übrigens die Bilder: Das Buch enthält zahlreiche Fotos aus Lindgrens Leben.

*

Das Buch wurde mir zur Rezension zur Verfügung gestellt. Ich rezensiere nur Bücher, die ich mir auch gekauft hätte.

Gelesen:

Armstrong_Nachts_Schwimmen

Darum geht es:

Quinn ist Arzt. Er und seine Frau Marianna probieren seit längerem vergeblich, ein Kind zu bekommen. Das Thema wird immer drängender, verkrampfter. Quinn nimmt eine Stelle im Umland an und kann Marianna und ihrer dringenden Sehnsucht nach Nachwuchs so ein paar Tage pro Woche entfliehen. Dort lernt er Rachel kennen. Die beiden beginnen einen Affäre – und es wird komplizierter, als man es als Leserin ohnehin schon ahnt.

Und – gut?

Ja, ein gutes Buches, das mir sehr gefallen hat. Wenn man die Inhaltsangabe so liest, denkt man zunächst: Vorhersehbare Story, oder? Ja und doch nein. Denn gerade die Story ist prima umgesetzt: Von Beginn an eröffnen sich Konflikte und Spannungen, ich war sofort in der Geschichte drin und habe das Buch innerhalb weniger Tage durchgelesen.

Die Charaktere sind zudem vielschichtig: Quinn, Rachel und Marianna – ich hatte für jeden der Dreien Sympathien und fand sie trotzdem manchmal doof, konnte für alle Drei Partei ergreifen und doch nicht. Ein Pluspunkt ist das Ende, das ich jetzt nicht verrate, aber wenn Sie es lesen, wissen Sie, was ich meine. Fünf von fünf Sternchen.

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Das Buch wurde mir zur Rezension zur Verfügung gestellt. Ich rezensiere nur Bücher, die ich mir auch gekauft hätte.

Am 12. jeden Monats findet in Blogs das Fotoprojekt “12von12″ statt:

12 Bilder vom 12. Tag

Bis zum Abend sah es diesmal mau aus: Bis 17 Uhr hatte ich lediglich ein Foto gemacht – von meinem Frühstücksbrötchen.

12von12_10_fruehstuecksbroetchen

Montags, meist auch noch dienstags gibt es bei mir die Reste vom Wochenende: aufgeknusperte Brötchen aus dem Backparadies im Ort.

Als ich das Haus verlasse, ist es kalt – nur 1 Grad. Die Scheiben am Auto sind zugefroren, und ich muss feststellen, dass ich keinen Eiskratzer habe. Also sitze ich im Wagen und warte, bis die Lüftung die Scheiben auftaut.

Es folgt ein Tag im Büro mit wenig Sehenswertem. Am Abend gehe ich laufen. Das mache ich zweimal in der Woche direkt nach der Arbeit. Die Strecke führt am Datteln-Hamm-Kanal entlang.

12von12_10_kanal

Zuerst geht sie ein Stück bergab – das ist schön, um sich einzugrooven. Bergauflaufen kann ich besser, wenn ich schon etwas warm und in meinem Rhythmus bin.

Auf der anderen Seite vom Kanal sind Felder, ein paar Häuser und Bauernhöfe – dort laufe ich auch lang:

12von12_10_luenen

Kurz vor dem Ende meiner kleinen Strecke gibt es eine Rampe, die auf eine Brücke über den Kanal führt. Die Rampe eignet sich gut, um ein paar Tempoläufe zu machen: schnell bergauf bis zur Brücke, langsam wieder hinunter und schnell wieder hoch – heute fünfmal.

12von12_10_rampe

Beim Bergabtraben fährt mich fast eine weißgelockte Radlerin mit ihrem E-Bike über den Haufen. Mit einem Affentempo brettert sie die Rampe runter, schimpft mich an und schießt an mir vorbei. Die Senioren von heute! Früher hätt’s das nicht gegeben!

Am Geländer kann man gut die Beine dehnen.

12von12_10_dehnen

Zum Thema Dehnen gibt es ja unterschiedliche Meinungen. Mir tut es gut.

Nach dem Lauf fahre ich nach Hause. Das dauert ungefähr 20 Minuten, und ich kann in der Zeit gut ausschwitzen. Ich halte noch am Supermarkt, um Quark zu kaufen. Danach fahre ich zur Tankstelle, um einen Eiskratzer zu kaufen. Doch Eiskratzer sind aus.

Zu Hause lüfte ich einmal durch. Während die Terrassentür offen steht, gehe ich in den Garten und schaue nach meinen Pflanzen. Im Gewächshaus spiegelt sich der Sonnenuntergang.

12von12_10_gewaechshaus

Danach mache ich eine Ladung Wäsche an. Meine hellen Blusen liegen schon seit zwei Wochen herum, weil ich nie viel helle Wäsche habe.

Auch wenn die Maschine immer noch nicht voll ist, stelle ich sie nun an.

12von12_10_waschmaschine

Dann gehe ich duschen.

12von12_10_apfelbluetenshampoo

Vom Wochenende habe ich Pflaumen übrig. Mit dem gekauften Quark mache ich einen Quark-Öl-Teig und backe Pflaumenkuchen.

Während ich die Pflaumen döppe, den Boden belege und danach aufräume, schaue ich eine Doku in der ZDF-Mediathek: Ulrich protestiert gegen den Fitnesswahn – passend zu meinem Joggen-&-Kuchen-Abend:

12von12_10_pflaumenkuchen

Mittlerweile schaue ich fast nur noch am Sonntagabend lineares Fernsehen (Tatort!). Alle anderen Sendungen schaue ich über Mediatheken, Youtube, auf DVD oder gestreamt.

Vor dem Insbettgehen lege ich mir schonmal die Laufklamotten fürs nächste Mal raus. Dann muss ich sie mir morgens vor der Arbeit nicht zusammensuchen. Alles, was ich morgens vor der Arbeit machen muss (außer in Ruhe frühstücken), nervt mich.

12von12_10_laufklamotten

Außerdem bestelle ich neue Laufschuhe online. Die blauen Schuhe auf dem Bild fallen bald auseinander, und die Modelle dieses Jahres sind nun reduziert. Ich mache das zum ersten Mal – bislang habe ich Sportschuhe immer im Laden gekauft und anprobiert. Da ich aber nur in Asics laufe, passt die Größe hoffentlich.

Dann ist der Pflaumenkuchen fertig.

12von12_10_pflaumenkuchenfertig

Gleich gehe ich ins Bett und lese noch ein wenig. Heute Morgen beim Frühstück habe ich ein neues Buch begonnen, das erobert werden möchte.

12von12_10_buch

Ende.

Fragen aus der Ferne:

1. Münchener Oktoberfest?

Ich war schonmal auf dem Oktoberfest. Es war nicht schön: Die Bank war eng, das Zelt zu laut, der Bierkrug zu groß, mein Nachbar mir zu nah, die Menschheit zu betrunken. Das alles ist mir unangenehm, auch in nicht-bayerischen Kontext.

2. Haben Sie Ihren Volkswagen schon abgestoßen?

Ist es nicht eher an der Zeit, VW-Aktien zu kaufen?

3. Erinnern Sie sich noch an das erste Musikstück, das Sie sich gekauft haben? (Vinyl, CD, Download?) Hören Sie sich das heute noch gerne an?

Vinyl: Queen live at Wembley ’86.
Noch anhören: Nö.

4. Spielen Sie ein Musikinstrument? Trauen Sie sich damit vor Zuhörer?

Ich spiele klassische Gitarre und könnte das auch operativ mal wieder tun. Vor Zuhörern: Ist schon vorgekommen, muss aber nicht sein.

5. Im Preisausschreiben gewinnen Sie eine Penthauswohnung in Berlin, London, Paris, Prag oder Wien. Welche suchen Sie sich aus?

Wien.

6. Halb acht Uhr abends. Sie kommen völlig gerädert (aus der Arbeit) nach Hause. Was passiert, sobald der Mantel an der Garderobe hängt und die Schuhe in der Ecke stehen?

Bluse aus, Hoodie an.

7. Kochen Sie selbst? Was kommt auf den Tisch, wenn die leeren Teller schon nach einer Stunde im Geschirrspüler stehen müssen?

Da ich fast nur selbst koche und dabei inzwischen etwas Geschick entwickelt habe, dauern die meisten Alltagsgerichte nicht länger als 30 Minuten. Ich würde zum Beispiel kochen:

  • Glückscurry mit Gemüse aus dem Garten, Reis oder Nudeln. Alternativ mit Paprika – die habe ich immer zu Hause
  • Nudeln mit Pesto
  • Ofengemüse mit Feta
  • Paprika-Hack-Eintopf mit etwas Schmand und Senf
  • Rührei mit Paprika

8. Golf, Ski, oder Tennis? (Oder doch lieber die TV-Fernbedienung?)

Was’n das für eine Auswahl? Die Chiara-Ohoven-Sportwoche? In dem Fall lieber die Fernbedienung.

9. Sie packen Ihren eigenen Flüchtlingskoffer. Was muss da rein? (Fünf Dinge braucht der Mensch.)

Wer von uns weiß schon, wie es ist zu fliehen und was in dem Moment noch möglich ist. Aber gut: Schweizer Taschenmesser. Feuerzeug. Smartphone. Solar-Ladestation. Eine Festplatte mit allem Wichtigen drauf: Fotos, Zeugnisse, mein Leben. Vielleicht aber auch lieber Wasseraufbereitungstabletten als eine Festplatte.

10. Bevor Sie den Löffel abgeben: Welches Ding müssen Sie vorher unbedingt noch gedreht haben?

Ach, wissen Sie … ich versuche mein Leben so zu leben, dass ich in jedem Moment sterben kann. Das klingt destruktiv, doch es ist das Gegenteil: Ich empfinde es als sehr lebensbejahend.

Denn machen wir uns nichts vor: Es kann jetzt passieren oder morgen früh. Oder nächste Woche oder erst in 60 Jahren. Ich habe keine Berührungsängste, was meinen Tod angeht.

Es hört sich seltsam an, denn ich bin erst Ende 30, doch: Ich habe schon viele tolle Orte auf dieser Erde besucht. Ich habe tolle Menschen kennengelernt. Ich habe geliebt und ich habe erlebt; ich liebe und erlebe in einem fort. Ich habe Pläne, aber es wäre in Ordnung, wenn es nun auch schon vorbei wäre, das Leben; ich könnte es ja doch nicht ändern.

Wenn ich noch die Möglichkeit habe zu sprechen, bevor ich sterbe, möchte ich denjenigen, die mich lieben, sagen, dass sie mich loslassen mögen; dass sie nicht weinen, sondern sich freuen sollen; dass sie nicht zurückblicken, sondern den Platz, der jetzt in ihrem Herzen frei wird, jemand anderem schenken mögen; dass sie weiterleben und weiterlieben mögen, mit voller Kraft. Und dass ich unter einem Baum begraben sein möchte. Adé.



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