Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Früher Start in den Tag. Fahrt mit dem Auto zum Park & Ride und Fahrt mit dem ÖPNV zur Freiheizhalle, zur Konferenz 48forward.

Richard Gutjahr, Anna Klose auf der Bühne

Eine durchwachsene Veranstaltung, ich bin eher gegangen. Zu wenig neue Erkenntnisse. Zu viele Speaker, die leider schlimm-denglische Pidgin-Aussprache hatten, so dass ich mich kaum auf den Inhalt konzentrieren konnte. Warum die Veranstaltung komplett in Englisch gehalten wurde, ist mir ein Rätsel: Gefühlt 99 Prozent der Besucher und 75 (80? 90?) Prozent der Speaker waren deutschsprachig. Vielleicht wirkt es einfach toller und internationaler.

Zusammenfassung: Okaye Keynote von Nico Lumma, allerdings ohne neue Erkenntnisse. Guter Impuls von Martin Wezowski, dem Chief Innovation Officer von SAP: auch nichts wirklich Neues, nur gut verpackt. Am interessanten war noch die Session des Esten Kaspar Korjus über die Idee der E-Residency  Estlands: das Konzept einer digitalen Nation, in der jeder Mensch digitaler Bürger werden kann. Ein Land ohne Territorium, in dem Firmen gegründet werden und Communites entstehen.

Ich habe die wesentlichen Gedanken der vergangenen vier Veranstaltungen mal in einem Beitrag zusammengefasst: Fünf Einsichten aus vier Konferenzen: Autonome Maschinen, digitale Nationen und worauf es in Zukunft ankommt

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Hier ist Murmansk: Eiskälte, Wind, dampfende Gullis. Nachdem ich die 48forward frühzeitig verlassen habe, bin ich vom Hauptbahnhof zum Odeonsplatz gelaufen, um mir ein bisschen die Beine zu vertreten. Die Stoffhose war dünn, der Wind war schneidend und blies mir den Schneegriesel waagerecht in die Augen. Das war … grmpf. Ich möchte nicht jammern, aber … mimimi.

Am Park & Ride durfte ich dann das Auto freikratzen. Danach fuhr ich ins Appartment, arbeitete zwei Stunden, und als ich nochmal zum Supermarkt wollte, musste ich das Auto wieder freikratzen. Im Supermarkt war ich dann zehn Minuten, kaufte Bananen und Zeugs für die morgige Fahrt, und als ich wieder rauskam, war das Auto erneut zugefroren. Innerhalb von ein paar Minuten ist der Griesel an der Windschutzscheibe festgefroren. Oaaaar!

Tanken, Sibirien-Optik:

Tankrüssel im Auto, auf der Karosserie festgefrorener Schnee

Ja, ich bin die Fürstin der Finsternis. Ich fahre Diesel.

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Gelacht: über Alexa Eco Silver, das Alexa für die gesetztere Nutzerschaft:

Gelesen: Kein Interesse – über Smalltalk ohne Gegenfragen.

Ich habe ein Partyspiel erfunden. Es geht so: Man geht auf eine Veranstaltung, auf der man möglichst wenige Leute kennt. Holt sich ein Bier, stellt sich irgendwo hin, wartet, bis noch jemand, der fast niemanden zu kennen scheint, mit einem Bier in der Hand zufällig neben einem steht. Den lächelt man dann freundlich an und fragt irgendwas Harmloses, zum Beispiel: »Und woher kennst du den Gastgeber?« Von diesem Moment an stoppt man die Zeit – und zwar bis zur ersten Gegenfrage. Mein persönlicher Rekord liegt bei zweiundfünfzig Minuten

Ich habe vergangenes Jahr eine zeitlang Onlinedating gemacht. zum Beispiel mit ihm: Kurzes Hin- und Hergeschreibe, launig und sympathisch, dann Telefonat. Schleppender Gesprächsanfang, von ihm kommt nichts. Ich stelle eine Frage. Er beantwortet die Frage. Pause. Ich stelle eine weitere Frage. Er beantwortet die Frage. Pause. Und Pause. Ich sage etwas. Pause. Ich stelle eine Frage. Er beantwortet die Frage. Pause. Nach dreißig Minuten frage ich ihn, wie er das Gespräch findet. Er: „Du bist die erste Frau, mit der ich keine langen Gesprächspausen hatte. Das gefällt mir sehr.“

Die anderen Geschichten – die mit dem Tüpen, der ab 16 Uhr nur noch Landwirtschaftssimulator spielt; die mit dem dressierten Hund; die mit dem Mann, der am Telefon nur weinte; die mit dem Tüpen, der nichts mit seinem zweijährigen Kind zu tun haben will; das Date mit dem Lehrer, der einen Abend lang über sein hartes Berufsleben monologisierte (ohne eine Frage zu stellen) – erspare ich Ihnen. Kuriositätenkabinett.

Gelesen: The Boys Are Not All Right – darüber, was die Amokläufe in den USA verbindet. Das ist, neben der Waffengewalt: das Geschlecht der Täter. Alle Amokläufer in den USA waren bislang Jungs.

Boys, though, have been left behind. No commensurate movement has emerged to help them navigate toward a full expression of their gender. It’s no longer enough to “be a man” — we no longer even know what that means.

Es sind viele qualifizierte Kommentare in der Kommentarleiste.

Es ist weiterhin knackig kalt in München. Heute schneite es auch wieder leicht. Ich bin verzückt, denn das Rurgebiet kennt ja nur Regen und Matsch. Die Münchener hingegen granteln vor sich hin und brummen irgendwas von: „Sauwetter … kruzefix …. alles grau …“

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Am Nachmittag war ich mit Sabine verabredet, die den Podcast Tee-Mosaik macht. Außerdem macht sie einen Podcast zur Blog Big, einer Bloggerkonferenz in München. Er heißt Talk Big. Sie interviewt dafür Blogger übers Bloggen. Das hat sie mit mir auch gemacht.

Talk Big - Blog Big: Kekse und Tee

Wir saßen dabei gemütlich in ihrer Wohnung; sie hatte mich nach Sendling eingeladen. Es gab Tee und Knabbereien, und weil Sabine Husten hat, haben wir ein paarmal Pause gemacht.

Die vier Schilder sind übrigens Hilfsmittel von Sabine und Katja, wenn sie den Tee-Mosaik-Podcast machen:

  • Schnecke: Zu langsam
  • Pfeil: Zurück Zum Thema
  • Ähm: Nicht so viel Ähm
  • Daumen hoch: Guter Gedanke

Wir haben die Schildchen nicht gebraucht. Die neue Staffel des Talk-Big-Podcasts startet am 1. März, die Folge mit mir ist dann irgendwann dabei.

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Ich verstehe nicht, was in Syrien passiert. Ich kann das nicht begreifen. Wer kämpft da gegen wen und warum? Kann man das überhaupt noch sagen? Wie können Menschen anderen Menschen so viel Elend bringen? Das übersteigt mein Vorstellungsvermögen.

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Ich schrieb per WhatsApp mit Sandra. Es ging um Waffeleisen und allerlei anderes, irgendwie kamen wir auf das Thema Joggingbuxen und dass Sandra nicht so ganz präsent ist, dass es verschiedene Joggingbuxen gibt: Alltagsjogger, Sonntagsjogger, Schlumperjogger – und so weiter. Und das als Bewohnerin des Ruhrgebiet! Sie bat um meine Sicht auf das Thema. Als Fashionbloggerin habe ich natürlich eine Meinung – voilà:

Alltagsjogger:
Joggingshose, die man daheim anzieht, wenn der Partner da ist.

Schlumperjogger:
Jogginghose, die man daheim anzieht, wenn niemand da ist. Kein Partner hält dieses Teil aus, ohne an Trennung zu denken. Haustiere wenden sich stumm ab.

Sonntagsjogger:
Jogginghose zum Ausgehen für gut. Für eine Ausflug zum Handballgucken oder zum Penny. Fürs Fußballgucken mit Freunden. Baumarkt ist ein Grenzfall; kommt auf’s Viertel an.

Fliegerseidenjogger, Ganzkörper:
Der Hosenanzug des kleinen Mannes. Perfekt gekleidet für Ausflüge zur Tankstelle, zur Pommesbude und an die Trinkhalle – also überall dort, wo man mit Freunden zusammensteht. Idealer Begleiter für Kirmesbesuche und Krankenhausaufenthalte. Bauchtasche nicht vergessen.

Unten Fliegerseide, oben Fleece:
Alltagsjogger, Outdoor- und Camping-Variante

Oder wie sehen Sie das?

Anstrengender, aber ergiebiger Tag.

Gegen Nachmittag noch ein bisschen durch die Stadt gelaufen. Schuhe in der Isarvorstadt:

Schuh Bertl, bayerischer Schusterladen

Ich mag es, durch die Straßen zu laufen und mir all diese Geschäfte anzugucken. Ich mag München einfach. Wenn ich mich zwischen München und Hamburg entscheiden müsste, würde es wohl München werden.

Odeonsplatz am Abend:

Feldherrenhalle am Odeonsplatz, beleuchtet mit Schnee

Hier ist weiterhin tiefster Winter mit Schnee. Mehr Münchener Winterbilder gibt es bei der Kaltmamsell.

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Patricia, formerly know as Das Nuf, hat über Ferienjobs geschrieben. Anne auch. Beide fragen sich, ob Ferienjobs sein müssen und geben ihre Antworten.

Ich habe bei der Lokalzeitung gearbeitet und bin dadurch letztendlich zu allem gekommen, was ich seither gemacht habe. Ich habe in der Kunststoffverarbeitung gearbeitet und dort gelernt, wie Überraschungen in  Nutelladeckelchen kommen und was es heißt, in drei Schichten zu arbeiten, den Akkord nicht zu brechen und die Letzte in der Nahrungskette zu sein. Ich habe im Messebau gearbeitet und dort gelernt, hart körperlich zu arbeiten und große Autos bis 7,5 Tonnen zu fahren. Ich habe in der Buchbinderei gearbeitet und gelernt, wie man sehr schnell sehr viele Papierblätter bündig schüttelt. Ich habe Nachhilfe gegeben und gelernt, wie man Menschen motiviert und ihnen etwas beibringt. Alle Jobs haben mir Erfahrungen gebracht, die ich später gebrauchen konnte. Ich habe durch diese Jobs außerdem sehr schnell versucht, Arbeit zu finden, die mir mehr einbringt als Geld.

Relaxday. Nicht viele Worte heute. Dafür Bilder aus der Partnachklamm, Garmisch-Partenkirchen.

Vereiste Partnachklamm

Vereiste Partnachklamm

Vereiste Partnachklamm

Vereiste Partnachklamm

Vereiste Partnachklamm

Vereiste Partnachklamm

Vereiste Partnachklamm

Nach dem Weg durch die Klamm bin ich im Olympiahaus eingekehrt. Dort war es schön warm. Ich war nämlich ziemlich durchgefrostet. Außerdem gab es Käsekuchen und Milchkaffee. Das war super.

Ich setzte mich so, wie alle saßen: mit dem Blick zum Fernseher. Man will ja das Gesamtbild nicht stören.

Gaststube mit leerem Kaffeeglas, in der Fernse ein Fernseher mit Skispringen

Im Fernsehen lief: Olympia. Ausgerechnet Skispringen. Denn, Blick nach rechts aus dem Fenster:

Olympiaschanze, davor Fensterdeko

Die Deutschen gewannen Silber. Freude in der Gaststube! Fachsimpelei. Ein Prosit auf die Olympioniken.

Später sprangen draußen noch einige Nachwuchskids von der Schanze links. Das war schön zu beobachten.

Im Anschluss fuhr ich weiter nach Bad Heilbrunn, Bekannte besuchen. Sie betreiben das Hotel zum Zauberkabinett, ein sehr hübsches kleines Hotel in einer wirklich schönen Gegend. Ich war dort schon viele Male. Man kann wandern, schwimmen, winterrodeln und sommerrodeln, es gibt Bergbahnen, Bauernhöfe, Spazierwege und Seen – also alles, was man so braucht. Prima für Familien, auch das Hotel.

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Im Appartment neben mir ist ein Pärchen eingezogen. Gestern abend haben sie erstmal umgeräumt. Also: Ich dachte, sie räumen um. Irgendwann waren sie fertig mit umräumen. Später gefiel es ihnen aber nicht mehr und sie räumten erneut um.

Neben dem Hang zum Umräumen haben sie einen Hang, Stühle über Fliesen zu schieben. Die Schieberei macht ein ziemlich lautes, unangenehmes Geräusch. Es ist mir ein Rätsel, warum man so oft Stühle schieben muss und nicht einfach stillsitzen kann, aber nun denn, machste nix.

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Jetzt noch ein bisschen Gravity auf ZDF.

Zweiter Tag des Digital Media Camps in München, #dmcmuc.

Das Aufstehen fiel ein bisschen schwer. Ich konnte gestern schlecht einfschlafen: viele Leute, viele Gespräche, viel Input. Außerdem war es mir kalt.

Bei der Sessionplanung war die Schlange nicht sehr lang. Also stellte ich mich nochmal an und bot eine Session zum Thema „Bloggen“ an, in der ich erzählte, wie ich warum blogge, was mir das bringt, wie ich das Kännchennblog und das berufliche Blog, den Newsletter und den Podcast vernetze, wie es mit der Privatheit ist, was meine Haltung ist und so allerlei nebenher.

https://twitter.com/AustriaArt/status/965177506574864384

Irgendwie schaffe ich es nicht, zu einem Barcamp zu fahren und keine Session zu halten.

Die nachfolgende Session mit Ingo von der DB Systel habe ich dann leider verpasst, weil ich mich verquatscht habe. Es wäre die Ergänzungssession zu Matthias Patz auf dem AgiLEipzig gewesen.

Nach dem Mittag gab’s dann noch eine Dreiviertelstunde zu Podcasts von Katja und Sabine. Es ging um Nutzen, Einsatz und Monetarisierung. Tolle Sache: Sabine hat mich heute eingeladen, in einer Folge des Talk-Big-Podcasts teilnzunehmen. Ich freue mich! Am Mittwoch bin ich dann bei ihr in Sendling, und wir nehmen die Folge auf.

Zur Session kam ich übrigens zu spät, weil ich mich wieder verquatscht habe – diesmal mit Basti & Lorenz, den Caterern. Die beiden haben ein super Essen ins Foyer der Süddeutschen gezaubert, alles ohne Müll, denn sie machen Zero-Waste-Catering. Der Eine ist eigentlich Banker, der Anderer BWLer; die Beiden sind Anfang 20 und machen alles selbst: Rezepte, Zubereitung, Logistik – mit Unterstützung von Küchenhilfen. Weil ihnen ein Angebot an gutem, müllfreien, gesunden Caterin in München fehlte, haben sie sich im Februar 2017 mit der Idee selbstständig gemacht. Starke Typen und ein rundes Konzept von Speisen, Darreichung, Corporate Design und Leidenschaft. Ich wünsche den beiden viel Erfolg!

Zurück nach Hause wollte ich dann ein Stück zu Fuß gehen. Also marschierte ich los, die Straße hinunter durch Berg am Laim. Das Michaelibad war nicht weit, und dort würde die U5 fahren.

Als ich am Michaelibad ankam, war dort auch der Ostpark, und ich dachte: Dort ist es bestimmt auch schön. Also ging ich durch den Ostpark.

Verschneiter Weg im Park

Im Ostpark gibt es einen Hügel. Wenn ich Hügel sehe, möchte ich dort hinauf, um hinunterzuschauen. Das ist so eine Marotte von mir.

So sah das dann aus:

Ostpark, Blick vom Hügel

Im Park gab es viele Gelegenheiten zu rodeln, und der Münchener hat offenbar seinen Schlitten stets parat.

Im Ruhrgebiet wäre man an einem Tag wie heute in den Keller gestiegen, hätte den Schlitten hinter dem Kartoffelschoss hervorgezerrt, ihn entstaubt und festgestellt, dass die Kufen rostig sind. Dann hätte man Schmirgelpapier gesucht, nicht gefunden, und wäre in den Baumarkt gefahren, um welches zu kaufen. Dort hätte man festgestellt, dass ja Sonntag ist, also hätte man Onkel Hans angerufen und gefragt, ob er eventuell Schmirgelpapier hat. Wieder zu Hause hätte man die Kufen geschmirgelt und gewachst. Dann hätte man den Schlitten feierlich aus dem Keller getragen, und wie man vor der Haustür stünde, mit Schlitten, Schneeanzug und Schlupfmütze, wäre der Schnee geschmolzen.

Aber der Münchener ist auf Schnee vorbereitet, der Schnee ist auch deutlich ausdauernder, und so rodelten die Leute allerorten.

Rodelhügel im Park

Hinter dem Ostpark kam rasch die Quiddestraße. Dort fährt auch die U5.  Von der Quiddestraße sind es jedoch nur noch drei Stationen bis nach Neuperlach-Süd. Es wäre nun wirklich albern gewesen, dafür noch die U-Bahn zu benutzen. Also marschierte ich weiter. Mich erfasst dann immer eine sanfte Forrestgumpigkeit, ich laufe und schaue in die Gegend und laufe weiter, denn stehenbleiben ergibt ja keinen Sinn, und so laufe ich und laufe.

So kam ich zum Park & Ride in Neuperlach und zu meinem Auto, mit dem ich heim in mein Appartment fuhr.

VG im Schnee

Bis morgen!

Tag eins des Digital Media Camps (#dmcmuc) in München.

Mein Appartment liegt in Waldperlach, das ist im Südosten Münchens. In der Gegend kenne ich mich aus: Rund um die Bundeswehruni in Neubiberg habe ich viel Zeit verbracht.

Die Region Neubiberg/Ottobrunn/Neuperlach kann ich für einen München-Aufenthalt wärmstens empfehlen: Der U- und S-Bahnhof Neuperlach hat ein Park & Ride, in 20 Minuten ist man mit der U5 in der Stadt und man hat die gesamte Infrastruktur, die man fürs Leben braucht. Perfekt.

Neuperlach-Süd: Wartehäuschenromantik

Neuperlach-Süd ist übrigens auch zu empfehlen, wenn man südlich von München Urlaub macht und mal für einen Tagesausflug in die Stadt reinfährt. Ratzfatz über A8 und A99 erreichbar.

Das #dmcmuc findet bei der Süddeutschen Zeitung statt. So sieht’s dort aus, wenn Barcamper das Foyer okkupieren und Pause machen:

DMCMUC: Foyer mit Hüpfburg und Bierbänken

Es gibt eine Hüpfburg. Und ein Bällebad (hinter der Hüpfburg). Außerdem eine Candybar und exzellenten Kaffee und ach, fragen Sie nicht. Es ist großartig. Hat sich schon nach einem Tag gelohnt hinzufahren. Auch inhaltlich natürlich – vor allem inhaltlich.

Ich selbst habe eine Session zu Produktentwicklung gehalten, in der ich drei Methoden vorgestellt habe, die man einzeln nutzen oder auch kombinieren kann. Sie helfen, Nutzer- und Kundenbedürfnisse genau anzugucken und das große Projekt in kleine Teile zu zerlegen.

Der Sessionplan:

Sessionplan

Den Rest des Tages habe ich selbst Sessions besucht. Über Science Fiction und Journalismus, über Blockchain und mediale Qualität, über Perspektiven in der Zusammenarbeit zwischen Medien und der Automobilindustrie und über die Innovationsfähigkeit von Medienhäusern. Dabei mit verschiedensten Leuten gesprochen und sehr gute Gespräche geführt.

Einige Notizen zum Weiterlesen:

  • Scout.ai macht Science-Fiction-Storytelling auf journalistischer Grundlage. Das Angebot entstand in den Research & Development Groups der New York Times.
  • Auch aus den NYT Labs: der Listening Table, ein Tisch, der in Meetings zuhört, wenn er soll (semantic listening), der dann protokolliert und die Protokolle allen oder Ausgewählten zugänglich macht. Es wird nur protokolliert, was ins Protokoll soll. Die Inhalte werden auf dem firmeneigenen Server gespeichert. Es kann nachbearbeitet und freigegeben werden. Niemand muss mehr Protokoll schreiben.
  • Microsoft und die Carnegie Mellon University entwickeln Seeing AI, künstliche Intelligenz, die für Menschen mit Sehbehinderung die Umwelt kommentiert (Video).

Abends dann lockerer Tagesausklang. Wie das immer so ist, erfährt man beim Bier die wirklich interessanten Dinge. Denn mein Gegenüber stellte sich mir als der Marktführer bei Bordellabrechnungssystemen vor. Richtig gelesen: Master of Puff-Software. Wir haben uns daraufhin gut und lange unterhalten. Ich schreibe hier keine Einzelheiten, nur so viel: Das ist unter fachlichen Gesichtspunkten wirklich eine schöne Herausforderung für Software-Entwickler. Ganz ernsthaft. Die Software braucht übrigens keine Werbung und hat keine Website, den Namen findet man nirgendwo. Reines Empfehlungsmarketing.

Während ich im Warmen saß, ist München zugeschneit. Winterwonderland auf dem Heimweg:

Winter in Waldperlach: verschneite Straße im Wohngebiet

Morgen geht’s weiter. Deshalb jetzt: Gute Nacht!

650 Kilometer geradeaus gefahren.

Dabei zweimal angehalten, einmal getankt, zwei Kaffeegtränke im Gegenwert eines Mittelklassewagens getrunken, zwei Unfälle gesehen, dreimal im Stau gestanden und ein wunderbares Hörbuch gehört.

Rasthof Spessart, der Klassiker auf dem Weg in den Süden:

Milchkaffee im Rasthof Spessart

Auf der A45 war Nebel, viel Nebel. Nicht so viel, dass ich die Schlussleuchte anschalten musste, aber doch: Nebel. Er stieg aus den Tälern auf, lag zwischen den Bergen, mischte sich mit dem Schnee und wurde von der Sonne angestrahlt. Zwischendurch war die Welt hell, sehr hell, der Schnee, der Nebel, die Sonne, das Weiß. Ich musste eine Sonnenbrille aufsetzen, die ich seit dem Sommer nicht mehr getragen habe, die noch ganz verschmiert war von Sonnencreme.

Ich erinnerte mich an den dichtesten Nebel, den ich jemals erlebt habe, damals auf dem Weg zum Nordkap. Der Begleiter und ich fuhren im Auto, und es war so neblig, dass wir das Ende der Motorhaube nicht sehen konnten, weshalb wir beinahe ein mittelgroßes Parkhäuschen umfuhren – Betonung auf der ersten Silbe -, was wir erst bemerkten, als der Kühlergrill es berührte. Dort oben habe ich erfahren, was es heißt, die Hand vor Augen nicht zu sehen. Ich streckte sie nach vorne, und sie war fort. Es war ein seltsam psychotisches Gefühl; ich wusste nicht, wo ich anfing und wo ich endete, wo die Welt anfing und endete und ob dort noch jemand war, in diesem Weiß.

Während ich heute durch den Nebel fuhr, den nicht ganz so dichten, hörte ich das Buch mit dem passenden Titel „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky. Eine wunderbar zarte, poetische Sprache. Eine tolle Sandra Hüller, die es vorliest. Schon nach dem Prolog war ich verliebt.

Am späten Nachmittag Ankunft in München. Einkaufen, auspacken, zu Abend essen, Bett.

Dinge getan. Koffer gepackt.

*

Am Spätnachmittag die Veranstaltung „Arbeit 4.0 – Wie können Frauen punkten?“ besucht. Unter anderem referierte Michael ten Hompel. Er ist Professor an der TU Dortmund und Direktor des Frauenhoferinstituts für Materialfluss und Logistik. In dem Vortrag ging es um Industrie 4.0 und um Autonomisierung, also der Fortsetzung der Automatisierung: Wenn sich Systeme untereinander vernetzen, sich gegenseitig etwas beibringen, verantwortlich handeln und Wissen teilen, ohne dass es einen Zentralrechner gibt und ohne dass der Mensch eingreift. Hamma, was da jetzt schon geht. Zum Beispiel gibt es Drohnenschwärme, die autonom miteinander kommunizierend interagieren. Oder Transportdrohnen, die eigenständig entscheiden, ob sie rollen oder fliegen. Schwierig vorzustellen, was noch kommen wird. Das wird vieles verändern.

Das wirft dann wiederum Fragen auf, die nicht nur technischer Natur sind, sondern auch gesellschaftlicher und moralischer. Wie soll sich eine Maschine gegenüber dem Menschen verhalten, nach welchen Moralvorstellungen? Wenn Maschinen selbstständig Verhalten lernen und dabei mit dem Menschen interagieren: Was sind die Grundlagen sozialen Verhaltens zwischen Maschinen und Menschen, nach denen das geschehen soll? Wie schaffen wir nationale und wie internationale Standards bei verschiedenen Wertesystemen? Wie können wir unsere Welt nach diesen Gesichtspunkten besser machen?

Die großen Digitalisierungsfragen sind nicht Glasfaserkabel und MBit-Leitungen. Sondern viel weitreichendere, gesellschaftliche Entwicklungen. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Leute in Berlin das durchblicken, geschweige denn irgendwie anpacken.

In der Halbzeitpause der Veranstaltung bin ich verschwunden, weil ich sonst nicht nach Hause gekommen wäre – wegen Heimspiel des BVB. Das Stadion lag mitten auf meinem Heimweg, und ich hätte gemeinsam und gleichzeitig mit 90.000 anderen Menschen nach Hause gewollt.

Daheim dann die zweite Halbzeit des BVB gegen Atalanta Bergamo geguckt. Alta, was ein Gestochere. Immerhin: Der Neue, Batshuayi, ist ein prima Typ. Gut, dass wir den gabunischen Glitzervogel verkauft haben. Und der kleine Götze war auch gut drauf. Das freut mich für ihn.

Zehn Minuten vor dem Wecker ausgeschlafen erwacht. Das war super.

Dann zur DASA nach Dortmund gefahren. Dort fand die Veranstaltung Personal Wissen Kompakt 2018 statt. Veranstalter war die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Es ging um technologischen, digitalen und kulturellen Wandel und um neue Qualität der Arbeit. Letztendlich war es ein Wissenstransfer von Forschungsergebnissen der BAuA zu den Besuchern.

Stahlhalle der DASA

Aus meinen Notizen:

  • Ältere Mitarbeiter*innen sind nicht häufiger krank als jüngere. Nur: Wenn sie krank werden, dann länger.
  • Niemand will mehr Schichtarbeit machen.
  • Wenn Mitarbeiter*innen über lange Zeit dieselbe Tätigkeit verrichten, körperlich oder geistig, tun sie sich mit Veränderung schwer, weil sie keine Veränderungserfahrung haben; weil sie Angst haben, sich Neuem zu stellen. Entscheidende Variable ist dabei nicht zwingend das Alter der Mitarbeiter, sondern ihre Lernbiographie und die Neuroplastizität des Gehirns.
  • Vorgesetzte schätzen die Qualifikation ihrer Mitarbeiter*innen oft falsch ein. Sie halten sie sowohl für kompetenter als auch für weniger kompetent, als sie sind, was sich dann in unterschiedlichen Symptomen zeigt: falsch eingesetzte Leute, Überforderung, Unterforderung, Konflikte, Störungen in den Abläufen.
  • Alle Organisationsfaktoren, auf die es ankommt, um als Unternehmen attraktiv und gesund zu sein, haben mit dem Führungsverhalten zu tun. Das heißt: Jede Unternehmensentwicklung ist Führungsentwicklung.
  • Ständige Erreichbarkeit ist nicht per se eine Belastung, sondern wird vor allem dann als belastend empfunden, wenn sie unerwartet kommt, unmittelbare Reaktion erfordert und aus einer generellen Arbeitsüberlastung (geringe Personaldecke) resultiert.

Ich werde das für meine berufliche Website nochmal mit Quellen aufarbeiten.

Letztendlich bestätigen die Ergebnisse meine Wahrnehmung und meine Arbeitsgrundlagen: dass die Faktoren „Jungsein“ und „Altsein“ nicht entscheidend sind, wenn es um die Fähigkeit zur Veränderung geht; dass Unternehemenskultur viel Führungskultur ist; dass es bei Themen wie „ständige Erreichbarkeit“ nicht mit einer Betriebsvereinbarung getan ist, sondern dass man Erwartungen austauschen und Regeln definieren muss.

Übrigens sensationelles Mittagsbuffet auf der Veranstaltung. Wirklich: der Oberhammer. Das Schlaraffenland. Ich war kurz geneigt es zu fotografieren, aber dann dachte ich: Das ist ja wie Tante Waltraud auffe Polterhochzeit von unsa Melanie. Also habe ich’s gelassen.

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Auf dem Rückweg zur Tanke gefahren, Auto waschen. Den Waschzettel mit dem Code habe ich schon seit zwei Wochen im Auto, denn als ich ihn kaufte, war’s extrem voll, und ich wollte mich nicht anstellen. Danach wurde es kalt. Die Waschanlage schloss. Ich fragte: „Wann öffnet Ihr denn?“ Die Antwort: „Bei über null Grad.“ Ich fuhr wieder hin, als mein Auto fünf Grad anzeigte, was unter Berücksichtigung von Messtoleranzen eindeutig über null ist. Die Waschanlage war trotzdem geschlossen wegen zu kalt. Dann kam ich an einem Tag vorbei, wo es nur drei Grad warm war. Die Waschanlage war geöffnet – ich hatte aber keine Zeit. Am nächsten Tag, einem erneuten Drei-Grad-Tag, fuhr ich wieder vorbei. Die Waschanlage war geschlossen wegen zu kalt. Heute dann, bei angezeigten 2,5 Grad das Wunder: geöffnet! Jetzt kann ich mein Auto wieder anfassen, und man erkennt auch die Farbe. Juchhee!

Die Nachmittagspause in der Sonne verbracht. Weil sie so einlud.

Phoenixsee mit Eis

Eine zügige Runde um den See dauert eine Stunde. Das ist sehr prima und macht frisch, die Schnupfennase lief, und die Kopfschmerzen waren danach weg.

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Die zweite Folge von Ein Mann. Eine Frau. Ein Gespräch. veröffentlicht, der Podcast von Christian und mir. Thema: Lernen.

Hier der Blogbeitrag dazu. Dort sind auch alle Links, wo man uns wie abonnieren und anhören und streamen und downloaden kann – und die Hinweise zum Weiterlesen.

Während die erste Veröffentlichung urlange dauerte, weil ich für alle Kanäle die Accounts und Grafiken neu anlegen musste und vor allem keine Peilung von nix hatte, ging das jetzt recht zügig. In etwas mehr als einer halben Stunde war ich mit allem durch.

//*klick Play:

Dummerweise haben wir verpasst, ein Backstage-Foto zu machen, wie wir mit Berlinern vor dem Mikro sitzen. Stellt Euch an dieser Stelle also vor, wie wir Zwei im Hoodie und mit Zucker an der Nasenspitze am Esszimmertisch hocken.

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Gelesen: Die geschätzte Frau Novemberregen sinniert über zwei Garderobenthemen, wovon eins ein Kostümthema ist, passend zur Jahreszeit.

Ich habe wenig Abneigungen, also so richtig, aus vollem Herzen – mit dem meisten Unangenehmen arrangiere ich mich irgendwie -, aber eins geht gar nicht: Kostüme. Das gilt für Karneval, für Halloween, für Freilichtmuseen, für Geisterbahnen, für Clowns, auch für die gutherzigen, und für alles andere, was irgendwie mit Kostüm zutun hat. Laden Sie mich also bitte niemals zu einer beknackten Mottoparty ein.



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