Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Heute ist der 11. September. Während des Frühstücks ging mir durch den Kopf, dass die Anschläge auf das World Trade Center nun 17 Jahre her sind. Siebzehn! Wenn ich mir überlege, wie groß siebzehnjährige Menschen sind, ist das wirklich viel Zeit. Erstaunlich ist, dass ich damals schon erwachsen und im Beruf war, obwohl ich mich jetzt gerade gar nicht so alt fühle.

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Nach einem Twittertip von Holger habe ich Scrivener ausprobiert.

Scrivener ist ein Textverarbeitungsprogramm für Autoren. Man kann Texte, Dokumente und Metadaten verwalten. Man kann den Bildschirm splitten und an einem Teil des Dokuments arbeiten (zum Beispiel Seite 97) und einen anderen Teil (zum Beispiel Seite 46) nebenbei anschauen.

Ich habe den Funktionsumfang noch nicht ansatzweise durchdrungen. Es wirkt auf mich aber sehr, sehr hilfreich. Ich werde darin weiterarbeiten.

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Ich habe meine Einkaufslisten digitalisiert und nutze jetzt Bring!. Es ist wahnsinnig befriedigend, wenn ich ein Produkt in den Wagen gelegt habe, danach in die App gehe, auf den Eintrag klicke und die Kachel wegklappt. Ich fühle mich, als hätte ich Großes vollbracht. Dabei habe ich nur ein Glas Senf eingekauft.

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Ich habe Apfelkuchen mit Äpfeln aus dem Garten gebacken.

EIn Stück gedekter Apfelkuchen auf einem weißen Teller

Weil mir das gut gelungen ist, steigt Vattern jetzt beim Nachbarn in den Garten (mit Genehmigung) und pflückt noch ein paar Boskoops, damit ich weiteren Kuchen backe.

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Gelesen: Frau Kaltmamsell denkt über den Tod nach. 

Gelesen: Die Klasse bin ich. Philipp Meier schreibt anhand seines eigenen Lebenslaufs über Klassenunterschiede in der Gesellschaft und das Setzen von Deutungsrahmen (Framing) mit Hilfe von Sprache.

Gelesen: Droht Deutschland ein neues 1933? Gastbeitrag von Michael Wildt, Professor für Deutsche Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin. Zum gleichen Thema noch einmal die Kaltmamsell. Ihrer Einschätzung schließe ich mich an:

Es mehren sich die Anzeichen, dass auch in der deutschen Politik bestimmte Kräfte versuchen, eine Parallel-Wirklichkeit aufzuziehen, in der sie selbst offensichtlichste Fakten umdrehen und wegbehaupten. Zum Beispiel am Freitag Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen, der das Videomaterial von rechtsradikalen Ausschreitungen in Chemnitz als mögliche „gezielten Falschinformationen“ bezeichnete. Wir kommen in bedrohliche Nähe zu US-amerikanischen Zuständen, in denen oberste Stellen alternative facts gegen belegte und überprüfbare Tatsachen aufstellen. Das Ziel scheint komplette Verunsicherung zu sein, fundamentale Zerstörung von Vertrauen in journalistische Berichterstattung.

Es ist mir ein völliges Rätsel, was Leute wie Seehofer oder Maaßen antreibt. Für mich liegt das noch mehr im Dunkeln als die Motivation der Rechtsradikalen.

Auch dazu: Renate Künast in der FAZ. Sehr gute Analyse.

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Seit Monaten schon kursieren 1.000 Fragen durch die Blogs. Ich möchte sie nicht alle beantworten, aber ein paar nehme ich mir mal heraus, jetzt wo sogar Spontiv losgelegt hat.

Wann hast du zuletzt etwas zum ersten Mal getan?

Ich tue ständig Dinge zum ersten Mal. Ich bin neugierig, furchtlos und probiere gerne Neues aus.

Die jüngsten ersten Male, siehe oben: Scrivener nutzen, einkaufen mit digitaler Einkaufsliste. Weitere erste Mal aus diesem Jahr: Zumba machen, alleine fünf Wochen durch ein anderes Land reisen, eine Mediationsausbildung machen, dort Rollenspiele machen, podcasten, eine Ü40-Party besuchen, einen eineinhalbstündigen Vortrag halten, auf eine Gala gehen … und bestimmt noch viele Sachen mehr, die mir jetzt nicht einfallen.

Worauf verwendest du viel zu viel Zeit?

Ich verwende so viel Zeit, wie mein Herz braucht. Manche Dinge benötigen Zeit, um zu reifen. Manche Dinge könnte ich schneller erledigen. Aber wenn kein Grund dazu besteht: Warum sollte ich?

Bis zu welchem Alter hast du an den Weihnachtsmann geglaubt?

Ich glaubte sehr lange an das Christkind und an den Nikolaus, bis in die Grundschule hinein. Ich erinnere mich, dass ich in der ersten Klasse zwar Zweifel hegte, dass es aber zu viele Ungereimtheiten gab, die ich mir an dieser Weihnachtssache nicht erklären konnte. Der Osterhase hatte allerdings schon früh ein Credibility-Problem, weil, echt mal: ein Hase, der bunte Eier bringt. Das ist nun wirklich Quatsch.

Was möchtest du dir unbedingt mal kaufen?

Es gibt nichts, das ich unbedingt besitzen möchte.

Wann bist du zuletzt in einem Vergnügungspark gewesen?

Vor ungefähr fünf Jahren war ich in Fort Fun. Ich war dort ohne begleitende Kinder; ich lebe meine Leidenschaften ohne Tarnung. Ich bin in der Marienkäferbahn und im Wasserbob gefahren, habe Sommerrodeln gemacht, und es war super.

Wie fühlt sich Liebeskummer für dich an?

Wie Ertrinken.

Welchen Schmuck trägst du täglich?

Ohrstecker. Sonst trage ich wenig Schmuck. Das bamselt alles an mir rum, und ich kann das nicht ausblenden.

Ist es wichtig für dich, was andere von dir denken?

Natürlich mag ich es, gemocht zu werden. Allerdings bin ich inzwischen sehr selbstsicher in dem, was und wie ich bin, was ich gerne tue und was nicht – und dafür stehe ich auch ein.

Mögen Kinder dich?

Ebenso wie die umgekehrte Frage „Magst du Kinder?“ halte ich diese Frage für Unsinn. Es würde schließlich auch niemand fragen „Mögen Erwachsene dich?“ und „Magst du Erwachsene?“. Es gibt Menschen, die mag ich und die mögen mich, und es gibt Menschen, zu denen finde ich keinen Draht. Das Alter hat damit nichts zu tun.

Welche Tageszeit magst du am liebsten?

Alle. Weil ich grundsätzlich sehr großzügig bin in dem, was ich mag. Liegt vielleicht an meiner Zufriedenheit mit mir und der Welt.

Wann hast du zuletzt einen Tag lang überhaupt nichts gemacht?

Ich mache immer irgendwas, schlafen zum Beispiel. Oder rumliegen. Oder lesen. Oder zu Hause rumpuzzeln. Oder in den Garten gucken und den Vögeln beim Leben zusehen. Das ist auch was und sehr super. Mußestunden haben einen viel zu schlechten Ruf in unserer Gesellschaft.

In welchen Laden gehst du gern?

Gartenmarkt. Ist aber nicht gut für meine Geldbörse.

Ansonsten gehe ich nicht gerne einkaufen, auch keine Kleidung oder Schuhe. Das ist alles unglaublich nervig, und am Ende fühle ich mich schlecht, weil ich mich in Klamotten gefummelt  habe, die zu klein oder zu groß waren oder schlecht saßen oder deren Muster an mir viel schrecklicher aussehen als auf dem Ständer, ich bin durch zig Geschäfte gelaufen, überall waren Menschen und ich möchte nur noch nach Hause.

Ausnahme: die kleinen Geschäfte im Stadtteil. Ein <3 für Stadtteilshopping.

Warum hast du die Frisur, die du jetzt trägst?

Weil sie das Beste aus dem macht, was auf meinem Kopf wächst. Weil ich die Haare nach hinten binden kann. Weil ich mir demonstrativ eine Strähne aus dem Gesicht pusten und dabei Merkel-esk die Augen verdrehen kann.

Anna hat mich gefragt, ob ich einen Zeitplan fürs Romanschreiben habe.

Es gibt einen vereinbarten Abgabezeitpunkt für das Manuskript. Der ist vertraglich mit dem Verlag festgehalten und liegt Ende des 1. Quartals 2019. Außerdem gibt es eine vertraglich vereinbarte Seitenzahl, die das Manuskript umfassen soll.

Ich kann nun den Zeitraum hernehmen, der mir zum Schreiben zur Verfügung steht, und die Seitenzahl, die festgelegt ist, und das eine durch das andere teilen. Dann weiß ich, wann ich auf der Hälfte, auf zwei Dritteln, auf Dreivierteln und so weiter angelangt sein muss. Das ist eine grobe Orientierung, allerdings hat die Sache einen Haken: Ich habe nicht konstant gleich viel Zeit zum Schreiben.

Momentan habe ich Zeit. Im Oktober werde ich auftragsbedingt weniger Zeit haben, im November dann wahrscheinlich wieder mehr und für Anfang des Jahres ergibt sich womöglich ein größerer Auftrag – dann habe ich nur noch ganz wenig Zeit zum Schreiben. Mein Ziel ist also, bis zur Jahreswende mindestens bei 80 Prozent des Umfangs zu liegen.

Danach möchte ich gerne hauptsächlich an der Qualität arbeiten, also den bestehenden Text verändern, verbessern,  kürzen, etwas dazuschreiben, Übergänge glätten, Charaktere vertiefen, Details ergänzen oder weglassen. Am besten in Zusammenarbeit mit meiner Lektorin.

Ich wurde schon des Öfteren gefragt, ob ich chronologisch schreibe, also mit Seite Eins beginne und am Ende des Buchs mit dem Schreiben ende. Ja, das mache ich. Denn ich brauche die gleiche Zeit wie ein Leser, um die Figuren wachsen und sich entwickeln zu lassen. Schreibe ich chronologisch, habe ich das gleiche Wissen wie meine Figuren und durchlebe die Geschichte mit ihnen. Schriebe ich hingegen nicht-chronologisch, könnte ich mich schlechter in die Situation einer Figur hineinversetzen, weil ich beim Schreiben von Kapitel Fünf ja schon an ihrer Statt erlebt habe, was erst in Kapitel Zehn kommt.

Beim ersten Buch habe ich teilweise Kapitel vorgezogen, also Kapitel Neun vor Kapitel Sechs geschrieben, weil ich Bock auf die Szene hatte. Es hatte aber den Nachteil, dass ich mich immer wieder fragen musste: Wo steht die Figur zu diesem Zeitpunkt gerade? Was ist vorher passiert? Aus welcher Situation kommt sie? Weiß sie bestimmte Dinge schon oder noch nicht? Da kam es dann zu Verirrungen.

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Der Innenminister bittet darum, aus seinem Amt entlassen zu werden.

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Am Abend war ich auf dem Sommerevent der networker NRW, einem IT-Verband. Wir haben unter anderem das Dortmunder Brauereimuseum besichtigt, allerdings ohne Verköstigung, nur mit Zuhören.

Brauereimuseum Dortmund

Dortmunds Strukturwandel hat ja nicht nur etwas mit Kohle und Stahl zu tun, sondern auch mit Bier.

Gemeinsam mit Milwaukee war Dortmund eine der zwei größten Bierbraustädte der Welt: Im 19. Jahrhundert gab es 74 Brauereien. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren es immerhin noch 28. Jetzt gibt es nur noch eine, DAB.

Außerdem ist die kleine Bergmann-Brauerei (für die ich ein großes Herz habe). dank einer privaten Initiative seit 2007 wieder im Kommen.

Maschine, die Kronkorken auf Flaschen macht

Übrigens gab es in den Brauereien Arbeitsplätze, die heute kein Mensch mehr haben will, zum Beispiel Bügelflaschenschließerin.

Weil die technische Anlage nur Flaschen mit Kronkorken automatisch verschließen konnte, gab es Arbeiterinnen, die die Bügelflaschen per Hand schlossen. 900 Stück in der Stunde. Pro Person. Weil den Frauen dabei nach kurzer Zeit die Hände wehtaten, durften sie sich mit einer Kollegin abwechseln, die im heißen Dampf der Flaschenwaschmaschine stand und Flaschen ein- und ausfüllte.

Schreibknast.

Nach etlichen Tagen Durststrecke, des gezwungenen Satzsuchens und der ausgeprägten Unlust flossen heute wieder lockere Seiten in den Rechner. Manchmal muss sich das anstauen. Manchmal braucht’s eine Ortsveränderung.

MacBook auf Esstusch mit Kram drumherum

Ob es gut ist – keine Ahnung. Mir fehlt ein Gefühl für das, was ich da erzähltippe.

Aber immerhin habe ich nach einem kleinen Zeitsprung in der Handlung einen Anfang gefunden, wie es weitergeht – und eine Szene, von der aus ich fortfahre.

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Mein Parship-Text ist in der DONNA. Die Redaktion dort hat ihn leicht redigiert. Also nicht wundern, wenn Sie ihn lesen und ihn etwas anders in Erinnerung haben.

Donna: Cover

Donna: Doppelseite mit Geschichte

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Gelesen: Melanie Trump: Die stille Radikale. Wie die Frau des US-Präsidenten ihren Mann immer öfter brüskiert – und wie sie ihm gleichtut, wenn sie die Öffentlichkeit zu täuschen versucht.

Gelesen: So muss dat sein [€]. Portrait einer Auszubildenden im Einzelhandel.

Fleiß- und Schreibknast. Buchhaltung, Umsatzsteuer, Blogeinträge für den Jobblog vorbereitet. Ich habe den Septembernewsletter begonnen, weil mir ein Thema vor die Füße fiel.

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Ich darf dieser Tage Geburtstagsgeschenke kaufen und Himmelherrgott – Schenken macht so grandios viel Spaß. Es ist viel besser, als selbst Geburtstag zu haben.

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Die Dortmunder Freibadsaison endet am 16. September. Dann schließt mein Stammfreibad. Ich habe mich deshalb online auf die Suche gemacht, wo ich danach schwimmen gehen kann, Sportschwimmen auf abgetrennten Bahnen. Es ist unmöglich, das herauszufinden. Das Online-Angebot der Stadt ist für die Tonne.

Mir ist bekannt: Es gibt in Dortmund das Südbad, das präferierte Bad für Sportschwimmer mit 50-Meter-Bahnen. Für das Südbad gibt es einen komplizierten Belegungsplan, der sagt, wann wie viele Bahnen von wem belegt sind. Wenn man den genau studiert, kann man theoretisch daraus schließen, wann dort öffentliches Schwimmen möglich ist. Aber heißt eine Drei-Bahnen-Belegung durch das Leistungszentrum, dass weitere drei Schwimmerbahnen für die Öffentlichkeit frei sind? Oder gibt es keine drei weiteren, abgetrennten Bahnen, und ich muss um umhertreibende Rentner herumschwimmen? Außerdem sind ständig Veranstaltungen, Schwimmwettbewerbe und Was-weiß-ich, an denen der Belegungsplan dann wiederum nicht gilt, weil die Veranstaltung den Belegungsplan obsolet macht.

Neben dem Südbad gibt es weitere Hallenbäder. Informationen zu diesen Hallenbädern finde ich unter sportwelt-dortmund.de. Allerdings sind dort bei Weitem nicht alle Bäder aufgeführt. Einige Bäder finde ich nur auf der Stadtseite dortmund.de, allerdings wiederum nicht alle, weil … keine Ahnung! Weil sie von einem Verein betrieben werden? Informationen zum Hallenbad im Stadtteil Aplerbeck finde ich zum Beispiel nur auf der Website der SG Süd. Es ist zudem unmöglich herausfinden, in welchem der versprengten Bäder 25- oder 50-Meter Bahnen vorhanden sind und ob überhaupt Bahnen abgetrennt sind, um sinnvoll zu schwimmen.

Das ist alles hanebüchen und eine kommunikatorische Katastrophe. Warum gibt es keine Datenbank über alle Dortmunder Bäder? Ich möchte bitte einsehen, wann ich als Dortmunderin wo schwimmen gehen kann: Wo muss ich hinfahren, wenn ich am Donnerstagabend schwimmen möchte? Oder am Samstag? An welchen Tagen, zu welchen Uhrzeiten kann ich in meinen umliegen Stadtteilen schwimmen?

Herrje.

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Gelesen: Weniger Aluminium, mehr Plastik – hanuta in neuer Aufmachung. Und: Bahlsen erhält ein neues Unternehmenslogo. Keksnachrichten holen mich emotional ab, selbst wenn es nur um die Verpackung geht.

Gelesen: Männer in Ostdeutschland. Ich habe keine Meinung zu Männern in Ostdeutschland. Ich habe auch keine Meinung zu Männern in Westdeutschland. Ich gebe die Beobachtung der Autorin nur so weiter.

Gelesen: „80% der Menschen interessieren sich einen Scheiß für irgendwas und machen alles mit“, Interview mit dem Sozialpsychologen Harald Welzer. Das Interview hangelt sich an gesellschaftlichen Veränderungen und dem Klimawandel entlang. Die beschriebenen Mechanismen greifen aber auch im restlichen Leben, privat wie beruflich.

Die Vorstellung zu haben, dass, wenn man bestimmte Fakten präsentiert, daraus das erwünschte Handeln resultiert, ist eine irreale Vorstellung. So funktioniert das Leben nicht.

Das erlebe ich auch in Unternehmen: Das Management präsentiert Fakten – zur Marktlage, zu den Kunden, zu Verkaufszahlen – und denkt, nun sei der Belegschaft klar, warum Veränderung nötig ist, und alle tragen sie mit. Genau so funktioniert es nicht. Ich habe dazu mal geschrieben: Veränderung ist nicht logisch. 

Ist übrigens auch im Privatleben so. Menschen steigen auf die Waage, betrachten die Fakten, steigen seufzend wieder hinunter und essen weiter Chips.

Alles, was wir zunächst brauchen, ist eine Vorstellung davon, in welche Richtung wir sie verändern wollen.

Total wichtig: eine Vision. Keine, deretwegen man zum Arzt geht. Sondern eine, die real und in die Zukunft gerichtet ist. Ich kann das Alte nur loslassen, wenn ich eine Perspektive habe, wohin es gehen soll.

Und dann: konkreten Fragen formulieren und gemeinsam Ideen entwickeln. Positive Bilder schaffen. Am Beispiel Klimawandel:

Können wir uns eine Stadt ohne Autos vorstellen? Mit einer besseren und lebenswerten Infrastruktur?

Und dann: anfangen. Ausprobieren. Gucken, wie es sich anfühlt. Wieder verwerfen. Lernen. Verbessern. Es gut werden lassen. Nur, wenn ich handle, kann ich Erfahrungen auch unmittelbar erleben – und nicht nur die Theorie.

Das sind Praxisformen, bei denen Menschen erleben, dass eine andere Welt nicht nur möglich, sondern auch gut und machbar ist. Das können sie predigen, predigen, predigen, und es interessiert kein Schwein. Wir sind völlig übertheoretisiert.

Wenn ich als Beraterin in Unternehmen bin, ist mein Ziel immer: schnell in die Umsetzung kommen. Machen. Auch unter der Prämisse zu scheitern. Irgendwas lernt man immer, nimmt man mit in den neuen Versuch – meist sogar sehr viel. Der zweite Anlauf baut auf den ersten auf. Dann kommt meistens Dynamik rein, und die Sache wird mehr und mehr zum Selbstläufer. Die Menschen entwickeln Mut, spüren, dass sie etwas bewirken können, setzen sich auseinander, streiten sich, raufen sich wieder zusammen, bringen etwas voran, entwickeln eine gemeinsame Haltung.

Neue Folge von Ein Mann. Eine Frau. Ein Gespräch. – mit einem Thema für Teammitglieder, Chefs und Chefinnen: Wie unterstütze ich meinen (neuen) Chef oder meine Chefin in seiner/ihrer Rolle?

Das Thema kommt von unserer Zuhörerin denkenfetzt. Sie hat uns konkrete Fragen mitgegeben:

  • Wie kann ich als Teammitglied meinem Chef/meiner Chefin helfen, in seiner/ihrer Rolle zu wachsen?
  • Ist das überhaupt mein Job?
  • Wie „pushy“ darf ich sein? Wann bin ich übergriffig?
  • Wie kommuniziere ich fehlende Kommunikation?

Ich habe diese Fragen an sieben Führungskräfte und auch Teammitglieder aus verschiedenen Branchen weitergegeben. Im Podcast diskutieren wir die Rückmeldungen und ordnen sie ein. Viel Spaß beim Zuhören!

https://soundcloud.com/einmann-einefrau-eingespraech/201809_wie-chef-und-chefin-unterstuetzen

Zum Weiterlesen:

Die Folge gibt’s wie bei Podigee und bei Soundcloud – und als mp3 zum Download. Außerdem könnt Ihr den Podcast bei iTunes abonnieren.

Am Samstag: Ausflug in den Westfalenpark. Sommerfest des Dortmund Ladies‘ Circle, des Round Table, des Old Table und des Distrikts, außerdem Gründung des Tangent Club Dortmund. Das sind alles Serviceorganisationen, die sich für wohltätige Zwecke einsetzen: Frauen und Männer, jeweils in verschiedenen Altersklassen (erst ist man rund, dann ist man alt).

Florianturm, Gondelbahn, blauer Himmel

Wir haben beisammen gesessen, außerdem gab’s eine Bahnfahrt durch den Park (oben im Bild: Gondelbahn – die gibt’s dort auch). Wir haben das Kindermuseum mondo mio! besucht, das der Tangent Club mit Aktionen unterstützt. Ein ziemlich tolles Museum, in dem man alles anfassen und ausprobieren kann, auch wenn man schon erwachsen ist.

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Hansemann Beimer ist gestorben. Ich habe die Folge noch nicht gesehen wegen Kalendergirl-Training, anschließendem Duschen und Kochen und überhaupt – und werde sie morgen zelebrieren.

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Wer schonmal in unsere neue Podcastfolge reinhören und das Thema „Wie unterstütze ich mit meinen Chef/meine Chefin (mit Fingerspitzengefühl)?“  erkunden möchte, bevor morgen der offizielle Beitrag kommt: voilà.

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Der Sohn der Handballkollegin (3) trägt aktuell am liebsten rote Flamenco-Schuhe mit Absatz. Er hat uns darin zugewunken, als ich sie abholte. Ich habe ihm erstmal ausrichten lassen, dass ich die Schuhe sehr hübsch finde und sie ihm toll stehen (tun sie wirklich). Unpassende Kommentare kriegt er bestimmt genug.

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Gesehen: Die Mitte der Welt. Phil ist 17, kommt aus dem Feriencamp wieder. Ein Sturm ist über den Ort hinweggezogen, und irgendwas ist mit seiner Mutter und seiner Schwester passiert. Dann verliebt er sich in Nicholas. Schöne Bilder, toll gespielt. Ich habe mich wieder erinnert, wie schlimm die Pubertät war. Noch bis Mittwoch in der arte-Mediathek.

Gelesen: Er hat eine Frau ermordet und keinem davon erzählt [€]. 25 Jahre später gesteht er den Mord bei einer Verkehrskontrolle. Die Annäherung an eine Persönlichkeit.

Angeguckt: Insekten ganz nah. Spooky.

Heute wieder: professionelles Kaffeetrinken. Christian und ich habe eine neue Folge von Ein Mann. Eine Frau. Ein Gespräch aufgenommen. Das Thema kam von unserer Zuhörerin denkenfetzt: Wie unterstütze ich meinen (neuen) Chef  oder meine (neue) Chefin in seiner/ihrer Rolle – vor allem, ohne übergriffig zu sein? Wie helfe ich ihm/ihr in den Sattel – und ist das überhaupt mein Job?

Ich habe vorher sieben Führungskräfte und Teammitglieder gefragt. Die Ergebnisse haben Christian und ich diskutiert.

Weil ich eine Rückmeldung per Sprachnachricht bekommen habe, habe ich sie als Audio reingeschnitten – beziehungsweise eine Frage daraus. Sollten wir öfters machen. Also, wenn Ihr wollt: Wortbeiträge, Kritik, Fragen, Statements gerne auch per Audio (Mailadresse).

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Vor einigen Tagen unterhielt ich mich mit C. Er ist regelmäßiger Bioladeneinkäufer ist. Wir sprachen über Biosupermärkte und deren Kassenbereich. Er schenkte mir das Satzfragment: „die Quengelware für den antroposophischen Oberstudienrat.“

Seither suche ich vergebens nach einer Gelegenheit, die Worte anderweitig unterzubringen.

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Gelesen: Anke Gröner hat Post von einer Leserin bekommen. Beatrix wohnt in Lößnitz, Sachsen, wurde in den 1970ern geboren und ist in der DDR aufgewachsen. Sie reflektiert die DDR-Vergangenheit und das demokratische Selbstverständnis in ihrer Heimat vor dem Hintergrund der Geschehnisse in Chemnitz.

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Gute Nachricht der Woche: Christian (ein anderer Christian als oben, quasi Christian I.) ist den Älteren unter uns bekannt als Jawl. Nun bloggt er wieder regelmäßig. Juchhee!

Viele Ideen. Gutes Gespräch gehabt und danach noch mehr Ideen. Erfahrungen erzählt bekommen und noch weitere Ideen. Ich muss das alles mal ordnen.

Parallel dazu habe ich meinen August-Newsletter rausgeschickt. Wie immer, wenn die aktuelle Post rausgeht, geht auch der Text des Vormonats online: Der ideale Arbeitsplatz ist ein Manchmal-Großraum – über eine Studie zur Kommunikation in Großraumbüros, über Arbeitsplatzgestaltung und warum Menschen manchmal gut kommunizieren, auch wenn sie weniger reden.

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Entertainment: Im Juli gabs die wunderbare Lesung Porsche, Pölen, Pott, deren Teil ich sein durfte. Mitleser Hansbahnhof hat ein Audio online gestellt: seine Geschichte „Das F-Modell, die Frau, Ferdi und die Fahrt zum Rand der Verzweiflung“, in der er erzählt, wie er seine Frau, sein Kind und einen Haufen Gepäck in einen Porsche Oldtimer verfrachtet und nach England fährt. Spoiler: Es passieren Dinge. Viel Spaß beim Zuhören!

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Immer noch Reste von Todesschnupfen. Husten, Mattheit, nasale Erotikstimme. Es handelt sich bei den Krankheitserregern nachgewiesenermaßen um Keime aus Berlin, die per ICE ins Ruhrgebiet gelangten. Ich prangere das an.

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Chemnitz macht mich sprachlos. Die Nazis dort machen mich sprachlos. Die Menschen, die den Nazis zujubeln, machen mich sprachlos. Die Menschen, die den Nazis und denen, die ihnen zujubeln, schweigend zuschauen, machen mich sprachlos.

Noch sprachloser als all dieses Pack macht mich allerdings eine sächsische Innenpolitik und eine sächsische Polizei, die den Rechten seit Jahren tatenlos zusieht, die auffällig Nazi-freundlich agiertdie Journalisten öffentlich-rechtlicher Sender festhält, deren Beschäftigte an rechten Demos teilnehmen und die eine durch und durch zweifelhafte Haltung hat.

Was zur Hölle muss noch passieren? Diese ganze braune Mischpoke gehört – Achtung, Wortspiel – auf links gekrempelt und aufgeräumt. Dabei ist es mir egal, ob sie hellbraun, mittelbraun oder dunkelbraun ist. Haben wir eigentlich schon einen ARD-Brennpunkt zu dem Thema gesehen – mit Live-Schalte zur Pressekonferenz, in der unser aller Heimatminister gegrillt wird? Und in der die Bundesregierung Konsequenzen und konkrete Maßnahmen ankündigt, um das Nazi-Netzwerk und seine Unterstützer aufzudecken und zu verfolgen?

War eine rhethorische Frage.

Das Wochenende war geprägt von zwei Dingen: einem Ausflug in den Taunus und Todesschnupfen.

Zunächst zum Ausflug: Der ging nach Idstein, genauer gesagt nach Hünfelden, zum Kloster Gnadenthal. Allerdings zu einem ganz und gar unreligiösen Thema: Design Thinking. Wobei Design Thinking für manche Leute bestimmt auch eine Religion ist, genauso wie Scrum. Auf mich trifft das aber nicht zu.

Design Thinking ist ein methodischer Ansatz zum Lösen von Problemen. Außerdem hilft es beim Entwickeln neuer Ideen, Produkte, Dienstleistungen oder Abläufe. Das Besondere am Design Thinking ist, dass es sehr nutzerzentriert ist, also stark vom Kunden ausgeht – beziehungsweise von demjenigen, für den das Produkt, die Dienstleistung oder der Prozess gemacht ist.

Die Hälfte der Design-Thinking-Phasen besteht deshalb daraus, erstmal das Problem zu verstehen – beziehungsweise zu verstehen, was aus Sicht des Nutzers besser sein könnte. Das klingt trivial, wenn man allerdings genauer hinsieht, ist es in Unternehmen oft so, dass es schon eine Lösung gibt, bevor überhaupt klar ist, was genau – also wirklich: ganz genau – die Herausforderung ist. Mit der Folge, dass die Lösung dann doch nicht passt und irgendwie passend gemacht werden muss, was einen Haufen Geld und Nerven kostet.

Design-Thinking-Workshop: Stellwände mit Schemata

Ein weiteres Charakteristikum des Design Thinking ist, dass man, wenn die Herausforderung dann klar ist, sehr offen Ideen sammelt und relativ schnell einen Prototypen erstellt. Der Prototyp ist nicht perfekt, sondern man lernt mit ihm. Ich werde dazu auf meiner beruflichen Website noch einen Beitrag schreiben.

Das Seminar hat die Innovationstrainerin Andrea Schmitt angeboten. Andrea hat mich während meiner Gründung gecoacht. Sie war eine von drei Coaches im start2grow-Gründungswettbewerb, hat meinen Businessplan bewertet und mir Tipps gegeben. Sie war die einzige der Dreien, die mein Vorhaben sinnvoll fand und mir Mut zusprach. Die beiden männlichen Coaches hielten mein Vorhaben für nicht erfolgversprechend.

Ich habe in Idstein übernachtet, das liegt ein paar Kilometer südlich. Idstein ist ausgesprochen schnuffig – mit Fachwerkhäusern und kleinen Läden und wahrscheinlich so, wie sich japanische Touristen Deutschland vorstellen.

Idstein

Ich hatte ein Hotel in einer schmalen Gasse, gegenüber einer Pizzeria mit Draußensitz. Die anderen Hotelgäste haben sich wegen der Lautstärke beschwert. Ich fand die Geräusche sehr prima, denn ich kann hervorragend bei Geräuschteppichen einschlafen, die mich nicht betreffen – wie dem Gemurmel von Pizza essenden Menschen.

Die Gegend dort im Taunus ist sehr nett: Idstein, Limburg, Bad Camberg – da kann man ruhig mal ein Wochenende verbringen. Es gibt kleine Städtchen mit kleinen Läden, ein bisschen Kultur, eine Landschaft zum Wandern und Fahrradfahren oder auch nur zum Dasitzen und Weintrinken.

Idstein: Burg

Idstein: Schiefes, blaues Haus

Ich war allerdings recht angeschlagen. Auf dem Weg nach Idstein hatte mich ein fieser Männerschnupfen ergriffen, der am ersten Seminartag ausdrucksstarke Niesanfälle choreographierte. Am Abend war ich völlig im Eimer und schlief schon in den ersten zehn Minuten des Bundesligaauftaktspiels ein. Über den zweiten Tag rettete ich mich dann irgendwie, und als ich am Sonntagmorgen daheim aufwachte, lag ich röchelnd danieder, mit tränenden Augen und einem Kopf, groß wie das Idsteiner Rathaus.

Pünktlich zum BVB-Saisonstart war ich allerdings wieder fit, und das 4:1 gegen Leipzig hat so ausreichend zur Genesung beigetragen, dass ich mich heute schon viel besser fühle.

Schreibknast.
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Ich könnte Ihnen an dieser Stelle mehr erzählen, aber irgendwie ist das auch langweilig, ohne das Buch und die Geschichte zu kennen und ohne Leidenschaft für die Geschichte zu empfinden. Stellen Sie sich also einfach vor, wie ich am Esstisch sitze.

Ich sitze und schreibe und tippe und manchmal halte ich inne und denke nach. Dann höre ich auf zu tippen und schaue in die Luft, gehe im Zimmer umher, gehe in die Küche, öffne den Kühlschrank, gucke hinein, es ist noch alles da, sogar vom Apfelkuchen gibt es noch vier Stücke. Ich könnte eine Limonade trinken, aber es ist erst 14 Uhr. Limonaden sind etwas für ab 16 Uhr, eine Nachmittagsversüßung; die Stützlimo, die mich bis zum Abendessen trägt. Ich schließe den Kühlschrank also wieder, gehe zurück an den Platz, setze mich und seufze. Es ist ein feuilletonistisches Seufzen, der Seufzer muss schließlich zur Tätigkeit passen, muss Schaffensdrang ebenso wie Zerfahrenheit ausdrücken. Ich seufze also, lege die Hände auf die Tastatur, und wie sie so daliegen, fällt ihnen etwas ein, und ich schreibe weiter.

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Als Ablenkung vom Schreiben habe ich den Kopf gelüftet und den Landschaftspark Duisburg-Nord besucht. Dort gibt es maximale Ruhrgebietsromantik: rostigen Stahl vor Sonnenuntergang. Mehr geht hier nicht.

Landschaftspark Duisburg-Nord

#serviceblog für Auswärtige: Der Landschaftspark ist das stillgelegte Hüttenwerk in Duisburg-Meiderich. Ein ziemlich großes Ding, das abends beleuchtet ist und das man besteigen kann. Von oben gibt’s ein Supersonderpanorama von Duisburg bis nach Essen.

LaPaDu: Treppe, durch die die Sonne untergeht

Es gab seinerzeit fünf Hochöfen, von denen die ersten beiden bereits 1968 und 1970 abgerissen wurden. Der Rest blieb bis Anfang der 80er Jahre in Betrieb. Das Ganze gehörte Thyssen. Insgesamt 37 Millionen Tonnen Spezialroheisen wurden hier produziert.

Ruhrgebiet: Sonnenuntergang vor Schloten

An solchen Orten wird mir immer ganz krass klar, wie umfassend der Strukturwandel ist, der im Ruhrgebiet immer noch vonstatten geht.

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Frauen sind bei der Unterbringung ihrer Habseligkeiten im Nachteil: Messung der Gender Gap bei Hosentaschen. Kein Wunder, dass wir Handtaschen brauchen.

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Die ZEIT hat eine Themensammlung zum Müll gemacht. Ich habe noch nicht einmal ansatzweise alles durchgelesen, aber es sieht nach einem interessanten Dossier aus.

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Gelesen: „Ich wollte mir einfach keine Blöße geben“. Ford-Vizepräsidentin Birgit Behrendt im Interview mit dem Handelsblatt. Sie spricht übers Verhandeln, über weibliche Bescheidenheit, über Stellenbesetzungen und über die Rollenverteilung mit ihrem Ehemann.

Gelesen: Krieg der Gefühle – Daniel Erk über den Rollenzwiespalt vieler/einiger/mancher/einzelner/werweißdasschon Männer, wenn es um das Engagement für die Familie geht  – und um ihren Anspruch an sich selbst, als Ernährer und als Führungspersönlichkeit im Job.

Rumgeklickt: Wo die Berliner herkommen. Gemeint sind die Bewohner der Stadt, nicht das Gebäck. Die meisten Berliner kommen, anders als gefühlt, nicht aus Baden-Württemberg, sondern aus Berlin. Platz zwei: Brandenburg, gefolgt von Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Niedersachen. Es gibt auch ein Städteranking.

Gelesen: How the internet has changed dating. Darauf einen Gin Fizz.



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