Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Keine Präsidentensuite | Uff, uff, toughe Woche. Wochenende in Haltern, am Sonntag zurück nach Dortmund. Am Montag Übersiedelung von Dortmund nach Wuppertal für Kundenworkshops. Am Mittwoch Rückkehr nach Dortmund. Am Donnerstag Aufbruch nach Berlin.

Dabei eine Anhäufung von Widrigkeiten, die ins Absurde abglitt. Am Mittwochnachmittag geriet ich zunächst in eine Vollsperrung auf der A1. Eineinhalb Stunden verbrachte ich auf der Autobahn – immerhin bestens unterhalten durch Senta Berger und Bettina Rust. Beste Wünsche für die Verletzten. Solch ein Ereignis macht mich immer demütig.

Am nächsten Morgen Zugfahrt nach Berlin: „Verspätete Bereitstellung“, schon vor dem Losfahren in Dortmund hatten wir fünfzehn Minuten Verspätung. In Hamm kam der zweite Zugteil nicht; wir verbrachten 45 Minuten wartend im Bahnhof. In Hannover musste ein Fenster abgeklebt werden; wir blieben nochmal 30 Minuten im Bahnhof. In Berlin angekommen, fuhr keine S-Bahn gen Osten: Notarzteinsatz an den Hackeschen Höfen. Ich schlug mich zum Hotel durch. An der Hotel-Rezeption großes Staunen über meine Ankunft: Man hatte meine Buchung übersehen. Ich konnte nicht einmal böse sein, ich bestaunte lediglich die dramaturgische Energie des Tages. Zwanzig Minuten telefonierte man eifrig, schob Zimmer von links nach rechts, telefonierte wieder. Ich hoffte auf die Präsidentensuite mit Obstkorb. Vergeblich. Schade, schade.


Signierte Käte | Meine Kiez-Buchhandlung Transfer hat die ersten signierten Bücher verschickt. Ich war dort, habe die Bestellungen bearbeitet und persönliche Widmungen geschrieben.

Falls Sie das auch möchten, für sich oder als Geschenk: Bestellen Sie das Buch im dortigen Online-Shop. Sie unterstützen damit auch eine unabhängige Buchhandlung. Im Warenkorb gibt es ein Freitextfeld („Sie können uns auch eine Nachricht hinterlassen“). Tragen Sie dort ein, was Sie haben möchten. Hier geht’s direkt zum Buch.


Gelernt | Arktis heißt wörtlich: Bären da. Antarktis: Keine Bären da. Weil: arctos, griechisch, ist „der Bär“. Ich stelle mir nun vor, wie vor vielen Jahren ein Polarforscher anlandete, sich umguckte, ein Bär hinter einem Eisberg hervorguckte, und er sagte: „Heureka! Land der Bären!“ Wenig später paddelte er an den gegenüberliegenden Pol, sah keine Bären, und sagte: „Sapperlot, Land ohne Bären!“

In dem Kontext auch gelernt: Der europäische Braunbär hat den Namen Ursus arctos arctos, Bär Bär Bär. Der bärigste Bär Bär. Roar.

Edit: Das stimmt natürlich alles nur so halb – siehe Kommentare.


Impressionen aus Berlin | Spielplatz im FEZ in Wuhlheide, Sonnenuntergang am Ostkreuz, Kreuzberger Markthalle und ein Fuchs am Hamburger Bahnhof.


Gelesen | Krisenforscher Frank Roselieb im Interview: „Die Klimakrise ist nicht akut genug, um danach zu handeln.“

Beim Klimaschutz geht es ja nicht nur darum, ein paar Milliarden mehr bereitzustellen, sondern um massive Veränderungen. Und die kann man als Politiker nur rechtfertigen, wenn der Druck enorm hoch ist. Diesen Druck spüren die meisten Deutschen beim Klimawandel aber noch nicht. Und eine Krise wird noch lange nicht als Krise verstanden, nur weil man sie so bezeichnet.


Impressionen aus Haltern | Romantischer Mais.


Ausprobiert | Der Journalist Clive Thompson hat ein Tool gebaut, mit dem er nur die Satzzeichen eines Textes darstellen kann: Just the punctuation. Er erzählt, was er dadurch gelernt hat: What I Learned About My Writing By Seeing Only The Punctuation.

Ich habe es ausprobiert. Teil Eins, Seiten 11 bis 144, meines Buches „Die Frau, die den Himmel eroberte“:

Ein langer Streifen voller Satzzeichen

Der Prolog:

Ein breiter Streifen mit Satzzeichen

Herbst | Kalt. Windig. Unerfreulich. Immerhin ist die florale Situation in den Kiez-Kleingärten noch stabil fröhlich.

Wenn ich daran denke, dass schon wieder sechs Monate Nicht-Sommer vor uns liegen, wo doch der Sommer kaum begonnen hat, kriege ich Verstimmungen.


Umtrünke und Geschäftsessen | Man trifft sich wieder auswärts. Das ist eine schöne Entwicklung.

In vier von fünf besuchten Lokalitäten wurde mein Impfnachweis überprüft. In Nummer Fünf leider nicht, und es war auch voll und beengt. Ich habe noch keine Meinung, wie rigoros ich da sein möchte und von welchen Variablen der Grad der Rigorosität abhängt. Abgesehen vom Infektionsrisiko ärgert mich einfach das Verhalten, und ich denke: Wo lässt der Gastronom noch Fünfe gerade sein – auf Kosten von Gästen und Angestellten? Geht das Restaurant mit den Hygieneregeln genauso um? Wie sieht’s bei denen in der Küche aus?

Zu den positiven Dingen: Menschen und Essen. Am Dienstag Gechäftsessen mit Mitarbeiter:innen vom Kunden. Das war sehr schön. Leute aus Berlin und Süddeutschland, die sich sonst nur virtuell sehen und sich in NRW trafen. Wir waren in einem türkischen Lehmofen-Restaurant. Ich wählte allerlei Vorspeisen aus: Pasten, Salat, Brot, kleine Bällchen mit Dingen drin. Ausgezeichnet. Zum Nachtisch empfahl uns die Kundin, türkisch-slowakische Schwäbin, Künefe zu probieren. Auf Rezeptseiten heißt es:

Wer ein Rezept aus Nudeln, Käse und Zucker für Unfug hält, hat Künefe noch nicht probiert: Ein tolles Rezept für Sultane und Tischpaschas

So nach Gefühl

Mozzarella, in Engelshaarnudeln gebraten, in Zuckersirup. Mit Schmand. Ein Nachtisch, der aussieht wie Männer, die Bart tragen, sich aber nicht die Konturen rasieren.

Künefe

Die Portion isst man zu Zweit (oder auch zu Dritt). Ich war trotzdem am nächsten Morgen noch satt.


Käte | In der Literatursalon-Leserunde bei Lovelybooks liest man mein Buch und unterhält sich darüber.


Broterwerb | Heute arbeiten mit Publikum.

Der Datenschutz blieb jederzeit gewahrt.


Gelesen | Christian Waldhoff ist Verfassungsrechtsprofessor an der Humboldt-Uni und: Er war am Wochenende Wahlhelfer in Berlin-Mitte und hat das dortige Chaos miterlebt. Sein Bericht und seine fachliche Einordnung.

Gelesen | Ein sehr persönliches Portrait über Greta Thunberg im Guardian.

When she didn’t have friends, did she want them? “I think I did, but I didn’t have the courage to get friends,” she says. “Now, when I have got many friends, I really see the value of friendship. Apart from the climate, almost nothing else matters. In your life, fame and your career don’t matter at all when you compare them with friendship.”

The Transformation of Greta Thunberg

Die kleinen Freuden des Alltags | Ich habe eine neue Leiter. Obendrin kann ich Schraubenschlüssel sortieren und Dübel und Nägel ablegen, ohne dass sie runterrollen. Ich bin entzückt.

Leiter von oben mit Ablagefächern

VG Wort | Im Januar integrierte ich VG-Wort Zählmarken hier im Kännchencafé und meldete erstmals meine Blogtexte. Gestern kam der erste Ausschüttungsbrief, mit dem ich Geld für einen Blogtext bekomme – diesen hier -, weil ihn so viele Menschen gelesen haben. Juchee!


Gelesen |  Der Berliner NPD-Abgeordnete Kay Nerstheimer hat eine schriftliche Anfrage an das Abgeordnetenhaus gestellt, betreffend die Corona-„Zwangsmaßnahmen“. Die Senatsverwaltung antwortet:

3. Wie äußert sich der Senat zur stetigen Zunahme der Demonstranten gegen seine Corona-Maßnahmen?

Zu 3.:

Über die Veränderungen des Körpergewichts von Demonstrierenden gegen die Corona-Maßnahmen liegen dem Senat keine Erkenntnisse vor.

Drucksacke 18/28520 – Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Kay Nerstheimer

Gelesen | Das Semikolon stirbt aus, ein Text über Zeichensetzung, feat. Erweiterter Infititiv, dem „Schreckgespenst der deutschen Kommasetzung“. Sagte ich schon, dass ich Zeichensetzungspedantin bin?

Management Summary | Die Tage verfliegen. Ich fuhr Fahrrad, buk Kuchen, feierte Geburtstage: zweimal neun Jahre, einmal einundvierzig Jahre, also insgesamt 59 Jahre. Ich arbeitete und baute Lego.


Signierte Käte | Man kann mein Buch nun signiert erwerben – bei der Buchhandlung Transfer in meinem Kiez. Die Buchhandlung betreibt einen Onlineshop, und wir haben haben vereinbart, dass ich einige Bücher signiere, die Sie dann bestellen können. Sie können sich auch eine persönliche Widmung wünschen, für sich oder jemand anderen.

Es gibt im Warenkorb ein Freitextfeld („Sie können uns auch eine Nachricht hinterlassen“), in das Sie eintragen können, was Sie haben möchten. Hier geht’s direkt zum Buch.

Am Montag, 4. Oktober, fahre ich zum ersten Mal zum Signieren. Wenn Sie also in der kommenden Woche eine Bestellung aufgeben, signiere ich am 4. Oktober, und danach geht es direkt in die Post.


Bildungsradfahren | Vor knapp vier Monaten kam mein neues Fahrrad zu mir. An diesem Wochenende habe ich die 1.000 Kilometer voll gemacht. Am Mittwoch fuhr ich von Dortmund zum Reiseleiter nach Haltern, am Samstag zurück. Erstaunerlicherweise werden, je öfter ich fahren, die Anstiege kürzer und die Berge flacher. Auch das Verhältnis zu Entfernungen verschiebt sich. So kostete es mich am Mittwochabend keine Überwindung, mich nach der Arbeit aufs Rad zu setzen und rasch die 40 Kilometer nach Haltern zu radeln.

Sonnenuntergang: Maisfeld, Fahrrad mit Satteltaschen und ein grünes Feld

Ich fuhr durch viele Felder. Auf der Hinfahrt fielen mir fedrige, struppige Gewächse, die auf angehäufelter Erde wuchsen. Es mutete wie Ginster an. Oder Riesendill. Auf dem Rückweg die Auflösung: Es ist nicht geernteter Spargel.

Ich lernte, dass es wohl nicht an fehlenden Erntehelfern liegt, dass der Spargel nicht geerntet wurde:

Für Spargelanbauer ist auch das Spargelkraut wichtig. Die ausgetriebene Pflanze wird gedüngt und gewässert, damit sie sich die Saison über gut entwickelt. Denn nur starke Pflanzen lagern mit Hilfe der Photosynthese ausreichend Reservestoffe in den Wurzelrhizomen ein, um die Ernte im nächsten Frühjahr schadlos zu überstehen. Um Kraft zu sammeln, dürfen die Pflanzen auf neu angelegten Spargelfeldern deshalb die ersten drei Jahre ungestört wachsen.

Spargel kann mehr: Nach der Ernte werden die Spargelfelder zu Bienenweiden

Mehr dazu auch beim NDR: Spargel – Jenseits von Topf und Teller. Interessant. Wusste ich alles nicht.

Auf dem Weg habe ich übrigens zahlreiche Rehe, Mäuse und ein Storchenpaar gesehen. Als ich dastand und das Foto machte, kam ein Spaziergänger mit Hund des Weges.

Landschaft mit Wiese und Bauernhof, auf der Wiese ein Storchenpaar

Wir kamen ins Gespräch, und er erzählte, dass die Störche in den Steverauen überwintern. Nur die Jungvögel flögen in den Süden. Sie seien seit drei Wochen fort.


Broterwerb |  Am Montag war der Aufgabenzettel noch überschaubar. Im Laufe des Montags und des Dienstags füllte er sich zusehends. Der Mittwoch, Donnerstag und Freitag standen unter dem Motto: Vor die Welle kommen.

Bei Kunde A stehen aktuell einige Workshops an, die ich entweder moderiere oder mit vorbereite. Zudem gilt es, beratend einige Dinge auszuarbeiten.

Kundin B stand ich ebenfalls mit Beratung zur Seite. Ich tue mich schwer damit, das, was ich tue, Coaching zu nennen.Meine Kunden fragen Coaching an. Aber ich antworte stets, dass ich keine Coaching-Ausbildung habe. Ihre Reaktion: „Egal. Ich bin sicher, wir passen zusammen.“ Meist wechsle ich in solchen Engagement zwischen den Rollen „Coach“ und „Beraterin“. Denn je nach Thema, das die Kundin mitbringt, helfen mal gute Fragen weiter, die Denkprozesse anstoßen und eigene Ressourcen offenlegen. Oder ich spüre, dass ich als Beraterin angefragt werde und Business Advisory gewünscht ist.

Kunde C wartete noch auf die Unterlagen aus dem gehaltenen Seminar: Wenn wir auf einem digitalen Whiteboard arbeiten, gibt es das anschließend als PDF, ebenso die verwendeten Folien. Weil ich, zusätzlich zum Standardrepertoire immer auch individuell auf Fragen eingehe und es in diesem Seminar viele individuelle Fragen gab, habe ich die Unterlagen noch einmal überarbeitet.

Mit Kundin D habe ich Webinarinhalte festgezurrt: Sie hat ein Inhouse-Webinarpaket gebucht, und ich habe mit Mitarbeiter:innen der Organisation gesprochen. Sie haben mich gebrieft, wie es ihnen in ihrer Arbeit geht, auf welche Problemstellungen sie als Teamleiter:innen treffen und welche Hilfestellungen sie sich wünschen. Ich habe die Inhalte daraufhin nochmal neu zugeschnitten.

Für mein eigenes Seminarangebot „Frauen in Führung“, das Ende Oktober an zwei Tagen stattfindet, habe ich die Agenda finalisiert und an die Teilnehmerinnen gesendet. Falls Sie dazukommen möchten: Es sind noch einzelne Plätze frei.


Idee | Christian Spannagel ist Professor. Er lehrt an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Mathematik und erklärt, wie er sein Lehrkonzept geändert hat. (Danke, Jawl, für den Link.)

Die klassische Vorlesungswoche lief bei ihm früher so: Er hielt eine Vorlesung vor 200 Studierenden. Die Studierenden gingen dann nach Hause und ackerten alleine Aufgaben durch – sofern sie die Vorlesung verstanden hatten. Dann gingen sie am Ende der Woche in ein Tutorium. Dort rechnete eine Tutor nochmal die Aufgaben vor, und sie konnten ihr Ergebnis kontrollieren. Christiann Spannagel hat das Konzept umgekehrt. Er hat seine Vorlesungen auf Video aufgenommen und auf Youtube veröffentlicht. Die Studierenden schauen nun die Vorlesung erstmal alleine an, im eigenen Tempo. Dann kommen sie sie ins Tutorium und machen dort Dinge, für die sie andere benötigen: Aufgaben lösen, Fragen klären und gemeinsam verschiedene Aspekte vertieft diskutieren. Der Tutor oder die Tutorin rechnet jedoch keine Aufgaben mehr vor, sondern unterstützt nur den Selbstlernprozess. Die Woche endet nun mit der Vorlesung, um das zu klären, was noch offen geblieben ist. Gut ist auch, wie er erreicht hat, dass die Studierenden die Videos überaupt anschauen und die Vorlesung aktiv mitgestalten (Minuten 10:07 – 16:10) – denn, seien wir mal ehrlich: Wer von uns hat sich im Studium immer piccobello auf die Lehrveranstaltung vorbereitet?

Warum erzähle ich das alles? Weil es bei mir eine vage Idee ausgelöst hat. Seit Mitte 2020 bin ich im Webinar-Geschäft. Es wird zunehmend nachgefragt. Gleichzeitig sind mehr und mehr Online-Beratung und Remote-Workshops gewünscht. Da ergibt sich doch die Frage, ob ich nicht beides miteinander kombinieren sollte: Webinar-Inhalte live ode rzum Selbstlernen, kombiniert mit individueller, einzeln oder in kleinen Gruppen. Ich werde den Gedanken beizeiten vertiefen.


Klemmbausteine | Ich bin jetzt Halterin eines Fiat 500.


Serviceblog | Für die Neigungsgruppe Journalismus: Die geschätzte Dortmunder Journalistik hat eine interessante Stellenausschreibung online. An der neuen Professur für Datenjournalismus/Digitaler Journalismus von Prof. Christina Elmer (ehemals dpa, Stern, Spiegel) wird eine eine Lehrkraft für besondere Aufgaben gesucht, unbefristet 65 Prozent.


Bilder angeguckt | Angela Merkel besucht Vogelpark


Bundestagswahl | Noch drei Stunden bis 18 Uhr. Ein Gefühl wie vor einem Zahnarztbesuch. Furcht vor schlimmem Ungemach und einer langen Wundheilung. Darunter die leise Hoffnung, dass es vielleicht doch nicht so schlimm wird.

Furchtlos | Als ich oben saß und in die Tiefe blickte, erinnerte ich mich an den Satz des amerikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson. Er sagte dereinst: „Tue das, was du fürchtest, und das Ende der Furcht ist gewiss.“

In dem Moment rutschte eine Dreijährige vor meinen Augen senkrecht hinab, auf dem Rücken liegend, Arme und Beine von sich gestreckt wie ein Seestern. Unten angekommen erhob sie sich, schüttelte sich kurz und rief: „Nochmal!“

Es ist ja immer wieder erstaunlich, mit welchem Gottvertrauen Kinder sich in Gefahren stürzen. Als Erwachsener sitzt man hingegen oben auf der Kante, schaut die Senkrechte hinab und sinniert, dass diese Rutsche, die höchste Steilrutsche Deutschlands, sicherlich TÜV-geprüft ist. Ausführlich studierte Ingenieure haben die Einhaltung mehrerer DIN-Normen überprüft. Warum sollte ich also ausgerechnet auf diesem zertifizierten Kinderspielplatz trudelnd gegen Seitenwände schlagen und meinen letzten Tag erleben? Warum sollte mein Bandscheidenvorfall ausgerechnet hier einen Rückfall erleiden? Schlimme Verletzungen, das weiß ich außerdem aus Jahrzehnten aggressivem Kontaktsport, kommen niemals spektakulär daher. Vielmehr geschehen sie in routinierten, tausendmal gemachten Bewegungen. Wahrscheinlich würde ich eher auf der Picknickbank als auf der Steilrutsche verenden. Also stürzte ich mich hinab wie eine furchtlose Dreijährige.

Einige Stunden zuvor hatte der Tag wahrlich göttlich begonnen: Früh um Sieben läuteten die Kirchenglocken Sturm. Mit Penetranz bimmelten sie mich, den Reiseleiter und die Beutezwillinge K2 und K3 wach.

Die Sonne kitzelte über das Gras und durch die Ritzen der Jalousie. In dieser Kulisse hatte das Schicksal seinen Lauf genommen: Im Angesicht des Gotteshauses war ein Frankenhof-Beschluss gefasst worden, und mit dem Beschlus stand fest – zumindest für alle Anwesenden unter zehn Jahren – dass die furchterregende Biberrutsche berutscht wird; dass jeder mit hinauf muss – und auch hinunter. Vor allem hinunter.

Nach der ersten Rutschung ist die zweite übrigens nur noch halb so schlimm, die dritte macht Spaß, die vierte ist ziemlich super und ab der fünften fühlt es sich an wie fliegen. Ein euphorisches Kribbeln stellt sich ein.

Im Frankenhof gibt es auch Tiere, einen Märchenwald, eine Teppichrutsche, einen Wasserspielplatz, Luftkissen und Klettertürme, es gibt Eis, Pommes und Waffeln, und man kann einen super Tag verleben – auch, wenn man schon über vierzig ist.


Stromlos | Am Abend zuvor, wir bauten gerade Lego zusammen, hatte es einen Stromausfall gegeben. Das habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Ich kann nicht einmal sagen, wann zuletzt. Das ganze Dorf war dunkel. Taschenlampen irrlichterten durch die Wohnungen der Nachbarn, Menschen versammelten sich auf den Straßen. Wer einen Hund hatte, zerrte ihn zu einer Gassirunde um die dunklen Laternen.

Schön: Wir stellten uns auf die Dachterrasse und sahen sie ISS.


Gelesen | Herr Buddenbohm, der Montag, die Schwalben und der Apfelprozess

Angehört | Folgen des NDR-Podcasts Familientreffen. Interessant: „Ostdeutsche Superfrauen: Was ist dran an dem Mythos?“ und „Mit einem autistischen Kind leben: Alltag einer Mutter“ | Die aktuelle Folge des Podcasts Sag ruhig wir zu uns. Abgefahren, was unser Hirn alles tut, um uns zu schützen: „Ich bin viele und doch eins – ein Einblick in das Leben mit dissoziativer Identitätsstörung“

Käte im Karton | Diese Woche bekam ich einen großen Karton. Darin: meine Freiexemplare vom Verlag. Jetzt kann ich Menschen beschenken! Yeah!

Bücherstapel "Die Frau, die den Himmel eroberte"

Käte im Ohr | Allen, die lieber hören als lesen, liest Sybille Kuhne mein Buch vor. Ich freue mich wahnsinnig darüber, dass Suhrkamp Insel sich dazu entschieden hat, es zu produzieren, und ich mag Sybille Kuhne als Sprecherin. Sie passt gut zur erzählenden Käte, ist resolut und weich zugleich.

Auf welche Plattformen „Die Frau, die den Himmel eroberte“ aktuell schon verfügbar ist, kann man hier sehen. Weitere werden folgen.


Signierte Käte | Mich hat aus mehreren Ecken die Frage erreicht, ob ich auch signierte Bücher oder Bücher mit einer Widmung verschicke. Ja! Allerdings verschicke ich nicht selbst, sondern meine Buchhandlung im Kiez. Wir klären gerade das Prozedere. Sobald alles klar ist, folgen die Infos.


Wochenendausflug | Kommunionsfeiern finden in diesem Jahr weit entfernt vom Weißen Sonntag statt. Am Wochenende lupfte der Wind bereits erste Blätter von den Bäumen, und die Kleider der Mädchen bewegten sich sacht in herbstlich-schweren Böen, als wir vor der Kirche standen.

Ich war auf eine zweieinhalbstündige Veranstaltung eingestellt. Der Katholik neigt bei solcherlei Anlässen ja zum Zelebrieren; wenn er die Schäfchen schonmal in den Fängen hat, wird alles aus dem Partykoffer geholt, was Mutter Kirche darin bereithält.

Wie auch in anderen Belangen ist auch im Kontext „Kommunion“ nicht alles schlecht an Corona: Die Messe war #wegenderaktuellenSituation auf eine Stunde begrenzt. Alle Kinder hatten ihren kleinen Auftritt, der Chor sang, der Pfarrer moderierte die Zeremonie professionell runter, der Organist spielte erst zu früh und dann ein anderes Lied, als der Chor sang, die Kinder waren am Ende stolz und erleichtert, alle hatten danach eine Anekdote zu erzählen, und es war in der Kürze überaus nett.

Im Anschluss gab es erst Mittagessen, dann Torte, dann Abendessen, unterbrochen von einem Spaziergang, der in Tempo und Länge gerade genügte, um drei Smarties zu verbrennen. Aber ist es nicht bei allen Anlässen mit Jesus so? Es wird gegessen, dass die Schwarte kracht, und am Ende sind alle müde vom Nichtstun.

Am Schönsten war, nach langer Zeit geimpft und ohne schlimme Coronagedanken beisammenzusitzen. Ein angemessen feierlicher und gleichzeitig entspannter Tag.


Broterwerb | Von Montag bis Mittwoch habe ich ein Inhouse-Seminar beim Kunden gegeben: Agile Redaktionsarbeit. Ich hatte Open-Space-Sessions eingeplant, also Zeiträume, in denen die Teilnehmer:innen themenoffen ihre Fragen mitbringen konnten – ein agiles Format zum Wissensaustausch. Es ging in diesen Sessions viel um Führung und Teamentwicklung.

Also besprachen wir uns, und ich änderte den Seminarschwerpunkt kurzerhand, plante am Montagabend den Dienstag um und am Dienstagabend den Mittwoch, schmiss Inhalte raus und nahm neue rein, so dass die Leute zwar immer noch etwas über agile Methoden gelernt haben, aber auch über Selbstbehauptung in der ersten Führungsposition, Arbeit in Hierachien und über Konflikte im Team.

Am Mittwochabend war ich dann ziemlich durch. Aber noch anstrengender und vor allem unbefriedigender wäre es gewesen, an den Bedürfnissen der Teilnehmer:innen vorbeimoderiert zu haben. Das gute Feedback am Ende hat die Mühen belohnt.


Seelenverwandtschaft | Ich habe viele Raupen gesehen. Und eine einzelne, sehr dicke Raupe. Laut Recherche ein Weidenbohrer. Über den Weidenbohrer habe ich daraufhin gelesen, dass er bis zu vier Jahre als Raupe lebt und Unmengen frisst, bis er sich schließlich verpuppt und als sehr hässlicher Schmetterling wiederkommt. Bin noch unentschlossen, ob das ein erstrebenswertes Lebenskonzept ist, fühle nach dem Kommunionsgelage aber eine gewisse Seelenverwandtschaft.

Die schwarzen Kollegen sind wohl Tagpfauenaugen.


Supermarkt | Jüngst berichtete ich über den Umbau des Kiez-Supermarktes. Seit einem Monat hat er Warenwaben und alles ist anders herum: Linksrum ist rechts rechtsrum, der Eingang ist der Ausgang, der Ausgang ist der Eingang.

Wie ich von einer … uhm … Freundin hörte, laufen auch nach vier Wochen immer noch Leute gegen die Ausgangstür, wenn sie den Laden betreten möchten. Für sie gibt es jetzt dieses Schild:

EIngang zum Supermarkt. Davor ein Klappschild mit dem Wort "Eingang" und einem Pfeil

Danke, lieber Penny! Ich fühle mich abgeholt.


Kulinarischer Lieferdienst | Ich soll von der Torfrau ausrichten: Sie trägt die Schuld, dass ich so lange nicht gebloggt habe. Sie reist nämlich nach Italien zum Pfadfinder und besucht dort Weingüter und Parmesankäsereien. Wir mussten abends dringend telefonieren, wie viel sie mir von was mitbringt. Deshalb konnte ich leider nicht eher bloggen.



Gelesen | Biontech-Gründerin Özlem Türeci und ihr Mann Uğur Şahin im Interview zu Gewinn und Investitionen ihrer Firma, zu Patenten und Unternehmenszielen: „Wir brauchen nicht viel.“


Gelesen | Frau Kaltmamsell feiert die Volljähigkeit ihres Blogs. Sie schreibt nun seit 18 Jahren ins Internet.

Mein Blog ist ein komplett überholtes Modell […]. Ich genieße seine Irrelevanz immer noch als Freiheit und tippe hartnäckig in diese völlig egale Ecke des Internets, damit es wenigstens einen kleinen Garten in den unendlichen Weiten des Webs gibt, in dem die Utopie des „Everybody has a voice“ weiterlebt. 

Journal Montag, 13. September 2021

Ich gratuliere von Herzen!

Das Kännchencafé gibt es seit fünfzehn Jahren; ab dem kommenden Januar darf es bis Mitternacht ausgehen und alleine Trecker fahren. Am meisten gefällt mir am Tagebuchbloggen, und das ist mir erst in den vergangenen drei Jahren so richtig aufgefallen, dass es mein Denken prägt. So, wie ich die Dinge aufschreibe, bleiben sie mir im Gedächtnis. Es bleibt das Humorige im Tragischen, das Hoffnungsvolle im Traurigen und das freudige Erlebte.


Angeguckt | Bestimmt haben Sie es schon gesehen: Zwei Elfjährige grillen Armin Laschet im Interview. Leider fehlt ihm jegliche Kompetenz und Contenance, diese Situationen zu meistern. Die gleichen Kinder grillen auch Olaf Scholz, sogar genauso heiß – wenn nicht noch heißer: Er wird penetrant über tote Kinder im Mittelmeer ausgefragt. Unabhängig davon, ob man seine Antworten inhaltlich gut oder schlecht findet: Er behält die Ruhe.

Hintergründe zur Produktion der Interviews von „Late Night Berlin“. Die CDU reagiert derweil schnippisch; die Kinder seien instrumentalisiert worden, die Fragen seien eingeflüstert gewesen.

Es ist wirklich ein krasser Verdacht, dass Menschen, die Kanzlerkandidaten interviewen, eine Redaktion im Hintergrund haben! Unerhört!

Die britische Times würdigt Laschets Auftritts – allerdings dürften Überschrift und Inhalt des Artikels ihm nicht gefallen: CDU leader Armin Laschet left red-faced by children’s grilling .

Die Frau, die den Himmel eroberte | Yeah, Käte ist da! Noch nicht in den Läden, dorthin kommt sie erst am Montag. Aber bei mir im Briefkasten. Ich freue mich wie Bolle!

Das Buch fühlt sich gut an, riecht gut und ist wunderbar geworden!

Es ist schon ein krasses Gefühl, die Geschichte nach drei Jahren Arbeit in der Hand zu halten. Die Arbeit war während der Zeit so wenig sichtbar. Und nun ist sie da, und ich kann sie anfassen.

Bei Lovelybooks gibt’s mein Buch 30-mal zu gewinnen.


Broterwerb | Für Kunden gearbeitet. Ein zäher Tag, der am Ende doch noch ein gutes Gefühl hinterließ. Das ist prima. Viel besser als umgekehrt.


Gelesen | Missing Link: Kaufen Sie kein Elektroauto!

Wie viel vom Zuviel wäre mir genug? Es hilft eigentlich nur Erfahrung. Daher ein kleines Spiel, für den Sanktnimmerleinstag, an dem Sie „mal Zeit haben“: Kaufen Sie 30 Tage lang nichts außer Lebensmittel. Stellen Sie sich die Challenge, das Auto so wenig wie möglich zu benutzen […]. Gehen Sie stattdessen möglichst viel zu Fuß. Sprechen Sie jeden Tag persönlich mit einem relevanten Menschen, den Sie vernachlässigt haben […] Ich kann Ihnen garantieren, dass Sie am Ende dieser 30 Tage a) glücklicher sind und b) finanziell wie sozial reicher.

Genau das war meine Coronazeit. Es war ziemlich gut. (Nicht Corona natürlich. Aber diese Reduzierung. Sie verstehen schon.)

Gelesen | Regionalzeitungen unter Druck: Gleich drei Landeskorrespondenten werden in Rheinland-Pfalz Sprecher von Ministerien und schwächen damit den Journalismus in der Region. Über die Gründe.

Wie hatte einer der Männer gesagt, die nun für ein Ministerium arbeiten wird? „Es ist ein Problem, wenn ich in der Redaktion sage, dass ich wechsle, und meine Kolleginnen und Kollegen klopfen mir auf die Schulter und sagen, Mensch, Glückwunsch, wenn ich ein Angebot hätte, wäre ich auch weg.“

Gelesen | Die Repräsentation von Wissenschaftsleugnern in den Medien ist eine klassische Wahrnehmungsverzerrung: False Balance – Warum Einzelmeinungen in der Öffentlichkeit zu viel Raum bekommen können.

Gelesen | Stadterneuerung: Wie aus einer städtischen Durchgangsautobahn in Seoul eine Oase der Stadterholung wurde – Revitalizing a City by Reviving a Stream

Vorab | Am vergangenen Donnerstag fiel ich, in Skagen angekommen, in einen tiefen Entspannungszustand und konnte nichts niederschreiben. Deshalb jetzt eine Nacherzählung der letzten Reise-Ereignisse.


Dybvad – Skagen | Nachdem wir im Wald mitten in der Walachei geschlafen hatten, brachen wir zur letzten Etappe nach Skagen auf, an die Nordspitze Jütlands. Nach zwanzig Kilometern erreichten wir das Meer – zum ersten Mal auf der Tour. In Sæby sahen wir also zum ersten Mal Strand. Juchhuu!

Wir hatten auf der Tour ein Riesenglück mit dem Wetter. Die ganze Woche über hat es nur einmal geregnet – am ersten Abend in Vejle, als ich mit Bibo auf dem Hof des Hostels fuhr. Danach war nur noch Sonnenschein.

Von Sæby aus fuhren wir nach Fredrikshavn. In Fredrikshavn gibt es den einzigen Berg in der Region, den Pikkerbakken, der sich 70 Meter über den Meeresspiegel erhebt. Der Reiseleiter sah vor, dass wir hinauffuhren – wenn schon ein Berg vorhanden sei, meinte er, könne man ihn auch bezwingen.

Für meinen Geschmack waren wir in den vorangegangenen Tagen ausreichend bergauf gefahren, vor allem gemessen daran, dass ich eine Flachlandreise gebucht hatte. Aber der Reiseleiter ignorierte meine Einwände und entgegnete, ich solle mich bei der Zentrale beschweren. Außerdem sei es oben bestimmt sehr schön, man könne hinunterschauen.

So fuhren wir zur Aussichtsplattform hinauf. Dort oben war es tatsächlich schön, so dass ich unerfreulicherweise keinen Grund mehr zur Grummeligkeit hatte.

Anschließend fuhren wir hinunter in die Stadt – und hinaus auf die Landstraße.

Die verbleibenden vierzig Kilometer der Etappe waren komplett flach. Aber was wäre das Leben ohne Herausforderungen! Statt Hügeln hatten wir nun lebhaften Gegenwind. Ich dachte zunächst, nur ich sei so kraftlos. Aber irgendwo im Nichts zwischen Jerup und Vester Knasborg stoppte der Reiseleiter plötzlich, schaute mich an und sagte: „Findest du auch, dass es heute anstrengend ist?“

Nun, eigentlich fand ich es jeden Tag anstrengend.

Erfreulicherweise machte das Land zehn Kilometer später einen Knick, der Gegenwind wurde zum Seitenwind und kam sogar bald von schräg hinten. Auf dem Dünenradweg nach Skagen trampelten wir deshalb frohgemut durch Gras und Heide, bis wir zur versandeten Kirche St. Laurentius kamen.

Die Kirche stammt aus dem 14. Jahrhundert und hatte auch mal ein Hauptschiff. Es wurde aber ständig von Flugsand zugeweht. Irgendwann gab man das ständige Sandschaufeln auf und riss das versandete Kirchenschiff ab. Nur der Turm blieb und steht noch heute.

Hinter der Kirche ließen wir uns vom Wind nach Skagen hinein und bis vor unser kleines, gelbes Haus schieben.


Skagen ohne Fahrrad | Die Regel für den nächsten Tag war: Es ist kein Fahrrad beteiligt.

Wir gingen also ausschließlich zu Fuß. Skagen ist ein hübsches Städtchen, es gibt viele Gassen und einladende Geschäfte. Außerdem gibt es einen Eisladen, der die Eiswaffeln selbst macht. Wir würdigten und unterstützten diese Mühen.

Außerdem gibt es in Skagen ein Bonbongeschäft mit einer Bonbonmaschine. Aus der Bonbonmaschine kommen Bonbons mit Motiven, zum Beispiel dänischen Flaggen. Auch hier unterstützten wie die Bemühungen.

Am Strand von Skagen stehen noch zahlreiche Bunker aus dem zweiten Weltkrieg.

Mehr als 600 Bunker gibt es an den jütländischen Stränden. Sie waren Teil des Atlantikwalls. Der Tagespiegel hat ihnen einen Bericht gewidmet.

Wenn man den Strand weitergeht, kommt man an Det Grå Fyr, den grauen Leuchtturm. Am Turm ist ein Zentrum für Zugvögel, denn Millionen von Vögeln passieren jedes Jahr die Nordspitze Dänemark auf ihrem Weg in den Süden.

Wir gingen hinter dem Leuchtturm weiter und kamen nach Grenen, zur Norspitze Dänemarks. Dort treffen Nordsee und Ostsee zusammen, und ich hätte nicht gedacht, dass man es so gut sieht. Wirklich faszinierend. Wir saßen eine ganze Weile dort und schauten zu, wie die Wellen aufeinandertrafen.

Danach gingen wir den Nordstrand Skagens entlang. Es war menschenleer und ganz wunderbar.

16 Kilometer zu Fuß, null Kilometer mit dem Fahrrad.


Gammel Skagen | Am nächsten Tag war Fahrradfahren dann wieder erlaubt. Wir fuhren nach Gammel Skagen zur Nordseeseite der Stadt, schauten uns die Badehotels an und hingen am Strand ab.

Am Strand steht ein Haus zum Verkauf, eine Immobilie mit Renovierungsstau Potential. Es hing kein Preisschild dran, und ich bin skeptisch, was die Kombination aus Lage, Klimawandel und Sturmfluten betrifft. Falls Sie es dennoch als Wohnsitz oder auch als Renditeobjekt ins Auge fassen, hier ein Bild:


Rückfahrt feat. Lokführerstreik der GdL | Am Sonntag ging es dann heim. Wieder mit der Bahn, zumindest innerhalb Dänemarks. Wieder wollte niemand unser Fahrradticket sehen, das der Reiseleiter sich so hart in Hotlines erarbeitet hatte.

Als Menschen, die mit der Deutschen Bahn sozialisiert wurden, sind wir darauf konditioniert, dass der Waggon für die Fahrräder am Ende eines Zuges angehängt ist, also eine Wanderung entfernt von der Stelle, an der man den Bahnsteig betritt. Zusätzlich wir sind darauf getrimmt, sportlich auf eine umgekehrte Wagenreihung zu reagieren und einen 200-Meter-Sprint ans andere Ende des Bahnsteigs hinzulegen.

In unseren dänischen Zügen hatten fast alle Waggons die Möglichkeit, Fahrräder abzustellen. Sowohl auf der Strecke Skagen – Aalborg, als auch auf den Strecken Aalborg – Odense und Odense – Padborg sahen die Mehrzahl der Waggons aus wie unten auf dem Bild. Ein angenehmeres Erlebnis als im engen IC-Fahrradwaggon, in dem die Fahrräder sich vor Enge kaum an ihren Platz bugsieren lassen.

Die Züge hielten an jeder Milchkanne. Wir stiegen zweimal um. In Odense Verwirrung: Dass der Zug nach Hamburg wegen des Lokführerstreiks in Padborg endet, war uns bekannt. Aber er wurde nicht einmal angezeigt. Nach mehrfachem Durchlesen aller Anzeigetafeln, Suche nach Bahnpersonal, ratlosem Umherlaufen und hektischem Wischen in der App die Durchsage: Der nächste Zug auf Gleis fünf fahre wie geplant nach Padborg, es stehe allerdings „Kopenhagen Flughafen“ dran – so wie auf allen Anzeigen und in der App „Kopenhagen Flughafen“ stehe. Es habe sich jemand vertippt, sorry.

Zentrale Datenhaltung. Ist doch schön.

In Padborg war dann Ende. Mit zweimal Umsteigen und in zwei verschiedenen Regionalzügen wären wir noch bis Hamburg gekommen. Aber dann wäre endgültig Schluss gewesen, zumindest für diesen Sonntag.

Ich kann für solch einen Fall nur raten, sich einen Ex-Mann anzuschaffen. Der fuhr nämlich sechs Stunden aus dem Ruhrgebiet nach Padborg, um mich und den Reiseleiter dort abzuholen. Mega.


Fazit | Fahrradreise – gerne wieder. Man sieht viel vom Land, vor allem Dörfer, Orte und Wege, die man sonst nicht sehen würde. Der Kopf wird frei, denn das Blut ist in den Beinen – da bleibt keine Kapazität fürs Nachdenken über Arbeit oder sonstwas. Abends ist man rechtschaffend müde und schläft gut. Morgens ist man zwar immer noch müde, wird aber rasch munter. Gerne wieder.

Gestern konnte ich nicht für Sie erzähltippen, denn ich war k.o. und hatte kein Lust. Aber heute gehts.

Kleijtrup – Støvring | Als wir gestern auf unsere Fahrräder stiegen, hatte sich gerade der Nebel über dem See gelichtet, und der Hausherr des Bed & Breakfast war mit vier Fischen die Wiese hinaufgestapft.

Wir fuhren zunächst zum Wikingermuseum Fyrkat. Oder besser gesagt: Wir schoben. Denn Komoot führte uns schon bald von der Landstraße weg auf Kies- und Schotterwege. Auf dem Bild sieht es ganz okay aus. Mit Gepäck und ohne Mountainbike-Bereifung sinkt man aber so tief ein, dass ein Fahren nicht möglich ist – zumal bergauf.

Nach dem Schotter kam dann ein Waldweg mit Sandlöchern. Dort war es nicht besser.

Schiebend, drückend und ziehend erreichten wir das Wikingermuseum Fyrkat im Hobro. Fyrkat ist eine Burganlage mit Wall. Sie entstand in der Zeit Harald Blauzahns im zehnten Jahrhundert. Man kann die Wallanlage besichtigen, ein nachgebautes Wikingerhaus und ein Dorf. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wie Wikinger gekleidet. Manch einer fährt auf einem Aufsitzrasenmäher herum.

Die Wikinger hatten es gemütlich. Aber ich denke schon, dass es etwas fußkalt war. Auch scheinen mir die Sitten recht robust gewesen zu sein.

Kurz hinter dem Wikingermuseum erreichten wir die Ortschaft Hobro. Sie liegt am Mariagerfjord. Wenn man sein 25 Kilo schweres Fahrrad eine steile Wiese hinauf schiebt, in mehreren Viehgattern stecken bleibt, aber trotzdem tapfer ist, hat man danach eine schöne Aussicht auf den Fjord.

Falls Sie im letzten Satz eine dezente passiv-aggressive Grundstimmung wahrnehmen, haben Sie vollkommen recht.

Wir verließen Hobro über holprige Wald- und Schotterwege und dann …

„Was kam danach?“, frage ich den Reiseleiter. Er denkt eine Weile nach. Dann sagt er: „Danach kam nix.“

Das beschreibt es außerordentlich gut. Hügelauf nd hügelab radelten wir über Landstraßen. Bestimmt kam zwischendurch ein Dorf. Ich erinnere mich aber nicht mehr. Das einzige, was ich erinnere ist, dass ich keine Kraft hatte: nicht in den Beinen, nicht in den Armen und nicht im Herzen.

Irgendwann sagte der Reiseleiter: „Gleich kommt ein See, da machen wir Pause.“ Ich fragte ihn mit schwachem Stimmchen, wie weit es noch bis zu dem See sei. Er antwortete: „Noch vier Kilometer oder so.“

Es waren noch dreiundzwanzig.

Die letzten drei mussten wir wieder schieben. Diesmal hatten wir jedoch Gesellschaft: Eine Armee von Mücken fraß uns dabei auf. Als rotbeulige, verschwitzte Gestalten erreichten wir den Store Økssø.

Immerhin: Man konnte dort wunderbar schwimmen.

Bis zum Ziel in Støvring waren es dann noch fünfzehn Kilometer. Wieder mussten wir das letzte Stück schieben. Wir waren noch nie so froh anzukommen wie an diesem Abend. Als wir den Hof betraten, ging sofort die Sonne auf, denn unsere B&B-Gastgeberin Inge-Grethe war eine warmherzige Frau. Die Hofkatze mochte uns auch sofort, und der Reiseleiter kochte Nudeln mit Soße.

Die Etappe in Zahlen:


Støvring – Dybvad | Der heutige Morgen sah aus wie im Wilden Westen:

Wir brannten unsere Mückenstiche mit einem Bite-away-Stift nieder, frühstückten und setzten uns auf die Fahrräder. Es war direkt ein anderes Gefühl als gestern.

Nach rund einer Stunde erreichten wir Aalborg.

In Aalborg lernte ich, dass die Nordspitze Dänemarks eine Insel ist und Vendsyssel-Thy heißt. Der Limfjord trennt sie von der jütländischen Halbinsel. In Aalborg überquert man ihn.

Hinter Aalborg konnten wir richtig Gas geben. Die Strecke war gerade wie ein Strich und ohne jede Steigung. Denn wir hatten vom Vortag gelernt, unsere Strecke noch einmal umgeplant und die Kategorie „unbefestigte Wege“ aus der Streckenführung in Komoot eliminiert.

Im Ort Hjellerup machten wir eine Pause. Kirchen mit Friedhöfen, haben wir festgestellt, eignen sich hervorragend für Pausen. Auf ihnen stehen nämlich fast immer Bänke, oftmals auch Picknickbänke, und es gibt immer eine Toilette. Die Friedhofstoilette in Hjellerup war sogar dekoriert.

Als wir gerade wieder aufbrechen wollten, fuhr der örtliche Bestatter rückwärts vors Tor. Er müsse eben mal einen Sarg ausladen, sagte er entschuldigend zu uns, als sei dies eine entschuldigungswürdige Angelegenheit auf einem Friedhof. Nachdem er den Sarg in die Kapelle gebracht hatte, fragte er, woher wir kämen. Aus Deutschland, antwortete der Reiseleiter. Der Bestatter deutete auf den Stern an seinem Bestatterkombi und sagte: „Mein Auto kommt auch aus Deutschland.“ Und das, fuhr er fort, obwohl deutsche und dänische Särge unterschiedlich seien. Deutsche Särge hätten Füße, dänische nicht. „Es passt aber trotzdem.“

Wir verabschiedeten uns und fuhren die letzten Kilometer nach Dybvad. Hier wohnen wir in einer Kate hinter einem Landhaus.

Morgen geht es auf die letzten Etappe nach Skagen.

Danhostel Sillkeborg | Der Tag begann mit einem innigen Dänemark-Gefühl: Ich fühlte mich wie Gorm der Alte. Der Gedanke, heute 77 Kilometer Fahrrad zu fahren, war völlig absurd. Ich schaffte es irgendwie aus dem Bett und in den Frühstücksraum des Danhostel. Beim Anblick des Buffets ging’s mir schon besser.

Danach: Tasche packen und aufs Rad. Tschüss Silkeborg!


Silkeborg – Klejtrup | Die Strecke begann mit einem saftigen Anstieg, wie soll es auch anders sein. Danach wellte sich die Landschaft aber nur noch.

Die ersten 35 Kilometer traten wir locker runter und picknickten mit Blick auf den Hald Sø. Am Haldsee gibt es auch die Ruinen einer alten Bischofsburg. In ihr wohnen jetzt Schwalben.

Dann wieder aufs Rad, radeln, radeln, radeln. Dass es nicht mehr ganz so bergig, sondern nur noch hügelig ist, wird dadurch ausgeglichen, dass wir jetzt Wind von vorne haben.

Der nächste Halt: Viborg. Wir waren eis- und gebäckbedürftig. In Viborgs Innenstadt hingen Blumenbälle in den Straßen. Es gab Sand, Minigolf und Lounge-Sessel, Schmetterlingsflieder und offene Jurten.

Es ist alles sehr hübsch hier. Die Städte, die Bauernhöfe, das ganze Land. Ich habe den Eindruck, dass sich alle Mühe geben, es sich schön zu machen.

In Viborg sagte der Reiseleiter den magischen Satz: „Ich habe eine schöne Alternativroute gefunden.“ Der Satz hätte mich stutzig machen sollen, denn er sagte ihn schon einmal – damals in Cuxhaven. Seinerzeit endete es so, dass wir unsere Fahrräder zwei Kilometer weit über einen Trampelpfad durch tiefen Sand schoben, während uns Pferdebremsen verspeisten.

Ich war jedoch gerade in ein Milchhörnchen mit Schokoguss vertieft. Deshalb nahm ich den Satz nicht genau wahr. Wir bogen also bei Kilometer 58, kurz hinter Viborg, von unserer geplanten Route ab, und nun ja, was soll ich sagen: Die Stimmung war danach nicht so gut. Es gibt hier nämlich außerordentlich schwergängige Schotterwege, die zu allem Übel auch immer bergauf führen.

Während ich dies schreibe, fragt mich der Reiseleiter, ob ich blogge. Ich antworte ihm, dass ich gerade die Geschichte der schönen Alternativroute aufschreibe. „Dann musst du aber auch erzählen“, sagt er, „dass wir durch eine sehr schöne Gärtnerei kamen. Und durch Obstwiesen.“

Halten wir fest: Es gab auf der Alternativroute ein paar Blumen und Obstbäume. Glücklicherweise fuhr mir just in dem Moment, als ich hinter der Gärtnerei in einem Sandloch verendete, das Schokohörnchen ins Blut, so dass meine Stimmung entgegen der Umstände deutlich stieg. Im gleichen Moment schlingerte jedoch der Reiseleiter im Kies und war seinerseits missgelaunt.

Am Ende erreichten wir sowohl das Ende der Schotterwege als auch das Ziel: Nach 81 Kilometern kamen wir in Klejtrup an – gut gelaunt, denn die Unterkunft ist wunderbar.

“Hast du mich lobend erwähnt?“, fragt der Reiseleiter. – „Ich habe geschrieben, dass du eine sehr schöne Unterkunft ausgesucht hast.“ – „Gut.“


Bemerknisse | Mich beschleicht das Gefühl, dass Kinder hier einen sehr hohen Stellenwert haben. Die Schulen und Schulhöfe, die Spielplätze und Freizeitstätten, an denen wir vorbeiradeln, sind toll ausgestattet, fantasievoll und mit Hingabe. Ich habe noch kein einziges heruntergekommenes Klettergerüst, keine Schule mit bröckelnder Fassade und keinen Sportplatz mit einem Acker von Rasen gesehen.

Zudem ist offenkundig, dass auch Radfahren eine andere Aufmerksamkeit bekommt als in Deutschland. Nicht nur, dass Dänemark voll ist von Fahrradwegen. Die Radwege lassen sich auch befahren. Sie enden nicht plötzlich irgendwo. Sie sind entweder gut markiert oder von der Fahrbahn getrennt. Hinzu kommen die kleinen Dinge:

  • Die Dänen haben überall, wo Fahrradfahrer:innen einen Bürgersteig hinauf oder hinab müssen, kleine Rampen aus Bitumen hingegossen. Zum Beispiel, wenn man aus einer kleinen Straße links auf eine große Straße abbiegt, und der Radweg auf den Bürgersteig geführt wird. Es ist einfach gegenüber jeder kleinen Einmündung eine Rampe an den Bürgersteig betoniert, so dass man ohne anzuhalten, ohne das Rad hochzuheben und ohne einen Stunt weiterfahren kann.
  • In verkehrsberuhigten Zonen, in denen Fahrbahnschwellen den Autoverkehr verlangsamen, stehen neben den Schwellen Blumenkübel. Rechts davon wird der Fahrradweg geführt, das heißt: Fahrradfahrer müssen nicht über die Huppel fahren, sondern können einfach geradeaus durchfahren, ohne dass ihnen eine Schwelle die Lendenwirbel zerschlägt.
  • Die Fahrradwege neben den Landstraßen sind beleuchtet – auf Höhe der Räder. So dass man die Fahrbahnunebenheiten, Äste und kreuzende Igel sieht. Fantastisch.

Feierabend | Wir sitzen jetzt noch ein bisschen hier herum.

Bahn | Wer mit der Deutschen Bahn und einem Fahrrad irgendwohin fahren möchte, zum Beispiel nach Dänemark, muss das wirklich wollen. Internationale Fahrradtickets kann man nämlich nur in einem Reisezentrum der Deutschen Bahn, zu Fuß und offline, oder telefonisch kaufen.

Gut, dachte sich der Reiseleiter, dann rufe ich halt dort an. Nach 45 Minuten Warteschleife erhielt er im Juli, sechs Wochen vor Reiseantritt, die Auskunft, dass es noch kein Kontingent für Fahrkarten nach Dänemark gebe. Wir warteten also. Einige Woche später rief der Reiseleiter noch einmal an. Nach nur 30 Minuten Warteschleife die freudige Kunde: Es gebe buchbare Fahrradtickets nach Dänemark. Wir erhielten zwei. Die Menschentickets mussten wir separat online buchen.

Während die Menschentickets also in der Bahn-App waren, waren die Fahrratickets zunächst nirgendwo. Denn die Bahn kann sie nicht in ihre App schicken, sie kann sie auch nicht per E-Mail schicken, und auch nicht mit der gelben Post. Kauft man ein Fahrradticket ins Ausland, kann man es nur an einem DB-Automaten ausdrucken.

Der Reiseleiter dachte: „Gehe ich halt zum nächsten Bahnhof, tippe auf dem Automaten herum, und dann kommt das Fahrradticket heraus.“ Tatsächlich gibt es allerdings nicht an jedem Bahnhof einen Automaten der Deutschen Bahn. In Haltern, dem Wohnort des Reiseleiters, gibt es zum Beispiel nur Automaten des Verkehrsverbundes. Die Automaten des Verkehrsverbundes verkaufen zwar Fahrkarten für die Deutsche Bahn, sie drucken aber keine vorbestellten Fahrkarten aus.

„Na gut“, dachte sich der Reiseleiter. Er war zu dem Zeitpunkt schon nervlich angespannt. „Fahre ich halt zum nächsten größeren Bahnhof.“ Dort gab es tatsächlich einen DB-Automaten. Die Identifizierung sollte mit der BahnCard des Reiseleiters erfolgen. DB-Automaten sind jedoch eigen. Sie lesen zwar gerne Bahncards, aber nicht von jedem. Die des Reiseleiters zum Beispiel nicht.

„Macht ja nichts“, dachte er sich. Man kann sich auch mit der Auftragsnummer identifizieren. Wenn man sie hat. Blick in die Buchungsbestätigung: Kundennummer, Reisedatum, Verbindung, Preis. Jedoch keine Auftragsnummer. Nach nur 30 Minuten in der Warteschleife der Deutschen Bahn erhielt der Reiseleiter die Auftragsnummer, und mit der Auftragsnummer schlussendlich die Tickets.

Nur schade, dass sie während der gesamten Fahrt nach Kolding niemand sehen wollte.

Wir zeigten sie trotzdem jedem Zugbegleiter, der nicht danach fragte.


Etappe Eins | In Kolding angekommen – dramatische Umsteigeszenen wegen 30 Minuten Verspätung in Hamburg erspare ich Ihnen – setzten wir uns aufs Rad und fuhren 40 Kilometer bis nach Vejle.

Schon auf den ersten zehn Kilometer stellte ich fest, dass Dänemark erstaunlich hügelig ist. „Stark reliefierte glaziale Grundmoränenlandschaft“, dozierte die geografisch studierte Reiseleitung bei einem der Anstiege. „Mmmh“, antwortete ich leicht kurzatmig.

In Vejle angekommen, machten wir einen Abstecher zum Hafen. Dort steht ein wellenartiger Wohnkomplex: 115 Luxusappartments, die zwischen drei und 13 Millionen dänische Kronen kosten, also zwischen 500.000 und zwei Millionen Euro. Die größte Wohnung hat 250 Quadratmeter.

Der Komplex hat diverse Preise gewonnen. Wir schauten ihn uns von unten an. Solch prekäre Wohnverhältnisse kenne ich ja vom Dortmunder Phoenixsee nur in eckig.

Wir verlegten ins Studentenviertel, belohnten uns mit Pizza und fielen danach in unserem Danhostel müde ins Bett.


Etappe Zwei | Heute fuhren wir 63 Kilometer von Vejle nach Silkeborg. Auf den 63 Kilometern überwanden wir 630 Höhenmeter. Das ist f*cking Alpe d‘Huez hier.

Die Dänen wissen das und haben vor längeren und steileren Steigungen freundliche Motivationsschildchen an den Wegesrand gestellt. „Schau her, nur eineinhalb Kilometer und 15 Prozent Steigung! Und wenn du oben bist, loben wir dich!“

Tatsächlich ist es ganz hilfreich zu wissen, wie lange man durchhalten muss.

Die erste Station der Route war Jelling. In Jelling gibt es Wikingermonumente, das erste Unesco-Weltkulturerbe Dänemarks. In Jelling wohnten Gorm der Alte und sein Sohn Harald Blauzahn. Nach Harald Blauzahn ist die Bluetooth-Schnittstelle benannt; er hat sie aber nicht erfunden. In Jelling wurde auch das erste Mal das Wort „Dänemark“ auf einem Runenstein gefunden. Er ist vor der Kirche ausgestellt.

Nach Jelling trafen wir auf den Haervejen, den Heerweg oder auch Ochsenweg genannt. Er durchzieht große Teile Jütlands, geht von Viborg bis Vedel in Schlewsig-Holstein und war über lange Zeit sowohl Handelsweg als auch Marschroute von Armeen.

Am Heerweg liegt auch die höchste Kirche Dänemarks auf sage und schreibe 124 Metern. Dort machten wir Rast.

124 Meter klingt nicht viel. Aber bevor man auf dem hohen Gipfel ankommt, muss man viele, viele Male von zehn Meter auf achtzig Meter, zurück auf sechzig Meter, hoch auf 120 Meter, wieder runter auf 40 Meter, hoch auf neunzig Meter, bis einem die Oberschenkel brennen.

So ging es eigentlich die ganze Zeit – bis auf die Momente, in denen wir uns ausruhten.

Silkeborg wird vom längsten Fluss Dänemarks durchflossen: der Gudenå. Es gibt eine alte Papierfabrik, die zu einem hippen Wohn- und Ausgehviertel umgebaut wurde. Und es gibt Sonntagsabends nichts zu essen: Alle Restaurants hatten entweder geschlossen oder nur bis 20 Uhr auf – abgesehen von denen in der Papierfabrik, für die wir aber einen Kredit hätten aufnehmen müssen.

Zum Glück haben die Supermärkte hier großzügige Öffnungszeiten. Die Reiseleitung servierte im Hostel Falafel-Pesto-Salat an Rotwein. Wir dinierten mückenumschwirrt.

Morgen geht es weiter bis nach Klejtrup: 77 Kilometer.



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