Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Birnen sind die besseren Äpfel, Sturm und Schwimmbad

21. 2. 2022 14 Kommentare Aus der Kategorie »Tagebuchbloggen«

Zeynep & Antonia | Alles noch da, nichts weggeflogen. Dennoch: Zeynep war furchteinflößend. Es pfiff und knarzte, schepperte und krachte, knirschte, klirrte und rappelte, dass ich dachte, der Sturm zerlegt die Welt vor meinem Fenster. Alle zehn Minuten sah ich hinaus, als könnte ich den Sturm weggucken oder verhindern, dass Gegenstände wegfliegen. Ich hatte alles festgezurrt und festgeklemmt. Aber manches lässt sich eben nicht festbinden oder ins Haus stellen, zum Beispiel die Gerätehütte mit ihrem blechernen Dach oder die Bäume in meinem und in Nachbars Garten. Immerhin, damit tröstete ich mich, würden Bäume eher vom Haus weg fallen, denn das ist die Windrichtung; der Wind drückt vorne gegen das Haus, fegt durch Schneisen zwischen den Häusern in den Garten und schüttelt dort die Bäume durch.

Aber, wie gesagt, alles blieb stehen, nichts flog fort oder legte sich hin. Nur die Markise auf dem Balkon ist etwas zerrupft.

Eingerollte Markise, leicht zerrupft

Beim Sturmwichteln war ich auf Nehmerseite. Es flog mir ein … mmmh, Dings zu. Ein großes, blaues, quadratisches Kissen, das man aufpusten kann.

Beim Reiseleiter zerlegte es den schweren Balkontisch, obwohl er angebunden war. Zum Glück schaffte der Tisch es nicht über das Geländer der Dachterrasse. Er zerschellte daran.

Umgedrehter Tisch, Beine verbogen, ohne Tischplatte, zersplittertes Glas drumherum

Heute Nacht stürmte es dann noch einmal. Wieder pfiff und klapperte es, aber diesmal weniger heftig. Erst konnte ich nicht einschlafen, weil es so laut war. Dann wachte ich auf, weil es plötzlich leise und der Sturm vorbei war.


Weiterbildung | Am Freitag war ich in der Weiterbildung Decision Making. Sie war aus mehrerlei Gründen so wenig nutzwertig, dass ich die Veranstaltung früher verließ und ziemlich pissed war.

Heute begann meine zweite Weiterbildung, ITIL4. ITIL4 behandelt das IT Service Management; ich möchte mehr Hintergrund für die Arbeit bei einem IT-Kunden haben (habe aber heute auch festgestellt, dass ich aus der gemeinsamen Arbeit heraus schon sehr viel vom ITIL-Framework verstanden habe). Der heutige Schulungstag war super: gutes Format, ein munter aus dem Erfahrungsschatz plaudernder Dozent der ITSMgroup, gutes Begleitbuch mit Grafiken zum Selbstausfüllen.

Handbuch vor Tastatur

Das Schöne am Selbstständigsein: der Blick in unterschiedliche Branchen, in ihre Prinzipien und Denkweisen, Arbeitsprozesse und gesammelten Erfahrungen. In meinem Kopf habe ich schon Ankerpunkte außerhalb der IT gefunden.


Bemerknisse | Themenkreis „Hallenbad“:

  • Am Wochenende verbesserte ich meine Rutschen-Performance erheblich.
  • Wir werden zu Schwimmbadtestern. Dabei fällt auf, dass die Preispolitik von Hallenbädern (mit und ohne Attraktionen) sich in keinerlei Weise am Markt und an den Marktbegleitern orientiert. So gibt es im südlichen Münsterland und nördlichen Ruhrgebiet zahlreiche Bäder: in Haltern, Herten, Oer-Erckenschwick, Dülmen und Dorsten. Alles Städte, die untereinander schnell zu erreichen sind. Während allerdings in Dülmen die Familienkarte 17 Euro kostet, kostet sie in Herten 31 Euro – bei annähernd gleichen Spaßbad-Features. In Haltern zahlt man mit 18 Euro ähnlich viel wie in Dülmen – allerdings ohne jegliche Attraktion, nur für Becken und Sprungturm.
  • Dass es nördwestlich von mir so viele Bäder gibt, überrascht mich. Hier in Dortmund gibt es nämlich kein einziges solches Bad – und das bei mehr als 600.000 Einwohnern. Genau genommen ist es überhaupt nicht möglich, im Winter schwimmen zu gehen; es besteht lediglich eine theoretische Möglichkeit. Beispielhaft die Öffnungszeiten des Stadtteil-Hallenbades in Brackel an Werktagen: Montags geschlossen, Dienstags von 6:30 bis 8:30 Uhr und von 15:30 bis 17:30, Mittwochs von 14:30 bis 16:30 Uhr und von 17 bis 19 Uhr, Donnerstags von 6:30 bis 8:30 Uhr und von 15:30 bis 17:30 Uhr, Freitags von 14:30 bis 16:30 Uhr und von 17 bis 19 Uhr. Andere Hallenbäder und am Wochenende ähnlich. Schon fürs Sportschwimmen sind Zwei-Stunden-Slots Stress (ankommen, ausziehen, 60 bis 80 Minuten schwimmen, duschen, wieder anziehen). Mit Kindern (und dem anhängigen Anzieh-, Ausziehmanagement) geht das gar nicht; das eskaliert doch so dermaßen – das vermeidet man lieber. Wie sollen Dortmunder Kinder sichere Schwimmer werden? Warum sparen wir an sowas?
  • Zurück zum Wochenende. Jede halbe Stunde öffneten die Bademeister den Dreier. Sofort standen eine Horde Kinder an. Geordnet und höflich reihten sie sich aneinander, die Arme vor den Körper verschränkt oder ungeduldig schlenkernd. Erst, wenn eins gesprungen war, durfte das nächste hinauf steigen. Falls es sprang. Denn neben den Mutigen, die Anlauf nahmen und mit den Beinen voran, mit weitem Sprung oder mit einem Salto ins Becken fielen, gab es die noch Mutigeren, die sich ein Herz fassten und sich hinauf auf den Sprungturm wagten, die zögernd, in kleinen Schritten zur Kante gingen, die erst hinab und dann zu einem Menschen am Beckenrand schauten, die zurück und wieder vor gingen, die starr vor Bedenken verweilten, die zweifelten und die dann wieder hinab stiegen, vorbei an der gesamten Kinderschlange.

Bemerknisse | Sonstiges:

  • Martina Bönisch ist tot. Herrje, jetzt dürfen wir Faber wieder zehn Tatort-Folgen lang dabei zusehen, wie er dasselbe T-Shirt trägt und Dinge zertrümmert.
  • Meine Birne sagt mir, sie sei „praktisch wie ein Apfel“. Das macht mich betroffen. Was ist so schlecht an Birnen, dass Marketingmenschen damit werben, sie seien wie Äpfel? Wäre ich diese Birne, wäre mein Selbstwertgefühl im Keller. Mir wäre hundeelend, ich würde mich verraten fühlen und wäre sehr, sehr traurig.
Birne mit einem wolkenförmigen Aufkleber, auf dem steht: "Praktisch wie ein Apfel
  • Ich habe mein Mac-Betriebssystem geupdatet. Das habe ich lange vor mir hergeschoben, weil Download und Installation gut und gerne mal mehrere Stunden in Anspruch nehmen und weil manchmal etwas schief geht. Ging es nicht (yeah!). Bin nun mit macOS Big Sur unterwegs und finde die Annäherung an iOS prima, auch wenn die andere Optik erstmal überraschend war.
  • Ich mag Birnen viel lieber als Äpfel. Birnen sind die deutlich besseren Äpfel. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, das zu betonen. (Es lässt mich nicht los.)

Gelesen | Was machen Wildtiere bei Stürmen? (via Kaltmamsell)

Gelesen | 1.000 Porsche brennen auf einem Frachter im Atlantik. Für manch Konservativen ist es das erste Mal, dass er Mitleid mit Schiffbrüchigen hat.

Gelesen | The Pandemic Has Erased Entire Categories of Friendship. Amanda Mull schreibt über die Menschen, die man zwei- oder dreimal im Jahr trifft, auf Partys bei Freunden, über die Menschen, denen man immer man zufällig über den Weg läuft, über Kolleginnen und Kollegen, mit denen man nicht direkt zusammenarbeitet, die man aber in der Kantine oder im Bus oder in der Freizeit sieht, und über die Bekannten, mit denen man zwischendurch ins Kino geht oder ein neues Restaurant testet. Die Pandemie hat diese Begegnungen, Bekanntschaften, Freundschaften verschwinden lassen.

The depth and intensity of these relationships varied greatly, but these people were all, in some capacity, my friends, and there was also no substitute for them during the pandemic. Tools like Zoom and FaceTime, useful for maintaining closer relationships, couldn’t re-create the ease of social serendipity, or bring back the activities that bound us together.

The Pandemic Has Erased Entire Categories of Friendship

Kommentare

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  1. FrauC sagt:

    Natürlich sind Birnen die besseren Äpfel!

  2. Alexandra sagt:

    Gibt es eine Sorte, die weder weder ein holziges Mundgefühl beim Reinbeiß verursacht, noch matschig und übersaftig sein muss, damit sie schmeckt? Dann wechsele ich ins „Team Birne“. Aber sie muss ja nicht jeder gefallen. ^^

    1. Frau Budenzauberin sagt:

      Birne Forelle – kommt glaube ich meist im Sommer – ist die beste aromatischste unholzigste und süßeste Birne, die ich kenne. und liebe. Es gibt keinen Apfel, der so gut schmeckt wie diese Birnensorte!

    2. Vanessa sagt:

      Das ist zugegebenermaßen eine schwierige Sache. Birnen haben dahingehend enge Zeitslots.

  3. Isa sagt:

    „Denn neben den Mutigen, die Anlauf nahmen und mit den Beinen voran, mit weitem Sprung oder mit einem Salto ins Becken fielen, gab es die noch Mutigeren“
    Danke für diesen Satz ❤️

  4. Bäder sind fast immer Verlustgeschäft. Der Preis sagt meistens nichts über den Markt aus, sondern wie weit die Stadt quersubventionieren will/kann. Ausstattung hängt von den Ambitionen der Kommunalpolitik ab.

    1. Vanessa sagt:

      Danke für die Aufklärung. Was ich mich allerdings frage: Würde es nicht Sinn ergeben, wenn Kommunen sich untereinander abstimmten und zusammenarbeiteten, um den Bedarf der Bürger:innen abzudecken? Es braucht ja – um ein Beispiel zu nennen – nicht vier Spaßbäder in 20 Kilometern Umkreis, die nur zu 40 Prozent ausgelastet sind – wenn es gleichzeitig kein Bad gibt, in dem man vernünftig Vereins-, Sportschwimmen oder Wassergymnastik machen kann.

      Auch in einer Stadt klappt das ja nicht. Das Gleiche könnte man für Dortmund denken. Natürlich brauche ich für Schul- und Kinderschwimmen kurze Wege und man kann Kinder und Eltern nicht 20 Kilometer durch die Stadt schicken. Dennoch scheint es mir, als könne man auch hier Synergien erzielen, wenn man Bedarfe und Bäder übereinander brächte.

    2. Sabine sagt:

      Ich habe das bei Museen mal ein bisschen verfolgt, auch die quersubventionierte Verlustgeschäfte. Da ist es eher nicht so, dass je höher der Eintrittspreis desto niedriger die nötigen Subventionen. (Ich lasse mal beiseite, dass die wenigsten Museen in Deutschland mit ihren Einnahmen selbst haushalten dürfen, kann man auch drüber streiten, ob das sinnvoll ist.) Denn: Je höher der Eintritt desto weniger Menschen sind bereit oder in der Lage, ihn zu zahlen. Die Grundkosten bleiben aber gleich. Es gibt Menschen (allerdings in den USA, andere Kultur), die sagen, dass die Einnahmen von Museen durch Eintrittsgelder dann am höchsten sind, wenn sie völlig freiwillig erhoben werden, an der Spendenbox aber dransteht, wieviel andere Menschen im Schnitt bezahlen.
      Sorry für den Exkurs, aber ich finde, das ist ein sehr spannendes Thema! Und ich finde 31 Euro für eine Familienkarte Schwimmbad zu viel.

  5. Nadine sagt:

    Ich vermute mal, dass die Schwimmbad-Öffnungszeiten so merkwürdig sind, weil unter Ausschluss der Öffentlichkeit ganz viel Unterrichts-Schwimmen, Schwimmkurse, Schwimm-Trainings etc. stattfinden und dann die Bäder von Schulen, DLRG u.ä. geblockt sind. Das wird nur nicht so richtig nach außen kommuniziert, das bekommt man erst mit, wenn man im System ist (z.B. durch Seepferdchen-Kurse der Kids ;o)). Btw lohnt es sich evtl. wirklich mal, nach den örtlichen DRLG-Gruppen zu suchen, man kann da auch als Erwachsene für einen meist nicht sehr hohen Betrag Mitglied werden und dann z.B. die Trainingszeiten mit nutzen…

    Und hier auch große Birnen-Liebe <3

    1. Vanessa sagt:

      Es ist schon klar, dass morgens Schulschwimmen stattfindet und am Nachmittag Vereinsschwimmen. Es gibt auch Bäder mit Bahnenbelegeungsplänen. Für deren Lektüre benötigt man ein Verwaltungswissenschaftsstudium, um herauszufinden, dass Dienstags zwischen 15:30 und 18:30 die Bahnen 3 und 4 frei sind, außer es ist der erste und dritte Dienstag im Monat (an Feiertagen und in Schulferien Sonderregelungen), wobei Karnevalsdienstag auch Bahnen 1 und 2 frei sind.

      Für mich lohnt es nicht, einem Schwimmverein beizutreten, weil ich zwischen zwei Städten pendle. Ich fänd’s einfach gut, wenn es einen oder zwei Abende in der Woche gäbe, an denen ich als Bürgerin in Dortmund – einer Stadt mit, ich wiederhole mich, mehr als einer halben Million Einwohner – mal 60 bis 90 Bahnen ziehen kann.

  6. Natascha sagt:

    Kooperation zwischen den ganzen Kommunen funktioniert nicht, weil a) die Subventionen dann nicht an alle gehen und b) der Werbeeffekt (Kommunalpolitiker wollen sich halt auch schmücken) entfällt. Und die Preisgestaltung ist übrigens oftmals kontraintuitiv (bzw. die Nutzung): Verrückterweise sind Menschen oftmals bereit, mehr Geld für weniger zu bezahlen, so nach dem Motto „wenn es teurer ist, muss es doch besser/schicker/sostwie sein“.

  7. Vinni sagt:

    #TeamBirne! ;)

    Ich bin sehr froh, dass Birnen nicht wie Äpfel sind – gegen Äpfel bin ich nämlich allergisch ;)

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