Keine Worte | Immer noch Sprachlosigkeit. Ich fühle Entsetzen und Hilflosigkeit. Es ist bizarr, der eigenen Normalität nachzugehen, während nebenan das Fürchterliche geschieht. Der Gedanke jedoch, dass die Verbrechen in den nächsten Tage und Wochen noch viel fürchterlicher, viel grausamer, viel schrecklicher werden, ist unerträglich.
Sechs Tage sind es erst, dass Russland die ersten Raketen abschoss. Dass ein Mann, eine Gruppe von Männern aus einer Laune heraus ein souveränes Land angreifen, es einfach niederbomben und zerstören kann, entzieht sich meinem Verstand. Der Gedanke, dass, was immer der Weg hinaus sein wird aus diesem Krieg, es bis dahin (und darüber hinaus) nur Opfer geben wird, ist jenseits meiner Schmerzgrenze. Dass unser Beistand, unsere Antwort auf das ukrainische Flehen um Hilfe nichts anderes bedeuten würde als Weltkrieg, entzieht sich allem, was ich empfinden kann.
Kontrast | Mit Beginn des Krieges in der Ukraine endete hier der Regen. Seither Sonnenschein.
Broterwerb | Digitale Workshops. Beratungsgespräche. Vorbereitung von Präsenzveranstaltungen, die in den kommenden Wochen stattfinden werden. Angebote schreiben. Ein Webinar zum Teamspirit im Homeoffice. Terminabstimmungen. Fragestellungen und Austausch von Perspektiven. Rechnungen schreiben.
Ich habe eine mobile Moderationswand erworben. Sie kam heute, und ich bin entzückt: sehr leicht, einfacher Aufbau, ein Griff zum Transport.
Gelesen | Brigitte Glaser: Rheinblick. Ein Einblick in das Bonn der 1970er Jahre aus der Perspektive unterschiedlicher Protagonisten: Hilde ist die Wirtin des namensgebenden Gasthofs Rheinblick, in dem die Politiker aller Parteien verkehren. Die Logopädin Sonja soll dem Kanzler Willy Brandt seine Stimme wiedergeben. Der stets klamme Student und Taxifahrer Max wurschtelt sich durch. Die junge Journalistin Lotti kommt aus Baden-Württemberg nach Bonn, um fürs Regionalblatt aus der Hauptstadt zu berichten. Der Spannungsbogen des Buches ist nicht groß. Die Figuren tragen jedoch die Geschichte, und die Kulisse der Bonner Republik, der Macht und des Klüngels, dazu der Gegenentwurf der ideologiegeladenen Wohngemeinschaft sind prima. Gerne gelesen.
Gelesen | J.L. Carr: Die Lehren des Schuldirektors George Harpole, aus dem Englischen von Monika Köpfer. Britische Provinz vor der Thatcher-Ära: Der Lehrer George Harpole wird vertretegungsmäßig zum Schuldirektor ernannt und erbt mit dem Posten allerlei exzentrische Menschen und ihre Anliegen. Allen voran die Lehrerschaft, in der vom Alten Eisen bis zur überzeugten, jungen Reformpädagogin alles dabei ist. Am anstrengendsten ist aber, was sich außerhalb der Schule abspielt: Die Schulbehörde, die Eltern, die Kirche und die Dorfgemeinschaft, sie alle wirken auf Harpole ein. Gerne gelesen, vor allem wegen der Montage aus den Tagebüchern Harpoles, Schulbucheinträgen, Schüleraufsätzen und Briefen.
Mii | Der Reiseleiter fährt jetzt elektrisch. Ich durfte auch schon fahren. Fantastisch. Mein nächstes Auto wird auf keinen Fall mehr ein Verbrenner.
Herbst | Es wurde ein Italienbeschluss gefasst. Auch so eine emotionale Unvereinbarkeit: Urlaub planen, Vorfreude empfinden vor dem Hintergrund der Ereignisse; gleichzeitig die Frage, was bis dahin alles geschehen sein wird, wie viel Leid es gegeben hat, wie die Welt dann aussieht. Und doch gibt es in meinem Kalender nun einen Zeitraum von mindestens vier Wochen, in dem „Italien“ steht. Für die Mitte dieses Zeitraums existiert schon eine Buchung: ein Haus in den Abbruzzen, sechs Kilometer von der Küste entfernt, im Rücken die Berge. Über Stationen werde ich dorthin fahren, vielleicht arbeiten, vielleicht nicht. Ich werde dort ankommen und das Haus vorbereiten, dann den Reiseleiter und die Beutekinder vom Flughafen in Rom abholen, Ferien machen, Eis essen, Ausflüge machen und faulenzen, anschließend den Reiseleiter und die Beutekinder wieder zum Flughafen bringen und über Stationen heim fahren.
Gedicht | Early March:
Kommentare
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Ich hoffe einfach, dass das Kappen von SWIFT und die Sperrung von Lufträumen auf diesen unsäglichen Angriff zeitnah die Wirkung haben werden wie die Kappung großer Blutgefäße auf die Versorgung einzelner Organe: Absterben …
Weiter zu denken verursacht mir soeben Verstandesstillstand …
Ich denke, die Leseempfehlung zu „Rheinblick“ greife ich auf, das klingt gut. Danke dafür.
Die Schuldirektoren-Lektüre reizt mich einerseits – andererseits ist sie aber auch verdammt nah an meiner eigenen Realität.
Als Mutter und im Zusammenhang mit meinen Berufserfahrungen.
Besonders letztere brachte mir die Erkenntnis, das Lehrer, Betreuer und Eltern eine unheilige Mischung sind, wenn sie sich mehr daran ergötzen, über die jeweils anderen beiden Parteien als im Sinne der Kinder – um die es ja doch eigentlich gehen sollte – miteinander.
Schauder.
Aber ich überlege es mir, auch dafür Dank!
Ich fürchte diese Maßnahmen werden, so einschneidend sie sind, erstmal nichts bringen. Das große Problem ist, dass Putin bei einem Rückzug aus der Ukraine quasi sein Gesicht verlieren. Und das ist, so wie man sein Naturell wohl einschätzen muss, eins der schlimmsten Dinge die es für ihn gibt.
verliert, sollte das natürlich heißen.
Guten Morgen,
normaler Tagesablauf – im Augenblick schwierig. Die Angst ist groß. Meine Mutter – sie ist 89 – hat das schon mal erlebt. Wie soll ich sie beruhigen?
Ich hoffe, dass irgendeiner im Umfeld von P. aufwacht, denn anders wird dieser Kranke nicht zu stoppen sein.
Etwas völlig anderes: Ich habe seit 2 Monaten ein E-Auto. Es hat mir bis vor einer Woche so einen Spaß gemacht. Ich würde es immer wieder kaufen.
LG Chrissie
[…] Frau Nessy im Kännchenblog […]