Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Mit Empfehlungen.

Bücher im September

Urs Augstburger. Als der Regen kam.
Als Mauro seine Mutter wiedersieht, erkennt sie ihn nicht wieder: Sie hat Alzheimer, lebt in einer eigenen Welt. Bei einem Fest tanzt sie mit ihrem unsichtbaren Geliebten. Mauro beginnt, den Mann zu suchen. Die Geschichte wird in Zeitsprüngen aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Es ist zunächst nicht einfach zu folgen, was etwas nervt. Ab der Hälfte wird’s aber besser und das Buch noch gut.

André Kubiczek. Der Genosse, die Prinzessin und ihr lieber Herr Sohn.
Kubiczek ist Sohn einer laotischen Mutter, sein Vater ist Deutscher, er wuchs in der DDR auf. In dem Buch erzählt er seine Geschichte und die seiner Familie – mit Detailtreue, Freude am Schreiben und Sinn für Atmosphäre. Der Plot fließt dahin, nimmt mal Tempo auf, wird wieder langsamer – am Ende kann man gar nicht genau sagen, was eigentlich auf den letzten vierhundert Seiten stand außer: Es war gut.

Daniel Mezger. Land spielen.
Eine junge Familie – Mann, Frau, drei Kinder – zieht aufs Land um des Landlebens willen, um rauszukommen und neu anzufangen. Die Idylle erweist sich jedoch als Illusion; am Ende bleibt die Feststellung: Egal, wohin man flieht, man nimmt sich immer selbst mit. Ungewöhnlich am Buch ist die Position des Erzählers: Er nimmt die Wir-Perspektive ein und gibt damit der fadenscheinigen Harmonie ein sprachliches Gesicht. Gelungen.

Christoph Peters. Sven Hofstedt sucht Geld für Erleuchtung.
Ich muss vorweg schicken: Ich bin kein Fan von Kurzgeschichten. Trotzdem habe ich dieses Buch gelesen. Allerdings nicht komplett zu Ende. Denn: siehe oben. Die Geschichten an sich beginnen immer vielversprechend. Die Art des Erzählens gefällt mir auch; sie ist atmosphärisch dicht, alles gut. Aber es fehlt die Pointe. Immer. Deshalb habe ich das Buch irgendwann weggelegt.

Ferdinand von Schirach. Der Fall Collini.
Der Werkzeugmacher Fabrizio Collini geht in ein Luxushotel und tötet den Industriellen Hans Meyer. Dann stellt er sich der Polizei, ohne sein Motiv zu nennen. Anwalt Caspar Leinen übernimmt den Fall – und macht sie daran, das Rätsel darüber, was die Collini und Meyer verbindet, zu lösen. Die Anwaltsstory erinnert mich stark an die Carofiglio-Bücher; mir hat sie ausnehmend gut gefallen. Ich habe das Buch innerhalb eines Tages durchgelesen.

Der Oktober bricht an, es ist die Zeit, in der Mütter Wunschzettel abfragen.

Das war nicht immer so, nicht schon im Oktober. Als ich lütt war, fragte mich meine Mutter stets um Nikolaus herum, was ich mir wünschte. Der Zeitpunkt leuchtete mir ein, denn Nikolaus ist der Kumpel vom Christkind, logisch, dass es von einem zum anderen nicht lange dauert und man zügigst ein paar Dinge aufmalen sollte. Als Teenager musste ich meinen Wunschzettel dann um Sankt Martin herum verfassen, obwohl Sankt Martin nichts mit Weihnachten zu tun hat, außer, dass er auf einem Pferd reitet und bei Nikolaus und Christkind irgendwie Rentiere im Spiel sind.

Inzwischen hält meine Mutter mich Ende September dazu an, einen Wunschzettel zu verfassen –  auch dieses Jahr fragte sie bereits, was ich mir denn „vom Christkind wünsche“ und zwinkerte dabei geheimnisvoll, das ist einer Mutter wohl nicht auszutreiben. Die allgemeinen Formalitäten für Wunschzettel sind inzwischen überdies strenger geworden: Eine Einreichung muss zwingend schriftlich, mit Briefmarke und per gelber Post erfolgen; belangloses Dahergesage von Wünschen wird weder behalten und notiert noch berücksichtigt.

„Apple TV“, antwortete ich vor Wochenfrist trotzdem.
Mutter zog ihre Brauen zur Nasenwurzel und schürzte die Lippen zu einem Schmollmund des Missfallens. „Was soll das sein?“, fragte sie. Ihre Mimik war die gleiche wie damals, als ich mir ein ferngesteuertes Auto wünschte.
„Ein Gerät, damit ich das Internet auf meinem Fernseher abspielen kann“, sagte ich und ergänzte, um es ihr schmackhafter zu machen: „Damit wir demnächst viel einfacher Urlaubsbilder angucken können.“
Doch ihre Stirn blieb gerunzelt, ihr Unterkiefer malmte leise. „Möchtest du nichts für den Haushalt? Eine gute Rührschüssel kann man immer gebrauchen.“

Jetzt von mir auch Lieblingstweets:

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Sie haben ein kleines Reihenhaus. Vor der Tür steht eine Bank.

Auf dieser Bank sitzen sie gerne im Sommer, nach Feierabend, bei einem Gläschen Wein und grüßen die Nachbarn. Manchmal schauen sie nur, wer kommt und geht. Manchmal hält einer der Vorbeigehenden für einen Schwatz an.

Als sie eines Abends nach Hause kommen, ist die Bank fort. Sie wundern sich ein bisschen, machen sich aber keine großen Sorgen. Denn sie verstehen sich gut mit den Nachbarn, und vielleicht hat sich jemand die Bank ausgeliehen. Vielleicht kamen irgendwo mehr Gäste als geplant und man brauchte beim Grillfest ein zusätzliches Sitzmöbel. Das kann vorkommen, sie kennen sich ja alle gut in der Nachbarschaft. Deshalb ist das kein Problem.

Einen Tag später ist die Bank wieder da. Es liegt ein Umschlag darauf, darin eine Karte mit den Worten: „Tut uns leid für die spontane Leih-Aktion! Es war wirklich dringend. Wir hoffen, die Tickets machen es wieder gut!“ Anbei zwei Eintrittskarten für ein Spiel von Borussia Dortmund. Die beiden freuen sich riesig. Er ist großer BVB-Fan, hat einen Aufkleber am Auto und eine Flagge im Garten.

Am betreffenden Tag fahren sie ins Stadion. Es ist ein gelungenes Spiel, der BVB gewinnt. Die beiden sind glücklich.

Als sie nach Hause kommen, ist ihr Haus aufgebrochen und leer geräumt.

Ich glaube, ich bin jetzt das Mannschaftsmaskottchen.

Der Trainer hat es nicht so direkt gesagt. Er nickt mir immer nur andächtig zu, es ist ein Du-weißt-schon-Nicken, ein wohlwollend-mildtätiges Kopfneigen, das man auch Seniorenheimbewohnern zuteil werden lässt, die 1920 im olympischen Tauziehen eine Bronzemedaille geholt haben.

Ich denke, ich bin das Mannschaftsmaskottchen, denn ich bin flauschig und gut für die Moral. Ich darf die Ansprache vor dem Spiel halten, wenn wir einen Kreis bilden und gebeugt beisammen stehen. Ich begrüße den Schiedsrichter und die gegnerische Mannschaft, mache die Seitenwahl und sage unser Sprüchlein auf.

Ich kann nicht mehr so viel trainieren wie die Studentinnen; drei- bis fünfmal pro Woche, das ist nicht machbar. Ich muss einen Beruf ausüben und brauche Regeneration: heute acht Kilometer laufen und morgen Schnellkrafttraining in der Halle, das ist wie Schweinebraten zur Vorspeise und als Hauptgang überbackene Gyros-Pizza – irgendwann geht einfach nichts mehr.

Nach der Begrüßung setze ich mich erstmal auf die Bank. Ich werde die meiste Zeit nur in der Abwehr eingesetzt. Ich bin langsam geworden, kann nicht rennen wie die jungen Spielerinnen, die wir Älteren „Quietschies“ nennen und die wie Carrerabahn-Autos den Seitenstreifen auf und ab flitzen. Ich stehe stattdessen im Mittelblock, haue ein paar Gegnerinnen weg und halte meine Mitspielerinnen an, es mir nachzutun. Die Jungen sind manchmal zu zaghaft, lassen sich einschüchtern. Sie rennen auch zu früh raus, spekulieren, wollen den Ball erhaschen, wollen immer laufen. So entstehen Lücken – eine Überzahl, die nicht mehr zu stopfen ist. Ich sorge dafür, dass sie an meiner Seite bleiben, dass wir zusammenhalten.

Die meiste Zeit aber ist mein Job, einfach nur da zu sein und gute Stimmung zu verbreiten. Das ist meine Lieblingsaufgabe.

Das Leben als Alterspräsidentin ist ganz schön gut.

Fieberhaft erwartet, jetzt hier: der Hochzeitsbericht mit Deutschlandachter.

Ruderblätter vor der Kirche

Wir sitzen in der Kirchenbank, als die Rudermannschaft die Kapelle betritt. Katrins Mund steht offen, Jessica fallen die Augen aus den Höhlen, Pia und Sonja schauen sich an. Wir haben nicht zu viel erwartet, nein, wir haben zu wenig erwartet, unsere Vorstellungen reichten für dieses Bild nicht aus. Sie tragen allesamt Anzug, große Anzüge, sehr stattliche Anzüge, sind einsfünfundneunzig und größer, sehr groß. Der Einmarsch der Gladiatoren.

Nach der Trauung, wir warten vor der Kirche, sage ich zu Jessica: „Der da vorne.“ Ich zeige ihr mit meinem Blick einen Ruderer mit blauer Krawatte, Wuschelhaar und Dreitagebart. Pia, die neben uns steht, sagt: „Der sieht aus wie dieser Typ aus ‚Hangover‘.“ – „Bradley Cooper!“

Bradley steht in einer Reihe mit den anderen Jungs und hält sein Ruderblatt in die Höhe. Zu Zehnt bilden sie eine Allee für das Brautpaar, zehn stramme Recken. Wir wischen uns mit dem Handrücken verstohlen Speichel aus dem Mundwinkel. Jessica starrt wie ein Reh im Scheinwerferlicht.

Im Festsaal sitzen wir am Tisch links vom Brautpaar. Die Ruderer sitzen rechts. Die gesamte Verwandtschaft trennt uns, drei mit Plastikefeu geschmückte Säulen versperren uns den Blick. Das Brautpaar wird sich etwas dabei gedacht haben, wollte sich und uns möglicherweise Peinlichkeiten ersparen; wie werden das trotzdem anprangern.

Der Trainer spielt ungeduldig mit seiner Serviette, er hat Hunger und ist verstört angesichts unseres Enthusiasmus. Gereizt moppert er: „Die Jungs sind alle zwei Meter groß – sind die zu doof zum Basketball, oder was? Die fahren rückwärts, und ein Zwerg sagt ihnen Bescheid, wenn sie im Ziel sind. Da steht ihr doch nicht etwa drauf, oder?“ Wir bleiben unbeeindruckt.

Nach dem Essen zeigen Freunde der Braut Jugendbilder des Hochzeitspaares: die Braut beim Handball, der Bräutigam beim Rudern, beim Jubeln im Deutschlanddress und zu guter Letzt mit den Jungs bei einem Klimmzugwettbewerb, mit nackten Oberkörpern. Wir verlangen an der Theke nach Eiswürfeln.

Gegen 22 Uhr starten wir die „Mission Bradley“. Wir erfahren von der Braut, dass Bradley Stefan heißt und Arzt ist. „Arzt!“, entfährt es unseren Mündern, begleitet von einem schrillen Schrei.

„Wie in einem schlechten Film.“
„Nicht nur schön, auch schlau.“
„McDreamy.“

Sonja sagt nur stumpf: „Ich bin raus“, denn ihr Ex-Freund ist Arzt – seitdem stehen Ärzte auf bei ihr auf der schwarzen Liste, nur Veterinärmediziner haben noch den Hauch einer Chance.

In diesem Moment taucht aus dem Nichts eine brünette Schönheit in einem türkisfarbenen Kleid auf, hakt sich bei Bradley ein, stellt sich auf die Zehenspitzen und küsst ihn auf die bärtige Wange. Jessicas Augen verengen sich zu Schlitzen, Sonjas Lächeln fällt aus ihrem Gesicht wie eine Wassermelone und zerschellt auf dem Tanzboden des Festlokals.

Wir sind konsterniert, trösten uns mit einer Runde Caipis, werden jedoch bald wieder hoffnungsfroh, als sich die Gesellschaft mehr und mehr an der Bar versammelt. Wir mischen uns unter das Ruderervolk; ich fühle mich wie eine Elfe im Eichenwald: Die Zahl der Männer, die kleiner sind als ich, bewegt sich bei weniger als zehn. Ich möchte mich gerne überall anlehnen und meinen Kopf an die Schultern und Brustmuskeln der umstehenden Männer betten, aber ich wahre die Contenance und sauge Rohrzucker durch meinen Strohhalm.

„Warum haben große Männer eigentlich immer kleine Frauen? Das ist doch Verschwendung“, jammert Sonja neben mir.

Der Abend endet verschwitzt, müde und friedvoll angetrunken, aber ohne die Idee von Verliebtheit. Doch irgendwas muss uns beseelt haben, denn trotz Schlafmangels spielen wir am nächsten Tag wie die Göttinnen und gewinnen unser Spiel mit bislang selten zutage getretener Eleganz.

Am Wochenende bin ich wieder auf einer Hochzeit. Eines der Handballhühner heiratet, und der Hühnerhaufen ist aufgeregt. Nicht nur wegen der Zeremonie.

Als ich das Hochzeitshuhn und ihren Matze vor eineinhalb Jahren das erste Mal besuchte, fiel mir eine Urkunde an ihrer beider Wohnzimmerwand auf. Sie erinnerte mich stark an meine erste Kreismeisterschaft im Handballbezirk Iserlohn-Arnsberg, damals mit der B-Jugend. Deshalb sagte ich: „Oh, wie schön. Ist der Matze auch mal Kreismeister geworden?“

Im gleichen Moment las ich etwas von „Olympic Games“ und sah die schwere, runde Medaille, die an einem flauschigen Band neben dem Schrieb hing und die nichts von Kreismeisterschaft hatte. Gleichzeitig erschien Matze vor meinem geistigen Auge: groß, breitschultrig und insgesamt von einer körperlichen Konstitution, die eher Championgsleague als Bezirksklasse ist.

Es stellte sich heraus, dass der gute Matze gerne den Kanal auf und ab rudert, aber nicht einfach so, als Familienausflug mit einem Liedchen auf den Lippen, sondern dass er mal einer von Neun im Deutschlandachter war und bis anhin ziemlich viel abgeräumt hat: Weltmeistertitel, Olympia, das ganze Programm halt.

Am Samstag ist nun die große Sause: Die Handballerin heiratet den Olympia-Ruderer, und es werden viele hoch dekorierte, vor allem aber sehr stattliche Championsleague-Ruderer zugegen sein, weshalb die Hühner schon seit Wochen raschelig sind. Wir haben der Braut gesagt: Entweder möchten wir Plätze neben den Ruderern, mindestens aber welche mit Blick auf die Ruderer – das werde die Stimmung ungemein heben und partymäßig zu einem guten Gesamtergebnis beitragen.

Ich fühle zarte Nervosität.

Ein Chick in der U-Bahn quasselt ins Telefon:

„… ’sch bin voll fertich, ey, wegen Schule. Wegen mir könnten die nach den Ferien ers’ma so’ne Anlaufphase machen, so zum Warmwerden ers’ma nur drei Stunden am Tach, so von zehn bis eins oder so, damit du nich‘ gleich voll am Rad am Drehen bis‘. Und dann wär‘ gut: sieben Tage Schule am Stück und dann eine Woche frei statt fünf Tage und dann Wochenende und dann nochma‘ fünf Tage. Kommt aufs Selbe raus, aber dann biste nich‘ so im Arsch, Alta, ich schwör dir, ich bin total am Ende, und heute is‘ ers‘ Montach, ich bin vom Wochenende total am Ende. Wenn gestern jetz‘ nich‘ Wochenende gewesen wär‘, sondern Schule, weißtu, sieben Tage Schule halt, dann wär‘ heute frei und ich wär‘ voll gechillt. Auch für später, für’s Arbeiten fänd‘ ich das gut: sieben Tage arbeiten, dann eine Woche frei, verstehe gar nicht, warum das noch keiner eingeführt hat, Alta, so gehste doch kaputt, ey, immer fünf Tage arbeiten, nur zwei Tage frei und dann wieder fünf Tage, Alta, und wenn du irgendwo anne Kasse sitzt, ey, kannste samstags auch noch arbeiten, das ist voll hart. Deswegen, ich sach‘ dir, ich und Kasse, niemals, ey, eher mach‘ ich Tierarzthelferin, da kannste dich dann auch mal verdrücken und Tiere streicheln und so, dann biste nich‘ schon am Montach so total durch.“

Der Lesehund ist wieder da:

Bücher im Juli und August

Ben Aaronovitch. Rivers of London.
Peter ist Polizist in London, hat gerade seine Ausbildung durchlaufen. Er wird Inspektor Nightingale zugeteilt, der eine eigene Abteilung innerhalb der Londoner Polizei bildet: eine magische. Er kümmert sich um Geister, Vampire und andere sonderbare Gestalten, die sich untereinander bekriegen – unter anderem den Themsegöttern. Der Schreibstil ist humvorvoll, aber die Story verworren. So richtig konnte ich mich auch mit den Charakteren nicht anfreunden. Deshalb habe ich das Buch irgendwann weggelegt.

Gianrico Carofiglio. Ad occhi chiusi (In freiem Fall).
Der zweite Fall von Anwalt Guido Guerreri – und der schwächste der ansonsten guten Reihe. Seine Klientin Martina Fumai will ihren gewalttägigen Ex-Freund vor Gericht, und nur Guerreri traut sich, dem bekannten Mann aus Bari die Stirn zu bieten. Das Buch beschäftigt sich mehr mit Guerreris Innenleben als mit dem Fall und ist deshalb etwas langatmig. Insgesamt ist die Reihe aber sehr zu empfehlen.

Linda Castillo. Die Zahlen der Toten.
Kate Burkholder ist eine ehemalige Amish und Polizeichefin in Ohio. Sie muss den Mörder einer jungen Frau finden, die eines Tages im Schnee auf einem Feld liegt – mit eine eingeritzten römischen Zahl. Natürlich läuft alle auf einen Serienmörder hinauf. Die Geschichte ist spannend erzählt und hat genau die richtige Anzahl interessanter Charaktere. Ich habe das Buch verschlungen, auch wenn am Ende ziemlich klar ist, wer der Mörder ist. Egal: gute Unterhaltung.

Herman Koch. Sommerhaus mit Swimmingpool.
Hausarzt Marc Schlosser verachtet seine Patienten. Er ist berechnend und arrogant, oberflächlich und eigennützig – und aktuell unter Verdacht, einen Kunstfehler begangen zu haben. Das Buch erzählt die Geschichte dieses Kunstfehlers, führt ins Sommerhaus eines Patienten, in dem Schlosser mit seiner Familie Urlaub macht – und in menschliche Abgründe. Herman Koch beobachtet sehr fein und schreibt mit viel Intensität. Mehr verrate ich nicht.

Pierre M. Krause. Hier kann man gut sitzen.
Fernsehmoderator Krause zieht aufs Land in den Schwarzwald und erzählt, was er dort erlebt. Launige Geschichten, leider mit zu wenig Lokalkolorit. Denn was er erlebt, kenne ich genauso aus dem Sauerland.



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