Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Es ist warm. Sie möchten heute bestimmt Siesta machen. Ich habe ein paar Links, die Ihnen dabei helfen.

Frau Larousse geht mit ihrer Tochter zu einer Gynäkologin mit silbernen High Heels.

Susanne Frömel erzählt von ihren fünf Jugendlieben und besucht sie.

Mit Vine kann ich ja wenig anfangen. Hier sind aber ein paar schöne (via wirres).

Aus der Kategorie „Sie bemühte sich stets …“: der Versuch einer Frau, ihre Penis-Kuchenform sinnvoll zu verwenden (via Sues Facebook).

Sie müssen jetzt ganz stark sein.

Splatter

Ich habe einen appen Daumen. Beim Möhrenschneiden habe ich nicht aufgepasst und zack! – war das Ding ab. Butterweich ging das Messer durch die Haut. Und sogar durch den Daumennagel. E-kel-haft, sage ich Ihnen.

Ich poste jetzt kein Foto. Die Hartgesottenen klicken hier oder auf den Link im Tweet.

Geistesgegenwärtig habe ich erstmal einen Druckverband angelegt und das fehlende Stück Daumen aus meinem Ragú Bolognese gefischt. Ich mache meine Bolognesesoße nämlich immer selbst, mit Möhren und Sellerie und natürlich mit Hackfleisch.

Mit Hackfleisch vom Rind – üblicherweise. Nicht mit dem von mir.

Nach zwei, drei Stunden dachte ich dann, es wäre an der Zeit, den Druckverband zu lösen und eine Wundversorgung vorzunehmen.

Verbandswechsel

Das war  allerdings keine gute Idee. Denn ich habe sofort wieder das ganze Badezimmer vollgetropft. Wenn demnächst  die Spusi bei mir vorbeikommt, denkt die bestimmt, ich hätte jemanden zersägt.

Wobei … habe ich ja auch.

Aber es hilft alles nichts! Es gibt Stunden, da muss man hart zu sich selbst sein. Also habe ich Jod draufgeknallt. Danach wäre ich fast gestorben. Fünfzehn Minuten lang. Alta! Da musste ich aber mal gaaaaanz tief einatmen. Heilandsack!

Als ich wieder bei Sinnen war, habe ich den appen Daumen neu eingepackt.

https://twitter.com/hb_dragons/statuses/356739905386315776

Doch, natürlich:

Daumen mit Schleifchen

Weil das hier ein Serviceblog ist, noch ein Servicetipp dazu:

https://twitter.com/hb_dragons/statuses/356748415893389312

Bildungsbandscheibe, Bänderrisse – ich probiere alles für Sie aus. Im Dienste der Menschheit. Wenn ich fertig bin, schreibe ich ein Buch darüber:

Huch!
Handbuch für medizinische Autodidakten
Experimente, Ergebnisse, Erste Hilfe

P.S.: Inzwischen habe ich übrigens eine Kruste.

In der S4 zwischen Unna und Lütgendortmund. Zwei Typen:

„… weißtu, wenn ich sie verlasse, dann ist sie frei, dann kann sie auch mit anderen Männern schlafen, weißtu, und das will ich nicht. Aber ich will auch nicht mit ihr zusammen sein, also, nicht immer, weil, sie geht voll ab, wenn ich saufe. Nicht sexuell gesehen meine ich, sondern so mit Wut. Sie wird voll sauer. Aber wenn ich sie verlasse, bin ich nicht mehr mit ihr zusammen.“

Er lässt seine Worte ein wenig im Raum stehen, damit sein Gegenüber diese bestechende Logik sacken lassen kann. Der Kumpel rollt eine halbvolle Bierflasche zwischen seinen Handinnenflächen und sagt schließlich: „Das ist voll der  Konflikt.“

„Ja! Ich sag dir, so in mir drin. Ich mein, ich wohn ja auch fast bei ihr. Jedenfalls, ich mein, ich hab zwar noch meine eigene Bude, weißtu, aber so – … Ich hab auch schon überlegt, mit ihr zusammenzuziehen.“

„Was zahlste denn warm?“

„Vierhundert. Ich mein, weißtu, sie zahlt auch vierhundert, und wenn wir dann zusammenziehen, dann sind es nur vierhundert für beide. Das ist mehr als die Hälfte gespart.“

Sein Kumpel kippt sich den Rest aus der Bierflasche in den Hals, leckt sich die Lippen und geht im Kopf nochmal die Rechnung durch. „Da sparste sogar mehr. Sie kocht ja bestimmt auch für dich.“

„Jedenfalls, weißtu, ich mein, ich würde gerne mit ihr zusammenziehen, aber eher wie WG. Dass ich mit ihr zusammen bin, aber sie mir nichts sagen kann, weißtu.“

„Hast du ihr das schonmal vorgeschlagen?“

„Wenn ich das sage, macht sie Schluss.“

„Aber das ist doch gar nicht schlecht, Alta. Dann macht sie Schluss, du bist nicht Schuld und kannst sagen, dass ihr das ja jetzt machen könnt mit WG, weil: Ihr seid ja eh nicht mehr zusammen. Wenn sie vierhundert spart, das ist doch voll das krasse Argument. Dann sagst du noch, dass du ja nicht Schluss machen wolltest, aber dass du auch nicht willst, dass es ihr schlecht geht.“

„Du bist voll der krasse Wichser, Alta. Voll der krasse Pläneschmied.“

Immer, wenn ich ankomme, sind sie schon da.

Dabei komme ich früh, gegen viertel vor acht am Morgen. Draußen liegt Tau auf Gras und Blumen, die Luft ist feucht. Drinnen im Reha-Zentrum sitzen die Rentner sitzen schon auf ihren Trimmrädern, gewandet in Trainingshose und Pulsgürtel, und trampeln ihre Pyrennäentour.

„Bin auf dem Pic dü Midi“, sagt der Erste.
„Fahre in Biarritz los“, der Zweite. Beide lachen lautlos, mit wippenden Schultern. Sie sitzen auf ihren Standrädern wie Käfer: Aus ihrer runden Mitte staksen dünne, angewinkelte Ärmchen und Beinchen und klammern sich am Trimmrad fest.

Ich mache im Reha-Zentrum Geräteturnen unter Anleitung, der letzte Therapieschritt für die Bildungsbandscheibe. Die Turnleiterin hat schnell herausgefunden, dass ich, abgesehen vom verunfallten Rücken, recht sportlich bin und erfreut sich an mir als Kontrastprogramm zu den Käferchen. „Na? Geht da noch was?“, fragt sie und bleckt die Zähne. „Da geht doch noch was!“, sagt sie, ohne eine Antwort abzuwarten, und stöpselt den Gewichtenüppel fünf Kilo nach unten.

„Noch 30 Minuten bis Carcassone“, sagt der Erste.
„Dat war’n noch Zeiten, dammals im Frankreich“, sagt der Zweite.

Von den Pyrennäen kommen sie zum Thema „Berge“, von den Bergen zu Tunneln, von Tunneln zum Straßenbau. Der Erste hat beim Bauamt gearbeitet und weiß genau, was heutzutage falsch läuft. In Baustellen. Und im neuen Kreisverkehr. Außerdem: die Jugend! Die weiß gar nicht mehr, wie man arbeitet.
„Pause, dat gab’s für uns dammals nur von zwölf Uhr bis elfneunundfuffzich!“
Die Käfer lachen wieder lautlos.

„Bin in Toulouse!“
„Ich krich dich noch!“
„Hasse’n Garten schon feddich?“
„Steckrüben sind raus. Mache getz Rhabarber und Erdbeeren.“
„Marmelade oder Aufgesetzter?“
„Auch.“

Ich bin in der dritten Geräte-Runde.
„Fünf Minuten noch“, sagt der Erste.
„Zehn“, sagt der Zweite.

Eine Dame betritt die Szene. Eins und Zwei beginnen augenblicklich eine Schussfahrt nach Carcassone.
„Küss die Hand, Helga“, keucht der Erste und deutet über seinem Lenker eine Verbeugung an.
Sie nickt huldvoll, lächelt und plumpst auf ein Rudergerät.

Als ich aus der Umkleide kommen, sitzen sie zu Dritt an der Theke, die Dame in der Mitte, und messen sich gegenseitig den Blutdruck.
„Nächstes Mal ’ne Flachetappe“, sagt der Zweite.
„Ich könnt‘ ja noch“, sagt der Erste.
Die Dame stupst ihm in die Seite.
Er zieht die Schultern hoch und grinst.

Soeben war ich zu Gast beim Dortmunder Uni-Radio eldoradio*.

In der Sendung „Zeilenreich“ habe ich mich mit Laura und Nina unterhalten – zuerst übers Blog und übers Bloggen und Journalismus:

Nach einem kleinen Liedchen ging’s dann übers Buch. Neu: Ich durfte vorlesen – und Sie dürfen gerne zuhören. Wer „Da gewöhnze dich dran“ noch nicht gelesen hat: Die Szene verrät nicht viel – außer, dass Schmidtchen gerne noch ins Kapellchen zum Beten geht.

Zum Vorspulen: etwa auf der Hälfte. Wer mitlesen möchte: Seiten 146 und 147. Viel Spaß!

Frau Eva hat „Da gewöhnze dich dran“ gelesen und war zunächst skeptisch:

„Ich muss gestehen, dass ich diesem Buch recht misstrauisch gegenüber stand: Eine Bloggerin schreibt ein Buch – und dann noch über eine Region, in der ich geboren und aufgewachsen bin und heute immer noch lebe.“

Ich bin ja, ehrlich gesagt, auch immer skeptisch, wenn Blogger Bücher schreiben. Oder wenn Schauspieler plötzlich anfangen zu singen. Weshalb ich mir im Vorfeld gut überlegt habe, ob ich wirklich ein Buch schreiben soll. Lesen Sie Frau Evas Fazit.

Herr Marc hat auch gelesen und findet:

„und alleine weil nessy nicht nach berlin geht, ist das buch wunderbar.“

Von Berlin ist Dortmund ziemlich weit weg. Sehr weit. Nicht nur geographisch.

Vor Wochen erreichte mich eine Einladung.

Zur Heimatprimiz solle ich kommen. Ein ehemaliger Mitschüler schrieb mir, er werde zum Priester geweiht, und er freue sich, wenn ich bei seiner ersten Messe dabei sei. Ich fiel fast vom Stuhl – und freute mich wie ein Keks. Ich sagte zu.

Heimatprimiz

Jetzt ist so eine Primiz nicht gerade ein alltäglicher Anlass. Und die Tatsache, dass wir zwar losen Kontakt gehalten, uns aber nunmehr sechzehn Jahre lang nicht gesehen hatte, warf bei mir nicht nur die Frage auf, was man zu solch einem Ereignis anzieht (züchtig!), sondern auch, was ich schenken sollte. Ich schrieb einem Freund. Der Freund war eine zeitlang Mönch, ehe er seine Nächstenliebe zu sehr einer Frau zuteil werden ließ.

„Ich brauche deinen katholischen Rat“, schrieb ich, was den ehemaligen Mönch ganz aus dem Häuschen brachte, dachte er doch zunächst, er habe mich nun endlich bekehrt. Von den gängigen, im Fachhandel erhältlichen Devotionalien (Rauchgefäß „Jerusalem“, Mousepad „Kinder Gottes“) riet er ab, sagte aber, ich solle mir unbedingt den Primizsegen spenden lasse, er bringe besonderes Glück.

Am Tag der Primiz war ich zeitig in der Kirche und suchte mir eine hübsche Bank aus. Ich traf Schulfreunde, dann öffnete sich die hintere Kirchentür, die Orgel spielte, und ein Tross kam herein, getragen und feierlich, Männer in langen Gewändern, Priester, Diakone, Messdiener,  ein Fahnenträger. Ich zählte mit: Mehr als 35 Menschen waren es, die den Primizianten begleiteten, der, mit vor Aufregung geröteten Wangen, an mir vorüberschritt.

Als er dann vorne stand, als er uns mit zittriger Stimme begrüßte, als sie ihm sein Priestergewand überstreiften, ein Gewand, das sie in der Heimatgemeinde für ihn genäht hatten, als Chorgesang einsetzte und das Kirchenschiff mit einem Lied erfüllte, als der Schulfreund tief einatmete, als er lächelte, als er sich von Herzen bedankte, atmete auch ich tief durch – und spürte tiefe Dankbarkeit, dabeisein zu dürfen.

Am Abend saßen wir im Garten der Familie, auf einer Terrasse inmitten von Blumen, an genau jenem Ort, an dem wir uns sechszehn Jahre zuvor das letzte Mal getroffen hatten, zu einer ausschweifenden Party. Damals war das Wetter fantastisch, ein warmer Sommerabend, alle tanzten wie die Irren, es wurde dunkel, ich verliebte mich Hals über Kopf, die Nachbarn beschwerten sich über den Lärm, wir tanzten weiter, tranken Bowle, bestimmt habe ich auch geknutscht, ich weiß es nicht mehr, einer der Jungs improvisierte Rocksongs auf dem Klavier, am Morgen trug ich, müde und fröstelnd, den Pullover meines Lieblings und nahm ihn mit nach Hause. Den Pullover nur, leider.

Auf der Terrasse dieses rauschenden Festes sitze ich nun, während der Primiziant im Wohnzimmer Glückwünsche entgegennimmt, spüre noch die Hände seines Primizsegens auf meinem Haar, ein Segen, der, auch wenn ich nicht gläubig bin, mir dennoch eine Ehre ist, nicht um des Segens willen, sondern um des Segnenden. Als der erste Andrang sich gelegt hat, gratuliere auch ich ihm und, es geht nicht anders, drücke ihn, vor Freude für ihn und vor Freude, ihn wiederzusehen, fest an mein Herz.

(Geschenk, übrigens: „Das große Los“ von Meike Winnemuth.)

Lieblingsweets 06/2013:

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