Die Freistilstaffel ist ein zauberhaftes neues Schwimmblog.
Ich selbst schwimme zwar sehr gerne und – so viel Eigenlob darf sein – auch durchaus gut, zumindest ausdauernd und in jeglichen Gewässern angstfrei, ich schwimme jedoch äußerst selten. Das bringt mich direkt zu einer Frage, die bei der Freistilstaffel aufgeworfen wird:
„Wo sind denn all die sportiven Frauen, die durchs Wasser pflügen?“
Für mich kann ich sie klar beantworten: im Fitti. Und früher: in der Handballhalle. Selten allerdings im Schwimmbad, höchstens im Sommer im Freibad. Dann zwar durchaus für einen bis drei Kilometer mit Schwimmbrille und Sportanzug im 50-Meter-Becken, niemals aber im Winter im Hallenbad.
Das hat zwei Gründe.
1. Mein eigenes Mittelmaß
Ich habe nie richtig schwimmen gelernt – im Sinne von Technik, Schwimmverein, Leistungssport. Ich kann mich gut über Wasser halten, erreiche auch passable Kilometerzeiten (das Beste war 22 Minuten/km), kann aber nur mäßig kraulen. Die Eleganz, die einem gelernten Schwimmer zueigen ist, geht mir also völlig ab. Mein Schwimmstil ist am treffendsten mit „Der Zweck heiligt die Mittel“ zu beschreiben.
Das hat zur Konsequenz, dass gleichzeitig trainierende, vor Ehrgeiz strotzende und lautlos durchs Wasser gleitende Triathleten mich in der Sportlerbahn absichtlich umpflügen und anrempeln, um mir zu signalisieren: Hau ab, Mädel, lern erstmal schwimmen. In den anderen Bahnen ist allerdings aufgrund diverser Hindernisse – zuvorderst der quer zum Beckenrand treibende Olympiakader von Helsinki 1952 – an schwimmen nicht zu denken, und weil ich nirgends hingehöre, fühle ich mich fürchterlich unwillkommen.
2. Die Umstände
Schwimmbad ist warm, stickig, schwül. Bin ich fertig mit Schwimmen, gehe ich duschen, und ich habe mich noch nicht ganz abgetrocknet, da kann ich schon wieder duschen. Eine Jeans ist kaum übers Bein zu kriegen, das Haar baumelt nass aufs Shirt, die Haartrockner fönen mir eine Tonsur, das Oberteil klebt mir an der Brust. An ein „Vor-dem-Büro-schwimmen-gehen“ ist nicht zu denken, denn ich sehe auch zwei Stunden, nachdem ich das Wasser verlassen haben, noch aus wie frisch aus dem Becken gezogen. Schonmal versucht, in der Hallenbad-Umkleide ein leichtes Tages-Make-Up aufzutragen? Genauso gut können Sie einen Karpfen schminken.
Abends schwimmen gehen? Keine Chance, bei Hallenbadöffnungszeiten bis 19 Uhr, ein einziges städtisches Bad immerhin bis 21.30 Uhr, aber das liegt weder nahe an meiner Arbeit noch nahe an meinem Wohnort. Also gehe ich ins Fitnessstudio. Dort fühle ich mich dann auch nicht fehl am Platze, denn dort ist der Durchschnitt die Norm.
Es gibt noch eine weitere Frage, die die Freistilstaffel aufwirft – oder vielmehr: Sie stellt eine Theorie auf.
„Was richtig Kraft und Anstrengung erfordert, ist nicht clean, sondern immer etwas animalisch, schwitzig und kompetitiv und sei es nur mit mir selbst. Ich habe den Eindruck, dass das nicht so viele Frauen mögen – richtig reinhauen, die eigene Kraft spüren und eher wild und ekstatisch als anmutig und gemäßigt sind.“
Dieser Hypothese, liebe Genderfreundinnen und -freunde, widme ich mich dann in meinem nächsten Beitrag.