Montag, 22. Januar
Ein Tag, unterbrochen von einem Zahnarztbesuch, dem alljährlichen.
Ich bin mit guten Zähnen gesegnet, deshalb beunruhigen mich Zahnarztbesuche nicht. Außerdem gehen meine Zähne und ich zu Björn, dem Freund, der auch die guten Cocktails mixt (allerdings nicht in der Praxis). Wir klönen dann immer ein bisschen, er schaut mir in den Mund, pustet Luft in meine Zahnzwischenräume, dann klönen wir weiter, und dann gehe ich wieder.
Eine Zahnärztin sagte mal zu mir, ich hätte gute Zähne, weil ich besonders guten Speichel hätte; darüber habe sie viel in der Fachliteratur gelesen. Die Zusammensetzung des Speichels sei genetisch, und wenn man von der Natur gesegnet sei, sei er besonders antibaktieriell und reinigend so wie bei mir. Sie sprach lange darüber, es kamen Wörter wie Hydrogencarbonat und pH-Wert und Lysozym, Cystatin und Histatin vor; sie war geradezu exstatisch, eine Vertreterin des Meister-Proper-Speichels vor sich haben und konnte gar nicht aufhören mit ihrem Vortrag. Ich war kurz davor zu fragen, ob ich ihr ein Autogramm geben soll, indem ich ihr ein paar Briefmarken anlecke.
Ich bin keine Small-Talk-Queen, auch wenn Menschen mir nachsagen, ich sei ganz unterhaltsam. Unterhaltsam bin ich aber erst, wenn ich die Menschen besser kenne. Seit ich die Info über meinen Speichel habe, überlege ich, ob sie mir in Sachen Small Talk weiterhelfen könnte – zum Beispiel, wenn ich auf einer Party bin.
Ich bin zweimal in meinem Leben Piloten auf einer Party begegnet. Also: richtigen Piloten – solchen, die dich mit 400 anderen Menschen auf die Malediven fliegen oder die Elefanten aus Indien in den Wuppertaler Zoo bringen, damit sie dort mit anderen Elefanten weitere kleine Elefanten machen. Beide Male haben die Männer sich mir vorgestellt mit: „Hallo, ich bin … und ich bin Pilot.“
Das war befremdlich, denn niemand hatte vorab danach gefragt und es war auch keine heitere Berufeparty. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Eine witzige Antwort wäre gewesen: „Hi, ich bin Vanessa, und ich habe Flugangst“, aber ich habe keine Flugangst. Also habe ich so etwas gesagt wie: „Äääh, ja, hallo, da ist man ja auch viel unterwegs“, was beide Male nicht das Richtige war, denn die Herren wandten sich sofort von mir ab.
Ich bin keine Pilotin, aber ich habe besonders zusammengesetzten Speichel. Ich könnte mich also vorstellen mit: „Hallo, ich bin Vanessa und ich habe Superspucke“, worüber man dann ins Gespräch kommen könnte. Ich fürchte allerdings, es wirkt eher seltsam – außer vielleicht auf einer Zahnarztparty oder einer Laborantenparty oder der Party „Einsame Herzen in der Mikrobiologie“.
Ich weiß also noch nicht, was ich mit meinem Wissen mache. Wie ich guten Small Talk mache, weiß ich zumindest in der Theorie und manchmal klappt es auch, in der Praxis liegt es mir trotzdem nicht.
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Große Vorhaben werfen ihre Technik voraus:
Für die Tekkies:
- Studiomikrofon Rode NT-USB
- Aufnahme mit Hindenburg Journalist
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Vertrieb und wie er nicht geht: Meine Bank geht mir auf die Nüsse. Die für das private Konto. Vergangene Woche hat bereits eine Dame angerufen. Heute rief schon wieder jemand an, diesmal ein Herr.
Beiden habe ich gesagt, ich könne mir durchaus vorstellen, zu einem Beratungstermin vorbeizukommen, ich hätte da auch ein, zwei Anliegen, zu denen ich ihre kompetente Meinung hören wolle, ich könne aber noch nicht genau sagen, wann – das hänge von weiteren Terminen ab, die sich in den nächsten Tagen ergeben; sie mögen mir bitte eine Mail schicken, ich käme dann mit Vorschlägen auf sie zu. Von der Dame bekam ich erst gar keine Mail. Der Herr schickte mir eine – und eine Stunde später direkt einen Termin für den 17. Februar, 12:15 Uhr, mit dem Betreff „Bausparen“.
//*Augenzucken
Ich musste erstmal in meine innere Mitte atmen, bevor ich zurückschreiben konnte, dass a) ausgemacht war, dass ich mich melde, b) ich am 17. Februar tatsächlich nicht kann, c) ich bestimmt nicht über das Thema Bausparen sprechen möchte und auch dringend anrate, Kunden vorab zu fragen, worüber sie sprechen möchten, dass ich d) nun überhaupt keinen Termin mehr haben möchte, da ich davon ausgehe, dass meine Bedürfnisse ohnehin nicht berücksichtigt werden und e) darum bitte, von jeglichen weiteren Kontaktversuchen in näherer und weiterer Zukunft von ihm oder jemand anderem aus seinem Unternehmen abzusehen.
Vertriebsoffensive 2018 ist bei mir schonmal gescheitert. Es wird wirklich dringend Zeit, die Bank zu wechseln.
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(Ich bin aufgeregt. Ehrlich jetzt.)