Dieser Tag wird eine Enttäuschung für Sie sein, denn: Ich bin nirgendwohin gefahren.
Ich habe den Tag in meinem Appartment und auf meinen zwei Sonnenbalkons verbracht: Den Vormittag auf dem Balkon nach Osten, und den Nachmittag auf dem Balkon nach Südwesten. Es gibt also weder etwas zu berichten, noch gibt es tolle Bilder. Ich kann Ihnen aber zumindest Bilder von meinen Balkonen zeigen.
Die Aussicht vom Vormittagsbalkon mit blühendem Bäumchen:
Die Aussicht vom Nachmittagsbalkon mit Bergen:
Ich brauchte den Tag, weil ich arbeiten wollte. Ich hatte Auftragsanfragen bekommen und habe einige Telefonate geführt. Ist das nicht wunderbar? Man sitzt in Italien, tut nix, und die Aufträge kommen rein. So habe ich mir das vorgestellt. Zugegeben, aufs Jahr gesehen ist das Konzept noch nicht kostendeckend und es fehlt noch die ein oder andere Überlegung, aber der Ansatz stimmt schonmal.
Zwischenzeitlich hat ich kurz Sorge, der Nachbarhund sei verstorben:
Aber er hat sich nur sehr ausführlich entspannt.
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Der Alltag in Italien ist überraschend teurer als in Deutschland. Der Einkauf im Supermarkt kostet circa 10 bis 20 Prozent mehr als bei uns – auch in großen Supermärkten, nicht nur im Tante-Emma-Laden im Bergdorf. Gleichzeitig legen die Menschen hier enorm viel Wert auf gute Lebensmittel. Jeder kleine Ort hat seinen traditionellen Bäcker, seinen Metzger und einen Laden, in dem es guten Käse gibt. Meist auch eine Fischtheke. Es gibt tollen gekochten und rohen Schinken in verschiedenen Varianten, Parmesan und anderen Käse, Büffelmozzarella. Das kostet Geld, die Leute kaufen es. Es ist auch ungemein lecker. Es macht große Freude, die guten Lebensmittel zu essen.
Ich bin immer wieder erstaunt, welche Schätze sich hier verbergen. Gestern Abend war ich zum Beispiel auf der Suche nach einem Supermarkt, wo ich nur kurz drei Dinge einkaufen wollte. Mir fehlten Spüli und Waschmittel, ich brauchte noch Brot fürs Frühstück. An einer viel befahrenen Ortsdurchfahrt im recht hässlichen Ort Montesilvano hielt ich an einem kleinen Supermercato an. Eindruck von außen: leicht schrammelig. Dort im Innern, hinten vor Kopf: das Käse- und Wurstparadies – frische Schinken in verschiedenen Varianten, Mozzarelle, Parmigiano unterschiedlicher Reife. Außerdem traditionelles, selbst gemachtes Brot und dazu einige Spezialitäten des Hauses: Minipizzen zum Aufwärmen, gefüllte Teigrollen und Gebäck. Das Ganze herzlich verkauft von einer fülligen Dame, die jeden Schinken persönlich zerlegte, bevor sie ihn in dünne Scheiben schnitt. Vor mir standen fünf Leute in der Schlange, und es war sehr gesellig.
Was mir daran auffällt: Wie wenig Wert wir in Deutschland inzwischen auf unsere Alltagslebensmittel legen. Nicht Sie persönlich, meine ich, sondern gesamtgesellschaftlich. Ich nehme mich davon selbst nicht aus, auch wenn ich durchaus bewusst einkaufe und gerne gute Lebensmittel genieße. Gleichzeitig ist das hier einfach nochmal eine andere Liga. Deshalb mein Vorsatz nach der Rückkehr: Noch mehr Wert auf gute Lebensmittel legen, nicht nur am Wochenende oder wenn Besuch kommt, sondern einfach so. Es macht Spaß.
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Benzinpreise: Super circa 1,50 Euro, Diesel um die 1,40 Euro. Wenn man den Service eines Tankstellenmitarbeiters in Anspruch nimmt, kommt eine Servicegebühr pro Liter hinzu. Als ich auf der Autobahn unterwegs war, kostete der Liter Diesel an der Tankstelle 1,86 Euro. Ich habe spontan beschlossen, dass die vorhandene Füllung noch bis zum Ziel reicht. Da sag noch einer, Raststätten in Deutschland wären teuer.
Hinzu kommt die Mautgebühr für Autobahnen. Immer, wenn man auffährt, zieht man ein Kärtchen. Immer, wenn man abfährt, bezahlt man die zurückgelegte Distanz. Von Rom nach Capelle sul Tavo waren es 25 Euro. Wandern in Roccamorice hin und zurück circa 7 Euro.
Die mautpflichtigen Autostrade sind tipptopp gepflegt, kein Schlagloch, nichts. Auf den Bundesstraßen, den Strade Statali, sieht’s schon nicht mehr so gut aus. Die Kommunalstraßen sind übel.
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Gelesen: Bitcoins in leichter Sprache. Bitte mehr Erklärungen in leichter Sprache.
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Die heutige musikalische Abschluss: Ermal Meta & Fabrizio Moro mit Non mi avete fatto niente.
Das Lied ist der Beitrag Italiens für den Eurovision Song Contest 2018 und ein Lied für den Frieden.
Kommentare
10 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓
Oh ja, nach jedem Italienbesuch vermisse ich auch immer die Nahrungs- und Esskultur!
Und die Benzinpreise. Bei unserer letzten Reise ins Piemont wollten wir schlau sein und haben uns mit fast leerem Tank durch den San Bernadino-Tunnel gezittert, um dann festzustellen, dass selbst in der Schweiz noch ein letztes Benzinschnäppchen zu schlagen gewesen wäre. An der italienischen Tankstelle fielen mir dann wieder die Benzingutscheine ein, die mein Vater vor einem Familienurlaub Anfang der 90er vorab beim Automobilclub besorgt hat und die dazu dienten Ausländern in Italien das Benzin zu subventionieren. Viel Spaß und Genuß weiterhin! LG
Ach, das gab’s? Wusste ich gar nicht.
Ich hatte erwartet, dass es hier preiswerter ist. Keine Ahnung, warum. Vielleicht, weil ich denke, dass es im Süden immer preiswerter sein müsse – also, unterhalb der Schweiz natürlich.
Klingt toll, auch wenn es teurer ist als hier :)
So eine Genuss-Kultur vermisse ich hier auch manchmal, auch wenn ich selbst nicht besser bin… Der Wocheneinkauf ist meist noch etwas hochwertiger, aber wenn dann unter der Woche Obst oder Käse aufgebraucht sind, gehe ich auch nur zu N*tto oder Li*l. Und Geduld oder dergleichen habe ich beim Einkaufen auch nicht. Das ist z.B in England anders, da nehmen sich die meisten Zeit und LÄCHELN sogar beim warten…
Vielen Dank für‘s Mitnehmen auf diese schöne Reise!
Gern.
Eine Enttäuschung, von wegen. Nach dem Regengrau des hiesigen Tages dieser blaue Himmel und da blüht doch sogar schon etwas an diesem Baum?
Erinnert mich jetzt an eine Wanderung vor langer Zeit, zu Fuß über einen Pass, auf der einen Seite Österreich, auf der anderen Italien. Auf der einen Seite Schnee, wir total durchgeforen und fast vom Wind weggepustet worden, auf der anderen Seite strahlender Sonnenschein und alles grün.
Na gut, am nächsten Tag auch nicht mehr. Aber trotzdem.
So ging es mir bei Ankunft in Bozen. Losgefahren in Sibirien, angekommen auf den Kanaren. Also, bildlich. Und ja: Das Bäumchen blüht.
Da steht ein Abschleppwagen neben dem Hund. Ein Ab! Schlepp!Wagen! Do I have to worry?
Nein, nein. Er gehört dem Nachbarn. Er ist Abschleppwagenfahrer.
Oh ja, vor allem zu Essen und Lebensmitteln. Und trotzdem ist in diesem schönen Land so viel im Argen, die Wahlergebnisse, junge Leute, die verzweifelt Arbeit suchen, die marode Verwaltung und und und.
Aber Schluss mit Miesmacherei, genießen Sie, was geht!
Das gibt’s hier alles auch, klar. Aber bei den Wahlergebnissen dürfen wir nicht mit dem FInger auf andere zeigen.