Zunächst möchte ich heute ein Geheimnis verraten: Ich reise gar nicht allein. Seit München habe ich einen Begleiter.
Ich habe ihn im Supermarkt in Waldperlach gekauft, und er ist mit mir zuerst in die Emilia Romagna, dann nach Lazio und nun in die Abruzzen gereist. Ich habe ihm einen Namen gegeben: Sagen Sie Hallo zu Gregor.
Gregor ist ein unerwartet robuster Schnittlauch. Er wächst schneller, als ich ihn essen kann. Deshalb trägt er einen Man Bun.
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Für heute hatte ich zwei Tagesziele ausgelobt:
- gucken, ob das Meer noch da ist
- ein Eis essen
Um diese Ziele zu erreichen, bin ich in den Ort Ortona an der Adriaküste südlich von Pescara gefahren.
Das Meer und der Himmel waren tatsächlich so blau. Ich habe nicht am Farbregler gedreht.
Ortona trägt den Namen „das Stalingrad Italiens“. Die Stadt war im Dezember 1943 Ort erbitterter Kämpfe zwischen der deutschen Wehrmacht und den kanadischen Streitkräften. Die Deutschen hatten zu dem Zeitpunkt mehrere Verteidigungslinien von Süd nach Nord durch den italienischen Stiefel gezogen, von denen die Briten bereits zwei genommen hatten. Die dritte Linie, die Gustavlinie, war schwer umkämpft. Ihre östliche Flanke war Ortona.
Eigentlich war Ortona für die Deutschen nicht mehr von Wert: Die Alliierten hatten den Hafen längst genommen. Nichtsdestotrotz erhielten die Soldaten den Befehl, die Offensive aufzunehmen und Ortona hart zu verteidigen. Die sprengten Häuser und verteilten den Schutt in den Straßen, versteckten Maschinengewehr- und Panzerabwehrstellungen und verminten das Gelände. Um Weihnachten 1943 folgte ein erbitterter, achttägiger Häuserkampf.
In der Schlacht um Ortona starben 1.300 Zivilisten; im „blutigen Dezember“ starben 1.200 kanadische Soldaten in ganz Italien. Das Denkmal auf der Piazza Plebscito erinnert daran:
Die Stadt selbst war heute recht verschlafen. Es war Montag, und viele Läden und Kneipen hatten geschlossen.
Zum Glück hatte die Eisdiele geöffnet:
Wichtige Vokabeln (#serviceblog):
die/eine Kugel: la/una pallina
mehrere Kugeln: le palline
das Hörnchen: il corno
Zwei Kugeln im Hörnchen bitte: „Due palline nel corno, per favore.“
Wenn es keine Kugeln gibt, sondern das Eis mit einem Löffel aufs Hörnchen gestrichen wird, sagt man: „Due gusti, per favore.“ – Zwei Geschmacksrichtungen, bitte.
Direkt am Meer gibt es eine Promenade, die nur für Fußgänger und Fahrradfahrer ist – und es gibt klare Verkehrsregeln:
In der Unterkirche des Doms von Ortona liegen die Gebeine des Apostel Thomas. Sie kamen 1285 mit Kreuzfahrern aus dem türkischen Şanlıurfa, ehemals Edessa, nach Ortona.
Weil die Stadt im Krieg vollständig zerstört wurde, sind die meisten Häuser aus den Jahren 1945 und später. Auch die Basilica San Tommaso Apostolo, eigentlich aus dem Jahr 1127, musste in den Jahren von 1946 bis 1949 vollständig wieder aufgebaut werden und sieht heute anders aus als vor dem Zweiten Weltkrieg.
Zwei Bilder aus den Straßen:
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Auf der Toilette des Cafés:
„Das hier ist nicht die Spülung. Um abzuziehen, Knopf unten links drücken.“
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In den nächsten Tagen werde ich Ihnen einige italienische Künstler und Lieder vorstellen, die hier im Radio rauf und runter gespielt werden.
Den Anfang macht der Rapper Ghali mit Cara Italia:
Kommentare
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Au ja, jetzt auch mit Musik! Und Eis, hachz. Am Meer, am Strand, im Sonnenschein, was will man mehr?
Läuft hier. Vor allem die Sache mit dem Sonnenschein. Bin verzückt.
[…] Nessy schenkt sich selbst einen Monat und nimmt uns mit nach Italien und das macht sehr viel Spaß, auch wenn ich beim Wort Reifendruck nun schon immer zusammenzucke. […]