Samstag und Sonntag, 10. und 11. Februar
Wochenende mit Kultur und Wellness – und mit dem Ladies‘ Circle, der Serviceorganisation, der ich seit einigen Monaten angehöre. Wir tun verschiedene Dinge – organisieren Lesungen, machen Pfand-Aktionen und veranstalten Frühstücke. Die Erlöse kommen wohltätigen Zwecke zugute.
Am Wochenende waren wir wohltätig zu uns selbst. Erste Station: Museum Folkwang in Essen.
In der Dauerausstellung hängen erstaunlich viele bekannte Gemälde: Picasso, Cézanne, Monet, Matisse, Renoir, Marc und Dix. Ich wusste gar nicht, dass wir das um die Ecke haben.
Wie ich nun die Namen aufschreibe, fällt mir auf, dass das alles Männer sind. Überhaupt war in der Daueraustellung nur Kunst von Männern ausgestellt, soweit ich erinnere. Das macht die Kunstwerke als solche nicht schlechter, die Ausstellung in ihrer Gesamtheit aber weniger interessant.
Hier Chagalls Marsfeld:
Die aktuelle Sonderausstellung befasst sich mit den Werken von Klaus Staeck (Website), von dem ich vorher noch nie etwas gehört hatte. Nur einige Ausstellungsstücke kamen mir vage bekannt vor. Allerdings ist das genau die Art von Kunst, die ich fürchterlich anstrengend finde. Okay, das ist wohl Sinn der Sache.
Am Nachmittag Wellness mit den Ladies. Das war so erholsam, dass ich spontan eingenickt bin, während die Damen Sekt tranken und sich unterhielten. Liegeposition plus Geräuschteppich – das ist einfach mein Killer.
Am Sonntag haben wir dann die Villa Hügel besucht, das Wohn- und Repräsentationshaus der Industriellenfamilie Krupp.
Unsere Präsidentin hatte eine Dame organisiert, die uns zum Thema „Die Frauen der Familie Krupp“ durch die Räumlichkeiten geführt hat. Sehr, sehr interessant! Ich war total geflasht. Unbedingt empfehlenswert. Ein fettes Stück Ruhrgebiets- und Deutschlandgeschichte.
Fazit: Die Herren der Dynastie waren nicht immer glücklich unterwegs, geschäftlich wie privat. Hammer, was die Frauen alles gewuppt haben, angefangen bei der frühen Helene Amalie, die das Vermögen ihres Mannes verzigfacht hat – nur damit es ihr Sohn Friedrich binnen weniger Jahre durchbringt. Dann Bertha Eichhoff, die mit Alfred verheiratet war. Er hat das Unternehmen aufgebaut – und sie auch. Denn er war zwar der Unternehmer und der Patriarch der Familie, allerdings auch depressiv, hypochondrisch und alles in allem ein Unsympath. Es folgten noch Margarethe und die zweite Bertha (von Bohlen und Halbach), ebenso interessante Figuren.
Ich habe mir danach erstmal Bücher auf den Wunschzettel gesetzt und den Fernsehdreiteiler heruntergeladen, um mich nochmal intensiver damit zu beschäftigen.
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Gelesen: Cat Person – ein langes Lesestück über eine sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau.
Gelesen: „Wir binden alles an Lohnarbeit“, ein Interview mit dem Philosophen Konrad Paul Liessmann (via Frau Kaltmamsell).
Es ist doch paradox, obwohl schon so viel automatisiert wird und in naher Zukunft noch automatisiert werden wird, dass wir nicht das Gefühl haben, wunderbar, da gibt es endlich Maschinen, die uns die Arbeit abnehmen.
Das beschäftigt mich auch: Die Wertschöpfung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ver-ich-weiß-nicht-wievielfacht, dennoch steigt die Anzahl der Arbeitsausfälle durch seelische Erkrankungen, die Gefährdungsquote für Armut bleibt gleich und steigt sogar leicht.
Gleichzeitig hat die Automatisierung im privaten Bereich zum Teil ein schlechtes Image. Es gibt gewisse Personengruppen, die kritisch reagieren, wenn ich sage, dass ich einen Staubsagerroboter habe. Die Kommentare gehen dann in die Richtung, dass ich zu faul sei, selbst staubzusaugen. Als ob Staubsaugen irgendeine Art von sinnstiftender oder erfüllender Tätigkeit sei. Ich habe mit meiner Zeit schlichtweg Besseres vor. Im schlimmsten Fall sogar Müßiggang. Sapperlot.
Jetzt Tatort aus Weimar.