Blumendeko | Ich war in Karlsruhe. Dort stolperte ich auf der Suche nach einem Abendessen durch einen Stadtteil und landete in einem Pub. Der Stadtteil war ruhig, sehr ruhig, die Straßen leer. Kein Wunder, die Leute waren alle im Pub! Tischdeko:
Ordnen | Heute war ich zu Besuch bei einer Kundin und habe gemeinsam mit ihr Fragestellungen aus dem Unternehmen besprochen. Ich lasse die Menschen immer erst erzählen; sage ihnen, sie sollen einfach irgendwo anfangen. Es ist dann spannend, mit welchen Themen sie ihre Schilderungen beginnen; das kann einfach nur das Reizthema sein, das am aktuellsten ist. Oft gibt der Ausgangspunkt der Schilderungen aber noch weitere Hinweise.
Einer meiner Jobs ist, erstmal Ordnung in die Vielfalt der Fragestellungen zu bringen. Es gibt eigentlich immer Zusammenhänge und Verbindungen. Wenn man mittendrin steckt, sieht man sie nicht so gut – aus meiner externen Position geht das besser. Da hilft dann manchmal schon ein einzelnes Gespräch, danach sind die Dinge gleich geordneter, und Lösungen tun sich auf.
Die Kundin bekommt jetzt noch eine schriftliche Zusammenfassung mit unseren Gedanken. Wenn ich das Gespräch etwas sacken lasse, ordnet sich auch bei mir nochmal einiges. Manchmal kommt dann noch der ein oder andere Gedanke dazu. (Manchmal auch nicht.)
Danach fuhr ich in strömendem Daurregen nach Heidelberg. Herrje, seit ich aus dem Urlaub wieder da bin, regnet es gefühlt in einem fort. Nachmittagspäuschen im Café:
Ich schrieb dort die Wahrnehmungen des Vormittags zusammen. Da waren die Eindrücke noch frisch.
Und all diese Orte. Ich möchte eine Serie machen über Orte, wie sie existieren in der Erinnerung, in der Vergangenheit, in einem kurzen Augenblick, in genau diesem Licht und sonst nicht.
Vielleicht erzähle ich auch mal von solchen Orten. Vielleicht.
Syrien | Waad Al-Kateab ist eine junge Regisseurin. Sie lebt in Aleppo. Sie verliebt sich in den Arzt Hamza. Der Krieg bricht aus. Die beiden heiraten. Rebellen besetzen Aleppo. Waad wird schwanger. Sie und Hamza bekommen eine Tochter: Sama.
Russen und das syrische Regime bombardieren Aleppo nun jeden Tag. Hamza arbeitet im letzten funktionierenden Krankenhaus der Stadt. Waad filmt ihr Leben und das ihrer Tochter Sama. Es entsteht ein mächtiger und gleichsam fürchterlicher Dokumentarfilm.
Derweil werden vor Griechenlands Grenzen Menschen wie Sama, Hamza und Waad mit Tränengas beschossen.
Corona und ich | Die Auswirkungen von Corona kommen bei mir an: Ein Kunde hängt am Messegeschäft. Ich hänge am Kunden. Messen werden abgesagt, der Kunde verschiebt meinen Auftrag auf unbestimmt. Wir bleiben in Kontakt und hoffen nun beide, dass die Infektionskurve rasch abflacht.
Gelesen |Aufruhr in mittleren Jahren von Nina Lykke, aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger und Sylvia Kall. Klappentext:
Ingrid und Jan, beide um die 50, sind seit 25 Jahren verheiratet. In Oslo führen sie ein Leben in Wohlstand. Doch Ingrid kann nicht mehr – die freudlose Ehe frustriert sie, und von den halbwüchsigen Söhnen ist kein Trost zu erwarten. Während Ingrid eine Therapie beginnt, schlittert Jan in eine Affäre mit seiner jungen Kollegin Hanne. Hanne drängt den zaudernden Jan, Ingrid zu verlassen. Diese zieht kurzerhand in ihr Auto und fühlt zum ersten Mal seit langem eine tiefe Zufriedenheit.
Großartiges Buch. Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt: Jans, Ingrids und aus Sicht von Hanne, Jans Geliebter. Die Figuren sind nahbar und vielschichtig – und sie wandeln sich im Laufe der Erzählung. Subtil, bitter, bissig, tragikkomisch. Ich bin sicher, Sie werden sich wiedererkennen – oder Freunde. Oder Bekannte. Oder Ihre heranwachsenden Kinder.
Machen | Auf der anschließenden Heimfahrt ist mir aufgefallen, dass ich derzeit auf einer ziemlichen Bandbreite von Themen unterwegs bin. Aktuell mache ich für meine Kunden:
Organisationsentwicklung im IT-Umfeld
Projektleitung im Kontext eines empirischen Studienprojekts
ein Audioformat für interne Kommunikation
Entwicklung von Teamleiter:innen
Die Themenvielfalt ist schon cool grad; sie bringt meine Erfahrung aus den vergangenen 20 Jahren zusammen: Projektleitung, Teamleitung, redaktionelle Arbeit, Erfahrungen aus der Wissenschaft. Obendrauf kommt das, was ich in der Selbstständigkeit gelernt habe (Moderation, Mediation, agile Methoden). Die Klammer um alles: Beziehungen herstellen, die Sache weiterbringen, Menschen ermutigen.
Ruhrgebiet | Heute war ich bei der Friseurin, als ein Typ den Laden betrat.
Typ: Boah, voll voll hier. Friseurin: So wie du aussiehst, musst du aber hierbleiben. Typ: Ich seh‘ kacke aus, ne? Friseurin: So richtig. Typ: Mmh. Friseurin: Has‘ dich gehn lassen, ne? Typ: Mmh. Friseurin: Gehse ans Büdchen, holse dir was Schönes. Und wennde wiederkommz, isn Platz frei. Typ: Alles klar.
Wachsen | Im vergangenen Jahr habe ich das Thema „Weiterbildung“ vernachlässigt: Ich war auf Barcamps und Veranstaltungen, habe jede Menge Sessions besucht und mich ausgetauscht, aber ein größerer Kurs war zeitlich nicht drin. Dieses Jahr möchte ich mehr dazulernen. Ich habe mich entschieden für:
Verhandlungsführung am Schranner Institut. Im Geschäftsalltag gibt es ständig Verhandlungssituationen, jeden Tag: mit Kolleginnen, mit Kunden, mit Lieferanten, mit Vorgesetzten, mit Mitarbeiterinnen. Ich möchte mich dahingehend besser aufstellen, um meinen Kunden das Wissen weiterzugeben.
Agile Kenntnisse vertiefen. In meinem Beratungsalltag geht es viel darum, Strukturen aufzubrechen. Ich bin in dem Thema schon gut unterwegs, möchte aber mehr Substanz haben und strukturiert anreichern, was ich aus meiner eigenen Praxis kenne.
Lesen | Frau Novemberregen hatte gestern einen disziplinierten Tag und und las ihre vernachlässigte Privat-Inbox durch (Thread). Das hat mich auch motiviert nachzusehen. Es gibt private Mailkonten, die ich nicht oft besuche. Jetzt aber! Die Schätze:
Nacional Inn Torres hat eine Offerta für eine Übernachtung domingo. Seit ich in San Sebastián in einem ähnlich lautenden Etablissement nächtigte, bekomme ich diese Mails. Ich habe sie schon mehrfach abbestellt, ohne Erfolg. Stelle mich tot.
Ein Newsletter über Empörungswellen.
Der Blumenversand sagt, ich solle es mir wert sein. Vielleicht sollte ich zurückschreiben, dass ich mir, seit es mit den Männern so unrund läuft, manchmal Schnittblumen aus dem Penny mitbringe, aber nur, wenn ich danach sechs Tage am Stück zu Hause bin.
Nacional Inn Torres bietet nun auch Late Check Out. Gut zu wissen.
New Fashion Arrival: Blumenmuster. Mmmh. Großflächige Muster führen bei mir zu ausgeprägter Heidikabeligkeit, optisch. Schwierig.
Jetzt wird es interessant: Don Federico schreibt, mein Geld stehe zur Auszahlung bereit. Die Bereitstellung scheint aber kompliziert, man muss viele Angaben machen. Erstmal nicht.
Oh, Telstra. Meine Namensvetterin in Australien hat von digitaler auf postalische Rechnung umgestellt. Dabei hätte sie doch nur meine Mailadresse durch ihre austauschen müssen. Wenn das die Reaktion auf meine liebe Karte ist, die ich ihr vor Weihnachten mit der gelben Post nach Australien geschickt habe – gemeinsam mit der ausgedruckten Mahnung über 130 Dollar – bin ich irritiert. Habe mir eine Brieffreundschaft oder wenigstens ein Dankeschön erhofft. Enttäuschend. Nun denn.
Flinkster. Die gibt’s also noch.
Bei der Packstation kommt die mTan nun nicht mehr per SMS, sondern … oh. Puuh. Ich soll mich im Kundenkonto einloggen und Dinge tun. Ich hab da ein Kundenkonto? Mit welchem Account und Passwort? Erstmal beiseite legen. Zu kompliziert für sofort.
Ein IT-Newsletter, es geht um Scaling up, von der Fläche in die Tiefe, ich solle eine einmalige Gelegenheit ergreifen, mich inspirieren zu lassen. Fühle mich müde.
Runtastic möchte, dass ich achtsam laufe. Fühle mich noch müder.
Blitz-Zukunftsdeutung! „Dank einer besonderen Gabe bin ich in der Lage, mit Ihrem Schutzengel zu kommunizieren. Die Engel offenbaren mir sehr persönliche Dinge über Ihre Zukunft. Sie sprechen auch über finanzielle Gelegenheiten und darüber, wie man sie auslöst.“ Gegen Überweisung bekomme ich innerhalb von zwei Stunden Tipps, die mein Leben ändern. Verlockend, fühle mich aber überrumpelt. Am Ende ist binnen zwei Stunden alles auf links gekrempelt. Lieber nicht.
Gelesen | Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Artikel 22, Markierung von mir:
(1) Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre Gründung ist frei. Ihre innere Ordnung muß demokratischen Grundsätzen entsprechen. Sie müssen über die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft geben.
(2) Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, sind verfassungswidrig.
Unterwegs | Heute Morgen 340 Kilometer Stau auf den NRW-Autobahnen. Ich stand nicht drin. Das ist eine Erwähnung wert.
Das Gute in allem | Mattheit und Verschnupfung bringen eine Einschränkung mit sich: Ich kann keinen langen Reden folgen. Stattdessen muss ich meinen Gegenüber dazu anhalten, sein Anliegen kurz, konkret und auf den Punkt vorzutragen. Meine Konzentrationsfähigkeit hat im aktuellen Zustand keine Kapazität für viel Prosa, die Worte rauschen an meinem Ohr vorbei, und die Welt wird Watte.
Kommt der Sache zugute. Ich sollte das Konzept nach Genesung fortsetzen.
Quak | Mein Nachbarschaftspenny verkauft seit Neuestem Chips in der Geschmacksrichtung „Pekingente“. Die sind doch betrunken da, in der Chipsfabrik.
Ausflug | Das Wochenende habe ich in Geldern und Xanten verbracht. In Xanten war ich zuletzt in der fünften Klasse; es war eher unschön. Die Fahrt vom Sauerland an den Niederrhein war gefühlt so lang wie ans Ende Europas, es hat in Strömen geregnet (tatsächlich oder erinnerlich), es war sterbenslangweilig und überhaupt: Klassenfahrt. Ich habe Klassenfahrten gehasst: Ausflugsfahrten zu Zielen, die man sich freiwillig nie ausgesucht hätte, gemeinsam mit Leuten, die man sich nie eingeladen hätte, garniert mit Mobbing und Gruppendruck.
Die Klassenfahrt des Wochenendes war freiwillig in der Wahl des Ziels und in der Wahl der peer group, fürs allgemeine Wohlbefinden gab es Sauna, Rotwein und Prosecco. Vor diesem Hintergrund erstrahlte der Ausflug in ganz anderem Licht als weiland 1988.
Fazit der Führung „Frauen in der römischen Antike“: So richtig geil war’s im Alten Rom nicht. Außen vorm Legionärscamp hocken, vom Feind als erstes geschlachtet werden, kein Recht auf Heirat und Versorgung, Mädchen wurden ausgesetzt und mussten sich prostituieren. Immerhin gab’s Fußbodenheizung in der Therme.
Werbung, unbezahlt: Der Seepark Geldern war top, tolle Wellnesslandschaft, sehr freundlich, gutes Essen. #serviceblog
Verfall | Seit Tagen schleppe ich einen Infekt mit mir herum. Nichts, was den Namen „Krankheit“ verdient, ich bin einfach matt. Gestern gings mir tagsüber zusehends elender, auf der Heimfahrt vom Kunden ereilten mich Unwohlsein, Gliederschmerzen, Übelkeit, bleiernde Müdigkeit, später Husten, warm, kalt, alles doof. Heute Morgen war das Befinden dann so lala, das Elend war unelendiger, kein Schnupfen, nur leichter Husten, aber auch nicht gut, weiterhin Gliederschmerzen obenrum. Keine Ahnung, was das nun wieder ist.
Ich blieb heute zu Hause, lag und saß herum, mit großer Konzentration auf Besserung hoffend, die sich am Vormittag nicht, am Nachmittag zumindest ansatzweise einstellte.
Loslassen | Ein Entschluss des Urlaubs ist: Ich muss delegieren. So wie im vergangenen Jahr geht das nicht weiter, es ist zu viel, besonders in den Belastungsspitzen.
Ich engagierte deshalb jüngst Claire als virtuelle Assistenz und als jemanden, der mir Kleinkram wegschafft und mir ein externes Gehirn ist. Es gibt nämlich ein paar Dinge, die ich gut delegieren kann:
Infos recherchieren, zum Beispiel Brancheninformationen zu Kunden oder praktische Dinge wie Reiseplanung
Dinge tun, die nicht dringend und nicht wichtig sind, aber irgendwann dringend und wichtig werden und mich dann in Stress bringen, zum Beispiel endlich mal mein Logo als Wort-Bild-Marke schützen lassen.
Ideen anfangen, brainstormen, andenken; einen Beginn finden in etwas, mit dem ich mich vorher noch nie beschäftigt habe.
Ich benötige niemanden, der mir Routineaufgaben abnimmt. Die habe ich, zum Beispiel in Sachen Buchhaltung, so automatisiert, digitalisiert und routinisiert, dass sie mir keine Belastung sind. Ich brauche Unterstützung für die Summe der Einzelfälle, die, gemessen an ihrer Relevanz, unverhältnismäßig viel Energie und Geisteskraft benötigen – oder die Kreativität erfordern, wenn ich gerade keine habe.
Erfahrung der ersten Wochen:
Es ist entlastend, Dinge abzugeben.
Das Ergebnis ist nicht schlechter, als wenn ich es selbst erledigte.
Bisweilen ist das Ergebnis sogar besser. Diese Möglichkeit hatte ich, dank der mir eigenen Hybris, gar nicht so präsent. Man hat ja eher Angst loszulassen. Shame on me.
Seminartage | Im Juni und im November werde ich Volontärinnen und Volontären aus Medien und PR wieder die Grundlagen des Projektmanagements nahebringen. Wie schon in 2019 wird das ein pragmatischer Tag: ein wenig Theorie aus dem Lehrbuch, in der Mehrheit aber praktische Ratschläge fürs daily business in kleinen Print- und Digitalprojekten.
Verwunderung | Es ist befremdlich, wie dieser Tage alte Männer, mit denen Merkel irgendwann mal Schluss gemacht hat, aus dem Mottenkeller kriechen und sich für den CDU-Parteivorsitz anbiedern. Gibt es keine einigermaßen jungen Männer und Frauen, die demokratischen Sachverstand haben, einen einigermaßen tauglichen moralischen Kompass haben und moderne, konservative Politik machen wollen?
Nicht, dass ich sie wählen wollte. Ich habe nur das Gefühl, dass es dafür einen Bedarf gibt und dass es für uns alle gut ist, wenn dieser Bedarf ein demokratiekompatibles Angebot findet.
Geldgeschenk | Heute habe ich mich sehr erwachsen gefühlt, quasi wie 42. Ich habe über das KfW-Zuschussportal den Investitionszuschuss 455-E zur Nachrüstung von Bestandsimmobilien beantragt und direkt genehmigt bekommen.
Der Zuschuss ist für meine Terrassen- und Balkontüren: besserer Einbruchsschutz. Das Förderprogramm hat die Überschrift „Altersgerechtes Wohnen“. Nehme ich aber nicht persönlich.
Schwung aufnehmen | Zuvor habe ich eine Kuh vom Eis und in eine Rodelbahn gezogen, also beruflich und bildlich, damit die Kuh, also die Sache, Schwung aufnimmt. Ich schob und zog gemeinsam mit Anderen; jetzt hamwa’s, glaub‘ ich.
Das Schwierige an Veränderungen ist ja zunächst, Dinge überhaupt in Gang zu bringen, also an die richtige Stelle zu schieben und dafür zu sorgen, dass diese Stelle ausreichend Gefälle hat, damit die Sache losläuft – und dass sie dabei Bewegungsfreiheit hat. Denn wenn man Neues ausprobiert, schlingert man am Anfang ziemlich. Deshalb sollten die Wände der Bahn nicht zu eng beieinander stehen. Sonst prallen die Leute, die Neues tun, dagegen und erleben direkt den Knockout.
Mit Ha | Im Zuge dieses Macgyver-artigen Tages wurde ich gefragt, ob man bei mir in die Lehre gehen könne (Lehre mit H) und ob ich das, was ich tue, auch schulen würde, das Durchblicken, Analysieren, Verstehen, Zusammenfassen und Anschubsen. Gestern wurde ich außerdem „Accelerator“ gennant. Fühle mich sehr gebauchpinselt. Bin aber auch etwas ratlos.
Tatsache ist, dass ich Dinge oft nicht sofort durchblicke. Ich verstehe sie auch nicht direkt, selbst wenn ich den Eindruck erwecke. Oft genug stehe ich vor einem Schlamassel, zu dem mein Kunde eine Lösung möchte, und denke: „Ähm, ja … puuh … weiß ich auch nicht.“
Tatsache ist allerdings auch, dass ich irgendwann doch Durchblick kriege und Hebel finde. Nur: Wie genau, nach welchem Muster? Darüber muss ich mal länger nachdenken, denn Vieles mache ich intuitiv. Intuition, da bin ich mir ziemlich sicher, ist in dem Fall allerdings nur das Anwenden von Methoden und Erfahrungswissen; dazu kommen die richtigen Fragen an die richtigen Leute, Hartnäckigkeit, Offenheit und eine gute Perspektive. Vielleicht ein Thema für den nächsten Newsletter. Ich gehe mal in mich und gucke, was ich dort finde.
Valentinstag | Ich erhielt ein Katzen-Gif per WhatsApp, was ausreichend angemessen für diesen Anlass ist.
Käthchen | Der Ein oder Andere hat’s vielleicht noch im Gedächtnis: Ich schreibe nebenbei dieses Buch, das irgendwann bei Suhrkamp Insel erscheinen wird. Es ist die Romanbiographie von Käthe Paulus, der ersten deutschen Berufsluftschifferin und der Erfinderin des Paketfallschirms.
Unter anderem für Käthe bin ich so lange nach La Gomera gefahren: Um Raum zu haben, mich wieder mit dem Roman zu beschäftigen. Das erste von drei großen Kapiteln steht schon länger, seit ungefähr Frühjahr 2019. Danach hatte ich keine Zeit mehr. Auf La Gomera habe ich nun einen Großteil des zweiten Teils geschrieben, die Jahre von Käthe Paulus‘ Luftschifferei. Ich hatte mir etwas mehr Output erhofft, in Seitenzahlen gemessen, doch ich brauchte am Anfang tatsächlich erstmal Erholung und Nichtstun; mein Kopf war leer. Ab Ende der zweiten Woche kamen dann Muße und Kreativität zurück; ab dann ging’s. Ich bin zufrieden.
Heute habe ich die geschriebenen Seiten an meine Lektorin geschickt. Ich brauche ein Feedback, ob der Text in die richtige Richtung geht, denn ich kann nicht einschätzen, ob ich nah genug an der Figur bin (oder vielleicht zu nah), ob die erzählerischen Schwerpunkte die richtigen sind, ob die Entwicklung schlüssig ist und so weiter.
Was mir beim Schreiben wieder mal aufgefallen ist: Wie viel in den Jahren 1890 bis 1910 technologisch und gesellschaftlich passiert ist. Der Mensch erlebte plötzlich einen Geschwindigkeitsrausch, lernte das Fliegen, die gesellschaftliche Ordnung geriet ins Wanken, die Städte wuchsen, und das Leben nahm ganz andere Formen und Facetten an. Wenn ich höre, wie Leute heute von der Digitalisierung reden, dass sie alles Dagewesene umwirft, und wenn ich dann zur vergangenen Jahrhundertwende zurückblicke, denke ich: Jetzt übertreibt mal nicht.
Joa | Unterm Strich: Ein Tag, an dem alles möglich gewesen wäre, auch Weltrettung. Ich war dann allerdings nur noch Limo kaufen.
Abends Glückscurry mit Kürbis, Paprika und Garnelen. Vertupperung der Reste:
Angeguckt und gelesen | Grandioses Storytelling: Something is happening to Norway. Die beiden Journalist Mads Nyborg Støstad und Fotojournalist Patrick da Silva Sæther sind zwölf Monate lang durch Norwegen gereist, um den Klimawandel zu suchen. Sie haben ihn gefunden. Sehr oft sogar.
Miteinander | Danach Vollsperrung der A1. Gleichzeitig Vollsperrung der A2 und der A31. Der Verkehr in NRW kollabierte, und ich darf verkünden: Ich war dabei!
Auf der A45, A44, A43 und A40 versammelten sich die Menschen zu einem langen Band. Es entstand ein geselliges Miteinander. Wir schoben uns voran, ich hörte Hörbuch. Jede halbe Stunde sagte Conny Raupold die Staulängen durch und schenkte uns Mitleid; ich fühlte mich emotional abgeholt.
Hasen | Noch zwei Wochen bis Aschermittwoch, und der Supermarkt hat Ostern.
Gelesen |Interessante Dinge über Nacktmulle. Wer hätte gedacht, dass die größte Nacktmullansammlung außerhalb der freien Natur Google gehört? Dass Nacktmulle die Funktionsweise ihres Gehirns umschalten können und deshalb wertvoll für die Schlaganfallforschung sind? Dass sie zudem ihren Knochenstoffwechsel ändern können, was wiederum für die Unfallchirurgie spannend ist? Und dass Nacktmulle kein Alzheimer bekommen, obwohl sie irre alt werden? Außerdem sprechen sie Dialekt.
Gelesen |Gynäkologie: „Ich habe mich gerächt.“ [€] Marion Kiechle war die erste Frau, die einen Lehrstuhl für Frauenheilkunde bekam. Das Fachgebiet ist, was die Besetzung von Professorinnenstellen angeht, eine Männerdomäne.
Broterwerb | Ich gehe wieder der Erwerbsarbeit nach. Schon zweimal bin ich um 6:30 Uhr aufgestanden und bei Sturm, Regen und Dunkelheit zum Kunden gefahren. Ich fühle mich deutlich untersonnt, unterpalmt, unterwandert und wo bitte ist die Hängematte?!
Aber ich will mich nicht beschweren! Beim Kunden gibt’s gut zu tun. Ich habe schon wieder ausreichend Aufgaben auf dem Zettel und merke, dass die Auszeit gut getan hat. Die Gedanken sind wieder frisch.
Potential | Handwerker beauftragt. Die Balkon- und die Terrassentür bekommen ein Hardwareupdate.
Dabei habe ich ein neues Geschäftsfeld erkannt. Seminartitel: „Digital kommunizieren im Handwerk – mehr Umsatz in fünf Schritten.“ Ich werde mit folgendem Slot einsteigen: „Zehn Möglichkeiten, Kunden schon bei der Angebotserstellung vor den Kopf zu stoßen – ein Erfahrungsbericht.“ Zweiter Slot dann: „Wie Sie es besser machen.“
Ich bin mir sicher, dass mein Auftragnehmer kompetent Türen aufrüstet und zudem ein herzensguter Mensch ist. Aber die Sache mit dem Reden und Schreiben … mann, mann, mann. Da braucht man Leidensfähigkeit als Kunde.
Derweil streichen andere Handwerker den Hausflur, Wohnungstüren und Treppengeländer. Seit Tagen liegt ein psychedelischer Geruch im Haus. Wer braucht schon Drogen!
Countdown | Noch 80 Tage bis Freibaderöffnung.
Gelesen | In Hamburg brachte die AfD in der vergangenen Legislaturperiode 251 Anträge ein. 251-mal stimmten SPD, Grüne und Linke dagegen. Die CDU enthielt sich 13-mal. Die FDP, die nach eigenen Angaben keine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit der AfD hat, stimmte 43 Anträgen zu. Also jedem sechsten Antrag, so die Recherche der taz.
Wetter | Sabine tobt ums Haus und rüttelt an den Jalousien. Die Bäume biegen sich. Das Gewächshaus der Nachbarn hat einen Ausflug gemacht, ist aber wieder daheim. Äste wehen durch den Garten. Dort ist alles gesichert, auf dem Balkon auch. Bislang kann ich keine besonderen Fundstücke vermelden. Allerdings kommt die Front erst noch, und es klappert und klimpert draußen immer mehr. Ich bin gespannt, wie es morgen früh draußen aussieht.
Was machen die Meisen und die Dompfaffen eigentlich bei Sturm? Hocken sie in einer Astgabel und denken die ganze Zeit: „Ooaar, boah, wie nervig“?
Expedition ins Osnabrücker Land | Ich war in Bad Essen und habe Kindergeburtstag gefeiert.
Der Pferdekuchen stammt von der Freundin. Sowas übersteigt meine Backkünste. Und meine Geduld.
Kindergeburtstag, habe ich festgestellt, hat erhebliche Parallelen zu Teamworkshops.
Dynamik: Nach einer Warm-up-Phase (Muffins, Fanta) gab es ein lockeres Einstimmungsprogramm (Pferdemasken basteln). Im Anschluss wurde es aktiver (Reitparcous); als die Gruppe eingegroovt war, kam die schwierigste und teamdynamischste Aufgabe (Schatzsuche). Danach lockeres Ausschwingen (Pommes, Nuggets).
Auch die Rollenverteilung auf einem Kindergeburtstag ist wie in jedem guten Betrieb:
Konstruktiv-Aktive, die die Gruppe durch die Aufgaben führen
das breite Mittelfeld: engagiert, aber nicht vorneweg
der Laute: hat zu allem eine Meinung, trägt aber nichts zum Ergebnis bei
der Showstopper: leidet vernehmlich und wortreich, will aber auch nichts verpassen
die stille Beobachterin: hält sich zurück; wenn sie etwas sagt, trifft es ins Schwarze
Akklimatisierung | Erster Tag im Posturlaubsurlaub, an dem ich gearbeitet habe: Ich habe für einen Kunden diverse Stunden recherchiert und telefoniert. Das war erfolgreich. Fühle mich nun beschwingt und tatkräftig.
Im Traum nicht | Am Abend telefonierte ich mit einer Freundin. Sie macht sich selbstständig und nutzt dasselbe Buchhaltungsprogramm wie ich. Ich machte eine kleine Schulung.
Hätte mich vor vier Jahren jemand gesagt, dass ich anderen Leuten irgendwann mal Buchhaltung und Buchhaltungssoftware erkläre, hätte ich ihn für vollkommen verrückt erklärt.
Thüringen | Um es mit den Worten von Maximilian zu sagen: Ich bin heute wieder ein Stück nach links gerückt, ohne mich auch nur ansatzweise bewegt zu haben.
Lesenswerter Kommentar: Es ist passiert. Mit einer Beschreibung, wie Thomas L. Kemmerich Ministerpräsident von Thüringen wurde und welche Rollen CDU, AfD und FDP dabei inne hatten.
Gelesen |Sehnsucht nach Plan B (€). Von Menschen, die in einem neuen Beruf nochmal ganz von vorn anfangen.
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