Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Archiv der Kategorie »Expeditionen«

Kleine Reise

13. 05. 2013  •  22 Kommentare

Dortmund – Berlin – Bern – Dortmund.

Aus dem Ruhrgebiet nach Berlin gefahren. Dort die re:publica besucht, Menschen aus dem Internet getroffen und mit Herrn Snaefell zu Abend gegessen. Vorträge besucht, Leuten gelauscht und wieder zu Abend gegessen, diesmal mit Frau Claudine, Frau Monika und Herrn Christian.

Dann in den Nachtzug gestiegen und in die Schweiz gefahren.

Dort den Koffer ausgepackt, die Sonne rausgelassen und durch ein Miniatur-Wunderland lustgewandelt. Frau Gminggmangg, Frau Änni und Herrn jpr gegrüßt. Bären besucht, Schokolade gekauft, Fahrrad-Parkplätze bewundert.

Bern mit Aare

Bern mit Aare

Es gibt natürlich noch viel mehr zu erzählen. Das tue ich später, wenn ich aus dem Schoko-Koma erwacht bin.

Gemüse-Kebap

7. 05. 2013  •  31 Kommentare

Berlin hat viel zu bieten. Zum Beispiel die re:publica. Aber reden wir lieber über die wichtigen Dinge: über Gemüse-Kebap.

In der Nähe meines Hotels, nur die Straße runter, gibt es den besten Gemüse-Kebap Berlins. Sagt man. Mustafas hat für seinen Gemüse-Kebap ein rechteckiges Wägelchen, in das drei Leute reinpassen, von denen zwei Kebap herrichten und einer das Geld zählt.

Direkt gegenüber von Mustafas Wägelchen befinden sich ein Hostel, der „Verein für Lebenskunst“ und „Kim’s Karaoke“, außerdem ein Spätkauf, was alles in allem für eine gesunde Kirmes-Atmosphäre sorgt. Die Schlange bei Mustafa ist außerordentlich lang, war es, als ich am Sonntag in Berlin ankam und war es, als ich mich gestern Abend anstellte. Zehn Meter vielleicht – aber ich denke: So einen Kebap zu bauen, das ist ja nun kein Kunstwerk, das geht einem professionellen Kebap-Bauer mit Sicherheit schnell von der Hand.

Vor mir stehen drei Russen, die sich impulsiv auf Russisch unterhalten. Sie gehören ins Hostel, denn als der kleinste von den dreien am Ende dran ist, bestellt er sechs Kebap, während die anderen zwei sich schon auf die Zimmer verabschiedet haben. Überhaupt bestellt kaum einer nur einen Kebap, was die Zeit in der Schlange deutlich verlängert.

Mustafas Jungs haben währenddessen die Ruhe weg. Sie basteln Kebaps, zählen zwischendurch aber auch immer mal das eingenommene Geld. Man muss ja schließlich schauen, wo man steht, ob man nun bald das Dach runterklappen kann oder ob man noch eine Weile schaffen muss.

Hinter mir wartet ein Touri-Pärchen. Sie stellt sich eingehend die Frage, was der Unterschied zwischen Döner, Kebap und Dürum ist, warum sich in dem Wägelchen ein Fleischspieß dreht, wo doch „Gemüse-Kebap“ vorne drauf steht und fragt mich schließlich: „Du hast hier schonmal Kebap gegessen, oder?“

Ich sehe also aus, als würde ich in Kreuzberg öfter Gemüse-Kebap essen, was bedeutet, dass ich aussehe, als käme ich von hier und nicht vom Land. In Berlin komme ich mir immer fürchterlich landeierig vor, auch wenn das Ruhrgebiet nun wirklich kein Dorf ist. Es ist mir aber so, als laufe ich in unsichtbaren Gummistiefeln durch die Stadt, an denen noch Stroh klebt. Ich kann da einfach nicht aus meiner sauerländischen Haut raus.

Ich verneine, sage, ich käme nicht von hier. Ihr Gemütszustand steigert sich ins Verzweifelte.

In der Zwischenzeit kommen zwei asiatische Mädels aus dem Gebäude gegenüber. Vielleicht gehören sie zu Kim’s Karaoke, jedenfalls müssen sie sich nicht am Ende der Schlange anstellen, das unverändert weit hinten ist, auch jetzt noch, um 22.30 Uhr, sondern fädeln sich noch vor dem Russen ein, von dessen sechs Kebap drei fertig sind. Aber nun sind erstmal die Asiatinnen dran, deren schwarzes Haar vorne eingedrehte Löckchen hat, die sanft wippen.

Nach 30 Minuten bestelle ich einen Gemüse-Dürüm, lecker mit gebratenen Paprika, Zucchini und Kartoffeln, allen drei Soßen, auch scharf, Salat und Käse.

Das Ding ist wirklich unglaublich lecker. Eine Spitzenidee, gebratenes Gemüse dort reinzupacken. Es ist echt köstlich. Aber 30 Minuten warten ist dann doch etwas übertrieben. Morgen Abend gibt es deshalb etwas anderes.

Özlem schielt und Sebastian fängt Bären

16. 04. 2013  •  30 Kommentare

Auf halber Strecke steigt eine Kindergruppe zu.

Kindergruppen sind der Graus für 99 Prozent aller U-Bahnfahrer, besonders morgens vor der Arbeit. Kommen Kinder, stehen alle auf und setzen sich weg. Ich hingegen mag Kinder-KiTa-Gruppen ganz gerne.

Ich sitze im Vierersitz mit Özlem, Frieda, Melek und Sebastian. Drei sitzen mir gegenüber, Melek sitzt neben mir. Sie stellen sich alle der Reihe nach vor und fragen mich, wie ich heiße.
„Nessy“, sage ich.
„Hihi“, sagt Melek.

Özlem hat eine geheime Superkraft: Sie kann mit beiden Augen zur Nase gucken. Sie führt es mir vor. Sie macht das wirklich gut. Sie sieht aus wie ein schielendes Kaninchen. So kann sie bestimmt auch über Kreuz heulen.
„Meine Mutter sagt, dass meine Augen irgendwann so stehen bleiben.“
Ich frage Özlem, ob sie meint, dass ihre Mutter Recht hat.
„Nöö“, sagt sie.

Frieda erzählt mir, dass sie eine Bifi mithat. Und Schokobons, die sie mit den anderen Kindern teilen soll. Sie weiß aber noch nicht, ob sie das macht.
„Du kriegst auch was von meinen Lakritzvampiren“, sagt Sebastian.
Frieda überlegt. „Na gut“, sagt sie.
„Willst du auch was von meinen Lakritzvampiren?“, fragt Sebastian.
Ich sage, dass ich bald aussteigen muss und bedanke mich.

Melek fragt, wann genau ich aussteige. Sie hat eine rosa Mütze mit Schmetterlingen auf.
„Nächste Station“, sage ich.
„Darf ich dann am Fenster sitzen?“
„Klar“, sage ich.
„Finde ich gut“, sagt Melek.
„Aber wir sind doch in U-Bahn. Du sieht doch gar nichts.“
„Ich stelle mir einfach vor, dass was vor dem Fenster ist.“

„Wir fahren in den Wald“, sagt Sebastian.
„Und was macht ihr da?“ frage ich.
„Bären fangen.“
„Gibt es dort viele Bären?“
„Weiß nicht. Werden wir sehen.“

Özlem sagt: „Wir lernen was über die Natur.“
„Ich kenne schon die Blätter“, sagt Melek. Sie spreizt ihre Hand. „Wenn das Blatt so ist, ist es von einer Kastanie.“
„Stimmt“, sage ich.

Ich muss jetzt aussteigen. Ich wünsche den Vieren einen schönen Tag. Melek rückt ans Fenster und winkt mir beim Abfahren zu.

Der Sturz

28. 03. 2013  •  32 Kommentare

Ich komme aus der U-Bahn und fahre mit der Rolltreppe hoch, ins Licht.

Neben der Rolltreppe führt eine Treppe nach unten. Eine Mutter geht hinunter. Auf einem Arm trägt sie ihr Kind, mit dem anderen hält sie eine Tüte Einkäufe. Sie strauchelt.

Es passiert innert Sekunden. Sie vertritt sich, rutscht auf der Stufe aus, verliert das Gleichgewicht, will sich  festhalten, sie lässt die Einkäufe los, greift zum Geländer, doch das Kind ist schwer, es reißt sie nach unten, sie schreit auf, nur das Kind nicht fallen lassen! Sie windet sich. Halb fällt es auf sie, halb auf die Stufen. Gemeinsam rutschen sie ein Stück die Treppe nach unten, ihren Einkäufen hinterher. Hupp, hupp, hupp. Es tut bestimmt weh im Steiß. Das Kind schreit wie am Spieß. Alle blicken sich um.

Oben, im Licht, setzt der Bodo-Mann zum Sprint an. Auf halbem Weg lässt er seine Obdachlosenzeitungen fallen. Es hat etwas Baywatch-artiges. Derweil geht ein Mann federnden Schrittes an der gestürzten, weinenden Frau vorbei. Zwei Teenager-Chicks ebenfalls, plappernd. Die Leute am Bahnsteig glotzen.

Ich kann nicht zu ihr hin. Ich fahre mit der Rolltreppe nach oben, bin eingeklemmt zwischen Feierabend-Pendlern.

Der Bodo-Mann erreicht die Mutter, die nicht aufstehen kann. Er nimmt das Kind auf, wiegt es. Das Schreien wird zum Schluchzen. Ein weiterer Mann geht an der Szene vorbei, hinunter zum Bahnsteig. Eine alte Frau sammelt die Einkäufe auf und reicht sie der Mutter, die sich nun aufrappelt. Es sei nichts passiert, bedeutet sie. Nur der Schreck.

Sie nimmt das Kind an sich. Der Bodo-Mann und die alte Frau stopfen die Einkäufe zurück in die Tasche und reichen sie ihr. Sie bedankt sich. Unten fährt die Bahn ein. Die Leute glotzen weiter, selbst beim Einsteigen, solange bis sie durch die Türen durch sind und nichts mehr sehen können.

Edit: Bitte folgen Sie in diesem Zusammenhang doch dem Aufruf von Paul.

Tumult in der U-Bahn

16. 03. 2013  •  48 Kommentare

Die U-Bahn ist voll.

Heute fährt nur ein Kurzzug. Normalerweise fährt auf dieser Strecke ein Langzug, das sind zwei Waggons. Diesmal ist jedoch nur ein Wagen da, deshalb müssen alle, die sonst in zwei Wagen passen, etwas zusammenrücken. Schon an der zweiten Station stehen die Leute dicht, warm und behaglich. Wer das Miteinander mag, der ist hier richtig.

Eine alte Dame steigt zu. Sie ist rüstig, wenn auch sicher über 80, klein und drahtig. Ich kann sie mir gut vorstellen, wie sie beim Turnfest ’53 im Hamburg mit einer vollendet eleganten Kür den ersten Platz im Rhönradturnen belegte, vielleicht auch bei der Sportgymnastik, in einem weißen Turnanzug und gemeinsam mit ihren Kameradinnen Gerda, Herta und Hannelore, wobei Herta immer eher dicklich war, aber beweglich wie eine südamerikanische Rollschlange.

Die alte Dame steht, der Enge geschuldet. zwischen zwei Vierersitzen. Vor ihr sitzt eine Mutter mit ihrer Tochter, das Kind vielleicht vier oder fünf Jahre alt. Ob sie dort bitte sitzen dürfe, fragt die Dame. Umstehende nicken sofort, murmeln etwas von Respekt und älteren Herrschaften.

Die Mutter verneint. Das Kind müsse sitzen, sagt sie. Es fiele sonst um.

Die Dame entrüstet sich. Sowas hätte es früher nicht gegeben, sagt sie. Wenn das Kind schon sitzen müsse, was sie nicht verstehe, aber bitteschön, könne doch wenigstens sie, die Mutter, für eine alte Frau aufstehen. Das Murmeln im Waggon wird zu einem Raunen. Unverschämt sei es, das Verhalten der Mutter. Sie sei eine junge Frau, sie könne zweifellos stehen, früher – und es folgen nun einige Redundanzen – hätte es sowas nicht gegeben, da sei es selbstverständlich gewesen, für Ältere aufzustehen, man selbst habe das immer getan, da habe es gar kein Vertun gegeben, und überhaupt, das Kind, unbegreiflich, warum es sitzen müsse, früher sei man fünf und mehr Kilometer zu Schule gelaufen, die heutige Jugend sei verweichlicht bis dorthinaus, aber nun ja, eigentlich könne sie nichts dafür, Schuld daran trügen allein die Eltern, denn wer solch eine Unverfrorenheit vorlebe, dessen Kinder könnten gar nicht anders als missraten.

Die Mutter verschränkt trotzig die Arme vor ihrer Brust. Jetzt bleibt sie erst recht sitzen. Auf Türkisch redet sie auf ihre Tochter ein, streicht ihr über den Kopf.

Aha. Für die Gruppe neben mir, eine ältere Frau und zwei Herren, ist nun alles klar. Eine Ausländerin. Das hat man auch nicht anders erwartet. Diese Leute wüssten ohnehin nicht, was gute Erziehung sei, das habe man schon häufiger erlebt, diese tiefe sitzende Dreistigkeit. Ich denke: Ihr habt alle noch nicht mit einem Koffer oder einem Kinderwagen an der Treppe zum Bahnsteig gestanden. Die Einzigen, die dort helfen, sind die Türken, die Araber und die Russen, eigentlich alle, nur nicht die Deutschen.

Ein junger Mann steht weiter hinten auf und bietet der alten Dame seinen Platz an, aber die möchte jetzt nicht mehr. Entweder auf dem Platz der Mutter oder gar nicht, es müsse nun wirklich kein anderer aufstehen, wenn es doch der Sitz vor ihr ist, der ihr gebührt.

Wir erreichen die Innenstadt. Der Waggon leert sich, die Dame steigt aus. Eine Station weiter verlässt auch die Mutter mit dem Kind die U-Bahn, die Aufregung legt sich, ein Punk blockiert für einen Oppa mit Rollator die Tür, dann setzen wir die Fahrt vor. Es gibt nun nichts mehr zu sehen, alle können sitzen.

Der Taxifahrer

29. 01. 2013  •  24 Kommentare

Ich steige in ein Taxi. Der Taxifahrer ist in meinem Alter, ein korpulenter Mann mit dichtem, dunklem Bart und großen, fast schwarzen Augen.

„Zum Krankenhaus bitte“, sage ich.

Er stellt den Taxameter ein und fährt los. „Hastu kranken Freund?“, fragt er, dann legt er los:  „‚Schab auch immer nachts Husten. Der hört gar nisch‘ auf. Hab isch schon seit Wochen. Aber liegt vielleischt daran, dass isch immer bis sechs abends arbeite. Dann ess‘ isch und gehe ins Bett, aber boah! Wenn isch huste, kommt das wieder hoch. Bis hier!“ Er deutet mit der Handkante an seinen Hals. „‚Schab mir schon gedacht, vielleischt soll isch abends weniger essen. Weißtu, meine Frau kocht voll gut.“

Öhm.
„Vielleicht besser nur ein Süppchen?“, sage ich.

„Hastu vielleischt rescht. Hastu Kinder?“

Ich verneine.

„’sch werde Vatta. In einem Monat.“ Er schweigt, streckt unmerklich den Brustkorb vor und sieht mich von der Seite an.

„Herzlichen Glückwunsch!“, sage ich. „Junge oder Mädchen?“

„Junge. Aber weißtu was? ‚Sch hätt‘ gern ’n Mädschen gehabt. Escht jetz‘. Weißtu, in meine Kultur … meine Kumpels haben mir auf die Schulter geklopft und gesagt, Stammhalter und so, Glückwunsch und so. Aber weißtu, Mädschen ist irgendwie, da fühl‘ isch voll viel im Herzen. Weißtu, weil: Mädschen beschützt man mehr.“

„Wenn das Kind erstmal da ist, ist bestimmt egal, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Und den Jungen beschützt du dann auch ganz doll.“

„Ist bestimmt so. Weißtu, ist sowieso ein ganz besonderes Kind, weil: Meine Frau hatte vorher zwei Fehlgeburten. Immer in zehnter Woche. War isch voll traurisch, und meine Frau war noch trauriger, natürlisch. Hat viel geweint.“ Wir stehen an einer Ampel. „Im Dezember hat sie vier Wochen im Krankenhaus gelegen. War sooooo weit auf, der Muttermund -„, er hält seine Hände melonenbreit auseinander – „deshalb musste sie im Krankenhaus liegen, weil: Sonst flutscht das Kind da raus, weißtu.“

Die Ampel wird grün. Wir fahren weiter.

„War ein escht schlimmer Monat. Weißtu, meine Mutter hat immer viel Wert auf Essen gelegt – früher, als isch noch ein Junge war. Hat immer warm gekocht, jeden Tag. Und isch bin so froh, weil: Meine Frau ist wie meine Mutter. Kocht auch immer warm, jeden Tag. Aber im Dezember, das war schlimm. Ein Monat ohne Essen. Konnte isch kein Fast Food mehr sehen.“

„Dann musst du halt selbst kochen“, sage ich.

„Kann isch doch nisch, Alta!“ Er erschrickt. „Oh, ’schuldigung, wollt‘ isch nisch ‚Alta‘ sagen.“

„Kein Ding. Es gibt Kochbücher. Da steht drin, wie kochen geht.“

„Jaaaaa“, er zieht verschämt die breiten Schultern hoch und grinst verschmitzt. „Weiß isch, weißtu, aber bin isch zu faul. Oh mann, isch freu misch so auf meine Kind. Isch freu misch ja jetzt schon, jeden Tag nach Hause zu kommen, aber dann – Wahnsinn, alta. Zehn Euro zwanzisch.“

Wir sind am Krankenhaus. Ich bezahle und wünsche ihm alles Gute für seine Frau. Er winkt beim Wegfahren. Ich fühle voll viel im Herzen.

Vom Fliegen

5. 11. 2012  •  59 Kommentare

Ich fliege durchaus gerne mit dem Flugzeug.

Wie die Erde beim Starten kleiner wird, wie wir durch die Wolken stoßen, wie wir der Sonne entgegen fliegen, wie wir auf die Erde hinabschauen können und plötzlich alles unbedeutend wird – das ist toll.

Natürlich ist es immer etwas eng im Flieger, besonders für Menschen über einsachtzig und solche, die keine Sitzriesen, sondern Stehriesen sind, also lange Beine haben. So wie ich. In den vergangenen Jahren ging das alles. Ich konnte meine Beine unter den Vordersitz schieben oder unter dem eigenen Sitz zusammenklappen. Der Vordermann konnte sogar noch seine Rückenlehne neigen. Es passte.

Seit meinen vergangenen Flügen deucht mir aber, dass die Sitzreihen immer enger werden. Bei meinen Flügen mit sunexpress und air berlin passte ich – und das ist keine Übertreibung – nicht in den Sitz (bei Germania übrigens schon). Selbst vollkommen aufrecht, mit dem Hintern fest an der Rückenlehne, drückten meine Knie dem Vordermann so sehr ins Kreuz, dass er sich zu mir herumdrehte und wütend darum bat, ich möge mich doch bitte „vernünftig hinsetzen“ und mich „aus seinem Rücken entfernen“. Ich selbst hatte nach kurzer Zeit das Gefühl, als säße ein Elefant auf meinen Kniescheiben.

Ich saß am Gang, also stellte ich das rechte Bein in selbigen und klappte das linke irgendwie darunter – mit dem Ergebnis, dass ein Bein und zwei Füße als Fleisch gewordene Poller den Weg der Saft-Wägelchen blockierten, mein Rücken völlig verdreht war und ich meine Flunken nicht immer binnen Sekundenbruchteilen einfahren konnte, wenn Getränke, pappige Sandwiches, Duty-Free-Zeug oder sonstwas angefahren kamen. Dem Herrn schräg hinter mir ging es genauso, wir bildeten eine natürliche Barriere. Die Flugbegleiterinnen wurden mit zunehmender Flugdauer immer ungehaltener, staksten wie Störche durch unsere herumliegenden Gliedmaßen und rammten uns ihre Wagen in Hacken und Zehen.

Nun bin ich als Bahnfahrerin mit einem geradezu stoischen Gleichmut sowie einer, auf einem sonnigen Gemüt gründeten Besonnenheit gesegnet. Bei derartigen Konstruktionen packt mich jedoch die Wut. Wie kann es bitteschön sein, dass es Fluggesellschaften um des Profits willen erlaubt ist, ihre Maschinen derart mit Sitzreihen vollzupacken, dass es Reisenden nicht mehr möglich ist, das zu tun, was sie bezahlt haben: zu reisen, sitzend. Gibt es für diese Sitzkonstruktion eigentlich eine Norm – und wer hat die gemacht? Zwerg Nase?

Hochkantistan

31. 10. 2012  •  43 Kommentare

Es folgt: eine Bildergeschichte.

Die Bilder sind in der Mehrzahl hochkant, was daran liegt, dass sie in Hochkantistan entstanden sind, einer Insel im Atlantik, auf der man praktisch keine Querformate aufnehmen kann, weil sonst oben und unten immer etwas von der Welt fehlt, weil es dort so steil ist.

Bevor ich wusste, wie steil es in Hochkantistan ist, hatte ich die Idee, dort ein bisschen zu wandern, oder nun ja, eher spazieren zu gehen, schön gechillt mit hübschen Ausblicken für Genießer, abends Käse und Schinken, dazu ein Gläschen Wein. Es stellte sich allerdings heraus, dass schon die Wege auf dem Hotelgelände Gewaltmärsche messnerschen Ausmaßes waren – ein paar Prozent Steigung mehr, und ich hätte an der Rezeption nach Klettergeschirr und Karabinern verlangt. Entsprechend waren die geplanten Wanderungen alles andere als geschmeidiges Umherbummeln, sondern ein Herz-Kreislauftraining, das meinen Kardiologen, wenn ich einen besäße, in ein Gefühl tiefsten Wohlgefallens versetzt hätte.

Ein Vorteil hatten die steilen Berge allerdings: Oben angekommen, boten sie großzügige Panoramen.

La Palma - zum Pico Birigoyo

Bisweilen können Sie in Hochkantistan von so weit oben hinunterblicken, dass Sie durch         die Wolken spinksen. Sie fühlen sich dann wie ein dickes, schwitzendes Englein.

Schon nach der ersten Wanderung war klar: Scheiß auf den Wein, die tüchtige Wandersfrau braucht bei derartigen Höhendifferenzen nach ihrer Rückkehr ein kühles Blondes. Als ich also auf dem Pico Benejado stand und in die unter mir liegenden Schluchten blickte, dachte ich vor allem an eins: an Bier.

La Palma - Die Caldera de Taburiente vom Pico Benejado

Die Caldera de Taburiente ist 2000 Meter tief, was wiederum bedeutet, dass man       ziemlich hoch steigen muss, wenn man reingucken will.

Nicht immer blickte ich in Wolken, manchmal waren dort auch Barancos, das sind Fjorde ohne Meer, aber mit schaurigen Urwäldern. In den Barancos wohnen gefährliche Tiere, ähnlich wie Krokodile, nur viel gefährlicher.

Fauna auf La Palma

Urzeitechsen, die jeden Moment zur Bestie werden können.

Es ist noch gar nicht lange her, dass in Hochkantistan ein Vulkan ausgebrochen ist. Deshalb hatte ich, als ich den Vulkan besuchte, ziemlich heiße Füße. Zum Ausgleich war es sehr windig. So war mir obenrum genauso kalt, wie mir untenrum warm war. Im arithmetischen Mittel ergab sich also eine optimale Wohlfühltemperatur.

La Palma - Volcán de San Antonio mit Wander-Elfe

Eine Wander-Elfe auf dem Volcán Teneguía, ausgebrochen 1971.

Auf den Vulkanen wohnen kleine Feen, die vorbeikommenden Wander-Elfen, ohne dass diese es bemerken, Leggins aus Feenstaub anziehen. Das geht besonders gut, wenn sich die Wander-Elfen ihre Beine vorher mit Sonnencreme eingeschmiert haben:

Leggins aus Vulkanstaub

Vulkanstaubleggins verleihen Superkräfte.

Natürlich gab es auch Tage, an denen ich nicht wandern war. An denen wartete ein knallhartes Erholungsprogramm auf mich.

La Palma - Hotelpool

An freien Tagen Schwimmtraining im Hotelpool.

Eine Sache habe ich noch herausgefunden: Spülbürsten werden nicht, wie ich bislang dachte, künstlich hergestellt, sondern wachsen im fernen Hochkantistan an Spülbürstenbäumen, wo sie einmal im Jahr geerntet und nach Europa verschifft werden.

Der palmerische Spülbürstenbaum

Spülbürstenbaum mit Früchten.

Das war’s. Ende der Geschichte.

Hochzeitsheldin

13. 08. 2012  •  75 Kommentare

Nachdem das Strumpfhosenthema derart Anklang fand,
möchte ich Ihnen die Details des Tages nicht verschweigen:

  1. dieliebenessy
    Heldin in Strumpfhosen – das Beweisbild. #hochzeit #schickundschoen http://pic.twitter.com/VllXd2Sn
    Mon, Aug 13 2012 11:53:07
  2. FrauZimt
    @dieliebenessy Und, wieviele Herren wollten Sie hinterher nachhause geleiten?
    Mon, Aug 13 2012 11:56:29
  3. hb_dragons
    @dieliebenessy Schick. Und schön. Und man kann gar nicht sagen, für welche Lösung Sie sich entschieden haben. #echteheldinnen
    Mon, Aug 13 2012 12:18:39
  4. dieliebenessy
    @FrauZimt Keiner. Aber mit einem habe ich immerhin Sternschnuppen angeschaut (und mich dabei über die Marsmission unterhalten).
    Mon, Aug 13 2012 11:59:06
  5. hb_dragons
    @dieliebenessy @frauzimt Sie haben Ihren Hausend mit auf die Hochzeit genommen?
    Mon, Aug 13 2012 12:19:39
  6. hb_dragons
    @dieliebenessy @frauzimt Dammich. „Hausnerd“ sollte das heissen.
    Mon, Aug 13 2012 12:22:58
  7. dieliebenessy
    @hb_dragons @FrauZimt Könnte man meinen. Es war aber nicht der Hausnerd, sondern ein Informatiker von vor Ort.
    Mon, Aug 13 2012 12:26:10
  8. hb_dragons
    @dieliebenessy @frauzimt Der Hausend der Gastgeber also. Dem hätten sie auch das Heldinnen-Problem noch darlegen können.
    Mon, Aug 13 2012 12:31:49
  9. dieliebenessy
    @hb_dragons @FrauZimt Sie meinen, während wir romantisch auf die Perseiden blicken: „Du, ich habe einen Schlüpper über meiner Strumpfbuxe.“
    Mon, Aug 13 2012 12:35:56
  10. FrauZimt
    @dieliebenessy @hb_dragons Das schafft erst so eine richtig vertraute Atmosphäre.
    Mon, Aug 13 2012 12:38:21
  11. hb_dragons
    @FrauZimt @dieliebenessy Ich hätte es vielleicht als „willste wissen, was garantiert nicht runterfällt“ formuliert.
    Aber so in etwa, ja.
    Mon, Aug 13 2012 12:40:13
  12. dieliebenessy
    @hb_dragons @FrauZimt Das würde natürlich ein stückweit an die Sternschnuppensituation anknüpfen. #runterfallen
    Mon, Aug 13 2012 12:45:04
  13. dieliebenessy
    @hb_dragons @FrauZimt Ich hätte dann noch ergänzen können: „Trotzdem darfst du dir bei mir etwas wünschen.“
    Mon, Aug 13 2012 12:45:26

Außerdem wurde geheiratet, getauft, gesungen, gebetet, gegessen, getrunken, getanzt und gefeiert, es wurden Tränchen getupft, Blumen gestreut, Grußworte gesprochen und Großtanten übers Parkett geschoben. Wie das eben so ist auf einer Hochzeit.

14 Ideen zum Bergwandern

7. 06. 2012  •  41 Kommentare

Walchensee

  1. Du stehst immer auf dem Fuß, den du gerade brauchst.
  2. Wäre schön, wenn’s mal wieder bergab ginge.
  3. Bergauf war besser.
  4. Es geht immer noch steiler.
  5. Kein Grat ist zu schmal.
  6. Dem Mann, der das Stahlseil gespannt hat, ein dreifach donnerndes Helau!
  7. Hinter der nächsten Kurve wartet eine Überraschung auf dich – …
  8. … und es ist keine gute.
  9. Mit dem Lift fahren kann jeder.
  10. Auf der Hütt’n schmeckt’s dreimal so gut.
  11. Ist das Schnee? Alta, das ist Schnee.
  12. Radler kann was.
  13. Die Aussicht entschädigt für alles …
  14. … außer, du bist Teil einer Wolke.

Und weil jeder Urlaub ein Lied hat, hier das Ferien-Liedl:

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=rCE-4sCVpgg&w=480&h=360]

Nächste Woche beginnt die Saisonvorbereitung mit drei Trainingseinheiten. Endlich wieder Bewegung.



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