Berlin hat viel zu bieten. Zum Beispiel die re:publica. Aber reden wir lieber über die wichtigen Dinge: über Gemüse-Kebap.
In der Nähe meines Hotels, nur die Straße runter, gibt es den besten Gemüse-Kebap Berlins. Sagt man. Mustafas hat für seinen Gemüse-Kebap ein rechteckiges Wägelchen, in das drei Leute reinpassen, von denen zwei Kebap herrichten und einer das Geld zählt.
Direkt gegenüber von Mustafas Wägelchen befinden sich ein Hostel, der „Verein für Lebenskunst“ und „Kim’s Karaoke“, außerdem ein Spätkauf, was alles in allem für eine gesunde Kirmes-Atmosphäre sorgt. Die Schlange bei Mustafa ist außerordentlich lang, war es, als ich am Sonntag in Berlin ankam und war es, als ich mich gestern Abend anstellte. Zehn Meter vielleicht – aber ich denke: So einen Kebap zu bauen, das ist ja nun kein Kunstwerk, das geht einem professionellen Kebap-Bauer mit Sicherheit schnell von der Hand.
Vor mir stehen drei Russen, die sich impulsiv auf Russisch unterhalten. Sie gehören ins Hostel, denn als der kleinste von den dreien am Ende dran ist, bestellt er sechs Kebap, während die anderen zwei sich schon auf die Zimmer verabschiedet haben. Überhaupt bestellt kaum einer nur einen Kebap, was die Zeit in der Schlange deutlich verlängert.
Mustafas Jungs haben währenddessen die Ruhe weg. Sie basteln Kebaps, zählen zwischendurch aber auch immer mal das eingenommene Geld. Man muss ja schließlich schauen, wo man steht, ob man nun bald das Dach runterklappen kann oder ob man noch eine Weile schaffen muss.
Hinter mir wartet ein Touri-Pärchen. Sie stellt sich eingehend die Frage, was der Unterschied zwischen Döner, Kebap und Dürum ist, warum sich in dem Wägelchen ein Fleischspieß dreht, wo doch „Gemüse-Kebap“ vorne drauf steht und fragt mich schließlich: „Du hast hier schonmal Kebap gegessen, oder?“
Ich sehe also aus, als würde ich in Kreuzberg öfter Gemüse-Kebap essen, was bedeutet, dass ich aussehe, als käme ich von hier und nicht vom Land. In Berlin komme ich mir immer fürchterlich landeierig vor, auch wenn das Ruhrgebiet nun wirklich kein Dorf ist. Es ist mir aber so, als laufe ich in unsichtbaren Gummistiefeln durch die Stadt, an denen noch Stroh klebt. Ich kann da einfach nicht aus meiner sauerländischen Haut raus.
Ich verneine, sage, ich käme nicht von hier. Ihr Gemütszustand steigert sich ins Verzweifelte.
In der Zwischenzeit kommen zwei asiatische Mädels aus dem Gebäude gegenüber. Vielleicht gehören sie zu Kim’s Karaoke, jedenfalls müssen sie sich nicht am Ende der Schlange anstellen, das unverändert weit hinten ist, auch jetzt noch, um 22.30 Uhr, sondern fädeln sich noch vor dem Russen ein, von dessen sechs Kebap drei fertig sind. Aber nun sind erstmal die Asiatinnen dran, deren schwarzes Haar vorne eingedrehte Löckchen hat, die sanft wippen.
Nach 30 Minuten bestelle ich einen Gemüse-Dürüm, lecker mit gebratenen Paprika, Zucchini und Kartoffeln, allen drei Soßen, auch scharf, Salat und Käse.
Da ist das Ding! pic.twitter.com/H3ZxHQOLLq
— Vanessa Giese (@dieliebenessy) May 6, 2013
Das Ding ist wirklich unglaublich lecker. Eine Spitzenidee, gebratenes Gemüse dort reinzupacken. Es ist echt köstlich. Aber 30 Minuten warten ist dann doch etwas übertrieben. Morgen Abend gibt es deshalb etwas anderes.
Kommentare
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Klingt aber trotz langer Wartezeit trotzdem echt lecker und sieht auch so aus!
Die Sache mit dem gebratenen (oder gebackenen) Gemüse kann man gut zu Hause nachbauen. Werde ich demnächst mal tun.
Dann bin ich wahrscheinlich an Ihnen vorbeigelaufen – die Schlange war mir dann doch zu lange. Statt dessen gab’s großen Gemüseteller beim Libanesen weiter südlich gegenüber.
Der Libanese steht für heute Abend hoch im Kurs. Ich muss nur noch die Peer-Group überzeugen.
Dürfte eine Nicht-Kreuzbergerin bitte die genauen Koordinaten haben, damit ich mich dort auch einmal anstellen gehen kann? Bitte! – Straßenkreuzung oder Straßenname und Hausnummer reichen meinem Navi schon, um mich hinzufinden *grins*
Mehringdamm, direkt an der U-Bahn, Fahrbahn Richtung Süden. Andere Straßen weiß ich nicht, ist aber leicht zu finden (und an der Schlange zu erkennen).
Danke – die wird Himmelfahrt wahrscheinlich 20 m lang sein, da ja Berliner Hausfrauen (ich bin weder das eine richtig noch das andere überhaupt nicht) nicht gern kochen.
Ich kann nur bei Sonne oder mit Kompass hingehen, weil ich sonst nicht weiß, wo Süden ist. – Nein, Navi hat G.-Maps, Rettung!
Hmmmm! Da könnte wohl etwas sein, für das ich durchaus bereit wäre, eine halbe Stunde anzustehen.
In Gesellschaft wär’s etwas unterhaltsamer gewesen, aber irgendwie waren plötzlich alle weg.
Da ich mich öfter freundesbedingt in der Gegend aufhielt, kann ich das Restaurant „Seerose“ wärmstens empfehlen. Andere Straßenseite etwa 5 Minuten Richtung Bergmannstraße gehen. Wundervolles vegetarisches persisches Essen zum Selbstzusammenstellen. Wirklich, ernstlich köstlich! Muss ich jedes Mal hin, wenn ich dort weile :-) Kann auch einen sehr schönen Eisladen, Vanille & Marille, gegenüber der „Seerose“ am Anfang einer Seitenstraße empfehlen. Großartiges Eis aus Gute Luise Birnen, Sizilianischen Pistazien, Marillen aus der Wachau etc. Ich liebe es!
Und jetzt noch viel Spaß in Berlin und beim Durchkosten der kulinarischen Möglichkeiten :-)
Habe es schon angepriesen, die Sache muss nur noch … uhmm … konsolidiert werden. So ein Abendessen soll schließlich eine Mehrheitsentscheidung sein.
Das sieht so köstlich aus, daß ich mich dafür auch eine lange Weile anstellen würde. Vor allem, wenn man dabei so herrliche Menschenbeobachtungen machen kann.
Weiterhin viel Freude in Berlin – und uns noch jede Menge herrlicher Geschichten von dir…
Herrlich Geschichten – mmmh. Hänge ja den ganzen Tag auf der re:publica. Okay, dort mache ich natürlich auch Feldbeobachtungen, aber die behalte ich lieber für mich.
Na heute gibts dann doch die große Vielfalt bei Curry 36 ne :) Ist doch gleich nebenan :)
Und der Typ mit den Pizzastreifen ist auch nur drei Schritte entfernt.
Hätt ich gewusst, dass Sie zur re:publica gehen … Ich hab eine Dreitageskarte gewonnen und kann wegen Knieschaden nicht hin. Sagense doch vorher was.
;o)
Das Ticket habe ich schon eine ganze Weile. Sie Ihren Knieschaden auch?
Gute Genesung!
Direkt daneben gibt’s übrigens die beste Currywurst Berlins. Curry 36! Sag ich als Landei mal so. Und warten muss man auch nicht so lange.
Also Ruhrpottlerin bin ich äußerst skeptisch ob dieser gewagten Aussage!
Also in der Kategorie spielt mindestens noch Krassels in Steglitz mit.
Krasselts kann man nicht mit Curry36 vergleichen. Da liegen alleine beim Ketchup schon Welten dazwischen. Ich würd mal behaupten, wer Krasselts Ketchup und damit Currywurst mag, isst woanders gar keine Currywurst mehr. Ich mag den gar nicht und darum – kein Vergleich!
Siehste, sag ich doch. Curry36 ist ein MUSS! Sagen sogar Landeier und nicht nur eingefleischte Berliner :D
Du wirst und doch auch was zur re:publica erzählen? Mit deiner Sicht auf die Dinge bin sehr gespannt auf deine Eindrücke – vielleicht muß ich dafür irgendwann von F anreisen?
Und in DEN Kebap hätte ich auch mit Lust gebissen…
viele Grüße nach Berlin
Aber liebe Frau Doktor Nessy,
wir sind doch die „Mädchen, die wilder als die Kühe sind“,
da ist zu viel Bescheidenheit wirklich nicht angebracht ;-)
30 Minuten Wartezeit, da haben Sie es aber noch gut getroffen! Ich habe von Wartezeiten bis zu 90 Minuten gehört (auch am späteren Abend noch) und frag mich bis heute: Wer tut sich das an? Freiwillig. Ohne Androhung von Waffengewalt. Als Argument kommt immer „Es ist SO(!!!) lecker!!“
Ich machte bisher immer bei Anblick der Warteschlange kehrt und holte mir eine Curry zwanzig Meter weiter. Vielleicht sollte ich mal in der Kebab-Warteschlange aushalten…
Curry36 hat meiner Meinung nach (als in Berlin wohnende Hamburgerin), wie ganz Berlin, keine tollen Currywürste. Und ich habe die Pflichtbuden alle durchprobiert.
Mustafa hatte sogar Kinowerbespots. Die waren ungefähr so wie die Website: http://www.mustafas.de/
Ich wette als Berlinerin würde ich in Hamburg nicht eine einzige tolle Currywurst finden – so ist das mit den Geschmäckern, ne ;)
Noch eine Stimme für Vanille & Marille. Es wäre schändlich, dieses Eis nicht zu probieren.
Also meine Theorie ist ja, dass es so lecker schmeckt weil man so lange warten musste. Das steigert die Spannung, und die erduldete Wartezeit behauptet hinterher: Der Kebap muss besonders lecker sein! ;)
Da geb ich mal nen Tipp: Der nächste Bahnhof der Linie 7 heißt Gneisenaustraße, und an dem einen Ausgang, ich will verdammt sein, wenn ich jetzt weiß, welcher, ich fahre einfach zu viel mit dem Rad durch diese Stadt, ähm, jedenfalls, da steht ein oller Imbißwagen auf dem Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen, und dessen Gemüsekebap schmeckt fast genau gleich, bis hin zum aus der lebenden Zitrone gepressten Saft.
Yeah, Frau Nessie, den Wagen kenn ich auch. Und ein großartiger Kommentar in der taz zu diesem Thema erschien letztes Jahr: http://www.taz.de/!95428/
Weiterhin viel Freude beim bloggen!