Zustand | Plötzlich ist Winter. Raureif, knirschende Schritte, Minustemperaturen. Schals umwickeln die Hälse, man läuft mit hoch geschlagenen Krägen durch die Straßen. Nur Augen und Nasenspitzen schauen heraus. Allerorten schnieft es. In den Apotheken verlangt man nach Nasenspray und heißer Zitrone. Termine werden abgesagt, die halbe Bevölkerung ist malade.
Auch ich war krank. Die Krankheit deutete sich lange im Ungewissen am, Mattheit, Halsgrimmen, brennende Augen. Erst Tage später verstopfte die Nase, ein leichter Husten kam. Die Symptome hielten sich in Grenzen, dafür zogen sie sich über Wochen. Kaum dachte ich, es sei besser, wachte ich am nächsten Morgen auf, völlig erschlagen, die Bronchien schwer wie Steine. Dieses Wochenende beschloss ich, zwei Tage nichts zu tun, rein gar nichts. Es muss doch mal gut sein mit dem Kränkeln. Ich schlief, las und schlief. Und buk einen Kuchen. Vielleicht hat es gewirkt.
Lesung | Am Donnerstag las ich in der Halterner Stadtbücherei aus Die Frau, die den Himmel eroberte. Es war bundesweiter Vorlesetag. Den Termin hatten wir bereits im vergangenen Jahr ausgemacht, und ich freute mich, dass sich noch jemand für die Geschichte interessiert. Mein Buch ist in der Pandemie erschienen; es gab damals kaum Interesse an Lesungen.
Ich begann mit Eindrücken aus der Zeit, in der Käthe Paulus lebte: Beschleunigung, Industrialisierung, technologischer Fortschritt, eine neue Gesellschafts formte sich. Flottenprogramm, Aufrüstung, Armut in den Städten – und die Suche nach Vergnügungen. In dieser Stimmung begann eine junge Frau, mit dem Ballon aufzusteigen und abzuspringen. Ich erzählte, wie die Gasballons zum Aufstiegsort kamen, wie man vor Ort Wasserstoff herstellte und sie füllte, wie waghalsig die Aufstiege waren und wie irrsinnig das Herabfallen mit den Fallschirmen. Ich schilderte meine Eindrücke vom Unternehmergeist Käte Paulus‘ – und wie sie schließlich dazu kam, die ersten Rettungsschirme zu produzieren, Spähsoldaten in Verdun das Leben retteten.
Es war ein schönes Ereignis. Das Publikum fragte interessiert. Wir unterhielten uns über die irrsinnige Zeit zwischen 1870 und 1914 – und darüber, was wahr ist am Roman und was erdacht. Das war schön.
Alltag | Das Thema Autokauf beschäftigt mich weiter. Das Fahrzeug muss angemeldet werden. Das macht der Händler. Zuvor muss ich es versichern. Meine Güte, was gibt es Preisunterschiede zwischen den Versicherungen – bei gleicher Leistung. Ich suchte selbst und bemühte meinen Makler. Jetzt habe ich eine.
Gelesen |Thomas Mohr: Mit drei Lamas nach Rom. Thomas Mohr, Rechtsanwalt aus München, ist gemeinsam mit drei Freunden und drei Lamas von Bozen nach Rom gepilgert. Ich kann mir gut vorstellen, wie strapaziös die Reise war und wie beeindruckend die Begegnungen, die die Drei unterwegs hatten. Durch die Erzählung kommt es nicht ganz rüber, wohl aber, was dem Autor die Reise bedeutet. Thomas Mohr, gläubiger Katholik, steckte mitten in einer Krebserkrankung, die Prognose gab ihm nur noch einige Jahre. Zwei Dinge haben mich an dem Buch bewegt:
Als Mohr die ersten zwei Wochen schildert, in denen die Drei einen harten Wintereinbruch erlebten, dachte ich: Das kommt mir bekannt vor. Tatsächlich: Sie waren zur gleichen Zeit in Italien unterwegs wie ich, damals im Jahr 2018, als ich mir zu meinem 40. Geburtstag meinen Geburtstagsmonat März schenkte. De März können Sie hier – rückwärts – auf drei Seiten nachlesen. Ende Februar und Anfang März gab es im Norden Italiens meterhohen Schnee, die Wasserrohre froren ein. Ich hatte eine wilde Autofahrt von der Emilia Romagna Richtung Rom. In der Nähe von Rom wohnte ich in Montefiascone, einer kleinen, mittelalterlichen Stadt mit einem Papstpalast. In eben jenem Papstpalast machten Thomas Mohr und seine Leute zwei Wochen, nachdem ich dort war, Rast. Wir haben uns nur knapp verpasst.
Schweine | Es verwundert mich jeden Winter, wie resistent die Schweine gegenüber Kälte sind. Sie frieren nicht, und wenn doch, dann stopfen sie sich alle in ein Häuschen und kuscheln. Blöd ist nur, dass über Tag das Gemüse gefriert. Also geben wir mehrmals täglich kleinere Mengen. Die nachmittägliche Zwischenmahlzeit: Kohlrabiblätter in leichter Petersilienbegleitung.
Ausflug in die Volkswirtschaft | Je älter ich werde, desto interessanter finde ich Volkswirtschaft; desto interessanter finde ich eigentlich alles, was mir in und nach der Schule fern lag. Kürzlich stürzte ich in ein Volkswirtschafts-Rabbithole. Es begann beim Ökonom Werner Koller auf Linked.In und führte mich auf zwei Aufsätze zur Saldenmechanik. Diskutiert wurde die Frage der Generationengerechtigkeit: Sind die heutigen Schulden die Lasten unserer Kinder? Die Antwort der Saldenmechanik ist: Die Jungen sind gleichzeitig Schuldner und Gläubiger. Wo es jemanden gibt, der sich Geld leiht, gibt es auch jemanden, der es ihm gibt. Beides findet bei Staatsschulden weitgehend im gleichen System statt – ausgenommen die Schulden, die man gegenüber dem Ausland hat. Empfehlenswert dazu der aktuelle Aufsatz von Adalbert Winkler, Die große Verwirrung: Schulden, Vermögen und Generationengerechtigkeit, und der aus dem Jahr 2013 stammende Beitrag von Fabian Lindner, Zu Unrecht vergessen: Wolfgang Stützel und seine Saldenmechanik, daraus:
Der triviale und immer richtige Satz, dass das Guthaben des einen die Schulden des anderen sind, wird oft von Wirtschaftswissenschaftlern und Politikern ignoriert, wenn sie behaupten, die Staatsschulden von heute würden die gesamte zukünftige Generation belasten. Das ist, als würde man annehmen, dass es zwar in der Zukunft Schulden, aber keine Guthaben mehr gibt, die den Schulden gegenüberstehen – eine logische Unmöglichkeit. Denn wenn es in der Zukunft noch ausstehende Staatsschulden gibt und darauf Zinsen zu zahlen sind, dann wird irgendjemand in der zukünftigen Generation diese Schulden als Guthaben halten und die Zinsen kassieren. Es werden eben nicht nur die Schulden, sondern auch die entsprechenden Guthaben vererbt.
Hinzu kommt – der Ökonom bestätigte meine Sichtweise: Anders als bei der Verschuldung im Privathaushalt, kommt ein Teil des aufgenommenen Geldes als Einnahme mittelbar wieder zurück – etwa durch die Umsatzsteuer der Unternehmen, die Investitionsaufträge umsetzen; durch Gewerbesteuereinnahmen, die dank der guten Auftragslagen höher ausfallen; durch die Einkommenssteuer der Angestellten, die ihren Job behalten und möglicherweise sogar Lohnerhöhungen erhalten; durch den Konsum ebendieser, weil es ihnen gut geht und sie keine Konsumzurückhaltung pflegen und so weiter.
Das Vererben schon Schulden ist also nicht so relevant. Deutlich relevanter ist der Verteilungskonflikt, der an die Folgegeneration weitergegeben wird:
[…] man kann also sagen, dass die alte die junge Generation über die Vererbung von Forderungen und Verbindlichkeiten mit einem Verteilungskonflikt belastet. Der Konflikt verläuft zwischen jenen, die (Netto-)Forderungen erben, und jenen, die mit (Netto-)Schulden belastet werden […]
Ausflug zu einer Dönerbude | Gestern Abend fuhr ich eineinhalb Stunden zu einer Dönerbude im Süden Düsseldorfs – und eineinhalb Stunden zurück. Die Deutsche Bahn hatte den Reiseleiter dort ausgesetzt: Streckensperrung, Bahn-Kollaps, alles dicht auf den Gleisen, nichts ging mehr. Während ich an den beiden Vortagen noch irgendwie durch den Bahnkorridor kam, blieb für ihn nur eins: mit dem Auto abgeholt werden. So fuhr ich drei Stunden durch Dunkelheit und Regen. Welchem CSU-Verkehrsminister darf ich das in Rechnung stellen?
Habemus Carrum | Ich könnte die Geschichte vom Ende her erzählen, nämlich dass ich den Kaufvertrag für ein Auto unterschrieben habe – nach zähen Wochen vergeblicher Bemühungen. Oder ich beginne in der Mitte, als gleich mehrere Autoverkäufer sich vor mir versteckten. Oder ich erzähle vom Anfang her, als ich frohgemut loszog, um ein E-Auto zu kaufen.
Wo auch immer ich die Geschichte beginne, die Quintessenz bleibt die gleiche: Die Autohäuser im Ruhrgebiet scheinen kein Interesse zu haben, Autos zu verkaufen. Lieblose Inserate, aus denen man mittels Str+F und KI die wesentlichen Ausstattungsmerkmale herausfiltern muss, unbeantwortete E-Mails, Hinterhertelefonieren, Rückrufversprechen ohne Rückruf, schließlich Antworten auf Fragen, die man nicht gestellt hat – dafür keine Antworten auf gestellte Fragen, keinerlei Interesse am Kundenbedürfnis und insgesamt eine aus allen Poren strömende Verkaufsunlust, vor der man den Hut ziehen möchte. Ich korrespondierte mit Frau Herzbruch, die jüngst ein Auto kaufte und der es ebenso erging wie mir. Ich mutmaßte, dass die Autohäuser so etwas wie eine Bushaltestelle in einem Demenz-Dorf seien: Sie sind zwar vorhanden und begehbar – doch so wie an der Bushaltestelle nie ein Bus kommt, kann man in den Autohäusern in Wirklichkeit kein Auto kaufen. Frau Herzbruch entgegnete: Möglicherweise seien Autohäuser auch „der Ort, wo mittelalte Buchhalter tagsüber hingehen können, wenn sie sich nicht trauen, ihren Frauen zu beichten, dass sie vor Jahren entlassen worden sind“.
Wie dem auch sei, nach mehreren zähen Versuchen – alle angefragten Fahrzeuge wollte ich tatsächlich erwerben, einmal wollte ich nur Allwetter- statt Sommerreifen (nicht kostenlos!), die anderen Male lediglich eine zusätzliche Auskunft -, landete ich bei einem jungen Verkäufer in Bochum, der all das hatte, was seinen Berufskollegen fehlte: Empathie, Witz, Charme, Kommunikationsfreude, türkische Familiengeschichte und Spaß am Verkaufen. Wir kamen sofort ins Geschäft. Ich fahre nun bald einen Volkswagen ID.3.
Dass ich vom Tesla Abstand nehme, liegt nicht am Tesla, sondern an der Leasingfirma des Teslas. Es gab einige Unstimmigkeiten und ich habe den begründeten Verdacht, dass man mich übers Ohr haut. Die Firma hat daraufhin versucht, einseitig den Vertrag zu ändern, zu eigenen Gunsten natürlich („Wir haben den Passus im Vertrag entsprechend geändert, so dass er nun zu unserer Rechnung passt“). Das entbehrt nicht eines gewissen Humors. Ich möchte dennoch keine Geschäftsbeziehung mehr.
Also: Bald ID.3 – ich bin freudig gespannt.
Leser’innenfrage | Eine Frage aus der Themen-Vorschlagsliste: „Ich bin bald Teil eines Arbeitskreises zur Landtagswahl 2026. Es soll darum gehen, was wir tun können, damit diese Wahl möglichst demokratisch ausgeht. Leider stehe ich ziemlich ratlos vor dieser Frage, vielleicht fällt Ihnen etwas dazu ein?“
Für diese Frage gibt es bessere Expertinnen als mich; Menschen, die dazu forschen. Dennoch hier eine lose Gedankensammlung:
Das eigene Ding machen. Keine Themen von anderen aufgreifen, schon gar nicht vom rechten Rand. Nicht darauf reagieren und sich einspannen lassen. Eigene Haltung.
Kein Themenwahlkampf. Die Leute wählen keine Themen. Die meisten interessieren sich nicht für komplexe Inhalte. Sie wählen Menschen. Sie wählen Bekanntes. Sie wählen den Glauben, dass diese Person, diese Partei die beste für sie ist. Sie wählen so, dass sie sich gut aufgehoben fühlen.
Deshalb: Zuhören. Das schafft Vertrauen. Fragen stellen, die den Gegenüber von sich erzählen lassen, seiner Lebensleistung, seiner Freuden und Sorgen. Gemeinsamkeiten suchen.
Klare Wiedererkennung als Person vor Ort. Ich bin immer im gleichen Shirt rumgelaufen, bis mich alle erkannt haben.
Kein Bemühen um Gruppen, bei denen nichts zu holen ist. Wer in Jens-Spahn-Bettwäsche schläft, wird nicht Grün wählen. Wer Heidi Reichinnek fangirlt, wird nicht CDU wählen. Kein Buhlen um rechte Wählerschaft.
Es gibt Unterschiede zwischen Stadt und Land, auch in Klein- und Mittelstädten. Die Stadtkerne sind progressiver. Ich würde meine Ressourcen dort hinlenken, wo ich schon ein Basis habe.
Weniger ist mehr. Drei starke Thesen, der Rest ist Haltung und Persönlichkeit. (Natürlich hat das Wahlprogramm mehr Inhalt, schon klar. Man muss auch sprachfähig sein. Aber das Bemühen hat einen klaren Fokus.)
In Großstädten funktioniert Social Media gut, in Kleinstädten vor allem der persönliche Kontakt. Man muss beides machen, aber ich würde die Ressourcen entsprechend verteilen.
Man braucht viel Manpower. Für die meisten ist Politik aber ein Ehrenamt. Wenn nicht mehr geht, geht nicht mehr. Es gibt noch ein Leben neben der Landtagswahl.
Die sechs Wochen vorher sind relevant. Dann sollte alles vorbereitet sein. Viel eher muss nicht.
Keiner will sie haben, alle sind genervt. Aber: Plakate wirken. Denn sie machen überhaupt erstmal darauf aufmerksam, dass Wahl ist. Die Wahl ist bei vielen Menschen gar nicht präsent, selbst zwei Wochen vorher nicht. Es ist aber wichtig, viele Menschen zu mobilisieren.
Wenn rechtsextrem gesinnte Menschen an den Wahlkampfstand kommen: Position klar machen und diskutieren. Allerdings nicht, um sie zu überzeugen. Sondern die Umstehenden, die zuhören.
Kurzum: Ich würde versuchen, die demokratische Mehrheit zu mobilisieren, wählen zu gehen. Und die rechtsextreme Minderheit links (haha) liegen lassen.
Lose Gedanken | Viele Bahnfahrten: Nach Düsseldorf, nach Karlsruhe, erneut nach Düsseldorf. Zug-Stau in Köln, Notarzteinsatz, Streckensperrung, noch ein Notarzteinsatz, überfüllte Züge, blinkende Anzeigentafeln, Reissalat mit Erdnüssen im Bordrestaurant, verschlafene Schnellstrecke, viel eilige Rennerei und eine Zugbegleiterin, die sich für mich in die letzte offene ICE-Tür wirft, damit ich meine zwei Minuten Umstiegszeit in Mannheim spektakulär vollenden darf. Danke an dieser Stelle!
An den Bahnhöfen sieht man dieser Tage viel Bundeswehr-Werbung. Die Zeiten werden militärischer. Weil ich an einem Sonntag unterwegs war, begegnete ich auch vielen Soldat:innen – Menschen aus Marine, Heer und Luftwaffe mit bunt gemischten Dienstgraden.
Ich durfte in wunderbarem Ambiente zu Gast sein. Es ging um gutes Verhandeln und zugewandte, gleichzeitig klare und lösungsorientierte Kommunikation in Geschäftsbeziehungen, auch in Konflikten.
Das Jahr 2026 wirft seine Schatten voraus: Wir haben einen neuen Familienkalender. Ich erfreute mich am Deckblatt, das mit Rollenklischees bricht.
Gesehen |Operation Apollo – Die Pager-Attacke des Mossad. Die ZDF-Dokumentation zeigt minutiös, wie der israelische Geheimnisdienst Pager mit Sprengstoff manipuliert, wie er eine Scheinfirma aufbaut, die Hisbollah dazu bringt, die Pager zu kaufen, und im September 2024 eine gezielte Attacke fährt, bei der 40 Hisbollah-Kämpfer sterben und 3.000 verletzt werden. Sehr, sehr sehenswert.
Gelesen |Der stille Siegeszug der Wärmepumpe. Wirtschaftlichkeit und Innovation setzen sich am Ende immer durch. Deshalb bin ich auch sicher, dass E-Autos irgendwann in der Mehrheit sein werden – wenn entsprechende infrastrukturelle Grundlagen da sind.
Schweine | Das Opa-Schwein zeigt sich gesundheitlich stabil, wird engmaschig beobachtet und gewogen und ist im Rahmen seiner charakterlichen Möglichkeiten dynamisch.
Breaking News | Der Alltag ist weiter Schweine-lastig. Es gibt ein Neu-Schwein. Dazu mehr unten.
O du fröhliche | Es ist der 10. November, und ich habe bereits zwei Weihnachtsgeschenke. Damit liege ich hervorragend im Plan. Weitere Weihnachtsgeschenke sind bereits erdacht und müssen nur noch gekauft werden. Woebi „nur noch“ relativ ist, denn das vermeintlich Einfachste erweist sich dann doch als schwierig, schließlich geht es um kleine, aber wesentliche Details, die die Bedienbarkeit erheblich zum Positiven beeinflussen.
Travelling Tailor | Am Wochenende feierte der Ladies‘ Circle 63 in Dortmund sein Gründungsjubiläum. Der LC ist eine Organisation, bei der ich lange Mitglied war und aus der man mit Beginn des 46. Lebensjahrs turnusmäßig ausscheidet. Der Club soll nicht überaltern. Greise, 46-jährige Damen können in einen Seniorenclub übergehen, den Agora Club Tangent. Ich habe diesem Moment entgegengefiebert, denn schon aus der Ferne war zu sehen, wie viel Spaß die alten Damen haben.
Es war eine Veranstaltung in Abendgarderobe. Der Reiseleiter investierte in einen neuen Anzug, der ihn hervorragend kleidete. Dennoch fühlte er sich zwischenzeitlich underdressed, als wir auf einen Menschen mit einem interessanten Beruf trafen: Travelling Tailor, reisender Schneider. In Wirklichkeit schneidert er allerdings nichts, sondern lässt schneidern. Nur reisen tut er tatsächlich: zu seinen Kunden – gendern nicht notwendig, es sind ausschließlich Herren. Er reist zu ihnen ins Büro, ins Hotel, auf Fincas und Mittelmeerinseln, auf Schiffe und andere Kontinente, um sie vor Ort zum perfekten Anzug zu beraten, sie zu vermessen, Stoffe und Schnitte zu besprechen, Espresso zu trinken und wieder nach Hause zu fahren, um den Anzug schneidern zu lassen. Ist man einmal vermessen, muss der reisende Schneider nicht mehr reisen, es sei denn, man wünscht es. Dann kommt er dennoch, man parliert, schaut auf Stoffe und er versprüht allgemeines Wohlgefühl. So ein Anzug, Sie ahnen es, kostet ein bisschen mehr als bei C&A, auch mehr als beim Herrenaustatter. Es ist eine individualisierte Serviceleistung, die in einem Kleidungsstück mündet und gleichzeitig vieles für die Seele bietet. Es war ein interessanter Austausch, ein sympathischer, bodenständiger Mensch, ein Einblick in eine andere Welt.
Erstaunlicherweise wurde an dem Abend kaum getanzt. Normalerweise handelt es sich um eine sehr tanzaffine Gesellschaft. Das ließ mich darüber nachdenken, welche Dynamiken auf einer Party zu Tanzaktivitäten führen. Gibt es dazu Studien?
Groupies | An dem Abend wurde ich aufs Kännchenblog angesprochen. Der Parship-Beitrag und der Beitrag mit dem Käse seien legendär. „Welcher Beitrag mit dem Käse?“, fragte ich. – „Na, der mit dem Käse!“ Ich musste suchen gehen. Es war wohl dieser gemeint.
Kulinarisches | Ich war spontan Tamilisch essen. Unbekanntes Terrain – würzig und gut. Beim nächsten Mal nehme ich ein Gericht mit mehr Teigwaren-Anteil und weniger Reis. Und mehr von dem weißen und dem gelben Zeug.
Am Wochenende habe ich außerdem Kaiserschmarrn gemacht. Im Urlaub in Garmisch haben wir verschiedene Kaiserschmarrn- Manufakturen getestet, zeitgleich postete Jule Lobo auf ihrem Instagram-Account ein Kaiserschmarrn-Rezept. Das konnte kein Zufall sein, das war eine Aufforderung für eigene Kaiserschmarrn-Aktivitäten.
Grandios einfach, sehr lecker, die Familie mochte es auch. Zutaten: 150 Gramm Mehl, 4 Eier, 380 Milliliter Milch. Eier trennen, Eiweiß steif schlagen. Eigelb, Mehl und Milch vermengen. Eiweiß unterheben. In einer Pfanne Butter schmelzen, mittlere Hitze. Teig reingeben und zehn bis fünfzehn Minuten zugedeckt ziehen lassen. In Stücke zerteilen und umdrehen. Zwei Esslöffel Zucker darauf geben und karamellisieren. Fertig. Mit Puderzucker servieren.
Lesung | Am Freitag in einer Woche – 21. November – lese ich in der Halterner Stadtbücherei. Das heißt: Ich lese nicht nur, ich erzähle auch viel – über Käte Paulus, die Erfinderin des Paketfallschirms, über ihre Auftritte in ganz Europa, über ihre Rolle im Ersten Weltkrieg, über die Geschwindigkeit von technologischen Entwicklungen, über was, was sie mit der Gesellschaft macht und warum Fahrradfahren viel mit Emanzipation zu tun hat. Kommt zahlreich! Hier gibt es Tickets.
Schweine | Wir haben ein Neuschwein, es heißt Finja. Eine alte Dame, sechs Jahre alt.
Finja war Teil einer Schweine-Community, die nach und nach verstarb. Am Freitag erwischte es die letzte Kameradin: erlegt von einem Terrier, gezielter Nackenbiss, sofort tot. „Sie konnte nicht einmal mehr fiepen!“, so Augenzeugen. Finja ist seither Witwe und psychisch angeschlagen. Von zwei Seiten wurde ich angeschrieben, ob ich nicht ein Zuhause wüsste, zwinki zwonki. Wir erübrigten uns und Finja zog ein.
In der Vergesellschaftung von Schweinen ist alles drin, was eine gute Geschichte braucht: Neid, Missgunst, Drama, Zuneigung, Tragik, Gewalt. Lassen Sie sich nicht täuschen von den niedlichen Bildern: Die Viecher sind Bestien, wenn es um die Rangordnung geht.
Nach einem Tag erste Anzeichen eines Waffenstillstands: Die Jungschweine haben Finja adoptiert. Mit dem Pionierschwein – bis dato der Boss – gibt es weiterhin Kämpfe, man geht sich jedoch vermehrt aus dem Weg oder knurrt sich an. Der Dicke hockt im Häuschen und ist genervt von den zänkischen Weibern. Am Abend erstes gemeinsames Grasen.
Der Dicke hatte heute einen letzten Arzttermin und wurde als gesund entlassen.
Situation | „Hättest du gewonnen“, sagte der Reiseleiter beim Frühstück, während er in der Tageszeitung blätterte, „wäre gestern dein erster Tag als Bürgermeisterin gewesen.“ Er biss ins Brötchen. „Aber mit dem kranken Schwein wäre das natürlich nicht gegangen.“
„Ich hätte es mitnehmen müssen“, sagte ich. „Wir wären gemeinsam vereidigt worden.“ Mit einem Meerschwein unterm Arm hätte ich auf die Verfassung geschworen.
Zu Beginn der Woche war die Tierärztin noch sorgenvoll. Da sei etwas im Schweinehals, das auf die Speiseröhre und den Kehlkopf drücke – im besten Fall der weiter abheilende Abszess, im schlechtesten Fall ein Tumor. Der Dicke konnte tatsächlich schlecht schlucken und nahm trotz großen Hungers weiter ab – außer, man reichte ihm Brei an. Er konnte auch nicht pfeifen. Immer, wenn er ansetzte, kam nur ein „Pffff“ aus seiner Kehle. Würdelos.
Wir spülten und päppelten also weiter. Er bekam nur das Beste zu knabbern: von der Paprika das Kerngehäuse, vom Brokkoli die zartesten Röschen, dazu Heubrei. Ein Schwein mit Pflegegrad Zwei – vor meinem inneren Auge formte sich eine Zukunft, in der wir ihm bis an sein Lebensende Passiertes anreichen.
Heute Wiedervorstellung in der Praxis – wir bekommen inzwischen Sondertermine und werden begrüßt mit: „Das ist ja mein liebes Schwein!“ Das große Schweinewunder ist eingetreten: Die Schwellung ist fast weg. Er bekam noch eine Ladung Kortison. Ansonsten ist er genesen. Seit zwei Tagen frisst er auch wieder allein und hält sein Gewicht.
Danke für die zahlreichen Genesungswünsche. Selbst Geschäftstelefonate begannen mit: „Bevor wir zu unserer Sache kommen … wie geht es dem Schwein?“
Es herrscht die falsche Annahme, dass viele Wähler, die früher Mitte-rechts-Parteien gewählt haben, im Herzen noch immer Mitte-rechts sind. Meine Arbeit legt aber nahe, dass diese Menschen schon vorher extrem rechts gedacht haben. Es gab nur keine Partei, die diese Positionen glaubwürdig und erfolgversprechend vertreten hat. Jetzt haben sie eine Partei, die viel stärker mit ihren wahren Ansichten übereinstimmt.
Sein Blick in die Zukunft stimmt pessimistisch:
Es führt leider kein Weg zurück in die Zeit vor der Normalisierung der AfD. Warum sollte jemand, der jetzt extrem rechte Ansichten vertreten kann, zu einer Situation zurückkehren wollen, in der diese Ansichten wieder tabuisiert sind? Und warum sollte ein Politiker einer extrem rechten Partei, der weiß, dass er jetzt gewisse Dinge sagen kann, damit wieder aufhören? Die Wahrheit, die wir anerkennen müssen, ist, dass viele Menschen so denken und dass sie ihre Ansichten so schnell auch nicht wieder ändern werden.
Leser’innenfrage | Eine Frage aus der Themen-Vorschlagsliste: „Du wirkst so angekommen in deinem Leben und resilient gegenüber eventuellen Unwägbarkeiten. Wie kommt man da hin? Vorallem, wenn man Jobwahl (fachlich) nach oder seit über 20 Jahren infrage stellt?“ Die zweite Frage verstehe ich nicht ganz. Ich fange bei der ersten an.
Ich bin jetzt 47 und habe schon einiges im Leben erlebt, habe geliebt, mich entliebt und wieder verliebt, habe mich durchs Studium bis zur Promotion gekämpft, mich selbst in den Hintern getreten, habe viel gearbeitet und dabei viel gelernt, habe Tote gesehen und im Sterben begleitet, habe mit depressiven und psychotischen Angehörigen gerungen, habe Neues gewagt, Altes zurückgelassen und hatte viele Situationen, in denen ich an meinen Grenzen war, körperlich und emotional. Dabei habe ich drei Sachen gelernt: Es geht weiter. Ich kann mich auf mich verlassen. Ich habe es in der Hand. Der letzte Satz irritiert vielleicht, denn natürlich habe ich nicht alles unter Kontrolle, was mir widerfährt. Aber ich kann entscheiden, wie ich damit umgehe.
Ich habe mich irgendwann aktiv entschieden, glücklich zu sein. Ich schaue auf das, was ich habe und bin dankbar dafür: Freunde und Familie, gutes Essen, ein schönes Zuhause, gesunde Luft zum Atmen, Natur, Sicherheit, Trinkwasser, ein gutes Gesundheitssystem, gute Bücher … – es kommt einiges zusammen, auch wenn es gerade mal nicht läuft.
Ich pflege Freundschaften – auch auf Distanz. Ich empfinde soziale Beziehungen unglaublich wichtig für die mentale Gesundheit. Das ist manchmal anstrengend, gerade wenn Freund:innen sehr verteilt wohnen, aber das Gefühl von zugehörigkeit trägt mich durch schwierige Zeiten.
Der Mist, der uns im Leben widerfährt, widerfährt uns sowieso. Es hat nichts mit uns zu tun, es ist kein Schicksal, keine Bestrafung. Das Gute allerdings widerfährt uns, weil wir es herbeiführen.
Ich bin gleichzeitig total diszipliniert und total undiszipliniert. Ich bin sehr strukturiert, priorisiere hart und organisiere mich gut – zum Beispiel im Beruf. Ich denke, Disziplin hilft, resilient zu werden: Äußere und innere Ordnung bedingen sich. Gleichzeitig sollte man gut zu sich sein und sich Pausen gönnen. Dann bin ich total undiszipliniert und lebe in den Tag hinein.
„Glückliche Menschen haben ein schlechtes Gedächtnis und reiche Erinnerungen“, sagt man. Das trifft es. Ich hadere nicht – nicht mit mir, auch selten mit anderen Menschen. Ich bin nicht nachtragend, nie gewesen. Groll belastet nur mich, nicht den anderen.
Ich vergleiche mich wenig. Eher schaue ich positiv: Was kann ich von anderen lernen?
Ich lebe fortlaufend mit Unwägbarkeiten. Allein die berufliche Situation als Selbstständige ist voller Unsicherheiten, gerade jetzt in der Wirtschaftskrise. Ich halte es für wichtig, wenn Emotion und Ratio sich die Waage halten. Es fühlt sich schlecht an, aber ist es auch schlecht? Welche guten Hinweise geben mir meine Gefühle – und wo sind sie auf dem Holzweg? Ich denke, es ist wichtig, die eigenen Gedanken und Gefühle zu lenken – nicht umgekehrt.
Ich habe mich irgendwann entschieden, wohlwollend zu sein – auch gegenüber Menschen, mit denen ich nicht auf einer Wellenlänge bin. Sie haben meist gute Gründe, warum sie so handeln, wie sie handeln. Ich muss diese Gründe nicht teilen. Aber ich rege mich auch nicht unnötig darüber auf, sondern versuche, emotional unabhängig zu bleiben. Das spart eine Menge Energie.
Ich bin ein Mensch, der Gelegenheiten ergreift und Herausforderungen mag. Passiert länger nichts, wird mir langweilig. Ergibt sich eine Möglichkeit, schaue ich sie mir an. Oft ergreife ich sie. Dadurch haben sich schon viele tolle Dinge ergeben, ich habe unglaublich viel gelernt und tolle Menschen kennengelernt. Und wenn ich Zweifel hatte, ob ich etwas schaffe, denke ich mir: „Es gibt jemanden, der mir das zutraut. Also muss etwas dran sein.“
Hat das auch die zweite Frage beantwortet? Falls nicht, einfach nochmal nachfragen.
Und sonst | Konzert in Köln. Wir haben The Offspring bei der Berufsausübung zugehört. Das war schön.
Wir sind inzwischen einem Alter, in dem wir hoffen, dass „viele alte Lieder“ gespielt werden.
Schweine | Das obligatorische Schweine-Schlussbild jenseits der aktuellen Gesundheits-News: Man flaniert wieder gemeinschaftlich.
Schweine | Ich beginne ausnahmsweise in umgekehrter Reihenfolge: mit den Schweinen. Die vergangene Woche war dadurch geprägt, dass ich täglich ein Loch in ein Meerschwein bohrte, eine Kanüle reinsteckte und es ausspülte. Aber von vorn.
Als wir aus Garmisch heimkamen, schaute ich unseren Best Ager an und dachte: Irgendwas stimmt nicht. Der Dicke, der gar nicht mehr dick war, hatte eine große Beule am Hals. Ich packte ihn in eine Box und stellt ihn seiner Hausärztin vor. Er war sehr schlecht gelaunt.
Diagnose: Abszess im Kiefer. Die Ärztin holte eine Assistentin, rasierte dem Dicken den Hals, besprühte ihn mit Eisspray und schnitt ihn auf. Grüne, übel riechende Flüssigkeit sprudelte aus dem Schwein, ein wahrer Fluss, es tropfte vom Behandlungstisch auf den Boden. Ich plante parallel seine Beerdigung, denn meine Güte: Das Dramaschwein, die Götter haben es selig, verstarb an Geringerem – und zwar deutlich jünger. Der Dicke ist immerhin fast sechs, ein gesegnetes Alter für ein Schwein.
Nach der Behandlung packte ich den Patienten ein, bekam Schmerzmittel und eine Lösung mit, um die Wundhöhle zu spülen, Spritzen, Kanülen und Päppelbrei – 1,5 Milliliter hiervon, 10 Milliliter davon, 60 Gramm davon. Schielend und schicksalergeben saß er in seinem Kasten. Ich trug ihn zurück nach Hause. „Ist er tot?“, fragten die Kinder. Sie hatten sich schon von ihm verabschiedet und ihm vor dem Arztbesuch finale Erbsenflocken gegeben. „Nein“, sagte ich. „Aber es wird schwierig.“
Seither spüle ich täglich das Schwein, eine Tätigkeit, die uns allen viel abverlangt. Der Reiseleiter hält es im Zwangsgriff, ich steche die Wunde auf, schiebe die Spritze rein, spüle die Wundhöhle und massiere sie aus. Niemand will das, zuvorderst das Schwein. Die Prozedur zeigt jedoch Wirkung: Seit gestern braucht der Dicke keinen Päppelbrei mehr, hält sein Gewicht, zeigt normales Schweineverhalten und sogar eine leidliche Genervtheit, was ich als gutes Zeichen werte.
Zwischenzeitlich gab es ein zweites Sorgenschwein. Während der Dicke stationär lag, hatte das Pionierschwein einen Moralischen. Als ich morgens den Stall öffnete, rannte es auf die Wiese, setzte sich neben die Gartenliege, blieb dort und starrte ins Leere. Über Stunden bewegte es sich nicht, keinen Millimeter, fraß nichts, reagierte auf nichts. Vor allem wollte das Schwein nicht zurück in den Stall, ums Verrecken nicht.
Ich jagte es halbherzig durch den Garten. Es versteckte sich zwischen den Blumen und starrte regungslos weiter.
Am Abend fing ich das Schwein mit einem billigen Trick, damit der Fuchs es nicht tat. Am Abend des zweiten Tages – es hatte wieder den ganzen Tag in den Blumen gesessen, psychisch instabil – das Gleiche. Diesmal setzte ich allerdings den Dicken dazu. Das Pionierschwein kuschelte sich an ihn, gemeinsam verschwanden sie in einem Häuschen, der Rest ist privat. Seither verhält es sich wieder normal. Meine Güte!
Stadtbild | Nur ein Absatz von mir zur Stadtbild-Debatte – ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt etwas schreibe.
Das Wesen europäischer Städte ist seit jeher Vielfalt. Zuwanderung und Diversität haben uns Wohlstand und Innovationen gebracht – man denke nur an die Hansestädte, die davon lebten (und leben), dass sie Menschen anziehen. Was sich aktuell zeigt, ist verfehlte Stadtentwicklungspolitik: Wir erleben schon seit vielen Jahren zu wenig Fortschritt, weil die Kommunen unterfinanziert sind, weil sie nicht in die Lage versetzt werden, ansprechende Quartiere mit guter sozialer Durchmischung, bezahlbarem Wohnraum und guten Freizeiteinrichtungen zu schaffen, weil Straßen zerbröseln, weil es in Schulen reinregnet, weil Kitas und Ganztagsangebote zu knapp besetzt sind, um wirklich zu fördern, und weil die Städte keine Handlungsspielräume haben, gute Integrations- und Sozialpolitik zu gestalten. Die Menschen erleben: Für mich und mein Umfeld ist kein Geld da, ich bin es nicht wert. Die Menschen erleben auch: Wer sich fehlverhält, erfährt keine Konsequenzen – aus Mangel an Personal, aus fehlendem Handlungsspielraum heraus. Das treibt lokale Problemlagen. Was wir brauchen, ist die Chance, unsere Städte im europäischen Sinne zu gestalten: innovativ, nach vorne gewandt und förderlich für die Menschen, die dort wohnen. Das schließt mit ein, neue Wege zu gehen, auch gegen Widerstände: den Menschen Raum zu geben statt den Autos, Gemeinschaft zu schaffen, die Städte inklusiv und barrierefrei zu gestalten, lokale Kleinunternehmer’innen zu fördern, Familien und Kinder ins Zentrum zu holen, Bildungs- und Kulturangebote zu stärken, Intergration zu unterstützen und konsequent zu lenken – im Sinne der Gemeinschaft. Aktuell haben wir nicht einmal Geld für das Notwendige, geschweige denn für das Schöne. Das zu ermöglich, wäre die Aufgabe der Bundesregierung, des Kanzlers. Von dort kommt nichts als populistische Restriktionspolitik – ohne Gestaltung, ohne Zukunftszugewandtheit.
Garmisch-Partenkirchen | Der letzte Urlaubstag sei hier noch dokumentiert, Chronistenpflicht. Wir beschlossen, mit der Bergbahn auf die Alpspitze zu fahren. Die Kinder wollten Schnee erleben, wilde Wanderungen unternehmen und Klettertouren in hoher Höhe machen. Erstes beschieden wir positiv, Zweites und Drittes negativ mit Verweis auf den Instagram-Account der Grainauer Bergwacht und dort vorhandene, eindrückliche Reels von Rettungsaktionen.
Wir fuhren also hinauf. Es stellte sich als gute Idee heraus. Allein das Hochfahren entlang der hohen Felswände war ein Erlebnis. Oben war alles verharscht, Wind wehte, nur wenige Wege waren begehbar. Wir taten, was man tun konnte, liefen ein wenig herum, die Kinder warfen Schneebälle, machten kleine, ungefährliche Rutschpartien.
Wir fuhren hinab zur Hochalm. Dort kein Schnee und Eis. Beschwingten Schrittes liefen wir den halbstündigen Weg zur Kreuzeckalm, genossen den Fernblick, und fuhren wieder ins Tal. In der Stadt hatte ich tags zuvor einen Tisch in einem trutschig-hübschen Café reserviert. Dort trafen wir eine Bloggerin nebst Gatten, aßen Kuchen und Strudel, tranken Kaffee und Kakao und unterhielten uns gut.
Am nächsten Morgen reisten wir früh ab, der Nebel lag tief im Tal.
Noch vor sieben Uhr waren wir am Bahnhof. Der Zug stand schon dort; wir setzten uns hinein und packten unser Frühstück aus. Pünktlich kamen wir in München an und wechselten in den ICE Richtung Essen. Zwischen Würzburg und Aschaffenburg dann Personen im Gleis und eineinhalb Stunden Warten. Danach ging es weiter. Gegen 16 Uhr waren wir daheim.
Vergnügliches Wochenende | Drei vergnügliche Erlebnisse an zwei Tagen: Ich traf mich mit den Dortmunder Handballveteraninnen. Wir frühstückten in einem gemütlichen Café in Essen türkisch-arabische Speisen in deutschem Oma-Ambiente, das gefiel mir gut. Am Abend fuhren der Reiseleiter und ich ins Schlosstheater nach Münster und sahen uns den Bruce-Springsteem-Film Deliver Me From Nowhere an. Tolle Schauspielleistung von Jeremy Allen White und Jeremy Strong, dazu weiche Kinositze. Das gefiel mir auch gut.
Auf dem Weg zum Kino entdeckten wir, dass Send ist, Kirmes. Am nächsten Tag fuhren wir nochmal nach Münster. Wir wollten zwei Dinge tun: Riesenrad fahren und einen guten Barrista-Kaffee trinken. Im Riesenrad war es super, und der Kaffee war nicht nur gut, er war sensationell, ebenso der Kuchen, ein Kürbis-Cheese-Cake.
Ein Wochenende powered by Deutschlandticket, sehr kommod.
Gelesen | Gerhard Kebbel: Eine andere Geschichte. Die Handlung: Toni, Literaturstudentin in der Sinnkrise, nimmt einen Job im Altenheim an. Dort trifft sie auf Demian Ritter – einen charismatischen alten Mann mit faszinierenden Geschichten aus seinem Leben. Doch je tiefer Toni in Ritters Vergangenheit eintaucht, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Wahrheit und Erfindung. Toni und ihr Freund Anselm, ein Wirtschaftsprüfer, versuchen, Ritters Geheimnissen auf die Spur zu kommen, und geraten dabei in einen Strudel aus Geschehnissen, die alles in Frage stellen, was ihr Leben ausmacht.
Die Anlage der Erzählung ist vielversprechend. Mit zunehmendem Fortgang mäandert sie jedoch recht ziellos zwischen Beziehungsroman, Wirtschaftskrimi und Coming-of-Age-Geschichte, und die Spannung zerfällt in Detailverliebtheit. Hier und da haben sich Rechtschreibfehler eingeschlichen, eine Person wechselt den Namen. Als ich nachsah, stellte ich fest: Das Buch ist im Selbstverlag erschienen. Ein Lektorat hätte ihm gut getan.
Wanderungen | Was ich an Bergen faszinierend finde, und das klingt zugegebenermaßen etwas skurril, ist, dass sie einfach so aus dem Boden wachsen. Vor einem liegen Felder, stehen Bäume, jemand hat ein Haus gebaut, und plötzlich erhebt sich dahinter die Welt, zweitausend Meter hoch, völlig ohne Grund. Ich meine, natürlich gibt es einen Grund, Plattentektonik und so, das wissen wir alle, die wir einigermaßen wach waren in der Schule, aber dennoch: Sie sind einfach so da. Manchmal stehen sie arg im Weg, die Berge, völlig unpraktisch, ein anderes Mal passen sie ganz gut, gerade wenn sich mehrere von ihnen aneinanderreihen und ein hübsches Gebirge bilden; dann hat man den Eindruck, es ergebe irgendwie Sinn.
In den vergangenen Tagen hat es wild geregnet, in den Bergen schneite es, und tags darauf, als die Sonne wieder schien, hatte man den Eindruck, als wollten die Berge sagen: Seht her, wir können es in Grün, in Grau und in Weiß! Die Touristen liefen durchs Tal und fotografierten die unterträglich idyllische Kulisse: Im Vordergrund Häuser, traditionelle Bauten mit Holzbalkonen und Schnitzereien, mit Geranien und religiösen Gemälden, das ganze Foto reine Folklore. Andere Menschen liefen die Berge hinauf und fotografieren von dort: Im Tal die kleine Stadt, im Hintergrund die Berge, heimelig bewaldet oder romantisch verschneit. Das waren wir.
Bei Antritt unserer Reise war die Wettervorhersage übel gewesen: Sieben Tage Regen, sechs Tage wilder Wind, nichts, was man dauerhaft aushält, vor allem nicht mit drei Teenagern in einer Ferienwohnung. Doch jeden Tag gab es Sonnenstunden, und jeden Tag konnten wir rausgehen und uns auslüften.
Wenn man in Garmisch-Partenkirchen ist, muss man durch die Partnachklamm laufen, egal wie oft man schon dort war. So will es das Gesetz. Also wanderten wir durch die Klamm, staunten und studierten alte Geschichten über die Holztrift, den Transport von Holzstämmen durch das Wasser der Schlucht. Hinter der Klamm stiegen wir in engen Schleifen hinauf auf den Eckbauer. Auf der Außenterrasse verköstigten wir Kaiserschmarrn und schauten auf die Berge, als justament Herr Stör ums Eck kam – er ist den meisten von Ihnen bekannt durch 16 Stunden Leid in Hamburg. Ein großes Hallo!
Kaiserschmarrn gab es noch ein weiteres Mal auf, nämlich auf der Tannenhütte, man braucht schließlich einen Vergleich. Der Tannenhütten-Kaiserschmarrn punktete durch die Absenz von Rosinen, auf dem Eckbauer war die Menge an Apfelmus auskömmlicher.
Einen dritten Wandertag verlebten wir kaiserschmarrnlos auf der Ruine Werdenfels. Wir begnügten uns mit Broten.
Friedhof | Wir besuchten auch einen Friedhof. Immer, wenn ich länger in fremden Städten bin, gehe ich auf einen Friedhof. Dort werden die Geschichten des Ortes erzählt – solche, die geschehen sind, solche, die vielleicht geschehen sind, und solche, die sicher nicht geschehen sind, die aber hätten geschehen können.
Geschichten, die geschehen sind, sind die vom Koserseppl, dem, so steht es auf dem Grabstein, Erstbesteiger des kleinen Waxensteins, und die von Anton Buchmeister, dem Schuhmachermeister, und Elisabetha, der, so ist es graviert, Schuhmachermeistersgattin. Direkt daneben befindet sich das Grab einer Bäckersgattin, deren Sohn in Griechenland verblich, kriegsbedingt. Wiederum daneben begegnen man einem Lohnkutschereibesitzer und seiner Lohnkutschereibesitzersgattin. „Es handelt sich um ein Lohnkutschereibesitzergattinnengrab“, konstatierte der Reiseleiter.
An anderer Stelle fragt man sich, und da wird es fantastievoller: Welch ein Mensch war wohl der Ostler Josef, genannt Duschn Seppl? Was hat sein Sohn, der Ostler Josef junior, der Duschn Sepp, ohne L, erlebt? Warum heißt er genauso wie der Koserseppl, der Erstbesteiger, der auch ein Ostler Josef war – ist das Zufall? Die Schuhmachersgattin Elisabetha war ebenfalls eine geborene Ostler – wie hängt das alles zusammen? Kannten die Ostlers wohl den Gretschn Hanne, der ein paar Meter weiter ruht – und wenn ja, mochten sie ihn oder eben grad nicht?
All diese Menschen, all diese Fragen liegen dem Besucher zu Füßen, im Wortsinne liegen sie da, die Leute und die Geschichten, und man möchte sie kennenlernen.
Leser’innenfrage | Eine Frage aus der Themen-Vorschlagsliste: „wie stehst du zu alles anderen außer heterosexualität? wie ist es in deinem freundeskreis? ich habe bei mir festgestellt, dass 100% anteil an hetero paare im freundeskreis nicht zu der statistik passen. ich werde meine bisexualität jetzt etwas mehr publik machen. vielleicht gibt das anderen die kraft die sie brauchen. lg aus berlin.“
Ich habe Menschen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, die bisexuell sind, die schwul sind, die lesbisch und die hetero sind. Mir ist wichtig, dass all diese Menschen glücklich sind – ob mit einem Mann, einer Frau, mit Männern und Frauen, mit nonbinären Menschen, ob sie selbst nonbinär sind, Transmann, Transfrau oder cis, all das lasse ich bei ihnen. Ich freue mich, dass ich Teil ihres Lebens sein darf; ich freue mich, wenn wir über unsere Gefühle sprechen und wenn wir unsere Gedanken austauschen – manchmal zur sexuellen Idenität, meistens nicht. Denn, seien wir ehrlich, so spannend ist die Frage nicht, welches Geschlecht man präferiert. Viel spannender ist, was in einer Beziehung wichtig ist, warum manch einer lieber keine hat, andere dafür umso lieber, was gerade so los ist im Leben der Freundinnen und Freunde, wie es ihnen geht, welche Gedanken und Gefühle sie umtreiben und ob sie Waffeln lieber mit oder ohne Kirschen mögen.
Ich war so frei und habe die Frage an einen engen Freund weitergeleitet. Seine Antwort:
„Mach dem Jungen mal einen Teller Suppe warm, ich glaube der hat Hunger.“ Das waren die Worte meines Vaters an seine jetzige Frau, nachdem ich ihm erzählt habe, dass ich mich in einen Mann verliebt habe. Niemand, wirklich niemand hat mir etwas Böses gesagt, nachdem ich mich bei ihr oder ihm geoutet habe. Ich hatte mir völlig umsonst mein Outing in den schlimmsten Szenarien vorgestellt.
Nach der Suppe war die drängelte Frage meines Vaters, wie ich das über 48 Jahre ausgehalten habe, mein eigenes Ich zu unterdrücken. Er wollte wissen, warum ich mich dermaßen gequält habe. Das war seine einzige Sorge. Das ist jetzt ca. ein Jahr her. Eine Antwort habe ich bis heute nur bedingt. Ich bin nach der Scheidung meiner Eltern bei meiner Mutter aufgewachsen, und in der Familie gehörte es zum guten Ton, Witze über Schwule zu machen. Es war dort einfach nicht präsent, dass es abseits des traditionellen Familienbildes auch andere Lebens- oder Partnerschaftsmodelle gab. Auch in meinem Beruf als Soldat wollte ich nicht aus der Reihe tanzen und ließ diesen Teil von mir, der Männer und Frauen gleichermaßen sexuell anziehend fand, lieber im Dunkeln. Es gibt zwar immer mehr queere Soldatinnen und Soldaten, die dazu stehen. Aber ich würde auch heute noch sagen, dass es unter Umständen besser ist, wenn im Kreis der Kamerad*innen nicht alles Private bekannt ist.
Nur irgendwann kommt der Punkt, da kannst du nicht mehr dauend unterdrücken. Es schreit in deiner Seele und will raus. Und dann kam in meinem Fall einfach nur der richtige Mann zum Verlieben. Einfach so, ohne Vorwarnung. Und dann musste ich mich entscheiden. Er sagte zu mir den einen Satz, der für mich alles verändert hat: „Niemand wird an Dein Sterbebett kommen und sagen: Herzlichen Glückwunsch dafür, dass Sie so ein vorbildliches hetero-normatives Leben gelebt haben. Hier ist Ihre Medaille.“
Ich habe durch das Unterdrücken meiner Sexualität Menschen verletzt. Ich war zu den Frauen in meinen bisherigen Beziehungen nicht ehrlich. Das war einfach nicht fair. Das Unterdrücken meiner Bisexualität hat anderen, aber insbesondere auch mir Schaden zugefügt. Und daher kann ich aus heutiger Sicht nur sagen: Outen. Nicht unterdrücken. Zu sich selbst stehen. Sonst wird es in unserer Gesellschaft nie zur Normalität gehören.
Geguckt | Gemeinsam mit den Kindern: Gratwanderung – Zum Tode von Laura Dahlmeier. Während des Urlaubs kamen immer wieder Fragen zu Laura Dahlmeier, zu ihrer Wander- und Kletterleistung, zu ihren Todesumständen und warum sie nicht geborgen werden konnte. Ich habe sie geduldig beantwortet, denn ich finde es einerseits wichtig, den Tod als Teil des Lebens zu verstehen, andererseits konnten wir gut besprechen, dass Berge gefährlich sind, selbst für absolute Profis, und dass man besonnen und gut vorbereitet sein muss, wenn man in eine Bergtour startet.
Schlappenstunk – The End | Zunächst zu der Angelegenheit, die hier auf reges Interesse stieß: Die Badeschlappen und ich gehen getrennte Wege. Das hat nichts mit Ihren hervorragenden Tipps gegen Schlappenstunk zu tun – vielen Dank dafür! Ich hätte sie allesamt gerne ausprobiert. Die Sache ist nur: Als ich für einen letzten Saunabesuch in die Schlappen stieg, löste sich die Innensohle und ich schlitterte durch den Wellnessbereich wie ein hüftkranker Pinguin. Bei näherer Begutachtung zeigte sich, dass außerdem beidseitig die Riemen eingerissen waren. Das waren zwei Gründe zu viel, um gemeinsam weiterzureisen. Ich beerdigte die Schlappen im Mülleimer des Hotelzimmers. Ich kann Ihnen also leider keine Auskunft über die Wirksamkeit der Ratschläge geben.
Eckkopf | Mein letzter Tag in der Pfalz bescherte hervorragendes Wanderwetter. Ich brach auf, um den höchsten Berg der Gegend zu begehen, den 500 Meter hohen Eckkopf. Anschließend lief ich in weiter Runde den Berg hinunter und kehrte für einen Zwiebelkuchen und eine Traubenschorle ein. Dann lief ich durch die Weinberge nach Hause. Ein toller Abschluss.
Fahrt nach Garmisch | Am nächsten Tag fuhr ich erst nach Neustadt, von dort nach Mannheim und von Mannheim nach München. Schräg vor mir saß eine alte Dame: „Das ist das erste Mal, dass ich allein Zug fahre.“ Sonst habe sie immer jemanden an ihrer Seite gehabt, aber nun, mit 86, sei es an der Zeit für mehr Wagemut. Ihr Sohn habe sie vor der Fahrt mit den relevanten Apps versorgt. Jedoch fehle ihr noch die Übung. Ihre Nebensitzerin gab ihr eine Bahn-App-Schulung. Sie: „Na, wenn es so einfach ist, dann ist es ja einfach!“
Der Verkaufsautomat am Bahnhof in Deidesheim war übrigens deutlich anders bestückt als die Automaten im Ruhrgebiet: Statt Snickers und Energie-Drinks gibt es Wein, Sekt und Konserven mit Blutwurst. Und Gläser! Es werden tatsächlich Gläser verkauft.
In München-Pasing traf ich auf den Reiseleiter und die Kinder. Sie saßen bereits im Zug, angereist aus Haltern. Gemeinsam fuhren wir nach Garmisch und bezogen unsere Ferienwohnung. Schnelles Wäschewaschen, und der Domizilwechsel war vollzogen.
Gelesen | Marschlande von Jarka Kubsova. Britta ist gemeinsam mit ihrer Familie in die Marschlande vor die Tore Hamburgs gezogen und fremdelt. Abelke lebte dort vor fünfhundert Jahre zuvor. Eine parallele Erzählung zweier Frauenleben. Gute Urlaubsunterhaltung.
Urlaub | Bis zum Abend benötige ich durchschnittlich sieben Worte: „Eine Latte Macchiato, bitte“ und „Eine Traubensaftschorle. Danke.“ Ersteres spreche ich beim Frühstück, zweiteres wenn ich auf meiner Wanderung zur Rast anhalte. Nur fürs Abendessen benötige ich mehr.
Fünf Tage bin ich hier. Motto: Wellness, Wandern, Wein, wenig Worte. Es ist wunderbar.
Man stellt mir täglich ein Menü zusammen, drei Gänge, so habe ich es gebucht. Jeden Abend sind Abstimmungen vonnöten, denn jeden Abend mag ich keine Pilze. Um die Anzahl der Worte zu begrenzen, fragte ich zu Beginn meines Aufenthaltes, ob man ein Briefing zu meinen Vorlieben und Abneigungen wolle – etwa, um inmitten der Pilzsaison die Pilzsache abzuhandeln, und auch, damit ich nicht nörgelig wirke. Man wollte nicht, „wir schauen einfach jeden Tag“. Das führt täglich zu fünfzig zusätzlichen Worten. Alles in allem sind es jedoch immer noch ausreichend wenig, um mich von meiner Übermenschung zu erholen, und das Essen ist, von Pilzen befreit, vorzüglich.
Underdressed | Die Menschen in meinem Hotel sind allesamt absurd chic angezogen, schon beim Frühstück. Heute Morgen raschelten vier Damen in schwarzen Paillettenkleidern durchs Buffet, als gingen sie vom Croissant direkt in die Oper.
Das restliche Publikum ist morgens wie abends ein Showroom der Appelrath & Cüpper Cashmere & Loungewear Highlights: geschmeidige Pullover, Seidenblusen, Popelinhosen, Culottes und schwingende Röcke, die Herren in Chinos mit Lederschuhen oder van-Bommel-Sneakern, der Pullover über die Schultern gelegt, altersbedingt auch zweireihige Sakkos.
Ich fühle mich hart underdressed und versuche, meinen mangelnden Stil mit guten Manieren wettzumachen, immer an William Hanson denkend.
Wein | Wein ist das beherrschende Thema des Ortes. Wo man geht und steht: Weinberge, Weingüter, Weinranken, Weinstüberl, Vinotheken, ein Weinbach. Und Weinbauern.
An einem der Abende wagte ich es, keinen Wein, sondern ein alkoholfreies Weizen zu bestellen, ich hatte Durst. Man sah mich an – nur der Wunsch nach Fanta wäre abschätziger bedacht worden.
Zum Dessert mochte ich dann doch einen Wein. Man bot mir an, blind drei Rieslinge der örtlichen Weingüter zu verkosten. Ich nahm einen Schluck vom ersten und sagte: „Von Buhl.“ Das war leicht herauszuschmecken, ich finde ihn muffig. Der Sommelier legte den Kopf schief, hob die Augenbrauen und nickte, deutete auf die anderen beiden. Ich probierte, tippte ans zweite Glas und sagte: „Der schmeckt am besten.“ Es war der teuerste, Ruppertsberger ReiterpfadRiesling trocken, ein – Zitat aus dem Verkaufsprospekt – „Solist auf hohem Niveau“ mit „eleganter Mundfülle“. Ich trank ein Viertele, aß lauwarme Portweinfeigen mit Pistazieneis und Sabayone dazu, war beschwipst und ging danach ins Bett.
Der Ort ist eine pittoreske Ansammlung von Sträßchen und Gässchen, Fachwerk und alten Bauernhäusern. Es gibt Brunnen und Schänken, Palmen und Südfrüchte. In Gärten und an Mauern wachsen abstrus große Feigenbäume.
An den Ort schließen Weinberge an, auf die Weinberge folgt Wald. Geht man in den Wald hinein, kann man mit angenehmer Steigung wandern. In Kreiseln und Zirkeln winden sich weiche Wege hinauf auf den Kirchberg, den Kehrberg, den Sommerberg und den Eckkopf, man trifft auf Kapellen, Bänke und Denkmäler – und Kastanien. Allerorten fallen sie aus der Höhe herab, ein Rascheln kündigt es an, dann schlagen sie dumpf auf dem Waldboden auf. Man sollte Helm tragen.
Ich lerne, dass Kastanien hier Keschde heißen und dass es weiter südlich einen Keschdeweg gibt. Man bereitet Keschdlichkeiten zu, Kastanienhonig oder Kastaniensaumagen.
Saumagen und Leberknödel, Schwartemagen und Griebenwurst – das sind die Gerichte hier. Wer kein Fleisch mag, hat es schwer, besonders in der Gaststätte, die am Pfälzer Weinsteig liegt. Rentner fahren mit großen Autos vor. Vor vollen Tellern sitzen sie auf dunklen Eichenstühlen, langen breitarmig zu, schauen, den Wald im Rücken, in die sich weit aufspannende Ebene, trinken zwei Viertele Rivaner und steigen danach zurück in ihre Autos.
Ich mache Rast, lege meinen Rucksack ab und bestelle eine Traubenschorle.
Szene | An einem Morgen sitze ich neben einem Paar, beide in den Siebzigern. Ich habe mir grad mein Frühstück gerichtet. Am Nebentisch sind die Kaffeetassen bereits ausgetrunken, der Service räumt bekrümelte Teller ab. „Ich möchte, dass du dich zusammenreißt“, sagt sie in weich fallender, sandfarbener Cashmere-Seide. Ich beginne mit Bircher-Müsli, es ist außerordentlich gut, sehr fruchtig. Käse und Feigenmarmelade werden folgen. „Um halb Eins gibt es Mittag. Nicht, dass du wieder übersättigt bist.“ Er, hellblauer Wollpullover, brummt Unverständliches, schiebt seinen Stuhl zurück, geht zum Buffet und kommt mit einem Teller zurück. Sie schnauft. „Nochmal Käse. Dass du dir davon so viel aufschaufeln musst. Der ist viel zu trocken hier.“ Er legt ein Stück aufs Brot und beißt hinein. Hinter seinem Rücken geht ein Mann vorbei. „Der große Mann da“, sagt sie, als er noch nicht außer Hörweite ist. „Hast du den gesehen? Der läuft komisch. Es gibt so viele große Männer, die komisch laufen. Du läufst auch komisch.“ Er kaut. Ich gehe ebenfalls zum Käse über, ein milder Manchego, und streiche Feigenmarmelade darauf. „Was die Renate im Status hat“, sagt sie und hält ihm das Handy hin. „Schau. Im feinen Abendkleid steht sie da. Eben noch hat sie auf dem Totenbett gelegen, schon will sie wieder die Schönste sein. Was denkt sie sich dabei?“ Er kaut und macht „Mmmh.“ Sie wischt auf dem Display und hält ihm das Handy erneut hin. „Martin. Wie der aussieht. Nur weil Stefanie nicht bügelt.“ Er wischt sich den Mund mit einer Serviette ab und sagt: „Ich bin fertig.“ – Sie: „In drei Stunden gibt es Maronenbraten.“ Er erhebt sich, sagt: „Das ist mir grad recht“, und geht, ohne auf sie zu warten.
Schlappenstunk | Gestern lag ich auf meinem Hotelbett. In unregelmäßigen Abständen wehte mir ein unangenehmer Geruch in die Nase, eine Mischung aus Schweiß und altem Parmesan mit einer Kopfnote „Seniorenheim“.
Ich schnupperte an mir: alles in Ordnung. Ich roch am Kopfkissen, an der Bettdecke, am Bett, am Bademantel. Bis ich feststellte: Es sind meine Badeschlappen. Unerfreulich! Zumal es relativ neue Schlappen sind; ich habe sie dieses Jahr, weil ich meine Bestandsschlappen vergessen hatte, für unangenehm viel Geld in einem unangenehm teuren Saunaparadies erworben. Es sind die bestpassendsten Schlappen, die ich je für meine Füße hatte.
Ich googelte das Problem, und während die Suchmaschine suchte, dachte ich: Das ist es, was von mir bleiben wird, wenn ich jetzt umgebracht werde und die Kripo ermittelt – der Browserverlauf „badeschlappen stinken was tun“.
Gelesen | Sarah Stricker: Fünf Kopeken. Die Erzählerin erzählt die Geschichte ihrer Mutter. Als Kind wird sie von ihren Eltern, die in einer westdeutschen Kleinstadt ein Modegeschäft führen, mit Strenge gehätschelt. Als junge Frau – der Vater expandiert sein Geschäft „in die neuen Länder“ – geht sie mit ihnen nach Berlin. Bis hierhin ist die Geschichte zwar langatmig, aber sprachlich pointiert – außerdem mochte ich die piefige Atmosphäre der westdeutschen 80er Jahre und die Erzählung von der technokratischen Erziehung der Tochter. In Berlin beginnt die Protagonistin eine Affäre mit ihrem Nachbarn. Die Geschichte bekommt einen logischen Bruch. Es bleibt rätselhaft, was sie an dem ungehobelten Mann findet, welches Bedürfnis die Liebschaft befriedigt. Die Nachwende-Geschichte wird leider nicht weiter verfolgt: Der Aufbau des Geschäfts im chaotischen Berlin der 1990er, das anmaßende Auftreten des Vaters, die Konflikte zwischen West- und Ost-Mentalität – alles fällt erzählerisch der Affäre zum Opfer. Ich legte das Buch weg.
Gelesen | Mora Herngren: Scheidung, aus dem Schwedischen von Katharina Martl. Nachdem ich zuletzt Schwiegermutter mit Begeisterung las, folgte nun das erste Buch der Autorin. Erneut eine große Freude. Die Handlung: Bea und Niklas sind seit dreißig Jahren ein Paar. Nach einem belanglosen Streit verlässt Niklas die gemeinsame Wohnung und kommt nicht zurück. Die vielen Mikroverletzungen der vergangenen Jahre münden in einer Trennung. Moa Herngren erzählt präzise vom langsamen Erodieren einer Beziehung, von unausgesprochenen Wünschen und Versäumnissen auf beiden Seiten.
Heute | Heute beschloss ich kurzerhand, nichts zu tun. Keine Wanderung, kein Wellness. Ich stellte lediglich die Fünf Kopeken in den hiesigen Bücherschrank. Wo Tender Bar das Regalbrett dekoriert, stand vorher Great again! von einem orangenen Präsidenten – das konnte ich nicht so lassen.
Danach ging ich zur Drogerie, Desinfektion kaufen. Möglicherweise löst sich dadurch mein Schlappenproblem. Nach ausgiebigem Einseifen, Einweichen und mehrfachem Einsprühen habe ich jedoch wenig Hoffnung. Sie müffeln immer noch.
Archivschweine | Durch das Bild könnte der Eindruck entstehen, das Schwein im Hintergrund – es handelt sich um das Tier „Müsli“ – sei suizidal und wolle sich in die Tiefe stürzen. Dem ist nicht so. Vielmehr zeigen sich im Stall Parallelen zum Menschenhaus. In beiden Gebäuden verdrücken sich die Teenager ins Obergeschoss und kommen nur herunter, wenn Nahrung gereicht wird.
Urlaub | Ich gleite sachte in den Urlaub hinein. Eigentlich bin ich seit zwei Tagen out of office. Aber die Goldene Regel der Selbstständigkeit will es, dass immer kurz vor dem Urlaub zahlreiche Anfragen reinkommen. Das ist erfreulich, und ich will mich auch nicht beschweren – ich freue mich ab morgen allerdings auch sehr aufs Nichtstun. Dann wirklich!
Vergangene Woche war ich noch einmal bei Kunden unterwegs. Zuerst ein Workshop zu guter Kommunikation in spannungsreichen Situationen. Danach der Abschluss einer Teamentwicklung. Begonnen haben wir die Teamentwicklung – ohne Vorwurf an die Beteiligten, aus der Organisationskultur heraus – bei Silodenken, unklarer Verantwortung, doppelter Arbeit, Einzelkämpfertum und fehlenden Urlaubsvertretungen. Nach einem Jahr habe ich das Team dahin gebracht, dass es altersbedingte Personalwechsel gemeistert hat, dass es die Aufgaben neu sortiert hat und nun flexibler und effizienter zusammenarbeitet. Außerdem ist es nun in der Lage, für die eigenen Belange Verantwortung zu übernehmen und sich zukünftig auch ohne mich weiterzuentwickeln. Besseres unternehmerisches Handeln und gleichzeitig mehr Zufriedenheit bei den Mitarbeiter’innen – es war mir eine große Freude, diese Entwicklung zu orchestrieren. Wir hatten insgesamt sechs Workshops, dazu begleitete ich die Mitarbeiter’innen ein wenig on the job.
Heimweg vom Bahnhof in der Abenddämmerung auf dem Weg zurück nach Hause:
Zeitgeschehen | Jetzt, wo ich mein Sojaschnitzel nicht mehr Schnitzel nennen darf, gibt es bestimmt bald mehr Wohnungen, die Krankenkassenbeiträge sinken, die Kitas haben einen ausreichenden Personalschlüssel, die Verwaltung ist digitalisiert, wir haben ein Tempolimit, die Bahn fährt wieder pünktlich und wir sind klimaneutral. Das wird super.
Stammtisch | Der Freundeskreis „Drei Gänge“ traf sich wieder zum Stammtisch.
Wir stellten fest, dass im kommenden Jahr drei Mitglieder runden: zweimal 50, einmal 60. Man kündigte Feierfreude an, jedoch noch ohne konkret terminierte Einladung.
Die Situation war altersgerecht getrübt von allerlei Wehwehchen: Die Eine grämt der Fernsporn, der Andere stieß sich beim nächtlichen Durchs-Schlafzimmer-Tappern den Zeh, dazu die übliche Leseschwäche und allgemeine Unpässlichkeit. Wir aßen weniger als sonst. Auch das lässt nach – neben der Sehkraft.
Der Eisenmann suchte Mitstreiter für seine Triathlon-Staffel 2026. Der Reiseleiter ließ sich überreden. Es wird also einen erneuten Ausflug nach Hamburg geben, allerdings über eine deutlich geringere Distanz als im vergangenen Jahr: Statt 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer laufen werden es einskommsfünf, vierzig und zehn, aufgteilt auf drei Personen. Was nicht heißt, dass es einzelnen Teilnehmenden leichter fällt. Die gute Nachricht: Ich war Ersatzfrau für den Schwimmer; der Schwimmer steigt allerdings, Stand jetzt, wie geplant ins Wasser. Nochmal joot jejange!
Serviceblog | In meinem letzten Beitrag, es ging um Landmaschinen, aber auch um Birnenkuchen, erwähnte ich zwei Kuchenteige. Kommentatorin Nadine fragt nach Rezepten. Hier sind sie:
Der Universalteig besteht aus 200 Gramm Butter, 350 Gramm Zucker, zwei Päckchen Vanillezucker, vier Eiern, 500 Gramm Mehl, einer Packung Backpulver und einem Becher Buttermilch. Man kann alles hineintun, was beliebt: Schokoraspeln oder Kakao oder Heidelbeeren – oder was auch immer. Nur nicht mehr Flüssigkeit. Ich nehme immer Schokoraspeln. Man kann daraus Kuchen oder Muffins machen. Oder ihn einfach vom Löffel lecken. 180 – 200 Grad, 20 – 45 Minuten, Muffins kurz, Kuchen länger.
Der Birnenkuchen geht so: 150 Gramm Butter, 150 Gramm Zucker, drei Eier, 300 Gramm Mehl, eine Packung Backpulver, fünf Esslöffel Haferflocken und drei großzügige Schwappe Milch mischen. Raspelschokolade und Kakao zugeben, bis man einen hübschen Schokoteig hat, außerdem etwas Zimt und, wer mag, Rum-Aroma. Die Hälfte des Teigs in eine Springform geben, Birnen aus der Konserve drauflegen, mit dem Rest Teig bedecken. 180 – 200 Grad, 45 – 60 Minuten.
Gegenwartskunst | Symbolbild „Teenager im Haus“.
Gelesen | Martin Seelaib-Kaiser ist Professor für vergleichende Politikwissenschaft und kennt sich gut mit Sozialsystemen aus. Im Interview bei der Süddeutschen Zeitung sagt er, unser Rentensystem sei besser als sein Ruf. Dennoch hat er klare Verbesserungsvorschläge: stärkere und verpflichtende Betriebsrenten, Integration von Beamt’innen in die gesetzliche Rente, Vermögenssteuer, Abschaffung des Ehegattensplittings, eine höhere Erbschaftssteuer und die Möglichkeit, als älterer Mensch freiwillig länger zu arbeiten. Außerdem plädiert er für eine starke Vereinfachung des Sozialhilfesystems:
In Deutschland ist man sehr auf Einzelfallgerechtigkeit aus. Dadurch wird das System zum Teil überkomplex. Eine Vereinfachungsidee wäre, Sozialleistungen wie Wohngeld oder Kinderzuschläge über das Finanzamt abzurechnen. Denn dem Finanzamt ist ja bekannt, welchen Familienstand ich habe und wie viele Kinder. Es weiß auch, wie viel ich verdiene und ab welcher Lohngrenze mir eine Leistung vielleicht nicht mehr zusteht. Der Staat hätte so die Möglichkeit, Leistungen zu gewähren, ohne dass Menschen Anträge stellen müssten. Ich weiß, das ist fast eine utopische Vorstellung, vieles steht dem entgegen: das Steuergeheimnis, der Datenschutz, die Digitalisierung, bei der Deutschland hinterherhinkt.
Lange war es ja so: Wer „beim Bosch“ arbeitete, hatte es geschafft. „Halt dei Gosch, i schaff beim Bosch“ lautet ein schwäbisches Sprichwort. Der Spruch stammt aus einer Zeit, in der der Arbeitsplatz bei Bosch als sicher und privilegiert galt. Eine Anstellung dort kam nicht nur einer Verbeamtung gleich, sie verlieh dem Mitarbeiter auch Autorität. Wer beim größten Autozulieferer der Welt arbeitete, war in der Regel stolz darauf. Für Vermieter in Stuttgart gab es eine Traumkonstellation: die Frau Lehrerin, der Mann Ingenieur bei Bosch, mehr Sicherheit ging eigentlich nicht.
Ich bin zwiegespalten. Einerseits kann ich die individuelle Ebene gut nachvollziehen: Man hat sich etwas aufgebaut, möglicherweise ein Eigenheim errichtet, man ist sozial eingebunden, die Existenz ist gesichert – und plötzlich steht alles infrage. Gleichzeitig denke ich, dass wir lernen müssen, Umbrüchen resilienter zu begegnen: Wir müssen lernen, dass wir auch anderswo Arbeit finden, dass wir auch anderswo ankommen können, dass es uns gelingen wird, die Krise zu überstehen und gestärkt aus ihr hervorzugehen. Als jemand, dessen Leben zahlreiche (mehrheitlich selbst gewählte, aber auch ungeplante) Brüche hat, und als jemand, der sich in der Selbstständigkeit ganz auf die eigenen Fähigkeiten verlässt, fühle ich mich befremdet von dem Anspruch, alles möge auf ewig so kommod bleiben, wie es ist. Das Wesen des Lebens ist es, dass es uns Herausforderungen bringt und uns Entscheidungen abverlangt.
Wir werden in den nächsten Jahrzehnten zahlreiche Krisen bewältigen, bedingt durch technologische, geopolitische oder klimatische Entwicklungen. Neben der individuellen Anpassungsleistung müssen wir auch als Gesellschaft Umbrüche besser organisieren. Wir benötigen Strukturen und den Willen, die Folgen von Veränderungen abzufedern, ohne dass wir ihre Notwendigkeit negieren. Bei allem, was kommt: Wir können das Meiste nicht mehr ändern, sondern brauchen einen positiven Blick auf die Zukunft und kluge Maßnahmen für das Gemeinwohl. Was ich hingegen beobachte, ist vor allem Protektionismus: Bewahrung auf Teufel komm‘ raus – zum Wohle derer, die gut gestellt sind, und auf Kosten von Unternehmen und Privatpersonen, die bereits große Anpassungsleistungen erbringen, ohne Unterstützung – oder die dies aufgrund von Rahmenbedingungen nicht können.
Schauen wir zum Abschluss genauer ins Saarland, denn von dort lässt sich lernen. Dort haben sich in den vergangenen Monaten 51 zufällig ausgeloste Bürger:innen mit der Frage auseinander gesetzt, wir ihr Bundesland den Herausforderungen der Erderwärmung begegnen soll.
Die Bürgerinnen und Bürger haben – wissenschaftlich begleitet – über Lösungsansätze gesprochen. Spannend sei gewesen, dass die Beteiligten auch die Folgen ihrer Vorschläge weiterdenken sollten.
Gemeinsam mussten die Teilnehmenden also Maßnahmen bis in Details durchdenken und konnten sich dabei die Folgen bis vor ihre Haustür bewusst machen. In öffentlichen Debatten kommen wir so weit selten.
Herausgekommen ist ein gemeinsames Gutachten – das hoffentlich nicht in der Schublade verschwindet.
Und sonst | Ich war in Rheda-Wiedenbrück.
Das Auto musste in eine Vertragswerkstatt. Als ich vor einigen Wochen auf der Autobahn fuhr, löste sich von einem Lkw, den ich gerade überholte, ein Metallteil und knallte in meine Frontscheibe. Sie riss sofort auf halber Länge. Ich erschrak mächtig.
Während das Auto im OP war, lief ich entlang der Ems zur Flora Westfalica, trank Kaffee im Städtchen, arbeitete und vertrödelte auf beste Weise die Zeit.
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