Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Lifehack | Heute fuhr ich zuerst nach Essen. Dort besuchte ich einen Kunden.

Nach dem Termin ging ich in ein von mir geschätztes Schuhhaus am Anfang der Essener Fußgängerzone. Dort hatte ich im Winter Schuhe gekauft, halbhohe Stiefeletten, schlicht und zeitlos, die in Komfort, Aussehen und Funktionalität die volle Punktzahl erhalten. Ich erhoffte mir, das Schwarze-Schuhe-Dilemma zu lösen.

Sie erinnern sich vielleicht – gesucht wird ein schwarzer Schuh,

  • der barfuß getragen werden kann,
  • der bequem ist (lange Tage, neun Stunden Stehen im Workshop, langes Gehen > 5 Kilometer)
  • der zur Jeans und zur Anzughose und zum Kleid passt.

Ich fuhr hinauf in die erste Etage zu den Größen 39 bis 44, schaute mir das Regal mit den 43ern an, fand sofort einen Schuh – keinen Mokassin, Funktion aber ähnlich – und probierte ihn an. Ich ließ kurz meinen Blick schweifen, und die helfende Hand kam sofort. Wir berieten uns über die Farbe des Objekts (Ist es dunkelblau oder schwarz?), über Alternativen, klagten uns gegenseitig unser Leid darüber, einen bequemen und doch angemessenen Büroschuh für den Sommer zu finden, und ich hatte binnen eines Wimpernschlags zwei Möglichkeiten am Fuß, lief sie Probe und entschied mich für Modell A.

Schwarze Schuhe, wie Ballerinas mit Riemchen

Modell A ist dunkelst blau, man sieht den Unterschied zu Schwarz allerdings nur bei bestimmtem Licht. Die helfende Hand meinte: „Das ist jetzt nicht offiziell, aber laufen sie einfach ein bisschen drin und cremen Sie dann mit Schwarz drüber. Erstmal an der Hacke, da können Sie es probieren. Und wenn’s nicht fleckig wird, cremen Sie den ganzen Schuh. Das funktioniert meistens.“

Solche Lifehacks braucht man doch!

Ich bin mir ziemlich sicher, dass es funktioniert, denn kaum hatte sie es ausgesprochen, erinnerte ich mich an das Paar Schuhe, mit dem ich über einen Grenzsee zu Russland lief (kein christliches Wunder, See war zugefroren); die Schuhe durchlitten neben dem See viel estnischen Schneematsch auf Feld- und Waldwegen – gefütterte Gummistiefel wären passender gewesen. Sie waren vor dem Ausflug ursprünglich hellbraun gewesen, nach See und Matsch allerdings fleckig und stockig. Ich cremte sie daheim mit Dunkelbraun ein; nach drei Creme-Einheiten waren sie dann wieder schön – in dunklerer Variante, aber Schnee- und Salzflecken waren nicht mehr zu sehen. Ich werde den Lifehack also ausprobieren.

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Freibad & Kuchen | Auf dem Rückweg von Essen nach Dortmund fuhr ich ins Freibad und schwamm 2.000 Meter. Für die letzten 250 verließ ich allerdings die Schwimmerbahn, denn ich fühlte mich im Kraul wie eine dahintreibende Luftmatratze – ohne Kraft, vorwärts zu kommen. Ich flipperte im Becken noch ein wenig umher und fuhr dann nach Hause.

Kaum daheim, klingelte die Freundin und Stadtteilnachbarin und brachte mir Konfirmationskuchen vorbei. Es sei so viel übrig, ich solle doch bitte helfen.

Ein Stück Regenbogenkuchen, dahinter irgendwas Rosanes

Als Serviceblog-Inhaberin unterstütze ich natürlich, wo ich kann.

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Abendgestaltung | Am Spätnachmittag setzte ich mich nochmal an die Arbeit, schrieb ein Angebot und notierte Gedanken zusammen, die ich beim Schwimmen gedacht hatte.

Schwimmen ist eine super Sportart, um das Denken zu ordnen. Es erfordert, nachdem man einen Rhythmus gefunden und damit nicht mehr ständig das Gefühl hat zu ertrinken, keine geistige Aufmerksamkeit; die Kapazität kann vollends in andere Sachen hineinfließen.

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Insgesamt ein Tag wie aus dem Freiberuflerbilderbuch. Passend dazu ein Text:

Gelesen | Freiberufler: Die fünf Vor- und Nachteile der Selbstständigkeit. Es gibt in dem Text ein paar Stellen, an denen ich etwas ergänzen könnte, zum Beispiel hier:

20 Urlaubstage und vier Krankentage pro Jahr bedeuten, dass man jeden Monat zwei Tage ohne Arbeit mitfinanziert.

Ich finanziere mit den Tagen, die ich abrechne, nicht nur meine Urlaubs- und Krankentage mit. Ich finanziere Reisetage; Tage, an denen ich Akquise mache; Tage für Vorbereitungen von abzurechnenden Tagen (z.B. bei Workshops, Beratungsaufträgen); Weiterbildungstage; Tage für Buchhaltung, Steuer- und Organisationskram. Außerdem finanziere ich meine Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge für die Krankenkasse sowie andere Versicherungsbeiträge, zum Beispiel eine Betriebs- und Vermögenshaftpflicht und die Pflegeversicherung. Ich finanziere die Raten für meinen Geschäftswagen, KfZ-Steuer und -Versicherung. Ich finanziere meine Arbeitsmittel (Hardware, Software, Moderationskoffer, Materialien etc.). Ich finanziere die Weihnachtspostkarte für meine Kunden; die Briefmarken; Visitenkarten, Geschäftspapier; das Benzin, das in mein Auto kommt; Bahnfahrkarten, Hotelübernachtungen. Ich finanziere meine Rente. Ich finanziere mein Know-how: Seminargebühren, Tickets für Konferenzen, Fachbücher. Ich finanziere meinen Webdesigner und meinen Provider. Ich finanziere das Risiko, Zeiten ohne Aufträge zu überbrücken. Ich finanziere die Freiheit des Kunden, sich nur punktuell zu binden.

Wenn der Kunde mich bezahlt, bezahlt er das alles mit . Vor allem bezahlt er das Wissen und die Erfahrung, die ich den vergangenen 20 Jahren gesammelt habe – und er profitiert von dem Know-how, das ich bei anderen Kunden sammle, wenn ich dort Probleme löse.

Über allem steht aber: Jeder Handgriff, den ich erledige, folgt einem Sinn. Deshalb mache ich alles gern – und deshalb empfinde ich vieles, was ich arbeite, nicht als Arbeit.

Renovazia | Am Freitag saß ich mit Webworker Christian zusammen. Denn: Wir relaunchen das Kännchenblog. Die letzte Renovierung liegt sechs Jahre zurück. Die Farbigkeit wird sich ändern, und wir spachteln bei.

Außerdem bekommt die berufliche Website neue Features – in der Mehrzahl im Backend. Das Meiste merken Sie also nicht, es erleichtert mir aber das Leben.

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Kür | Den Montag bis Donnerstag habe ich lange, intensive Tage beim Kunden verbracht. Viel zu tun, sehr viel. Aber es fügt sich.

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Pflicht | Steuererklärung.

Esstisch mit Laptop, allerlei Papieren, Taschenrechner, einer Pizza, Rotwein, Cola, einer Flasche Bier

Nach vier Stunden Zahlen, Rotwein und Pizza haben der Cousin und ich meine Einkommensteuererklärung und die Umsatzsteuererklärung 2018 weggeelstert. Gutes Gefühl.

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Fußball | Ich bin mit dem Deutschen Meister nicht einverstanden, aber der BVB hätte es auch nicht verdient.

Wir hatten demnach nichts Feierliches vorbereitet, sahen uns nur das Spiel an. Danach aß ich zu Abend und ging ins Bett. Nach einer anstrengenden Woche, der Steuererklärung und mit einer allgemeinen, eher niedergeschlagenen Gefühlslage verkrümelte ich mich in die Kissen, schlief erholsame neun Stunden, blieb am Sonntagmorgen noch zwei weitere einfach liegen und las ein Buch, endlich mal wieder.

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Garten | Ich machte einige Dinge im Garten – hier etwas einpflanzen, dort etwas umtopfen.

Die Kürbisse sind nun im Beet – und es sind viele. Zuerst wollte nichts keimen, dann setzte ich noch einmal Samen nach, nun keimt alles.

Kleine Kürbispflanzen

Die Thorstens sind schon wieder kindhoch. Auch den Gurken geht’s gut. Nachdem das Jahr 2018 ein gutes Gurkenjahr war, die Thorstens sich hingegen sehr bitten ließen, ist die Bepflanzung dieses Jahr 50/50 zum Nachteil der Tomaten.

Gewächshaus mit Tomaten- und Gurkenpflanzen

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Europa | Gewählt.

Wahlbrief

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Gelesen | Komma, Punkt. – Ein Nachruf. Mein Beileid, Herr Spontiv. Zufall in diesem Zusammenhang: Auch meine Jugendliebe, die damals Einiges in mir verändert hat, hat am 24. Februar Geburtstag.

Gelesen | Der Guardian ändert seine Wortwahl bei Berichterstattung über Klimathemen. Statt „climate change“ sagt er nun „climate crisis, emergency or breakdown“, statt „global warming“ sagt er „global heating“, um Forschungsergebnissen Rechnugn zu tragen.

Gelesen | Wo Überstunden ein No Go sind. Ein Bericht über die Firma Sipgate aus Düsseldorf, die ihre Teams streng eigenverantwortlich arbeiten lässt – inklusive Stellenbesetzung durch Teams. Ich hatte schon mehrmals auf dem Agile-Ruhr-Barcamp mit Sipgate zu tun und habe mich mit den Leuten ausgetauscht. Sie machten einen zufriedenen Eindruck.

Was bisher geschah | Ein kurzer Abriss der Geschehnisse, so will es die Chronistenpflicht:

Am Freitag setzte ich mich in den Zug und fuhr heim. In Hannover stieg C zu, wir konnten uns im überfüllten ICE von unseren Sitzplätzen aus zuwinken. In Dortmund stiegen wir aus, er fuhr direkt weiter.

Ich erledigte Dinge, kaufte ein, wusch Wäsche – was man nach längeren Abwesenheiten halt tut.

Am Samstag feierte mein Dortmunder Ladies‘ Circle Amtsübergabe: Die alte Präsidentin übergab an die neue. Die neue bin ich. Ich darf jetzt die Circleabende leiten, fungiere als Amt für offene Fragen und offizielle To Dos, bin Bindeglied zu Circles in andere Städten und dies und das. Ich erhielt Blümchen, eine Amtskette sowie eine Tischglocke, um an den gemeinsamen Abenden für Ordnung zu sorgen.

Blumen, LC-Kerze

Mein Gefühl sagt mir, dass die Tischglocke noch eine Rolle in meinem Leben spielen wird.

Von der Amtsübergabe fuhr ich zum BVB ins Stadion. Letztes Heimspiel! Eine Freundin hatte eine Dauerkarte übrig; nun, was will man machen. Ich versuche ja immer nur, hilfreich zu sein. Das Spiel hielt alles bereit, was ging: fünf Tore, eine rote Karte, einen verschossenen Elfmeter, acht Minuten Nachspielzeit. Nun gibt’s doch noch eine Chance auf die Meisterschaft. Allein, dass am letzten Spieltag noch nicht alles entschieden ist, finde ich großartig.

Am Sonntag: anschwimmen.

Blick aus der Ferne aufs Freibadschwimmbecken. Blauer Himmel mit Schäfchenwolken.

Das war sehr prima. Die Luft war kalt, das Wasser hatte 24 Grad. Das war genau die richtige Temperatur.

Ich schwomm etwa zwei Kilometer, kraulte die Hälfte. Ein zufriedenstellender Saisonstart, auch wenn sich die letzten 15 Meter jeder Kraulbahn wie Ertrinken anfühlten. Aber es wird schon werden.

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Tschiep | Grüße vom Dompfaff und der Amsel.

Dompfaff auf dem terrassentisch. Eine Amsel fliegt vorbei.

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Job | Produktive und arbeitsreiche Tage. Organisationsentwicklung: lose Enden, Gespräche, Ideenskizzen und nachdenken, wie das alles zusammenzuführen ist. Thematisch über alle Ebenen, auf der einen Seite Strategie, auf der anderen Seite immer wieder hinein in den operative Detailflöz; auf der einen Seite die Umsetzung der Sache, auf der anderen Seite die Methodik, die ich vermittle. Ich arbeite gerne konkret; Konzepte für die Schublade helfen niemandem weiter.

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Autobahnidioten | Hohe Idiotendichte auf der A1. Gestern bin ich beim Überholvorgang auf der linken Spur massiv genötigt worden. Beim Einscheren war ich noch zu zwei Dritteln links, als der Fahrer mich noch linker – also quasi auf dem Grünstreifen der Leitplanke – überholte.

Heute fuhr ich auf der rechten von drei Spuren gechillt in den Feierabend, als von ganz links jemand rübergeschossen kam, sich vor mich setzte, rechts überholte, und wieder nach ganz links rüberzog.

Ich habe mich beide Male erschreckt. Beide Male befanden wir uns in einem 100er-Tempolimit. Beide Male überschritten die Fahrer das Tempolimit massiv. Beide Male war Berufsverkehr und es brachte den Fahrern null Vorteil. Einen Kilometer später sahen wir uns jeweils wieder.

Hätte ich Zeugen dabei gehabt, hätte ich beide angezeigt.

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Einzelhandel | Gestern versuchte ich, Schuhe zu kaufen. Zwei Paar schwarze Schuhe verabschieden sich nämlich nach mehreren Jahren treuen Diensten und schon erfolgtem Schuster-Einsatz in die ewigen Jagdgründe – ein Paar Schnürschuhe, ein Paar Ballerinas.

Ich suchte also Ersatz, bevorzugt schwarze Mokkassins. Sie können jetzt im Sommer beide Paare gut ersetzen, eine Klappe für zwei Fliegen. Sie passen zu Jeans und zu Stoffhosen, zum Büro-Outfit, in den Alltag und auch zum Kleid, lassen sich mit Strumpfhose und barfuß tragen. Ein Allround-Schuh also, den man als Schuhhandel da haben sollte; ich würde den jedenfalls vorrätig halten. Ein Casual Basic, wie man so sagt.

Ich durchstreifte fünf (!) Schuhläden in der Innenstadt und hatte danach massiv schlechte Laune. Kein schwarzer Mokassin, nirgendwo, nicht in Rauleder, nicht in Glattleder, auch nichts Ähnliches, zumindest nicht in meiner Größe oder nicht in schwarz. Dafür ein Einzelhandel, der unglaubliche Unlust machte. Wenn ich die nächste Jammerei über Onlinehandel höre, implodiere ich.

  • Laden Eins, eine Kette über zwei Etagen, sortiert nach Schuhgattungen (Sandale, Schnürschuh, Stiefelette, …). Das Obergschoss war mir als solide in Erinnerung, Business-Schuhmode. Ich fuhr hoch. Doch dort gab es jetzt nur noch Ramsch beziehungsweise Sale und Kinderschuhe. Also fuhr ich wieder runter. Unten Sandalen, ein paar Halbschuhe. Keine Mokassins, nicht ein einziges Paar. Außerdem alles nur bis 41. Ich fragte nach: Vereinzelt habe man auch 42, aber nein, eher nicht. Die Dame hatte auch keine Lust, mir etwas in 42 zu zeigen, fragte nicht, was ich haben wollte. Ich hatte keine Lust zu suchen. Also wieder raus.
  • Laden Zwei, direkt gegenüber, Kette über zwei Etagen, sortiert nach Größen. Meine Größe oben, ich ging hoch. Dort nur Halbschuhe mit Gesundheitssohle oder Sandalen mit einem Fußbett, für das eine Kork-Plantage sterben musste. Wieder raus.
  • Laden Drei, ein örtlicher Einzelhandel über drei Etagen, sortiert nach Schuhmarke. In Etage Drei die Größen 39 bis 44, allerdings irgendwie durcheinander und ohne Größenbezeichnung. Es gab alle möglichen Halbschuhe, aber die waren allesamt maximal ungemütlich – ich bekam schon Blasen vom Angucken; das waren Schuhe für Damen, die nicht viel laufen müssen. Vielleicht wäre irgendwo ein Mokassin dabei gewesen, aber die Verkäuferinnen musterten mich von oben nach unten und wieder nach oben und stürzten sich zu Zweit auf eine nachfolgende Kundin, die nicht so abgekämpft vom Tag aussah wie ich, aber sich eigentlich in der Etage geirrt hatte. Man plauschte trotzdem. Wieder raus.
  • Laden Vier, eine Kette, sortiert nach Schuhgattungen. Manche Schuhe waren bis 41 vorhanden, manche bis 43, ich musste mich jeweils tief bücken, um das herauszufinden, mein Laptoprucksack fiel mir immer in den Nacken. Ich fand einen Schuh, der mir gefiel, fummelte das Papier heraus und zog ihn an; in Sichtweite vor dem Spiegel stand eine Verkäuferin. Ich ging zum Spiegel, um mich zu betrachten. Die Verkäuferin stand im Weg. Ich sagte: „Entschuldigung, könnten Sie mal kurz …“, und sie ging zur Seite, blieb aber ansonsten möbelartig. Vielleicht hätte ich mir unter anderen Umständen den zweiten Schuh geben lassen, aber so richtig schön war er nicht; ich hatte jetzt auch keine Lust mehr.
  • Laden Fünf, ein großes Warenhaus, Schuhe in der zweiten Etage, Sortierung nach Marken und innerhalb der Marken nach Schuhgattungen. Tolle Mokassins, allerdings nur in Pink, Gelb und Hellbraun. Wären sie in Schwarz da gewesen, hätte ich sie sofort gekauft. Ab nach Hause.

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Gelesen | Sven fährt mit dem Rad zur Arbeit und ihm fallen Dinge auf.

Gelesen | Gerhard Polt schildkrötet herum und sinnlost vor sich hin.

Arbeit | Heute morgen Telefontermin mit einem potentiellen Kunden. Heute Nachmittag persönlicher Termin mit einem nun nicht mehr potentiellen, sondern tatsächlichen Kunden.

Große Freude! Ich bin im Spätsommer als Keynote Speakerin in Berlin. Mehr beizeiten.

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Mittagessen mit der Lektorin | Zwischen Telefontermin und Kundengespräch aß ich mit meiner Lektorin zu Mittag. Ich lief vom Mehringdamm zur Stadtmitte nördlich des Checkpoint Charlie und fuhr von dort aus zu Suhrkamp. Der Verlag liegt in Prenzlauer Berg.

Meine Lektorin hatte in den vergangenen Wochen den ersten Teil des Romans – das Buch wird sich in drei Teile gliedern – grob lektoriert und mir per Mail Feedback gegeben. Unterm Strich sehr gutes Feedback; natürlich gibt’s Dinge zu verbessern. Das war allerdings genau die Rückmeldung, die ich mir erhofft und gewünscht hatte.

Da ich in Berlin bin, konnten wir uns mal persönlich treffen; das geht ja nur selten.

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Blümchen | Heute legte ich zehn Kilometer zu Fuß zurück – nicht nur den Hinweg in Richtung Suhrkamp: Nach dem Mittagessen ging ich die Schönhauser Allee hinunter bis zum Hackeschen Markt.

Ich steige nicht gerne mit der U-Bahn um; das Gedrängel, das Rumgeschiebe, treppauf, treppauf, und das nur für zwei Stationen – das erscheint mir unnütz. Also laufe ich oft bis zum Umsteigepunkt und steige dann direkt in die Zielbahn.

Auf einem meiner Wege traf ich dieses Blumenbeet und freute mich.

Kleines Blumenbeet an einem Straßenbaum

Das anliegende asiatische Restaurant pflegt das Kleinod.

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Montepulciano | Nach dem Kundentermin war es Abend und ich hatte Hunger. Ich fuhr zurück in Richtung Hotel und kehrte in die Pizzeria in der Nähe ein, aß eine Pizza und trank ein Glas Montepulciano dazu, ein trockener, dunkler und voller Rotwein aus den Abbruzzen, dem in Deutschland – wenn Sie mich fragen – zu wenig Aufmerksamkeit zuteil wird; deutsche Weinhändler haben meist nur eine, vielleicht mal zwei Sorten da.

Pizza Thunfisch, ein Glas Rotwein und ein Glas Wasser auf rot-weiß-karierter Tischdecke

Ich war so müde – nach einem halben Glas war ich schon hacke. Daran änderte auch das Essen nichts.

Auf dem Heimweg Beschwingtheit.

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Sarotti-Höfe | Das ist übrigens mein Hotel:

Dunkel. Blick auf ein Backsteingebäude mit erleuchteten Industriefenstern. Darin ein Treppenhaus.
Hotelzimmer. Auf 3 Uhr das Ende eines Bettes mit weißem Federbett. Auf 12 Uhr geschlossene, rote Vorhänge. Auf 10 Uhr ein dunkler Schreibtisch, darüber  ein Fernseher.
Blick durch das Treppengeländer nach unten. Auf 12 Uhr eine Tür mit der Aufschrift "Hoteltechnik", Industriecharme.

Ich mag es, wenn ein Hotel Charakter hat.

Heute Abend versuche ich nun zum dritten Mal, die aktuelle Folge des Zeit-Verbrechen-Podcasts zu hören. Sowohl gestern als auch vorgestern bin ich nach fünf Minuten eingeschlafen – was nichts über den Podcast aussagt, sondern nur etwas über meine Fähigkeit, an Ort und Stelle einzuschlafen.

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Gelesen | Die Zeit hat zum Rechtsextremismus in der Polizei recherchiert. Herausgekommen ist ein langes Stück [€], das alles andere als gute Laune macht.

Gelesen | Die New York Times über die „Mental Load“ – die Denk- und Organisationsarbeit in der Elternschaft, die Studien zufolge hauptsächlich bei Frauen liegt.

No Schlummertaste | Wecker klingelte. Verschlafener Blick aufs Display zwecks Schlummertaste. Dort Eilmeldung: Liverpool mit 4:0 im Champions-League-Finale. Sofort wach! Wie großartig ist das denn bitte?

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Arbeit statt #rp19 | Heute keine re:publica, sondern Kundenworkshop hier in Berlin. Mit dem Bus schunkelte ich in der Früh zu einem Hotel am Ostbahnhof, wo der Workshop stattfand.

Ich habe mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen unter anderem User Stories geschrieben. User Stories sind in Alltagssprache formulierte Wünsche, die Nutzer an eine Software haben. Das geht nach folgendem Schema:

Als <Rolle> möchte ich <Funktion>, damit/um zu <Nutzen> …

Beispiel:

Als Geschäftskundin möchte ich Rechnungen nachträglich herunterladen können, um meine Buchhaltung zu vervollständigen.

Mit Hilfe eines User Story Conversation Canvas habe ich mit den Leuten durchgespielt, welche Spezifikationen die Funktion genau haben soll, was vor der Umsetzung erledigt werden muss (Definition of Ready – DoR), welche Beteiligten es gibt und wann wir das Ergebnis als fertig akzeptieren (Definition of Done – DoD).

Felder mit der Überschrift "User Story", Beteiligte" "Einordnung" und "Akzeptanzkriterien".

Das ist hilfreich, um ein gemeinsames Verständnis von der Aufgabe zu schaffen. User Stories stellen die Erwartungshaltung des Anwenders in den Mittelpunkt und helfen, nutzerzentriert und nutzenzentriert an eine Sache heranzugehen – und nicht technokratisch. Auf Basis der User Story kann das umsetzende Team mit der Arbeit starten. Weil es den Nutzen kennt, der erreicht werden soll, kann es verschiedene Umsetzungen abwägen.

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Scharf | Auf dem Heimweg habe ich mir einen Lahmacun beim Dönermann geholt. Dort auf der Theke diese Perle:

Rechts: „Knoblauch diese“
Links: „Auch scharf diese“

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Feiertag | Heute vor 74 Jahren: Kriegsende.

#rp19 | Zweiter Tag auf der re:publica.

Blick aus der Vogelperspektive auf eine Session der Tincon. Menschen, Lichterketten.

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Digitaler Norden | Die erste Session, die ich mir anschaute, war der Talk von Alex Huber, Managing Director bei TUI Nordic. Er erklärte, was Skandinavier in Sachen Arbeit anders machen.

Digitale Technik sei sehr viel weiter vebreitet – was unter anderem den großen Distanzen und der geringen Bevölkerungsdichte in vielen Landstrichen geschuldet ist. Digitales Bezahlen, Konsultation von Ärzten, Steuererklärung – vieles, was in Deutschland noch nicht online funktioniert, läuft in Skandinavien bereits. Es wird auch gut angenommen, weil es den Leuten das Leben erleichtert.

Für Alex Huber hat Digitalisierung drei Konsequenzen für Unternehmen:

  • Sie müssen mehr denn je einen Mehrwert für ihre Kunden ausliefern.
  • Intelligente Datennutzung und Automatisierung erhöhen Umsatz und Gewinn.
  • Unternehmen müssen ihre Art zu arbeiten verbessern und auch einen Mehrwert für ihre Arbeitnehmer bieten.

TUI Nordic hat Transparenz für seine Angestellten geschaffen und ein Café eingerichtet, in dem nun öffentlich Meetings stattfinden. Es fördert den Zusammenhalt in der Belegschaft mit „Working out loud“-Methodik. Das Unternehmen unterstützt verschiedene Formen des Lernens – unter anderem, indem es 40 Stunden Unterricht bezahlt, egal in was. Es gehe, so Alex Huber, vor allem darum, dass Leute sich fortwährend weiterentwickeln – in was, sei zweitrangig.

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Landleben und Start ups | In einer Diskussion sprachen der Bürgermeister von Tangerhütte (Sachsen-Anhalt, 10.000 Einwohner), die Gründerin des coconat in Bad Belzig und ein Vertreter des Bundemsinisteriums für Ernährung und Landwirtschaft miteinander. Es ging um die Attraktivität ländlicher Regionen – und wie man Leute aufs Land ziehen kann.

„Es macht keinen Sinn, dass es in Berlin Wohnungsnot gibt, und in der Altmark habe ich 30 Prozent Leerstand“, sagte Bürgermeister Andreas Brohm. Zwar wanderten die Leute nicht in die Städte ab, dennoch nehme die Bevölkerung ab. „Die Leute sterben einfach, und es werden keine neuen geboren.“

Konkrete Lösungen gab es in der Diskussion nicht – nur die Übereinkunft aller Beteligten, dass es neben Fördergeldern und Infrastrukturmaßnahmen, zum Beispiel in den Internetausbau, vor allem Eigeninitiative brauche. Fazit: Es ist kompliziert.

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Landleben und Medien | In einer anderen Session ging es um Medien, insbesondere Tageszeitungen, in ländlichen Regionen. Die Versorgung mit Lokaljournalismus nimmt ab; eine US-amerikanische Untersuchung hat gezeigt, dass Menschen, die in Regionen ohne Lokaljournalismus leben, seltener zur Wahl gehen, sich weniger im Ort engagieren und dass sie, wenn sie wählen, extremer wählen (Website: US News Deserts).

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Digitaler Norden als Schule in Berlin | In meiner letzten Sessions des Tages erzählte Jacob Chammon, Schulleiter der Deutsch-Skandinavischen Gemeinschaftsschule Berlin, von seinem Schulkonzept. Die Schule arbeitet nach dem Montessori-Prinzip; Chammon selbst ist Däne; die Schule lehnt sich an dänischen Konzepten an.

In der Schule gibt es einen Maker Space, in der die Kinder sich künstlerisch und handwerklich ausprobieren können. Die Schule hat Laptops, interaktive Tafeln, überall WLAN, nutzt Tablets, arbeitet mit Lego WeDo, hat Office 365 für alle und bindet die Geräte der Kinder in den Unterricht ein. Die Bibliothek ist umbenannt in „Lernzentrum“ und nicht mehr nut ein Ort für Bücher, sondern für Recherche.

Es gibt klare Handyregeln an der Schule: Die Klassen 1 bis 3 nutzen keine Handys. In den Klassen 4 bis 6 werden die Handys während des Unterrichts im „Handyhotel“ geparkt, so dass die Kinder sie holen können, wenn sie sie benötigen. Ab der Klasse 7 darf jedes Kind sein Handy mit sich führen und nutzen.

Bei der Prüfung zum mittleren Schulabschluss sind digitale Know-hows und Mediennutzung Pflicht – entweder durch eine Präsentation, Datensammlung, -auswertung und -bearbeitung oder die Arbeit mit Bildmaterial.

Die Lehrerinnen und Lehrer werden übrigens nicht allein gelassen mit der digitalen Bildung: An der Schule gibt es einen IT-Verantwortlichen, der sie auch im Unterricht und bei der Entwicklung von Konzepten unterstützt. Zudem kommen Coaches von außen.

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Weitere Sessions | Zwischendurch erfuhr ich auch etwas über Digitalisierung beim Deutschen Roten Kreuz und hörte etwas über den Geist des digitalen Kapitalismus.

Weg nach Hause ins Hotel:

Bäume, dahinter Altbau in Kreuzberg

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AgiLeipzig | Ich habe mich fürs Agile Barcamp in Leipzig angemeldet, das in diesem Jahr im September stattfindet – am 14. und 15. September, ein Samstag und ein Sonntag. Ich kann einen Besuch nur empfehlen: schöne Stadt und ein super Barcamp rund um neue Arbeitsformen, um Agilität, Lean, Produktentwicklung und gute Führung (Erfahrungsbericht aus 2018).

Letztens schrieb ich auf meiner Jobwebsite über agile Arbeitsformen und meine Erfahrungen damit: Meine fünf Standpunkte.

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Gelesen | Die Washington Post schreibt über Deutschland und Geflüchtete – und dass viele von ihnen inzwischen in Arbeit sind und eine Lehre machen: Angela Merkel welcomed refugees to Germany. They’re starting to help the economy.

Gelesen | Patricia regt sich über den Edeka-Werbespot auf.

Gelesen und angesehen | Was, wenn ein Mädchen im Holocaust Instagram gehabt hätte? Der israelische Geschäftsmann Mati Kochavi ist Urheber des Profils, hat das Tagebuch der 13-jährigen Ungarin Eva Zsolt verfilmt und erzählt ihre Geschichte in Insta-Stories. Grundlage ist das Buch „Das rote Fahrrad“, Autorin ist Evas Mutter Agnes, die den Holocaust überlebte.

#rp19| Der erste Tag der re:publica in Berlin.

Stage 1 der re:publica in blau-violetter Beleuchter. Panoramaaufnahme mit Publikum.

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Rechte Influencer | Die beiden Journalisten Patrick Stegemann und Sören Musyal erklärten, wie Influencer der extremen Rechte im Netz agieren.

Junge Rechte zielen auf Jugendliche, die auf der Suche nach Identifikation sind. Sie geben sich menschlich und persönlich und posten Alltagsbilder aus ihrem Leben. Durch Inszenierung des Normalen und emotionale Bezugnahme machen sie sich zum Pop-Phänomen; sie parodieren Videos bekannter Hip Hopper, ahmen Formate wie Kochshows und Reiseblogs nach, vernetzen sich untereinander und nehmen aufeinander Bezug, so dass Nutzer nicht nur einem rechten Influencer folgen, sondern oft mehreren. Rechte Botschaften werden dadurch normaler; überhaupt ist das Ziel, rechte Sprache und Gedanken salonfähig zu machen.

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Einzelhandel 1998 und 2018 | Die Künstlerin Kirsten Kötter hat 1998 Ladenfronten fotografiert, 208 Stück. Zwanzig Jahre später hat sie dieselben Ladenfronten noch einmal fotografiert – und den Wandel analysiert. Eine spannende Session, die mehr über den Einzelhandel aussagt als jede Verbandsstudie.

Kirsten Kötter auf der Bühne der re:publica, neben ihr die Leinwand mit zwei Bildern eines Einzelhandelsgeschäfts: 1998 ein Fachhandel, 2018 ein Imbiss.

Von den 208 Läden …

  • beherbergen 53 noch dasselbe Geschäft.
  • wurden 38 umgestaltet.
  • beherbergen 24 ein neues Geschäft, aber aus demselben Sektor.
  • beherbergen 91 ein neues Geschäft aus einem anderen Sektor.

In weiteren 15 Objekten findet kein Verkauf mehr statt, 13 wurden in eine Wohnung umgewandelt und 12 stehen leer.

Kirsten Kötters Fazit ist: „Der Tod des Einzelhandels ist bislang nicht eingetreten.“ Was sie jedoch beobachtet, ist ein Funktionswandel: Der Fachhandel verschwindet, stattdessen befinden sich in den Objekten nun Gastronomie, Frisörgeschäfte, Kosmetikdienstleistungen oder Tattoo-Studios. Ein weiterer Trend: Produktion kehrt in die Innenstädte zurück – zum Beispiel in Form von Kunsthandwerk wie Goldschmieden oder nachhaltige Gemüsezucht.

Kirsten Kötters Arbeit gibt es online auf ihrer Website und als PDF.

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Programmieren mit der Maus | Als ich mal in keiner Session war, habe ich bei der Maus programmiert.

Bei Programmieren mit der Maus programmieren Kinder (und Erwachsene) Schritt für Schritt Bildergeschichten und kleine Spiele und lernen so die Systematik kennen, nach der Programmiersprache funktioniert.

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Weitere Sessions | Außerdem habe ich Sessions zu Plastikmüll, Podcasts, Digitalisierung in der Landwirtschaft und Macht und soziale Intelligenz besucht.

Sehr schön war das Digitale Quartett live on stage der Kolleg*innen Bluhm, Link, Fiene und Knüwer.

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Zzzzz | Jetzt: müde.

Verwirrungen und Erschwernisse | Am Samstagmorgen reiste ich nach Berlin, doch das war nicht so einfach.

Der Zug sollte um 10:48 Uhr in Dortmund losfahren. Ich marschierte gegen 10 Uhr zur Bushaltestelle im Vorort-Dorf, erklomm die Treppen und den Hügel, starrte die Straße hinunter und dachte: „Sapperlot! Jemand hat die Bushaltestelle geklaut!“

Tatsächlich hatte sie niemand geklaut, sondern sie war abgebaut. Es fährt für die nächsten Monate dort kein Bus – wegen Baustelle an der Straße weiter oben. Ich galloppierte im Sauseschritt die Straße hinunter zur nächsten Haltestelle, derjenigen nach der Einmündung, weil ich dachte, dort werde der Bus, der dann mutmaßlich aus der Einmündung kommt, fahren. Fuhr er aber nicht, sondern ein anderer, der nur alle 20 Minuten fährt.

Eigentlich hatte ich auf dem Weg noch ein Geschenk für Menschen in Berlin kaufen wollen, aber das konnte ich knicken. Im Bus dann allerdings: Verspätungsalarm! Der Zug, sagten sie, komme erst um 11:10 Uhr.

Also gut, dann doch früher ausgestiegen, Geschenk gekauft – beziehungsweise erstmal nicht gekauft, denn das Geschenk war nicht da, und als ich dann etwas Anderes ausgesucht hatte, war das Kartenlesegerät kaputt und ach, es war alles schwierig. Ich bekam als Entschädigung ein Herz aus Erdbeerschokolade; danach war die Welt in Ordnung.

Zu Fuß weitergelaufen, weil der Bus ja nur alle 20 Minuten fährt, und in dieser Zeit war ich dann trotz meines Gepäcks, aber strammen Schrittes, am Vorortbahnhof. Von dort zum Hauptbahnhof, um 11:05 Uhr stand ich am Gleis, um 11:08 fuhr der Zug ein.

Eine Verspätung ist also manchmal nicht schlecht.

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LNP300 | Am Ziel wurde ich abgeholt: C war schon seit Donnerstag in Berlin und empfing mich gemeinsam mit einem Freund in Spandau. Das war sehr schön.

Am Abend fuhren wir zur 300. Ausgabe des Logbuch:Netzpolitik-Podcasts im Babylon. Zu Gast waren Cesy Leonard vom Zentrum für politische Schönheit – das sind die, die dem AfD-Höcke ein Holocaust-Mahnmal in den Nachgarten betoniert haben – und Claus Landefeld vom eco e.V.

Sehr prima war das Live-Sketchnoting von Roland Brückner – das Bild entstand während des zweistündigen Programms:

Ein großes Bild, dessen einzelne Zeichnungen die Buchstaben "LNP" bilden. Davor zwei Männer auf der Bühne.

Wir nächtigten in Kladow, dem südlichsten Ortsteil des Bezirks Spandau. Erstaunlich, dass das noch Berlin ist – so beschaulich und dörflich, wie es dort zugeht. Wenn Sie mehr erfahren wollen: 75 Fakten über Kladow. Das in Punkt 71 angesprochene Butterkekseis verköstigten wir mit Freude (vor Lektüre des Artikels).

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Opfer für die Beziehung | Heute Morgen schunkelten wir im Bus von Kladow nach Charlottenburg, wo wir an einem Kuchenladen vorbeigingen, der C magisch anzog. Wenn C von Kuchen angezogen wird, ist aller Widerstand zwecklos – und was tut man nicht alles, um seinen Partner zu unterstützen.

Zwei Teller mit Kuchen (Kästekuchen und Oreo Cheesecake), dazu Kaffee. Eine Vase mit einer rosa Blumeim Hintergrund.

Wir verweilten und erfreuten uns am Publikum, das den Laden betrat, Kuchen kaufte, Kuchen aß und sich zu Kuchen beraten ließ. Dann verabschiedete ich C, der zurück nach Hannover fuhr.

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re:publica | Am Abend spazierte ich zur re:publica und registrierte mich schonmal für den morgigen Tag, wenn der Ansturm groß sein wird.

Ein Papierstapel im Hof der "Station Berlin", den dem die Zeichen "tl;dr" angebracht sind. Davor sitzt ein Mann. Der Himmel ist blau mit weißen Wolken.

Mir war allerdings etwas flau, und ich war müde. Also ging ich zurück ins Hotel, anstatt weiter dort herumzuhängen und zu plaudern.

Hier läuft nun Titanic – das richtige Abendprogramm, um einzuschlafen.

Huch | Schon Donnerstag.

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Hannover | Den Montag, Dienstag und Mittwoch habe ich in Hannover verbracht, dort erfreulich viel geschlafen, in der Nacht auf Mittwoch sogar elf Stunden. Das war gut. In den vergangenen Wochen war mir die Fähigkeit, lange zu schlafen, nämlich abhanden gekommen. Das ist immer ein schlechtes Zeichen; das deutet auf zu viel Arbeit und zu viele Gedanken hin, die zu viel gleichzeitig wegdenken möchten.

Den Montag und Dienstag habe ich in der WG des C und in Cafés verbracht. Dort habe ich mich Käthe Paulus gewidmet. Sollte dieses Buch irgendwann mal fertig werden (was noch einige Zeit in Anspruch nimmt, aber irgendwann wird es fertig sein), dann werde ich die Hannveraner Cafélandschaft in meiner Danksagung vermerken.

Man mag Menschen belächeln, die in Cafés sitzen und auf ihrem Laptop tippen: kulturelle Bohème und digitale Nomaden, haben die kein Büro und sowas nennt man Arbeit und so. Tatsache ist jedoch: Ich kann in Cafés hervorragend schreiben. Ich sitze im Leben und unter Menschen und doch wieder nicht; ich kann mir aussuchen, ob ich am Jetzt teilnehme oder mich in der Geschichte aufhalte; das lässt mir gleichermaßen Raum zur Konzentration und zur Kontemplation. Außerdem gewährt ein Platz im Café ausreichend, aber dennoch nicht zu viel Langeweile: Alle im Café-Kontext beobachtbaren Szenen sind vorhersehbar; gleichwohl finden bisweilen überraschende Handlungen statt – oder besondere Menschen betreten die Bühne.

Am Mittwoch schauten C und ich beim 1.-Mai-Festival des Kulturzentrums Faust vorbei, spazierten durch die Herrenhäuser-Gärten und landeten zum Schluss im Lieblingscafé, ehe ich heim nach Dortmund fuhr.

Auf der Rückfahrt überholte ich circa 30 VW-Käfer, 15 restaurierte VW-Busse sowie diverse andere Volkswagen-Oldtimer. Der Grund war wohl dieser hier. Kurz vor Dortmund brannte dann noch ein Auto auf dem Seitenstreifen, allerdings kein VW-Oldtimer.

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Geschichten mit Kfz-Beteiligung | Heute ein Tag beim Kunden. Auf dem Rückweg benötigte ich für die ersten 18 Kilometer 1 Stunde 20 Minuten – wegen Unfall, Zeugs auf der Fahrbahn, alles musste von der Beschleunigungsspur, der rechten und der mittleren auf die linke Spur. Das Fädeln und Einrücken: ein großes geselliges Miteinander.

Kaum war ich aus der Unfallstelle heraus, alles hatte sich entzerrt, ich überholte einen Transporter, es regnete heftig, die Sicht war unter 100 Metern – da setzte sich ein BMW zwei Meter hinter mich, Lichthupe, das ganze Programm. Ich beendete meine Überholung angemessen gechillt, scherte ein, der BMW gab Gas und fuhr direkt auf den nächsten Wagen auf, den er ebenfalls nötigte.

In Dortmund angekommen, fuhr ich kurz am Supermarkt vorbei. Vor dem Eingang, also direkt vor dem Eingang, vor dem überdachten Teil, parkte ein SUV, unbesetzt. Die nahe Parkreihe war frei, niemand konnte allerdings dort parken, auch der Behindertenparkplatz war blockiert, weil der SUV die drei Parkplätze abdichtete. Als der Fahrer aus dem Laden herauskam und ein Passant ihn auf seine Parkplatzwahl ansprach, sagte er als Begründung: „Als ich kam, hat’s geregnet.“

Um 20 Uhr war ich daheim, nach zwei Stunden. Immerhin konnte ich 30 Kapitel Hörbuch hören, Inspektor Takeda und der leise Tod. Das Buch hat Längen, eigentlich ist es eine einzige Länge, aber die Charaktere gefallen mir, und zwischen Kapitel 120 und 150 hat die Geschichte endlich Schwung aufgenommen.

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Texten | Anke fasst zusammen, warum ich nicht für Geld texte:

Meine Kontakterin und ich raten weiterhin, was die Kundin wohl lesen möchte, ich texte, sie korrigiert, ich texte um, wir schicken es rüber, und im Prinzip kommt als Feedback: „Ja, so, aber anders.“ Davon machen wir heute einen Tag Pause und ich bin sehr gespannt auf morgen.

Textaufträge anzunehmen war zu Beginn meiner Selbstständigkeit eine Option, habe ich auch ein-, zweimal gemacht. Aber, äh, nein. Denn genau so läuft es ab.

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Gelesen | 40 Fakten über Benjamin Blümchen, die Sie noch nicht kennen. Nummer 14 hat mich überrascht, Nummer 29 finde ich spannend.

Gelesen | Digitalisierung in der Altenpflege ist mehr als Pflegeroboter. Zum Beispiel helfen 3D-Spaziergänge Demenzkranken, Sensoren in Matratzen verhindern Druckgeschwüre.

Gelesen | Die Zahl der Gewalttaten in Deutschland ist deutlich niedriger als zur Jahrtausendwende. Dennoch fühlen sich viele Menschen bedrohter. Warum ist das so? Eine Erklärung.

Tüdelü | Lange geschlafen. Ein bisschen gearbeitet. Kaffee getrunken. Dann wieder nach Hause gegangen.

Straßenzug mit Altbauten in Hannover

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Rechnungsadresse bei Kindle-Käufen | Ich habe herausgefunden, was ich tun muss, damit die richtige Rechnunsgadresse auf meiner Amazon-Rechnung steht, nachdem ich mir ein Buch auf den Kindle geladen habe. Die Rechnung wies nämlich stets eine falsche Adresse aus, und ich habe immer wieder versucht, das zu ändern, habe zigmal meine Stammdaten neu eingegeben. Aber es tat sich nichts.

Weil ich mir die meisten Fachbücher als E-Books kaufe und ich die Anschaffung entsprechend von der Steuer absetze, wollte ich dieses Problem aber lösen – und fand heute den richtigen Weg. Die Anleitung für alle Betroffenen:

Ins Konto einloggen. Unter „Mein Konto“ den Punkt „Inhalte und Geräte“ wählen. Dort auf „Ländereinstellungen“ gehen und eine Adresse hinterlegen. Die Adresse wird nicht angezeigt. Es ist nach der Eingabe vielmehr alles wie vorher und hat den Anschein, die Adresse sei nicht übernommen worden. Wird sie aber. Bei allen nachfolgenden Käufe stand die korrekte, hinterlegte Adresse auf der Rechnung.

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Investition | Ich habe mir einen Laptoprucksack gekauft, und zwar diesen hier in Gelb [#werbungskennzeichnung, obwohl’s keine Werbung ist, sondern nur Tagebuch]. Ein spontaner Kauf, dem Wochen vergeblicher Recherche vorausgingen.

Ich trage meinen Kram bislang in einer ledernen Schultertasche, einer sehr schönen Cowboybag [#werbungsundsoweiter]. Die Sache ist jedoch, dass diese von mir heiß geliebte und sehr geräumige Tasche mittlerweile eng wird, denn ich schleppe neben meinem Macbook und meinem iPad die passenden Netzteile und Adapter mit mir herum, außerdem meist etwas Papierkram, allerlei Kleinkram, bisweilen auch Mittagessen und eine Wasserflasche. Mit Letzterem ist die Tasche dann spätestens überfordert; das wird alles zu eng. Außerdem ist mir das alles zu schwer zum Umhängen. Wenn Sie sich jetzt noch vorstellen, dass mein aktueller Kunde mir einen Laptop zur Verfügung stellt, damit ich vor Ort bei ihm arbeiten kann, und dass ich diesen Laptop ebenfalls manchmal rumschleppe, können Sie sich mein Problem vorstellen.

Also recherchiere ich seit Wochen nach einem Laptoprucksack, der Platz für einen 15“-Laptop bietet, außerdem ein Extrafach fürs iPad besitzt, ein Extrafach für Kabel, überdies ausreichend kleine und große Fächer für den restlichen Prütt wie Adapter und Kopfhörer und Geldbörse und eine Tube Handcreme, in den eine Tüte mit zwei bis drei Brötchen passt, der zudem einen Ort hat, an dem ich meine Wasserflasche griffbereit habe – und der weder aussieht, als käme ich gerade von einer Expedition in Nepal oder als sei ich Dreiviertelhosen und Gesundheitssandalen tragender Busfahrer.

Heute fand ich einen Rucksack, unvorbereitet, und zwar hier in Hannover [#werbungtralala]. Ich freue mich. Das Leben wird davon zwar nicht leichter, aber das Gewicht verteilt sich besser.

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Mahlzeit | Zum Abendessen habe ich grünen Spargel mit großen Hörnchennudeln gekocht. Das war gut.



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