Was bisher geschah | Ein kurzer Abriss der Geschehnisse, so will es die Chronistenpflicht:
Am Freitag setzte ich mich in den Zug und fuhr heim. In Hannover stieg C zu, wir konnten uns im überfüllten ICE von unseren Sitzplätzen aus zuwinken. In Dortmund stiegen wir aus, er fuhr direkt weiter.
Ich erledigte Dinge, kaufte ein, wusch Wäsche – was man nach längeren Abwesenheiten halt tut.
Am Samstag feierte mein Dortmunder Ladies‘ Circle Amtsübergabe: Die alte Präsidentin übergab an die neue. Die neue bin ich. Ich darf jetzt die Circleabende leiten, fungiere als Amt für offene Fragen und offizielle To Dos, bin Bindeglied zu Circles in andere Städten und dies und das. Ich erhielt Blümchen, eine Amtskette sowie eine Tischglocke, um an den gemeinsamen Abenden für Ordnung zu sorgen.
Mein Gefühl sagt mir, dass die Tischglocke noch eine Rolle in meinem Leben spielen wird.
Von der Amtsübergabe fuhr ich zum BVB ins Stadion. Letztes Heimspiel! Eine Freundin hatte eine Dauerkarte übrig; nun, was will man machen. Ich versuche ja immer nur, hilfreich zu sein. Das Spiel hielt alles bereit, was ging: fünf Tore, eine rote Karte, einen verschossenen Elfmeter, acht Minuten Nachspielzeit. Nun gibt’s doch noch eine Chance auf die Meisterschaft. Allein, dass am letzten Spieltag noch nicht alles entschieden ist, finde ich großartig.
Am Sonntag: anschwimmen.
Das war sehr prima. Die Luft war kalt, das Wasser hatte 24 Grad. Das war genau die richtige Temperatur.
Ich schwomm etwa zwei Kilometer, kraulte die Hälfte. Ein zufriedenstellender Saisonstart, auch wenn sich die letzten 15 Meter jeder Kraulbahn wie Ertrinken anfühlten. Aber es wird schon werden.
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Tschiep | Grüße vom Dompfaff und der Amsel.
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Job | Produktive und arbeitsreiche Tage. Organisationsentwicklung: lose Enden, Gespräche, Ideenskizzen und nachdenken, wie das alles zusammenzuführen ist. Thematisch über alle Ebenen, auf der einen Seite Strategie, auf der anderen Seite immer wieder hinein in den operative Detailflöz; auf der einen Seite die Umsetzung der Sache, auf der anderen Seite die Methodik, die ich vermittle. Ich arbeite gerne konkret; Konzepte für die Schublade helfen niemandem weiter.
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Autobahnidioten | Hohe Idiotendichte auf der A1. Gestern bin ich beim Überholvorgang auf der linken Spur massiv genötigt worden. Beim Einscheren war ich noch zu zwei Dritteln links, als der Fahrer mich noch linker – also quasi auf dem Grünstreifen der Leitplanke – überholte.
Heute fuhr ich auf der rechten von drei Spuren gechillt in den Feierabend, als von ganz links jemand rübergeschossen kam, sich vor mich setzte, rechts überholte, und wieder nach ganz links rüberzog.
Ich habe mich beide Male erschreckt. Beide Male befanden wir uns in einem 100er-Tempolimit. Beide Male überschritten die Fahrer das Tempolimit massiv. Beide Male war Berufsverkehr und es brachte den Fahrern null Vorteil. Einen Kilometer später sahen wir uns jeweils wieder.
Hätte ich Zeugen dabei gehabt, hätte ich beide angezeigt.
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Einzelhandel | Gestern versuchte ich, Schuhe zu kaufen. Zwei Paar schwarze Schuhe verabschieden sich nämlich nach mehreren Jahren treuen Diensten und schon erfolgtem Schuster-Einsatz in die ewigen Jagdgründe – ein Paar Schnürschuhe, ein Paar Ballerinas.
Ich suchte also Ersatz, bevorzugt schwarze Mokkassins. Sie können jetzt im Sommer beide Paare gut ersetzen, eine Klappe für zwei Fliegen. Sie passen zu Jeans und zu Stoffhosen, zum Büro-Outfit, in den Alltag und auch zum Kleid, lassen sich mit Strumpfhose und barfuß tragen. Ein Allround-Schuh also, den man als Schuhhandel da haben sollte; ich würde den jedenfalls vorrätig halten. Ein Casual Basic, wie man so sagt.
Ich durchstreifte fünf (!) Schuhläden in der Innenstadt und hatte danach massiv schlechte Laune. Kein schwarzer Mokassin, nirgendwo, nicht in Rauleder, nicht in Glattleder, auch nichts Ähnliches, zumindest nicht in meiner Größe oder nicht in schwarz. Dafür ein Einzelhandel, der unglaubliche Unlust machte. Wenn ich die nächste Jammerei über Onlinehandel höre, implodiere ich.
- Laden Eins, eine Kette über zwei Etagen, sortiert nach Schuhgattungen (Sandale, Schnürschuh, Stiefelette, …). Das Obergschoss war mir als solide in Erinnerung, Business-Schuhmode. Ich fuhr hoch. Doch dort gab es jetzt nur noch Ramsch beziehungsweise Sale und Kinderschuhe. Also fuhr ich wieder runter. Unten Sandalen, ein paar Halbschuhe. Keine Mokassins, nicht ein einziges Paar. Außerdem alles nur bis 41. Ich fragte nach: Vereinzelt habe man auch 42, aber nein, eher nicht. Die Dame hatte auch keine Lust, mir etwas in 42 zu zeigen, fragte nicht, was ich haben wollte. Ich hatte keine Lust zu suchen. Also wieder raus.
- Laden Zwei, direkt gegenüber, Kette über zwei Etagen, sortiert nach Größen. Meine Größe oben, ich ging hoch. Dort nur Halbschuhe mit Gesundheitssohle oder Sandalen mit einem Fußbett, für das eine Kork-Plantage sterben musste. Wieder raus.
- Laden Drei, ein örtlicher Einzelhandel über drei Etagen, sortiert nach Schuhmarke. In Etage Drei die Größen 39 bis 44, allerdings irgendwie durcheinander und ohne Größenbezeichnung. Es gab alle möglichen Halbschuhe, aber die waren allesamt maximal ungemütlich – ich bekam schon Blasen vom Angucken; das waren Schuhe für Damen, die nicht viel laufen müssen. Vielleicht wäre irgendwo ein Mokassin dabei gewesen, aber die Verkäuferinnen musterten mich von oben nach unten und wieder nach oben und stürzten sich zu Zweit auf eine nachfolgende Kundin, die nicht so abgekämpft vom Tag aussah wie ich, aber sich eigentlich in der Etage geirrt hatte. Man plauschte trotzdem. Wieder raus.
- Laden Vier, eine Kette, sortiert nach Schuhgattungen. Manche Schuhe waren bis 41 vorhanden, manche bis 43, ich musste mich jeweils tief bücken, um das herauszufinden, mein Laptoprucksack fiel mir immer in den Nacken. Ich fand einen Schuh, der mir gefiel, fummelte das Papier heraus und zog ihn an; in Sichtweite vor dem Spiegel stand eine Verkäuferin. Ich ging zum Spiegel, um mich zu betrachten. Die Verkäuferin stand im Weg. Ich sagte: „Entschuldigung, könnten Sie mal kurz …“, und sie ging zur Seite, blieb aber ansonsten möbelartig. Vielleicht hätte ich mir unter anderen Umständen den zweiten Schuh geben lassen, aber so richtig schön war er nicht; ich hatte jetzt auch keine Lust mehr.
- Laden Fünf, ein großes Warenhaus, Schuhe in der zweiten Etage, Sortierung nach Marken und innerhalb der Marken nach Schuhgattungen. Tolle Mokassins, allerdings nur in Pink, Gelb und Hellbraun. Wären sie in Schwarz da gewesen, hätte ich sie sofort gekauft. Ab nach Hause.
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Gelesen | Sven fährt mit dem Rad zur Arbeit und ihm fallen Dinge auf.
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Kommentare
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Das Vogelfoto ist cool. Ich gestehe, ich habe eine Weile die Amsel gesucht :)
Da haben Sie aber lange gewartet bis das geklappt hat? Oder hatten Sie die Kamera eh wegen des Dompfaffes in der Hand?
Ich war wegen des Dompfaffs vor Ort, als die Amsel photobombte.
Das Schuhdesaster dauert mich sehr.
Zumal ich mich noch an Zeiten erinnere (na gut, vermutlich 35-40 Jahre her), als man auch im Schuhladen bedient wurde: Verkäuferin fragte nach Wünschen, Größe, Besonderheiten, brachte dann eine Auswahl in Schuhkartons, setzte sich auf Schemelchen mit Fußablage, auf der sie den Schuh anpasste. Wenn man bis dahin zu beiderseitiger Zufriedenheit gekommen war, bat sie: „So, jetzt gehen Sie doch mal damit ein Stückchen.“ Bei kleineren Unpässlichkeiten half sie mit Einlegesohle/-ferse nach.
Das war schön.
Überhaupt: Als Ansprechpartner zu Verfügung stehen.
Betreten des Ladens.
„Guten Tag, haben Sie schwarze Mokassins?“
„Nein.“
Das wäre auch schon hilfreich!
Oh, ich hatte am Samstag dieselben Probleme. Freunde mit 2 Dauerkarten mussten diese loswerden. Der große Sohn war gesetzt, der Kleine braucht noch keine Karte, der Mann durfte beim letzten Mal – was will man machen. Heute auf dem Weg zur Arbeit Schilder gesichtet. Sonntag sind der Borsigplatz und der Wall gesperrt – so viel Optimismus in der öffentlichen Verwaltung! Das könnte noch was werden!
In Laden 3 sehr ähnliche Erfahrungen gemacht. Eine einzige Verkäuferin in der Kinderschuabteilung mitten in den Ferien. Viele wartende Eltern – zunächst müssen die Füße ausgemessen werden -, tumultartige Zustände bei den Kindern auf der Rutsche. Die Frage, ob man nicht eine zweite Verkäuferin herbeiholen könnte wurde verneint und in Seelenruhe Ewigkeiten mit der Premiumkundin (dem Laden angemessenes Outfit, Kindermädchen dabei) geplauscht… Aber es gibt Ausnahmen. Ich kann die hohe Schuladendichte in Hombruch empfehlen. Vor allem den Laden am oberen Ende der Fußgängerzone.
Gestern auf dem Weg zum Fußballplatz des Großen gesehen, dass das Freibad wieder auf hat. Noch gedacht, wer das bei den Außentemperaturen schon nutzt ;-)
Ich plädiere für eine Warenverfügbarkeitsübersicht in Dortmunds Innenstadt: Schnittstelle zu den ERP-Systemen der Einzelhändler, und die Kunden können gucken: „Wo kriege ich schwarze Mokassins?“ Dann gehe ich dorthin, probiere sie an, gehe vielleicht noch in einen zweiten Laden, der welche hat, probiere sie an. Dann kaufe ich, bin entspannt und habe danach noch Lust, weitere Sachen zu kaufen – und nicht so schnell wie möglich zu flüchten.
Die Glocke ist der erste Schritt ins Kanzleramt. ;-)
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Pssst.
Ich war auch schon open-air-schwimmen und habe es genossen: Ich hatte das Becken für mich. Göttlich!
Und offenbar habe ich Glück hier in meiner Provinz: Zwei kleine, sehr persönlich bedienende Schuhgeschäfte direkt im Dorf! Was in der Größe, Farbe oder gar nicht da ist, wird besorgt, innerhalb weniger Tage.
Im Internet kann ich aber überhaupt nur sehr schlecht Schuhe kaufen.
Von Fußball habe ich ja gar keine Ahnung.
Glocke ist gut: Sie dient den Faktoren „Zeit!“ und „Sachlichkeit!“.
Allzeit gutes Geläut!
Im Internet mag ich keine Schuhe kaufen. Ich möchte sie anprobieren; es gibt in Sachen Schuhe eine Menge Unwägbarkeiten, obwohl ich mir einbilde, normale Füße zu haben. Aber mal sind sie zu schmal, mal zu hart, mal sehen sie am Fuß unmöglich aus, mal drücken sie – auch wenn die Größe eigentlich stimmt.