Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Broterwerb | Heute erstes Präsenzseminar seit Corona-Beginn: Projektmanagement für Volontärinnen und Volontäre. Heute also kein Strandkleid, keine Shorts, keine Schlappen.

Ich war zunächst etwas unsortiert und musste mich erstmal erinnern, was es für solche Anlässe braucht: Laptop und Netzteil, VGA-Adapter, Timer, Klebezettel, Moderationskoffer – ich hatte mir am Wochenende schonmal alles rausgelegt, damit ich nichts vergesse.

Das Seminar war dann sehr angenehm. Ich empfand es als deutlich weniger anstrengend als einen Remote-Workshop. Sehr viel weniger anstrengend. Warum das so ist – darüber muss ich noch nachdenken.


Aus dem Fenster gelehnt | Herr Fischer schreibt über Schule, Lehrerinnen, Computer und Digitalisierung. Anlass ist die Kolumne von Markus Feldenkirchen, der zur Corona-Krise feststellt:

Nirgendwo fiel es Verantwortlichen schwerer, sich flexibel und kreativ auf eine neue Lage einzustellen. […] Die eigentlichen Versager sitzen in den Ministerien, Behörden und Schulleitungen. Das aktuelle Maß an Verantwortungslosigkeit bei gleichzeitiger Teilnahmslosigkeit würde sich in jedem Zeugnis verheerend niederschlagen. 

Nichts gelehrt

Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster und sage: Eine Infrastruktur zu entwickeln, die digitalen Unterricht ermöglicht, ist keine Raketenwissenschaft. Es gibt ausreichend Vorbilder im In- und Ausland, von denen wir lernen können. Es gibt ausreichend Lehrerinnen, Schüler und Eltern, die Ideen haben. Es ist nicht allzu schwierig, sich das anzugucken.

Ich sage nicht, dass sowas schnell geht. Ich sage auch nicht, dass es wenig Arbeit ist. Es ist viel Arbeit; es wird dauern, das ganze Bild zu bekommen: Was brauchen Schulen? Was brauchen Familien? Welche Kontexte müssen wir beachten, sozial und rechtlich, regional, organisatorisch und technologisch? Was ist sinnvoll? Was ist hilfreich? Was ist praktikabel? Aber am Ende wird es einen Kern, eine sinnhafte Idee geben.

Natürlich: Auch die Umsetzung ist nicht trivial. Die Anforderungen an eine digitale Plattform sind sicherlich umfangreich. Komplexer wird allerdings, die Infrastruktur vor Ort zu schaffen – mit den vielen, sehr vielen sozialen, organisatorischen, personellen Fragen, die damit zusammenhängen; Technik ist da das Kleinste. Es braucht Ressourcen, um die Idee digitaler Unterrichtsformen allen an Schule Beteiligten nahe zu bringen und sie zu befähigen, zeitlich und fachlich.

Gleichzeitig bin ich mir sicher: Es ist keine Magie. Es ist eine Frage der Haltung: „Ja, wir wollen das. Wir verstehen digitale Werkzeuge und digitale Bildung als Teil unserer Kultur. Wir unterstützen sie auf allen Ebenen.“ Daraus folgt die Entscheidung, Geld und Manpower in diese Idee zu stecken. Viel Geld. Richtig viel Geld.

Fünf Jahre – in dieser Zeitspanne könnte man schon Einiges bewegen. Wenn man will. Klar ist aber auch: Das ist kein Projekt, das irgendwann aufhört. Unterricht entwickeln, Schulen ausstatten, die digitalen Werkzeuge betreuen und gestalten – das wird dann ein normaler Teil der Arbeit am Schulsystem.


Serviceblog | Eine Studie zu Familienblogs von Prof. Helen Knauf, Professorin für Bildung und Sozialisation im Kindesalter am Fachbereich Sozialwesen an der FH Bielefeld.


Gemüse-Update | Ich habe das Gemüsebeet aufgeräumt:

Gemüsebeet, dahinter Staketenzaun

Der fertige Salat ist raus, geerntet, fast schon weggegessen; ich habe nochmal nachgepflanzt. Die Möhren, die Lauchzwiebeln, Kürbis und Zucchini gedeihen. Die Kohlrabi sind zu groß fürs Schutznetz und haben deshalb neue Aufpasser: Alu-Tauben. Den Trick habe ich in den Kleingärten im Kiez gesehen.

Eigentlich nur ein Eis essen | Am Samstag latschte ich einfach mal los. Ich wollte gar nicht weit gehen, nur ein Eis essen und ein bisschen die Füße vertreten. Also marschierte ich durch die Kleingartenanlage ums Eck und durchs Feld, und weil das noch nicht weit war, ging ich mal schauen, was auf der anderen Seite der Bundesstaße los ist.

#serviceblog: Falls Sie Mitglied im ADAC sind und sich fragen, wohin Ihre Mitgliedsbeiträge fließen – hier das Gebäude des ADAC Westfalen.

ADAC Hauptverwaltung, Blick die Stufen hoch auf ein Gebäude

Mehr dazu bei Baukunst NRW.

Wie ich schon einmal auf der anderen Seite der Bundesstraße war, erinnerte ich mich daran, dass mir eine Leserin hier im Blog den Dortmunder Ostfriedhof ans Herz gelegt hatte.

Ich lief ein wenig durch das Wohnviertel jenseits der Bundesstraße, das zog sich etwas. Die Straße war erstaunlich lang. Doch dann kam ich an den Friedhof und stellte fest: Der Weg war jeden Schritt wert.

Auf dem Ostfriedhof liegen sehr viele Industrielle, es gibt monumentale Grabmale – außerdem den alten jüdischen Friedhof.

Unter anderem entdeckte ich das Grab der Familie Hoesch und das Grab der Familie Jucho. („Und es ist köstlich gewesen“).

Außerdem findet sich Bergbaugeschichte auf dem Friedhof – unter anderem das Grabmal von Otto Taeglichsbeck, Berghauptmann und Direktor des Königlichen Oberbergamts Dortmund, und zwei Gedenkstätten für Schlagwetterexplosionen in Dortmund, 1893 und 1897 auf Zeche Kaiserstuhl. Damals kamen insgesamt 82 Bergleute ums Leben.

Achtung, jetzt wieder #serviceblog – wichtig für wenn man mal bei Jauch auf dem Stuhl sitzt: Auf dem Ostfriedhof ist auch das Grab von Henriette Davidis.

Grab von Henriette Davidis: Grabstein  und Grab mit Efeu

Henriette Davidis ist das Mastermind der deutschen Kochbuchliteratur, ihr erstes Kochbuch veröffentlichte sie 1845, als sie Rezepte Dortmunder Hausfrauen sammelte. Von ihr kommt die Formulierung „Man nehme …“, die sich in Rezepten findet. Mit ihr und ihrem Wirken wurde der Begriff „Bürgerliche Küche“ geboren, als Küche des bürgerlichen Mittelstandes während der Industrialisierung. Henriette Davidis lebte in bescheidenen Verhältnissen, während die Verleger viel Geld mit ihren Werken verdienten.

An den Ostfriedhof grenzt das Kaiserstraßenviertel. Das ist ein hübsches Altbauviertel (leider komplett zugeparkt).

Backsteinfassade mit bunten Stauden davor

Dort kehrte ich in ein Café ein. Das letzte Mal, dass ich in einem Café saß, war vor drei Monaten, Anfang März, in Heidelberg und Schriesheim.

Es war sehr schön im Café. Ich saß da, beobachtete die Menschen, schwatzte mit der Kellnerin, aß einen Salat mit köstlich gegrilltem, karamellisierten Schafskäse und trank einen Kaffee.

Auf dem Rückweg entdeckte ich in einer Kleingartenanlage das ultimative Hochbeet:

Hochbeet in Form eines Holzschiffes, sehr groß

Der Rest des Weges führte am See entlang.

Als ich zu Hause ankam, waren meine Füße ein bisschen plattgelatscht. Eigentlich wollte ich ja nur ein Eis essen – das ich nicht einmal hatte! Ein Projekt für den nächsten Spaziergang.

15 Kilometer: Schüren – Schürener Feld – Stadtkrone – Delfdahl – Ostfriedhof – Kaiserstraßenviertel – Ostenhellweg – Märkische Straße – Schrebergarten 06 – Phoenixsee – Schüren


Gelesen | Frau Novemberregen, der Oberchef (OC) und die Corona-Party  | Interview mit dem Soziologen Hartmut Rosa: Leiden wir an einem gemeinschaftlichen Burnout?Pillenknick – Schmerzmittelmissbrauch im Amateur- und Profifußball

Start mit Pause | Der heutige Tag war ein wunderbarer. Ich wachte gegen 8 Uhr auf, machte mir einen Kaffee und setzte mich auf die Terrasse. Die Sonne blinzelte durch die Bäume. Die Dompfaffen frühstückten im Kirschbaum. Der Zaunkönig flog aus seinem Nistkasten ein und aus. Das Eichhörnchen hockte im Vogelhaus. Und ich war glücklich, einfach nur dazusitzen.

Deshalb blieb ich auch erstmal, wo ich war, und bereitete das Seminar für Montag vor: das erste Präsenzseminar seit Corona-Beginn, Projektmanagement für Volontärinnen und Volontäre in der PR. Das ist immer sehr schön, das sind junge Leute, die schon in Projekte geworfen wurden und sich freuen, Struktur und Ratschläge zu bekommen.

iPad mit Folien "Projektmanagement", Becher Kaffee, ein Saftglas, dahinter der Garten mit Gewächshaus

Ich beginne das Seminar immer mit einem Teamspiel. Beim Seminar im November war es die Marshmallow-Challenge. Dabei kommt man sich allerdings recht nah, das ist #aufgrundderaktuellenSituation nicht so gut geeignet. Deshalb werde ich auf Lego umsteigen. Jeder bekommt ein Täschchen und kann erstmal allein damit bauen.

Blick in fünf Papiertüten mit Lego

Aufgabe wird sein, ein Volontariat aus Lego zu bauen, aber eigentlich ist es nicht wichtig, was die Leute bauen. Denn Lego ist nur ein Warm up; ich leite davon im Anschluss die Eigenschaften von Projekten ab: klares Ziel, zeitliche Befristung, begrenzte Ressourcen, sowas. Es geht darum, warm zu werden, ins Thema zu kommen, die Morgenmüdigkeit abzuschütteln.

Nach dem Sitzen und Denken fuhr ich mit dem Fahrrad um den See und im Kiez umher. Ich musste Diverses erledigen, die Papiertüten für die Lego-Portionen kaufen, eine Überweisung (med.) abholen, eine Überweisung (finanz.) tätigen, Spargel vom Markt holen und so weiter.

Seit Corona habe ich nur zweimal das Auto betankt: einmal ganz zu Beginn, denn ich schlitterte mit leerem Tank in die Corona-Zeit. Und vergangene Woche. Das Auto steht die meiste Zeit in der Garage. Es gibt Wochen, in denen ich es, wie eine Rentnerin, nur zum Wocheneinkauf ausfahre. Für den Rest fahre ich Fahrrad und gehe zu Fuß. Das ist schön.

Im Anschluss aktualisierte ich die Folien fürs Seminar, machte Buchhaltung und die Umsatzsteuervoranmeldung für Mai. Zwei Tage zu spät, aber … nun. Das Finanzamt hat bestimmt auch Brückentag.

Danach nochmal Balkonien, die Sonne genießen, Musik hören. Den Garten gießen und Erdbeeren pflücken.

Erdbeerschale, die auf dem Boden steht, dahinter noch grüne Erdbeeren am Strauch

Am Abend Terrasse. Der Duft gewässerten Gartens, die Zitronella-Kerze, ein Smoothie aus Erdbeeren und dazu der Zaunkönig, der immer noch ein und aus fliegt. Er hüpft über die Terrasse, vorbei an den Töpfen mit Lavendel, Fuchsien und der Hortensie, dann fliegt er ein Stück bis zur Mauer, dort verschwindet er in den Ritzen, hüpft wieder hinaus und in den nächsten Busch. Kurz darauf kommt er zurück, den gleichen Weg über die Terrasse wie hin, nur jetzt die andere Richtung, zurück. Er fliegt hinauf zum Nistkasten – der hängt am Fallrohr der Dachrinne – und schlüpft hinein.

Laptop mit BLobeitrag im Backend, Weinglas und Erdbeersmothie, im Hintergrund der Garten

Und so endet der Tag, wie er begann.


Gelesen | Haltung? Ja, bitte. Daniel Drepper, Chefredakteur von BuzzFeed Deutschland und Dortmunder Journalistik-Absolvent, übers Journalistsein.

Angeguckt | Eine Möwe, die einen Hasen verschlingt. Im Ganzen. //*Augenzucken


Ab sofort können Sie mir einen Kaffee ausgeben. Aber nur, wenn Sie mögen.

Fronleichnam | Heute ist Feiertag in Nordrhein-Westfalen. Deshalb habe ich den Vögeln eine Protein-Gourmet-Mahlzeit in die Futterstation getan. Darin entdeckte ich eine große Grille.

Getrocknete Grille auf einem Stein

Ich habe sie für die Nachwelt festgehalten.


Saisoneröffnung | Ich war anschwimmen. Die Freibäder in Dortmund sind geschlossen, und es ist auch nicht klar, ob sie dieses Jahr noch öffnen. Ich fuhr deshalb nach Schwerte ins Elsebad. Das ist acht Kilometer den Berg runter, das ist geöffnet.

So ein schönes Schwimmbad! Warum entdecke ich es erst jetzt? Ein 50-Meter Edelstahlbecken in einer sehr schönen Anlage mit Liegewiesen, Planschbecken und bunten Holzkabinen.

Ich ging ambitionslos ins Becken. Zuletzt war ich am 7. September geschwommen, also vor neun Monaten. Ich dachte mir: eineinhalb Kilometer – das wäre schon gut. Am Ende schwomm ich 50 Bahnen, zweieinhalb Kilometer, die Hälfte im Kraul. Als hätte es keine Pause gegeben. Der erste Kilometer war anstrengend: Das letzte Drittel der Bahn fühlte sich an wie Ertrinken. Überall fehlte Rhythmus: zwischen Armen und Beinen, zwischen Körper und Atmung. Aber dann ging es fluffiger, und ich fand in die Technik.

Schon auf der Fahrt nach Hause hatte ich Muskelkater. Meine Beine sind vom Umherlaufen der letzten Monate ja gut trainiert. Aber mein Oberkörper leidet gerade von der Fingerspitze bis zum Bauchnabel. Uff.


Broterwerb | Diese Woche fuhr ich zum Kunden, so richtig außer Haus, ohne irgendwas mit „Home“. Das war aufregend. Ich fühlte mich wie eine Abenteurerin.

Beim Kunden traf ich Menschen, die ich seit dem 2. März nicht gesehen hatte. Das war schön. Ich habe mich innerlich wie Bolle gefreut, äußerlich natürlich nur professionell zurückhaltend – wie sieht das sonst aus.

Wir haben prompt gemeinsam etwas erhirnt, das wir remote nicht gemacht hätten. Es war eine Sache von „Häh?!?“, einfach mal rüberlaufen, gemeinsam draufgucken, gemeinsam überlegen, wieder zurücklaufen, etwas nachgucken, weiter gemeinsam überlegen, sich gegenseitig anstacheln, gemeinsam nachforschen, etwas entdecken. Remote hätte jeder für sich allein gerätselt, vielleicht telefoniert, aber ohne die gemeinsame Hartnäckigkeit, da bin ich mir sicher.

Ausgangspunkt des Ganzen war ein Fehler, den ich vor ein paar Wochen gemacht habe. Oder – naja, nicht ganz. Aber irgendwie doch: Mir sind Dinge nicht aufgefallen, die mir hätten auffallen können, wenn ich mich besser konzentriert hätte, wenn ich mehr hinterfragt hätte, wenn ich schlauer gewesen wäre. Das ist doof, so richtig, über sowas kann ich mich maßlos ärgern.

Gleichzeitig war es gut – jeder Fehler ist für etwas gut. Denn so haben wir etwas entdeckt, das wir uns jetzt nochmal genauer anschauen müssen. Außerdem habe ich gelernt, worauf ich in Zukunft besser gucken muss. Das war wirklich lehrreich.

Fürs Protokoll : Auf dem Hinweg etwas Stau, Fahrtdauer eine Stunde. Auf dem Rückweg kein Stau, Fahrtdauer 45 Minuten. Nach den Wochen Zuhause-Arbeit fühlten sich die Fahrten sehr lang an.


Hach! | Ich habe zweimal unverhofftes Feedback auf meinen Newsletter bekommen. Beide Rückmeldungen haben mich sehr gefreut.


Erste Male | Ich hatte drei reife Bananen übrig. Mit ihnen habe ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Bananenbrot gebacken.

Kuchen auf blauen Tablett

Wenn es nicht nach Banane schmecken würde, wäre es lecker. 4 von 10 Sterne.


Garten | Der Kürbis kommt.


Geguckt | Heimat in den Alpen – Wie Bergdörfer ihre Zukunft sichern. Ich möchte sofort nach Ostana reisen.

Gelesen | Martin Suters Business Class: Trau keinem at home | Ein Mann löst sich auf.

Gehört | Zeit Verbrechen: Das Böse hinter dem schönen Schein | Eins zu Eins, der Talk, mit Bio-Bäuerin Gertraud Angerpointner im breitesten Bayerisch. Schön.

Corona-Service | „Did I miss anything?“: A Man Emerges From a 75-Day Silent Retreat. Daniel Thorson verabschiedene sich Mitte März in einer Eremitenzeit. Nun kehrte er in die Welt zurück und, ja, man kann sagen: Er hat etwas verpasst. | Der lange Arm des Virus: Manche Covid-19-Kranke werden einfach nicht gesund. | Medienforscherin Johanna Haberer über die Corona-Berichterstattung innerhalb und außerhalb des Boulevard. | Service für Unternehmer, Unternehmerinnen und Freiberufler: Sehr gute Übersicht zur Absenkung des Mehrwertsteuersatzes mit Antwort auf viele Fragen | Corona und schwimmen: Anstecken im Badewasser ist unwahrscheinlich

Ernte | Hallo, erste Gartenerdbeere!

Rote Erdbeere, daneben noch grüne weitere Erdbeeren an der Pflanze

Broterwerb | Heute: Start in eine kurze Woche. Ein Konzept fertiggestellt. Telefoniert, telefoniert, nochmal telefoniert.

Außerdem gab es heute Teil #3 der Newsletter-Trilogie zum mobilen Arbeiten. Es geht um informelle Kommunikation bei Remote-Arbeit – und um Führung auf Distanz. Den Text stelle ich beizeiten auf meine Website.

Derweil ist Beitrag #2 online: Ich habe aufgeschrieben, wie ich Meetings einleite und die Erwartungen der Teilnehmenden lenke. Außerdem gebe ich Tipps zur Moderation von Telefon- und Videokonferenzen.

Wenn Sie die Beiträge per Mail haben möchten: Hier geht’s zum Newsletter-Abo.


Toll | Es gab Regen am Wochenende, so richtig viel. Zwar immer noch nicht genug. Aber so viel, dass es unter den Bäumen nass war. Ich bin entzückt.

Derweil kamen die Nacktschnecken aus ihren Verstecken und fraßen meinen Pflücksalat weg. Grmpf.


AirPods | Ich habe die Kopfhörerwäsche zum Anlass genommen, mir AirPods zu kaufen. Wenn ich die mitwasche, wird es wenigstens richtig dolle teuer.

Nein, Scherz. Ich bin schon länger drumherum geschlichen. Es war mir allerdings zu blöd – unter modischen Aspekten und Aspekten der Zurechnungsfähigkeit -, mir Zahnbürstenköpfe in die Ohren zu hängen. Die Dinger erinnern mich an „Zurück in die Zukunft, Teil II“. Und Teil II war der blödeste Teil, da sind wir uns alle einig.

Nun denn. Es ist 2020, ich habe Zahnbürsten in den Ohren und finde es großartig. Also, was Klang und Handhabung angeht. Der Rest – nun ja. Egal.


Besenwagen | Was war noch? Am Sonntag begleitete ich einen Halbmarathon. Der Rhein-Ruhr-Marathon (RRM) war als Großveranstaltung abgesagt wurden. Wer wollte, konnte einen RRM Home Run absolvieren, also die gewählte Distanz (21 oder 42 Kilometer) irgendwo im Ruhrgebiet starten und bis nach Hause laufen.

Ich begleitete das Vorhaben auf dem Rad – gemeinsam mit weiteren Freunden. Denn der Läufer benötigte Wasser, Riegelchen und emotionalen Support.

Die Strecke vom Essener Baldeneysee nach Mülheim war sehr schön: immer entlang der Ruhr. Wir fuhren (beziehungsweise: einer lief) durch Werden und Kettwig, unter der Autobahnbrücke der A52 hindurch bis nach Mülheim in die Innenstadt. Bei Ankunft gab es ein Empfangskomitee und Spaghetti Bollo. Das war eine super Sache.


FYI | Sie erinnern sich vielleicht an den Komposter, den ich jüngst aufgebaut habe – zum Amusement der Nachbarn. Das ist jetzt einen Monat her.

Ich habe inzwischen dreimal Rasen gemäht und den Kompost zusätzlich mit Gemüseresten und Pflanzenschnitt gefüttert. So sieht es aktuell aus:

Foto aus dem Inneren des Komposters. Viel braun, bisschen gelber Rasen.

Dem ersten Rasenschnitt hatte ich einen Eimer Erde aus dem alten Kompost beigemischt, inklusive dem dort wohnenden Getier. Es hat sich offenbar eingelebt. Das Ergebnis finde ich für die kurze Zeit ziemlich beeindruckend.


Geguckt | Hidden figures, die Geschichte der afroamerikanischen Mathematikerinnen Katherine JohnsonDorothy Vaughan und Mary Jackson, die maßgeblich am Mercury und am Apollo-Programm der NASA mitgearbeitet haben. Prima Film. Habe etwas gelernt und mich gut unterhalten gefühlt.

Gelesen | Arzt Bernd Hontschik im Interview über Ökonomie im Gesundheitswesen und was er tun würde, wäre er Gesundheitsminister

Juchhu | Es regnet. Hallejuah. Heute Nacht hat es begonnen, am Morgen fisselte es, über Tag hat es immer mal geregnet, in der Nacht und morgen soll es weitergehen. Der Garten brummt zufrieden.

Garten, nass: geschwungener Weg, Kirschbaum, Natursteinmauern, rechts Wiese, im Hintergrund weißes Gewächshaus

So langsam wird es auch unter den Bäumen nass.

Trotz Regen fragte die Sportsfreundin am Abend, ob ich mit ihr eine schnelle Runde um den See walken wolle, sie mit Stöcken, ich ohne. Ich ließ mich nicht lange bitten. Durch die Gegend latschen geht ja immer.

4 Sportschuhe, Stöcke, Fotos von oben die Beine entlang

Zwanglos | Die Nachbarn haben Corona genutzt und sich eine Hütte in den Garten gebaut. Tag um Tag haben sie gesägt und gehämmert, sie haben mir gewunken, wenn ich auf dem Balkon saß, ich habe zurückgewunken, den Fortschritt gelobt und das Tun beobachtet. Anschließend haben sie die Hütte angestrichen, Sand davor gekippt und eine Lichterkette dran gehängt.

Gestern öffnete ich Google Maps und – sehen Sie selbst. Ich feiere das.


Selbstständigenkram | Dinge, über die man sich als Selbstständige Gedanken machen muss: das Konjunkturpaket. Für sechs Monate wird die Mehrwertsteuer gesenkt. Ich habe schon Post von meinem Buchhaltungsprogramm bekommen.

Wir werden in den nächsten Tagen Papierkram dahingehend ändern, dass die im genannten Zeitintervall geltenden Steuersätze verfügbar sein werden und eine Lösung implementieren, die die Änderungen beim Buchhalten so einfach wie möglich machen wird.

E-Mail-Newsletter von Papierkram

Auf meinen Verdienst hat das keine Auswirkungen. Ich reiche die Steuer ja nur durch: Ich erhebe sie mit meinen Rechnungen und überweise sie mit der monatlichen Umsatzssteuervoranmeldung ans Finanzamt. Auch für meine Unternehmenskunden hat das keine Auswirkungen: Sie zahlen nicht weniger, denn sie reichen die Steuer ebenfalls nur durch.

Ich habe überlegt, wie ich nun Angebote schreibe: Denn die im September geltende und im Angebot ausgewiesene Mehrwertsteuer kann bei Leistungserbringung im Januar ja bereits wieder eine andere sein. Werde also bei den Angeboten, die ich zwischen Juli und Dezember schreibe, wahrscheinlich keine Mehrwersteuer ausweisen und stattdessen sowas schreiben wie: „zzgl. geltender Mehrwertsteuer zum Zeitpunkt der Leistungserbringung.“ Oder ich weise die Mehrwertsteuer aus und schreibe sowas dazu wie „Der Mehrwertsteuersatz kann zum Zeitpunkt der Leistungserbringung abweichen.“ Oder whatever. Alles ist im Fluss.


Gedanken zu dem, was ich tue | Ich las ein Interview mit Judith Muster, einer Unternehmensberaterin. Es geht um Agilität und ob es eine Managementmode sei. Außerdem sagt sie, dass „agiler werden“ oft nur ein Label, ein Mittel zum Zweck sei, um im Unternehmen etwas verändern zu können.

Das Ausrufen eines neuen, in diesem Fall agilen Zeitalters hat ja auch den Zweck, dass man das Alte nicht schlechtmachen muss. Man kann durch die Dramatisierung des Neuen die Botschaft verbreiten, dass sich etwas ändern muss. Das ist dem Unternehmen mithilfe des Labels Agilität gelungen.

Problemlösungen und Lösungsprobleme

Zu sagen „Wir müssen agil werden“, helfe, einen Wandel überhaupt erst anzustoßen. Anders sei es manchmal kaum möglich.

Der Ruf nach Agilität funktioniert im ersten Schritt wie ein Symptom, das ein Problem signalisiert. Im zweiten Schritt dient dieser Appell als Türöffner für Veränderungen. Was man dann konkret macht, muss mit den gängigen Agilitätskonzepten nicht viel zu tun haben. Viel wichtiger ist es, die eigentlichen Probleme zu verstehen. Dank der Agilitäts-Rhetorik kann die Organisation behaupten, sie hätte die eigenen Pathologien erst jetzt – dank der neuen Methode – erkennen können, nach dem Motto: Wir sind gar keine bürokratischen Besitzstandswahrer, wir konnten nicht wissen, dass es auch anders geht. Systemtheoretisch gesprochen: Man erzeugt im System Irritationen, ohne es im Kern infrage zu stellen.

Meiner Erfahrung nach kennen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die eigenen Pathologien, also das, was im Unternehmen krankt, sehr gut. Ich mache weiter die Erfahrung, dass sie auch kein Problem damit haben, Bestehendes infrage zu stellen – wenn man Zeit in Gespräche investiert, sie respektvoll nach ihrer Meinung fragt, gut zuhört, die Meinungen verschiedener Gesprächspartner abgleicht und zusammenbringt. Wenn ich in Unternehmen gehe, ärgern sich die Leute meist schon seit Jahren über bestimmte Dinge und sind durchaus bereit, sie zu verändern – und auch sich selbst. Es fehlt ihnen nur der Hebel, es zu tun; sie wissen nicht, wie, und haben Angst, dass es schlecht für sie ausgeht. Oft gab es bereits Initiativen aus einzelnen Abteilung heraus. Die Abteilungen haben dabei allerdings die Bedürfnisse wiederum anderer Abteilungen nicht berücksichtigt. Die anderen Abteilungen haben sich echauffiert, die Mitarbeiter bekamen einen auf den Deckel, die Initiative starb und mit ihr der Mut, etwas anzusprechen und aus dem Tagesgeschäft heraus zu verändern.

Ich halte es für schwierig, „im System Irritationen zu erzeugen“, ohne das, was eigentlich im Argen liegt, infrage zu stellen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstehen zu Beginn eines Wandels sehr schnell, dass kein Stein auf dem Anderen bleiben wird. Das Einzige, was hilft, ist Ehrlichkeit. Mit offenem Visier ins Getümmel laufen. Klar sein, fair sein. Den Leuten helfen, die Unsicherheit auszuhalten und auch, in der neuen Organisation einen Platz zu finden.

Wenn man diesen Gedanken Raum lässt, finden die meisten Leute sehr gut einen neuen Platz für sich, unabhängig vom Lebensalter. Ich halte die Variable „Lebensalter“ ohnehin für maßlos überbewertet; die älteren Mitarbeiter*innen haben dahingehend einen viel zu schlechten Ruf. Meiner Erfahrung nach ist die Veränderungsbiographie eines Menschen entscheidend dafür, wie er mit Neuem umgeht, nicht das Lebensalter: Ein 64-Jähriger, der sich schon oft verändern musste, ist flexibler und lernt schneller als ein 34-Jähriger, der seit der Ausbildung das Gleiche tut. Bei 64-Jährigen, die seit 40 Jahren dasselbe tun, ist nicht das Lebensalter das, was blockiert, sondern die nicht vorhandene Veränderungsbiographie.

Aber zurück zum Thema. Ich rate davon ab, die Notwendigkeit für einen Wandel mithilfe einer Krücke herbeizureden. Es braucht keine modischen Worte.

Ich gehe zu den Unternehmen, höre erstmal zu und bringe Methoden mit, die helfen, den Wandel mithilfe der Menschen dort voranzubringen. Klar sind das viele agile Methoden. Aber nicht nur. Ich mache auch nie eine Methodendiskussion auf oder sage, dass etwas „agil“ wird. Weil: Vielleicht wird es das gar nicht, nicht nach Lehrbuch. Ich öffne lieber Perspektiven („Wollen wir mal etwas ausprobieren und gucken, ob es euch hilft?“) – meist haben die Mitarbeiter*innen dann aber noch bessere Ideen. Einfach, weil sie ihre Abläufe, Produkte und Dienstleistungen besser kennen. Es ist ein Zusammenspiel, wie Tanzen.


Tiefes Seufzen | Die Freibäder in Dortmund bleiben weiterhin geschlossen: zu teuer. Ich werde mich in der Nachbarschaft umschauen. Das Elsebad in Schwerte hat 50-Meter-Bahnen, einen Schwimmerbereich und ist bei jedem Wetter von 9:30 bis 19:30 Uhr geöffnet. Hört sich gut an. Alternativ steige ich einfach in die Ruhr. Später, wenn es wärmer ist.


Unverhofft | Heute kam Post. Am 14. Februar hatte ich ein Kleid bestellt. Kaum hatte ich es bestellt, verschob sich die Lieferzeit um ein paar Wochen. Dann nochmal um ein paar Wochen. Ich überlegte, es wieder abzubestellen, vergaß es aber. Die Lieferung verschob sich nochmal um etliche Wochen. Ich vergaß das Kleid daraufhin vollkommen. Vor zwei Tagen bekam ich eine E-Mail: „Ihr Paket ist unterwegs.“

„Huch“, dachte ich. Na sowas.

Heute kam das Kleid. Es passt wie angegossen, und ich habe mich gefreut wie ein Schnitzel.

blaues Kleid mit rot angesetzten Rändern und Stoffgürtel

Gelesen | Interessanter Twitterfaden zur Bildsprache Trumps und der Rolle der Religion in seiner Politik

Gelesen und geguckt | Bewegungen, die man sich körperlich nicht vorstellen kann

Corona-Service | Umgang mit Corona: verschiedene Menschentypen. Das Interview verlinke ich wegen drei Wörter: „Dehnungsfugen im Alltag“. Darüber hinaus finde ich die skizzierten Typen ganz passend – wenngleich sie wahrscheinlcih eher ein Kontinuum als in sich geschlossene Kategorien sind. | Kommentar zur Rave-Demo auf dem Berliner Landwehr-Kanal. Verlinke ich ebenfalls nur, weil dort Wörter vorkommen. Zum Beispiel „Vollhonks“, „sagenhafte Beknacktheit“ und „flotte Bumsmusik“. | Zwei Spieler haben sich die Nächte um die Ohren geschlagen, Vorschriften gewälzt, Pläne skizziert – nun darf Beachvolleyball gespielt werden.

Elektronik waschen | Das hier ist ja ein Serviceblog, deshalb habe ich für Sie ausprobiert, ob man Kopfhörer waschen kann.

Ich hatte die iPhone-Kabel-Dinger in der Hosentasche. Ich steckte die Hose in die Waschmaschine. Die Kopfhörer nahmen für eine Stunde und fünfzehn Minuten am Programm „Dunkles/Jeans, 40 Grad“ teil.

Ich war tief zerknirscht und startete wenig hoffnungsvoll einen Trocknungsvorgang (Wäscheleine, Garten, Sonne). Ergebnis nach drei Stunden: Klangqualität unerfreulich. Ich setzte tags darauf die Trocknung fort (Wäscheleine, Garten, Sonne) – und was soll ich sagen? Tippitoppi! Die Klangqualität ist stabil mit nur leichten Mängeln im Bass, Mikro funktioniert einwandfrei.

Fazit: Falls Sie Ihre Kopfhörer mal mitwaschen – zwei Tage in der Sonne, und es löppt wieder. 4 von 5 Punkte für diese Erfahrung.


Heimatkunde | Heute Abend ging ich aus Versehen länger spazieren. Das kam so:

Eigentlich wollte ich nur ein bisschen um den Block gehen. In einer Phase zarter Verwirrung hatte ich ja vor einigen Wochen angenommen, ich hätte Freude daran, Steine zu bemalen. Seither liegen zwei bemalte Steine auf meiner Fensterbank. Die Kita nebenan hat letztens eine Steinschlange begonnen – mit dem Schild, man möge Steine dazulegen. „Gut“, dachte ich, „das ist eine Gelegenheit, die Dinger loszuwerden.“ Ich ging los und legte meine zwei Steine zu den anderen.

Bunte Steine

Für einen Spaziergang war das allerdings etwas kurz. Also ging ich noch ein Stück weiter, zur Grundschule. Auf dem Pausenhof sah es aus, als sei Herbst: Der Boden ist über und über mit trockenen Blättern bedeckt. Hier freuen sich alle Pflanzen auf Regen.

Schulgebäude, davor ein Schulfhof mit großen Bäumen

Hinter der Grundschule verläuft die alte Schürener Bahntrasse. Ich dachte: „Dort kann ich auch mal hingehen.“ Und ging hin.

An der Bahntrasse entdeckte ich einen Weg, den ich nicht kannte, und ging weiter. Ich gelangte zum See. Weil der Spaziergang immer noch nicht lang war, ging ich weiter, oberhalb des Sees, durch Seitenstraßen. Die kannte ich noch nicht. Ich entdeckte eine riesige Kleingartenanlage, einen Tennisverein und Straßennamen Dortmunder Persönlichkeiten.

Huestraße, benannt nach Otto Hue, Sekretär der Berarbeiter-internationale. Johannes-Gronowksi-Straße, Erster Arbeitersekretär in Dortmund

Weil ich nun fast am Supermarkt war, dachte ich: „Falls Besuch kommt, sollte ich Grillkäse zuhause haben.“ Also ging ich zum Supermarkt und kaufte Grillkäse.

Gegenüber des Supermarkts befindet sich eine weitere Kleingartenanlage:

Schild "Gartenverein Walter Engelberg"

Jetzt fragen Sie sich bestimmt, wer Walter Engelberg war. Ich habe recherchiert (#serviceblog): Walter Engelberg war Dortmunds leitender Gartenbaudirektor, in den 1980er Jahren außerdem Vorsitzender der Bewertungskommission im Bundeswettbewerb „Gärten im Städtebau“. Ein Foto von ihm führt in die Irre: Die in der Bildzeile genannte AFD ist die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. – und keine Partei.

Als ich aus dem Supermarkt kam, fiel mir ein, dass in der Nähe S wohnt. S hat sich letztens Hühner gekauft. Ich rief S an und fragte sie, ob sie und die Hühner daheim seien und ob ich mir die Hühner anschauen könne. Sie freute sich (glaube ich). Ich ging zu S und sah mir die Hühner an.

Braune Hühner und weiße, puschelige Hühner

Es handelt sich um Lachshühner und um Vorwerkhühner (wie der Staubsauger).

Als wir uns unterhielten, holte S‘ Tochter gerade frische, schwedische Bullar aus dem Ofen. Welch glückliche Fügung! Sie schmeckten großartig, 10/10 Punkte in Geschmack und Fluffigkeit.

Auf dem Rückweg ging ich durch die Dortmunder Gartenstadt. Die Gartenstadt ist eine Villenkolonie, die in den 1910er und 1920er Jahren entstanden ist. Dort stehen sehr schöne Häuser.

Backsteinhaus mit weiß abgesetzten Fenstern, davor Bäume

Auf meinem Spaziergang sah ich Corona-Geister. Ein Sprayer hat inzwischen unzählige – gefühlt hunderte – Geister in Dortmund hinterlassen.

Als ich wieder zu Hause war, zeigte der Schrittzähler 16.000 Schritte und zehn Kilometer. Das war so nicht geplant. War aber schön.


Gelesen | Frau Fragmente ist befördert worden. Sie darf nun den Titel „Head of“ tragen und ist damit Bürgermeisterin von Gurkfeld, mit Atomkraftwerk.

Gelesen | Ein Text übers Schwimmen:

Beim Schwimmen hört man nur sich selbst atmen und das Wasser, das gegen den Körper klatscht. „Eigentlich ist Schwimmen ein großes Schweigen“, schreibt von Düffel.

Man spürt den Widerstand zwischen den Fingern. Streckt sich in voller Länge. Wer beim Joggen stehen bleibt, bleibt stehen. Doch wer im Wasser nicht schwimmt, der geht unter. Schwimmen fühlt sich existenziell an, weil es existenziell ist. Man muss sich ein Stück weit hingeben.

Schwimmen: Jedes Auftauchen ist ein Triumph

Ich mag das Schwimmen, weil es eine in sich geschlossene Sportart ist: Ich höre nichts, ich sehe wenig, es gibt das Wasser, die Leine, die Wand und mich. Jeder Schwimmzug fordert den ganzen Körper, gleichzeitig fließt das Wasser um mich herum und an mir vorbei. Es ist eine Harmonie von Druck und Gegendruck, von Getragenwerden und Sich-Oben-Halten im Rhythmus mit dem Atem.

Gelesen | Christian Jakubetz über Regionalzeitungen, Corona und die Krise, die es auch vorher schon gab. Alles schon 100-mal gesagt, von ihm, von mir, von Anderen. Umso verwunderlicher ist es, wie beharrlich sich Verlage mit Opfermentalität an das untergehende Bestehende klammern und auch diese Situation nicht nutzen, einen Wandel zu initiieren.

Pfingsten im Allgemeinen | Es gibt wenig Aufregendes zu berichten. Die Tage mäandern dahin, die Sonne scheint, die Welt staubt, die Natur wartet auf Regen, und ich wandere durch die Gegend.

Pünktlich zum Fest erblühte die Pfingstrose im Garten.

Pfingstrose mit dicken weißen und pinken Blüten

Die Bienen und Hummeln befinden sich seither in wilder Ekstase.

Pinke Blüte mit Hummel

Die Anzahl der Menschen, die ich treffe, wird langsam wieder größer.

In den ersten zwei Corona-Monaten, von Mitte März bis Mitte Mai sah ich aus der Nähe nur zwei Menschen. Aus der Ferne traf ich manchmal drei weitere Menschen: die Stadtteilfreundin und die Nachbarn. Das war’s.

Daran gemessen umgab ich mich in den vergangenen drei Tagen mit exorbitant vielen Leuten: Am Samstagmorgen stand ich früh auf und ging mit der Stadtteilfreundin um den See, am Sonntag schaute ich mit Menschen Fußball, heute traf ich eine befreundete Familie.


Der Samstag im Speziellen | Nach dem Seegang am Samstagmorgen verbrachte ich den Tag im Garten, frühstückte spät, las, schlief im Liegestuhl ein, grub ein bisschen herum, harkte und mähte den Rasen.

Terrasse mit allerlei Kram auf dem Tisch, unter anderem eine Gießkanne, im Hintergrund der Rasen mit Rasenmäher

Am Abend gönnte ich mir Spargel mit einem Stück Fleisch, gegrillt auf dem Grill der an diesem Wochenende ausziehenden Nachbarn.

Ich hatte dem Herrn Nachbarn nahegelegt, dass der kleine Balkongrill, den er bis anhin im dritten Stock nutzte, dem neuen Einfamilienhaus kaum angemessen sei. Es sei vielmehr geboten, ein Gerät anzuschaffen, dass besser zur Immobilie passe; einen Grill, der – ebenso wie das neue Gebäude – mehr Möglichkeiten biete. Der kleine Balkongrill, sagte ich, werde sich im neuen Garten bestimmt verlieren. Ein größerer Grill sei folgerichtig, quasi unabdingbar.

Das sah er ein. Ich erbot mich uneigennützig, den nun verwaisten Grill gegen ein Entgeld zu übernehmen. So wohnt er nun bei mir im Erdgeschoss, und ich kann wieder grillen.

Grill mit Spargel und einem Stück gefüllter Hähnchenbrust

Der Sonntag im Speziellen | Gestern wanderte ich umher. Ich schnürte die Sandalen, packte mir eine Flasche Wasser ein und ging los: über Berghofen in den Schwerter Wald, von dort in die Aplerbeckermark bis nach Lichtendorf und über Aplerbeck und das Schürener Feld zurück nach Hause – insgesamt 14 Kilometer.

Auf dem Berghofener Tunnel stehend konnte ich fast das Meer sehen:

Panoramabild: Landschaft, darin eine zweispurige Straße, die unter der Fotografin durchführt, in der Ferne Großstadt. Blauer Himmel, Schäfchenwolken.

Im Wald war es wunderbar schattig. Gleichzeitig gefiel es mir, in der Sonne durch die Felder zu laufen. Ein schöner Spaziergang.

Am Abend fuhr ich noch 20 Kilometer Fahrrad, zum Haus der nun ehemaligen Nachbarn und wieder zurück: Fußball schauen, Besichtigung der neuen Räumlichkeiten und Testessen vom neuen Grill.

Während der Besichtigung sagte die Nachbarin, dass ihre frisch umgezogene Badematte farblich nicht ins neue Badezimmer passe und sie sich eine neue anschaffen wolle. Ich erbot mich, das Stück zu übernehmen und es zu seinem Freund, dem Grill, zurückzubringen. Denn meine Badematte verliert seit Wochen mit jedem Ausklopfen Streifen; sie ist inzwischen nur noch die Hälfte. So fuhr die nachbarschaftliche Matte mit mir zurück.

Grill, Matte – es läuft gut. Mal sehen, was beim nächsten Mal erbe.


Der Montag im Speziellen | Heute war ich aus Gründen ein bisschen hüftsteif. Man ist ja doch keine Zwanzig mehr.

Ich arbeitete etwas, verbrachte den Tag im eigenen sowie im Garten einer befreundeten Familie. Dort wechselten wir zwischen Hollywoodschaukel und Luftmatratze, dazu gab es herzhafte Waffeln. Das war der Regeneration zuträglich.


Gelesen | Frau Novemberregen beschreibt mit schönen Worten Frau Fragmente und erzählt von ihrem Lebensmotto „Möchte ich das am nächsten Tag in der Zeitung lesen?“

Gelesen und angeguckt | Es gibt Menschen, die Räume nach Farben sortieren – und solche, die Klopapierblätter sammeln und archivieren.

Gesehen | Sex Education. Habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.

Gelernt | Es gibt eine Teetasse der homoerotischen Völkerfreundschaft. In dem Zusammenhang habe ich eine interessante Persönlichkeit kennengelernt: August von Sachsen-Gotha-Altenburg.

Corona-Service | Weltweite Sterbefälle – diverse Ursachen und Covid-19 im Zeitverlauf

Heureka | Ich habe heute gelernt, wie Dicke Bohnen aussehen, bevor sie im Supermarkt im Glas stehen. Nämlich so:

Ackebohne, blühend, vor blauem Himmel

Sensationell. Noch nie vorher drüber nachgedacht. Herausgefunden mit der Pflanzenbestimmungs-App „Flora Incognita“.


Krasse Idylle | Beim Spaziergang war außerdem die Wiese schön.

Hoch stehendes, wiegendes und blühendes Gras vor blauem Himmel

Gefreut wie’n Schnitzel | Heute habe ich mich sehr gefreut. Beim Kunden habe ich ein interdisziplinäres Team abmoderiert. Seit etwas mehr als einem Jahr haben Mitarbeitende Probleme in einem Handlungsfeld der Organisation analysiert, Ursachen erforscht, dem Management Lösungen empfohlen und sie anschließend umgesetzt.

Die Arbeit des Netzwerks ist jetzt vorbei – die weitere Umsetzung der Maßnahmen ist sehr operativ und erfolgt aus dem laufenden Tagesgeschäft heraus. Die Feedbackrunde sowohl von Seiten der Auftraggeber als auch von den Mitarbeitenden war prima. Es ist ein gutes Gefühl, die richtige Methodik eingesetzt und etwas bewegt zu haben. Zwei Mitarbeiter haben mich nachher nochmal persönlich angerufen und sich bedankt. Das war toll.


Staubtrocken | Die Wetteraussichten sagen für die kommenden zwei Wochen Sonne, bis zu 26 Grad und weiterhin keinen Regen voraus. Dann hat es in Dortmund seit 18 Wochen nicht nennenswert geregnet. Aber hey, lasst uns eine Autokaufprämie einführen. Bestimmt eine super Idee.

Derweil bleiben die Dortmunder Freibäder weiterhin geschlossen.

Riechkauf ohne riechen | Gestern war ich zum ersten Mal seit drei Monaten wieder in der Innenstadt. Abgesehen davon, dass ich auch sonst nicht oft in die Innenstadt fahre, sondern fast alles im Stadtteil erledige, hatte ich in den vergangenen Wochen noch weniger Grund,dorthin zu fahren. Gestern war ich aber dort, und wo ich schonmal dort war, konnte ich auch gleich mein Deo in diesem Rituale-Duftladen kaufen.

Allerdings war es so, dass der Ritualeladen mein dunkelgrünes Deo nicht mehr führt. Es gibt jetzt eine mittelgrüne und ein glitzergrüne Linie, aber keine dunkelgrüne mehr, wobei nur die mittelgrüne Linie ein Deo im Portfolio hat. Das ist ja eine Sache, die sich mir nicht erschließt: Warum gibt es von der einen Farbe alle Produkte, von der anderen Farbe nur fast alle Produkte? Wie auch immer: Die glitzergrüne Linie, also die Linie ohne Deo, enthält Lavendel, was ich sehr mag. Da tut sich allerdings eine andere Frage auf: Wieso macht man etwas, das nach Lavendel riecht, Flittergrün?

Egal. Zurück zum Deo. Das mittelgrüne Deo soll genauso sein wie das ehemals dunkelgrüne und ebenso riechen. Es gibt darüber allerdings verschiedene Meinungen. „Riechen Sie einfach selbst!“, sagte die Verkäuferin. „Aber lassen Sie die Maske dabei auf!“ Sie hätte Sie mir auch sagen können: „Gucken Sie mal hier, diese Farben! Aber lassen Sie die Augen zu.“ Ich sprühte also Deo in die Gegend, hielt mein Gesicht rein, roch meinen Atem und sagte: „Wunderbar, kaufe ich.“

Was will man sich mit diesen Petitessen auch lange aufhalten.


Außengastronomie | Thema Garten. Bis vor Kurzem hockte das puschelige Dompfaffenbaby im Baum, tschiepte gotterbärmlich und wurde daraufhin gefüttert. Nun frisst es selbst. Wenn es nicht tagträumt. Es sitzt dann mit seinem Vater am Futterspender (dem neuen), frisst und guckt in die Gegend. Der Vater stupst es an, und es frisst weiter. Dann guckt es wieder in die Gegend, der Vater stupst es an, …


Corona-Service | Die New York Times druckte auf ihrer Titelseite die Namen von 1.000-Corona-Toten ab. Ich finde die digitale Version noch eindrucksvoller. | Posttraumatisches Wachstum – so nennt es sich, wenn wir gestärkt aus einer Krise hervorgehen. Das Konzept ist jedoch nicht frei von Zweifeln. |  Die Bild macht Kampagnenjournalismus gegen den Virologen Christian Drosten. Georg Streiter, der 34 Jahre lang für Bild und Bild am Sonntag tätig war, ordnet die Causa ein. | Herr Buddenbohm hat bei der Beschulung seiner Kinder eine erneute Erkenntnis. | Superspreader, also Menschen, die viele andere Menschen infizieren, spielen in der Pandemie möglicherweise eine noch größere Rolle als gedacht: Zehn Prozent der Fälle führen – falls die Ergebnisse sich erhärten – zu 80 Prozent der Ansteckungen. | Eine weitere Frau, die sich über den Themenkomplex „Eltern, Kinder und Corona“ aufregt: Das Leben, das ich nie wollte

Gelesen | Herr Knüwer hat Herrn Steingart hinterherrecherchiert, der einen täglichen Newsletter verschickt, das „Morning Briefing“.

Angeguckt | Erinnern Sie sich an die Babyfotos von Anne Geddes, der Fotografin, die aus Säuglingen Marienkäfer machte, ihnen Kohlköpfe aufsetzte und sie in Tulpen steckte? So sehen die Babys heute aus. Spoiler: Sie tragen keine Kohlköpfe mehr.

Angeguckt | The Grand Hotel Budapest – Behind the Cameras.

Gelesen | Forschungen legen nahe: Kleine Tiere leben in einer Zeitlupenwelt. Sie verarbeiten in derselben Zeitspanne mehr Informationen auf als große Lebewesen.



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