Es ist Abend. Das Telefon klingelt. Ich nehme ab.
Freundin: Ich glaube, ich habe mir den Fuß gebrochen.
Nessy: Du glaubst, du hast Dir den Fuß gebrochen? Was spricht dafür?
Freundin: Ich habe einen Gips.
Nessy: Hmm. Das spricht tatsächlich dafür.
Sie erzählt, dass sie beim Sport umgeknickt sei. Dass sie im Städtischen war und die Assistenzärztin ihr den Haxn bandagiert hat. Die Diagnose sei nicht ganz klar: Haarriss im Knochen, außerdem Bänderriss, vielleicht auch Kapselriss. Alles ist möglich, nichts ausgeschlossen. Nur eins ist sicher: diese höllischen Schmerzen! Als wenn dir einer einen Schraubenschlüssel in den Knöchel rammt.
Freundin: Ich habe mir das so gedacht: Du nimmst mein Auto und fährst mich in den nächsten Wochen durch die Gegend.
Nessy: Hmmm.
Freundin: Morgen um acht bei mir.
Nächster Tag. Sie hat tatsächlich einen Gips. Mit Ach und Weh hievt sie sich ins Auto. Ich fahre sie zur Arbeit. Um 16 Uhr macht sie Feierabend. Dieses Pochen im Fuß! Unerträglich. Ich fahre sie zurück nach Hause.
Freundin: Kommst du noch ’n bisschen mit hoch? [Pause] Ich muss noch eine Thrombosespritze haben. [Pause] Ich kann das nicht! Du musst das machen!
Nessy: Dir eine Thrombosespritze geben?
Freundin: Jaaaaaaaa!
Nessy: Ich hab‘ das doch auch noch nie gemacht.
Freundin: Egal!
Sie hüpft die Treppe hoch. Ich hinterdrein. In der Wohnung angekommen, wirft sie sich aufs Sofa und bleibt eine Weile schnaufend auf dem Rücken liegen. Dann lupft sie ihren Pulli und kneift sich in den Bauchspeck. „Hier! Da muss sie rein! Liegt in der Küche. Aber du musst mich dabei ablenken. Erzähl mir was!“
Wir desinfizieren mit ihrem 5-Phasen-Gesichtswasser für anspruchsvolle Mischhaut. Ich hole die Spritze und setze mich neben sie. „Ich zähle bis drei“, sage ich. „Eins … “ – sofort stecke ich die Spritze in den Speck und drücke ab.
Freundin: Du hast mich gelinkt!
Nessy: War ’n Trick.
Freundin: Ich glaube, es hackt!
Die Freundin ist noch eine Weile empört, fühlt sich dann aber sehr tapfer. Die Tapferkeit macht sie hungrig. Ich muss ihr ein Brot schmieren und eine Flasche Wasser ans Sofa stellen, dann darf ich gehen.
Am nächsten Morgen fahren wir zum Orthopäden, nochmal nachgucken lassen. Das hatte die Assistenzärztin empfohlen – wegen der Sicherheit; und weil sie grad erst frisch von der Uni runter ist. Ich sitze im Wartezimmer und lese die Gala. Die Freundin kommt aus dem Behandlungszimmer. Ohne Gips und überraschend unverletzt.
Nessy: Ich habe dich doch gestern nur einmal berührt. Und schon bist du geheilt.
Freundin: Ist nur ’ne Dehnung.
Das ist es also, was ich schon immer gespürt habe: Ich habe magische Kräfte. Frau Nessy, demnächst im neuen Business:
Wunderheilungen und Gesundstreicheln.
Für Sportverletzungen und das Übliche.
1 Minute = 5 Euro.
Keine Erotik. Echte Wissenschaft.