Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Gelesen im September, Oktober und November:

Bücher 2013-4

Pierre Assouline. Das Bildnis der Baronin.
(Deutsch von Maja Ueberle-Pfaff)
Die Geschichte der Rothschild-Dynastie – erzählt von betty Rothschild, die nach ihrem Tod nur noch als Portrait existiert. Von der Wand aus verfolgt sie die Geschichte des berühmten Bankhauses und der gesamten jüdischen Familie von 1886 bis nach dem Zweiten Weltkrieg. In Frankreich ist das Buch ein Bestseller – hier hingegen wenig beachtet. Ich fand es manchmal etwas spröde, aber dennoch gut zu lesen.

Giulia Carcasi. Das Wörterbuch der Liebe.
(Deutsch von Claudia Franz)
Ein ganz kleines Buch – nur 128 Seiten. Es geht um Diego, Professor für Sprachwissenschaft, einen Kontrollfreak mit dementer Mutter. Im Zug lernt er Antonia kennen und lieben, die am Ende des Buches eine ganz andere ist, als sie zu sein vorgibt. Das Schöne in dem Buch ist das, was nicht gesagt wird. Der Leser muss sich vieles selbst erschließen. Sowas finde ich ja immer spannend.

Tracy Chevalier. Zwei bemerkenswerte Frauen.
(Deutsch von Anne Rademacher)
Die Geschichte von Elizabeth Philpot und Mary Anning – beides historische Figuren und beides Fossiliensammlerinnen. Aufgrund gesellschaftlicher Zwänge muss die unverheiratete Elizabeth Philpot London verlassen. Sie zieht mit ihren Schwestern in den Küstenort Lyme Regis. Dort entdeckt sie ihre Leidenschafts für Fossilien und lernt Mary kennen. Das Mädchen sucht ebenfalls Fossilien – und macht schließlich einen erstaunlichen Fund. – Mary Anning gilt als eine der ersten Paläontologinnen. Sie war vergleichsweise ungebildet und erschloss sich alles selbst. Die führenden männlichen Wissenschaftler boteten sue zu Lebzeiten aus. Was auf den ersten Blick langweilig klingt (Fossilien!), lässt sich sehr gut lesen. Die Geschichte wird in ruhigem Ton erzählt. Mir hat sie gefallen.

Luca di Fulvio. Das Mädchen, das den Himmel berührte.
(Deutsch von Katharina Schmidt und Barbara Neeb)
Der zweite Roman von Luca di Fulvio – nach „Der Junge, der Träume schenkte„. Er wurde mir angekündigt mit „mittelmäßig“und „nicht so gut wie der erste“. Mir jedoch hat er gefallen: ein klassischer historischer Roman ohne intellektuellen Anspruch, der aber sehr ordentlich unterhält. Hauptfiguren der Geschichte sind der jüdische Arzt Isacco und seine Tochter Guiditta, außerdem der Straßenjunge Mercurio und seine Gefährtin Benedetta. Alle vier schlagen sich in Venedig durch. Es geht um Freiheit, Rache, Liebe – die klassischen Themen für Historienschmöker.

Rebecca Gablé. Der dunkle Thron.
Eines der Bücher, das ich zum zweiten Mal gelesen habe – nicht, weil es so toll ist, sondern weil ich schlicht vergessen hatte, dass ich es schon einmal gelesen habe und es mir deshalb auf den Kindle lud. Ich hab’s trotzdem zu Ende gelesen. Denn genauso wie der di Fulvio unterhält diese Geschichte sehr solide. Stichworte zur Handlung: vierter Teil der Waringham-Saga nach „Das Rad der Fortuna“, „Die Hüter der Rose“ und „Das Spiel der Könige“; es ist die Zeit Henry Tudors (Heinrich VIII.), der junge Earl Nick of Waringham gerät in die Mühlen der Politik und der Reformation. „Der dunkle Thron“ ist nicht der beste Waringham-Roman, aber trotzdem flüssig zu lesen.

Paolo Giordano. Il corpo umano. 
(noch keine deutsche Übersetzung)
Eine fiktive Geschichte über den Militäreinsatz in Afghanistan. Im Mittelpunkt: die italienischen Soldaten René, Cederna, Ietri und Egitto, die in einem Außenposten stationiert sind. Zunächst passiert nichts; die Männer langweilen sich fürchterlich dort in der Steinwüste, beschäftigen sich mit sich selbst und ihren Kameraden, ehe es zu einem Einsatz kommt, bei dem einige von ihnen sterben. Das Buch ist beklemmend und schonungslos – eine Geschichte, in der es keine Helden gibt. Giordano schafft es sehr gut, Stimmungen zu erzeugen: die Langeweile, die Launenhaftigkeit der Männer, die Angst, die Ernüchterung. Lesenswert.

Donna Milner. Der Tag, an dem Marilyn starb.
(Deutsch von Sylvia Höfer)
Von Donna Milner habe ich bereits „River“ gelesen – „Der Tag, an dem Marily starb“ ist wieder ein Familienroman. Er plätschert – wie schon „River“ – munter dahin. Es geht um die junge Ethie, deren Mutter stirbt – und um die zwei Brüder und den Vater, die allesamt anders mit diesem Ereignis umgehen. Mit dem Tod des einer Frau sieht sich der Vater mit seiner und ihrer Vergangenheit konfrontiert – und dem Geheimnis, das er seit seinem Einsatz im Vietnamkrieg hütet. Die Geschichte ist abwechselnd aus Sicht des Kindes als auch des Vaters erzählt und nicht kitschig, weshalb ich es gut weiterempfehlen kann.

Charlotte Link. Die letzte Spur.
Das Buch stand lange bei mir im Regal; ich hatte immer im Kopf, Charlotte Link schriebe schlimme Schnulzenromane. Tatsächlich ist „Die letzte Spur“ ein spannender Krimi: Mauerblümchen Elaine Dawson verschwindet auf dem Weg zu einer Hochzeit. Fünf Jahre später rollt die Braut und Journalistin Rosanna Hamilton den Fall auf und macht sich die auf Suche nach Elaine. Die Geschichte nimmt einige Wendungen. Man weiß nie, wem man trauen kann – kurzum: gute Unterhaltung.

Beate Rothmaier. Atmen, bis die Flut kommt.
Konrad und Paule lieben sich. Dann wird Paule ungewollt schwanger. Sie bekommt das Kind – ein Mädchen. Sie nennen es Lio. Lio ist behindert. Paule lässt Konrad allein mit ihr zurück. Das Buch erzählt die Jahre bis zu Lios Volljährigkeit, es erzählt von Konrads Leben und der Beziehung zwischen Vater und Tochter. Mein Problem mit der Geschichte: Ich könnte Konrad pausenlos in den Hintern treten. Er ist Comiczeichner, kann mehr schlecht als recht davon leben, dazu noch das Kind, das besondere Zuwendung braucht. Die ganze Zeit über lässt er sich hängen, improvisiert sich durch den Alltag, lebt und leidet in seiner Situation, ohne sie zu verändern – sowas macht mich rammdösig.

Beim Betrachten des Bildes ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass wir einen umzugsbedingten Todesfall zu beklagen haben. Das Kännchencafé gedenkt in großer Dankbarkeit des Bücherhundes. Ruhe in Frieden, kleiner  Dekohund.

Lieblingstweets 11/2013:

https://twitter.com/stporombka/statuses/396952644289568768

https://twitter.com/Muermel/statuses/397098832577966081

https://twitter.com/cape_lobster/statuses/398691927937531904

https://twitter.com/havannahans/statuses/398760842226708480

https://twitter.com/Ingeborch/statuses/400585843829903360

https://twitter.com/DilemmaDeLuxe/statuses/402156014319190016

https://twitter.com/hermione_rescue/statuses/402425015377076224

https://twitter.com/komponiker/statuses/403219227831590912

https://twitter.com/ohaimareiki/statuses/404941044007333888

Liebe Kaffeehausgäste,

falls Sie noch auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk sind, einem, das Kurzweil bietet, aber nicht belanglos ist, etwas, das handgemacht ist, mit Herz und Leidenschaft, dann möchte ich Ihnen ein kleines Büchlein ans Herz legen:

Da gewöhnze dich dran: Buchcover

Falls Sie ein signiertes Buch verschenken möchten, lassen Sie es mich bitte bis zum 10. Dezember wissen. Dann liegt es  rechtzeitig unter dem Tannenbaum.

Schicken Sie mir dazu einfach eine E-Mail an fraunessy [bei] vanessagiese.de – ich erkläre dann das weitere Prozedere.

Er sitzt schon in der Bahn, als ich einsteige.

Er ist ein bisschen untersetzt, mit grauem Haar, einem Lächeln auf den Lippen und verschmitzten Augen. Ich setze mich neben ihn. Meinen Koffer schiebe ich vor meine Füße.

„Wo geht’s hin?“, fragt er und deutet auf den Koffer.
„Nur nach Hause“, antworte ich, denn ich bin nicht auf Reise. Ich habe den Koffer nur grad gekauft.
Er sei gerade erst wiedergekommen, sagt er. In der Karibik sei er gewesen, auf Kreuzfahrt.
„Das war bestimmt toll“, antworte ich.
Ja, meint er. Die Reise an sich sei prima gewesen. Aber ach. Er habe keinen gehaben, der hätte mitfahren können, und wenn man seine Erlebnisse nicht teilen könne, das sei doch nichts, nein, das ist nicht schön.
„Gab es denn niemanden, der sie begleiten wollte?“
„Weißt du“, antwortet er. „Meine Frau ist schon seit Jahren tot. Kinder haben wir nicht.“ Und eine neue Partnerin habe er auch nicht, dabei wünsche er sich sehnlichst eine, aber nun ja, das sei halt schwierig, er sei ja auch kein ganz einfacher Mensch.
„Ach was“, sage ich. „Sie sind doch kontaktfreudig.“

Er erzählt, dass er vor seiner Kreuzfahrt eine Anzeige aufgegeben habe: „Älterer Herr sucht Reisebegleitung.“ Er sagt, er hätte seiner Begleitung die Reise sogar bezahlt, nur damit er nicht alleine unterwegs sein müsse. „Aber es haben sich nur zwei Frauen gemeldet.“
„Immerhin“, sage ich.
Die eine, erzählt er, habe direkt ihr Zeugnis als diplomierte Pflegekraft mitgeschickt. Und die andere – ja, die habe geschrieben, sie begleite ihn gerne gegen ein Honorar von 5.000 Euro. Für 5.000 Euro stünde sie dann auch „für alle Dienstleistungen“ zur Verfügung.
„Das war doch ’ne Nutte!“, empört er sich.
Ich muss lachen. „Sie haben also keine der beiden Damen mitgenommen“, stelle ich fest.
„‚Ne Altenpflegerin und ’ne Nutte? Nä!“

Aber er habe beide Bewerbungen aufbewahrt. Für später mal. Man könne schließlich nie wissen, welche Notwendigkeiten sich im Leben noch ergäben.

Mein Garten ist ein toller Garten:

Er hat einen Kirsch- und einen Haselnussbaum, Brombeer- und Johannisbeersträucher und außerdem viele verwunschene Ecken. Die Ecken sind aus einem recht unromantischen Grund so verwunschen: Sie sind einfach ziemlich zugewuchert; der Vorbesitzer hat dem Grün nicht wirklich Einhalt geboten.

Auf dem Grundstück gibt es zwei ziemlich große Tannen, die eine ist circa sieben Meter hoch, die andere acht oder neun Meter. Die große ist nicht nur sehr hoch, sondern auch sehr ausladend – ein über Jahrzehnte gewachsenes Prachtstück, das dem Kölner Dom gut als Weihnachtsbaum zu Gesicht stünde.

Tannenbäume mit Regenbogen

Die Tannenbäume mit Regenbogen: Ganz links, halb aus dem Bild ragend, die große Tanne, in der Mitte die schmale. Die rechte der drei Tannen, Bildmitte, steht auf dem Nachbargrundstück.

Die Tanne steht nun aber nicht im Kölner Dom, sondern bei mir im Garten, nimmt Platz weg, beraubt die Nachbarn bis hinauf in den dritten Stock ihres Tageslichts und tut nichts weiter als blöd herumstehen. Deshalb muss sie weg und ihre schmale Freundin gleich mit.

Es ist ja allseits bekannt, dass ich aus dem Sauerland komme, und wer aus dem Sauerland kommt, kennt über drei, manchmal auch schon über eine Ecke immer jemanden, der regelmäßig in den Wald geht und Holz macht. Früher war das mein Großonkel. Früher war allerdings auch alles anders, da brauchte man nicht für jeden Schlag mit dem Beil eine Genehmigung. Da ging man einfach mit der Axt in den Wald, haute um, was man brauchte, und zog es auf dem Schlitten nach Hause.

Heute hat die Verwandtschaft einen Motorsägenschein und darf ganz offiziell „Holz machen“. Mit drei Motorsägen, einem Helm und einem Seil kommt sie also zu mir in den Garten, um die Bäume umzuhauen. Wir haben allesamt ein bisschen Respekt vor der Unternehmung, denn so ein mehrfamilienhaushoher Baum, das ist schon was. Außerdem ist er ja nicht nur hoch, sondern auch breit, gut vier Meter im Durchmesser, wenn man die Äste einbezieht – sowas muss irgendwo zu liegen kommen, und dieser Ort ist bestenfalls nicht der Balkon der Nachbarn von oben oder der Zierteich der Nachbarn zur Rechten, in dem, wenn ich mir die gesamte, zierstrauchbestandene Grünanlage so anschaue, bestimmt Kois im Wert eines Mittelklassewagen schwimmen. Es bleibt eigentlich nur ein 30 Grad breiter Streifen zwischen meinem Kirschbaum und dem Gartenzaun.

Den erste Baum, den schmalen, nehmen wir zum Üben. Die Verwandtschaft geht um ihn herum, prüft Holz und Wuchsrichtung und sagt: „Das machen’wa einfach mit Drücken!“ Wir stellen uns also an den Stamm, Motorsägen-Man sägt – Mrrrööööömmm! – einen Keil in den Stamm, und wir drücken den Baum in die Richtung, in die er fallen sollen. Tatsächlich fällt er wie eine Eins.

Der zweite Baum hingegen, ja, da hat auch Motorsägen-Man Respekt. Er beäugt ihn, prüft, lehnt die Leiter an, klettert hinauf, knotet ein Seil um den Stamm, klettert wieder hinunter, zieht einmal Probe, geht wieder um den Baum herum und sagt dann: „Wird schon.“ Das ist für uns das Zeichen, die Leiter wegzuschaffen und ans Ende des Seils zu treten, bereit für den finalen Zug. Wieder sägt er – Mrrrööööömmm! Mrrrööööömmm! – einen Keil. Es dauert diesmal, der Stamm ist ziemlich dick. Dann der Befehl: „Ziehen!“ Wir ziehen, der Baum neigt sich ein bisschen, dann noch ein bisschen, ein bisschen mehr und schließlich senkt er sich, langsam wie eine Feder, zu Boden, und legt sich sanft in die Brombeersträucher knapp vor Nachbars Zaun. Der Garten ist nun voll mit Tanne – mit so viel Tanne, dass ich eine Adventskranzbinderei aufmachen könnte.

Tannenbaum im Garten

Viel Tanne im Garten.

Wir sägen noch ein bisschen an den anderen Bäumen herum, am Kirschbaum und am Haselnussbaum. Wir sägen sie natürlich nicht um, sondern wir sägen sie nur in Form. Danach ist der Garten endgültig voll. Eine Schar Rotkehlen und fünf Meisenfamilien kommen. Sie bemerken schnell: Hier gibt’s jetzt richtig was zu futtern.

In den folgenden zwei Tagen schmeißen die Vögel eine Riesenparty im Gehölz: Sie hüpfen durch den Garten wie durch ein Bällebad, picken sich die fedrigen Bäuche voll und zwitschern so laut wie sonst nur Uschi Kowalski beim Schlagermove. Die kleinen Dinger sind völlig high und beseelt.

Vogelparadies

Für die einen ist es Grünabfall, für die anderen das Paradies.

Wenn Sie nun in der Nähe von Dortmund wohnen und weihnachtlich schmücken möchten, kommen Sie gerne vorbei. Ich habe Tannengrün ohne Ende. Wirklich: ohne Ende.

Ein Portrait der britischen Kriegsreporterin Christiane Amanpour. Titel: „In my job, it’s just like being a man – but better„. Sie erklärt, welche Vorteile sie als weibliche Kriegsreporterin gegenüber Männern hat.

Der Designer und Programmierer Robby Leonardi hat seinen Lebenslauf im Stile eines „Jump & Run“-Games gestaltet.

Ein ZEIT-ONLINE-Thema über die Karl-Marx-Allee in Berlin.

Sven erklärt die Bus- und Bahn-Preise in Hamburg. Sofern das möglich ist.

Eine Mutter verwandelt den Mittagsschlaf ihres Kindes in traumhafte Abenteuer.

Die Autocorrect-Funktion, ein Quell steter Freude: 25 lustige Autocorrect-Fails aus dem angelsächsischem Raum (via @journelle).

Frau Nuf hat ihre Kinder mit Lego nachgebaut.

Falls Sie Fernweh haben: „Reisedepeschen“ ist ein ganz toller Reiseblog.

Lieblingstweets 10/2013:

https://twitter.com/urmels/statuses/385691962675712000

https://twitter.com/mittern8sziffer/statuses/386499056551624704

https://twitter.com/vumenblase/statuses/387157125153030144

https://twitter.com/IndigoDeLucca/statuses/387495434459299841

https://twitter.com/Larenzow/statuses/387647819676680192

https://twitter.com/frau_blau/statuses/389814991823441921

https://twitter.com/peterbreuer/statuses/390165829511168000

https://twitter.com/Kropunder/statuses/391793760398753792

https://twitter.com/hf_sports/statuses/392969519301656576



In diesem Kaffeehaus werden anonym Daten verarbeitet. Indem Sie auf „Ja, ich bin einverstanden“ klicken, bestätigen Sie, dass Sie mit dem Datenschutz dieser Website glücklich sind. Dieser Hinweis kommt dann nicht mehr wieder. Datenschutzerklärung

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen