Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Seit dem vergangenen Sommer habe ich einen treuen Begleiter. Er heißt Traugott und fährt mit mir Auto.

Traugott-Simon-Kasten im Kofferraum

Traugott war mit mir im Rheinland und in Niedersachsen. Er war im Sauerland und wird, so das Schicksal es möchte, noch ins Ausland reisen. Vielleicht in die Niederlande oder nach Belgien. Es gibt noch keinen Plan, aber wir halten aneinander fest.

Traugott freut sich besonders, wenn er nicht im Kofferraum fahren muss. Ab und an, wenn es im Heck zu eng wird, zieht er auf die Rückbank. Dann sieht er beim Fahren den Himmel und die Bäume, er kann das Licht spüren und die Wärme der Sonne.

Er wirkt dort glücklicher, nicht wahr?

Traugott-Simon-Kasten auf der Rückbank

Traugott kam vor knapp einem Jahr zu mir, damals randvoll. Jemand brachte ihn mit, ich weiß nicht mehr, wer. Die Handballerinnen tranken ihn aus, ich durfte ihn behalten und versuchte, ihn wegzubringen. Doch niemand wollte ihn haben.

Ich reiste zum Getränkecenter, zum Supermarkt, zum nächsten Getränkecenter. Überall sagten sie: „Den nehmen wir nicht.“ Also kassierte ich für sein Innenleben und lud ihn ansonsten wieder ein.

Einmal, vor einigen Wochen, unternahm ich wieder einen Versuch, Traugott auszusetzen. Als ich erneut eine Absage bekam, versammelten sich Rentner um uns. Es war morgens um 11 an einem Donnerstag.

„Den kannste nur im Edeka abgeben, in Körne.“
„Kennste, Mädken, woll? Körne!“
„Sonst führt den keiner.“
„Wundert mich nich! Der schmeckt auch nich!“
„Nur inne Not.“
„Inne Not schmeckt d’e Wurst auch ohne Brot.“

Ich komme selten in Körne vorbei. Es liegt nicht auf meinen Wegen.

So fährt er – der Kasten, den niemand haben möchte – weiter mit mir. Manchmal beherbergt er Kleidung, manchmal Werkzeuge. Manchmal transportiere ich Blumen in ihm, für den Balkon. Ich kann mich auf ihn stellen und auf ihm sitzen. Er ist mir ans Herz gewachsen.

Wenn unsere Zeit gekommen ist, werde ich nach Körne fahren und ihn gehen lassen. Doch noch fühle ich sie nicht – die Kraft loszulassen.

Die Bücher des vergangenen Monats:

Bücher im Mai

Thommie Bayer. Vier Arten, die Liebe zu vergessen
Emmi, eine Lehrerin, ist tot. Vier ihrer Schüler, alle in den Vierzigern, finden sich an ihrem Grab ein. Thomas ist ein desillusionierter Geschäftsmann mit einem Alkoholproblem, Bernd ein peinlicher Schürzenjäger, Wagner ein verbitterter Linker. Michael, der vierte von ihnen, lädt sie zu sich nach Venedig ein, wo die Männer, die nach ihrem Wiedersehen wenig miteinander anfangen können, einige Tage verbringen. Ein netter Roman – eine kurzweilige Urlaubslektüre mit kleinem Spannungsbogen. Jedoch nicht so tiefgreifend, wie ich es erwartet habe. Aber das liegt vielleicht an mir.

Alexander Gorkow. Mona
Blum ist ein Spezialist für Kühlkettensysteme und fliegt für einen Auftrag nach Bukarest. Er soll sicherstellen, dass der Transport von Schlachttieren, der kreuz und quer durch Rumänien führt, kühlungstechnisch einwandfrei vonstatten geht. Die Verhandlungen mit den Geschäftspartnern verlaufen zunächst zufriedenstellend. Doch Mona, eine rumänische Prostituierte, bricht wie eine Naturgewalt in Blums Leben herein. Wieder zu Hause, häufen sich dann die Probleme: Blum ist nicht nur verliebt, er hat auch die rumänische Gesamtstromlage nicht ausreichend berücksichtigt. Ein Roman, in der ersten Hälfte grandios schräg. Leider lässt er in der zweiten deutlich nach.

Jan Guillou. Die Brückenbauer
(Deutsch von Lotta Rüegger und Holger Wolandt)
Lauritz, Oscar und ihr Bruder Sverre sind norwegische Fischerjungen. Als ihr Vater stirbt, bekommen sie die Gelegenheit, ein Ingenieurstudium aufzunehmen. Fortan arbeiten sie als Brückenbauer: Oscar in der Kolonie Deutsch-Ostafrika, Lauritz baut in Norwegen die Bergenbahn. Ein historischer Roman, ganz okay, im ersten Teil sehr unterhaltsam, im zweiten mit deutlichen Längen – die 800 Seiten zogen sich am Ende. Die Geschichte um Oscar setzt für meinen Geschmack zu viel auf Exotik. Kann man lesen, muss man nicht.

Andrea Maria Schenkel. Finsterau
Bayerischer Wald, 1944: Die junge Afra kehrt zurück in ihr Elternhaus. Sie ist schwanger und nicht verheiratet, eine Schande. Einige Zeit später ist sie tot. Der Vater soll es gewesen sein. Doch war er es tatsächlich? Ein kleiner, feiner Krimi, nur 160 Seiten stark.

Martin Suter. Allmen und die Libellen
Allmen, ein eleganter Lebemann und Feingeist, ist über die Jahre finanziell in die Bredouille geraten. Zwar pflegt er noch seine kostspieligen Routinen und hält sich auch noch einen Assistenten, steht dafür aber bei diversen Leuten in der Kreide. Nach einer Nacht mit einer gealterten Schönen findet er hinter ihrem Schlafzimmer fünf Jugendstil-Schalen, die ihn auf eine Idee bringen. Das Buch ist kein Geniestreich, aber ausgesprochen angenehm zu lesen, mit eigenem Stil und toller Atmosphäre. Mein erster Suter, aber gewiss nicht mein letzter. Zumal die Geschichte der Auftakt für ein Ermittlerduo und der Start einer Krimiserie ist.

Fabio Volo. Il giorno in piú
(Deutsch: Noch ein Tag und eine Nacht)
Giacomo ist Ende 30 und ohne feste Beziehung, ein Romantiker mit wechselnden Frauengeschichten. Auf der täglichen Fahrt in der Straßenbahn verliebt er sich in eine Frau, die er sich lange nicht traut anzusprechen, und als er es dann doch tut – nun, ich möchte nicht zu viel verraten.

Die Handlung ist eine klassische Schnulzenhandlung, aber lassen Sie sich davon nicht abschrecken. Volo versteht es, ihr Tiefsinn zu verleihen. Vielleicht liegt es an den unterschiedlichen Zeitebenen, mit denen er erzählt, vielleicht auch an seiner Fähigkeit, alltägliche Dinge und Gefühle so zu beschreiben, dass ich fortwährend nicken möchte. Vielleicht ist es auch die Tatsache, dass Volos Figuren nicht – wie in so vielen anderen Romanen – Anfang 20, sondern Ende 30 sind. Ihre Erfahrung bereichert die Geschichte.

Die Geschichte wurde in Italien verfilmt – mit dem Autor in der Hauptrolle. Wenn Sie nichts verstehen, ist es nicht so schlimm. Für die Atmosphäre:

Trivia:

Julia Bähr über eines meiner Lieblingsbücher, „Die Frau des Zeitreisenden“:

Romantiker! Lest das Buch, klappt es in der Mitte zu, denkt euch irgendwas von „Happily ever after“ und geht einen Tee trinken. Lest nicht weiter. Ehrlich jetzt, hört auf meinen Rat, ich meine es nur gut.

Und für jene von euch, die eine Axt suchen für das gefrorene Meer in sich: Dieses Buch ist aber so was von eine Axt. Tretet beiseite, wenn die Späne fliegen.

Bleiben Sie sitzen und lehnen Sie sich zurück.

Ich fasse für Sie die besten Blatter-Tweets und blödesten Wortspiele zusammen. Es genügt ja, wenn einer scrollt.

https://twitter.com/zynaesthesie/status/605782046988836865

https://twitter.com/Gnabbelfux/status/605783644200800257

https://twitter.com/Flauschbaer/status/605798459153608706

https://twitter.com/horsthundbrodt/status/605779021004046336

Was für die Handballbäckerinnen und mich das große Finale war, war für Braut und Bräutigam ein wunderbarer Anfang.

Eine tolle Hochzeit, freudig, tanzwütig, schnapsseelig. Und mit Gebäck. Aber beginnen wir vorne.

Cupcake-Dingsis ohne Topping, dafür mit Glasur und Herzen

Wie Sie sehen, sehen Sie kein Topping.

Ich habe mit wirklich bemüht, vom gefühlvollen Rühren bis zum maximalen Einsauen meiner selbst und der Küche, ein Frosting aus Buttercreme herzustellen. Grillen kann ich einfach besser.

Und seien wir ehrlich: Reine, pure Teigware ist ohnehin das Beste. Keine Sahne, kein Obendrauf, kein Innendrin. Nur Teig (Waffeln!). Es tat mir also für die Braut leid, dass ich kein Topping zustande brachte, meine eigene Enttäuschung klang aber schnell ab. Und mit dem Wrapper – das Papiergetüdel, dieses Fachwort musste ich erst lernen – sahen die Muffincupcakes auch sehr hübsch aus.

Die Gesamtkomposition aller Cupcakes war dann tatsächlich beeindruckend speichelstürzend:

Die finale Cupcake-Etagere

Mit dabei: Oreo-Cupcake, NYC Cheesecake, Snickers und Rübli. Ich werde nicht umhin kommen, einige Varianten nachzubacken.

Hier meine Rezepte (#serviceblog):

Schoko-Buttermilch-Muffins

100g Butter
150g Zucker
2 Eier
1 Pk. Vanillezucker
250g Mehl
1 Pk. Backpulver
250g Buttermilch
½ Pk. Raspelschokolade
etwas Salz

Wie überall: Butter schaumig schlagen, Eier dazu, Zucker dazu. Dann Mehl und Backpulver. Am Schluss die Buttermilch und die Raspelschokolade zufügen.

20-30 Minuten bei 160 Grad Umluft.

Im ursprünglichen Rezept standen 175g Zucker, ich habe das reduziert. Machen Sie, wie Sie mögen.

Schokocupcakes (vegan)

1 Tasse Sojamilch
1 TL Apfelessig
1 ½ Tassen Mehl
2 EL Stärkemehl
1 Pk Backpulver
½ TL Natron
⅓ Tasse Öl
¾ Tasse Zucker
1 Pk. Vanillezucker
etwas Salz

Sojamilch und Essig verrühren, stehen lassen. In der Zeit Mehl, Stärke, Backpulver, Natron und Salz in einer Extra-Schüssel verrühren. Dann Öl, Zucker, Vanillezucker zur Sojamilch geben, verrühren. Alles zusammenschmeißen, mixen, und backen. 20 Minuten bei 160 Grad Umluft. Nach Lust und Laune weitere Zutaten zufügen, zum Beispiel Früchte. Weniger Zucker macht die Sache auch hier besser, finde ich.

Frau Schüßler hat sich übrigens noch einmal eingehend mit der Muffin-Cupcake-Frage auseinander gesetzt.

Ein kurzes, trauriges Kapitel an diesem freudvollen Abend: Ein Sieg im Ballspielfinale war uns nicht vergönnt. Ich möchte bitte nicht darüber sprechen. Dadurch, dass ich die Niederlage nur aus dem Augenwinkel verfolgt habe, kann ich sie aber emotional ganz gut verarbeiten. Eins möchte ich allerdings festhalten: Ich habe – als mentale und rituelle Unterstützung – schon beim Frühstück aus meinem Mats-Hummels-Stadionbecher getrunken. Ein T-Shirt hatte ich auch. An mir lag’s nicht!

Auf der Heimfahrt ins Bett war es dann bereits hell, die Vögel zwitscherten mit dem Lautstärke-Regler auf „Raketenstart“. Ein dickes Hach für diesen Abend.

Twitterlieblinge 05/2015:

Diese Tweets sind, aus Gründen, der Sportskameradin Eugen gewidmet – für ihre Tanzeinlagen und ihre gute Stimmung.

https://twitter.com/nullenschubser/status/597423042076221441

https://twitter.com/Buddenbohm/status/599105296129097728

https://twitter.com/agitpopblog/status/601116484258177025

https://twitter.com/arschhaarzopf/status/602113021943623680

https://twitter.com/_ungenau_/status/603149331609296896

https://twitter.com/desflurator/status/603150852438786049

https://twitter.com/giardino/status/603241065932525569

https://twitter.com/nichtschubsen/status/603958493767405570

https://twitter.com/silentsouvlaki/status/603960583331946496

https://twitter.com/Ingeborch/status/604958547533819906

 

Letztens las ich morgens folgenden Tweet:

https://twitter.com/Frl_NullZwo/status/603442906964336640

Mein erster Gedanke war: Ach!? Es ist immer noch Kita-Streik?!

Ich bin bekanntermaßen Nicht-Elter, habe nur Patenkinder, die weit aus dem Kita-Alter raus oder noch nicht drin sind. Mir war das nicht präsent.

Daraufhin begann ich mich zu wundern. Warum kriege ich das nicht mit? Warum hauen mir meine Nachrichtenquellen das Thema nicht um die Ohren?

Als die GDL streikte, wusste ich stets: Wer spricht grad mit wem (oder eben nicht), wie lange noch, wie sind die Befindlichkeiten in den verfeindeten Lagern, wie fühlt sich das am Bahnsteig stehende und sich auf Autobahnen stauende Volk – man hätte mich nachts wecken können: Ich konnte noch mit geschlossenen Augen sagen, wie die Situation am Gleis ist.

Der Kita-Streik geht hingegen an mir vorbei. Wo sind die Ökonomen, die öffentlich ausrechnen, was die Volkswirtschaft der Streik kostet? Wo ist die Druck machende, kennzahlenorientierte Arbeitgeberlobby, die Effizienzeinbußen hinnehmen muss, weil ihre MitarbeiterInnen ausfallen? Wo sind die Rufe der Berufsempörten nach einem Ende der Erpressung? Haben sich schon PolitikerInnen geäußert, laut?

Wo sind die großen Reportagen? Der Ü-Wagen vor der Kindertagesstätte, die Schalte ins Gewerkschaftslager, die aktuelle Lage auf Arbeitgeberseite? Wo ist die fortlaufende, penetrierende Berichterstattung – die sämtliche Aspekte beleuchtende, alle Emotionen bedienende Dauerbetrachtung, bis es uns aus den Ohren blutet?

Sind Kinder nicht so systemrelevant wie Züge? Als was sehen wir Kinderbetreuung – als ein Nice to Have für Frauen, die dank Streik endlich Gelegenheit haben, ihre mütterlichen Pflichten zu entdecken? Warum ist Kinderbetreuen Privatsache, während das Kinderhaben öffentlich gefordert wird?

Fragen über Fragen.

Als ich meine Verwunderung twitterte – und später meine Be-wunderung für die Eltern ergänzte -, schrieb mich Cathy Tarnow (34) an. Sie hat einen Sohn (2), wohnt in Hamburg und arbeitet als IT-Beraterin für Personalmanagementsoftware.

Sie sagte, sie habe kein Blog oder ähnliches, aber ich könne ihr gerne Fragen stellen. Das tat ich.

Wie stehst du zum Streik?

Cathy: Grundsätzlich stehe ich hinter den Forderungen im Sozialbereich. Die ErzieherInnen leisten äußerst wichtige Arbeit mit und an unseren Kindern. Die Arbeit ist körperlich und geistig anstrengend und fordert ständige Weiterbildung. Die Anforderungen an das soziale Personal steigen stetig und entsprechend sollte auch die Entlohnung steigen.

Aber:

Wenn es wahr ist, was man so hört, benehmen sich beide Streikparteien an Verhandlungstagen wie Kleinkinder. Keiner hört dem anderen zu, keiner will sich nur ein kleines Stück von seinem Standpunkt bewegen.

Außerdem finde ich, dass zuerst einmal alle ErzieherInnen bundesweit dasselbe Gehalt erhalten sollten. Warum gibt es immer noch Unterschiede zwischen den „alten“ und den „neuen“ Bundesländern?

Wie organisierst du die Betreuung während des Streiks?

Cathy:  Ich bin Elternsprecherin der Krippengruppe meines Sohnes. Als der unbefristete Streik angedroht wurde, habe ich die Organisation einer Elternbetreuung in unserer Kita übernommen. Die Idee dazu hat die Kita-Leitung selbst eingebracht, nur umsetzen können bzw. dürfen sie es nicht – die streiken ja selbst.

Ich habe unter dem Motto „Eltern helfen Eltern“  einen Aushang in der Kita gemacht und eine Rundmail an die Elternvertretungen versandt. In diesen rief ich dazu auf, dass wir als Eltern eine Notgruppe gründen sollten. Da auch betreuungsintensivere Krippenkinder betroffen sind, plante ich mit dem Schlüssel „ein Erwachsener – drei Kinder“.

Die Freiwilligen hielten sich anfangs zurück. Dazu muss man aber sagen, dass Hamburg eine Woche Ferien hatte und viele im Urlaub waren. Als aber deutlich wurde, dass der Streik über die Ferien hinaus geht, stiegen das Interesse und das Engagement. Es gab in der Zwischenzeit Tage, an denen wir bis zu sieben Erwachsene vor Ort waren.

Für diese Art der Notbetreuung sprechen diverse Vorteile:

  1. Man muss nicht jeden Tag der Woche frei nehmen (ob nun unbezahlt, Urlaub oder wie auch immer), da man sich abwechseln kann.
  2. Die Freiwilligen sind als ehrenamtliche Helfer in der Kita versichert.
  3. Man hockt nicht allein mit dem Kind daheim oder auf dem Spielplatz – die sozialen Kontakte für Kinder und Erwachsene sind gerade in diesen ungewohnten Zeiten enorm wichtig.
  4. Die Kinder sind trotzdem täglich in den Kita-Räumen, müssen sich also nach dem Streik nicht wieder völlig neu eingewöhnen.
  5. Unsere Kita-Leitung hat organisiert, dass wir verpflegt werden. Man muss also nicht täglich daheim kochen etc.

Unsere Kita bietet zwar glücklicherweise auch eine Notbetreuung durch vier ErzieherInnen an, die nicht der Gewerkschaft angehören. Dort werden aber ca. 45 Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren betreut.

Meinen gerade zwei Jahre alt gewordenen Sohn Boas kann ich da nicht hingeben. Das würde er nicht verarbeiten können.

Wie wirkt sich der Streik auf deinen Job aus?

Cathy: Ich habe das große Glück bisher (nur) in Teilzeit zu arbeiten und einen äußerst verständnisvollen Chef zu haben. Er hat mir angeboten, erst einmal Minusstunden auf meinem Konto zu sammeln; durch Dienstreisen etc. werde ich die recht schnell wieder ausgleichen. Also konnte ich die erste Zeit täglich vor Ort sein.

Wenn im Job etwas Dringendes anlag, habe ich abends ein/zwei Stunden im Home Office gearbeitet.

Was belastet deine Familie am meisten?

Cathy:  Seit dem Streikbeginn schläft Boas sehr schlecht. Er findet abends schwer in den Schlaf und hat Alpträume. Dann wacht er auf, zieht zu uns ins Elternbett um, schläft da aber auch nur unruhig weiter. Eigentlich haben wir ein sehr ausgeglichenes Kind, aber die Schlafsituation wirkt sich natürlich auch auf die Tage aus, an denen er nun sehr launisch ist und wegen jeder Kleinigkeit explodiert. Das zieht sich dann entsprechend auch über die Wochenenden, die damit kaum noch Erholung bieten.

Außerdem habe ich natürlich trotzdem ein schlechtes Gewissen meinem Arbeitgeber gegenüber, was ich mit in meine Nächte nehme. Man sorgt sich, wie lange diese Situation noch anhalten wird und wie man in Zukunft weiter damit verfahren wird.

Wir sind alle sehr müde und gehen nervlich auf dem Zahnfleisch.

Unternimmst du etwas zur Unterstützung der ErzieherInnen?

Cathy: Ja, definitiv!

Gerade am Dienstagmorgen war ich mit einer weiteren Elternsprecherin in der Kita, um den ErzieherInnen der Notgruppe unseren Beistand zu zeigen. Wir hatten das Gefühl, dass sie mehr Kinder zu sich nahmen, als machbar war. Deshalb wollten ihnen verdeutlichen, dass sie auf sich selbst auch aufpassen sollen. Wir können es nicht gebrauchen, dass sie aufgrund von hieraus verschuldeter Krankheit ausfallen – während der Streikzeit nicht und auch nicht danach.

Ansonsten beteiligte ich mich in der Zwischenzeit an ein paar Aktionen, beide Vertragsparteien an den Verhandlungstisch zurück zu bekommen:

Am vergangenen Freitag haben wir beispielsweise ein Eltern-Kind-Picknick im Hamburger Rathaus ausgerichtet und Dienstagnachmittag sind wir gemeinsam mit dem LEA (Landeselternausschuss Hamburg) und einigen ErzieherInnen in der Hamburger Innenstadt demonstrieren gegangen.

Das Problem ist ja, dass die Arbeitgeber keinen wirtschaftlichen Schaden von dem Streik tragen. Vielmehr machen sie ein Plus, weil die meisten die Elternbeiträge für die Streikzeit nicht zurück erstatten, haben aber weniger Ausgaben. Die Gesetzeslage ist nicht ganz eindeutig, aber ich kann allen Eltern nur empfehlen, Anträge zur Rückerstattung bei ihrer jeweiligen Kita-Leitung zu stellen. Einige Träger bieten hierfür Formulare an, bei alle anderen reicht ggf. auch ein einfaches Schreiben.

Was wünschst du dir für die Zukunft der Kinderbetreuung?

Cathy: Einen besseren Betreuungsschlüssel beispielsweise. Vor allem so, dass dieser auch in einem Großteil der Zeit eingehalten werden kann und nicht nur auf dem Papier Bestand hat.

Bei unserem Träger fiel gerade auf, dass Gelder gestrichen wurden, die Personalausfall wegen z. B. Weiterbildungen auffangen sollten. Eine der ErzieherInnen von Boas macht aktuell eine einjährige Weiterbildung und steht deswegen mindestens einen Tag pro Woche nicht für die Betreuung zur Verfügung. An diesem Tag ist meist ein Springer in der Gruppe. Fällt aber an anderer Stelle in der Kita weiteres Personal aus (Urlaub/Krankheit), muss der Springer dorthin und der gesetzlich vorgesehene Betreuungsschlüssel kann nicht eingehalten werden. Das ist für ein/zwei Tage vielleicht akzeptabel, aber für die Dauer eines Jahres finde ich das für die Kinder, gerade im Krippenbereich, schwer zumutbar. Es geht schließlich auch um pädagogische Arbeit und nicht nur Verwahrung der Kinder!

Gibt es sonst etwas, was du sagen möchtest?

Cathy: Ich finde es unverschämt, dass die Streikparteien so lange nichts tun; nur, weil der Schaden nicht auf ihren Schultern liegt.

Es kam mir sogar zu Ohren, dass ver.di Aktionen der Eltern fest für sich eingeplant hat – die Eltern für sich auf die Straße gehen lassen will. Am meisten leiden eben doch die Kinder, die das Durcheinander überhaupt nicht verstehen können. Die Kinder und die Eltern werden die Auswirkungen auch nach Aussetzen des Streiks noch lange spüren. Das wird sehr wahrscheinlich auch in Zukunft die Zusammenarbeit mit den Kitas negativ beeinflussen.

Auch wünsche ich mir etwas mehr Verständnis für den Unmut der Eltern, da gibt es teilweise wirklich kränkende Wortmeldungen im Internet und auf anderen Plattformen. Ich habe meinen Sohn nicht nur in die Kita gegeben, um arbeiten zu können, sondern auch, weil ich die pädagogische Arbeit gar nicht allein in diesem Umfang leisten kann. Es wäre schön, wenn er diese ganz bald wieder genießen kann!

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Lesenswerte Beiträge zum Thema:

Wer sich die Fragen nehmen möchte, nur zu! Ich verlinke gerne an dieser Stelle auf weitere Kitastreik-Beiträge.

Am Wochenende heiratet die Rechtsaußen, und die Mannschaft hat zu tun.

Nicht nur am entsprechenden Abend (Hoch die Tassen!). Wir Handballerinnen haben die Aufgabe, Cupcakes zuzuliefern.

Wer Hochzeits-Cupcakes backen soll, muss das Hochzeits-Cupcake-Backen üben. Cupcakeherstellung sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Grundsätzlich nicht und schon gar nicht bei einem solch wichtigen Ereignis – schließlich muss alles stimmen: Geschmack, Konsistenz, Bräunung und dann auch noch das Gezwirbel, das obendrauf kommt. Dabei kann einiges schief gehen, zumal die Fachliteratur nur mit Grundrezepten arbeitet, denen die Bäckerin Verfeinerungen hinzufügt. Früchte zum Beispiel. Oder Schokostücke. Nur: wie viele? Das weiß man nicht. Das muss man ausprobieren.

Also werden im Ruhrgebiet derzeit Probebackungen durchgeführt.

Die Whats-App-Koordindationsgruppe nimmt das Ergebnis der Probebackung ab und begutachtet es. Natürlich erstmal nur optisch. Aber immerhin.

Ich habe diese Woche bereits zwei Rezepte getestet, die ich jeweils zweimal gebacken habe. Der erste Erfolg kann schließlich ein nicht reproduzierbarer Zufallstreffer sein. Oder der Versuch misslingt. Nach Rezept A war das Backwerk zum Beispiel zu süß. Denn wenn man hinten Schoko hinzufügt, kann vorne Zucker weg. Zumal das Ganze noch ein süßes Topping bekommt. Raketenwissenschaft ist ein Dreck gegen diese Cupcake-Sache.

Was ich eigentlich sagen will: Mir ist ein bisschen schlecht.

Die Backungen, das Ablecken der Rührstäbe, das ständige Leerkratzen der Schüssel, das geht ganz schön an die Substanz. Aber was soll ich machen? Einsatz ist gefragt!

Als ich mein Schicksal auf Twitter teilte, bekam ich neben sehr viel Mitgefühl  (Danke, Crowd!) die Frage gestellt, ob das denn Muffins oder Cupcakes seien, die ich büke. Frau Schüßler merkte an, für Amerikaner (die Menschen, nicht das Backwerk) seien das völlig unterschiedliche Sachen. Es entsponn sich ein kurzer Wissenstransfer, der mit der Conclusio endete, es sei vermutlich kompliziert.

Da es sich hier um ein Kännchencafé und überdies sowohl um ein Serviceblog™ als auch um ein Bildungsblog™ handelt, möchte ich die Sache nicht so stehen lassen. Wer kann Erhellendes beitragen? Unqualifizierte Meinungsäußerungen („Omm-nomm-nomm!“) sind auch gut.

Für aktuelle Ereignisse vom Pfingstwochenende verweise ich auf die Außenterrasse.

Dort können Sie hautnah Anteil nehmen, wie ein Gewächshaus aus alten Fenstern entsteht:

Die Unternehmung ist übrigens eine schöne, ganzheitliche Trainingseinheit. Für Arme, Beine, Rumpf und auch mental.

Zufällig habe ich noch 250 Kilo Beton übrig.

Zehn Säcke.
Zehn Handballdamen.

Ich sehe da Potential für die nächste Saisonvorbereitung.

Während ich heute morgen auf eine Lieferung Fertigbeton wartete, schaute ich Telegymnastik.

Genauer gesagt zappte ich durch Zoo-Dokus und blieb an einer Szene hängen, in der eine Frau mit wallender, blonder Mähne, bekleidet mit einem engen Top, ihre Brust in Wellen bewegte, und mich dazu aufforderte, es ihr nachzutun.

Das Ganze war in mehrerlei Hinsicht seltsam.

Zum Einen die offenen Haare. Es scheint ein Spleen von Regisseuren zu sein, Frauen im Fernsehen mit offenen Haaren turnen zu lassen. Dabei treibt keine einzige Frau, es sei denn, die Intention des Sports ist nicht Sport, sondern, um ein Beispiel zu nennen, prostitutionseinleitender Stangentanz, Sport mit offenen Haaren. Frauen, die mit offenen Haaren turnen, geben nur vor, Frauen zu sein, die turnen. Machen Sie mit dieser Information, liebe Männer, was Sie wollen.

Die zweite Sache ist eine erotische Komponente, die die Sendung „Telegym“ – man traut es ihr kaum zu – offenbar inne hat. Ich habe mich da mal näher informiert. Vielleicht ist das Ganze auch unfreiwillig sinnlich, wenn es darum geht, „weich und genussvoll zu schaukeln“. Machen Sie sich selbst ein Bild.

Die Reihe heißt übrigens „Wild & Weiblich“ und nein, ich denke mir das nicht aus. (Der humoristische Aspekt dieser Turnserie ist auch schon anderen aufgefallen.)

Ich habe im Anschluss tatsächlich probiert, mein Brustbein in Wellen zu bewegen. Ich habe mich auf den Teppich vor mein Sofa gelegt und mich auf der Kunstfaser gewunden. Das sollten Sie auch mal tun, das ist überraschenderweise nicht einfach, schon gar nicht mit offenem Haar. Ich habe mehrmals Strähnen eingeatmet und kam kaum zurecht.

Zum Glück klingelte, bevor ich mich völlig verfransen konnte, der Beton.

Aachen ist die Stadt der Werksverkäufe: Dalli, Bahlsen, Babor, Lambertz, Zentis, Lindt.

In Aachen können Sie genauso viel ausgeben, wie Sie sparen.

Natürlich kann man nicht alle Outlets abklappern. Aber eines liegt ja wohl auf der Hand: Lindt. Eine Halle voller Schokolade, Pralinen, Pralinés – und Hasen.

Werksverkauf Lindt: Schokohasenparade

Armeen übrig gebliebener Osterhasen warteten am Wochenende darauf, doch noch von mitfühlenden Menschen adoptiert zu werden.

Das Flehen in ihren Augen, die Liebe, die sie geben möchten – Sie sehen es auch, nicht wahr?

Kauf uns.
Dann muss ich euch essen.
Wir wollen es doch auch, Schätzchen.
Aber ihr macht dick.
Wie traurig. Du reduzierst uns auf nur eine Eigenschaft.
Die entscheidende Eigenschaft.
Die entscheidende ist: Wir machen dich glücklich.
Ihr habt doch nur Schiss, dass ihr Nikoläuse werdet.
Pffff. Wir sind Nihilisten.
Ihr seid Hasen.
Beherrscht von einer unbeherrschbaren Umwelt, ist unser Lebensziel die Destruktion.
Jetzt hört aber auf.
Nur, wenn du uns isst.
Das ist Erpressung.
Wir können nicht erpressen. Wir sind Hasen. 
Ihr macht euch die Welt auch, wie sie euch gefällt.
Widewidewitt und drei macht neune.
Jetzt schlägt’s aber 13.
*Goldenes Glöckchengebimmel*

Was soll ich sagen? Am Ende fuhr ich heim, im Kofferraum eine Horde nihilistischer Goldhasen, und bei jedem Schlagloch klimperte es im Heck, als hätte ich Till Eulenspiegel gekidnappt.



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