Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Archiv der Kategorie »Tagebuchbloggen«

Donnerstag, 3. Mai

3. 05. 2018  •  4 Kommentare

Viel mit Mediation beschäftigt (Medi-a-tion, nicht Medi-ta-tion, Verwechslungsgefahr). Von Freitag bis Sonntag ist das erste von zwei Präsenzseminaren meiner Weiterbildung. Es geht ums Vermitteln, Konfliktlösen, Interessenübersetzen.

Mindmap Mediation: Ablauf, Prinizipien, Projekte, KOmmunikation, Verhandeln, Konflikte

Auf der Mindmap stehen nur die Sachen, die für mich relevant sind. Den juristischen Kram habe ich weggelassen. Ich werde demnächst noch einmal ausführlicher darüber schreiben, besonders über die neurologischen Ebenen der Veränderung und die verbundene Fragen.

*

Mit tiefer Erschütterung habe ich Vorkommnisse in der sauerländischen Heimat verfolgt: Trecker-Truppe randaliert bei McDonald’s! Ich zitiere aus dem aufwühlenden Bericht über die verrohte Landjugend:

Als die Gruppe das Lokal betrat, hob ein Jugendlicher aus der Gruppe einen Blumenkübel hoch und ließ diesen aus etwa eineinhalb Metern Höhe auf den Boden fallen, wodurch der Kübel beschädigt wurde. […]

Nach der Essensbestellung entfernte sich die Gruppe auf vier Treckern in Richtung Ostsümmern.

Danke, Merkel!!1!!11

Der Heimatfunk hat mir außerdem geflüstert, dass es im Swingerlub gebrannt habe. Man munkelt, die Freiwillige Feuerwehr sei trotz überschaubaren Brandgeschehens vollzählig vor Ort gewesen. Pflichtbewusste Truppe.

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Mit einer Mischung aus Irritation, Befremden und Amusement habe ich die Debatte um die Bundeswehr bei der re:publica verfolgt. Mehr dazu bei Thomas Wiegold, Sascha Stoltenow und bei Meedia. Ich selbst finde es inhaltlich bedauerlich, dass es keinen gemeinsamen Diskurs auf der re:pblica unter Beteiligung der Bundeswehr gibt; da gäbe es viel zu bereden und ich bin mir sicher, dass sich eine hochwertige Auseinandersetzung ergeben würde. Auf beiden Seiten sitzen meinungsstarke und reflektierte Menschen. Politisch und demokratisch ist es hingegen begrüßenswert, dass eine private Veranstaltung sich ihre Gäste aussuchen darf und keine Staatsorgane behebergen muss, wenn sie es nicht möchte.

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Gelesen über den Lumos-Fahrradhelm, der mit der Apple-Watch gekoppelt ist, Handgesten deutet und beim Abbiegen blinkt.

Gelesen über die Firma WD-40, die das gleichnamige Kriechöl herstellt, mit dem man Türzargen und alles Mögliche schmiert. Gelernt: Die 40 im Namen kommt von den 40 Versuchen des Erfinders, das Richtige zu kreieren.

Gelesen über die Neurologische Intensivstation der Charité Berlin (€), die Ärzte, die dort arbeiten, und ihre Gefühle.

Gelesen, wie Bushido, der jetzt in Kleinmachnow lebt, seine Nachbarn zu einer Gesprächsrunde trifft. Ich sach‘ ma: ein bisschen eigenwillig isser, der Herr Rapper, aber es gibt sicherlich schlechtere Nachbarn. Es ist jedenfalls ziemlich ausgeschlossen, dass Bushido sich darum schert, ob Nachbarin Hösl den Müll korrekt trennt.

Dienstag, 1. Mai

1. 05. 2018  •  8 Kommentare

Tagesbeginn:

Frühstück

Danach gearbeitet, Bohnen gepflanzt, Kartoffeln gepflanzt, Mangold und Möhren eingesät, Petersilie ins Kräuterbeet gesetzt, Fenster geputzt (ansatzweise). Mein überschaubares Talent, gepaart mit mangelndem Ansporn, frischem Wind und Sonnenschein erschwerten maßgeblich das Projekt Blitz & Blank. Himmelherrgott, da bin ich einmal in acht Monaten motiviert, Fenster zu putzen, und es treten nur Hindernisse auf.

Tagesausklang:

Pizza

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Persönlichkeitstest gemacht. Ich bin eine Entertainerin.

No other personality type is as generous with their time and energy as Entertainers when it comes to encouraging others, and no other personality type does it with such irresistible style.

Mmmh. Okay.

Was ich auf jeden Fall unterschreiben kann, sind die Stärken und Schwächen: wagemutig (nun ja), praktisch (jo), beobachtend (ja), gute Menschenkenntnis (denke schon), sensibel (ja), schnell gelangweilt (oh ja), Konflikten aus dem Weg gehend (das ist besser geworden), kein Langzeit-Planer (absolut nicht).

Relationships with Entertainers are simply unforgettable.

Äh. Nun. Das müssen Andere sagen.

People with this personality type always have some new and exciting activity up their sleeves, and they genuinely enjoy spending each moment with their partners. Entertainers enjoy physical intimacy immensely, and they prove themselves affectionate, inquisitive, and open-minded lovers who love to share pleasure with willing and reciprocative partners.

Das lasse ich mal so stehen.

Entertainers care sincerely about their friends – it’s why they put so much effort into coming up with group experiences they believe everyone will enjoy. […] Entertainers love touching on intellectual and philosophical subjects, and they seek out a diversity of personality types and perspectives to keep among their friends. But as these friends grind into the details of some esoteric topic about the long-term consequences of faltering European economic output, Entertainers inevitably find their minds wandering, hoping for someone to rush up and say “Guess what just happened!”

Ich könnt’s nicht besser beschreiben.

A good challenge is always appreciated by Entertainer personalities, and they make wonderful and inspiring counselors, social workers, personal coaches, and consultants who improve employee or customer satisfaction. […] When Entertainers come in to work, they want to see a touch of chaos, and to navigate it with a crack team of capable friends who are all too happy to take action by their sides.

Freaky. Ich tue genau das, was dort steht. Angekommen, würde ich sagen.

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Jetzt noch 30 Minuten Real gegen Bayern. Oder 60 Minuten. Oder 60 Minuten plus Elfmeterschießen. Wir werden sehen.

Montag, 30. April

30. 04. 2018  •  4 Kommentare

Große Müdigkeit. Nicht nur körperlich.

Es gibt Menschen, die umso verliebter in mich sind, je weiter ich weg bin. Und es gibt Menschen, in die ich mich umso mehr verliebe, je näher ich dran bin. Doof, wenn’s dieselben sind.

*

Die re:publica musste ich canceln. Ich wünsche allen viel Spaß, die jetzt schon in Berlin sind! Ich wäre gerne bei Euch und überlege, ob ich den Hashtag deshalb lieber verfolge oder stumm schalte.

Für mich geht es im Mai trotzdem nach Berlin. Für wegen Arbeit. Zug gebucht. Hotel gebucht. Pfingstmontag hin, Mittwoch zurück.

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Den Newsletter für den April rausgeschickt. Diesmal geht’s um Marmelade und um Intuition. Wenn Sie ihn noch nicht abonniert haben: Hier geht’s lang.

Der Newsletter aus dem März ist jetzt auch online: 10 Tipps für erfolgreiche Gespräche.

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Rasen gemäht. Einen Eimer Löwenzahl ausgestochen. Das ist echt ’ne Tätigkeit für jemanden, der Vatta und Mudda erschlagen hat. Aber nun ist es wieder hübsch, und die Löwenzahndichte ist auf ein erträgliches Maß begrenzt.

Gartenpanorama

Nach dem Räsenmähen hatte ich den Drang, Fenster zu putzen. Doch mein Kärcher Fensterreiniger musste erst aufladen. Tja, kann man nix machen.

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Abends zu Fuß mit den Sportskameradinnen um den See.

See mit Wolken

Dort Spargelschaumsuppe. Maispoulardenbrust an Madeirajus und Blattspinat mit Rosmarinkartoffeln. Riesling. Tagesausklang.

Wochenende, 28. und 29. April

30. 04. 2018  •  5 Kommentare

Nach Lüneburg gereist. Mich dort schick angezogen. Getanzt. Leute aus ganz Deutschland getroffen. Stadtführung gemacht. Etwas über Haken und Ösen gelernt. Und woher das Wort „vermöbeln“ kommt. Am Hafen gesessen und Pfannkuchen gegessen. Gin getrunken. Wieder nach Hause gefahren. Zu brückentagsmüde, um mehr zu schreiben.

In Bildern:

Lüneburg

Lüneburg

Lüneburg

Lüneburg

Lüneburg

Lüneburg

Mittwoch, 25. April

26. 04. 2018  •  3 Kommentare

Drei Tage Seminarleitung. Mein Vorrat an Wörtern ist für diese Woche aufgebraucht.

Ich habe neue bestellt. Denn morgen habe ich einen Beratungstag mit einem Kunden. Dafür braucht’s nochmal neue Wörter. Bis dahin gucke ich schweigend in den Garten.

*

Zitat von Mary Hamilton (BBC, ehemals Guardian), zitiert nach Franzis Newsletter:

„It doesn’t matter what you say you want, it’s what you do to make it happen that makes a difference in the world.”

Oder – wie ich immer sage: Es zählen nur Taten. Nicht Worte.

Mary Hamilton sagt noch viele andere Dinge, die ich unterschreibe, zum Beispiel:

„But if you’re a manager or an editor (or, more likely, both), you have to watch out for that tendency in others and in yourself. Good people who go above and beyond what’s asked of them (…)„.

Es sind die Menschen, die ein Unternehmen ausmachen. Die Kompetenzen, die gebraucht werden, ändern sich. Die Menschen bleiben. Denn, ein weiteres Zitat aus dem Text:

„Change is constant.“

Es sind auch die Menschen, die das Leben ausmachen. Nicht irgendwelche Sachen, Aufträge, Erfolge.

Montag, 23. April

23. 04. 2018  •  2 Kommentare

Heute Morgen um 5:50 Uhr vom Brüllen der Vögel erwacht. Das war ein derbes Volksfest da draußen. Totale Eskalation.

Danach ein guter Start in die Woche. Zurzeit habe ich viele Weiterbildungsaufträge, das bringt das Frühjahr mit sich.

Am Morgen war ich wieder an der TU Dortmund: zum Seminar „Bildungswege“, in dem wir uns journalistisch mit den Themen Erfolg und Karriere und mit ungeraden Lebenswegen beschäftigen. Wir haben das Thema eingegrenzt, erste Formatideen entwickelt und sind dabei, ein Onlinemagazin zu konzipieren. Auf welchen Kanälen wir außerdem publizieren, werden die nächsten Schritte zeigen.

Die Teilnehmer sind super, sehr engagiert und haben gute Ideen. Falls jemand also über Studenten lästern möchte, komme ich gerne zu einer Gegenrede rüber und erkläre, warum sie toll sind.

Am Nachmittag habe ich die morgigen zwei Seminartage im Haus Busch vorbereitet – beziehungsweise erstmal nur den ersten Tag: Storytelling über mehrere Medien. Weil die Teilnehmerinnen aus Unternehmen kommen, wird das auch sehr in Richtung Marketing und Öffentlichkeitsarbeit gehen. Für den zweiten Tag ergibt sich am ersten vielleicht noch Einiges. Ich mache das immer gerne situativ und beziehe die Dynamik der Veranstaltung mit ein.

Am Abend ein schneller Spaziergang um den See.

See mit Segelbooten im Abendrot

In letzter Zeit treffe ich jedesmal – wirklich: immer -, wenn ich um den See gehe, BVB-Fußballer. Der Roman, der Mario und ich, wir haben offenbar den gleichen Tagesrhythmus. Bald machen wir einen eigenen Freizeitclub auf, in dem wir zu Dritt auf einer Bank sitzen, schweigend aufs Wasser gucken und dabei Espresso trinken. Wie diese italienischen Opas am Lago di Bolsena.

Wochenende, 21. und 22. April

22. 04. 2018  •  8 Kommentare

Arbeitswochenende.

Samstag

Am Samstag habe ich zwei Vorträge für Leute vom Gründerwettbewerb start2grow gehalten:

  • Wie kommuniziere ich mein Unternehmen? – Anleitung in zehn Schritten.
  • Wie erkläre ich komplizierte Produkte? – Mein Angebot für Dummies

Die Gründerinnen und Gründer stehen noch sehr am Anfang ihrer Gründungsidee. Entsprechend habe ich mich mit Grundlagen beschäftigt: Bevor man die eigene Haltung kommunizieren kann, muss man sie erstmal finden. Genauso ist es mit dem, was man tut: Bevor ich beschreiben kann, was genau ich mache und welchen Nutzen ich meinen Kunden bringe, muss mir das selbst erstmal klar sein.

Wir haben über Entscheidungsprozesse gesprochen und darüber, wann ich wo bei einer Erklärung ansetzen muss. Es ist nämlich so: Je weniger der Gegenüber über mein Produkt weiß, desto mehr muss ich ihm erklären, warum es das gibt. Je mehr er weiß, desto eher spreche ich darüber, wie es funktioniert.

Warum und Wie

Um dem Anderen etwas zu erklären, hilft es, an seine Lebenswelt anzuknüpfen. Dazu muss ich erstmal etwas über seine Lebenswelt herausfinden. Danach kann ich anhand von Metaphern mein Produkt erklären. Üben kann man das mit der ABC-Methode:

Alphabet: Pro Buchstabe ein Wort

Nehmen Sie das Alphabet und ein wahlloses Wort für jeden Anfangsbuchstaben und erklären Sie das, was Sie tun, anhand dieses Wortes.

Beispiel:
Erklärung eines App-Framework für jemanden, der gerne in Konzerte geht (Orchester)

Ein philharmonisches Orchester spielt in einem Konzerthaus. Das Haus ist immer gleich: Es gibt einen Saal, das Publikum sitzt auf den Plätzen, das Orchester sitzt auf einer Bühne. Es hat immer die gleiche Sitzordnung, und auch die Sitzordnung im Saal ist immer gleich: Die Stühle sind fest montiert. Nur das Stück: Das ist immer ein anderes. So ist das mit Frameworks: Der Rahmen („Frame“) ist, unabhängig vom Programm, immer der Gleiche, der Inhalt ein anderer. Für Apps heißt das: Es gibt Apps, die gleich aufgebaut sind, wie ein Konzertsaal. Aber der Kunde hat die Möglichkeit, seine eigenen Inhalte, also seine eigene Musik, darin auszuspielen. 

Genauso gut könnte man das Ganze an Autobahnen erklären: Straßenführung immer gleich. Die, die darauf fahren, immer andere.

Praktischerweise waren Gründer*innen dabei, die im IT- und im Medizinbereich gründen. Das eignete sich hervorragend, um all das am konkreten Beispiel durchzusprechen. Die Zeit verging schnell, die Atmosphäre war locker, die Resonanz war gut. Und es gab Currywurst.

Anschließend, am Nachmittag, dann ausgedehntes Balkonsitzen mit Begleitung:

Hund

Baubedingt sind mein Balkon und der Nachbarbalkon derzeit eine durchgehende Fläche. Der Nachbarhündin gefällt das. Denn von meiner Seite des Balkons aus kann sie ganz andere Dinge sehen als von ihrer Seite des Balkons. Deshalb kommt sie gerne rüber.

Podcastleaks: Am späten Nachmittag kam Christian, und wir nahmen die neue Podcastfolge auf. Es wird um Termine gehen: Wie funktionieren Termine gut? Wie organisiere ich mich? Wie leite ich Besprechungen ein?

Wir haben endlich mal daran gedacht, ein Backstage-Foto zu machen. Die Frau und der Mann beim Gespräch:

Die Frau, der Mann beim Gespräch

Wir waren diesmal sehr diszipliniert. Hallo, Mikrotest, reden, Verabschiedung, tschüß.

Im Anschluss habe ich noch meinen April-Newsletter verfasst. Erste Version – ich werde nochmal drüberlesen und ihn dann diese Woche rausschicken. Das Thema wird „Vertrauen und Intuition“ sein. Wenn Sie dabei sein möchten: Anmeldung.

Sonntag

Am Sonntag fuhr ich zu #agileruhr18, dem Barcamp für neues und agiles Arbeiten. 200 Leute haben sich getroffen, einander Wissen vermittelt, Erfahrungen ausgetauscht, einander Methoden beigebracht und zusammen gelacht.

So schön kann Arbeiten sein:

Dachterrasse

Das waren die Themen des Sonntags – das Sessionboard:

Sessionboard

Während ich in Essen gesessen habe und es zwischendurch ein bisschen geregnet hat, muss es in Dortmund richtig geschüttet haben. Als ich nach Hause kam, war der Garten komplett nass, die ganze Terrasse war voller Erde und Steine, der Kirschbaum hat alle Blüten abgeworfen, die Wäsche auf dem Balkon durfte eine erneute Runde durch die Maschine drehen.

Gute Nachrichten aus dem Gewächshaus: Die Buschbohnen sind am Start.

Buschbohne

Jetzt noch kurze Einstimmung auf die morgige Seminarsitzung an der TU Dortmund. Dann Tatort. Dann Bett.

Freitag, 20. April

20. 04. 2018  •  8 Kommentare

Am Mittag bin ich ins Dorf gefahren: schauen, ob der Buchladen ein bestimmtes Buch hat, und einige Kleinigkeiten einkaufen. In der Kasse vor mir waren viele Menschen; es war Freitag, es war Mittag, am Freitagmittag ist das so im Rewe am Stadtteilbahnhof – dort trifft sich das Einkaufsvolk.

Die Menschen, fiel mir auf, während vor mir an der Kasse alle Unwägbarkeiten passierten, die passieren können: Storno, Bonrolle leer, „warten Sie, ich hab’s passend“, Treuepunkte verschwunden, Joghurtbecher kaputt und Payback-Karte nicht lesbar; während also all das geschah und ich in der Schlange stand, fiel mir auf, wie viele Menschen gebeugt durch die Welten gehen, nicht nur im orthopädischen Sinne: junge Menschen mit eingefallenen Oberkörpern, ohne Kraft und Körperspannung. Ich möchte ihnen dann gerne meine Zeige- und Mittelfinger links und rechts neben die Wirbelsäule drücken, vorsichtig natürlich, ganz sanft – genau in Höhe der Schulterblätter; je ein Finger zwischen Schulterblatt und Wirbelsäule, nur eine leichte Berührung. Ich möchte sagen: „Versuch mal, zieh sie mal zueinander, die Schulterblätter, Schultern zurück und ein bisschen anspannen, genau hier, wo du mich fühlst – ja, sehr gut.“ Dann möchte ich sagen: „Jetzt das Becken kippen, nach vorne kippen, genau – den Po etwas anspannen, den Bauch auch und dann das Becken zur dir hin, nach oben in Richtung Brust. Und nun atme in den kleinen Punkt unterhalb des Bauchnabels; den gibt es nicht, den musst du dir denken. Versuch es mal. Einmal, zweimal, zwölfmal, wie fühlt sich das an?“

Natürlich mache ich das nicht, sondern ich stehe da und warte und stapele meine Waren aufs Band und überlege, ob ich noch eine Packung von den Zitronenmelisse-Bonbons mitnehmen soll, ich ziehe meine Schulterblätter zueinander, atme in den Punkt unter meinen Bauchnabel, neinkeinepaybackkartedanke, bezahle und gehe.

*

Heute sagte mir jemand: „Wenn man dich so liest, könnte man glauben, Du hast nie Stillstand.“

Darüber habe ich länger nachgedacht, denn tatsächlich hatte ich in den vergangenen 20 Jahren keinen Stillstand – das hat der Jemand richtig beobachtet. Immer veränderte sich etwas,  immer ging es nach vorne; kaum stellte sich Routine ein, kam der Jobwechsel, meist von mir selbst; ich hätte auch bleiben können, doch es gab keine Herausforderungen und keine Perspektive, die eine Entwicklung zuließen. Also fort. Privat auch eine schwungvolle Fahrt: mal ein Finden ohne zu suchen, dann ein Suchen ohne zu finden, in anderen Fällen ein immerwährendes, immer wieder überraschendes Finden – oder vielleicht auch ein Suchen, so genau dann man das nicht sagen. Begegnungen mit großen und kleinen Gefühlen, großen langen und kleinen kurzen und großen kurzen und kleinen langen.

Dabei, und das ist eindeutig, das kann jeder sehen, bin ich überhaupt kein rastloser Mensch, nicht im körperlichen Sinne. Ich sitze gerne, ganz loriotesk; ich brauche dazu nichts, nicht einmal ein Buch, ich kann einfach nur sitzen und denken und gucken und zufrieden sein.

Ich tue auch im aktiven Sinne ganz gerne mal nichts. Jetzt fragen Sie sich vielleicht, was das ist: aktiv nichts tun. Ich erkläre es Ihnen am Beispiel der Gartenarbeit.

Vieles im Garten dient einem höheren Sinn und eindeutigen Zweck: wässern, mähen, säen – das muss sein, sonst wird alles welk oder existiert gar nicht erst. Manche Arbeit im Garten entzieht sich allerdings jeder Funktion; es ist keine Arbeit im eigentlichen Sinne, es ist eher Kontemplation. Dann sitzen Sie da und denken sich: Ich könnte mal nach den Radieschen schauen. Dann gehen Sie zum Beet, schauen nach den Blättern, die dort stehen, häufeln ein bisschen Erde von links nach rechts, harken eine Weile vor sich hin, und dann setzen Sie sich wieder. Die Radieschen – die brauchen das nicht, die wachsen auch ohne Ihr Nachgucken; dennoch fühlt es sich richtig an. Danach schauen Sie nach den Tomaten, schneiden vielleicht ein paar Triebe heraus – nötig wäre das nicht. Andererseits: Warum nicht? Wäre ich eine Tomate, würde ich das vielleicht wollen; man kann ja mal testen, ob es ihr gefällt. Im Anschluss denken Sie sich: Bauernblumen, davon könnte es ein paar mehr geben. Es ist erst Juni, da ist es noch nicht zu spät, da kann man noch einsäen, das wird bestimmt sehr schön. Dann nehmen Sie sich einen Sack Erde und einen Topf und schaufeln die Erde hinein und säen die Blumen ein, gießen sie und suchen ein schönes Plätzchen für sie aus. Nach den Blumen müssen Sie im Anschluss dann immer wieder mal sehen, am besten zweimal am Tag; kann sein, dass Sie sonst ein wichtiges Ereignis im Leben der Blumen verpassen, das wäre ja schade. So können Sie einen ganzen Tag verbringen und auch mehr: indem Sie aktiv nichts tun, während sich um Sie herum die Welt rasant dreht.

Vielleicht ist es genau das, was mein Leben so konstant hält: dass sich das Außen sehr schnell bewegt – der Beruf, das Private, die Reisen, die Erlebnisse. Dass ich innen aber einfach nur sitze und zufrieden bin, dass ich nicht mit den Armen wedele, nicht abrupt aufstehe, nicht fortlaufe und nicht herumzappele. Denn sonst würde ich herausfallen aus der Welt.

Donnerstag, 19. April

20. 04. 2018  •  2 Kommentare

Nichts passiert. Auch mal schön.

*

Gelesen: Herr Buddenbohm nutzt nun eine Kalender-App, die ihn anlügt.

Seit meiner Rückkehr aus Italien habe ich im Stundenrhythmus angeschaut: Ku’damm 59. Die 50er, so eine heimelige Zeit. Für die CSU.

In meinem Leben gibt es eine neue Zeitrechnung: „Vor Italien“  (v. It.) und „Nach Italien“ (n. It.).  In der Zeit v. It. gab es beispielsweise dieses Gebäude oben an meiner Straße noch nicht. Also, das kleine. Das große, das sie dort bauen, schon. Das kleine daneben, von dem ich nicht weiß, was es werden soll, haben sie erst während meiner Reise zu bauen begonnen. Ebenso war es v. It. nicht möglich, am Penny rechts abzubiegen, baustellenbedingt. Nun, in der Zeit n. It., geht das wieder. Eine neue Ära.

Ebenso waren in der Zeit v. It. einige Leute nicht schwanger. Oder, doch: schwanger vielleicht schon. Aber noch nicht wissentlich. Also, ich wusste es nicht. Sie vielleicht auch nicht. Genau genommen war meine Reise eine ausgesprochen fruchtbare Zeit. Ich selbst habe zwar nur Tomaten- und Zucchinisamen gekauft, und die sind beide noch nicht angegangen. Andere Leute hingegen haben eine rasante Vermehrung gestartet. Die Mannschaftsstärke der Kalendergirls wird sich um ein Viertel erhöhen.

Ich sollte mit dem Bundesfamilienministerium in Kontakt treten. Vielleicht lässt sich etwas arrangieren, wenn meine Abwesenheit einen solch großen Einfluss auf die Geburtenrate hat – eine erneute Reise zum Beispiel. Ich bin gerne behilflich, die Bevölkerungszahl konstant zu halten. So soll es schließlich sein in einer Solidargemeinschaft: Jeder bringt sich auf seine Weise ein.

Mittwoch, 18. April

18. 04. 2018  •  8 Kommentare

Aufgestanden und festgestellt: Keine Milch für Milchkaffee da. Direkt losgefahren und mit den Rentnern den Rewe aufgeschlossen. Die Erste am Pfandautomat, die Zweite an der Gemüsewaage, die Dritte an der Kühltheke! Sensationelle Performance.

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Heidewitzka, es ist gut zu tun. Ich bin beglückt. Seit ich von meiner Reise zurückgekehrt bin, bekomme ich außerdem sehr schöne Anfragen. Eine spannende Zeit.

Heute nochmal Homeoffice: Vortragsvorbereitung, Seminarvorbereitung, Angebotskonzeption und nebenbei schnell die Website aktualisieren. Letzteres dümpelte wochenlang auf meiner To-Do-Liste rum, und wie das immer so ist mit Dingen, die dümpeln: Sie werden plötzlich mit einem Mal dringend. Besonders die Seiten über meine Leistungen als Innovationsmacherin, als Begleiterin in Projekten und die Seite „Über mich“ brauchten ein Update, bevor ich die Links verschickte.

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Homeoffice im Garten und draußen Wäsche trocknen. Ein Hauch von Sommer.

Garten, sommerlich

Außerdem frisch entdeckt: ein Erdhummelnest im Garten, in einer Ritze der Natursteinmauern nahe am Boden. Die kleinen Dicken fliegen emsig rein und raus und suchen Nektar.

Das macht mich beides  fröhlich.

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Zwei kleine Links: eine Perle des Lokaljournalismus und eine Orientierungshilfe zum Klatschen im klassischen Konzert.

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Im Winter drehe ich immer das Wasser für den Garten ab, damit keine Leitungen einfrieren. Dieser Tage habe ich es wieder aufgedreht, und *wusch – der Anschluss an der Hauswand war undicht. Beziehungsweise ein Verbindungsstück. Es spritzte bis ans Schlafzimmerfenster.

Heute bin ich in den Baumarkt gefahren, habe eine neue Dichtung und noch eine neue Dichtung gekauft. Wegen Ersatz und falls eine nicht passt und so. Außerdem Teflonband und Hanf. Am Ende halfen einfach drei Wickel Hanf zwischen Haltering und Überwurfmutter. Das Internet sagt zwar: bringt beim PE-Rohr draußen nichts. Brachte aber was. Mal schauen, wie lange es hält.

//*stempelt sich ein Sanitär-Fleißbienchen ins Handwerkerinnenheft

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Überraschend eine Postkarte von einem lieben Menschen bekommen:

Du bist eine der Guten

<3



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